2 minute read

Verkäufer*innenkolumne

Verkäufer*innenkolumne

Riesige Errungenschaft

Es begann am Anfang des 19. Jahrhunderts in England mit der Eisenbahn. Im Jahre 1847 wurde die erste Eisenbahnlinie der Schweiz eröffnet von Zürich nach Baden, wenig später folgten weitere Strecken, damals noch mit Dampf und Kohle. Im Jahre 1879 präsentierte die Firma Siemens die erste Elektrolokomotive. Kaum gab es elektrische Lokomotiven, da wurden die ersten Linien schon elektrifiziert.

Im Jahre 1902 wurden in der Schweiz die meisten der verschiedenen Eisenbahngesellschaften zur SBB zusammengelegt, es gab und gibt aber auch Privatbahnen. Weil die Schweiz keine Kohleproduktion hatte, lief hier die Elektrifizierung schneller als anderswo. Während der Weltkriege 1914–1918 und 1939–1945 wurde Kohle extrem teuer. 1946 kam die Re 4/4 I, die erste Elektrolokomotive, die man auch hinten anhängen konnte. Es wurden auch bald diverse technische Neuerungen nötig.

1960 waren alle Eisenbahnlinien der Schweiz elektrisch, Oberglatt–Niederwenigen und Cadenazzo–Luino erhielten als letzte eine Oberleitung. Die Strecken Nyon–Divonne, Baden–Bülach und Etzwilen–Singen stellten Ausnahmen der Elektrifizierungen dar, weil hier teilweise eine Überschreitung der Grenze involviert war.

Die Schweiz hat eines der dichtesten Eisenbahnnetze der Welt. 1435 Millimeter ist die normale Spur. Sie gibt es auch weltweit am häufigsten. Das ist die Voraussetzung dafür, dass man von Neapel bis Dänemark durchfahren kann. Die Spurweiten haben kulturelle und wirtschaftliche Gründe, Schmalspurbahnen fahren leichter um Kurven, breite Spuren sorgen für mehr Personenkapazität in den Zügen.

Auch andere Bahnen in der Schweiz ausser den SBB haben viel Meterspur, so die Rhätische Bahn, Chemin de fer du Jura, Aargau Verkehr, Zentralbahn, Montreux–Berner Oberland-Bahn, Centovalli-Bahn, die ehemalige Chemin de fer Bière–Apple–Morges und die Jungfraubahn mit dem höchstgelegenen Bahnhof Europas. Seit 2016 hat die Schweiz mit dem Gotthard-Basistunnel auch den längsten Eisenbahntunnel der Welt. Leider werden mehrere wertvolle Bahnstrecken wie Beinwil–Beromünster, Koblenz–Laufenburg, Huttwil–Sumiswald, Solothurn–Lyss und Bellinzona–Mesocco heute nur noch auf Teilstrecken befahren oder für den Güterverkehr genutzt.

Kurz: Das Schweizer Bahnnetz ist eine riesige Errungenschaft, in dem viel Wissen und Können steckt. Die Forderung der SP, Direktverbindungen und Nachtzüge von der Schweiz aus nach ganz Europa auszubauen, unterstütze ich sofort. Ich habe die Idee eines Nachtzugs von der Schweiz nach London sogar vorher schon öffentlich thematisiert.

MICHAEL HOFER, 42, verkauft seit 2006 Surprise in Zürich Oerlikon und Luzern. Er besitzt etliche Bücher zur Geschichte der Eisenbahn und ist per Bahn durch Slowenien, Ungarn, Tschechien gefahren, in Italien vor allem durch Ventimiglia und Savona und von Deutschland bis ans Mittelmeer.

Die Texte für diese Kolumne werden in Workshops unter der Leitung von Surprise und Stephan Pörtner erarbeitet. Die Illustration zur Kolumne entsteht in Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern – Design & Kunst, Studienrichtung Illustration.