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Kers Ti n Warn K e: «ru M pf is T Tru M pf»

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VorsCHau

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Sie war schon an drei Olympischen Spielen als Teamärztin der Schweizer Delegation dabei. Seit vergangenem Jahr betreut Kerstin Warnke auch die ASG-Kaderspieler als Verbandsärztin. Ihr erstes Fazit ist durchaus positiv.

Stefan Waldvogel

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Für sie persönlich sei Golf fast zu wenig Action und zu anstrengend für den Kopf, sagt die 52-jährige gebürtige Deutsche und Doppelbürgerin Kerstin Warnke. Als Jugendliche hatte sie intensiv und gut Volleyball und Tennis gespielt, und noch heute treibt sie jeden Tag Sport. «Nach dem Golfen gehe ich oft noch Joggen oder Velofahren», fügt sie an. So spiele sie zwar gern, aber eher selten, und deshalb auch nicht gut. Mit Golfern und ihren speziellen Problemen befasst Warnke sich aber als Ärztin schon lange. Die Fachärztin für Orthopädie arbeitete von 1997 bis 2000 am Sportwissenschaftlichen Institut in Magglingen und betreut seither auch Golfspieler. Als Sportmedizinerin begleitete sie unter anderem die deutschen und die schweizerischen Volleyball-Nationalteams; sie war Verbandsärztin beim Tennis-Fed-Cup-Team und ist Verbandsärztin des Schweizer Ruderverbandes sowie anderer Vereine und Verbände.

groSSZügiger Arbeitgeber

Das grosse Engagement mit diesen Ehrenämtern sei nur möglich dank des grosszügigen Arbeitgebers. Seit dem vergangenen Jahr baut Warnke für das Luzerner Kantonsspital gemeinsam mit ihren Kollegen das «Sportmedizinische Zentrum Zentralschweiz» auf. Zusammen mit der Migros-Tochter Medbase bietet das Spital auf der Luzerner Allmend ein umfassendes Sportmedizin-Angebot an, und dieses wird laufend ausgebaut. Seit Januar 2013 ist das Zentrum eine von Swiss Olympic anerkannte

100 TalenT- c ar Ds unD 100 0 00 fr anK en J+s gelD

Im vergangenen Jahr profitierten rund 30 Kaderspieler der ASG von den Vorteilen einer «Swiss Olympic Talent Card». Nun erhalten auch die jüngeren Nachwuchs-Spieler im Bereich U-14 den Talent-Ausweis. «Insgesamt profitieren nun gut 100 Kaderspieler von einem erleichterten Zugang zu einem Sportgymnasium, einzelne Kantone unterstützen die Karten-Inhaber zudem auch finanziell», illustriert Marcel Meier, Ausbildungsverantwortlicher der ASG, die Vorteile. Mit dem Ausweis erhalten die jungen Spielerinnen und Spieler unter anderem auch Zugang zu medizinischen Leistungen, ander- seits verpflichten sie sich damit auf Doping und andere Substanzen zu verzichten. Insgesamt halten derzeit 2500 nationale und 4000 regionale Sport-Talente eine solche Karte. Swiss Olympic als privat-rechtliches «Dach» der einzelnen Sportverbände unterstützt mit insgesamt rund 9 Millionen Franken jährlich die nationalen und regionalen Verbände. mehr geld vom bund

Dazu kommt, dass Golf seit drei Jahren bei Jugend+Sport in der Nutzergruppe 1 ist und von allen Leistungen profitieren kann. Das wirkt

«Medical Base». Möglichst bald soll es ein anerkanntes Medical Center von Swiss Olympic werden. Etwa so wie das Zentrum für Sportmedizin der Schweizer Paraplegiker, mit dem man schon jetzt zusammenarbeitet.

Warnke selber ist schon lange «olympisch»: An den vergangenen Spielen in London war sie erstmals Chief Medical Officer des Schweizer Teams und in Athen und Peking Teamärztin, und noch immer schwärmt sie vom ganz speziellen «Spirit» der Olympischen Spiele. «Obwohl es sehr intensiv ist, möchte ich keine Sekunde missen», erklärt die vielseitig interessierte Sportlerin mit leuchtenden Augen.

