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Ball in die Luft

Nicht selten haben Frauen beim Golfspielen ein grosses Problem: sie bringen den Ball schlecht in die Luft. Hässliche Bodenroller sind die Folge – diese können zwar manchmal ziemlich weit rollen, aber eben nur manchmal. Was aber kann man dagegen tun? Je nach Situation bieten sich verschiedene Möglichkeiten an; sie sind technischer, aber auch taktischer Natur.

Die Entscheidung: wenn man den Ball aus dem Rough nicht in die Luft bringt, landet er vielleicht im Bunker. Also besser quer hinaus auf den Fairway und dann aufs Green chippen.

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Régine Lautens spielte bis letztes Jahr auf der Ladies European Tour. Heute arbeitet sie als Teaching Pro im Golf Club de Genève und ist Coach der Nationalmannschaft der Ladies und Girls.

Aus dem Rough

Speziell schwierig ist es, den Ball aus einer Lage im Rough oder im Semirough in die Luft zu bringen. Das erste Ziel muss es sein, ihn dorthin zu spielen, wo man für den nächsten Schlag eine komfortable Situation vorfindet – und wenn das heisst, quer auf den Fairway hinaus zu chippen.

Dazu muss man sein eigens Können realistisch einschätzen. Jetzt ist nicht der Moment für Heldentaten. Entsprechend wird die Wahl des Schlägers ausfallen; mitentscheidend ist, ob der Schlag über ein zusätzliches Hindernis erfolgt oder einfach nur auf den Fairway hinaus.

Entscheidet man sich für ein Eisen, muss man auf jeden Fall darauf achten, genügend Loft zu haben, damit der Ball überhaupt in die Höhe geht. Bei einem Eisen besteht immer das Risiko, dass das dichte Gras den Clubhead packt und das Eisen ablenkt. Vorbeugend stellt man sich deshalb so hin, dass man steiler hinunter schwingen kann. Der Ball wird mit einem geöffneten Clubface angesprochen. Diese beiden Massnahmen vermindern diese Gefahr.

Besonders wichtig ist es aber, auf jeden Fall durch den Ball hindurch zu schwingen. Man muss aktiv einen guten Finish anstreben.

Der Schwung

Zu geringe Schwunggeschwindigkeit ist eine der Hauptursachen dafür, dass der Ball nicht ansteigt. Auch wenn das nicht so scheint: dagegen kann man einiges tun!

• Im Training lernen, den Club genau auf der Schwungebene zu schwingen (zum Beispiel an einer geneigten Fläche). Durch einen Over-the-top-Slice geht viel Energie verloren.

• Den Hebelarm des Schlägers im Schwung verbessern, indem man im Backswing auf einen guten Winkel zwischen Arme und Schaft besorgt ist. Jetzt kann der Schläger besser «peitschen», was mehr Beschleunigung für den Ball bedeutet. Wichtig ist es, auch einen guten Finish zu machen.

• Schwungübungen mit einem schwereren Schläger (oder einem kleinen Gewicht am Schaft) helfen, den Club mit kräftigerem Griff und mehr Druck zu halten.

• Dem gleichen Zweck dienen Probeschwünge im dichten Rough, ohne Ball natürlich. Man lernt so, den Club mit Kraft durchs Rough zu wuchten.

• Schwünge mit geschlossenen Füssen unterstützen das Gefühl für einen guten «Release» des Clubs; also für das Peitschen-Lassen.

• Schliesslich hilft tägliches Kräftigungstraining für die Hände, wie etwa das Kneten eines alten Tennisballes.

Einige leichte Übungen helfen, das leidige Problem in den Griff zu bekommen. Rechts zeige ich Ihnen, wie ich mit geschlossenen Füssen den Golfclub entlang der Linie schwinge; das verbessert mein Gefühl für einen guten Release. Links sehen Sie einen guten und einen schlechten Winkel zwischen Arme und Golfclub; stimmt dieser Winkel, wie ganz links, ergibt das eine viel bessere Geschwindigkeit des Schlägerkopfes am Ball.

Auch Schwünge ohne Ball im Rough helfen, den Release zu verbessern – eine Voraussetzung dafür, den Ball aus dem Rough in die Luft zu bringen. Schliesslich (nächste Seite) zeige ich Ihnen Probeschwünge an einer geneigten Fläche.

Das Material

Zu schwere Golfschläger sind ein nicht zu überwindendes Hindernis, wenn man Mühe hat, genügend ClubheadSpeed zu kreieren. Das sind die Tips, die für das Material gelten:

• Je leichter der Schläger, desto einfacher ist er zu schwingen. Genau gleich wichtig wie das richtige Gewicht ist auch die Länge – zu lange Clubs sind erstens kaum zu beherrschen und produzieren zweitens ungenau Bälle.

• Der Schaft kann fast nicht leicht und weich genug sein. Wenn er sich sehr stark federnd anfühlt, heisst das nur, dass er dem Ball mit einem leichten Kick zusätzlichen Speed mitgibt.

• Die Griffe der Golfschläger sollten eher zu dünn als zu dick sein. Wer nicht wirklich grosse Hände hat, der sollte nicht mit Oversize-Griffen spielen. Sie verleiten dazu, die Hände zu verkrampfen und den Club falsch zu halten.

• Beim Abschlagen vom Tee muss es nicht unbedingt ein Driver sein. Ein Schlag mit einem Holz 5, der eine schöne hohe Flugbahn beschreibt, geht weiter als ein getoppter Bodenschleicher mit einem Driver. Die Regel ist also: einen Club mit genügend Loft für den Abschlag.

Fragen Sie Ihren PGA Pro; er kann Ihnen wertvolle Tips für Ihr persönliches Material geben!

Mit welchem Material spielen? Ein Männer-Eisen mit einem langen, schweren Schaft und einem dicken Griff gehört nicht in Frauenhände. Auch meine Eisen sind etwas kürzer und haben einen leichten Schaft mit einem günstigen Kickpoint. So muss ich mir nie Sorgen machen, den Ball nicht in die Luft zu bringen.

Auch vom Tee ist die richtige Club-Wahl wichtig: einDriver mit 9,5°Loft ist weniger gut geeignet für Frauen als ein Holz 3 oder gar ein Holz 5 (mit 22°Loft).

Die Übung links ist auf der vorderen Seite beschrieben.

All das kann man üben. Im Training erwirbt man sich so ein Gefühl für das, was mit Schläger und Ball im Rough passieren kann. So wird es möglich, auch diesen Schlag mit Selbstvertrauen und positiv auszuführen.

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