COR 6

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SPUREN

Porträt eines jungen Jägers

KLANG

Gespräch mit einer Jazz-Virtuosin

GENUSS

Treffen mit Craftbeer-Pionieren

Das pure Leben!

THE LOCAL MAGAZINE BRIXEN · KLAUSEN · GITSCHBERG JOCHTAL · NATZ-SCHABS · LÜSEN 6
Ein
die
und den Erfindergeist
Heft über
Natur

info@plose.org

www.plose.org

BRIXEN PLOSE  Your Adventure Mountain
MOUNTAINCARTS
BIKE PLOSEBOB
ADR E NALI N E FA M ILY
WOODYWALK & LORGGEN

Mitarbeitende dieser Ausgabe

1 Die Faszination junger Menschen für die Jagd zu verstehen, reizte Journalistin Barbara Bachmann, obwohl sie selbst niemals fähig wäre, ein Wildtier zu schießen. Für ihre Reportage (S. 20) folgte sie einem Aufseher durch sein Revier und begab sich auf die Suche nach einem gemeinsamen Nenner – und nach den Gämsen.

2 Eigentlich hatte CORFotografin Caroline Renzler ihren Wocheneinkauf schon vor der Recherche im Market Oberhofer in Vals, einem typischen Tante-Emma-Laden (S. 30), erledigt. Trotzdem kam sie voller Kleinzeug, das man immer brauchen kann, nach Hause: zwei Christbaumkugeln, ihre Lieblingsschokolade, ein Hautpflegebalsam – und ein Magnet zur Erinnerung an das Shooting im Laden.

3 Zuerst winkte sie ab. Nein, sie sei wirklich nicht die Richtige für die Geschichte, ihr schmecke Bier gar nicht so sehr. Nun, nachdem CORRedakteurin Bettina Gartner die neuen Eisacktaler Craftbeer-Pioniere trotzdem porträtierte (S. 42), hat sich das geändert. „Ich hätte im Leben nie gedacht, dass Bier so gut und unterschiedlich schmecken kann“, resümiert sie. Prosit!

Cor. Il cuore. Das Herz. Dessen Schlagen Vergangenheit und Gegenwart und Zukunft in uns vereint. Was ist das Leben? Das, das war? Das, das ist? Das, das kommt? Wohl eine Mischung aus alledem. Je mehr wir das Vergangene im Kopf behalten, es verstehen, aus ihm lernen, desto besser sind wir im Jetzt gerüstet, desto optimistischer dürfen wir in Richtung Morgen schauen. Die Geschichten in diesem Heft erzählen davon.

Herzlich, Ihre Redaktion

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3 SECHS COR THE LOCAL MAGAZINE
4 SECHS COR THE LOCAL MAGAZINE Gitschberg Neustift Villanders Barbian NatzSchabs Vals Pfunders Lüsen Rodenecker und Lüsner Alm Plose 61 30 20 62 40 14 32 42 78 15 18 68 8 61

Impressum

HERAUSGEBER

Brixen Tourismus Genossenschaft Tourismusgenossenschaft Gitschberg Jochtal Tourismusgenossenschaft Klausen, Barbian, Feldthurns und Villanders Tourismusgenossenschaft Natz-Schabs Tourismusverein Lüsen

KONTAKT info@cormagazine.com

REDAKTION Exlibris exlibris.bz.it

PUBLISHING MANAGEMENT

Valeria Dejaco (Exlibris)

CHEFREDAKTION

Lenz Koppelstätter ART DIRECTION Philipp Putzer farbfabrik.it

AUTORINNEN UND AUTOREN

Valeria Dejaco, Bettina Gartner, Lisa Maria Gasser, Amy Kadison, Lenz Koppelstätter, Debora Longariva, Judith Niederwanger und Alexander Pichler (Roter Rucksack), Silvia Oberrauch

FOTOS Coverfoto: Michael Pezzei; Florian Andergassen (6-7), Leonhard Angerer (68-69, 72), Archiv, Albert Ceolan (41), Peter Daldos (41), Nicho De Biasio (16), Markus Denicolò (16), Frauenarchiv Bozen – Bestand Frauen für Frieden (71), Frei & Zeit (15), Alex Filz (17, 61), Hannes Fistill (61), Wolfgang Gafriller (15), Matthias Gasser Photography (79), Mirja Kofler (3), Manuel Kottersteger (61), Tourismusverein Lüsen (79), Alex Moling (12-13), Helmut Moling (41, 65), Tourismusverein Natz-Schabs (63), Kloster Neustift (40-41), Hannes Niederkofler (8-9, 14, 78), Paragliding Gitschberg (61), Michael Pezzei (18-19, 20-28, 52-60), privat, Caroline Renzler (3, 30-31, 32-39, 42-49, 62), Roter Rucksack/Judith Niederwanger & Alexander Pichler (82), J. Konrad Schmidt (64), Patrick Schneiderwind (73), Patrick Schwienbacher (15), Shutterstock/Svet La (14), Shutterstock/clarst5 (24), Shutterstock/Dario Pautasso (27), Shutterstock/zlikovec (27), Shutterstock/01elena10 (42), Shutterstock/sonsart (77), Shutterstock/Sompao (81), Shutterstock/ Annabell Gsoedl (81), Shutterstock/Tatiana Diuvbanova (81), Tiberio Sorvillo (10-11, 40), Annemone Taake (17), Konstantin Volkmar (16), Wikimedia Commons/Llorenzi CC BY-SA 3.0 (74), Günther Willeit (65), Harald Wisthaler (80), Oskar Zingerle (14)

ILLUSTRATIONEN

Cristóbal Schmal (4, 66)

ÜBERSETZUNGEN UND LEKTORAT

Exlibris (Valeria Dejaco, Alison Healey, Debora Longariva, Milena Macaluso, Charlotte Marston, Federica Romanini, The Word Artists)

DRUCK Lanarepro, Lana

Mit freundlicher Unterstützung von:

6 Alte Ideen, neue Lust! Orte zum Genießen und Entdecken

14 Neu und gut Wissenswertes aus der Umgebung

18 Drei Fragen an … Martina Prast Hofer, Betreuerin der jungen Villanderer Goaßlschnöller

20 Wiesen, Wald und Wild Unterwegs mit Jagdaufseher Alex Bergmeister

30 Kein Säbelzahntiger, nirgends Eine Ode an Tante-Emma-Läden

32 „Berge machen Menschen“ Musikerin Ruth Goller im Interview

40 Spektakuläre Orte Das Kloster Neustift

42 Mein Bier Zu Besuch bei CraftbeerPionieren

50 Aller Anfang Ein Museumsstück im Fokus

52 Helfer am Berg Drei Wintersportexperten erzählen

61 Action? Aber sicher! Begleitet von Profis

62 Krapfenreise Fünf köstliche Varianten

64 Hang zur Sonne Zu Besuch beim Pacherhof

66 Südtirol für Anfänger Folge 6: Brechen und Teilen

67 Südtirol-Lexikon, das Dialekt verständlich gemacht

68 Die Kälte des Krieges Spurensuche am ehemaligen NATO-Stützpunkt

76 Schön und gut Produkte aus der Umgebung

78 Lieblingsorte Wo der Mensch eins mit der Natur wird

82 Verdiente Almrast Die Geschichte hinter dem Lieblingsfoto

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Farm to table, chilometro zero – klingt cool, ist es auch. Klingt neu, ist es keineswegs.

Die hiesigen Bauern und Gastwirte besinnen sich darauf, wie es früher war. Neue, altbekannte lokale Lieferketten entstehen.

Auf den Teller kommt, was der Acker – wie hier in Natz – und die Wiesen, Berge und Gewässer hergeben. Weil es gesund ist. Und weil es schmeckt!

Alte Ideen, neue Lust!

Frische Ideen auf dem Teller, langsame Winterwanderungen in den Bergen und lange Radtouren im Tal: Die besten Entdeckungen sind manchmal überraschend. Und deshalb umso schöner

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Winter auch mal slow! Zu viel, zu laut, zu rasant muss nicht sein. Der Tourismus der bezaubernd kalten Jahreszeit verändert sich. Das ist gut – und tut gut. So lässt sich das Panorama am besten genießen. Wie beim Schneeschuhwandern auf der Rodenecker und Lüsner Alm.

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Voller zeitgenössischer kulinarischer Lust und mit viel Tatendrang wächst eine junge Küchenschar zu neuer Topform heran. Sie schmökern in Großmutters Rezeptebuch, holen alte Gerichte hervor, interpretieren sie neu. So wie hier in Brixen, wo das Team der Vinothek Vitis im Sommer Leichtes auf die Teller der Gäste zaubert.

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Schnittig wie ein Rennrad, robust wie ein Mountainbike, bequem wie ein Trekkingrad: Das Gravelbike liegt zu Recht im Trend. Es ist ideal für lange Touren, Genussfahrten oder mehrtägiges Bikepacking – und zwar ganz abseits von befahrenen Straßen. Zum Beispiel auf den Talradwegen das Eisacktal hinauf und hinab.

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NEU & GUT

Wissenswertes aus der Umgebung

Die Zahl der Ausgabe

900.000

Wussten Sie, dass … auf der Kreuzwiesen Alm in Lüsen ein diplomierter Käsesommelier preisgekrönten Käse herstellt?

DIREKT AUF DER LÜSNER ALM, wo im Sommer die Braunviehkühe weiden, stellt Johannes Hinteregger, Bauer am Zalnerhof in Lüsen und leidenschaftlicher Senner, Käselaibe her, die auf Fichtenbrettern im Naturkeller reifen. In der Almkäserei der Kreuzwiesen Alm kann man ihm über die Schulter blicken, wie er aus tagesfrischer Rohmilch, natürlichem Lab und Salz acht verschiedene Käsesorten herstellt – nach alten Rezepten oder neuen, kreativen Ideen. Etwa den intensiven, kegelförmigen Lüsner „Ziggokas“ sowie Südtiroler Graukäse und einen mit Zirbennadeln aromatisierten Almkäse, beide bei der Internationalen Almkäseolympiade mit Silber ausgezeichnet. Alle Sorten tragen das bäuerliche Qualitätssiegel „Roter Hahn“, für das strenge Kontrollen nötig sind. Als Käsesommelier empfiehlt Hinteregger zum Käseteller auch gleich die passenden Weine.

kreuzwiesenalm.com

SO VIELE APFELBÄUME blühen im Frühjahr in Natz-Schabs auf 270 Hektar Anbaufläche. Dementsprechend gebührend gefeiert wird das Frühlingserwachen am Hochplateau mit seinen Dörfern Natz, Schabs, Raas, Viums und Aicha. Jedes Jahr Ende April und Anfang Mai werden bei den „Südtiroler Blütengenuss-Wochen“ Führungen durch die Apfelgärten, Verkostungen am Bauernhof, Kräuterwanderungen und frische, leichte Blüten- und Kräutergerichte in verschiedenen Gastronomiebetrieben angeboten. Den Höhepunkt bildet das Blütenfest in Natz am 1. Mai mit lokalen Spezialitäten und Musik bei milden Frühlingstemperaturen.

natz-schabs.info

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Waldabenteuerweg, Rodeneck

Eines der schönsten Kindheitserlebnisse?

Ein richtiges Abenteuer im Wald: auf Baumstämmen balancieren, Zwergenhäuschen aus Moos und Ästen bauen, im Weitwurf mit „Tschurtschen“, also Tannenzapfen, gewinnen. Ganz nebenbei gibt es auf dem Erlebnisweg vom Ahner Berghof bis zum nahe gelegenen Staubecken und zurück einiges über Bäume und Wälder zu lernen. Der Start der Tour wird stündlich vom „Almbus“ angefahren.

Start und Ziel: Ahner Berghof, Rodeneck

Dauer: 0:40 h

Strecke: 1,5 km

Aufstieg: 67 hm

Höchster Punkt: 1.396 m

Unterwegs

Wandertipps im Mittelgebirge, die sich besonders im Frühling und Herbst lohnen – und bei denen es Neues zu entdecken gibt

2

Gereuther Höfeweg, Brixen

Am Pfeffersberg, dem Berghang westlich von Brixen, sicherten Bäuerinnen und Bauern über viele Generationen ihr karges Überleben auf steilen Wiesen und urigen Höfen. Der neu angelegte Rundweg verbindet neun dieser historischen Hofstellen. Hier werden Traditionen liebevoll gepflegt. Highlight am Wegesrand: ein altes Sägewerk, das in Vergessenheit geraten war und nun aufwendig restauriert wurde.

Start und Ziel: Gereuth bei Tils oberhalb von Brixen (andere Startpunkte möglich)

Dauer: 2:00 h

Strecke: 5,3 km

Aufstieg: 280 hm

Höchster Punkt: 1.429 m

3

Rundweg Wasserfall –Dreikirchen, Barbian

Um neue Ruheplätze reicher ist die gemütliche Rundwanderung vom Dorf Barbian zu den spektakulären Barbianer Wasserfällen, vorbei am architektonischen Schmuckstück Gasthof Briol und weiter nach Dreikirchen. Am Weg und im Wald laden Bänke und Podeste aus Holz zum Liegen, Picknicken und verträumten Ins-Tal-Schauen.

Start und Ziel: Barbian, Dorfzentrum

Dauer: 4:00 h

Strecke: 8,6 km

Aufstieg: 560 hm

Höchster Punkt: 1.353 m

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Genusstag in … Brixen

Neue Hotspots in der Gastro-Szene der Stadt

12:00

SÜDLÄNDISCHE TAPAS BEI SOLEY

Leichte Gerichte und Häppchen, an denen sich alle Gäste am Tisch gleichzeitig bedienen können: Das ist die Idee hinter den „Sharing Tables“ im neuen Soley, inspiriert von mediterraner Leichtigkeit. Dazu passt am besten ein kühles Glas Eisacktaler Weißwein.

soley-suites.com

17:00

JAHRHUNDERTWENDE-CHARME IM JAROLIM

Der späte Nachmittag kann noch Kaffeezeit sein. Oder bereits Aperitivo-Stunde. Ob espresso macchiato oder negroni sbagliato, am stilvollsten verbringt man diese Zeit seit Kurzem im liebevoll renovierten JugendstilAmbiente der Bar des 1891 erbauten Hotels Jarolim. hotel-jarolim.it

20:00

FROMME SCHLICHTHEIT BEI FINK

Der Abend wird besinnlich. Das Traditionsgasthaus fink hat sich ein neues, altes Kleid gegeben: historische Gewölbe, helle Holztische und ein kleines regionales Menü mit viel saisonalem Gemüse und wenigen, aber guten Fleischgerichten, wie einst in den Klöstern der frommen Bischofsstadt. fink1896.it

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Fink
Jarolim Soley

Sofort loshören und -wandern: A

Awie Akropolis Tirols

LEGENDEN ZUHAUF hat das trutzige Kloster inspiriert, das hoch über Klausen auf seinem Felsen thront: Im Laufe der Jahrhunderte hieß das 1686 gegründete Kloster Säben mal „Heiliger Berg“, mal „Wiege des Christentums Tirols“ oder gar „die Akropolis Tirols“. Der zwei Kilometer lange Aufstieg vom Stadtkern über Schloss Branzoll hoch zum Kloster war früher für Pilger ein mystisches Erlebnis. Seit 2023 bereichert ein neuer Audioguide die 40-minütige Wanderung in 10 Etappen mit Geschichten zum Klosterleben, zu archäologischen Funden und versteckten Kunstschätzen, gelesen von Südtiroler Schauspielern und Autorinnen. Der Guide lässt sich kostenlos auf dem eigenen Smartphone abspielen, auf Deutsch, Italienisch, Englisch und Ladinisch.

Kein Jedermann

„Ich wäre gerne die erste männliche Buhlschaft im Jedermann bei den Salzburger Festspielen“, sagt Schauspieler TOMMY FISCHNALLER-WACHTLER. „Die Umkehrung der Figurengeschlechter oder der Besetzung fände ich spannend und zeitgemäß.“ Gerade erhielt der gebürtige Brixner für seine Rolle als Effi Briest am Bronski & Grünberg Theater Wien den Nestroy-Theaterpreis als „Bester Nachwuchsschauspieler“.

Erste Bühnenschritte machte Wachtler mit vierzehn beim Klausner Ensemble Rotierendes Theater. Seine Ausbildung absolvierte er an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien und steht seitdem auch vor der Kamera. Seit 2023 ist der 27-Jährige festes Ensemblemitglied am Tiroler Landestheater und dort 2024 in Café Schindler in der Hauptrolle zu sehen. Besuche im Heimatdorf Raas sind sein Ausgleich: „Ich komme heim, um Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Das Haus meiner Eltern, die Natur, die Ruhe, das sind Energieoasen für mich.“

Nachhaltigkeit

Der grüne Faden

Mit der offiziellen Zertifizierung „Nachhaltigkeitslabel Südtirol“ setzen immer mehr Hotels auf Zukunftsfähigkeit. Wie man auch selbst aktiv werden kann, um den eigenen Urlaub grüner zu gestalten, zeigen unsere 5 Tipps, um nachhaltiger zu urlauben

Flasche zeigen. So ein Mist: Hotels müssen überraschend viel Müll von ihren Gästen entsorgen, zum Beispiel viele Plastik-Wasserflaschen. Das wäre nicht nötig: Einfach die eigene Trinkflasche mitnehmen und mit dem überall erhältlichen, exzellenten Quellwasser befüllen.

Wein von nebenan. Statt des französischen Weißweins oder des Roten aus der Toskana mal hyperlokal trinken: eleganten Sylvaner aus dem nächsten Ort, bäuerlichen Portugieser vom Nachbarn. Die weinkundigen Gastwirtinnen und Sommeliers der Gegend kredenzen garantiert zu jedem Gericht den passenden Tropfen aus dem Tal.

Das Auto hat auch Urlaub. Auch wer mit dem PKW anreist, kann diesen stehen lassen und für Tagesausflüge, zum Wandern oder Skifahren die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen: Bus und Bahn sind mit der Gästekarte inklusive und die allermeisten Orte sind sehr gut vernetzt.

Geschmack hat Saison. Erdbeeren im Frühjahr, Pfifferlinge im Sommer und Kastanien im Herbst: Zutaten aus der Region sind zwangsläufig saisonal – und schmecken so am besten. Für die Ferienwohnung einkaufen geht z. B. auch am Bauernmarkt statt im Supermarkt. Und in Restaurants zu speisen, die lokal einkaufen, unterstützt nachhaltige Wirtschaftskreisläufe.

