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Qualitäts Training

Wenn Golf richtig Spass bereiten soll, dann sind damit Erfolgserlebnisse verbunden. Dazu gehört, Fortschritte zu erzielen und – natürlich im Masse der individuellen Möglichkeiten –Technik und Spielstrategie zu verbessern. Das heisst aber auch üben, üben, üben… Zeit ist heutzutage ein Luxus, und viele schieben Zeitmangel als Rechtfertigung ihres bescheidenen Trainingsaufwandes vor. Carpe diem, nutze die Zeit, das haben schon die Alten Römer erkannt. Auf das Golf-Training übertragen lautet die Weisheit: Mit ein wenig Disziplin lässt sich auch mit einem geringen Zeitaufwand viel erreichen; vorausgesetzt, die Zielsetzung ist realistisch und die Qualität des Trainings stimmt.

Was ist besser? Eine halbe Stunde zu 100% konzentriert trainieren oder zweieinhalb Stunden zu 20%? Die Meinungen dazu gehen auseinander. Stefan Gort plädiert für die kompakte Methode; mit dem schlagenden Argument, dass, wenn ein Training zu 80% qualitativ schlecht ist, die grosse Gefahr besteht, Fehler zu üben.

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Aus welchen Elementen besteht nun ein Training, das den Anspruch an hohe Qualität erfüllt? Der Pro nennt drei Voraussetzungen: eine realistische Zielsetzung, Disziplin und Spass.

Zielgerichtetes Training

Bei vielen Golfern fällt das Zeitbudget knapp aus. Da bleibt neben dem Spiel auf dem Parcours kaum noch Raum für das Training – vermeintlich allerdings, denn schon nur eine halbe Stunde auf der Range bringt viel Nutzen: Vorausgesetzt das Training verläuft im Bewusstsein des kurzen Einsatzes zielgerichtet: Es kann sich dabei beispielsweise nur um ein einziges Detail handeln, das einem der Pro in der letzten Stunde ans Herz gelegt hat, wie etwa locker vor dem Ball stehen, korrekter Griff oder ein bestimmter Drill, Distanzkontrolle, Dreiviertel-Schläge, Draw, Fade etc.; je nach dem individuellen Niveau und

Die Selbsteinschätzung des eigenen Könnens ist die Grundlage für realistische Zielsetzungen im Golf und damit auch ein Indikator für die Trainingsgestaltung und die Früchte des Übens.

Zur Probe: Als Mass stehen zehn Bälle zur Verfügung. Wie viele Drives treffen den imaginären Fairway auf der Range (links), oder wie viele Chips landen zwischen den Schlägern auf dem ChippingGreen (unten)?

Bedürfnis. Jeder Ball sollte mit einer bestimmten Absicht und voll konzentriert geschlagen werden: zehn Bälle für eine Übung, zehn Bälle für eine andere… Damit das Training auch entsprechende Früchte trägt, müssen die in der Regel letztendlich resultatorientierten Ziele, die man sich steckt, erreichbar sein. Das bedeutet, man muss die eigenen Stärken und Schwächen kennen. Dabei spielt etwa das Score aus dem letzten Turnier keine entscheidende Rolle, denn dieses hängt von verschiedenen Faktoren wie Wetter, Glück oder Tagesform ab. Die wichtige Frage der Selbsteinschätzung erfordert eine realistischere Sicht auf das eigene Können. Erfahrungsgemäss neigen die männlichen Spieler dazu, ihre Fähigkeiten eher zu überschätzen; mit der Folge, dass sie sich auf dem Parcours in unrealistische Erwartungshaltungen hineinsteigern und sich einem unnötigen, schädlichen Druck aussetzen – beispielsweise, wenn im Turnier die scheinbar kinderleichte Aufgabe wartet, aus hundert Metern ein Green zu treffen – während Ladies und Girls ihr Können in der Regel vernünftiger einschätzen. Entsprechende Übungen auf der Driving Range, dem Chipping- und Putting-Green vermitteln ein Abbild der eigenen Fertigkeiten. Immer zehn gespielte Bälle sollen eine Antwort auf die

