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ViVa iTalia !
Die Brüder Molinari und der junge Gipfelstürmer Manassero schicken sich an, das internationale Golfgeschehen zu dominieren. Doch was sind die Gründe für diese plötzliche Leistungsexplosion italienischer Profigolfer. GS hat sich auf die Suche nach Erklärungen gemacht…
Von r AFFAeLe SoLDAtI
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Italien zählt nicht gerade zu den traditionellen Hochburgen im Golf, weder im Amateur- noch im Profibereich, auch wenn rein historisch gesehen das Land immer wieder namenhafte Golfer hervorgebracht hat. In den fünfziger und sechziger Jahren Alfonso Angelini, Roberto Bernardini und Aldo Casera, die mehrfach auch bei der Open in Crans-Montana antraten sowie Baldovino Dassù, der europaweit mit beeindruckenden Resultaten auf sich aufmerksam machte.
Später dann war es das «Phänomen Rocca», das weithin strahlte! Costantino Rocca, einstiger Fabrikarbeiter, der sich erst zum Caddie, dann zum Golflehrer im Golf Club Bergamo und 1995 bis zum «Fast British Open-Champion» hochspielte. Dreimal qualifizierte er sich für das europäische
Ryder Cup-Team und konnte dabei u.a. einen historischen Sieg gegen den damals als unschlagbar geltenden Tiger Woods feiern. Und selbst heute noch feiern die Fans ihren in die Jahre gekommenen Helden auf den Grüns von St. Andrews auf der europäischen Senior Tour. Rocca sei ein Einzelfall, hiess es damals. Ein Jahrhunderttalent. Und nicht wenige meinten, nach der Ära Rocca würde das italienische Profigolf wieder im Niemandsland verschwinden. Sie sollten sich täuschen. Edoardo und Francesco Molinari und Matteo Manassero beweisen das Gegenteil. Als im vergangenen Sommer der 29-jährige Edoardo die Scottish Open in Loch Lomond gewann und dabei am Championship-Sonntag mit seinem Bruder einen Flight bildete, konnte ihr
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Coach Sergio Bertaina seine Gefühle nicht länger im Zaum halten. «Das Geheimnis ihres Spiels liegt nicht in der Länge oder Genauigkeit ihrer Schläge, aber in ihrer intelligenten Spielweise!», meinte Bertaina, den man ohne Übertreibung den «Architekten» ihres Schwungs nennen darf. Die Brüder waren noch Teenager als ihre Eltern, Paolo und Micaela, sie Bertaina, dem Pro des Golf Club Torino, anvertrauten, um aus den beiden vielversprechenden Talenten, Topgolfer zu formen.
unD golf
Doch Edoardo und Francesco haben nie ausschliesslich auf eine Golfkarriere hin gearbeitet. Beide können eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen. «Dodo», der erstgenannte, ist diplomierter Ingenieur, «Chico» diplomierter Betriebswirt. Für beide hiess es immer: Studium auf der einen, Golf auf der anderen Seite. Für den Fall der Fälle, dass es mit dem Traum einer Profikarriere trotz Talents doch nichts werden würde. Francesco, der jüngere der beiden Brüder, entschloss sich 2004 ins Profilager zu wechseln, zwei Jahre vor seinem älteren Bruder, der gleichwohl bei den Amateuren für Furore sorgte indem er als erster Europäer die US Amateur Championships gewann und sich damit automatisch für das US Masters und die British Open qualifizierte. 2006 gewann Francesco die namenhafte Italian Open. Seit jenem Tag war der Sturmlauf der Molinaris auf die internationalen Spitzenplätze im Profigolf nicht mehr zu stoppen. Und dennoch, es war kaum zu erwarten, dass die beiden Brüder nur drei Jahre später, genauer gesagt am 29. November 2009, gemeinsam den World Cup im Mission Hills Golf & Country Club (China) gewinnen würden. Dieser Tag wird für immer und ewig ein historischer Höhepunkt im italienischen Golf bleiben. Ein Jahr später kochten die Emotionen erneut hoch, als beide gemeinsam mit dem europäischen Ryder Cup-Team die übermächtigen Amerikaner in die Schranken wiesen.