Veggie ist wunderbar. Alpenküche wie auch mediterrane Ernährung kamen früher weitgehend ohne Fleisch aus. Kein Wunder, dass es sich auch in den lokalen Gasthäusern überraschend gut pflanzlich speisen lässt. Warum also nicht mal das Veggie-Gericht auf der Karte bestellen?

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UDIOGUI D E

Drei Fragen an …

Martina Prast Hofer, 42, die in Villanders die Jugendgruppe des Vereins „Mir Flonderer Goasslschnöller“ leitet

Welche Fertigkeiten braucht es, um die Goaßl richtig schnöllen zu lassen? Ganz wichtig: keine Angst. Für den Anfang ist es grundlegend, den „Fahrer“ zu lernen, also die Goaßl in einer liegenden Acht über dem Kopf zu führen, ruckartig zurückzuziehen und damit zum Schnalzen zu bringen. Beine und Hüfte müssen dabei rhythmisch mitschwingen, um einen schön lauten Schnöll zu erzeugen. Beherrscht man die richtige Technik, gilt es zu üben. Bei Meisterschaften vergibt die Jury Punkte für Lautstärke, Takt und Körperhaltung.

Was fasziniert am Goaßlschnöllen? Es ist etwas Bodenständiges. Man ist in der freien Natur, kann sich auspowern und pflegt ein traditionelles Brauchtum. In unserem Verein sind ganze Familien

dabei, von Klein bis Groß halten alle zusammen, unterstützen und helfen einander. Wenn wir bei Meisterschaften ankommen, flechten die Mädchen sich gegenseitig schöne Zöpfe. Vor Publikum tragen Mädchen wie Buben weiß und hellgrün karierte Hemden, die Jacke mit dem Vereinslogo und den blauen Schurz mit ihrem aufgestickten Namen. Dazu meist eine Lederhose oder Jeans.

Eigentlich ist es Ihre Aufgabe, den Kindern das Goaßlschnöllen beizubringen. Was aber können die Erwachsenen von den Kindern lernen? Die Kleinen gehen ganz locker hin, probieren und machen es einfach. Die Erwachsenen hingegen haben Angst, sich die Goaßl um die Ohren zu schnalzen und sich zu verletzen. Deshalb ziehen die

Stolz und glücklich. Martina Prast Hofer (stehend, Zweite von rechts) mit ihrer jungen Goaßlschnöller-Truppe.

Großen gerne den Kopf ein. Die Kinder nehmen auch an den Meisterschaften teil. Das spornt sie zusätzlich an – sie üben, trainieren, wollen zeigen, was sie können. Wenn sie dann einen Pokal oder eine Medaille erhalten, sind sie stolz und glücklich.

Das Goaßlschnöllen, -schnellen oder -schnalzen ist als Kommunikationsform der Almhirten und Fuhrleute im Alpenraum entstanden. Die „Goaßl“ (Geißel, Peitsche) besteht aus einem Leder- oder Holzstiel, an dem ein aus Leder oder Hanf geflochtenes Seil befestigt ist. Wird sie mit ruckartigen Bewegungen durch die Luft geschwungen, erklingt ein laut schnalzender Knall, der „Schnöll“. Damit verständigten sich Hirten und Fuhrleute untereinander und mit ihren Tieren. Mittlerweile ist das Goaßlschnöllen zur Sportart avanciert, die sich auch unter Kindern und Jugendlichen großer Beliebtheit erfreut. In Südtirol gibt es über 30 Vereine, die bei traditionellen Anlässen auftreten und sich bei Landesund Weltmeisterschaften für alle Altersklassen messen.

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Wie das Goaßlschnöllen klingt und wie die energischen Bewegungen aussehen, zeigt das Video über die jungen Schnöller!

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Immer mehr junge Südtirolerinnen und Südtiroler interessieren sich für die Jagd. Was fasziniert sie daran so? Was bedeutet es heute, Jäger zu sein? Auf Spurensuche in den Pfunderer Bergen mit dem Aufseher Alex Bergmeister

Wiesen, Wald und Wild

Fotos —
Text
BARBARA BACHMANN
MICHAEL PEZZEI
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Im hintersten Pfunderer Tal, einer der abgeschiedensten Gegenden Südtirols. Jagdaufseher Alex Bergmeister hält Ausschau nach Gämsen.

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COR-Reporterin Barbara Bachmann lebte lange vegan, die Jagd war ihr immer fremd. Warum Jagen derzeit boomt?

„Aus demselben Grund, aus dem jemand Veganer wird“, sagt Alex Bergmeister. Jäger handeln aus demselben Bewusstsein heraus, sie sind gegen Massentierhaltung und unkritischen Konsum.

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ER

HÄLT DAS FERNROHR fest in seinen Händen, schaut geradeaus hindurch, dreht sich nach links, dann nach rechts. „Ist es möglich, dass ich heute keine sehe?“, fragt Alex Bergmeister, 27 Jahre alt, in die Stille hinein. Warte man lange genug an ebendieser Stelle, erzählt er, könne man für gewöhnlich bis zu Hundert Gämsen beobachten. Stunden zuvor offenbarte sich ihm an einem anderen Platz noch das ganze Repertoire an heimischen Wildtieren: Rehe, Hirsche, Gämsen, Murmeltiere. Nun, am Nachmittag eines für Ende August erstaunlich kalten Tages, ist da nichts.

Wir befinden uns in einer Gegend namens Steindlerberg, in der Nähe des Weilers Dun im hintersten Pfunderer Tal, einer der wohl abgeschiedensten Gegenden Südtirols. Die Gipfel sind bis zu den Kämmen hin mit Gras bewachsen. Die Gegend erinnert an das Auenland aus dem Herrn der Ringe, nur dass uns bei der Ankunft pfeifende Murmeltiere statt Hobbits begrüßen. Mit voll bepacktem Rucksack – darin unter anderem Verbandsmaterial, ein Sackmesser, Handschuhe, eine Mütze und eine zweite Jacke – und klobigen Bergschuhen bewegt sich Bergmeister geschickt durch das Gelände seiner Kindheitstage. In der grünen Kleidung geht er in der Umgebung fast unter, steigt über Bäche, vorbei an vom Wind krumm gebogenen Lärchen. An einem großen flachen Stein macht er Halt und setzt sich hin.

Bei seiner Arbeit sieht Bergmeister mehr Wildtiere als Menschen. Er ist Jagdaufseher und leidenschaft-

licher Jäger. Ich hingegen habe mich lange fleischlos ernährt, kann der veganen Lebensweise noch immer viel abgewinnen, ein Tier zu töten liegt mir fern. Vor Jahren habe ich ein verletztes Rehkitz aufgezogen wie ein Kind. Bei einem Mähunfall hatte es sein rechtes Hinterbein verloren, monatelang säuberte ich seine Wunde und fütterte es über ein Fläschchen mit Ziegenmilch. Und nun folge ich seit einer Stunde Bergmeister auf Schritt und Tritt. Weil ich herausfinden möchte, warum ein junger Mensch wie er so begeistert ist von der Jagd, die ich in erster Linie mit erlegtem Wild verbinde.

„Mein Vater ist Jäger und ich wollte immer so sein wie er“, hat Bergmeister kurz zuvor auf dem Weg hierher erzählt, in seinem schwarzen VW Tiguan die steinige Straße hochfahrend, im Radio die Klänge der Steirischen Harmonika. Als Kind begleitete er seinen Vater wann immer er konnte in den Wald. Als Erwachsener sammelte Bergmeister dann Wissen über die heimische Flora und Fauna, über Gesetze und Gewehre. Wie alle jungen Menschen, die sich für die Jagd interessieren, sagt er, hütete er sich davor, „einen Blödsinn anzustellen“, denn einem Vorbestraften bleibt der Waffenschein verwehrt. 2015 trat er zur Jagdprüfung an und wurde Jäger.

„Was waren deine schönsten Jagderlebnisse?“, möchte ich von ihm wissen. Bergmeister erzählt zunächst nicht von einem eigenen Triumph, sondern von dem Moment, als ein Freund neben ihm ein Wildschwein →

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Bergmeister ist Jagdaufseher und Jäger aus Leidenschaft. Bei seiner Arbeit sieht er mehr Wildtiere als Menschen.

„Mein Vater ist Jäger und ich wollte immer so sein wie er“, sagt Bergmeister. 2015 trat er zur Jagdprüfung an, zuvor sammelte er alles Wissen über die heimische Flora und Fauna, über Gesetze und Gewehre.

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Mehr als Jagd

Jagdaufseher sind nicht nur Jäger. Sie sind zuständig für Wild- und Naturschutz. Die Aufsicht über das gesamte Jagdrevier beinhaltet etwa das Vorgehen gegen Wilderer und das Melden aller Verstöße gegen geltende Bestimmungen. Die Jagdaufseher sind es auch, die entsprechende Strafen verteilen. Der wichtigste Teil der Arbeit: Sie beobachten die Wildtiere, deren Entwicklung und den Gesundheitszustand. Dazu gehört es auch, den Bestand zu zählen beziehungsweise so genau wie möglich zu schätzen. Außerdem unterstützen sie bei der Erfüllung der Abschusspläne und Instandhaltung im Revier.

Mehr Infos: jagdverband.it

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Als Jagdaufseher ist Bergmeister für die Reviere Pfunders, Mühlbach und Mittewald verantwortlich. Das Schöne an seiner Arbeit? Schaue er ins Tal hinunter, vermisse er nichts. „Auch wenn ich oft um vier Uhr morgens aufstehe, bin ich so viel freier als früher.“

erlegte. Seine eigene wichtigste Trophäe ist eine gut 18-jährige Gamsgeiß. Als er sie schießt, ist er kaum älter als das Tier, „ich war fanatisch und jung und jedes Wochenende auf der Jagd, bei Regen und bei Schnee“, erinnert er sich. Je älter das Wild werde, desto schlauer sei es, sagt Bergmeister. Die Tiere meiden Plätze, an denen sie in der Vergangenheit Gefahren erlebt haben.

Von dem großen Aussichtsstein überblicken wir Wiesen, auf denen Frauenmantel, Schafgarbe und Heidelbeeren wachsen. Ein fetter Boden bietet dem Wild alle notwendigen Nährstoffe, lerne ich. „Da ist eine“, sagt Bergmeister nun. Er hat die erste Gams entdeckt, hält mir das Fernrohr hin und holt für sich einen großen Feldstecher aus dem Rucksack hervor, mit dem er das Tier besser beobachten kann. Das Fell ist noch hell, bald wird die Gams auf das dunklere, wärmere für den Winter wechseln. Wie schnell das Tier das schafft, sagt auch etwas über seinen Gesundheitszustand aus, erklärt mir der Jagdaufseher.

Als solcher ist Bergmeister gemeinsam mit seinem Vater für die Jagdreviere Pfunders, Mühlbach und Mittewald verantwortlich; sie zählen in etwa 20.000 Hektar und rund 150 Jäger. Was ist das Schöne an dieser Arbeit? „Ich bin gelernter Zimmermann. Auf dem Bau würde ich mehr verdienen“, sagt Bergmeister, „aber nicht so glücklich sein.“ Schaue er hinunter ins Tal, vermisse er nichts. „Auch wenn ich oft um vier Uhr morgens aufstehe, bin ich so viel freier als früher.“ Was ist weniger schön? „Strafen zu verteilen.“ Etwa, wenn ein Jäger statt einer Geiß aus Versehen einen Bock schießt.

Links Hat sich das Ansehen der Jäger verändert?

Früher, sagt Bergmeister, habe mancher mit blutigen Fingern voller Stolz im Gasthaus gesessen. Heute gelten strenge Gesetze. „Das Töten gehört dazu, aber es macht nur einen kleinen Teil des Jägerdaseins aus.“ Die restlichen Aufgaben der Jäger halten das Ökosystem im Gleichgewicht.

Unten

Das wenig erschlossene Pfunderer Tal erinnert an das Auenland aus dem Herrn der Ringe. Ohne Hobbits. Dafür mit pfeifenden Murmeltieren.

Neben der Beobachtung der Wildtiere gehört es zu Bergmeisters Aufgaben, ihren Bestand zu zählen oder vielmehr so genau wie möglich zu schätzen. Im weitläufigen Pfunderer Hochgebirge gebe es verhältnismäßig wenig Rot- und Rehwild, aber umso mehr Gämsen, sagt Bergmeister: „Mindestens 700.“ Zum Abschuss freigegeben sind jährlich rund 70, darunter zur einen Hälfte Böcke und zur anderen Geißen ohne Kitze. „Eine Geiß mit Kitz zu schießen ist verpönt unter Jägern.“ Das sei heute nicht anders als früher.

Apropos früher: Hat sich das Ansehen der Jäger in der Gesellschaft verändert, frage ich ihn. Früher, sagt Bergmeister, sei es vorgekommen, dass ein Jäger sich nach der Jagd nicht einmal die Hände wusch und mit blutigen Fingern stundenlang am Gasthaustresen saß. Früher sei die Figur mit Ehre und Stolz verbunden gewesen und gesellschaftlich nicht zur Diskussion gestanden. Früher habe es neben den Jägern auch viele Wilderer gegeben – und noch mehr Legenden. „Heute sind die Gesetze für unerlaubten Waffenbesitz zu Recht sehr streng“, sagt Bergmeister „und für den, der mit einem Gewehr unterwegs ist, gilt selbstverständlich eine Promillegrenze von 0,0.“

→ 27 COR THE LOCAL MAGAZINE SECHS

Es ist kalt geworden, dennoch beschließen wir am Aussichtsplatz auszuharren und eine zweite Jacke anzuziehen. „Auch das Wild bevorzugt wärmere Orte“, scherzt er. Ich möchte von ihm wissen, ob junge Jäger anders als die Alten sind. „Ein junger Jäger weiß zu schätzen, dass er noch jagen darf“, antwortet er mir. Weil die Jagd aufgrund der zunehmenden Kritik daran früher oder später abgeschafft werden könnte. Statt blutrünstige Geschichten zu erzählen, posten die Jungen ihre Beute mittlerweile auf sozialen Medien wie Instagram. Es sind keine Bilder, die unnötig provozieren, sondern vielmehr ästhetische Fotografien von toten Tieren, die auf den ersten Blick wirken, als würden sie schlafen.

„Das Töten gehört dazu“, sagt Bergmeister. „Aber es macht nur einen kleinen Teil des Jägerdaseins aus.“ Die restlichen Aufgaben der Jäger sollen das Ökosystem im Gleichgewicht halten: Bei Wildunfällen erlösen sie Tiere von ihrem Leiden, im Sommer vor der Mähsaison helfen sie dabei, im hohen Gras versteckte Rehkitze – genau wie damals mein Findelkitz –in Sicherheit zu bringen, und zwar so behutsam, dass die Muttertiere sie anschließend nicht verstoßen. In schneereichen Wintern füttern sie die Tiere, die sonst nichts zum Fressen fänden, und versorgen sie mit lebenswichtigem Salz. Und doch – am Ende steht der Abschuss. Was macht die Faszination des Tötens aus, was ist das für ein Gefühl nach dem Schuss? „Es ist ein Erfolgserlebnis, das Tier ausgetrickst zu haben, nachdem es einen vorher viel öfter hinters Licht geführt hatte.“ Die Welt der Jagd ist geprägt von Ritualen, erfahre ich. Nach dem tödlichen Treffer nimmt ein Jäger einen Zweig, bricht ihn ab und legt dem Tier „den letzten Bissen“ ins Maul. Einen weiteren Zweig steckt er sich hinter die rechte Seite seines Hutes. Auch wenn ich die Freude nach dem Schuss nicht nachvollziehen kann, empfinde ich Genugtuung, dass in Bergmeisters Sätzen doch Ehrfurcht vor dem erlegten Wesen mitklingt.

„Es gab eine Zeit, in der sich nur wenige junge Menschen für die Jagd interessierten“, sagt er. In den vergangenen Jahren aber sei ein Hype darum entstanden. Die Jagd boomt. Warum? Bergmeisters Antwort verblüfft mich. „Aus demselben Grund, aus dem jemand Veganer wird.“ Wie bitte? „Ein Jäger will nicht auf Fleisch verzichten, aber er will wissen, woher es kommt und er ist bereit, sich um das Nötige drum herum zu kümmern. Er isst es nicht nur, sondern er erlegt und verarbeitet das Tier auch, etwa zu Kaminwurzen.“ Mit anderen Worten: Jäger wie Veganer handeln aus demselben Bewusstsein heraus, sie sind gegen Massentierhaltung und unkritischen Konsum. Dem Gedanken kann ich etwas abgewinnen.

Da Bergmeister in seinem Heimatrevier Pfunders arbeitet, löst er dort die Jagdkarte nicht mehr. Als Jagdaufseher soll er unparteiisch sein. Sein Gewehr kommt nur noch zum Einsatz, wenn er ein krankes Wildtier schießen muss. „Meine Arbeit erfüllt mich auch so“, sagt er und entdeckt kurz darauf ein paar Gamskitze. Er freut sich über jedes einzelne, egal, wie viele er schon gesehen hat. Hier, endlich, liegt unser größter gemeinsamer Nenner: Statt zu reden, beobachten wir gebannt ein Rudel von rund 20 Gämsen. Sie grasen, die Kleinen stehen dicht neben ihren Müttern. Allein wäre ich wohl schon viel früher umgekehrt. Geduld, weiß ich nun, lernt man am besten von einem Jäger.

Ganz ohne Gewehr lässt sich die ruhige Pfunderer Bergwelt erwandern, zum Beispiel auf einer Almentour. Tipp: Fernglas mitnehmen – und wie ein Jagdaufseher nach Gämsen Ausschau halten.

+ Wandertipp

Almhüttenrundweg Pfunders

Vom Weiler Dun (1.468 m) führt der Rundweg durch die grüne Bergwelt zur Egger-Bodenalm und weiter zur Gampiel Alm mit ihrem Panoramablick über das Pfunderer Tal und die Rodenecker und Lüsner Alm bis zum Peitlerkofel. Beide Almen sind sehr familienfreundlich, gehgewohnte Kinder können die Forst- und Almwege leicht bewältigen.