Stefan Gort, Jahrgang 1972, ist in Bad Ragaz aufgewachsen und hat dort als 13-Jähriger mit dem Golf begonnen. Nach einer erfolgreichen Amateur-Karriere auf allen Altersstufen mit Teilnahmen an Europa- und Weltmeisterschaften wechselte er 1995 in das Lager der Playing Pros. Nach einem viel versprechenden Beginn auf der Challenge Tour zwangen Krankheit und Verletzung die Schweizer Hoffnung zum Rücktritt vom Wettkampfgolf. Der gelernte Bankkaufmann bildete sich anschliessend in Ascona zum Teaching Pro aus (1998-2000). Im Jahr 2001 zog Stefan Gort in seine nähere Heimat Domat/Ems. Neben seiner Tätigkeit als Pro wirkt er zudem als Coach am Sportgymnasium Davos und übt dieselbe Funktion in der ASG Region Süd aus. Als Vizepräsident der Swiss PGA ist Stefan Gort auch an der vordersten Front seiner Berufsorganisation aktiv.

Frage geben, wie mancher von ihnen eine vorgegebene Aufgabe erfüllt: Einlochen aus drei Metern, aus 15 Metern nahe in den Umkreis des Loches spielen, um so einen Dreiputt möglichst zu vermeiden, den Ball in ein bestimmtes Feld chippen, auf der Range mit einem kurzen, mittleren oder langen Eisen ein Ziel treffen oder den Drive innerhalb eines bestimmten Korridors halten. Eine realistisch Selbsteinschätzung erweist sich als wichtige Grundalge eines zielgerichteten Trainings. Greens zu treffen ist letztlich abhängig davon, ob diese vom Fairway aus angespielt werden können; je besser der Ball ins Spiel gebracht wird, umso mehr steigern sich die Chancen, ein gutes Score zu erreichen. Unsinniger Druck schadet und stört die Konzentration auf Wichtigeres, beispielsweise auf den Ablauf der Preshot-Routine, einen förderlichen Drill im Probeschwung oder eine bestimmte Atemübung vor jedem Schlag.

Als Beispiel eines zielorientierten Trainings empfiehlt Stefan Gort das Spiel auf ein vorhandenes oder imaginäres Green aus einer dem individuellen Können angemessenen Distanz bis etwa hundert Meter. Mit der Fahne in der Mitte und der Aufteilung des Greens in vier Sektoren ergeben sich fünf Zielpunkte – vorne links und rechts vor der Fahne, die Fahne selber und die Segmente hinter der Fahne links und rechts. Als zusätzliche Variation bieten sich als Übung zur Kontrolle der Flugbahn hohe und flach gespielte Bälle oder Dreiviertel-Schläge an.

Disziplin

Wissen ist die erste Voraussetzung für ein zielgerichtetes Training. Damit verbindet sich die Forderung, die Tips des Pros zu akzeptieren und deren Sinn zu verstehen. Wissen und Verstehen reicht jedoch zur Umsetzung nicht aus. Diese bedarf einer Änderung im Körpergefühl, man muss den Bewegungsablauf spüren. Dazu ist Trainieren unumgänglich, denn nur durch entsprechende Drills und stetes, diszipliniertes Üben – eben durch erspüren – lässt sich das gewünschte Körpergefühl ausbilden. Einzig auf diese Weise kann man sich einen verbesserten Schwung aneignen, der auch unter höchstem Druck auf dem Parcours, etwa bei einem über Sieg oder Niederlage entscheidenden Schlag über ein Wasserhindernis, zuverlässig funktioniert. Alle Golfer sind sich wohl der Wichtigkeit des kurzen Spiels bewusst, das auf der Runde gegen zwei Drittel der Schläge beansprucht. Regelmässig Putten, Pitchen und Chippen zu üben fällt vielen mangels Attraktivität schwer, doch der Ertrag ist viel versprechend. Stefan Gort legt bei längeren Putts das Schwergewicht auf das Üben des Gefühls für die Länge, bevor die Richtung forciert wird, umgekehrt verhält es sich bei den kurzen, weniger Distanzgefühl erfordernden Putts. Beim Chippen lässt sich in Verbindung mit einem anschliessenden Putt das Scoring üben, was zudem auch dem Thema Selbsteinschätzung förderlich ist. Nicht zu vernachlässigen sind auch die Bunkerschläge, für die sich verschiedene Variationsmöglichkeiten anbieten. Wichtig ist, klare Ziele zu setzen, sich auf ein spezifisches Thema zu konzentrieren und sich nicht zu verzetteln.

