
4 minute read
Crans feiert sein ehrenmitglied
Er fühlt sich als «halber» Schweizer, ist ruhig und hilfsbereit. Der australische Sonnyboy Adam Scott wird dieses Jahr auch in seinem Club Crans-sur-Sierre gefeiert.
Stefan Waldvogel
Advertisement
«Endlich haben wir einmal einen ‚Schweizer’ Major-Sieger oder wenigstens einen halben», freut sich Yves Mittaz, der Organisator des Omega European Masters. Wie lange Scott schon im Wallis im Club ist, weiss Mittaz nicht mehr auswendig, gut erinnern kann er sich aber an eine Anekdote, als der Australier beim Neun-Loch-Jack- Nicklaus-Platz eine Eigentumswohnung und Möbel gekauft hatte. Allerdings hätten ihm die Werkzeuge fürs Zusammenbauen gefehlt und so habe Mittaz ihm mit seinem eigenen Material geholfen: «Gemeinsam haben wir bis um zwei Uhr in der Früh die Möbel aufgebaut und dabei erst noch viel Spass gehabt.» Scott sei völlig unkompliziert, sehr hilfsbereit und frage jedes Mal im Club nach, ob er irgendetwas beitragen könne, erzählt Mittaz über den 33-jährigen Sonnyboy. So kommt es, dass der Profi in den Walliser Bergen auch mal die Preisverteilung bei einem Seniorenturnier übernimmt oder mit Junioren eine Runde spielt. «Daran wird sich auch mit dem Masters-Sieg nichts ändern», glaubt Guy-Noël Barras, Juniorencaptain im Golfclub Crans-sur- dem 18. Grün den entscheidenden Birdieputt für den Einzug ins Playoff zu verpassen und auf Rang drei zu landen. Schliesslich Scott selbst.
Sierre. Seine Junioren dürften ab und zu auch mit Scott oder seinem Coach trainieren, allerdings passiere dies immer sehr kurzfristig, da man erst ein oder zwei Tage vorher erfahre, dass der Australier in die Walliser Berge komme. Spätestens im Mai dürfte er auch dieses Jahr im Privatjet anreisen.
Anders als in den Vorjahren war der Snowboarder und Skifahrer diesen Winter nicht im Walliser Pulverschnee. Offenbar sei ihm der Wintersport mittlerweile zu gefährlich, meint Mittaz. Allerdings ist der angefressene Surfer auch auf den schmalen Brettern ein sportliches Grosstalent. Er sei innerhalb einer Woche problemlos jede schwarze Piste heruntergefahren, erinnert sich der Walliser, der selber alle grossen SkiEvents im Dorf als OK-Chef organisiert. Nun darf Mittaz für das Ehrenmitglied Adam Scott die nächste Feier organisieren. Wann das Fest steigt, steht noch nicht fest, vorerst dürfte der Australier die Saison in den USA spielen. Aber spätestens im Herbst dürfte es dann im Wallis so weit sein.
