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Julien und Ken: grandios!
Man kann es nicht anders sagen: vor dem Beginn des Omega European Masters herrscht im Lager der Fans so was wie eine Mischung aus Hoffen und Bangen. Man wünscht sich eigentlich wieder einmal, dass ein paar unserer Jungs den Cut überstehen oder sogar vorne mitspielen, wie das Paolo Quirici (1989 Vierter und 1991 Fünfter) und Christophe Bovet (1998 18. Rang) getan haben. Doch man befürchtet auch, unsere besten Pros und die drei selektionierten Amateure könnten von der Lawine tiefer Scores quasi überschwemmt und weggespült werden, sang- und klanglos untergehen. Deshalb war es einigermassen erfreulich, dass schon in der ersten Runde drei Spieler mit roten Zahlen – das sind die Scores unter Par – auf dem Leaderboard auftauchten. Entsprechend gespannt schaute man der zweiten Runde entgegen; denn am Freitag Abend lauert wie üblich der Cut, den nur die 70 Besten (plus die mit dem 70. schlaggleichen Spieler) überstehen. Wer nach zwei Runden weiter hinten klassiert ist, hat das Wochenende frei und muss ohne Preisgeld abreisen. Wegen des am Freitag Mittag aufkommenden Föhnsturms hatten zwei der drei besten Schweizer Pech: Ken Benz schaffte es, trotz des Windes genau auf der Cutlinie (Par) zu bleiben und so die Spielberechtigung zu behalten. Der Genfer Nicolas Sulzer dagegen, ebenfalls am Nachmittag unterwegs, war der Pechvogel des Teams; denn er kämpfte den ganzen Nachmittag darum, unter Par zu bleiben, musste dann allerdings am 18. Loch ein sehr unglückliches Bogey hinnehmen, sicher mitverursacht durch die Abnützungsschlacht im extrem böigen, stark drehenden Föhn. Wie sehr er um das Überstehen dieses Cuts gekämpft hatte, merkte man ihm anschliessend gut an – er stand wie unter Schock. Überflüssig allerdings zu erwähnen, dass es auch zahlreiche andere Spieler «verblies», und dass der Wind nicht nur die Fahnen zum Flattern brachte, sondern auch die Nerven.
Julien Clément auf dem zweiten Rang!
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So blieben Ken Benz (Par) und Julien Clément (-5) im Turnier; fünf unter Par hiess der geteilte 9. Rang. Aber das war längst nicht alles, was Clément zu bieten hatte. Er zeigte eine weitere Steigerung, spielte die dritte Runde vier unter Par und lag so am Abend des Samstags auf Rang zwei! Entsprechend aufgeräumt war Clé- ment anschliessend im Gespräch; doch dabei merkte man rasch, dass das, was sich schon an der Credit Suisse Challenge abgezeichnet hatte, offensichtlich das neue Markenzeichen des Genfers ist. Er ist deutlich abgeklärter geworden, er hat vor allem auch sein Spiel geordnet, hat in Crans eine unheimlich gute Ballkontrolle demonstriert, locht mehr Putts als früher und ist deshalb für tiefere Scores gut. Wie er selber sagte, hat er gelernt, sich auch in einem Heimturnier – das von Hunderten von Freunden und Clubkollegen besucht wird –abzuschotten, seinem Game Plan treu zu bleiben, kühlen Kopf zu bewahren und vor allem auch geduldiger zu bleiben und nicht auf Teufel komm raus auf alles zu zielen, was am Horizont flattert.

So wurde es also auf die Schlussrunde hin nochmals einen Zacken spannender! Dort zeigte Clément das, was wir alle bereits wissen – es ist die beste Leistung eines Schweizers an diesem Turnier, seit dieses besteht. Wenig hätte gefehlt, und Julien Clément hätte sogar das Playoff um den Sieg bestritten. Denn an den drei letzten Löchern fehlten jeweils nur Millimeter, und sein Ball wäre gefallen. Doch wie das so ist im Golfspiel – er fiel nicht, weshalb ihm am Schluss genau ein einziger Schlag fehlte. Aber das war schnell verschmerzt: der dritte Platz ist das beste, was ein Schweizer am Omega European Masters je gezeigt hat.
Ken Benz aus Bubikon war der andere Schweizer, der alle vier Runden spielen durfte. Der 20-jährige Bubi- koner ist in der laufenden Saison der beste Amateur der ASG, und er hat auch alle Chancen, die Order of Merit zu gewinnen. Er hat seine schulische Karriere vor zwei Jahren beendet und konzentriert sich seither voll aufs Golfspiel. Durch das Winterhalbjahr hindurch jobt er neben dem Training, und im Sommer spielt er so viele internationale Turniere wie möglich. Sein Plan sieht vor, den Übertritt zu den Pros etwa in zwei Jahren vorzunehmen. Benz hielt sich mit sechs Schlägen über Par sehr ordentlich, auch wenn er nicht mehr an seine erste Runde (-3) anknüpfen konnte.

Der letzte Amateur der ASG, der in Crans den Cut überstanden hatte, war 2004 ... Nicolas Sulzer gewesen.

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