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FLORIDA «ICH BIN DANN MAL WEG...»
from GOLFSUISSE 2019-5 DE
by swissgolf.ch
Floridas Nordosten punktet mit Beschaulichkeit, Natur, Historie – und dem berühmtesten Par-3Loch der Welt. GOLFSUISSE zeigt, wo es am schönsten und spannendsten ist.

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«Na, Schätzchen, dann mach dich mal auf was gefasst!» Die Ansage ist vielversprechend. Die Dame hinter der Theke auch: übergrosses Tanktop, viel gut sichtbare, gebräunte Haut, ein sympathisches Lächeln im Gesicht. Was folgt, ist ein Schnapsglas mit Ananas-Rum, das sie vor mich auf die Theke knallt. Die Marlin & Barrel Distillery in Fernandina Beach mitten in dem kleinen, pittoresken Ortskern des Städtchens an Nordfloridas Ostküste hat sich spezialisiert auf Rum plus Sunshine-Geschmack. «Orange natürlich, in Florida» meint die Bardame, «aber Lime läuft auch gut.» Roger Morenc, der Besitzer, hat mit dem Florida-Rum sein neues Glück gemacht. Seinen Job als Datenanalyst in der Luftfahrtindustrie war er leid, er suchte nach einem neuen Geschäftsmodell und endete in Fernandina Beach. Er hat seinen Schritt nie bereut.
AMELIA ISLAND: AUSZEIT FÜR NATURLIEBHABER

So wie all die anderen, die man irgendwann und irgendwo an diesem Küstenabschnitt antrifft: Den Ex-Siemens-Ingenieur, der jetzt drei Jahre lang mit seiner Frau im Camper durch die Nationalparks tourt und am Sandstrand von Amelia Island seinen ersten Stopp eingelegt hat. Den Koch aus New York, der 200 Meter vom Hafen entfernt ein kleines Restaurant auf- gemacht hat, weil ihm der Lärm und die Hektik der Grossstadt auf die Nerven gingen. Den Polizeichef, den es von Fort Lauderdale nach Amelia Island verschlagen hat. In Fort Lauderdale, sagt seine Frau Susan, waren Morde an der Tagesordnung – in Amelia Island wird ab und an mal ein Fahrrad geklaut. «Ich bin dann mal weg» – dieser Hape-Kerkeling-Satz ist wohl nur in wenigen Regionen Floridas so passend wie hier. Die Grenze zu Georgia liegt vom Fort Clinch Park auf Amelia Island in Sichtweite. Das exklusive Millionärsparadies Sea Island ist gefühlt Welten entfernt. Auf Amelia Island landet, wer Schildkröten beobachten, stundenlang am Strand wandern –oder Golf spielen will. Mit acht 18-Löcher-Golfplätzen ist die Insel gut bestückt. Wer genauer hinsieht, entdeckt erstklassige Layouts gepaart mit schönen Verläufen am Meer und im Marschland – das Ganze zu vergleichsweise erträglichen Greenfee-Preisen.

Stararchitekt Pete Dye baute 1972 den Oak Marsh Course fertig – nicht lange, nachdem er auch das weltbekannte Harbour Town Golf Links geschaffen hatte. Vieles in Oak Marsh ähnelt dem Turnierplatz auf der Golfer-Insel Hilton Head, die nur 2,5 Fahrstunden weiter im Norden liegt: die kleinen, ondulierten Grüns, die Holzpalisaden an den Halbinsel-Grüns, die engen Fairways. Der Unterschied: Statt der Massenabfertigung im Clubhaus von Harbour Town wartet in Oak Marsh ein einziger Pro. Auf der Driving Range kommt man nach fünf Minuten mit ein paar Anwohnern ins Gespräch, und nach der Runde sitzt man ein Weilchen alleine auf der Holzterrasse und blickt auf das Marschland.