woodS und der FAhnenStock
Der als haushoher Favorit gehandelte Tiger Woods haderte wie ein Grossteil der Spieler an einem Sonntag, der nicht wie üblich im verschwindenden Licht der Sonne ein Ende


Da sorgte Woods mit einem eigentlich perfekten Wedge-Schlag am 15. Grün für Aufregung: Der Ball traf die Fahne und sprang von dort aus in den See. Beim folgenden Drop wählte Woods nicht einen Punkt möglichst nahe der Ausgangslage, sondern ging etwa 60 Zentimeter weiter zurück. Absichtlich, wie sich in einem Interview mit dem Fernsehsender CBS nach der Runde herausstellte. Weshalb es seinen Konsequenzen die nächsten Tage sichtbar aus dem Konzept. nahm, sondern in der unangenehmen Kälte strömenden Regens, zuerst mit den weichen Grüns. Selten hat man in Augusta an einem Schlusstag so viele zu kurz gelassene Putts gesehen wie in diesem Jahr. «Meine Distanzkontrolle war schlecht», lautete die trockene Bilanz des Amerikaners, der trotzdem noch Vierter wurde, seinen Sieg aber eigentlich bereits am Freitag verspielt hatte. noch am gleichen Abend und am Samstagmorgen zu langanhaltenden Diskussionen kam. Hätte sich Woods selbst disqualifizieren sollen? Diese Frage wird die Insider der Szene und so manchen Kollegen des Weltranglistenersten wohl noch ein Weilchen beschäftigen. Die Offiziellen des Augusta National Golf Clubs vergaben zwei Strafschläge. Woods jedenfalls brachte der getroffene Fahnenstock mit all
Mit Adam Scott aber setzte sich genau jener Spieler durch, der mit Butch Harmon lange den gleichen Trainer beschäftigte wie der Amerikaner und aufgrund seines perfekten Schwunges früh als potenzieller Woods-Rivale galt. Erst bei diesem Masters aber wurde der Australier seinem Talent und erstklassigen Spiel gerecht. In der entscheidenden Phase des ersten Majors des Jahres gab er sich keine Blösse. Sein Birdie am 18. Loch zum Stand von neun unter Par beruhte auf einem rigoros verwandelten Putt aus etwa acht Metern. «Lytham hat mir den Glauben gegeben, dass ich ein Major gewinnen kann», meinte er danach. Auch deshalb konnte er eben dieses Birdie am ersten Playoff-Loch mit Cabrera noch einmal wiederholen, brauchte wie dieser nur einen Chip und einen Putt. Als er schliesslich am zweiten Extraloch einen Putt zum Birdie und Sieg hatte, nachdem Cabrera Par gespielt hatte, sagte er sich nur eines: «Zeig jedem, wie sehr du diesen Sieg willst. Das hier ist der eine Putt.» Der Ball fiel ins Loch. Aus dem ruhigen Scott wurde kurzzeitig ein emotionaler Sieger – und Australien hatte endlich seinen ersten Masters-Titel.
Chinas Zukunft
Amerikas Fans sind schier aus dem Häuschen. Sie haben ihre Liebe zu China entdeckt – oder sollten wir sagen zu einem kleinen, 14-jährigen chinesischen Golfer. Guan Tianlang, der als jüngster Spieler aller Zeiten in diesem Jahr im Augusta National Golf Club beim Masters an den Start ging, erntete bei seinem Auftritt rauschenden Beifall für seine sportliche Leistung. Dem Jungen aus Guangzhou, der sich für das erste Major-Turnier durch seinen Sieg bei der Asia-Pacific-Championship im Jahr 2012 qualifiziert hatte, spielte während der vier Tage an keinem Loch schlechter als ein Bogey. Am Ende landete er mit zwölf über Par zwar 21 Schläge hinter dem Sieger Adam Scott auf dem 58. Rang, überstand aber den Cut und war der beste Amateur im Feld. Besondere Aufmerksamkeit erntete er am Freitag, als er einen Strafschlag wegen zu langsamen Spiels bekam, diesen aber sehr ruhig mit der Bemerkung

«Regel ist Regel» kommentierte. Guan Tianlangs Auftritt darf dabei nicht unter rein sportlichen Gesichtspunkten betrachtet werden, sondern kommt vielmehr einer grossangelegten PR-Massnahme für den Golfsport gleich. Während Golf in Europa und Nordamerika weiterhin unter stagnierenden oder sinkenden Spielerzahlen leidet, gilt es in Asien generell als Wachstumssport. Speziell in China hat sich das Augenmerk erst dann auf den Sport gerichtet, als klar wurde, dass im Golf erstmals 2016 olympische Medaillen vergeben werden. Insofern ist die Entscheidung der Organisatoren der US Masters, eine asiatische Qualifikation mit hinzuzunehmen, nur sinnvoll und schlüssig. Mit seiner Platzierung als bester Amateur lenkte der 14-jährige, der von seinen Eltern begleitet wurde, das Interesse zahlreicher Medien auf sich. Nie zuvor wurden ähnlich viele chinesische Journalisten im Augusta Country Club gesehen.