Dauer: 3:40 h

Strecke: 8,9 km

Aufstieg: 720 hm

Höchster Punkt: 2.050 m

outdooractive.com/r/16570958

Kartengrundlagen: outdooractive Kartografie; ©OpenStreetMap 28 COR THE LOCAL MAGAZINE SECHS

Sichtbar nachhaltig

Am Nachhaltigkeitslabel Südtirol erkennst du die Ferienregionen, Unterkünfte und Gastronomiebetriebe, welche verantwortungsvolles Reisen tatkräftig mitgestalten. Lerne sie kennen und begleite Südtirol in eine nachhaltige Zukunft.

suedtirol.info/nachhaltiger-urlaub

KEIN SÄBELZAHNTIGER, NIRGENDS

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Sie schenken auf eigenartige Weise Geborgenheit. Sie geben Halt inmitten der Schnelllebigkeit. Sie schweißen das Dorf zusammen, denn ihnen wohnt ein Zauber inne –eine Ode an Tante-Emma-Läden

Ich trete ein und schaue mich um. Ich grüße den Mann hinter der Wursttheke und habe das Gefühl: Hier bin ich schon gewesen. Ich war in vielen Tante-Emma-Läden, im Market Oberhofer in Vals war ich noch nie. Aber: Hast du einen gesehen, kennst du sie alle, denn sie ähneln sich in Einrichtung, Sortiment und Klientel. Große Supermärkte sind anonym und kalt, hier hingegen fühle ich mich aufgehoben. Es hoamelet, wie man auf Südtirolerisch sagt. Ein Dorfladen gibt Halt inmitten unserer Schnelllebigkeit, denn einrichtungstechnisch hat sich kaum was getan über die Jahre und auch das Sortiment nimmt den Zeitgeist – allerhöchstens – ein verschwindend klein wenig zur Kenntnis: Ein paar Bio-, Glutenfrei- und Soja-Produkte haben es ins Regal geschafft, das wars. Das macht seinen Zauber wohl auch aus: Im TanteEmma-Laden musst du dich nicht entscheiden zwischen zig Nudelformen und irrwitzig vielen Joghurtsorten. Es gibt Fusilli und Suppennudeln, Joghurt mager und vollfett,

vielleicht eine Soja-Variante. Und gut. Dieses Friss-oder-stirb-Angebot ist so wohltuend in diesen Zeiten, in denen man sich täglich Entscheidungen abringen muss, weil einem alle Türen offenstehen: die neue Serie auf Netflix, der Film auf Amazon Prime, eine Doku aus der ARTE-Mediathek oder einfach mal das TV-Programm durchzappen? Brauche ich ein Shampoo für feines, fettiges, störrisches oder trockenes Haar? Die Shampoo-Wand bringt mich regelmäßig – wortwörtlich – zum Haareraufen. Im Tante-Emma-Laden: zack – ein Shampoo für alle Fälle, Problem gelöst.

Glaubt man Yuval Noah Harari, dem weltbekannten israelischen Historiker, der mit „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ einen Bestseller geschrieben hat, dann ist das Dasein des Tante-Emma-Ladens sogar evolutionär bedingt: Harari vertritt die Theorie, dass unsere Urahnen nicht nur deshalb eine Sprache entwickelt haben, um sich untereinander vor dem nahenden Säbelzahntiger zu warnen, sondern in erster Linie, um Klatsch und Tratsch zu verbreiten, denn dieser scheint „der Kitt zu sein, der menschliche Gruppen zusammenhält.“ Und wo, bitte schön, treffen sich Menschen, um sich auf den neuesten Stand zu bringen, was im Dorf so geschieht? Genau: im Dorfladen. Zwischen Windeln und Friedhofskerzen lässt es sich ganz vertraut über Geburten und Todesfälle plauschen, zwischen Knödelbrot und Scheuermilch werden Rezepte ausgetauscht und Haushaltstipps gegeben – man hält zusammen und fühlt sich nah in diesem Safe Space, wo einem Säbelzahntiger nichts anhaben können. Wenn ich wüsste, dass sich Außerirdische morgen unseren Planeten unter den Nagel reißen wollten, ich würde mich in einem Tante-Emma-Laden verschanzen.

1 — Stolze Betreiber. Alfred Oberhofer und seine Nichte Helena in ihrem „Market“ in Vals.

2 — Kamm, Feile, Bürste. Alles für das gepflegte Äußere.

3 — Hinter der Butter und dem Joghurt geht’s privat weiter.

4 — Bild und Berge. Klatsch und Tratsch.

5 — Stillleben mit Gitterkörbchen.

6 — Lustiges PapstSouvenir oder ernstgemeinte Totenkerze? Das liegt im Ermessen der Kundschaft.

7 — Kaiser, Adler und Edelweiß. Heimatliebe zum Aufkleben.

Text — SILVIA OBERRAUCH Fotos — CAROLINE RENZLER
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„Berge machen Menschen“

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Interview

Sie reiste vom Punk zum Jazz und von Brixen nach London. Die renommierte Bassistin Ruth Goller über das Komponieren als Kind, eine rebellische Jugend in der Idylle – und über Musik, die nach Heimat klingt und von tief drinnen kommt

Interview — LISA MARIA GASSER

Fotos — CAROLINE RENZLER, ARCHIV RUTH GOLLER

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Frau Goller, Sie beschreiben sich als eher still, zurückhaltend. Ihre Musik auch?

RUTH GOLLER: Meine eigene Musik schon. Aber bei vielen anderen Projekten, in denen ich spiele, gebe ich richtig Gas. Ich habe früher Punk-Musik gespielt und mache beide Extreme gerne: laute und kraftvolle Töne genauso wie leise und delikate. Für mich sind beide Spielarten gleich emotional.

In Ihrer Schulzeit haben Sie in Brixen eine Punk-Band gegründet. Wie sind Sie überhaupt zur Musik gekommen? Mein Vater hat in Chören gesungen und in der Musikkapelle Klarinette gespielt. Meine Mutter hingegen war der unmusikalischste Mensch, den ich je kennengelernt habe. Als Eltern war es ihnen beiden jedoch wichtig, dass die Kinder ein Instrument lernen. Mit sechs Jahren habe ich mich für die Geige entschie-

den. Meine ältere Schwester Barbara für das Klavier. Ich habe gerne Musik gehört und Lieder, die im Radio liefen, auf Kassette aufgenommen, von Michael Jackson bis Queen – da war ich nicht anders als andere in dem Alter. Was vielleicht anders war: Schon als Kind habe ich es geliebt, zu komponieren.

Mit Papier und Stift?

Nein! Zuhause stand ein Klavier. Ohne Klavier spielen zu können, habe ich oft darauf herumgeklimpert, improvisiert. Mir gefiel es, nicht nur das zu spielen, was auf dem Blatt stand.

Auch die Gitarre, die Sie in der PunkBand spielten, beherrschten Sie anfangs nicht.

Keine von uns vier Mädchen war mit ihrem Instrument vertraut. Wir haben einfach zu Gitarre, Bass und Schlagzeug gegriffen und los ging’s. Ich war immer schon so: Das klingt gut, machen wir das so!

Wann haben Sie von der Gitarre zum Bass gewechselt?

gefangen, Stücke für zwei Bässe und eine Gitarre zu schreiben.

War der Punk für Sie Rebellion, gegen die Eltern, gegen die Südtiroler Idylle?

Nicht bewusst. Ich bin völlig zwanglos aufgewachsen, durfte alles, was ich wollte. In Brixen kannte man mich wegen meiner zerrissenen Hosen und roten Dreadlocks. Insofern war ich schon rebellisch. Aber das kam daher, dass mein Vater mich damals nicht bremste. Er vertraute mir. Deshalb war ich vielleicht ein bisschen extremer als meine Freunde – weil ich einfach freier war.

Nach der Schulzeit haben Sie die beschauliche Idylle gegen die pulsierende Metropole eingetauscht und sind nach London gezogen. Warum London?

Mit sechs Jahren entdeckte Ruth Goller die Geige. Schon als Kind liebte sie es zudem, zu komponieren.

Seit jeher mag ich die tieferen Töne gerne. Im Proberaum, den wir mit anderen Bands nutzten, lag eines Tages ein zweiter Bass in der Ecke. Ich habe damit herumexperimentiert und schließlich an-

Ich hätte überall landen können. Nach der Schule entschieden sich meine Freundinnen für ein Chemie-, Mathematik- oder Jurastudium. Mir war damals eines klar: Ich will auf der Bühne stehen, mit Bass und Bands, und Musik machen. Wie und was genau, wusste ich damals noch nicht. Vom Bassspiel und der musikalischen Theorie hatte ich kaum Ahnung, ich hatte mir bis dahin alles selbst beigebracht. Durch Zufall erfuhr ich von

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Ich war extremer als meine Freunde, weil ich freier war.

einer kleinen Londoner Schule für MusikEinsteiger. Ich rief an, schickte eine Kassette mit Aufnahmen meiner Punk-Band ein – und wurde angenommen.

Mit 20 Jahren allein in einer unbekannten Großstadt. Ganz schön mutig?

Mutig, aber aufregend! Als die Zusage kam, packte ich alles zusammen, stopfte Verstärker, Bass und einen Koffer ins Auto und fuhr einfach los – von Brixen nach London. Wohnung hatte ich noch keine, die ersten Tage habe ich in meinem Renault geschlafen, den ich auf der Tower Bridge geparkt hatte. Englisch lernte ich dank eines Bar-Jobs ganz schnell. An der Schule blieb ich ein Jahr, tastete mich an Musiktheorie, Harmonielehre und verschiedene Stile wie Techniken heran. 2002 bin ich schließlich an die Middlesex University, um Jazz zu studieren.

Wie kommt man vom Punk zum Jazz? Liegen dazwischen nicht Welten?

Für mich gar nicht. Von Jazz wusste ich in meiner Jugend überhaupt nichts. Erst in London habe ich ihn entdeckt. In der Audio-Bibliothek der Schule bin ich auf den amerikanischen Jazzmusiker John Coltrane gestoßen, der mich sofort

angesprochen hat. Seine Musik war für mich Punk-Musik, von der Energie und der Freiheit her, die sie mir vermittelte. In London habe ich auch die Improvisation kennengelernt – das, was ich intuitiv schon an Klavier, Gitarre und Bass versucht hatte. So bin ich in den Jazz eingestiegen.

Ihnen widerstrebt es bis heute, in eine Schublade gesteckt zu werden. Ich mag es nicht, wenn mich jemand fragt, welche Musik ich mache. Bei mir fließt viel von der Musik ein, die ich selbst gerne höre: Jazz, Punk, Techno, elektronische Musik. Und Improvisation. Oft beginne ich zuhause einfach zu spielen. Beim Anhören der Aufnahme finde ich Stellen, die ich stark finde und komponiere sie in ein Stück hinein.

Spiegelt sich Ihr Gemütszustand in der Musik wider? Hundertprozentig. Das mag ich an der Improvisation auch gerne. Meine Musik kommt von tief drinnen und klingt so, wie ich mich in dem bestimmten Moment fühle.

Sie fürchten sich nicht davor, Ihr Innerstes nach außen zu kehren? Das ist Kunst. Das ist das, was Künstlerinnen tun.

→ THE LOCAL MAGAZINE

„Früher hat meine Oma Geistergeschichten aus den Bergen erzählt, von meinem Opa, der im Wald Verstorbene gesehen hat. Ich spüre bis heute Kräfte, die meine Kreativität anspornen.“

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Ruth Goller

43, zog 1999 von Brixen nach London, studierte dort an der Middlesex University. Sie gehörte genauso unterschiedlichen wie erfolgreichen Jazzpunk-Formationen an, mit denen sie zahlreiche Alben veröffentlichte. Als Bassistin spielte sie u. a. mit Jazzgrößen wie Marc Ribot oder Rockstars wie Paul McCartney und Damon Albarn. 2021 erschien unter ihrem eigenen Namen das Album „Skylla“, das international große Beachtung fand.

Ruth Gollers neues Album „Skyllumina“ zum Reinhören:

Bedenken Sie auch, wie Sie mit Ihrer Musik beim Publikum ankommen?

Schon vor Langem habe ich erkannt und beschlossen, dass ich nicht kontrollieren kann, bei wem das, was ich mache, ankommt und bei wem nicht. Das Einzige, was ich kontrollieren kann, ist, ob es mir gefällt. Wenn dann jemand meine Musik mag, gut. Wenn nicht, auch gut. Ich habe auch nichts dagegen, wenn sie jemandem nicht gefällt. Denn das heißt, dass ich in den Menschen eine Emotion auslöse. Insbesondere was ich mit meinem Soloprojekt „Skylla“ mache, ist ja nicht gerade populäre Musik. Es ist eher Unkonventionelles.

„Skylla“ ist auch der Titel Ihres ersten Albums. Es kommt sehr mystisch daher. Lassen Sie sich von mythologischen Geschichten und Gestalten inspirieren?

Absolut. Das habe ich Südtirol und seinen Sagen zu verdanken, die ich immer gerne gelesen habe. Früher hat meine Oma oft Geistergeschichten aus den Bergen erzählt, von meinem Opa, der im Wald Verstorbene gesehen hat. Oma hat voll daran geglaubt. Wir als Kinder natürlich auch. Ich spüre bis heute Kräfte, die meine Kreativität anspornen. Dass ich die nicht erklären kann, ist mir einerlei.

Wovon lassen Sie sich beim Komponieren antreiben?

Das ganze Leben ist Inspiration, so wie die Natur, Begegnungen, Menschen und Musik.

Was antworten Sie, wenn Sie gefragt werden, woher Sie kommen?

Aus den Alpen. Das charakterisiert uns Südtiroler am besten, glaube ich. Berge oder Landschaften machen einen Menschen mehr aus als Grenzen.

Aktuell leben Sie am Stadtrand von London, sind aber regelmäßig in Brixen.

Seit ich vor über zwanzig Jahren nach London gezogen bin, war ich immer zumindest an Weihnachten in Brixen. Mittlerweile komme ich öfters. Weil ich gerne hier bin.

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Was bindet Sie an Südtirol?

Meine Schwester in Brixen, mit der ich ein sehr enges Verhältnis habe. Auch weil unsere Eltern beide nicht mehr sind. Wir hören uns jeden Tag. Im Elternhaus unseres Vaters in Pufels verbringen wir viel Zeit. Dort habe ich das genaue Gegenteil meines sonstigen Lebens: Stille, Einsamkeit, Natur, Berge. Die meiste Zeit im Jahr ist full-on: herumreisen, Konzerte, immer wieder neue Leute um mich. In Südtirol finde ich den Ausgleich dazu.

Welche Kraft- oder Lieblingsorte suchen Sie auf, wenn Sie in Brixen sind? Ich gehe gerne von Schalders aus zu den Schrüttenseen. Auch der Radlsee und die Plose gehören zu den Orten, die ich jedes Mal aufsuchen muss.

Fühlen Sie sich in Südtirol gleich daheim wie in London?

Das ist eine schwierige Frage, die ich mir oft stelle. Mittlerweile habe ich mehr Lebensjahre in London verbracht als in Südtirol. Ich war überzeugt, dass ich, wenn dieser Punkt kommt, mich mehr als Engländerin fühlen würde. Ja, ich kenne die Stadt und ihre Kultur, der Großteil meines sozialen Umfeldes ist dort. Aber die Verbindung zu Brixen und Südtirol ist nach wie vor stark. Hier bin ich aufgewachsen, verwurzelt und fühle mich daheim. In London fühle ich mich das auch, aber eben anders.

Ist Musik auch Heimat?

Ja. Die Musik, die ich selbst schreibe, ist stark von traditioneller Tiroler Musik beeinflusst. Das kommt immer wieder raus – ob ich es will oder nicht. Weder habe ich früher viel Volksmusik gehört noch kenne ich mich damit aus. Aber ich schreibe viel starke Melodien, bei denen ich ganz oft merke: Ah, da kommt wieder das Tirolerische, die Tiroler Melodie daher.

Welche Musik ist Südtirol für Sie? Und welche im Gegensatz dazu London?

Südtirol sind für mich die ganz einfachen Melodien. Die der alten Volkslieder, die uns unsere Oma vorgesungen hat. Wie „Kein schöner Land in dieser Zeit“. London hingegen ist alles andere. Die Stadt ist ein Melting Pot so vieler Kulturen und Menschen, die ihre Art der Musik mitbringen: improvisierte, klassische, afrikanische, brasilianische. Das vermischt sich dann – ich mache das ja auch. Ich nehme etwas von hier, etwas von da, etwas von dort.

Sie haben Ihre Musik bereits mehrmals in der Brixner „Dekadenz“ zum Besten gegeben. Nun auch mit Ihrem aktuellen Album „Skyllumina“. Hat sich der Jazz neben der Volksmusik einen Platz in Ihrer Heimatstadt erobert?

Ja, doch. Ich würde sagen, in Brixen wird Jazz genauso oft und gerne gehört wie im Rest der Welt – von einem kleinen Prozentsatz der Bevölkerung, Jazz ist keine Pop-Musik. Aber dank der „Dekadenz“ und des Südtirol Jazzfestival ist ein starkes Bewusstsein entstanden. Die Organisatoren des Festivals stellen jedes Jahr ein super Programm zusammen, das immer wieder sehr viele Menschen anlockt.

Manchmal merkt Ruth Goller beim Komponieren: „Ah, da kommt wieder das Tirolerische.“ Ist sie zuhause in Südtirol, wandert sie gerne zu den Schrüttenseen in Schalders.

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Alpine JazzErlebnisse Die Tipps der Redaktion

Dekadenz

+ Ein altes Steingewölbe, eine winzige Bühne, sehr wenig Beinfreiheit an den kleinen Tischchen und viel Atmosphäre: Die Brixner lieben ihre versteckte, aber meist vollbesetzte Kleinkunstbühne. 1980 von der „Gruppe Dekadenz“ als alternativer Kulturort für aufmüpfiges Kabarett gegründet, ist der sogenannte Anreiterkeller in Stufels, dem ältesten Stadtteil mit seinen verwinkelten Gassen, heute ein Treffpunkt für Theater- und Jazzfans.

dekadenz.it

Südtirol Jazzfestival

+ Schon seit 1982 sind jeden Sommer hunderte bekannte Jazzkünstler und aufstrebende Musikerinnen beim Südtirol Jazzfestival Alto Adige zu Gast. Überall im Land bespielen sie 10 Tage lang nicht nur Konzertsäle und Lokale, sondern auch: Altstadtgassen und Plätze, Klöster und Fabrikhallen, sogar Berggipfel, Seen, Felswände und Almen. Dazu gibt’s natürlich passende kulinarische Kompositionen.

suedtiroljazzfestival.com

3fiori

+ Viele in Brixen nennen das kultige Lokal immer noch bei seinem früheren Namen: „Jazzkeller“. Seine Liebe zur Musik hat das quirlige Café nie abgelegt, regelmäßig finden kleine, feine Konzerte statt, neben Jazz und Blues mittlerweile auch Poppigeres oder von lokalen Singer/Songwritern. Dazu wählt man aus der schier unendlichen Craftbeer-Karte mit Bieren aus Südtirol, Italien, Belgien oder Deutschland – ein Genuss vor allem im Hochsommer, im kühlen, efeubewachsenen Innenhof des 3fiori im Herzen der Altstadt.