Nicht, dass Tourismus hier kein Thema wäre. Das Omni Resort und das Ritz Carlton Hotel, die beiden führenden Hotels der Insel, sind mit Blick auf ihre Hoteltürme nicht gerade unterdimensioniert. Das Immobilienbusiness brummt und die Baukräne an der Hauptstrasse auf die Insel verraten: Die Tourismusmaschinerie Floridas nähert sich unvermeidlich aus dem Süden, wo entlang der Küste ohnehin schon jeder Quadratmeter zugepflastert ist. «Hier oben wird es voller werden», sagt die Frau des Polizeichefs. Sie weiss noch nicht, ob sie das gut finden soll.
SAWGRASS: DAS BERÜHMTESTE PAR 3
Entlang der Küste Richtung Süden bekommt man noch einen Eindruck davon, wie ganz Florida war, bevor das Immobilienbusiness alles für sich vereinnahmte. Wer langsam und gemächlich die A1A von Amelia Island auf der vorgelagerten Landzunge Richtung St. Augustine herunterfährt, passiert die langgezogene Naturschutzzone Guana River. Es sind Freiräume, welche die Behörden Florida gegönnt haben. Gäbe es sie nicht, müsste man sich wohl überall an dieser mit endlosen weissen Stränden gesegneten Küste mit riesigen 5-Sterne-Überbauungen abfinden, wie sie so nur sehr vereinzelt auftauchen. Hammock Beach und Hammock Dunes, mit zwei 18-LöcherPlätzen von Jack Nicklaus und Tom Watson, sind ein Beispiel für die vielstöckigen Riesenhotels mit üppigen Suiten, perfektem Ausblick aufs Meer und all jenem Drumherum, was First-Class-Resorts heute bieten.

WELTKLASSE-GOLF UM DIE ECKE
Den leicht historischen Charme, den gerade der Europäer so oft in Amerika vermisst, kann man in Floridas Nordosten aber immer noch entdecken. In St. Augustine, wo kleine Bars, unzählige Shops und nette Restaurants längst die Oberhand gewonnen und klassische US-Ketten eher zu Aussenseitern gemacht haben, stösst man auf Kolonialarchitektur und die Spuren der spanischen Eroberer, die hier 1562 landeten.
Weltklasse-Golf liegt direkt um die Ecke. Vom bedächtigen St. Augustine mit seinen gerade einmal 14’000 Einwohnern zu TPC at Sawgrass, dem Hauptquartier der amerikanischen PGA Tour, sind es gerade einmal 20 Minuten mit dem Auto. Hier hat die Bedächtigkeit ein Ende. Der Geldadel der USA fühlt sich hier schon lange wohl. Wer im Winter nicht in Kalifornien oder Palm Beach die Sonne genoss, war hier. Das Resort Ponte Vedra Inn & Club wuchert mit dem Glanz alter Zeiten, erfreulicherweise ist er nicht abgenutzt. Der Gast erholt sich zwischen Beach-Terrassen, Einkaufsgalerien, einem Highend-Spa und zwei erstklassigen Golfplätzen mit Blick aufs Meer. Die Sonne strahlt und die Welt ist perfekt. Hier glitzern die Juwelen, die Golfcarts sind auf Hochglanz poliert. Die Outdoor-Typen und Aussteiger, die wir noch in Amelia Island getroffen haben, würden sich hier wohl eher unwohl fühlen.