Alle k ADerSpieler unterSucht

Weil Golf ab 2016 wieder olympisch wird, benötigt auch die ASG ein medizinisches Konzept. Diese Basis zu erarbeiten, war die erste Aufgabe von Warnke im vergangenen Herbst. In kurzer Zeit wurden alle Kaderspieler, bis hin zu den neu gebildeten Regionalk adern der 10- bis 14- Jährigen, sportmedizinisch untersucht. Einen Grossteil der Tests hat Warnke im Trainingslager in Tenero und Losone selber durchgeführt, teilweise liefen die rund einstündigen Untersuchungen auch dezentral. Dabei geht es in erster Linie um den Bewegungsapparat, aber auch um Herz und Lunge. Zusätzlich wird ein EKG erstellt, um mögliche Herzfehler zu erkennen, und Bluttests runden das Bild ab. Solche Tests gab es bisher im Schweizer Golf nicht, und entsprechend gespannt reagierten die Verantwortlichen auf die Ergebnisse.

Grössere Defizite bestehen laut Warnke vor allem bei der wichtigen Rumpf-Stabilität, dazu komme bei relativ vielen eine sogenannt «funktionelle Instabilität der Beinachse». Das heisst, die statisch falsche Belastung kann später zu Problemen im Knie oder den Füssen führen. Im ersten Fall helfen persönlich zugeschnittene Übungen, im anderen spezielle Einlagen für die Schuhe. Für beides kann Warnke den Spielerin- sich direkt auf die Golfclubs aus, die mit dem Juniorentraining mithelfen, weitere Kaderspieler auszubilden. Im vergangenen Jahr zahlte die öffentliche Hand via Jugend+Sport erstmals mehr als 100 000 Franken an die Nachwuchsarbeit im Golf. Der allergrösste Teil davon ging direkt an die Clubs. Zum Vergleich vor drei Jahren wurde erst rund 40 000 Franken als AufwandEntschädigung durch J+S ausbezahlt. Noch mehr als über das zusätzliche Geld freut sich Marcel Meier aber über die rund 50 zusätzlich ausgebildeten neuen J+S-Leiterinnen und Leiter, die nun in den Clubs die Junioren ausbilden. nen und Spielern ein Rezept ausstellen. Daneben habe man speziell bei einigen Frauen einen Eisenmangel festgestellt, auch dies lasse sich vergleichsweise leicht beheben mit entsprechenden Präparaten. im Winter an der Sonne sind, sieht man dies direkt am höheren Wert bei diesem Vitamin», erläutert Warnke.

Junge erStAu nlich AuSgeglichen

Am meisten gewundert habe sie sich über die vergleichsweise guten Herzfrequenzen der ganz jungen Spielerinnen und Spieler. «Rund zwei Drittel der 10- bis 14-Jährigen haben eine eher niedrige Herzfrequenz, das zeigt, dass «sie sich viel bewegen und dadurch ihr Herz-KreislaufSystem trainieren».

habe sie auch schon Krankheiten erkennen müssen, die bisher nicht diagnostiziert wurden. «Wir wollen vor allem präventiv wirken, das heisst, bestehende Defizite und Mängel erkennen, bevor Krankheiten, Unfälle und Abnützungen überhaupt entstehen können», erklärt die Verbandsärztin den Ansatz.

Pers Nlich

Bei den Blutwerten, insbesondere dem Anteil an Vitamin D3, stehen die Golferinnen und Golfer in der Regel vergleichsweise gut da. Das wichtige Vitamin zur Festigung der Knochen und zur besseren Regeneration entsteht in der Haut durch die Sonneneinstrahlung. «Wenn Golfer

Zudem seien die jungen Golfer schon erstaunlich ausgeglichen und sehr dankbar. Teilweise habe man die Eltern aufklären müssen, schliesslich seien sie es nicht gewohnt gewesen, dass eine fremde Person sich nach dem Gesundheitszustand ihrer Kinder erkundigt. «Wir müssen es aber wissen, wenn beispielsweise jemand Ritalin nimmt – welches auf der Dopingliste steht und angemeldet werden muss, wenn jemand offizielle Wettkämpfe bestreitet – oder ein anderes medizinisches Problem besteht», erläutert Warnke. Zudem

Kerstin Warnke (52) wuchs in Norddeutschland auf und studierte in Bonn, Lübeck, Heidelberg und Basel Medizin. In die Schweiz sei sie vor allem gekommen, weil sie in die Chirurgie einsteigen wollte und die Schweiz damals führend gewesen sei. Zusätzlich half der Zufall: 1990 lernte sie in den Ferien auf Antigua einen sympathischen Zentralschweizer kennen. Seit gut 20 Jahren wohnen die beiden nun gemeinsam im Kanton Nidwalden, und beide spielen im Golfclub Bürgenstock. Daneben betreibe sie diverse andere Sportarten von Aerobic über Body Pump bis Tischtennis, Tennis, Joggen und Golf.

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