3fiori.com

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Das Kloster Neustift

SPEKTAKTULÄRE ORTE 40 COR THE LOCAL MAGAZINE SECHS
Die Bibliothek mit vergoldeter Stuckdecke stammt aus der RokokoZeit. Knapp 100.000 Bücher gibt es im Kloster.

900

Jahre Geschichte, eine der größten

Klosteranlagen

Tirols: 1142 gründete der selige Bischof Hartmann von Brixen das Augustiner Chorherrenstift

Neustift. Das Kloster ist bis heute ein lebendiges religiöses und kulturelles Zentrum mit barocker Stiftskirche und prächtiger Bibliothek. Außerdem ist Neustift Schülerheim, Bildungs- und Tagungshaus – und Weinkellerei

Wie eine Festung

Eine zweigeschoßige Rundkapelle wacht seit etwa 1200 über den Zugang zum Stift: die Engelsburg, eines der wichtigsten Bauwerke der Romanik in Tirol – errichtet als freie Nachbildung der Grabeskirche Jesu in Jerusalem und benannt nach der Engelsburg in Rom. Die Zinnen und Schießscharten wurden Ende des 15. Jahrhunderts zur Verteidigung vor einem möglichen Angriff der Osmanen ergänzt.

Ein Stück Fernost

Unter sieben Putzschichten wurden 2021 im Vorraum des Bibliothekssaals Wandmalereien aus den Jahren von 1775 bis 1780 freigelegt. Die chinesisch inspirierten Alltagsszenen und exotischen Vögel, die zum Vorschein kamen, kannte bis dahin niemand. Sie beweisen: Die für die Rokoko-Zeit typische Faszination für den Fernen Osten hatte auch in Neustift Einzug gehalten. Das Vorbild für das Neustifter Chinesische Kabinett findet sich in der Innsbrucker Hofkunst der Kaiserin Maria Theresia.

Schätze aus Papier und Pergament

Fast 100.000 Bücher gibt es im Kloster. 20.000 füllen die Regale im Bibliothekssaal aus der Rokoko-Zeit, die über zwei Etagen reichen – bis zur teils vergoldeten Stuckdecke. Einheitlich reihen sich die Buchrücken aus feinem Kalbsleder mit Buchtiteln in goldenen Lettern aneinander: von umfangreichen Herbarien bis zu Liedersammlungen. Das kleinste Buch? Nur fünf mal fünf Millimeter groß, enthält es das Vaterunser in sieben Sprachen. Das älteste Buch der Stiftsbibliothek ist älter als das Kloster selbst: eine handgeschriebene Fassung der „Dialoge“ von Papst Gregor dem Großen aus dem 10. Jahrhundert.

Barocke Pracht

Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Stiftskirche in den bis heute so beeindruckenden lichtdurchfluteten und farbenfrohen Sakralraum im Stil des süddeutschen Spätbarock verwandelt. Die Stuckaturen, darunter zahllose rosa Engelsputten, stammen von Anton Gigl aus Wessobrunn und die Fresken von Matthäus Günther aus Augsburg.

Der Bau samt romanischem Glockenturm und dreischiffigem Langhaus wurde bereits um 1200 errichtet. Der spätgotische Chor stammt aus dem späten 15. Jahrhundert.

Kulturgeschichte und Forschung

Ein Rundgang durch das Stiftsmuseum beginnt in der neu gestalteten Wagenremise und führt durch 900 Jahre Klostergeschichte. Das Museum informiert über Kunstwerke, Bücher und wissenschaftliche Instrumente aus Mittelalter und Früher Neuzeit. Hinter den Kulissen: intensive Forschung. Die umfangreichen Sammlungen wurden bisher nur zum Teil wissenschaftlich aufgearbeitet.

Traditionsreiche Weinkultur

Schon seit der Gründung wird in der unmittelbaren Umgebung des Klosters Wein angebaut. Die Weinkultur ist damit gleich wie Neustift selbst fast 900 Jahre alt und die Klosterkellerei ist eine der ältesten aktiven Kellereien weltweit. Jahrhundertelang wurde der Wein hier nur für den Eigenbedarf hergestellt, heute wird er international verkauft.

+ Tipp: An einer Deluxe-Führung teilnehmen, die auch an sonst verschlossene Orte wie die Prälatengalerie führt und mit einer Wein- und Käseverkostung daherkommt.

kloster-neustift.it

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Text — DEBORA LONGARIVA

BierMein

Trink mit Maß!

Weinland Südtirol? Nicht nur. Eine neue Generation von Braumeistern macht zunehmend mit hauseigenen Kreationen von sich reden. Zu Besuch bei Craftbeer-Pionieren in Klausen, Vahrn und Schabs

Text — BETTINA GARTNER Fotos — CAROLINE RENZLER
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Beim Brauen geht viel nach Gefühl. Noch bevor Viertel-Bier-Braumeister

Leonhard Schade den ersten Handgriff tut, hat er die Komposition des Bieres, das entstehen soll, im Kopf.

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Wer vermutet schon Selbstgebrautes in einer Gegend, die vor allem wegen ihrer Weine berühmt ist?

Thomas Lanz

Um bei aller Kreativität einen gemeinsamen Qualitätsstandard festzulegen, haben sich die „Südtiroler Handwerksbrauereien“ darauf geeinigt, je mindestens eine Sorte herzustellen, deren Getreide ausschließlich aus der Region stammt.

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Manchmal muss man zweimal hinschauen, um das Offensichtliche zu erkennen.

„Manche Gäste fragen, ob wir auch Bier haben“, sagt Thomas Lanz und deutet grinsend auf die bodentiefen Fenster neben dem Eingang des Restaurants, die Einblick in die angrenzende Brauerei gewähren: Sudpfanne, Läuterbottich, Gär- und Lagertanks stehen glänzend in Reih und Glied. Eigentlich sind sie nicht zu übersehen. Jeder, der beim „Putzer“ in Schabs an der Theke einen Kaffee trinkt oder sich einen Aperitif genehmigt, hat die hauseigene Brauerei im Blick. Trotzdem ist es nicht verwunderlich, dass einige Gäste sie nicht auf Anhieb bemerken. Wer vermutet schon Selbstgebrautes in einer Gegend, die vor allem wegen ihrer Weine berühmt ist? Sylvaner, Kerner, Vernatsch sind ein Begriff. „Alma“, „Treibstoff“ und „Birmehl“ kennen oft nur diejenigen, die beteiligt sind am Bier-Boom, den Südtirol gerade erlebt.

Thomas Lanz, Mitinhaber von ❶ Viertel Bier in Schabs, ist einer von ihnen. Ebenso Alexander Stolz vom ❷ Hubenbauer in Vahrn. Und Norbert Andergassen vom ❸ Gassl Bräu in Klausen. Sie zählen zu den 15 Craftbeer-Brauern in Südtirol, die die Bierherstellung als ein Handwerk verstehen, das es wiederzubeleben gilt. Zusammengeschlossen im Verein „Südtiroler Handwerksbrauereien“ haben sie sich der alten Tradition verschrieben, naturbelassenes

Viertel Bier in Schabs gewährt mit bodentiefen Fenstern Einblicke in die Brauerei gleich neben dem Restaurant.

Bier herzustellen, das weder gefiltert noch pasteurisiert wird. Während die Industrie in großen Mengen produziert, wird das Selbstgebraute vornehmlich im eigenen Betrieb ausgeschenkt. Frisch vom Fass. Wie anno dazumal.

Schon einmal, Ende des 19. Jahrhunderts, war das Bier in Südtirol auf dem Vormarsch. Knapp 30 große Brauereien im Land buhlten um die Kundschaft. Doch dann kam der Erste Weltkrieg. Grenzen wurden verschoben, Südtirol wurde nach 1918 ein Teil Italiens. Was man bis dato aus den Gebieten nördlich des Brenners importiert hatte, war nun schwer zu kriegen: Getreide, Hopfen, Kupfer für die Kessel. Ein Betrieb nach dem anderen stellte seine Arbeit ein. Nur die große Brauerei Forst in Algund konnte sich halten und sicherte sich das Bier-Monopol im Land. Bis 1995 neue Zeiten anbrachen.

Seit dem Jahr gab es wieder mehr Interesse an Braulizenzen. Und die Zugehörigkeit zu Italien erwies sich für die neue Generation von Brauern als Vorteil: „Anders als Deutschland kennt Italien kein Reinheitsgebot“, erklärt Norbert Andergassen vom Gassl Bräu. „Unserer Fantasie beim Brauen sind also keine Grenzen gesetzt.“

Andergassen war einer der ersten amtlich zertifizierten Biersommeliers Italiens. Heute arbeitet er Hand in Hand mit seinem Brauer Timo Puntaier. Neben Getreidemalz und Wasser, Hopfen und Hefe mischen die beiden schon mal Basilikum oder Kas-

5,3 % alc.

Quattro

Vierkorn-Weißbier

Mit vier verschiedenen Getreidesorten gebraut. Der Dinkel kommt von einem Hof in Südtirol, die Hefe von einer befreundeten Brauerei aus Bayern. Silver-Award-Gewinner beim European Beer Star 2022. viertel-bier.it

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tanienmehl ins Bier. Und seit neuestem: Birmehl. Das Mehl aus gedörrten und dann fein geriebenen Birnen war in diesen armen Bauerngegenden lange Zeit ein Ersatz für unleistbar teuren Zucker. In Verdings, einer Ortschaft bei Klausen, wurde früher viel von dem Süßstoff hergestellt. Verdings hat die Tradition der Birmehl-Herstellung neu entdeckt und feiert sie alljährlich mit einem Fest, auf dem es Birmehl in Speisen zu verkosten gibt – und im Bier. Dazu kommt ein ordentlicher Schuss Birnenpüree in den Braukessel, „weil Birmehl allein zu wenig Geschmack gibt“, erklärt Andergassen.

Die Ideen zu den ausgefallenen Biersorten stammen nicht zuletzt von seiner Frau Helga. „Sie probiert gerne Neues aus“, sagt Andergassen, und dieses Querdenken zahlt sich aus. „Früher kamen die Gäste in unser Wirtshaus und bestellten einfach – ein Bier. Heute fragen sie genau nach, welche Sorten wir haben.“

Noch ist es während unserer Recherche ein wenig zu früh für das erste Bier des Tages. Cappuccino wird gereicht. Trotzdem rumort es schon in den Kupferkesseln, die direkt im Gastraum des Gassl Bräu stehen und in denen das Bier gebraut wird. Fast 20 Jahre lang haben die

Andergassens ihren Betrieb im Herzen der mittelalterlichen Altstadt von Klausen ausgebaut. Wo sich heute die Küche befindet, war früher ein kleines Gasthaus mit Kegelbahn untergebracht. Darunter liegt jetzt der Gär- und Lagerraum fürs Bier. Unter einer Glasabdeckung läuft ein kleiner Bach quer durchs Lokal, auf Südtirolerisch Wiere genannt. „Ursprünglich haben in unserer Gasse Gerber und Tischler gearbeitet, die das Wasser nutzten“, erklärt Andergassen. Fürs Bierbrauen wird nicht das Wasser aus dem Rinnsal verwendet, sondern Quellwasser aus Latzfons, hoch über der Stadt. Andergassen lobt es als „sehr weich. Es muss nicht behandelt werden.“

H 2 O also. Die unscheinbarste Zutat im Bier, die aber seit jeher eine enorme Wirkung hat. Dort, wo hartes Wasser – mit hohem Mineralgehalt – zur Verfügung stand, wurden traditionell dunkle Biere gebraut. Der Grund: Die Mineralien machen Bier kratzig und bitter. Mit dunkel geröstetem Malz, das viel Eigengeschmack besitzt, wurden diese nicht erwünschten Geschmacksnoten übertüncht. Mit weichem Wasser ließ sich indes helles Bier hervorbringen.

4,9 % alc.

Aus Südtiroler Gerste und Roggen gebraut, trägt das „Qualitätszeichen Südtirol“. Duftet nach Holunder, Litschi und Zitronenmelisse, ideal als Aperitif oder zu leichten Vorspeisen.

hubenbauer.com

Alexander Stolz (rechts) und Gregor Wohlgemuth von der Brauerei Hubenbauer in Vahrn begannen 2014 als Autodidakten – mit zwei Büchern übers Brauen. Und einem 250-Liter-Kessel, den sie beim ersten Versuch durch zu viel Hitze und Druck prompt verbogen. Heute sind die beiden Profis und produzieren 100.000 Liter im Jahr.

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Hopfenstolz American Blonde Ale

Heute werden dem Wasser bei Bedarf Mineralien entzogen oder hinzugefügt, die Eigenschaften eines Bieres hängen also nicht mehr von der Zusammensetzung des lokalen Wassers ab. Trotzdem oder gerade deshalb gilt es, den regionalen Charakter zu erhalten, meint Alexander Stolz vom Hubenbauer in Vahrn. Eine schmale Straße führt hinauf zum altehrwürdigen Hof, 1197 erstmals erwähnt. „Hofbrauerei“ steht auf dem Gemäuer. So darf sich nur nennen, wer mindestens die Hälfte der Rohstoffe fürs Bierbrauen selbst herstellt. Beim Hubenbauer sind es mehr als 70 Prozent: „Wir sind die einzige große landwirtschaftliche Brauerei in Südtirol – mit Getreide, Vieh, Obst und Gemüse aus Eigenanbau“, erklärt Stolz. „Bei uns wird das Gerstenmalz schon mal gemeinsam mit den Kaminwurzen geräuchert.“

2014 hat Stolz den Hof von seinem Vater übernommen, damals noch ohne Bier. Und es war auch nicht geplant, welches zu brauen. „Ich mochte Bier nicht mal sonderlich“, gesteht Stolz. „Mein Freund Gregor dafür umso mehr.“

Gregor Wohlgemuth, gebürtig aus Meran, steht die Begeisterung fürs Bier ins Gesicht geschrieben. Wenn er davon

erzählt, wie er seinen Kumpel Alex überredete, sich an Selbstgebrautem zu versuchen, leuchten seine Augen. „Alex hat einen 250 Liter großen Kessel besorgt, ich zwei Bücher“, sagt Wohlgemuth. „Bierbrauen leicht gemacht und Gutes Bier selber machen.“ Ein obergäriges Bier sollte es werden, der Gegenpol zum klassischen Hellen, das man in Südtirol kennt. Der erste Versuch missglückte, Hitze und Druck verbogen den Kessel. Doch nach und nach lief es besser. Aus den beiden Autodidakten sind Bierkenner geworden, aus den anfänglichen 250 Litern eine Jahresproduktion von 100.000 Litern. Lässig, als hätten sich ihre Visionen ohne ihr Zutun verwirklicht, lehnen Stolz und Wohlgemuth an einem Tisch, an dem heute regelmäßig Bierverkostungen stattfinden. Hier, im ehemaligen Stadel des Hubenbauers, wo noch vor wenigen

„Bei uns wird das Gerstenmalz schon mal gemeinsam mit den Kaminwurzen geräuchert.“
Alexander Stolz

Die „Südtiroler Handwerksbrauereien“ stellen naturbelassenes Bier in kleinen Mengen her, weder gefiltert noch pasteurisiert. Das Selbstgebraute wird vornehmlich im eigenen Betrieb ausgeschenkt –in der Stube oder im Biergarten.

Jahren Traktoren standen und Heu gelagert wurde, ist jetzt die Brauerei untergebracht. Aufwendig wurde umgebaut, hunderttausende Euro wurden investiert. Große Fenster leiten den Blick nach draußen, in eine ungewöhnliche Nachbarschaft: Direkt an die alte Stadelmauer grenzt der Dorffriedhof von Vahrn, die Kirche ist in Steinwurfweite.

Beistand von oben war beim Bierbrauen schon immer von Vorteil: „Hopfen und Malz – Gott erhalt’s!“ Heute helfen auch Wagemut, Experimentierfreude und eine gesunde Naivität. Kommen diese Eigenschaften daher, dass viele aus der neuen BraumeisterGeneration Quereinsteiger sind? Stolz war Bauingenieur, bevor er sich dem Bier verschrieb, Andergassen vom Gassl Bräu Maschinenschlosser. Auch Thomas Lanz arbeitete in der Baubranche, bevor er mit drei Mitstreitern die Viertel Group gründete, die vier Gastbetriebe in und um Brixen betreibt und diese seit 2021 mit hauseigenem Bier versorgt. Gebraut wird das Viertel Bier von Leonhard Schade, einem Mittzwanziger aus Bayern. Erst seit Kurzem ist er im Team und hat prompt eine eigene Kreation verwirklicht: das „Festbier“.

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„Früher kamen die Gäste in unser Wirtshaus und bestellten einfach ein Bier. Heute fragen sie genau nach, welche Sorten wir haben.“

Norbert Andergassen

Norbert Andergassen war einer der ersten amtlich zertifizierten Biersommeliers Italiens. Das Gassl Bräu führt er mit seiner Frau Helga, die Familie hilft mit – im Bild Tochter Petra und Enkelin Emily.

Immer Mitte Mai läutet das Gassl Bräu mit dem Anstich dieses erfrischenden, leicht bekömmlichen Biers die warme Jahreszeit ein. Seine bestimmende, aber harmonische Note von Südtiroler Bergbasilikum harmoniert sehr gut mit sommerlichen Speisen. gassl-braeu.it 4,2 % alc.

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Basilikumbier Leichtes Sommerbier

Sichtlich stolz schwenkt Schade das Getränk im Glas. Es schmeckt malzig, leicht süß. Die Kohlensäure verbreitet sich angenehm am Gaumen. „Schön bernsteinfarben“, konstatiert Schade, „für ungefiltertes Bier sehr klar.“ Das liege an der Zeit, die dem Bier für die Lagerung gelassen wird. Dadurch würden „unedle Geschmäcker“, die beim Gären entstehen können und mitunter an den Geruch von Nagellack erinnern, abgebaut.

