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Mr. Incredible, oder: Am Schluss gewinnt immer der Andere
US Masters, das Rendez-Vous der allerbesten Spieler der Welt im April in Augusta, Georgia –die Ausgabe 2009 eines der spannendsten Turniere aller Zeiten! Alles, was man sich wünscht, war zu sehen. Extreme Spannung, beste Unterhaltung, neue Rekorde, unglaubliche Shots und am Schluss ein Sieger, auf den keiner gewettet hätte.
was für ein cooler Bursche er ist. Jetzt hat er sein zweites Major gewonnen.
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Aber es war Kenny Perry aus Kentucky, der dieses Masters am meisten geprägt hatte. Wie Rocco Mediate am US Open 2008 und Greg Norman am British Open ebenfalls letztes Jahr blieb diesem Perry, der mich immer an Dan Akroyd aus «Ghostbusters» erinnert, der Sieg verwehrt: er hookte zwei Bälle ins Verderben – zum Bogey am 72. Loch aus dem Fairwaybunker, wo ihm ein Par zum Gewinnen gereicht hätte, und am zweiten Playoff-Hole links neben das Green – wieder Bogey.

Am US hilft der Vorjahressieger ebenfalls zu den herausragenden Figuren dieses Turniers.
Tiger Woods, der Favorit, kam während dreieinhalb Runden nicht richtig auf Touren, gleich wie sein ewiger Rivale Phil Mickelson. Schlaggleich nach drei Runden waren die beiden, sieben Schläge hinter den Leadern, und mussten gemeinsam zur vierten Runde antreten. Sie begrüssten sich auf dem Tee mit einem zurückhaltenden Handschlag, wechselten aber während er ganzen Runde kein einziges Wort – wie Hund und Katze!
Phil Mickelson legte gleich los wie die Feuerwehr und notierte auf den Frontnine sechs Birdies. Tiger Woods dagegen musste bis zum 8. Hole warten, wo er mit einem Eagle endlich zum Scoren fand. Die beiden schaukelten sich zu einer der besten Partien hoch, die sie je gespielt hatten. Mickelson leistete sich zwischen Hole 12 und Hole 17 sogar den Luxus, einen Abschlag ins Wasser und zwei kurze Putts neben das Loch zu schieben; sonst hätte er alle Chancen zum Sieg gehabt. Seine 30 auf den ersten neun Holes war in der Geschichte des Turniers bisher bloss dreimal realisiert worden. Tiger trug das seine zur immer weiter wachsenden Spannung bei: beide rückten den Leadern bis auf einen Schlag nahe, hielten aber zum Schluss doch nicht ganz durch.

Diese Leader: Kenny Perry, Chad Campbell, Angel Cabrera, alle nach der regulären Spielzeit bei -12, regelten die Sache im Playoff, wo Cabrera, der Argentinier, eindeutig die besten Nerven hatte. Er hatte schon am US Open vor zwei Jahren demonstriert,
Schon die zweite Runde des Turniers hatte einige einmalige Dinge gebracht. Jungstar Anthony Kim notierte 11 Birdies, was mit einigen Bogeys eine 65 ergab. Aber der Star des Tages war Gary Player, der Südafrikaner, der das Masters ebenfalls dreimal (61, 74, 78) gewonnen hatte und jetzt, im Alter von 74 Jahren und nach genau 52 ununterbrochenen Teilnahmen in Augusta zum letzten Mal an den Start gegangen war. Er gehört mit Palmer und Nicklaus zu den «Big Three» und ist Zeit seines Lebens als ganz grosser Sportmann und als «International Ambassador» des Golfs betrachtet worden. Player ist ein Protagonist des Fitnesstrainings. Sein «Walk» hinauf zum 18. Green wurde zum «Walk of Fame» mit Standing Ovation, ein gleichzeitig fantastischer wie auch sehr trauriger Moment; eine Epoche ist unwiederbringlich zu Ende gegangen…
Aber Sieger an diesem US Masters wurde der Stier von Cordoba; ein Argentinier, ein charismatischer Typ, immer ein Lächeln bereit, ein Spieler mit einer gewaltigen Länge vom Tee und einem feinen Touch im Kurzspiel, das man ihm bei seinem massigen Look und seinem tapsigen Gang zuerst gar nicht mal zutrauen würde –Eduardo Romero hat ihm den Übernamen «The Duck» (die Ente) angehängt. Wie schon bei seinem Sieg am US Open war Cabrera auch dieses Mal eine Überraschung; wenn es ihm so läuft wie in Augusta, dann ist ihm auch dieses Jahr am US Open etwas zuzutrauen (18. – 21. Juni, Bethpage State Park, New York; live auf Teleclub).
■ Urs Bretscher












