Takt Winter 2016/2017

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38 philharmonisches konzert

TAKT  |  winter 2016 · 2017

Vielfarbiger Stilmix Posaunenkonzert

alpenländisch Federico Fellini ließ seine Filmmusiken 25 Jahre lang ausschließlich von einem Mann schreiben: Nino Rota. Doch auch andere bekannte Regisseure wie Lucchino Visconti, Franco Zeffirelli oder Francis Ford Coppola wussten seine Dienste zu schätzen. Seine rund 140 Filmmusiken machten den italienischen Komponisten weltberühmt – dass er daneben eine ganz normale »seriöse« Laufbahn verfolgte, Symphonien, Opern und nicht zuletzt 13 Solokonzerte schrieb, ist weniger bekannt. Rota selbst sagte dazu: »Ich glaube nicht an eine Unterteilung in verschiedene Musiksparten. Filmmusik oder andere Musik: Ich bin immer mit dem gleichen Eifer dabei«. Allerdings wurde Rota von manchen Kollegen auch abgelehnt, nicht nur wegen seiner cineastischen Erfolge, sondern vor allem, weil seine Musik unzeitgemäß erschien: Charakteristisch für sie sind Anleihen bei verschiedensten älteren Stilen. Musikdetektive können

ICH BIN IMMER MIT DEM GLEICHEN EIFER DABEI.

in seinen Werken Rossini ebenso finden wie Ravel, Casella (einen seiner Kompositionslehrer), Strawinski (mit dem er befreundet war) oder Volksund Trivialmusik. Beispiele für diesen vielfarbigen Stilmix finden sich auch im Posaunenkonzert aus dem Jahr 1966. Während wenige schroffe Motive des Soloinstruments den knapp gefassten ersten Satz dominieren, stoßen im breiter ausgeführten zweiten Satz unterschiedliche Charaktere aufeinander. Den Anfang beherrscht ein Trauermarsch. Dann folgen fließendere Melodien der Posaune über PizzicatoBegleitung, ein elegischer Dialog zwischen den Instrumentengruppen und die Rückkehr zum Trauermarsch. Noch abwechslungsreicher gestaltete Rota das Finale. Hier wechseln sich etüdenhafte Tonleiterpassagen mit energischen Fanfaren ab, sentimentale Streichermelodien mit alpenländisch anmutenden Dreiklangsbrechungen. Jürgen Ostmann

Fabrice Millischer begann seine musikalische Ausbildung am Konservatorium in Toulouse. Seine Liebe zur

Musik begann für das Kind einer Musikerfamilie am Klavier, sehr bald galt sein Interesse dem Violoncello und der Posaune – beide Instrumente studierte er am Konservatorium in Toulouse und beendete sein Studium mit Bestnoten. 2006 gründete er das Posaunenquartett »Quartbone«, das sich vor allem der Entwicklung der Posaune vom Barock bis heute widmet. Fabrice Millischer konzertiert regelmäßig mit bekannten Barockensembles wie Le Concert des Nations, Sacqueboutiers und dem Insula Orchestra. Als gefragter Solist gastiert er bei renommierten Orchestern wie dem Wiener Kammerorchester, dem SWR-Radiosinfonieorchester Stuttgart, der Philharmonie Baden-Baden oder dem Orchester »Hermitage« aus Sankt Petersburg. Von 2008 bis 2013 war Fabrice Millischer Solo-Posaunist der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern. Neben dem Gewinn des ARD-Wettbewerbes ist Fabrice Millischer auch Preisträger weiterer zahlreicher internationaler Wettbewerbe. 2011 gewann er den »französischen Echo« – den »Victoires de la Musique« in der Gattung bester Nachwuchskünstler und den EchoKlassik Preis 2014 für die Konzerteinspielung des Jahres. Trotz seines jungen Alters ist Fabrice Millischer darüber hinaus bereits ein gefragter Lehrer seines Instruments – ein Bereich, der ihm persönlich sehr am Herzen liegt. Seit 2008 unterrichtet er am Konservatorium Paul Dukas in Paris, seitdem ist er Professor für Posaune an der Hochschule für Musik Freiburg.


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