Noch bevor Schade den ersten Handgriff tut, hat er die Komposition des Bieres, das entstehen soll, im Kopf. Beim Brauen selbst geht viel nach Gefühl. Es sei wichtig, das richtige Maß zu finden. Beim Abläutern zum Beispiel: Dabei wird die Maische – das Gemisch aus Getreidemalz und Wasser – gefiltert und die Flüssigkeit vom Feststoff getrennt. Lässt man die Flüssigkeit zu schnell ablaufen, kann wertvoller Zucker verloren gehen. Wird zu stark gebremst, bleiben massig Gerbstoffe zurück, was die Gärung hemmt. Vom Brautag bis zur Abfüllung darf Schades „Festbier“ 90 Tage im Tank ruhen. „Diesen Luxus können sich Industriebetriebe kaum leisten“, sagt Lanz, der zwar Schades Chef, beim Bierbrauen aber auch sein Gehilfe ist.

Anders als Deutschland kennt Italien kein Reinheitsgebot, der Fantasie beim Brauen sind keine Grenzen gesetzt.

Timo Puntaier, Brauer des Gassl Bräus, mischt auch schon mal Basilikum oder Kastanienmehl in den Kessel.

Die Craftbeer-Pioniere sind keine Einzelkämpfer, sie treten im Team auf. Man hilft sich gegenseitig, auch der lokalen Konkurrenz: Wenn der Hopfen ausgeht, das Malz fehlt, eine Pumpe streikt. Und man freut sich über den Erfolg des anderen. „Jedes gute Bier aus dieser Gegend ist Werbung für uns alle“, sagt Gregor Wohlgemuth.

Die Biere vom Hubenbauer sind ebenso preisgekrönt wie jene von Viertel Bier. Besonders italienische Gäste zeigen sich offen für birra artigianale: Norditalien war ein Hotspot für den europäischen Craftbeer-Boom im letzten Jahrzehnt, und der italienische Biermarkt wächst und wächst. Auch Südtirols Bierfans probieren gern neue Kreationen. Um bei aller Braufantasie einen gemeinsamen Qualitätsstandard festzulegen, haben sich die Mitglieder der „Südtiroler Handwerksbrauereien“ darauf geeinigt, je mindestens eine Biersorte herzustellen, deren Getreide ausschließlich aus Südtirol stammt. Damit setzen sie ein Zeichen für Regionalität, festigen die Beziehungen zu den hiesigen Landwirten und eröffnen auch ganz konkret neue, lokale Wirtschaftskreisläufe. „Am Ende trinkt man ein Bier ja nicht nur wegen seines Geschmacks, sondern weil man Emotionen damit verbindet“, sagt Braumeister Schade. Emotionen werden über Erlebnisse erzeugt. Und Erlebnisse schreiben Geschichten. Genau das tun die jungen Südtiroler Braumeister: Sie machen Altbewährtes sichtbar und bringen neuen Geschmack ins Land.

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EIN MUSEUMSSTÜCK

Römischer Ziegelstein

Datierung: 2. Jahrhundert n. Chr.

Größe: 18 x 19 cm, 7,4 cm dick

Material: rötlicher Ton

IM FOKUS
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Text — VALERIA DEJACO

Aller Anfang

Im praefurnium, dem Feuerungsraum des großen Ziegelofens, lodern bereits Flammen aus dicken Holzscheiten, bald wird die darüberliegende Brennkammer die richtige Temperatur haben: 700 bis 1.000 Grad Celsius. Daneben liegen säuberlich aufgereiht die brennbereiten Tonziegel aus rötlichem Lehm, der mit Wasser und Sand gereinigt und entfettet und dann in einer Holzform zu quadratischen Tonplatten geformt wurde.

Die Ziegel müssen vor dem Brennen erst ledrig antrocknen, sie sind also noch feucht und weich, als Secundio einen davon in die Hand nimmt. Mit einer Fingerspitze beginnt er, zunächst zögerlich, Zeichen in den Lehm zu ritzen: ein S, ein R und ein P in römischen Großbuchstaben. Dann wagt er sich schrittweise an seinen Namen: Ganz links ritzt er ein krakeliges S, ganz rechts ein kleines o – so, als wolle er erst mal testen, wie viel Platz er brauchen wird. Nun probiert er die Silbe Se, dann ein C, ein D und ein R. Jetzt ist er bereit. Sicherer, mit deutlich mehr Druck, schreibt er ganz oben auf den Ziegel: Secundio.

Der einzelne Name lässt vermuten, dass der mysteriöse Schreiber ein Sklave war, und aufgrund der verwendeten Buchstaben geht man davon aus, dass er seine Übungen im 2. Jahrhundert nach Christus machte. Am Fundort des Ziegels, dem Plunacker in Villanders, stand zu der Zeit ein großer römischer Gutshof, in dessen Ziegelwerk Secundio wohl arbeitete. Ein Jahrhundert zuvor hatte Kaiser Augustus die Gegend zur römischen Provinz Raetia erklärt.

Warum man weiß, dass es sich bei den Inschriften um Übungen handelte? Die Reihenfolge entspricht der Methode, nach der man laut Quintilian in römischen Schulen schreiben lernte: erst Buchstaben, dann Silben, dann ganze Wörter. Am Ende ritzte Secundio noch zwei Begriffe in den nun fast trockenen Ziegel, beide mit dem Anfangsbuchstaben A: aurum, Gold. Und agnos, Lamm.

Archeoparc Villanders

+ Im Jahr 1979 kamen auf dem Plunacker in Villanders, einer sonnigen Hangterrasse auf 880 m Meereshöhe, über 7.000 Jahre alte Spuren menschlichen Lebens zum Vorschein: von mesolithischen Jägern, ersten bäuerlichen Siedlungen aus dem Neolithikum, dann frühen Kultplätzen der Kupferzeit, Bronzezeit und Eisenzeit. Die Fundstelle zählt zu den wichtigsten dieser Epoche im gesamten Alpenraum. Die besterhaltenen Funde stammen von einem Gutshof aus der Römerzeit (1.–3. Jh. n. Chr.) mit Viehhaltung, Ackerbau, Werkstätten und Ziegelbrennöfen. Der Archeoparc zeigt direkt vor Ort Fundstücke und Gebäudereste aus all diesen Epochen: ein Spaziergang durch die Vergangenheit.

archeo.bergwerk.it

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Interview — BETTINA GARTNER
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Fotos — MICHAEL PEZZEI

Sie lieben das Erklimmen von Gipfeln – und sorgen dafür, dass alle möglichst unversehrt hochkommen und auch wieder runter: ein Berg- und Skiführer, eine Liftexpertin und Bergrettungschefin, ein Ausbilder am Berg. Sie erzählen von Beruf und Leben, von Glücksmomenten und Unglücken und von den Wundern der Natur

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Action zum Ausprobieren, aber immer gut gesichert: 4 Tipps auf S. 61

Der Vertrauensvolle

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Als Kind war ich nicht schwindelfrei. Ich musste nur vom Balkon hinunterschauen –und alles drehte sich. Das war nicht gut, denn gleichzeitig wollte ich hinauf auf die Berge. Im Sommer hütete ich auf der Alm Ziegen, die ja überall hochkraxeln. Wenn ich ihnen nachwollte, musste ich üben: Ich kletterte auf jeden Felsen, jede Mauer, jedes Hausdach und schaute hinunter. Bis sich irgendwann nichts mehr drehte.

Eine gewisse Angst oder vielmehr ein gesunder Respekt ist geblieben, und das ist auch gut so. Vielleicht hat mich das in meinem Leben davon abgehalten, zu waghalsig zu sein. Zu übermütig. Mit fünfzehn Jahren begann ich mit dem Bergsteigen, hinauf auf unseren Hausberg, den Tribulaun, 3.096 Meter hoch. Ich war Mitglied im Alpenverein und bei der Bergrettung und wollte möglichst viel lernen, um sicherer zu werden.

Nach der Matura zog ich nach England. Zwölf Jahre lang blieb ich dort. Ich wollte Englisch lernen, da wir es in der Schule nicht hatten. Beruflich wurde ich Outdoor-Trainer. Heute würde man sagen, ich war Erlebnispädagoge – eine Tätigkeit, die ich auch dann noch weiterführte, als ich wieder nach Südtirol zurückgekehrt war. Ich arbeitete mit Jugendlichen und Erwachsenen und brachte ihnen bei, im Team zu agieren, Vertrauen zu haben und sich aufeinander zu verlassen.

Auch ich verstand, meinen Fähigkeiten zu vertrauen. In meiner Freizeit fing ich an zu klettern, mit und ohne Seil: auf Eis und Fels, in Großbritannien, Frankreich, der Schweiz, Südtirol. Egal wo, eine gute Vorbereitung ist das Wichtigste. Ich schaue nach dem

Wetter, präge mir die schwierigsten Stellen einer Tour ein, packe die notwendige Ausrüstung ein. Dazu gehören nicht nur ein Getränk und ein Energie-Riegel, sondern Kompass, Wanderkarte und Erste-Hilfe-Set, Biwak-Sack und Rettungsdecke. Alles, was man für den Notfall im Gebirge braucht.

Das einzige – nicht allzu tragische – Missgeschick, bei dem ich beteiligt war, passierte einmal einem Freund aus England: Wir waren im Mont-Blanc-Gebiet unterwegs, auf einer 1.000 Meter hohen Eiswand. Bei einem Überhang fiel ihm die Brieftasche aus der Windjacke. Er hatte sie in eine Seitentasche gesteckt. Ausweis, Flugtickets, Travellerschecks, alles war da drin. Wir mussten in dieser Nacht auf dem Gletscher übernachten und kamen erst am übernächsten Tag an den Fuß der Eiswand zurück. Und siehe da: Das meiste haben wir wiedergefunden. Wir konnten es kaum fassen: Was für ein Glück!

Als ich 1989 nach Südtirol zurückkehrte, bildete ich mich in doppelter Hinsicht fort: Ich studierte Philosophie, Pädagogik und Psychologie in Innsbruck und wurde Grundschullehrer für Integration und Englisch. Gleichzeitig machte ich die Ausbildung zum Bergführer. Als einer der ersten bot ich Ende der 1990er-Jahre Schneeschuhwanderungen an. Letzthin habe ich Gäste aus Sizilien begleitet, sie hatten noch nie so viel Schnee gesehen. Ein gestandener Mann hat sich gefreut wie ein Kind. Was will man mehr!

Mittlerweile bin ich seit drei Jahren als Lehrer in Pension, kann ganz und gar Bergführer sein. Nun habe ich die Freiheit, unsere wundervolle Natur zu erleben, wann immer ich will und dieses Erlebnis mit Gästen aus aller Welt zu teilen.

Als kleiner Bub in Pflersch, einem Seitental im Norden Südtirols, nahe am Brenner, hatte Max Röck Höhenangst. Mittlerweile ist er 64, Berg- und Skiführer und begleitet seit fast drei Jahrzehnten Gäste sicher auf die Berge seiner Heimat.

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A

uf den ersten Blick gehört Monica Borsatto nicht zu den Menschen, die anderen Angst einjagen. Sie wirkt ruhig und bodenständig. Und doch, erzählt sie sichtlich amüsiert, habe sie einige Männer „ziemlich schockiert“, als sie vor drei Jahren Teamleiterin des nationalen Bergrettungsdienstes CAI in Brixen wurde. Eine Frau in dieser Position – das hatte es in Südtirol bis dato nicht gegeben.

Borsatto hat den Anfang gemacht. Nicht nur in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als Schutzengel am Berg, sondern auch in ihrem Beruf als Umweltingenieurin bewegt sie sich zumeist als einzige Frau zwischen männlichen Führungskräften. Für sie ist das kaum der Rede wert. Ein verschmitztes Lächeln, ein Achselzucken genügen. „In der technischen Welt, in der ich arbeite, zählen objektive Ergebnisse“, sagt sie. „Da wird weniger moralisiert als in anderen Arbeitsbereichen.“

Ganz natürlich scheint sich Borsatto in ihre Welt einzufügen. Obwohl sie aus dem Veneto stammt, spricht sie so selbstverständlich von „noi altoatesini“ – „wir Südtiroler“ –, als wäre sie schon immer hier gewesen. In den geliebten Bergen hat Borsatto ihren Platz gefunden. Wann es nur irgendwie geht, ist sie draußen, oben, in der Natur, in den Felsen, auf den Gipfeln. Ihr Arbeitsplatz? Den wechselt sie, je nachdem, welchen Hut sie gerade aufhat: Als Bergretterin ist sie im großen Zivilschutzzentrum Brixen stationiert, das sich mehrere Rettungsdienste teilen. Von

hier starten alle Einsätze, gleich nebenan liegt der Helikopter-Landeplatz.

Meistens ist sie aber in ihrem Büro in der Altstadt anzutreffen, inmitten von altehrwürdigen Gebäuden. Die Jacken in der Garderobe hängen hier an Seilen und Karabinern, Holzskier aus den 1960er-Jahren stehen in der Ecke, mitten im Raum baumelt ein Sessellift. Als der Lift vor einigen Jahren ausgedient hatte, konnte sich Borsatto einen Sessel sichern – als Deko-Stück und Sinnbild ihres Berufs: Borsatto ist eine von 100 Ingenieuren in Italien, die als „direttore d’esercizio“ – Betriebsdirektor – von Liftanlagen tätig sind. Acht Anlagen in Arabba unterstehen ihrer Aufsicht. Technische Abnahme, Wartung, Instandhaltung, ungewollte Zwischenfälle: Borsatto ist verantwortlich für alles, was während des laufenden Betriebs passiert.

Selbstverständlich übernimmt sie Verantwortung: für die Betriebsleiter, mit denen sie arbeitet, für die Bergretter in ihrem Team. Und für die Landschaft in den Skigebieten, die sie maßgeblich gestaltet. Als Umweltingenieurin hat sie sich auf die Planung von Liftanlagen und Skipisten spezialisiert. Für die Weltmeisterschaft 2021 in Cortina konzipierte sie die Abfahrtspiste der Herren: 2.740 Meter lang, 805 Meter Höhenunterschied, maximale Neigung von 62 Grad. „Pista Vertigine“ wurde die Strecke getauft, das bedeutet: schwindelerregend. Und – typisch Borsatto – eben doch ein bisschen furchteinflößend.

Die 51-jährige Monica Borsatto – gebürtig aus dem Veneto, zu Hause in Brixen – ist eine Pionierin. Nicht, weil sie Gipfel als erste erklomm, sondern weil sie als Frau Chefbergretterin wurde. Ach ja: Umweltingenieurin und Hüterin von Liftanlagen und Pisten ist sie zudem.

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Die Verantwortungsvolle

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Der Maßvolle

Die Schaufel ist immer im Rucksack: Matthias Hofer gräbt ein Stück der Schneedecke ab, um ihren Aufbau und ihre Beschaffenheit zu prüfen.

Mit einer Lupe untersucht Hofer die Schneekristalle: Sind sie groß oder kleiner, kantig oder rund? Das gibt Aufschluss darauf, wie sich der Schnee verhält – und wie stabil die Schneedecke ist.

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❶ ❷

Sommer oder Winter – wann ist es auf dem Berg gefährlicher?

Im Winter, wegen der Lawinen. Wobei viele Abgänge vermieden werden können, wenn die Menschen zwei grundlegende Faktoren berücksichtigen.

Und zwar?

Zum einen die Lawinenwarnstufe und zum anderen die Neigung der Hänge, an denen man sich aufhält. Je höher die Warnstufe, desto weniger steil darf das Gelände sein. Bei Lawinenwarnstufe 2 sollte das Gelände in einem Umkreis von zwanzig Metern nicht steiler als vierzig Grad sein. Bei Lawinenwarnstufe 3 sollte der Hang, an dem man sich befindet, die fünfunddreißig Grad nicht überschreiten. Bei Lawinenwarnstufe 4 gilt es, unter dreißig Grad zu bleiben, wobei auch das Einzugsgebiet einer möglichen Lawine beachtet werden muss. Wichtig sind auch die im Lawinenlagebericht genannten Lawinenprobleme, zum Beispiel der sogenannte Altschnee. Dann ist besondere Vorsicht geboten.

Klingt einfach.

Ist es auch. Die Statistiken aus Südtirol zeigen eindeutig: Bei neunzig Prozent der Lawinenabgänge wurden diese Regeln nicht beachtet. Gemessen an der Lawinenwarnstufe waren die Menschen in zu steilem Gelände unterwegs. Rund zwei Drittel aller Unfälle passieren bei Lawinenwarnstufe 3 – genau aus diesem Grund!

Brauche ich Experten an meiner Seite, um mich ins Gelände zu wagen?

Nicht unbedingt. Man muss wissen, was man kann –und sich entsprechend verhalten. Der österreichische Alpinist Paul Preuß hat es einmal so formuliert: „Das Können ist des Dürfens Maß.“

Und wenn man zu wenig kann?

Dann kann man Kurse bei Bergführern oder im Alpenverein besuchen. Oder man tut sich mit erfahrenen und qualifizierten Leuten zusammen und holt sich Tipps von ihnen. Die größten Meister, heißt es, sind diejenigen, die nie aufhören, Schüler zu sein.

Wann haben Sie begonnen, den Berg zu verstehen?

Als Kind habe ich bei meinem Onkel in Villanders auf der Alm gearbeitet. Damals wurde meine Faszination für die Natur geweckt. Bergführer zu werden, war über Jahre hinweg mein Ziel. Doch als junger Mensch

ist das gar nicht so einfach: Man muss gewisse Touren und gewisse Schwierigkeitsgrade meistern und zwar in den Bereichen Hochtouren, Skitouren und beim Klettern. Das dauert seine Zeit. Deshalb verdiente ich mein Geld anfangs als Geometer. 2010 wurde ich dann Bergführer. Als mir vier Jahre später angeboten wurde, Ausbildungsleiter bei der Südtiroler Bergrettung zu werden, habe ich mein Hobby – die Herausforderungen am Berg – zum Beruf gemacht.

Was müssen Profis ebenso beachten wie Laien, wenn sie in die Berge wollen?

Beide müssen ihre Tour gut planen. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Wie ist das Wetter? Was sagt der Lawinenlagebericht? Und: Wie groß ist die Gruppe, mit der ich unterwegs bin? Für einen Skitouren-Führer sind sechs Teilnehmer ideal, beim Schneeschuhwandern um die zehn. Doch selbst bei guter Planung muss man immer mit dem Schlimmsten rechnen.

Inwiefern?