Trotz seriösem Training: ohne Spass und Lust lassen sich keine positiven Resultate erreichen. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt; sei es, man supponiert eine unmögliche, aber anspruchsvolle Spielsituation oder übt den Schlag «verkehrtherum», der sich auf dem Parcours als Befreiungsmittel aus prekären Lagen bewährt – vorgängige Übung vorausgesetzt.

Wer es sich zur Gewohnheit macht, seine Runden regelmässig zu analysieren, tut sich einen grossen Gefallen, denn die Erkenntnisse daraus helfen dem Pro, besser zu erkennen, wo der Hebel angesetzt werden muss. Daraus ergibt sich zudem für Spieler und Lehrer eine befriedigendere Zusammenarbeit.

Fun

Training soll keine Qual sein, sondern in erster Linie Spass bereiten. Erfolgserlebnisse machen froh, deshalb sind realistische Ziele ins Auge zu fassen, die erst noch in Zwischenschritte aufgeteilt werden können. Spielerisches, kreatives Training, das durchaus auch Druck enthalten kann, indem man sich selber knifflige Aufgaben stellt, spornt an. Putt-Distanzübungen an den Greenrand, Pitchen aus schwierigsten Lagen, Chippen mit verschiedenen Schlägern bis zu einem Holz, Wettbewerbe mit Partnern, Matches auf dem Platz – mit ein wenig Phantasie stehen unzählige Möglichkeiten offen, Qualitätstraining mit Spass und Abwechslung zu verbinden.

Ein zu hohes Mass an Selbstkritik, das bei schlechten Schlägen Ärger und Wut auslöst, steht vielen Golfern im Weg und hindert sie an der Entfaltung ihres Könnens. Es ist natürlich nicht möglich, mit der Einstellung eines Säuglings, der Erfolg und Niederlage noch ohne Wertung erlebt, zu trainieren oder auf die Runde zu gehen. Dennoch könnte eine bewusstere Einstellung das Vergnügen am Golf steigern. Wenn man mehr darauf vertrauen würde, dass nach einem schlechten Schlag – der ja immer vorkommt – der Rest der Runde in Minne ablaufen wird, und nicht die Angst vorherrscht, dasselbe Unglück könne wieder eintreffen, so könnte man ein Malheur besser akzeptieren und sich auf die Herausforderung freuen, eine negative Situation in etwas Herausragenes zu verwandeln, unter dem Motto: Die Vergangenheit ist nicht zu ändern, die Zukunft aber schon.

Wenn wir wüssten, dass wir immer gleich spielen, so wäre dies das Ende des Golf. Jeder strebt zwar Konstanz an, aber wenn man diese nach seiner Vorstellung erreicht hat, geht trotzdem die Suche nach einem neuen Erfolgserlebnis weiter. Letztlich ist es das Aussergewöhnliche, das sich nur in schwierigen Situationen manifestiert, welches den Kick und das echten Vergnügen am Spiel vermittelt. Golf ist eine emotionale Achterbahn; Qualitätstraining hilft, diese mit Spass und möglichst unbeschadet zu bewältigen.

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Die Kunst, mit innovativen Methoden und Instrumenten bleibende Werte zu schaffen, zu erhalten und zu mehren.

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