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Paradies
Der Lavendelduft, das Gezirpe der Zikaden, der blaue Schimmer in der Ferne, das südliche Licht – die Provence hat viele Facetten und zieht jeden gleich magisch in ihren Bann.

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Heimisch werden. Das wollen alle, die hier erst einmal Fuß gefasst haben. Zu verheissungsvoll locken sie, die leuchtenden Farben der Provence, streicheln mit dem flirrenden Licht des Südens die gestressten Großstadtseelen. Verheissen sie doch ein lang ersehntes Paradies, wo ewig die Sonne scheint (bis zu 3000 Stunden pro Jahr); ein Land der weissen Berge und des azurblauen Meers, mit Mandelbäumen und Olivenhainen; ein Land, in dem es nach Lavendel, Rosmarin und einem Hauch von Rosen duftet; wo sich Platanenalleen durch die Landschaft ziehen; ein von Knoblauch und grüngoldenem Olivenöl durchtränktes
Land der ausgedehnten Mittagessen und trägen Nachmittage, allein begleitet vom Klimpern der Eiswürfel in einem Glas Pastis und dem Klacken vereinzelter Boulekugeln.
Heimisch werden. Nur die wenigsten werden es, wirklich heimisch. Aber verändern, ja verändern tun sich alle, die sich hier einmal niederlassen, ein altes Gemäuer kaufen, um es in mühevoller Kleinstarbeit wieder auferstehen zu lassen, sich einen staubigen, kleinen Citroen auf den Kiesweg davor stellen und in ausgeblichenem Hemd, kurzen Hosen und ohne Uhr über den Wochenmarkt schlendern, um mit Gustave oder Annabelle ausgiebig über die hausgemachte Entenleberpastete, den frischen Lavendelhonig und die jüngst eingetroffenen Cavaillon-Melonen zu debattieren, hier und da mal ein Stück Chèvre, einen Löffel Tapenade oder eine eingelegte Olive zu kosten. Es ist eben unmöglich, in Frankreich zu wohnen und gegenüber der nationalen Begeisterung für das Essen immun zu bleiben. Erst recht hier, in der Provence, wo es jeden Tag irgendwo einen Markt in der Nähe gibt.
Ein JAHR in dER PRovEnCE
Über solch «paradiesische» Verhältnisse redet man gern. Nur sollte man nicht den Fehler machen, zu vielen Menschen davon zu erzählen. Sonst geht es einem so wie dem Briten Peter Mayle. Der hing nach 15 Jahren in der Werbebranche seinen Job kurzerhand an den Nagel
Man kann ja schlecht ein Schild aufstellen mit dem Hinweis: Keine Besucher!
und tauschte das nebelverhangene London gegen das verträumte Luberon ein, um sich hier Sonne und Mistral um die chronisch verschnupfte Nase wehen zu lassen. Völlig verzaubert von den Eigenarten des Landes und dem teilweise ruppigen Charme seiner Nachbarn schrieb er ein wundervoll ironisches Buch über sein neues Leben im Süden Frankreichs. Es wurde ein Weltbestseller. Kurz darauf standen unbekannte Menschen drei-, vier-, fünfmal die Woche an Mayle’s Gartenzaun in Ménerbes, Journalisten oder einfache Leute, die sich sein Haus ansehen wollten. «Unser Leben hatte sich