Man sollte sich im Vorfeld gedanklich mit Extremsituationen auseinandersetzen. Das gilt im Bergsport ebenso wie für andere Bereiche, zum Beispiel im Straßenverkehr. Was wäre, wenn dich ein Motorradfahrer überholt, und hinter der nächsten Kurve liegt er auf

Matthias Hofer, 43, aus Villanders, war Geometer, bevor er sich vor 13 Jahren als Ski- und Bergführer selbstständig machte. Nun bildet er selbst Bergretter, Skilehrer und Wanderleiter aus, gibt bei Vorträgen sein Wissen weiter und tritt bei Alpinunfällen als Sachverständiger auf. →

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der Straße, weil er gestürzt ist? Wenn man gedanklich eine Situation durchlebt, ist sie weniger überraschend, wenn sie tatsächlich eintritt. Das bewahrt einen zwar nicht davor, Fehler zu machen, aber es hilft ungemein.

Das klingt nach persönlicher Erfahrung … Einmal war ich im Trentino mit zwei Kunden auf einer Skitour unterwegs. Die beiden waren äußerst erfahrene Tourengeher, wollten mich aber trotzdem dabei haben. Wir stiegen eine steile Rinne empor und waren schon fast oben angelangt: Nur zehn Meter fehlten bis zum Ausstieg. Da hatte ich plötzlich das Gefühl, wir müssen umkehren, weil es zu gefährlich wird. Ich habe die Gäste über ein steiles Stück abgeseilt, musste es aber selber abfahren. Dabei wurde ich von einer Lawine mitgerissen.

Lawinenreport

Alle Infos über die aktuellen Gefahrenstufen und -stellen griffbereit, mit Informationen zu Wetterentwicklung und Schneedeckenaufbau: Das bietet der Euregio-Lawinenreport. Für die mehrsprachige Online-Lawinenvorhersage haben sich die Lawinenwarndienste der Europaregion aus Tirol, Südtirol und Trentino 2018 zusammengeschlossen. Auch Karten zu Schneehöhe, Lufttemperatur, Wind und mehr sind verfügbar. Als erste grenzüberschreitende Vorhersage ist der Report ein wichtiges Tool für die Risikoprävention bei der individuellen Tourenplanung – aber auch für das gesamte Risikomanagement im Alpenraum. www.lawinen.report

Wissen Sie noch, was Sie in diesem Moment dachten?

Ich dachte: „Es ist Mai, Saisonsende, und ausgerechnet heute habe ich zum ersten Mal in diesem Winter meinen ABS-Rucksack nicht dabei.“

Kein Gedanke an die Familie? Das Lebensende?

Nein. Aufgrund der Größe der Lawine und des flachen Geländes unterhalb der Rinne war mir klar, dass nicht allzu viel passieren wird. Das Nächste, was ich dachte, war: „Ich muss die Stöcke loswerden.“ Steckst du in den Schlaufen fest, ziehen sie dich in einer Lawine nach unten. Ich habe eine günstige Stelle gesehen und die Stöcke dorthin geworfen mit dem Gedanken, sie nachher abzuholen. Das habe ich dann auch gemacht. Denn Gott sei Dank wurde ich nicht komplett verschüttet, sondern nur bis zum Bauch.

Bleibt die Angst?

Im Gegenteil. Wenn Unfälle wie dieser gut ausgehen, sind sie eine wertvolle Erfahrung. Denn wenn sich ein ähnliches Muster wiederholt, weiß man, wie man sich verhalten soll. Generell wird das Skitourengehen zunehmend sicherer. Vor zehn Jahren kamen hierzulande auf 100.000 Touren acht Lawinenunfälle. Mittlerweile haben sich die Touren schätzungsweise verdoppelt, die Zahl der Lawinenunfälle aber ist gleich geblieben.

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Action? Aber sicher!

Bei diesen adrenalinreichen Sportarten kann man sich selbst ein bisschen überwinden, Grenzen austesten und der Gefahr ins Auge blicken –gut gesichert und in Begleitung von Profis

MOUNTAINBIKEN

Runter geht’s immer

PARAGLIDING

Der Traum vom Fliegen

„Sicherheit ist alles “, sagt Stefan Hofer. Der staatlich geprüfte Tandempilot und sein Team nehmen Gäste mit auf Gleitschirmflüge vom Gitschberg über Meransen bis ins Tal. An der Ostseite des Bergs mit dem verlässlichen Aufwind herrschen im Sommer die richtigen Startbedingungen, die Flugrouten bieten Blicke übers Pustertal und Eisacktal. „Wenn Wetterlage, Wind oder Wolken nicht passen, wenn wir am Startplatz sehen, die Bedingungen sind fraglich, dann sagen wir den Flug ab, ohne Wenn und Aber“, sagt der erfahrene Pilot. So sind Tandemflüge ein sicherer Spaß – und weniger adrenalinreich, als man es sich vorstellt: „Viele Fluggäste sind vorher sehr nervös, aber schon nach kurzer Flugzeit merken sie, was für ein Genuss das ist“, so Hofer. „Man gleitet ruhig durch die Luft und hat eine unglaubliche Aussicht.“ Schon Kinder ab vier Jahren können dank spezieller Ausrüstung mitfliegen, „und nach oben hin ist das Alterslimit sowieso offen“, sagt Hofer. Wichtig sei, dass Passagier und Pilot beim Start gemeinsam loslaufen, dann ist das Schwierigste geschafft. Und gelandet wird mit der sichersten Technik: auf den weichen Schaumprotektoren am Gurtzeug – „auf dem Popo“, lacht Hofer.

paragliding-gitschberg.com

BOULDERN

Kein tiefer Fall

Erste Kletterversuche wagen und die gesamte Muskulatur stärken – ohne Seile, Knoten und Angst vorm Fallen? Das geht beim Bouldern. Der sichere Boden ist nie weit weg, und wenn man fällt, plumpst man auf eine weiche Matte. Bouldern kann man im Sommer auch in Klettergärten im Freien, etwa in Spiluck bei Vahrn oder an der oberen Festung in Franzensfeste. Zum Anfangen sind aber die kontrollierten Bedingungen in der Kletterhalle Vertikale in Brixen ideal. 800 bunte Quadratmeter Boulderfläche von flach bis steil gibt es zu erklettern, Inspiration bietet die 400 Quadratmeter große Wettbewerbswand im Freien samt Zuschauertribüne, wo auch Weltcups stattfinden. Und wen dann doch das Klettern am Seil reizt: Eine private Übungsstunde mit einer Kletterlehrerin ist der sicherste Einstieg in die Welt der hohen Wände.

vertikale.it

RIVERSURFEN

Neue Welle

Gekonnt kurven die Brixner Riversurfer mit ihren Boards auf den Flusswellen des Eisacks –zur Freude der Zusehenden. Dabei sind sie aber gut gesichert: starke Gummiseile, an einer Brücke befestigt, sorgen dafür, dass die Strömung sie nicht zu weit abtreibt. Das städtische Wellenreiten kann man unter erfahrener Anleitung ausprobieren: Riversurf Brixen bietet von Mai bis September Schnupperkurse an.

riversurfbx@gmail.com

Die kinderfreundliche Jerry Line, die abwechslungsreiche Hammer Line und Palm Pro Line oder die Sky und Rock Line, die zusammen über 1.000 Höhenmeter von der Berg- zur Talstation der Plose führen? Fünf Abfahrtsstrecken bietet der Brixen Bikepark auf der Plose, von leicht bis anspruchsvoll. Hoch geht’s für Mensch und Bike (die Ausrüstung ist vor Ort ausleihbar) mit Kabinenbahn und Sessellift, auf dem Weg nach unten gibt es entweder easy Kurven und einfache Waldwege – oder für Mutige und Erfahrene auch Herausforderungen wie Stufen, Wurzelwerk und Sprünge. Ideal also, um das Biken an das gewünschte Adrenalinlevel anzupassen. Und sich vielleicht bei der zweiten oder dritten Abfahrt doch an die schwierigere Strecke zu wagen …

Für Anfänger oder Wiedereinsteiger empfohlen: ein Fahrtechnik-Workshop mit den Guides von Plose Bike, um das richtige Schalten, Balancieren, Bremsen sowie flüssiges Fahren und Kurvenfahren aufzufrischen.

plose.org plosebike.com

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Krapfenreise

Frisch gebacken in heißem Öl, goldgelb und duftend, mit Zucker bestäubt oder herzhaft, beim Sommerfest oder in der herbstlichen Stube: Bauernkrapfen machen glücklich. Fünf Varianten für eine genüssliche Entdeckungstour

SCHALDERER KRAPFEN

Für Kenner

Aus dem Dörfchen Schalders bei Vahrn, nördlich von Brixen, kommt ein nur örtlich bekannter Krapfentyp: kleine Halbkreise, prall gefüllt mit einer Masse aus Kartoffeln, Topfen, gerösteten Zwiebeln und frischem Schnittlauch – und dann natürlich in Öl herausgebacken. Sie werden gern zu Suppen gegessen und haben den Vorteil, dass man aufgrund ihrer geringen Größe eine ganze Menge davon verdrücken kann, bevor das gefürchtete Sättigungsgefühl eintritt.

Form

KLEINE HALBKREISE

Teig

AUS ROGGEN- UND WEIZENMEHL, KARTOFFELN UND EI

Gefüllt mit KARTOFFEL-TOPFENFÜLLE MIT ZWIEBELN UND SCHNITTLAUCH

Vorkommen

SELTENES EXEMPLAR, NUR IN DEN URIGSTEN BAUERNSTUBEN ZU FINDEN

PFUNDERER MOHNKRAPFEN

Für Traditionalisten

Was anderswo Halloween heißt, gibt es im Talschluss des stillen Pfunderer Tals schon lange: den Brauch des Krapfenbettelns. Einst zogen die Ärmsten um Essen bittend durchs Dorf – verhüllt, um ihre Armut nicht offen zu zeigen. Heute kehren jedes Jahr im November meist junge Männer und Frauen aus Pfunders abends bei den Häusern ein, die als Signal eine Lampe ins Fenster gestellt haben. Verkleidet sind sie mit alten Bauerngewändern und unheimlichen, selbst gebastelten Leinenmasken mit Mund- und Augenlöchern. Sie verlangen nicht „Süßes oder Saures“, sondern: „A Krapfl“! Und zwar „a moginas“, also eins mit süßer Mohnfülle, oder „a saures“, mit Topfen. Dazu gibt’s natürlich ein Schnapsl und die Bettler musizieren auf mitgebrachten Instrumenten. Zum Abschied danken sie mit „Vergelt’s Gott für die armen Seelen!“ Dabei verstellen sie ihre Stimme: Von den Nachbarn nicht gleich erkannt zu werden, ist der halbe Spaß – und wird ein Nicht-Pfunderer beim Betteln erwischt, wird er zur Strafe in einen Bottich getunkt.

Form

LÄNGLICH, HALBRUND

Teig

FESTER TEIG AUS ROGGENMEHL

Gefüllt mit MOHN-APFEL-MASSE

Vorkommen

BUSCHENSCHÄNKE UND BAUERNHÖFE, VOR ALLEM IM HERBST

GRÜNE KRAPFEN

Für Gemüsefans

„Früher war es hier auf vielen Höfen üblich, die grünen Krapfen jeden Samstag zu essen, dazu ein Glas Milch“, erzählt Anita Gasser, Bäuerin am Oberhauserhof in Feldthurns. Die Krapfen hat sie mit den anderen Bäuerinnen im Ort schon zu Tausenden zubereitet: Zum Dorffest im Sommer oder zum Törggelemarkt im Herbst trifft sich die eingespielte Küchenbrigade zum Teigausrollen und Frittieren. „Die Füllung ist heikel, die bereiten die besten Köchinnen zu. Steht sie zu lang oder passt das Wetter nicht, wird sie sauer“, so Gasser. Die Zutaten: Spinat, in Butter geröstete Zwiebeln und ein „Miasl“ aus Wasser und Mehl, „das unbedingt kalt sein muss!“

Form

SCHMALE, LANGE HALBMONDE

Teig

AUS ROGGEN- UND WEIZENMEHL, KARTOFFELN, EI, ÖL, TOPFEN UND SALZ

Gefüllt mit FRISCHEM SPINAT, GEWÜRZT MIT PFEFFER, SALZ UND MUSKATNUSS

Vorkommen

AUF FESTEN UND MÄRKTEN RUND UM FELDTHURNS; IN TÖRGGELESTUBEN

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Kulturgeschichte der Krapfen >>> Krapfen, Kiachlen, Blattln, Tirtln: An in Fett gebackenen Teiglingen mangelt es in Südtirol nicht. Jedes Tal hat eigene bäuerliche Traditionen und überlieferte Rezepte. Vor allem süß gefüllte Krapfen galten seit jeher als Festtagsspeise: „Krapfentage“ waren das Kirchweihfest, Weihnachten und Ostern. Heute werden Krapfen das ganze Jahr genossen, am liebsten immer noch zu Gelegenheiten, bei denen man zusammenkommt: auf Dorffesten, beim Törggelen, zum Weihnachtsschmaus oder auf der Almhütte. Zum Frittieren verwendet man heute Öl, traditionell wurden Krapfen aber in Butterschmalz gebacken. Das hatte jeder besser gestellte Bauernhof vorrätig, weil man die Butter dazu verarbeitete, bevor sie ranzig wurde. Ärmeren Höfen blieb hingegen übelriechendes Schafoder Rinderfett. Was sich bis heute nicht geändert hat, ist die zeitintensive Handarbeit fürs Formen und Füllen der Krapfen. Die erledigt man daher immer noch gern gemeinsam, um den Küchentisch sitzend.

LISNA KRAPFEN

Für Puristen

„Das Rezept für die Lisna Krapfen habe ich von meiner Schwiegermutter Ida“, sagt Elisabeth Kaser vom Großplonerhof in Lüsen, „obwohl sie wie viele Südtiroler Bäuerinnen lieber nach Gefühl kocht – ohne Rezept.“ Die für Lüsen typischen Kirchtagskrapfen, aus Sauerteig oder Hefeteig hergestellt, haben eine Besonderheit: Anis, der im Teig verarbeitet wird und beim Backen sein Aroma freigibt. Man isst sie meist als herzhafte Beilage: „Zu einer leeren Suppe, also einer Fleischbrühe, oder zu Gersten- und anderen Suppen“, sagt die Bäuerin. Auch selbstgemachte Granten-, also Preiselbeermarmelade schmecke dazu hervorragend. Die Lisna Krapfen sind ein seltener Genuss, die meisten Familien bereiten sie nur zum Lüsner Kirchtag im September zu: „Früher gab es sie öfter, zu Festtagen und zu Weihnachten“, ergänzt Kasers Schwiegermutter Ida, „aber sie sind aufwendig – und heute ist man wohl etwas bequemer.“

Form LÄNGLICH-OVAL Teig

SAUER- ODER HEFETEIG, MIT ANIS

Passen zu FLEISCHBRÜHE, SUPPEN ODER PREISELBEERMARMELADE

Vorkommen

IN BAUERNSTUBEN IN LÜSEN, VOR ALLEM ZUM LÜSNER KIRCHTAG IM SEPTEMBER

APFELKIACHLN

Für Kinder

Gesünder als Äpfel ist kaum ein Lebensmittel: vollgepackt mit Vitaminen, Polyphenolen, Ballaststoffen. Zum Glück hat die Südtiroler Küche auch für das gesunde Obst ein Rezept zum sündigen Frittieren parat! Besonders am Hochplateau rund um Natz-Schabs sowie in Brixen und Umgebung serviert man zu Dorf- und Stadtfesten gern die goldgelben Apfelringe. Die Äpfel werden in dicke Scheiben geschnitten, in flüssigen Teig getaucht und in heißem Öl gebacken. Mit Zimt und Staubzucker bestreut werden sie so zur Lieblingsnascherei vieler obstscheuer Kinder. Ein paar Polyphenole sind da sicher auch noch drin.

Form RINGE

Teig

FLÜSSIGER TEIG AUS WEIZENMEHL, MILCH, EIERN UND RUM

Garniert mit STAUBZUCKER UND ZIMT Vorkommen

AUF SOMMERFESTEN ODER IM GASTHAUS, VOR ALLEM AM HOCHPLATEAU NATZ-SCHABS

Text — VALERIA DEJACO

Quelle:
Südtiroler Krapfen“, Edition Raetia, 2013
„100
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UNSERE WEINGÜTER

Hang zur Sonne

Text — LENZ KOPPELSTÄTTER

Der Pacherhof schmiegt sich an einen grünen Berghang bei Brixen. Die Geschwister Andreas und Katharina Huber sind in der Tradition ihres Familienguts verwurzelt – und lassen sich doch auf einen neuen, spannenden Winzerweg ein

EINE FRISCHE BRISE weht durchs Geäst eines Kastanienbaums. Idylle pur. Andreas Huber sitzt auf einer gemütlichen Holzbank vor dem Pacherhof, an einem sonnigen Hang gleich nördlich von Brixen. Von hier überblickt man Kloster Neustift und grüne Weinreben. Katharina Huber kommt herbei, gesellt sich zu ihrem Bruder, sie hat ein paar Weingläser dabei, eine Flasche Sylvaner. „Jetzt aber“, sagt sie, so als wäre schon Feierabend. Dabei gehört das Verkosten doch zur Arbeit eines Winzers. Die Geschwister schauen zur Metallpyramide, die vor ihrem Hof markant aus dem Boden ragt. Die abendlichen Sonnenstrahlen glitzern auf dem außerirdisch anmutenden, brünierten Messingkeil. Er markiert den Ein-

gang zu einem Schatz, der darunter liegt: Der Keller, in dem ihre Weine reifen. Ihr ganzer Stolz.

Die beiden schwenken die Gläser, halten den Sylvaner ins Licht, verkosten, fachsimpeln. „Ich wusste immer, ich will zu hundert Prozent hinter meinem Wein stehen“, erzählt Andreas Huber, „ich will draußen bei den Reben sein, aber ich will die Trauben auch selber einkellern, den Wein abfüllen und ihn verkaufen.“ So wie seine Vorfahren. Er ist hier am Pacherhof Winzer in sechster Generation.

Im Jahr 2000 übernahm der 48-Jährige den Winzerbetrieb von seinem Vater Josef, 2015 beschloss Katharina Huber, ihren Bruder zu unterstützen. Gemein-

sam war ihnen schnell klar: Sie wollen den Keller erneuern. Ihn erweitern, modernisieren – ihn in ein neues Weinzeitalter führen.