Das Golf-Mekka der einen wie der anderen findet sich ohnehin ein Stückchen landeinwärts.
Am 16. Mai 1978 skizzierte Pete Dye seine ersten Ideen für den Stadium-Platz auf ein Blatt Papier. Danach liess er aus dem Sumpfland Mulden und Hügel schieben, Teiche heben und Grüns anlegen. So auch das 17. Loch mit dem berühmtesten Inselgrün der Welt. Die Golfbahn, die für einen normalen Amateur bei 125 Metern Länge scheinbar kurz und kinderleicht scheint, entwickelt sich bei der Players Championship zum Hexenkessel, wenn tausende Zuschauer jubeln und brüllen. Das fünfte Major der Welt, wie man die Players Championship inoffiziell nennt, ist ein Härtetest, der alljährlich die Besten der Welt an ihre Grenzen bringt und dem normalen Golftouristen ein Gefühl davon vermittelt, was der Begriff Schwierigkeit im Golfsport wirklich bedeutet. Den Stadium wie den ebenfalls erstklassigen Valley Course gleich daneben kann man als Tourist problemlos bespielen. Wer sich im Marriott Hotel einbucht, hat täglich Zugriff auf die Startzeiten. Allerdings muss man sich auf dem Stadium Course auf eine Greenfee zwischen 350 und 500 Dollar, je nach Package und Saison, einstellen, und auch auf dem Valley Course sind Preise zwischen 150 und 225 Dollar angesagt. Die Auffahrt zu einem der grössten Clubhäuser Amerikas, das majestätisch auf einer kleinen Anhöhe thront, ist dafür inklusive; die Grüns und Fairways haben nicht ganz AugustaNational-Niveau, aber viel fehlt nicht. Und wer sich eine ganz besondere Erfahrung gönnen will, kann sich im angeschlossenen TPC PGA Performance Center seinen Schwung von Todd Anderson auf Vordermann bringen lassen, der sich ansonsten eigentlich nur um WeltklasseSpieler kümmert. Das ist dann die ganz grosse Bühne, zumal das Trainingsgelände mit einer normalen Driving Range so viel Ähnlichkeit hat wie ein Amateurschwung mit der Schlagbewegung von Tiger Woods.
DAYTONA BEACH: DAS SPEEDWAY- UND NASCAR-MEKKA
Verglichen mit der Exklusivität und HighendAusstattung der PGA Tour wirkt die Zentrale des weiblichen Gegenstücks, der LPGA Tour, extrem normal. Eine 36-Löcher-Anlage im Hinterland von Daytona Beach. Zwei gute Golfplätze und ein typisch amerikanisches Clubhaus. Kein Glamour, kein Glitzer. Aber wer nach Daytona Beach kommt, sucht danach ohnehin nicht. Amerikas Hauptstadt der Autorennen ist bekannt für ihr 500 Nascar-Rennen, für das imposante Speedway-Stadium mit fast 170’000 Plätzen, für rauchende Reifen und das eine oder andere abgedrehte Autorennen am Strand. Die Strandpromenade erinnert an Mallorcas Ballermann zu seinen besten Zeiten, aber die PS-Fangemeinde ist von der Unzahl an Kneipen, Tabledance-Bars und Strandshops offenbar begeistert. Zwischen der Ruhe und Abgeschiedenheit von Amelia Island und diesem Hotspot für Speedway-Fahrer liegen Welten – authentisch aber ist Florida hier wie dort.
Hotels Und Preise
Omni Amelia Island Plantation Resort
Historisches 5-Sterne-Resort direkt am Strand mit den Golfplätzen Oak Marsh und Long Point. Ritz Carlton Amelia Island


Das eleganteste Hotel der Insel, ebenfalls direkt am Strand gelegen. Dazu gehört der Amelia Island Golf Club.
Elizabeth Pointe Boutique Hotel
Sehr hübsches 3-Sterne-Hotel direkt am Strand. Die Golfplätze liegen zirka zehn Minuten entfernt.
Sawgrass Mariott Golf Resort & Spa
5-Sterne-Hotel direkt neben TPC at Sawgrass, das einige gründliche Renovierungsprozesse hinter sich hat.
Ponte Vedra Inn & Club
5-Sterne-Luxusresort mit zwei eigenen Golfplätzen direkt am Meer. Üppige Meerblicke, erstklassiges Design und 1a-Pflegezustand.
The Shores Resort & Spa, Daytona Beach
Das 4-Sterne-Resort direkt am Strand verfügt über komplett renovierte Zimmer und eine sehr gute Küche. In Daytona Beach die erste Wahl.
Hammock Beach Resort
Ein riesiges Resort direkt an der Küste zwischen St. Augustine und Daytona Beach. Am idyllischsten ist die kleine Lodge im Clubhaus direkt am Strand. Die beiden Plätze bieten Blicke aufs Meer, sind erstklassig gepflegt – und haben reichlich Immobilien rechts und links der Fairways. Der Golfmarkt in den USA hat sich längst von Festpreisen verabschiedet. Stattdessen unterliegen Greenfee- und Hotelpreise je nach Auslastung einem täglichen Wandel. Auf Golfer spezialisiert ist die Agentur Florida’s First Coast of Golf, die sämtliche Resorts und Plätze entlang der Nordostküste Floridas betreut, über sehr viel Detailwissen verfügt und sowohl Startzeiten wie Packages auch kurzfristig anbietet. Die Greenfee-Preise variieren sehr stark, je nach Lage, Saison und Wochentag. Während Sie für einen Spitzenplatz wie den Stadium Course von TPC at Sawgrass unter Umständen einen Spitzenpreis von über 400 Dollar zahlen müssen, können Sie auf anderen Plätzen auch Startzeiten um die 40 Dollar buchen und trotzdem erstklassige Kurse wie zum Beispiel den Golf Club North Hampton auf Amelia Island spielen. Auch die beiden Plätze des LPGA Headquarters in Daytona Beach liegen im Winter bei nur 79 Dollar und waren immerhin zigmal Schauplatz der Qualifying School. Mehr Infos unter www.florida-golf.org
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