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EOPLE & PLÄTZE P 60 JAHRE
from GOLFSUISSE 2019-5 DE
by swissgolf.ch
GOLFCLUB GSTAAD-SAANENLAND

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Die Berner Oberländer haben doppelten Grund zum Feiern: 60 Jahre Golfclub und 20 Jahre seit dem hartumkämpften Ausbau auf 18 Löcher. GOLFSUISSE blickt gemeinsam mit Clubpräsident Philippe Werren zurück.
Am 22. September 1959 gründeten zwölf Männer im Hotel Victoria in Gstaad den Golfclub Saanenland, und schon weniger als drei Jahre später standen im Saanenwald die ersten 9 Löcher zur Verfügung. Unter anderem wegen des «sehr einfach gehaltenen Clubhauses» wurde das Budget von 600’000 Franken nicht ganz aufgebraucht. Als erstes Restaurant diente eine Baubaracke, die durch Eigenleistung der Mitglieder und mit überzähligen Möbeln des Palace Hotels Gstaad verschönert wurde. Kein Wunder, Gründungspräsident war Palace-Besitzer Ernst Scherz.
Trotz der bescheidenen Investitionen waren die ersten Jahre finanziell schwierig. Die erhofften Einnahmen von 90’000 Franken wurden nie erreicht. «Die Gläubiger konnten mehrheitlich überzeugt werden, auf die Verzinsung und die Amortisation der Darlehen vorläufig zu verzichten», heisst es dazu in der Jubiläumsschrift «50 Jahre Golfclub Gstaad-Saanenland». Unter anderem, um den Umbau des Clubhauses zu finanzieren, beschlossen die Mitglieder, die Eintrittsgebühren von 600 auf 3000 Franken zu erhöhen, gleichzeitig wurden 1971 die Statuten erstmals angepasst und der Name in Golfclub Gstaad-Saanenland umgewandelt.
DER LANGE WEG ZUM AUSBAU
Gut zehn Jahre später starteten im Vorstand die Diskussionen über den Ausbau auf 18 Löcher. Doch bis es so weit war, brauchten die Verantwortlichen viel Geld, Zeit und Nerven. Weil die zusätzlichen Spielbahnen nach Auffassung von Naturschützern das Flachmoor von nationaler Bedeutung gefährdeten, ging der Streit schliesslich bis vor Bundesgericht. Damit dauerte die Erweiterung insgesamt fast 15 Jahre. Im September 1999 feierten die Mitglieder und Gäste dann endlich den neuen Platz samt dem schicken neuen Clubhaus. Das Glück dauerte allerdings nur kurz. Am 26. Dezember fegte der Jahrhundertsturm «Lothar» über die Schweiz und hinterliess auch auf dem Golfplatz immense Schäden. Erst vier Jahre später wurden die letzten von total über 4000 Kubikmetern Holz aus dem Wald geschlagen und mit einer eigenen Transportbahn weggebracht.
«In den Bergen sind wir der Natur wohl noch etwas mehr ausgesetzt als im Flachland», sagt Clubpräsident Philippe Werren. Das spüre man speziell im Frühling, «wenn die Greenkeeper nie genau wissen, was sie nach dem Winter erwartet». Die Moore von nationaler Bedeutung sind auf den Bahnen 12 bis 15 ganz natürlich integriert. Niemand darf die Biotope betreten, einmal pro Jahr darf der Bauer dort das Gras mähen. Aus Rücksicht auf die Schutzgebiete verwenden die Greenkeeper keine Unkrautvertilger oder andere Giftstoffe. «Das bedeutet für uns mehr Handarbeit, war aber ein Teil des damaligen Kompromisses, und es hat sich bis heute bewährt», sagt Werren mit Blick auf die spezielle Umgebung des alpinen Platzes auf 1400 Metern. Die Höhe führt auch zu einer vergleichsweise kurzen Saison von fünf bis sechs Monaten. «Dank der neuen Zusammenarbeit mit den Partnerclubs Heidental, Wallenried, Wylihof, Küssnacht am Rigi und Interlaken können unsere Mitglieder die Saison nun fast beliebig verlängern, und dieser Mehrwert wird schon im ersten Jahr geschätzt», erläutert Werren, der seit drei Jahren dem Berner Oberländer Club vorsteht.
Kleines Einzugsgebiet
Aktuell stammen rund ein Drittel der Einnahmen von Greenfee-Spielern, zwei Drittel steuern die 600 Mitglieder bei. Man verstehe sich als halbprivater Club, führt der Präsident aus. Das Einzugsgebiet sei mit rund 8000 Leuten recht klein, und so wolle man zusammen mit den Hoteliers auch den Golf-Tourismus «pushen». Das passiert unter anderem mit dem Angebot Golf&Dine, wo man für 140 Franken nach der 18-Loch-Runde gleich noch ein VierGang-Menu serviert bekommt. Gemeinsam mit dem legendären Meisterkoch Robert Speth hat der Golfclub dieses Angebot vor drei Jahren erfolgreich eingeführt. Nach 27 (!) Saisons im Clubrestaurant ging Speth vergangenes Jahr in den verdienten Ruhestand, nun führt das Grand Hotel Park die Gastronomie. Nach einer so langen Zeit sei klar, dass sich die Mitglieder zuerst an die neuen Pächter gewöhnen müssen, erläutert Werren.
Zu Viele Oder Zu Wenige Caddies
Noch länger als Robert Speth arbeitet Head Pro Bruno Herrmann im Golfclub. Der Sohn von Gründungsmitglied und Ehrencaptain
Walter Herrmann absolvierte seine erste Saison als Golflehrer bereits 1982 in Gstaad, seit 37 Jahren ist er Head Pro und betreibt den Pro Shop im Clubhaus. Walter Herrmann war 1962 zum ersten Captain ernannt worden; der gelernte Malermeister blieb diesem Amt treu, bis er 33 Jahre später als Ehren-Captain ausgezeichnet wurde.


2018 ist Walter Herrmann verstorben. In der Jubiläumsschrift erinnerte er sich an die ersten Anfänge, als in den 30er-Jahren zwischen Gstaad und Saanen eine 9-Loch-Anlage ausschliesslich für Feriengäste bereitstand und kein Golfclub existierte. Als junger Bub hätte er dort gern als Caddie gearbeitet, doch dies sei den Kindern aus Saanen vorbehalten gewesen: «Die sagten zu uns, geht nach Gstaad die Tennisbälle auflesen.» Kurz vor dem zweiten Weltkrieg gab es weit mehr einsatzbereite Taschenträger als Golfer; wer als Caddie selber ein paar Schläge üben wollte, musste mit einer Pracht Prügel rechnen...
Wie in den meisten Schweizer Clubs, sind die Caddies mittlerweile verschwunden. In Gstaad hat sich der Verein aktiv bemüht, für seine Mitglieder und Gäste wieder junge Helfer zu gewinnen. «Wir haben es bei den Junioren und an diversen Schulen versucht, leider ohne jeglichen Erfolg», erzählt Clubpräsident Philippe Werren. «Ganz offensichtlich ist dies heute nicht mehr attraktiv genug.»