Er wacht seitdem über die Trauben, draußen bei den Reben, unten bei den Fässern. Sie behält die Zahlen im Blick. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Seit 2016 ragt die Kellereipyramide in den Himmel, das neue Wahrzeichen am alten Hof. Überhaupt: Das Zusammenspiel aus Tradition und zeitgenössischen Ideen macht hier den Zauber aus. Spiegelt sich in allen Bereichen wider. In der Architektur: Alte, dickbauchige Gemäuer treffen auf dezente Linien. Im Wein: Stahlfässer, zusätzlich zum Holz. Qualität vor Quantität. Feine, geradlinige und doch

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kompakte und vielschichtige Tropfen: Gewürztraminer, Riesling, Kerner, Pinot Grigio, Grüner Veltliner, Müller-Thurgau und natürlich der für das Eisacktal so typische Sylvaner. „Wir legen das Augenmerk auf die Lage unserer Reben“, erklärt die 47-jährige Katharina Huber, „auf das Terroir.“

Sie verschwindet im Haus, ihr Bruder steigt die Treppen hinab, die durch die Pyramide in den Keller führen. „Wir begleiten den Wein nur, wir versuchen, so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich in seinen Reifeprozess einzugreifen“, erklärt der Winzer, „man soll schmecken, woher er kommt.“ Auf beinahe 1.000 Metern über dem Meer wachsen manche der Reben. Vieles machen die Hubers nach wie vor in Handarbeit, so, wie es immer schon gemacht worden ist. Die Trauben werden im Keller schonend gepresst und behutsam vergoren.

Huber erklärt: Der Boden, in dem die Reben wachsen, ist sandig, mit Schotter durchmischt, mineralreich. Die Trauben genießen überdurchschnittlich viele Sonnenstunden, die Winde durchlüften die Weinber-

Markante Metallpyramide, erneuerter Keller. Zusammenspiel aus Tradition und zeitgenössischen Ideen.

TWIE TYPISCH

Warum ist der Sylvaner so typisch für das Eisacktal?

ge, die Tage sind mediterran heiß, die Nächte alpin kühl – all das trägt dazu bei, dass die Weine vom Pacherhof besonders fruchtig, frisch und saftig munden. Elegant und charaktervoll.

Ende des unterirdischen Rundgangs. Eine weitere Kellertür öffnet sich. Sie führt nach draußen ins Licht. Der Kastanienbaum wirft nun einen langen Schatten. Der Wind hat sich gelegt, Katharina Huber wartet bereits mit einem Aufschnitt: Speck, Gurken, Schüttelbrot. Und einer neuen Flasche. Jetzt aber: Feierabend! Diesmal tatsächlich.

Weil sich die Rebsorte vor allem in den hiesigen, nicht zu hohen, luftigen und warmen Hanglagen sehr wohl fühlt. Die flachgründig-steinigen Verwitterungsböden verleihen dem Sylvaner seine unvergleichliche Finesse und Eleganz. Mit fruchtigkräutrigen Noten, belebender Säure und feiner Mineralität ist dieser Wein der vollkommene Ausdruck des Eisacktaler Terroirs. Erstmals kam der Sylvaner um 1870 aus Deutschland nach Südtirol – und ist heute aus dem Eisacktal nicht mehr wegzudenken. Er passt hervorragend zu leichten Vorspeisen, etwa zu den hier typischen hausgemachten Schlutzkrapfen mit Spinatfüllung, verfeinert mit brauner Butter und einem Salbeiblatt. Aber auch zu Spargeln, Fisch und weißem Fleisch sowie als Aperitif eignet sich der Sylvaner ganz wunderbar.

Peter Baumgartner Geboren 1962, aufgewachsen in Villanders. Seit 13 Jahren Obmann der Kellerei Eisacktal.

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FOLGE 6:

Südtirol für Anfänger

Brechen und Teilen

Eine meiner ersten Kindheitserinnerungen dreht sich um Brot. Als wir nach einer zweistündigen Autofahrt bei meiner Uroma in Boston ankamen, hatte ich Bauchschmerzen. Ich muss etwa vier Jahre alt gewesen sein. Um meinen Magen zu beruhigen, fütterte sie mich mit Scheibe um Scheibe getoasteten Weißbrots, mit reichlich Butter bestrichen – so wie es jede eingewanderte Urgroßmutter tun würde, die auf einer irischen Farm aufgewachsen war. Ich sehe mich noch heute, wie ich in ihrer Küche im Fünfzigerjahre-Look am Tisch sitze und meinen neuen Lieblingssnack, Buttertoast, esse, während ihr kleiner Malteser Macho mir zu Füßen sitzt und zu mir aufschaut, in der Hoffnung auf ein ungeplantes Leckerli.

In jedem Land, in dem ich seither gelebt habe, widmete ich oft einen Teil meiner Wochenenden der Jagd nach gebackenem Glück, von den himmlischen New Yorker Bagels meiner Jugend über Brioches und Baguettes in Frankreich bis hin zu israelischem Pitabrot und Laffa. Kurz: Ich bin ein Brotfan, oder um ganz ehrlich zu sein, süchtig nach allem Glutenhalti-

Manche mögen das Schüttelbrot hässlich finden.

gen. Aber ich war immer sehr wählerisch, ein echter Textur-Snob: großkrümelige, luftige, weich federnde Laibe mussten es sein, innen perfekt fluffig, außen von einer knusprigen Kruste umgeben. Mit nichts anderem gab ich mich zufrieden.

Dann zog ich nach Südtirol. Und traf auf Schüttelbrot. Seit acht Jahren lebe ich nun hier, und eine meiner Lieblingsentdeckungen war, wie viele Brotsorten es in einer so kleinen Region gibt. Das kulturelle Mosaik, das sich in Südtirol von Tal zu Tal unterscheidet, beschränkt sich nicht nur auf Dialekte, Trachten und Bauerngerichte. Sondern die naturgegebene geografische Abgrenzung hat auch eine reiche Brotkultur hervorgebracht. Brot steht kennzeichnend für eine Kultur und erzählt von der Geschichte eines Ortes. Die Erfindung des Brotes markierte nicht nur einen Wendepunkt in unserer Evolution als Spezies, sondern schuf auch ein soziales und familiäres Band, symbolisiert durch das Brechen und Teilen von Brot am gemeinsamen Tisch. Immer gesetzt den Fall, dass man es tatsächlich schafft, besagtes Brot zu brechen.

Ich sitze in der Küche einer Freundin, die Getränke für die Runde sind schon eingeschenkt. Sie stellt einen einfachen, geflochtenen Weidenkorb in die Tischmitte, in dem sich Schüttelbrotstücke türmen. Klack ... klack-klack ... klack ... klack. Es ist eine vertraute Melodie in diesem Land, das Abbrechen von mundgerechten Stücken Schüttelbrot. Wie das verlässliche, mechanische Geräusch einer alten Maschi-

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Schüttelbrot ist der treue, unscheinbare Retter in der Speisekammer, auf den jeder Gastgeber zurückgreift, wenn Freunde spontan auf ein Glas vorbeikommen. Es wird hierzulande verehrt wie Jannik Sinner oder Andreas Hofer – dabei ist es eigentlich alles, was Brot nicht sein sollte: Es ist weder schön teigig noch fein fluffig noch sanft knusprig. Es wird in runden Laiben gebacken, die durch das Schütteln des Teigs zu einem sonst unerreichbaren Grad an Flachheit geformt werden, daher sein Name. In keiner Bäckerei, keinem Supermarkt ist es zu übersehen, dieses Frisbee mit einer Oberfläche wie ein Schnappschuss des Mondes durch das Hubble-Teleskop: eine karge, zerklüftete Landschaft voller Krater. Manche mögen es hässlich nennen. Für mich ist es Kunst.

Schüttelbrot war meine wahre Aufnahmeprüfung als Neu-Südtirolerin: Ich merkte anhand meiner Beziehung zu ihm, wie ich mich veränderte, einheimisch wurde. Etwa als ich zum ersten Mal siegreich aus der Bäckerei nach Hause kehrte, mit unversehrten, unzerbrochenen Stücken Schüttelbrot in der Tasche. Als ich begann, mich an fesselnden Debatten über die besten Schüttelbrotbäcker zu beteiligen. Und als ich endlich verstand, dass die großen, harten Stücke im Brotkorb auf jedem Tisch – im Gegensatz zu den braven weichen Brötchen daneben – dafür gemacht sind, umgedreht auf den Tisch gelegt zu werden, um sie dann mit einem gut gezielten Faustschlag zu zerbrechen und reihum zu verteilen.

Und der Moment, als ich endlich verstand, wie sehr ich mich an diesem Ort zu Hause fühle? Es war der Moment, in dem mir klar wurde, wie gerne ich die Brotbrechzeremonie selbst eröffne. Klack

Amy Kadison

Die Winzerin, Zoologin und Texterin ist in den USA geboren und hat in fünf Ländern gelebt, bevor sie 2016 für ihre Diplomarbeit nach Südtirol kam und blieb – wegen der Berge. Kadison übernimmt die Kolumne an dieser Stelle von ihrer Vorgängerin Cassandra Han. Für COR erforscht sie ihre innere Südtirolerin – und erzählt, wie sie sie gefunden hat.

Instagram @travelalltheroads

SüdtirolLexikon, das

Dialekt verständlich gemacht

Glaggele

[ˈglagələ]

Wenn sich in geselliger Runde jemand erbarmen muss, das allerletzte Schlückchen aus der fast leergetrunkenen Weinflasche in seinem Glas aufzunehmen, so nennt man das in Südtirol das letzte „Glaggele“. Entsprechend verlangt der inoffizielle Südtiroler Knigge, dass man als Gast auf die Frage des Gastgebers „Noch ein Schlückchen Wein?“ nach dem ersten „Nein, danke, wirklich nicht!“ schließlich antwortet mit „Na gut, aber nur noch ein Glaggele“!

Pugganagga

[ˈpʊgaˌnaga]

„Pugganagga“ nimmt man in Südtirol freudig johlende kleine Kinder: Huckepack aufgesattelt, trägt man sie lachend wohin auch immer sie wollen – zum Beispiel zum nächsten Zwetschgenbaum, damit sie die begehrten Früchte besser erreichen. Das Wort setzt sich aus „Buckel“ und „Nacken“ zusammen, die beiden Doppel-G werden mit dem südtiroltypischen gutturalen G-Laut ausgesprochen – so wie im „Glaggele“.

Muina, Muinele

[ˈmʊ ɪnɐ] [ˈmʊ ɪnələ]

Auf vielen Bauernhöfen lugt beim Vorbeiwandern mehr oder weniger schüchtern eine Katze um die Ecke – oder sonnt sich genüsslich auf einer warmen Steinmauer. In Südtirol heißt das flauschige Haustier „Muina“, das Diminutiv „Muinele“ nutzt man für süße Babykätzchen, die man am liebsten nicht mehr aufhören möchte zu „heitschen“, also zu streicheln. Noch mehr Flausch für Kinder und auch für erwachsene Tierfans gibt es in diesem Heft ab Seite 78 zu entdecken: Dort hat die Redaktion ihre Lieblingsorte für Tiererlebnisse gesammelt.

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Die Kälte des Krieges

Amerikanische Soldaten in der Dorfkneipe, atomare Sprengköpfe inmitten von Apfelwiesen, bunte Friedensmärsche und verlassene Bunker: Am ehemaligen NATO-Stützpunkt in Natz-Schabs hinterließ der Kalte Krieg seine Zeichen. Eine Spurensuche

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Text — VALERIA DEJACO, Fotos — LEONHARD ANGERER, ARCHIVE Leonhard Angerer

„Honest John“ mit Sprengkraft

1967. Es sind die Jahre des Vietnamkriegs, des umstrittenen US-Präsidenten Richard Nixon, der Aufrüstung auf beiden Seiten des Atlantiks – einer Aufrüstung, an der auch Italien als NATO-Mitglied teilnimmt. Unter dem Code-Namen „Site Rigel“ – wohl benannt nach Rigel, dem hellsten Stern im Sternbild Orion – errichtet die NATO bei Natz-Schabs eines von mehreren Sondermunitionsdepots in Italien. Südtirol ist strategisch gut positioniert, sowohl gegen die nördliche Brennergrenze zum neutralen Österreich als auch Richtung Osten. Die gut 10 Hektar Grund, die für die Basis nötig sind, werden kurzerhand von den lokalen Bauern enteignet. Was hinter den hohen Stacheldrahtzäunen der Basis passiert, weiß niemand. Heute gilt als gesichert, was man damals nur vermutete: In den Bunkern des Stützpunkts lagerten auch ballistische Atomwaffen – bis 1975 Sprengköpfe für die Kurzstreckenrakete MGR-1 „Honest John“ mit etwa 48 Kilometern Reichweite, später für die MGM-52 Lance, die bis zu 120 km Reichweite hatte.

Raketenwerfer in Gefechtsposition: So wären die in Natz gelagerten „Honest John“-Sprengköpfe zum Einsatz gekommen.

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Leonhard Angerer

Welten treffen aufeinander

Etwa 1.200 italienische Soldaten waren in der Kaserne „Giovanni Ruazzi“ in Elvas stationiert, zwei Kilometer vom Stützpunkt entfernt. Zum Sonderwaffendepot hatten sie aber keinen Zutritt: Das betrieben die Amerikaner selbst, innerhalb der Basis war es nochmals durch Zäune und Checkpoints gesichert. Um die 35 Soldaten zählte das 11th US Army Field Artillery Detachment, untergebracht waren sie in den Pensionen und Gasthöfen rund um Natz und Brixen. Die Bevölkerung sah sie teils misstrauisch, teils wohlwollend: Die Amerikaner waren in den Gasthäusern schließlich nicht knausrig. Die lokale Wirtschaft kurbelten sie genauso an wie die Gerüchte um die Atomwaffen in ihrer Obhut. Am 31. Juli 1983 verließen die US-Amerikaner die Basis: Große Militärhelikopter brummten über das Tal und transportierten alles ab, was an ihre Präsenz erinnert hätte. Zurück blieben die Erinnerungen der Einheimischen – und Kinder aus südtirolerisch-amerikanischen Liebesbeziehungen.

70 COR THE LOCAL MAGAZINE SECHS privat/Miramonte Film

Spazieren für den Frieden

Ostermontag, 1983. Ein nasskalter Tag Anfang April: Nebel, Wind, beginnender Schneeregen. Trotzdem finden sich rund tausend Menschen am Dorfplatz von Schabs ein – für eine Protestwanderung zur NATO-Basis, einen „Osterspaziergang“ in der Tradition der pazifistischen Ostermärsche in England und Deutschland. Der Bürgermeister ist dabei, der Pfarrer, viele junge Menschen, auch aus dem Trentino und Nordtirol. Mit Transparenten und Plakaten spaziert man zum NATO-Stützpunkt und wieder zurück nach Schabs. Ganz vorne marschieren die „Frauen für Frieden“, die in Südtirol in den 1980er-Jahren die Speerspitze der Friedensbewegungen bilden. Schon 1981 hat die Gruppe in Bozen zum Jahrestag des NATO-Doppelbeschlusses, der die Stationierung hunderter Mittelstreckenraketen vorsieht, die erste große Friedenskundgebung mitorganisiert, nun hat sie sich einen der „Unfriedensorte“ in Südtirol vorgenommen, wo über mögliche Waffenlagerungen spekuliert wird. Am Ende der Kundgebung verteilen die Frauen Ostereier. Dazu gibt es auch den passenden Spruch: „Generäle und Soldaten, legt Ostereier statt Granaten.“

Südtirol im Kalten Krieg

Mit der Kubakrise 1962 schlittert der Globus an den Rand eines neuen Weltkriegs. Kaum ist die Gefahr abgewandt, beginnt ein wahrer Wettlauf der Aufrüstung von Ost und West. Der Optimismus der Nachkriegszeit weicht einem neuen vorherrschenden Gefühl: der Angst. Auch das beschauliche Südtirol, genährt vom wirtschaftlichen Aufschwung durch den erstarkenden Tourismus, erlebt unruhige Jahrzehnte. Schon ab 1945 war Bozen ein Hotspot für US-amerikanische, italienische, österreichische und deutsche Geheimdienste gewesen; nun sind die 1960er als „Bombenjahre“ geprägt von Attentaten gegen die italienische Staatsmacht. Ab 1967 kommt der kalte Krieg endgültig in der Alpenprovinz an: In Natz-Schabs entsteht ein NATO-Stützpunkt, wo Waffen für eine potenzielle Offensive gegen die Sowjetunion lagern. Militärübungen, Stacheldraht, Gerüchte über Atomwaffen: Die Bedrohung liegt jetzt vor der Haustür.

71 COR THE LOCAL MAGAZINE SECHS Frauenarchiv BozenBestand Frauen für Frieden

Stumme Zeugen

Stacheldraht, Wachtürme, Schilder: Bis 2002 blieb das bereits verlassene Areal im Besitz des italienischen Militärs – und weitgehend sich selbst überlassen. Nur die leergeräumte militärische Infrastruktur und die strenge Umzäunung mit Stacheldraht erinnerten an frühere Militärübungen, Bunker und Raketen. Die Basis zu betreten war strengstens verboten – „aber mutige Jugendliche feierten dort natürlich abends“, schmunzelt Leonhard Angerer. Der Fotograf aus Brixen erhielt 2009 die Gelegenheit, diesen „Lost Place“ inmitten der Apfelwiesen von Natz-Schabs zu besuchen, mit offizieller Erlaubnis. Seine Eindrücke hielt er in einer Fotoarbeit fest. „Bei meinem letzten Besuch war das meiste schon abgebaut worden, zurück blieben nur ein paar vandalisierte Gebäude, die Tore und Wachtürme“, sagt Angerer. Der Stacheldrahtzaun auf Angerers Bildern wurde mittlerweile entfernt – „er hatte die Basis zu einem so gefürchteten Ort gemacht, oder besser: zu einem Nicht-Ort.“

72 COR THE LOCAL MAGAZINE SECHS
Leonhard Angerer

Vom Lost Place zur lauten Party

Krachende Bässe statt zirpender Grillen: Jedes Jahr im Juni verwandelt sich das stille ehemalige Militärgelände drei Tage lang in den wohl lautesten Ort Südtirols. Das Festival „Alpen Flair“ zieht über 40.000 Musikfans an, aus dem Alpenraum und darüber hinaus. Auf Bestreben der Brixner Deutschrock-Band Frei.Wild um Frontman Philipp Burger entstanden, vereint das größte Musikfestival der Region Genres wie Rock, Metal, Punk und Schlager – und zählte in den vergangenen Jahren etwa Sängerin Nena und Kultband Sepultura zu den Headlinern. Neben den Konzerten sind es vor allem die entspannten Tage mit Sonne, Bier und Zelt, die viele junge Menschen zum Festival locken. Und kalte Stille durch buntes Chaos ersetzen.

