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ROLEX TROPHY DARIUS VAN DRIEL SIEGT IM SCHLUSSSPURT
from GOLFSUISSE 2019-5 DE
by swissgolf.ch
Mit 23 unter Par, dem besten Ergebnis der ganzen European-ChallengeTour-Saison, gewann der Holländer Darius van Driel die 31. Rolex Trophy im Golf Club Genf. Lokalmatador Raphaël de Sousa konnte den Heimvorteil nicht nutzen.

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Stefan Waldvogel
Grosses Preisgeld für ein kleines Feld: Die Rolex Trophy in Genf gilt als das exklusivste Turnier der Challenge Tour. Normalerweise kämpfen 156 Profis um die Gesamtsumme von 200’000 Euro. Beim Traditionsturnier des Schweizer Uhrenherstellers sind nur die besten vierzig der Jahresrangliste am Start, sie teilen sich die Preissumme von 290’000 Euro und entsprechend viele Punkte für die Order of Merit. Speziell ist auch das Format. An allen vier Turniertagen spielen die Profis ein ProAm, zunächst mit den besten Junioren der Region, in den drei folgenden Runden mit den Gästen des Sponsors und des Clubs. Entsprechend ist auch das Rahmenprogramm. So werden die Spieler und Gäste unter anderem jeden Abend mit einem speziellen «Edel-Buffet» verwöhnt.
Auch bei der 31. Ausgabe massen sich die Profis am Freitagabend bei einem Longest-DriveWettbewerb vor dem Clubhaus. Clubdirektor und Moderator François Lautens bezeichnet ihn scherzhaft als «wichtigsten Event der Woche». Auf jeden Fall hatten die Pros und die Zuschauer ihren Spass. Unter anderem, als der Schotte Colum Hill mit Krawatte und in Strassenschuhen den Ball genau 319 Meter weit aufs Fairway schlug. Die Nummer eins der Jahresrangliste schlug damit genau einen Meter weiter als der Franzose Antoine Rozner.
Platzrekord Egalisiert
Ähnlich knapp war der Kampf ums Preisgeld. Bei Halbzeit des Turniers lag der 30-jährige Darius van Driel noch sieben Schläge hinter dem Leader auf dem geteilten 19. Rang. Der Deutsche Nicolai von Dellingshausen hatte am zweiten Tag den Platzrekord von 62 Schlägen oder 10 (!) unter Par egalisiert und damit die Führung übernommen. Nach der besten Runde seiner Karriere benötigte der 26-Jährige dann im dritten Durchgang allerdings gleich zwölf Schläge mehr und verabschiedete sich damit aus dem Titelrennen. Anders von Driel: Mit der 63er-Karte machte er schon einen grossen Sprung auf Rang zwei. Es blieben aber immer noch vier Strokes Rückstand auf Ricardo Santos, den Sieger der Swiss Challenge 2019 in Sempach. Der Portugiese war drei Runden lang ohne einzigen Schlagverlust geblieben, im Final musste er aber bereits auf den ersten vier Bahnen zwei Bogeys notieren.
Bei Halbzeit der Finalrunde hatte van Driel den Rückstand mit vier unter Par schon aufgeholt. Mit drei weiteren Birdies übernahm er kurz danach die Führung, dank einem eingelochten Annäherungsschlag mit dem Eisen 9 auf Bahn 14 zum Eagle lag er selber zeitweise vier Schläge vor allen Verfolgern im Feld. «Danach habe ich wohl etwas zu vorsichtig gespielt, ich bin aber extrem froh, dass es schliesslich noch zum Sieg gereicht hat», freut sich der Holländer, der zuletzt das Euram Bank Open 2018 gewinnen konnte. Mit total –23 blieb ihm am Ende ein Zähler Vorsprung auf den Nordiren Cormac Sharvin. Auch Sharvin lochte auf der über 400 Meter langen Bahn 14 seinen zweiten Schlag zum Eagle ein und blieb im Final mit 64 Schlägen ebenfalls 8 unter Par. «Eagles sind auf dieser Bahn sehr selten, dass aber innert zwanzig Minuten – Sharvin spielte im drittletzten, Van Driel im letzten Flight – gleich zwei Eagles erzielt werden, ist eine Sensation», kommentierte Keith Marriott, Swiss-PGA-Präsident und Head Pro im gastgebenden Golfclub Genf.
Profikarriere Verschoben
«Der Sieg ist grossartig und enorm wichtig für mich», freut sich der Holländer van Driel. «Ich war ein paar Mal nahe dran. Bei der Turkish
Airlines Challenge verpasste ich das Stechen um einen Schlag, bei der Belgian Knockout verlor ich den Final. Nun zeigt mir der Erfolg hier, dass ich noch gewinnen kann», sagt van Driel, dem mit dem Erfolg in der Westschweiz auch ein grosser Sprung in der Jahreswertung gelang. Vom 31. Platz stösst er bis auf Rang 8 vor, die besten 15 Ende Jahr steigen auf die European Tour auf. Das Spezielle dabei: Van Driel wechselte erst als
26-Jähriger zu den Profis. Ein Unfall auf einem «Bananenboot» hatte seine ursprünglichen Pläne zunichte gemacht. Aufgrund der Komplikationen bei der gebrochenen Hand musste er den Sport aufgeben und studierte und arbeitete unter anderem für Nike Europa. Acht Jahre später als geplant startete er höchst erfolgreich auf der Alps Tour, seit 2016 spielt er regelmässig auf der Challenge Tour, und nun steht er kurz vor dem nächsten grossen Schritt.
Dank des Sieges bei der Swiss Challenge in Sempach liegt auch Ricardo Santos aktuell auf einem «Aufstiegsplatz». Für den zweiten Sieg in der Schweiz hat es aber schliesslich nicht gereicht. Santos konnte die sehr gute Ausgangslage nicht nutzen, wegen der 71er-Karte im Final musste er sich schliesslich mit dem geteilten dritten Rang zufriedengeben.
De Sousa Auf Rang 33
Mit einer 71-er Runde beendete Raphaël de Sousa das prestigereiche Turnier in Genf. Der 36-Jährige begann die Finalrunde ab Loch 10 unter anderem mit einem frühen Doppelbogey, kämpfte sich dann aber noch etwas zurück. Nur im dritten Durchgang gelang de Sousa eine «konkurrenzfähige» Runde von 66 Schlägen. Das Total von 7 unter Par ergibt für den einzigen Schweizer im Feld Platz 33 von 40 Profis am Start. Für de Sousa war es erst der zweite Auftritt bei der Rolex Trophy in seinem Heimclub, vor sieben Jahren hatte der Genfer praktisch genau gleich abgeschnitten.
Nach bisher 13 Turnieren in der aktuellen Saison liegt de Sousa als bester Schweizer auf Rang 42 in der Jahresrangliste. Die 45 Besten reisen Anfang November ans grosse Finale, allerdings stehen im Oktober noch zwei grosse Turniere in China auf dem Programm, welche die Jahresrangliste nochmals umkrempeln könnten. De Sousas vierter Rang an der Italien Challenge Ende Juni war das bisher beste Schweizer Resultat in dieser Saison. Joel Girrbach, der Swiss- Challenge-Sieger 2017, konzentriert sich aktuell vor allem auf die European Tour. Marco Iten kam bei zwölf Starts nur drei Mal ins Finalwochenende. Sein bestes Resultat war ein 28. Platz in Finnland.