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MachtzentRen in england und in den usa

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lohnende engageMents von WeltkonzeRnen

Von UrS oSterwalder

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Die Machtzentren der globalen Golfwelt sind identisch mit den Hauptsitzen der US PGA Tour in Ponte Vedra Beach beziehungsweise der PGA European Tour in Wentworth. Die amerikanische Tourorganisation besteht seit 1895. Erste Playing Professionals brachte sie 1932 hervor. Der allmächtige Präsident der Tour, die seit 17 Jahren in Florida zu Hause ist, heisst Timothy W. Finchem. Er regiert über ein Imperium, das an den Turnieren, die es in Zusammenarbeit mit potenten Sponsoren verantwortet, für die Spieler jährlich Preisgelder von weit über einer Viertelmilliarde Dollar bereitstellt. Sein Äquivalent auf der Seite der seit 1901 gross, dass sich Firmen gewisser Branchen förmlich darum reissen, Sponsorverträge mit den genannten Institutionen, einzelnen ihrer Veranstaltungen oder Spielern abzuschliessen. Sie scheuen sich nicht, sich mit ihren Offerten auch mal gegenseitig zu überbieten, um die Zuschläge zu erhalten. Das wiederum erlaubt es grossen Turnieren, die Preisgelder auch in wirtschaftlich instabilen Zeiten ansteigen zu lassen und so die besten Golfer als Aushängeschilder ihres Anlasses anbieten zu können.

Die Gründe für die Lust auf Engagements liegen auf der Hand: Golf birgt kaum das Risiko, von bestehenden PGA European Tour, die 1981 von London nach Wentworth zog, ist seit 2005 Chief Executive George O’Grady. Seine Organisation zeichnet für Turniere, die auf höchster Stufe Preisgelder von gegen 150 Millionen Euro ausschütten. Die Summen der hoch dotierten Anlässe der Kategorien Majors und WGC sind in beiden Zahlen enthalten.

Vor allem global tätige Unternehmen leisten es sich, den Golfsport als Marketingmittel einzusetzen. Die Vorteile derartiger Engagements sind so

(Doping-)Skandalen heimgesucht zu werden, was dem Ruf eines Sponsors Schaden zufügen könnte. Neben dem sauberen Image bietet sich der Vorteil, dass Golf weltweit gespielt wird und überall konstante Wachstumsraten vorweist. Liegt beispielsweise einem US-Unternehmen daran, den Bekanntheitsgrad in Europa oder Fernost zu steigern oder dort ein neues Produkt zu lancieren, ist ein auffälliger Auftritt im Golfbusiness das geeignete Transportmittel für die Firmen-Message. Zudem begeistert sich eine für Premium-Marken lukrative Zielgruppe für das Spiel. Keine Sportart passt besser zur Wirtschaftsszene als Golf. Hier fällt die Werbung mit Luxusgütern und kostspieligen Dienstleistungen auf fruchtbaren Boden. Golfer, ob selber aktiv oder passiv als Zuschauer an Turnieren, sind empfänglich für das Pushen von Logos renommierter Firmen mit Sponsoring. Golf beeinflusst auch das wirtschaftliche Wachstum und den Wohlstand von Orten oder

Regionen, die durch das Spiel mit dem kleinen Ball bekannt geworden sind (oder werden wollen).

Das Organisieren von Turnieren erweist sich vielerorts als blühendes Geschäft. Das fängt im Kleinen an mit Wohltätigkeitsturnieren, Business-Anlässen für Kunden, geht über die Ausrichtung von Pro-Am-Anlässen im Vorfeld von grossen Events bis zu diesen selber. Golfer jeder Spielklasse und am Golfsport Interessierte sind überall willkommen. Sie gehören in der Regel einer überdurchschnittlichen Erwerbsklasse an und lassen die Kassen klingeln.

Anfang 1958 trat GM erstmals als Titelsponsor eines US-Turniers in Michigan in Erscheinung. Die Veranstalter lockten die besten Spieler mit einem Preisgeld von 52 000 Dollar an. Dieser beispielhafte Auftritt machte postwendend Schule. Es folgten weitere Firmen aus der Automobilbranche, andere Grossunternehmen und Fluggesellschaften, später Finanzdienstleister und Telekommunikationsanbieter. Die Entwicklung des Titelsponsorwesens spiegelte fortan stets die wirtschaftliche Situation. Am besten abzulesen nach der Bankenkrise, als grosse Investoren als Folge von beträchtlichen Verlusten den Rotstift zuerst einmal beim Sponsoring ansetzten. Traten 2005 noch zwölf Autohersteller als Titelsponsoren auf, sind es derzeit nur mehr fünf.

Einer davon, BMW, rührt indes mit der grossen Kelle an. Das bayrische Werk engagiert sich sowohl in Übersee (Sponsor eines FedEx-PlayoffTurniers) als auch als Hauptsponsor der PGA European Tour, um nur die bedeutendsten Auftritte zu nennen. Auch bei Martin Kaymer hat BMW vorgesprochen und mit dem neuen deutschen Star einen Werbevertrag abgeschlossen. Zahlen werden meist unter Verschluss gehalten, aber das Golfengagement von BMW bewegt sich in der Grössenordnung von 40 Millionen Euro. Zwei Schweizer Uhrenhersteller treten ebenfalls auffällig in Erscheinung: Rolex und Omega. Das Genfer Unternehmen tritt als offizieller Sponsor der vier Majors, der WGC Championships, des Ryder Cup, des Presidents Cup und der wichtigsten Touren auf. Das jurassische Pendant hat seinen grossen Auftritt jeweils als Titelsponsor des World Cup of Golf in Mission Hills (China) und im eigenen Land als Namensgeber des European Masters in CransMontana. Quasi eine Erfindung von Omega sind die Verträge mit sogenannten Botschaftern für die Produkte des Luxussegments. Neben George Clooney, Nicole Kidman oder Cindy Crawford sind es unter den Spitzengolfern Michelle Wie, Sergio Garcia und Greg Norman, die an ihren