73 COR THE LOCAL MAGAZINE SECHS Patrick Schneiderwind

Ein Ort für alle

In der Zukunft des NATO-Areals steht Entspannung statt Aufrüstung: Die Gemeinde NatzSchabs erhält das Gelände vom Land Südtirol zur Nutzung, geplant ist eine umfassende Aufwertung. Auf der riesigen Fläche soll eine Naherholungszone entstehen, ein generationsübergreifender Ort zum Spielen, Spazieren und Sonnenbaden sowie auch weiterhin für Veranstaltungen. Geplant ist auch ein Geschichtspark, der über die Zeit des Kalten Kriegs und die einst hier lagernden Atomwaffen informiert – um die Vergangenheit des Ortes nicht zu vergessen. Auch ohne Stacheldraht.

74 COR THE LOCAL MAGAZINE SECHS Wikimedia Commons/Llorenzi CC BY-SA 3.0

Klausen, ein Künstlerstädtchen zum Entdecken

M ailand, Venedig, Florenz und Rom sind nicht die einzigen Städte Italiens, die mit ihrem künstlerischen und historischen Erbe glänzen. Inmitten bäuerlicher Kulturlandschaft und sonnenverwöhnter Weinterrassen liegt das Künstlerstädtchen Klausen. Sein Charme und seine Eleganz zogen seit jeher Künstler und Künstlerinnen aus aller Welt an, auch heute verzaubert seine Schönheit zahlreiche Besucher. Kein Wunder, dass Klausen als eine der „Borghi più belli d’Italia“, der schönsten Altstädte Italiens, ausgezeichnet wurde.

Im prunkvollen Walthersaal empfing einst der leutselige Wirt Georg Kantioler vom ehemaligen Gasthaus Lamm seine Gäste. In der gemütlichen Stube verbrachten Literaten, Wissenschaftler und Künstler wie Charles Palmié, Ernst Lösch und vielleicht gar Walther von der Vogelweide ausgelassene Abende und schufen einmalige Kunstwerke. Noch heute ist Kunst ein integraler Bestandteil des Stadtlebens in Klausen. Für die Ausstellung „Kunstgerecht“ erwachen historische Gemäuer dank moderner Meisterwerke zum Leben: Ab März verwandelt sich das Städtchen in eine lebendige Pinakothek, 92 der bedeutendsten Werke aus der Sammlung der Region Trentino-Südtirol werden in

den Schaufenstern der Geschäfte sowie im Stadtmuseum ausgestellt.

Bei einem Spaziergang entlang der Eisackpromenade fallen sofort die bunten, eng aneinandergereihten Häuser mit ihren Blumengärten auf. Im Hintergrund ertönt das sanfte Rauschen des Flusses Eisack. Hinter den Fassaden mit ihren kunstvollen Erkern befindet sich die Altstadtgasse mit inhabergeführten Läden und modischen Boutiquen.

Wenn der Hunger ruft oder die Füße müde werden, laden traditionelle Wirtshäuser zu Eisacktaler Weinen, Südtiroler Spezialitäten und italienischen Klassikern auf idyllischen Terrassen und belebten Plätzen ein.

Für Abenteuerlustige führt eine Wanderung zum majestätischen Kloster Säben. Von dort aus blickt man über die Dächer der Stadt bis hin zu den Gipfeln der Dolomiten: Diesen herrlichen Ausblick haben wahrscheinlich schon die Römer 15 v. Chr. zu Zeiten des Feldherrn Drusus genossen.

Nicht nur in vergangenen Epochen, sondern auch heute begeistert Klausen mit seiner unvergleichlichen Schönheit und seinem einzigartigen Charakter.

klausen.it

„I borghi più belli d’Italia“: schönste Städtchen

Neben Klausen gehören in Südtirol auch Sterzing, Kastelruth, Neumarkt und Glurns zu den „Borghi più belli d’Italia“ (ital. „Italiens schönste Städtchen“).

Diese nationale Vereinigung wurde vom Verband der italienischen Gemeinden gegründet, um das kulturelle, historische und ökologische Erbe kleiner Ortschaften zu fördern.

PR-INFO
75 COR THE LOCAL MAGAZINE SECHS Fotos: Thomas Rötting, Koni Studios

Schön und gut

Produkte aus der Umgebung

❶ Namaste

Viel Zeit nehmen sich Manuela und Anna Pedevilla, Nichte und Tante hinter „Manna Yoga“, für jedes ihrer Kissen. Aus natürlichen Stoffen in sanften Farben und geometrischen Mustern nähen sie Augen- und Rundkissen, „Bolster“ und Halbmondkissen für entspannte Yogastunden. Die nachhaltige Füllung ist aus lokalem Bio-Dinkelspelz; damit die Kissen so lang wie möglich benutzbar sind, bieten die beiden das Wiederauffüllen kostenlos an. Rundkissen mit waschbarem Bezug, Ø 30 cm, 79,00 Euro.

manna-yoga.com

❷ Seiltanz

Evelyn Gafriller, begeisterte Bergsteigerin, suchte im Covid19-Lockdown nach einer kreativen Möglichkeit, um ihre alten Kletterseile wiederzuverwerten. So kam sie auf die Idee zum Upcycling-Projekt „Soalmatte“: Die widerstandsfähigen Seile verarbeitet sie mit ihrer selbst entwickelten Knüpftechnik zu bunten Fußmatten, Kränzen und Untersetzern, allesamt Unikate. Fußmatte, 50 x 60 cm, 65,00 Euro.

Instagram „Soalmatte“

❸ Fairness im Glas

Was nicht lokal erhältlich ist, etwa Kakao, Kaffee und Zucker, importiert Benjamin Sellemond ohne Zwischenhändler selbst –von kleinen Produzenten, die er im Urlaub besucht oder per Zoom kontaktiert, um sie persönlich kennenzulernen. Diese Sorgfalt ist wohl mit ein Grund für seine Kür zum weltbesten Patissier durch den Weltkochverband. Im Familienbetrieb in Feldthurns zeichnet der 28-Jährige für alles Süße verantwortlich, wie die Streichcreme im Glas mit fairer Schokolade und Haselnüssen aus dem Piemont. Weitere Varianten: Mandel-Schoko, Zartbitter, Erdnuss und Pistazie. Glas zu 200 g 6,50 Euro, 400 g 11,90 Euro.

sellemond.it

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❺ Aromatisch

Fein-würzig, mit Wacholder- und Gin-Aroma: Mit „Giniz“ haben Capriz-Käsemeister Georg Jud und der Südtiroler Starkoch Roland Trettl einen ungewöhnlichen Weichkäse kreiert. Was darin steckt? 100 % pasteurisierte Kuhmilch von Südtiroler Höfen, aromatisiert mit gewalzten Wacholderbeeren, und zwei Käsekulturen: Rotschmiere sorgt für weich-fließenden Teig, Weißschimmel fürs typische Champignon-Aroma. Vier Wochen reift der Käse im Schieferkeller, am Ende wird er mit Gin verfeinert. Die Schaukäserei Capriz bietet auch Führungen an. Laib zu ca. 180–250 g, ab 6,50 Euro. capriz.bz

❻ Inklusiv Jährlich im Mai erleuchtet das Water Light Festival Brixen und seine Umgebung: Lokale und internationale Künstlerinnen und Künstler kreieren Installationen aus Licht und Wasser. Ein Zeichen für Inklusion setzt bei der Ausgabe 2024 die offizielle Festival Bag, designt von der Südtiroler Künstlerin Petra Polli auf Basis ihres vorjährigen Kunstwerks „Der Jungbrunnen“. Die Zeichnungen wurden auf Stoff gedruckt, den Menschen mit Beeinträchtigung im Sozialzentrum SeeburgWunderBAR zu stylischen Taschen nähen. Erhältlich im Inklusions-Café WunderBAR am Großen Graben und im Brixen Tourismus Büro. 15,00 Euro.

waterlight.it

❹ Glückliche Hornochsen „Eine nachhaltige und moralisch vertretbare Form der Landwirtschaft“, mit diesem Ziel gründete der 29-jährige Thomas Zanon sein Label „Barbianer Hornochs“. Am Lukas Hof in Barbian hält er artgerecht weide- und heugefütterte Rinder – „die genialsten Nutztiere auf Erden“, so Zanon. Das hochwertige Fleisch verkauft er auch an lokale Restaurants: der perfekte regionale Kreislauf. Das Projekt ermöglicht es ihm, den Hof neben seinem Vollzeitjob als Uni-Dozent und Forscher weiterzuführen, trägt zum Erhalt lokaler Rinderrassen bei und vermeidet Lebendtiertransporte ins Ausland von männlichen Kälbern, die für die Milchwirtschaft nicht nutzbar sind. Wer Interesse an Zanons Premiumfleisch hat, darf gern persönlich vorbeikommen: „Es ist mir wichtig, dass meine Kunden Hof und Stall sehen, um zu verstehen, was hinter dem Produkt steckt und wie ich die Tiere halte.“ Premiumpaket 5 kg (Steak, Gulasch, Faschiertes, Suppenfleisch, Schnitzel und Braten), 120,00 Euro. lukas-hof.com

❼ Feinkost in alten Mauern Gutes in historischen Gemäuern gibt es am Oberweitzhof in Natz, der erstmals 1392 urkundlich erwähnt wurde. Als Erweiterung des bestehenden Dorfladens hat Familie Mair die angrenzenden Kellergewölbe und früheren Ställe behutsam restauriert – zu einem stimmungsvollen Feinkostladen mit Apfelsaft vom eigenen Hof, Spezialitäten aus ganz Südtirol, Souvenirs sowie saisonalen Verkostungen. oberweitzhof.com

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Natur so nah

Herausgeputzt: Eine Protagonistin des Almabtriebs in Terenten stärkt sich schon mal für ihren großen Tag.

Tiere, Pflanzen und wir. An diesen Lieblingsorten wird der Mensch eins mit seiner Umgebung

Text — DEBORA LONGARIVA
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① Traditionelle Schau

Kunstvoll geschmückt mit Kränzen und frischen Blumen wird das Vieh im Herbst ins Tal getrieben. Von der Sommerfrische auf der Alm kehren Kühe und Kälber zurück in ihren Stall am Heimathof in Terenten – begleitet von Goaslschnöllern, Schuhplattlern und Musik. Der Almabtrieb von Terenten gilt als einer der schönsten in Südtirol. Im Dorf warten Tirtln und deftige Gerstsuppe zur Stärkung auf Bauern und Schaulustige, am Bauernmarkt werden hofeigene Produkte zum Verkauf geboten.

gitschberg-jochtal.com

Auch hier geht’s für das Vieh ins Tal: Almabtrieb Meransen

Am Hirschhof Pfrein lassen sich die anmutigen Tiere aus nächster Nähe beobachten.

② Im Hirschgehege

Abgeschieden liegt der Hirschhof Pfrein auf 1.740 m Meereshöhe oberhalb von Klausen. Er befindet sich umgeben von rauer Natur inmitten eines Hirschgeheges. Stolzen Schrittes schreiten die mit Geweihen geschmückten Tiere dann im großzügigen Gehege auf und ab. Vor allem in den Abendstunden lässt sich das Wild gut beobachten. Hausherr Alois Baumgartner, ausgebildeter Wald- und Wildpädagoge, gibt sein Wissen weiter und bietet im Herbst zur Brunftzeit Führungen an.

pfrein.com

③ Schützenswertes Kleinod

Besonders im Frühling eine Wanderung wert: Das Hochmoor Grahmoos auf der Lüsner Alm ist Heimat geschützter Insekten und Pflanzen. Vom Gasthof Tulper wandert man der Markierung 14 folgend zum Gschlorerhof. Dann durch den Wald und über Almböden, wo Dotterblumen, Enziane und Alpenrosen zu blühen beginnen, zur Roner Alm. Der Almweg führt zur Pianer Kreuzkapelle und weiter zu Rastnerhütte oder Starkenfeldhütte. Nach einer Pause geht es auf dem Almweg zurück bis zu einer Verzweigung (kleine Almhütte rechts) und von hier nach Süden abwärts über Markierung 3 am Hochmoor vorbei und von da zurück zum Ausgangspunkt.

Dauer: ca. 4:00 h

Strecke: 12 km

Aufstieg: 400 hm

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Am Waldharthof in Raas schlendern Lamas und Alpakas beim Spaziergang durch die Apfelwiesen mit. Manchmal braucht’s unterwegs einen kleinen Snack.

④ Kuschelige Begleitung

Seite an Seite mit den sanften Freunden aus den Anden: Bei einer kleinen Wanderung mit den kinderfreundlichen Lamas und Alpakas werden Tier und Mensch zur Einheit, das ruhige Wesen der Begleit- und Tragetiere wirkt sich positiv auf die Stimmung aus. Das Lamatrekking am Waldharthof in Raas führt durch Wald und Wiesen auf dem Hochplateau von Natz-Schabs und beinhaltet eine Hofbesichtigung mit Einblicken in das bäuerliche Leben und abschließender Jause. waldharthof.it

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Auch hier lassen sich flauschige Freunde kennenlernen: Alpakas beim Hinterwalderhof Meransen

⑤ Hoch zu Ross

Zeit mit Pferden ist kostbar – das Motto gilt an der kleinen Reitschule Team Freya am Promeltoihof bei Klausen Reitpädagogin Lisa Marinelli setzt auf Erlebnisse, die kleine und große Pferdefans unterstützen und stärken. Wer sich schon traut, kann die Tiere natürlich reiten; die Pferde, Esel und Ponys lassen sich aber gerne auch einfach nur führen, striegeln und füttern. Die Jüngsten erfahren im „Ponyclub“ eine sanfte Annäherung an die Tiere.

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⑥ Stadtgrün

Von der Altstadt in Brixen spaziert es sich gemütlich am Fluss entlang Richtung Süden bis zum Fischzuchtweg. Dort wartet der Lidopark mit Spielplatz, großem Teich und einigen Tiergehegen, wo Kleinkinder aus dem Schauen meist gar nicht mehr rauskommen. Enten, Schwäne, Fische und Schildkröten sind am und im Wasser zuhause; Ziegen, Schafe und Pfauen an Land. Tipp: Anschließend im Lokal Brix 0.1 direkt im Park ein hausgemachtes Eis genießen und den Blick übers Wasser schweifen lassen.

brixen.org

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Noch ein tierisches Familienerlebnis: Streichelzoo am Putzerhof St. Andrä

Weitere Reitställe: Reitschule Brixen, Widmannhof St. Andrä, Herolerhof Lüsen, Rieferhof Villnöss, Oberprantschöllhof Afers, Pichlerhof Elvas

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Verdiente Almrast

Die Südtiroler Fotoblogger Judith Niederwanger und Alexander Pichler erzählen die Geschichten hinter ihren Lieblingsfotos

Schon oft hatten uns Freunde davon erzählt, dass wir mal zur Fane Alm sollten: im Mittelalter ein Lazarett für Pest- und Cholerakranke, heute das schönste Almdorf Südtirols. Toll zum Einkehren und einfach zu erreichen: Der Parkplatz ist wenige Fußminuten entfernt, entsprechend beliebt ist ein Ausflug dorthin. Ganz unverdient wollten wir aber nicht zu unserer Mahlzeit kommen. Zum Glück gelangt man auch über eine längere Wanderung zur Alm. Trittsicher und schwindelfrei sollte man für die anspruchsvolle Tour über abschüssige Wiesenhänge sein, ideal ist sie im Sommer und Herbst. Sie lohnt wegen der wunderbaren Aussicht – und wegen der Ruhe: Mitten im August waren wir hier fast allein unterwegs.

Mit der Bergbahn Jochtal geht es mühelos hinauf auf 2.007 Meter, oben wendet man sich nach rechts und steigt über die Markierung Nr. 9 leicht zum

Valler Jöchl (1.932 m) ab. Mäßig ansteigend quert man nun auf dem Rotensteiner Höhenweg steile Bergwiesen. Anfangs scheint der Weg nicht sehr aufregend, aber das ändert sich mit jedem Meter: Einige Passagen sind mit einer Kette gesichert, der Blick weitet sich auf das Valser Tal bis hin zu den Dolomiten. Vorbei am Peachenjöchl (2.201 m) hält man sich bei der folgenden Gabelung weiterhin an die Höhenwegmarkierung und gelangt in etwa 40 Minuten hinab zur Fane Alm (1.739 m), wo mehrere Hütten zur Stärkung einladen. Am Rückweg talauswärts entlang der Markierung Nr. 17 informieren mehrere Stationen über die Milchwirtschaft, Endpunkt der Tour ist die Talstation der Bergbahn.

Dauer: 4 h

Strecke: 10,9 km

Aufstieg: 353 hm

Abstieg: 986 hm

Judith Niederwanger und Alexander Pichler betreiben gemeinsam das erfolgreiche Wander- und Fotoblog „Roter Rucksack“. Auf der gleichnamigen Facebookseite haben sie über 20.000 Fans, auf Instagram 17.000 Abonnenten. 2023 ist ihr zweites Buch erschienen: „Klick dein Wanderglück!“ (Raetia) bietet 45 neue Touren und Fotomotive in Südtirol.

roterrucksack.com

Canon EOS R6 24–70 mm @ 24 mm f/8

1/250 s

Aufgenommen am 21.08.2023 um 10:20 Uhr

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Gitschberg Jochtal – Brixen

Firn, Ski & Schnee im Jochtal

29.03.–20.04.2025

Inklusivleistungen:

7 Nächte zum Preis von 6

6-Tages-Skipass zum Preis von 5 (erster Skipass-Tag: 30.03.2025)

Skiverleih und Gruppen-Skikurs zum Preis von 6=5

Weiße Wochen 7=6

06.01.–25.01.2025

Unsere exklusiven Vorteilswochen in den Skigebieten von Gitschberg Jochtal-Brixen im Januar.

Nutzen Sie die einmaligen Preisvorteile in allen Bereichen: in der Unterkunft, im Skigebiet, im Skiverleih und in der Skischule.

Inklusivleistungen:

- 7 Nächte zum Preis von 6

- 6-Tages-Skipass zum Preis von 5 (erster Skipass-Tag: 07.01.2025)

- Skiverleih und Gruppen-Skikurs zum Preis von 6=5

ÜBER 100 PISTENKILOMETER –1 SKIPASS
Die Pakete sind nur in den teilnehmenden Betrieben buchbar. Alle Angaben ohne Gewähr. Die Angebotszeiträume können noch geändert werden. Alle aktuellen Informationen und Daten finden Sie auf unserer Webseite.
www.weissewochen.it
EINKAUFEN IN ECHTZEIT. 350 SHOPS IN DER ALTSTADT. brixen.org
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