Chico und Dodo mögen und respektieren sich, erklärt Bertaina. Er hat sie zusammen aufwachsen und spielen sehen, seit sie sieben oder acht Jahre alt waren. «Wenn sie bei unterschiedlichen Turnieren antreten, rufen sie sich abends immer an, um zu erfahren, wie es bei dem anderen gelaufen ist und um sich Tipps zu geben, sich info@swingglove.ch www.swingglove.ch gegenseitig zu motivieren. Es gab zwischen den beiden niemals so etwas wie Rivalität. Es geht sogar so weit, dass es dem anderen schlecht geht, wenn es bei einem von beiden auf dem Golfplatz nicht rund läuft. Schon als Kinder waren sie fokussierter als andere, auch wenn man sich einen derartigen Karriereverlauf bei beiden nur schwer hatte vorstellen können. Geholfen hat sicherlich, dass beide im Training unglaublich hart an sich gearbeitet haben, sie ehrgeizig und ausdauernd genug waren, um auch nach Rückschlägen oder Misserfolgen weiter an sich und den möglichen Erfolg zu glauben. Und wichtig war natürlich auch, dass sie eine Familie hinter sich wussten, die jederzeit für sie da war und sie nach Kräften bei ihrem Abenteuer ’Profigolf’‚ unterstützte.» golfpoWer mADe in iTAly Als jüngst noch der junge Matteo Manassero neben den Brüdern Molinari auf den internationalen Leaderboards auftauchte, sprach plötzlich die ganze Welt von dem neuen Phänomen «Golfpower made in Italy». Der Knabe aus Negrar (Verona), hatte schon im Alter von dreieinhalb Jahren mit dem Golfspiel angefangen. Ein Grund, weshalb Experten schnell zu Vergleichen mit Tiger Woods neigten, der ebenfalls, kaum den Windeln entwachsen, von seinem Vater einen Golfschläger in die Hand gedrückt bekommen hatte. Gut 14 Jahre später schrieb Matteo europäische Golfgeschichte, als er mit 17 Jahren als jüngster Spieler überhaupt ein Event auf der European Tour gewann. Auch hier zieht ein Mann mit viel Erfahrung im Hintergrund still und leise die Fäden, kennt und begleitet das Supertalent seit seinen ersten Golfschwüngen. Der Mann heisst Franco Maestroni und ist Pro im Golf & Country Club Gardagolf. Aber reichen allein Talent und ein eiserner Trainingswille, um die jüngsten Erfolge dieser kleinen Golfnation zu erklären? «Nein», sagt Franco Chimenti, Präsident des Italienischen
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Golfverbands. Worin liegt also das italienische Geheimnis, derartige Golf-Champions hervorzubringen? Chimenti unterstreicht die wichtige Rolle der Golflehrer, der «Techniker», die in der Lage seien, Talente zu entdecken und zu fördern. «Die jetzigen Resultate der Pros sind eine wichtige Bestätigung für uns und unsere Arbeit, aber wir stehen erst noch am Anfang. Der Golfsport öffnet sich gerade neuen Bevölkerungsschichten und verliert mehr und mehr das snobistische Image, welches ihm speziell in Italien immer noch anhängt.» rookie of The yeAr des Golfverbands), um jungen Menschen Anreize zu bieten, mit dem Golfspiel anzufangen. Da liest man dann u.a. Dinge wie: «Wie unsere Champions, kannst auch du eines Tages bei den wichtigen Turnieren weltweit abschlagen. Mit einer Public-Karte des Italienischen Golfverbands wirst du nicht nur einen der 385 Golfplätze in Italien, sondern zudem noch einen Sport kennenlernen, der besser als alle anderen Sportarten die Fähigkeiten Technik, Konzentration, Geschicklichkeit und Strategie vereinigt. Wir warten auf dich: Dies ist der Beginn einer Leidenschaft, die dich nie wieder loslassen wird.»
