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GOLFEN MIT EINEM KÜNSTLICHEN GELENK
from GOLFSUISSE 2019-5 DE
by swissgolf.ch
Ist der Gelenkknorpel vollständig verbraucht, sind die Schmerzen unerträglich und man kann sich kaum noch bewegen. Dann bleibt als letzte Möglichkeit häufig nur noch – oder besser Gott sei Dank – ein künstliches Gelenk. GOLFSUISSE zeigt, wie man auch damit golfen kann.
DR. KERSTIN WARNKE
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Am häufigsten werden Hüftprothesen, Knieprothesen und Schulterprothesen eingesetzt. Da das Auswechseln einer Prothese technisch aufwändig und oft mit Komplikationen verbunden ist, wartet man in der Regel etwas zu, bevor das Gelenk ersetzt wird. Seit 1960 werden Hüftprothesen nahezu standardmässig implantiert, Knieprothesen routinemässig seit etwa 1980. Das routinemässige Einsetzen von Schulterprothesen begann dann nochmals gut 20 Jahre später. Diese zeitlichen Unterschiede bei Hüft-, Knie- und Schulterprothesen erklären, warum wir heute viel mehr Erfahrungswissen zu künstlichen Hüften und Knien haben als zu den Schulterprothesen.
Für alle ersetzten Gelenke gilt – wie für das ursprüngliche Gelenk –, dass ohne einen schützenden Muskelmantel ein Versagen des Gelenkes droht. Mit anderen Worten, um ein

Bewegung Reduziert
Gelenke kann man teilweise oder ganz ersetzen, je nachdem, an welchen Teilen des Gelenkes der Knorpel verbraucht ist. Haben zusätzlich zum Gelenkknorpel auch die zentrierenden Bänder, Sehnen und Muskeln des jeweiligen Gelenkes gelitten, dann muss das künstliche Gelenk im Design stabiler sein, als wenn die Bänder noch vorhanden wären. Wenn das Gelenk vom Design her sehr stark geführt werden muss, also in sich sehr stabil ist, dann ist primär auch der Bewegungsspielraum nach der Operation reduzierter als bei einem frei geführten Gelenk. Diesen eingeschränkten Bewegungsspielraum muss man akzeptieren, ansonsten versagt das System. Das heisst, die Prothese lockert sich und/oder es entstehen neue Schmerzen.
Bei den Hüftprothesen ist es heute Standard, pen abgelöst werden müssen. Dadurch kommt es heute beim Hüftgelenk fast gar nicht mehr zum Herausspringen des Hüftkopfes aus der Pfanne. Dies ist für den Golfer besonders wichtig, denn der Golfschwung hat eine Komponente, die zu einem solchen Ereignis führen kann. Somit ist heute der Golfsport bei gut eingeheilter Hüftprothese und aufgebauter Becken- und Hüftmuskulatur in der Regel unproblematisch. Ungeeignet sind dagegen sportliche Belastungen mit Aufprall wie beispielsweise Sprinten, Sprünge oder ausgeprägte Stop-and-Go-Belastungen mit Richtungswechseln.
Der Golf Pro Hilft
Ist die Knieprothese einmal gut eingeheilt, hat sie eine «Lebensdauer» von zirka 20 Jahren oder mehr. Auch bei der Knieprothese braucht es einen gut entwickelten Muskelmantel vorne und hinten am Bein, damit die Prothese nicht fehlbelastet wird. Rotationskräfte, die durch den Golfschwung entstehen könnten, kann man mit der richtigen Technik neutralisieren. Es ist deshalb immer zu empfehlen, nach dem Einsetzen einer Prothese an der Hüfte oder am Knie seinen Golf Pro aufzusuchen. Die richtige Technik führt in der Regel nicht zur Fehlbelastung der implantierten Prothese. vor der Operation bereits erfahrener Golfer wird dies mit gewissen Adaptationen schaffen. Einem Anfänger wird dies wahrscheinlich nicht mehr gelingen. Für viele Patienten eine der wichtigen Fragen: Wann kann man nach einer Operation wieder mit dem Golfsport beginnen? Dies ist von der Verankerung der Prothese im Knochen und von der Fitness des Golfers abhängig. Wurde die Prothese «zementiert», dann ist in der Regel eine sofortige Belastung möglich –vorausgesetzt, die Muskeln sind kräftig genug.

Wieder Gehen Lernen
Ist die Oberfläche der Prothese porös, dann soll der eigene Knochen in die Prothese hineinwachsen und sie schlussendlich fixieren. Die erste Festigkeit sieht man nach zirka sechs Wochen, eine deutliche Verbesserung der Fixierung dann nach drei und sechs Monaten.
Schwieriger wird das Golfen mit der Schulterprothese. Kann der Muskelmantel um das Schultergelenk nicht teilweise wiederaufgebaut werden, dann ist der Golfsport gar nicht mehr oder nur mit wenig Schwung ausführbar. Ein
Wann Sie wieder golfen können, hängt von Ihrer allgemeinen Fitness und – bezüglich der Technik – von Ihrer Kraft ab. Die Muskeln rund um Hüfte und Knie schützen und stabilisieren schlussendlich die Prothese. Und vergessen Sie nicht, am Anfang muss zuerst das Gehen wieder gelernt werden. Beim Golfen stehen Sie frei, und Ihre Muskeln müssen nicht nur Ihr Körpergewicht tragen, sondern auch die Zentrifugalkräfte Ihres Schlägers im Schwung neutralisieren.
Nach der Schulterprothesen-Operation muss zunächst eine gewisse Beweglichkeit wieder erreicht werden. Hier darf man am Anfang nicht zu viel wollen. Wenn die notwendige Beweglichkeit erreicht ist, beginnt man, an der Kraft der Muskeln rund um das Gelenk und die Schulterblätter zu arbeiten. Kraft, Zentrierung im Gelenk und Beweglichkeit entscheiden dann, wie weit man im Rück- und im Durchschwung schwingen kann, ohne die Schulterprothese und sich selbst zu überlasten. Dies muss im engen Kontakt mit Arzt, Physiotherapeut und Golf Pro erarbeitet werden.