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«ALLE WOLLTEN RORY SEHEN»
from GOLFSUISSE 2019-5 DE
by swissgolf.ch
Trotz Zuschauerrekords fielen die 110 Junioren in roten Shirts und weissen Caps beim Omega European Masters auf. Zusätzlich konnten die besten 22 sich sogar mit den Profis messen.
Der Juniors Day wurde erstmals von Swiss Golf, ASGI und Migros gemeinsam organisiert. Insgesamt 110 Junioren aus 24 Clubs wurden nach Crans-Montana eingeladen, alle erhielten ein Polo-Shirt, ein Cap und ein Hoodie von «Supporting Golf Together». Danach waren sie kaum mehr zu halten. «Alle wollten Rory sehen, und praktisch alle bekamen ein Autogramm oder sogar einen Ball», sagt Nicole Haldi von der ASGI. Einige konnten zusätzlich zu den Stars auch ihre Kollegen beim «Beat the Pro» anfeuern.
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JUNIOREN-POWER
22 der besten Schweizer Junioren kamen am Samstag zu einem grossen Auftritt. Sie durften sich am 8. Loch bei der neu lancierten Aktion «Beat the Pro» während des Turniers mit der Weltklasse messen. Die besten Girls und Boys in der Jahresrangliste versuchten, an diesem 159 Meter langen Par 3 ihren Abschlag näher als einer der drei Profis zu platzieren. Zwei schafften es: Baptiste Rey, ein 2003 geborener Handicap-5,1-Spieler vom Golfclub Sion, sowie der drei Jahre jüngere Fridolin Julian Michel (6,7) vom Golfclub Zürichsee. Rey schlug dabei unter anderem Titelverteidiger Matthew Fitzpatrick. Die European Tour bietet dieses Konzept den Turnieren mit einigen Restriktionen an. Die Junioren schlugen jeweils nach den Profis ab – eine aufregende Geschichte, die die ASGI, Migros Golfcard und Swiss Golf ermöglicht hatten durch den gemeinsamen Sportfonds «Supporting Golf Together». Vor einigen Tausend Zuschauern wurden sie über Lautsprecher vorgestellt und hatten genau eine Chance, ihr Können zu zeigen.
Als Letzter war der 2005 geborene Pedro Mario Messerli von Saint Apollinaire an der Reihe, er spielte gegen Romero, Green und Fleetwood, von dem er einen Handschuh und einen signierten Ball erhielt. «Ich spielte ein Eisen 6, hätte aber ein Eisen 7 nehmen müssen. Der Ball rollte etwas zu weit. Dafür, dass ich so nervös war, gelang der Schlag aber recht gut», sagte der Junior, der ein Handicap von 3,8 aufweist.
Prominenz
Eine spektakuläre Spielpaarung ergab sich schon vor der ersten Turnierrunde. So ging Rory McIlroy zweimal mit Musikstar und Schauspieler Justin Timberlake auf den Parcours: für neun Löcher am Dienstag und am Mittwoch beim offiziellen ProAm, zusammen mit Schauspieler Dennis Quaid. Mädchenschwarm Timberlake war vor allem an seinem Golf interessiert und ignorierte die vielen Fans, vornehmlich weiblichen Geschlechts, die auf ein Bild mit ihm oder ein Autogramm hofften. «Er ist ein guter Golfer, aber sein Spiel ist nach einer langen Tournee etwas rostig», kommentierte McIlroy. Zugänglicher als Timberlake zeigte sich Niall Horan, Mitglied der Band One Direction und ebenfalls Botschafter des Titelsponsors. Er war mit Sergio Garcia auf die Runde gegangen.


AUFGEFALLEN
Swiss-Golf-Verbandspräsident Reto Bieler war, auch am ProAm, immer wieder in Kleidern mit dem alten Logo der ASG unterwegs. «Das trage ich ganz bewusst und mit gutem Gewissen», kommentierte er. «Zuerst bekommt die Nationalmannschaft ein neues Trikot, dann die Funktionäre. Wir können es uns nicht leisten, alles in einem Jahr umzustellen.» Die Caps mit dem neuen Swiss-Golf-Logo fanden derweil reissenden Absatz. Weil die 2000 verfügbaren rasch weg waren, musste am Samstag in Bern Nachschub besorgt werden.
Abgelaufen
Lange Gesichter gab es bei den Fans, weil am Wochenende kein Schweizer mehr im Einsatz stand. Kein Schweizer? Nicht ganz richtig: Einer war noch dabei, allerdings unter italienischer Flagge. Nino Bertasio ist in Zürich geboren und spricht nach wie vor aktzentfreies Schweizerdeutsch. «Ich lebe aber seit 20 Jahren in Italien und habe meine ganz Golfkarriere im italienischen Verband gemacht. Somit stellte sich mir nie die Frage, für welches Land ich starte», erklärte er. 2016 vertrat Bertasio bei den Olympischen Spielen in Rio den italienischen Golfverband und wurde 30. Beim Omega European Masters 2019 klassierte er sich auf Platz 20. Den Hinweis, bester «Einheimischer» im Teilnehmerfeld zu sein, quittierte er augenzwinkernd mit dem Hinweis: «Mein Schweizer Pass ist allerdings abgelaufen.»