Im ganzen Land entstehen derzeit neue Driving Ranges. Die flächendeckende Begeisterung für den Sport steigt. Sicherlich liegt dies begründet in den jüngsten Erfolgen der Molinari-Brüder und von Manassero, der Ende 2010 von der PGA European Tour zum «Rookie of the Year» erklärt wurde. Es ist aber auch ein Resultat der modernen Herangehensweise und des beherzten Engagements des Italienischen Golfverbands, der dem Golfsport in Italien ein neues Image verpassen möchte und offensiv gegen Vorurteile im Golf zu Werke geht.
Was auf den ersten Blick wie eine schlichte Anzeige wirkt, ist in Wahrheit ein Text, der eine Danksagung an die Brüder Francesco und Edoardo Molinari sowie an Matteo Manassero und die Ladies, speziell Giulia Sergas, Diana Luna und Veronica Zorzi begleitet. Ein Text, der sowohl motiviert und Jugendliche anzieht, als auch dem Golfsport ein dynamisches Images verleiht. Golf und die Erfolge der Athleten werden als Vorzeigemodel dargestellt, dem es nachzueifern gilt. Emanuela Audisio, langjährige Sportjournalistin bei «La Repubblica», analysierte jüngst auf zwei
Selbst in der Presse wird Golf plötzlich ein wichtiges Thema. In der «La Gazzetta dello Sport», wie in der Mehrzahl der grossen überregionalen Zeitungen Italiens fand Golf noch vor zehn Jahren so gut wie nicht statt. Heutzutage hat sich das Blatt komplett gewandelt. Viele der Sportseiten sind dem Thema Golf gewidmet und selbst Golfwerbung findet man dort (unter der Schirmherrschaft



Seiten Sportarten mit Zukunftsperspektive in Italien. Sie schrieb: «Nach einem eher schwierigen Sportjahr lechzt das Land nach jungen Athleten, die weltweit für Aufsehen sorgen. 2011 wird eine entscheidende Rolle spielen, um der kommenden Generation neue Anreize, neue Vorbilder zu schaffen.» Interessant an der Analyse ist die Tatsache, das Audisio glaubt, diese Vorbilder und
Per 15. April 2011 wurde aus der ffgo.ch das multimediale Golferportal moreforscore.com mit einem erweiterten Angebot rund um den Schweizer Amateur Golfsport.
Talente würden zukünftig aus den Sportarten Tennis und Golf kommen. Quasi als Erklärung erzählt sie hierzu die Geschichte von Domenico Geminiani, seines Zeichens bester Golfamateur unter 14 Jahren, der jüngst in die USA gezogen ist, um bei Golf-Guru David Leadbetter sein Golfspiel zu perfektionieren.

Die Molinaris und Manassero wiederum machen deutlich, dass es sehr wohl auch möglich ist, Champions in Italien zu formen. «Im Ausland beneidet man uns zur Zeit», sagt Chimenti. «Es ist wichtig, den jungen Spielern eine gute technische Unterstützung zu geben, damit sie sich später mit den besten der Welt messen können. Selbst in einer Krise, kann man mit frischen Ideen, Engagement und Leidenschaft Wunder bewirken. Es ist nicht immer ausschliesslich eine Frage des Geldes.»
viel ArbeiT
Die nächsten Generationen stehen in den Startlöchern. Dank der neuen Übungseinrichtungen überall im Land, Dank der neuen öffentlichen Golfplätze, die wie Pilze aus dem Boden schiessen. Viel Arbeit liegt dennoch noch vor dem Italienischen Golfverband. Die Jungen jedoch haben zumindest schon mal die grossen Vorbilder, die sie brauchen, um selbst vom Golfvirus befallen zu werden. Das italienische Golf spielt im internationalen Golfgeschehen nunmehr eine wichtige Rolle und will noch unverzichtbarer werden. So liegen Pläne vor, den Ryder Cup 2022 nach Italien zu holen. Erste Vorstösse in Richtung European Tour wurden bereits unternommen. Die Erinnerung an das Bild der Molinari-Brüder im Kreise des siegreichen europäischen Ryder Cup-Teams, sie ist einfach zu schön, um sie nicht reproduzieren zu wollen.


Raffaele Soldati ist Redakteur der Tessiner Tageszeitung «Corriere del Ticino» und ein langjähriger Begleiter der lokalen und italienischen Golfstars.
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