Handgelenken Kleinode mit Schweizer Präzision tragen. Namensgeber für die kurz erwähnten Playoffs (vier Turniere mit je 8 Millionen Dollar Preisgeld, plus 10 Millionen Bonus) zum Saisonschluss in den USA ist das weltweit operierende Kurier- und Logistikunternehmen FedEx. Unschwer zu ahnen, wie potent Unternehmen sind, die sich in so grossem Stil in den Golfsport drängen, der meist nur einen Teil der jeweiligen Sponsortätigkeit ausmacht.

Urs Osterwalder ist langjähriger Golfexperte der «Neue Zürcher Zeitung» und Kenner par excellence der internationalen Golfgrössen.

geldMaschine RydeR cup

der im Zweijahresrhythmus ausgetragene kräftevergleich zwischen den besten Golfern aus europa und den uSa ist längst zum Big Business geworden.

Exemplarisch für die Bedeutung des Golfsports als Wirtschaftsfaktor ist der Ryder Cup, der im Zweijahresrhythmus ausgetragene Kräftevergleich zwischen den besten Golfern aus Europa und den USA. Geld war zwar nie der Beweggrund, um den Kampf der Kontinente Mitte der Zwanzigerjahre ins Leben zu rufen, dennoch ist er in der Neuzeit eine veritable Geldmaschine geworden. Das steigende Interesse am Wettkampf weckte Begehrlichkeiten, aus der Spannung, den Duell-Dramen draussen auf den Fairways, dem hohen Spielniveau und der offenkundigen Rivalität Kapital zu schlagen, die Veranstaltung rigoros zu vermarkten.

Ganz bescheiden erwarb Bell’s Scotch Whisky 1983 erstmals einen Auftritt als Ryder CupHauptsponsor für 300 000 Pfund. 1991 sicherte sich die amerikanische TV-Station NBC die Übertragungsrechte für 2 Millionen Pfund. Bald erwiesen sich die emotionsgeladenen Matchplay-Duelle als telegen, was sich in steigenden Summen äusserte, die für Direktübertragungen aufzuwenden waren. Stellen diese wegen zweistelliger Millionenbeträge für Fernsehanstalten zwar kein Geschäft dar, sondern nur eine Prestige- und Werbeangelegenheit, lohnt es sich für potenzielle Organisatoren in Europa und in den USA dafür umso mehr, die Ausrichtung der Mammutveranstaltungen zu übernehmen.

2010 sassen trotz total verregneten Wettkämpfen im Celtic Manor Resort von Newport in Wales bis zu 750 Millionen TV-Zuseher in 180 Ländern vor den Fernsehgeräten. Solche Zahlen verdeutlichen, dass dadurch der Imagegewinn für die Sportart einerseits, aber vor allem die Werbebotschaft zum Vorteil des Gastgebers (Anlage, Ort und Land) von kaum messbarem Wert ist. Zudem darf die Region mit einem geschätzten Nachhaltigkeitseffekt in Höhe von deutlich über einer Milliarde Euro kalkulieren. Zunächst sind zwar beträchtliche Investitionen zu tätigen, aber ein finanzielles Fiasko kann ausgeschlossen werden. Zuletzt pilgerten während der Turnierwoche regelmässig mehr als 50 000 Zuschauer pro Tag (inklusive Trainingstage) an die Ryder Cup-Wettkampfstätten.

Kein Wunder, reissen sich inzwischen Bewerber darum, Ryder Cup-Gastgeber zu werden. In Wales gaben die Besucher 2010 vor Ort rund 130 Millionen Euro aus. Zwei Jahre vorher erarbeiteten sich die Veranstalter von Valhalla in den USA nach Investitionen von 42 Millionen Dollar (inklusive 18 Millionen für die Lizenzgebühr) aus dem Ticketverkauf, der Vermietung von Zelten an Firmen zur Betreuung ihrer Gäste, aus dem Merchandising, Verkauf von Essen und Getränken, Anzeigen im Programmheft und aus dem Verkauf der TV-Rechte einen Gewinn von rund 70 Millionen Dollar. Nach Abgabe von 20 Millionen an die PGA blieben dem Club folglich immer noch stattliche acht Millionen Dollar.

Dass unlängst Deutschland scheiterte, an diesem Millionengeschäft im Jahr 2018 zu partizipieren, kannte diverse Gründe. Die französische Bewerbung für die erst zweite Austragung in Kontinentaleuropa nach 1997 in Valderrama erhielt vom massgeblichen Gremium, der Ryder Cup Europe Ltd., den Zuschlag, weil der bereits im Turniergolf (French Open) bewährte Platz von « Saint-Quentin-en-Yvelines» in Versailles zur Verfügung stand und nicht erst eine Anlage zu bauen war. Ausserdem wog die Nähe zur Millionenmetropole Paris mit entsprechender Infrastruktur schwer. Ebenso die starke französische Golfszene und die uneingeschränkte Unterstützung durch die Politik. Die Franzosen reiben sich die Hände.

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