Eingepackt
Herrliches Wetter prägte die Turnierausgabe 2019, doch ausgerechnet am späten Samstagnachmittag – Runde 3 war eben beendet – näherte sich eine Gewitterfront. Das Medienzentrum wurde – unnötigerweise, wie sich zeigte – evakuiert, und ein Spezialanlass musste abgesagt werden: die «Hickory Challenge». Lee Westwood, Sergio Garcia, Matthew Fitzgerald und Miguel Angel Jiménez mussten die museumswürdigen Kleider und Schläger wieder einpacken. Immerhin: Jiménez trug die klassische Knickerbocker-Hose dann einfach in der Finalrunde – sehr zur Freude des stilbewussten Publikums.
Vor seinem ersten European-Tour-Sieg lag der 1,88 Meter grosse Bartträger aus Göteborg auf Platz 122 der Jahresrangliste und musste erneut mit dem «Abstieg» rechnen. Nun machte er einen Riesensprung auf Platz 47. «Ich hatte einen wirklich schlechten Start in die Saison, ich wollte unbedingt unter die Top 110, um meine Tourkarte zu halten. Dass es nun im Playoff gegen Rory McIlroy und drei andere geklappt hat, ist schon fast surreal», erzählte er den Journalisten. Dank des Sieges behält er nun zwei Jahre die Spielberechtigung auf der European Tour. Zusätzlich zum roten Sieger-Jackett bekam er einen Scheck über 416’000 Euro. Gelohnt hat sich damit die Reise ins Wallis auch für seinen Bruder Jesper, der ihn seit Anfang Jahr als Caddie begleitet.
MCILROY: «ZU VIELE BOGEYS»
FedEx-Cup-Sieger Rory McIlroy hatte eine Woche vor seinem Auftritt in der Schweiz 15 Millionen Dollar verdient. Für den geteilten zweiten Platz in Crans-Montana erhielt er gut 166’000 Euro. Bei seinem allerersten Auftritt im Wallis verlor der heute 30-Jährige ebenfalls im Stechen. 2008 hatte er allerdings noch keinen Sieg auf dem Konto, damals verspielte er seine Führung auf dem Schlussloch. Diesmal kam er als Verfolger noch knapp ins Titelrennen. Dass McIlroy am Ende einer Serie von sieben Turnieren erneut so motiviert und stark aufspielen würde, hatte nicht erwartet werden können. «Es war wieder eine solide Woche», sagte die Weltnummer 2. «Ich spürte allerdings eine gewisse mentale Müdigkeit und hatte am Wochenende einfach nicht, was nötig war. Birdies hatte ich genug gemacht, aber ich leistete mir in den vier Runden nicht weniger als 13 Bogeys. Das war zu viel.»
Den erhofften Turniersieg hatte er unter anderem im dritten Durchgang verspielt, dort landeten zwei seiner Bälle im Wasser. Besonders ärgerlich war sein Schlagverlust auf dem – ebenfalls – umgebauten Loch 14. Nach einem Monsterabschlag setzte er den zweiten Schlag auf dem Par 5 mit einem kurzen Eisen in den Teich. In den vier Runden gab es auf Bahn 14 übrigens gleich 35 Eagles, im Vorjahr waren es «nur» 19 gewesen.

Thomas Bjørn, Ryder-Cup-Captain und zweifacher Sieger beim Omega European Masters, gehörte diesmal auf dem zweitleichtesten Loch des Parcours nicht zu den Glücklichen. Er schoss im ersten Durchgang hier eine bittere 9. Damit verpasste er den Cut um einen Schlag.
Schweizer Scheiden Aus
Für die insgesamt acht Schweizer war der Grossanlass im Wallis ebenfalls frühzeitig beendet; wie im Vorjahr konnte sich kein Einheimischer für den Cut bei 1 unter Par qualifizieren. Benjamin Rusch zeigte im zweiten Durchgang eine gute 68er-Karte, allerdings war sein Rückstand nach dem verpatzten Auftakt zu gross. «Ich habe insgesamt 33 Löcher solides Golf gespielt, aber drei Doppel-Bogeys im ersten Durchgang waren einfach zu viel», kommentierte Rusch. Er habe probiert, sich zurückzukämpfen, aber am Schluss fehlten zwei Schläge für den Cut. Mit total 1 über Par klassierte er sich auf dem 92. Platz, genau gleich wie Raphaël de Sousa. Der Genfer war mit einer Par-Runde ins Turnier gestartet, verpasste aber die mögliche Finalteilnahme im zweiten Durchgang unter anderem mit einem Triple-Bogey auf Loch 17. So blieb er trotz fünf Birdies mit 71 Schlägen knapp über Par.
Drei weitere Schweizer folgten mit total +2, neben den beiden Profis Mathias Eggenberger und Joel Girrbach auch Amateur Ronan Kleu.
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