bsa_2016-10-20_wissenschaftliche_wahrheit_plenarsitzung

Page 1

9.11.2016

Landtag | Südtiroler Landtag

SÜDTIROLER LANDTAG Home » Datenbanken & Sammlungen » Pressemitteilungen » Landtag

Landtag Landtag | 14.09.2012 | 13:08

Plenarsitzung ­ Gesetzentwurf zur Toponomastik, Beschlussanträge (5) Anträge von Pdl­Berlusconi und Süd­Tiroler Freiheit. STF­Antrag zur Abschaffung der Ortsnamendekrete angenommen. Die Arbeiten wurden heute mit der Behandlung von Beschlussanträgen zum Toponomastik­Gesetzentwurf der SVP fortgesetzt. 12 von insgesamt 19 wurden bereits gestern behandelt. Der Pdl­Berlusconi forderte eine Informationsoffensive zum Zusammenleben der Sprachgruppen. Es herrsche ein Informationsdefizit zum Thema, auch weil sich die Bevölkerung nicht sehr dafür interessiere, meinte Maurizio Vezzali, und die Politik richte sich eher nach den wenigen Unzufriedenen. Vezzali meine, das Zusammenleben könne nur unter seinen Bedingungen funktionieren und nicht durch die Abschaffung faschistischer Relikte, kritisierte Sven Knoll. Eine Gehirnwäsche für die Bürger sei abzulehnen. In Südtirol habe es ein friedliches Zusammenleben gegeben, bis man den Südtirolern einen fremden Staat aufgezwungen habe. Gegen eine Informationstätigkeit könne man nichts haben, meinte Pius Leitner (Freiheitliche), aber die Prämissen, die Vezzali dem Antrag zugrunde lege, seien nicht akzeptabel. Er verwies auf die Informationskampagne der Schützen, die zu ihren Diskussionen nicht nur ihre Parteigänger eingeladen hätten. Deshalb könne man die Schützen nicht einfach als unzufriedene Querköpfe hinstellen, sie hätten die Thematik intensiv aufgearbeitet. Der SVP­Entwurf sei die Sanierung eines Kulturfrevels, aber die verschiedenen Positionen seien wie sie seien, das müsse man realistisch sehen. Alessandro Urzì (FLI) lobte die Initiative Vezzalis, das Zusammenleben sei ein Grundprinzip der Autonomie. Er kritisierte, dass die Debatte nur darauf hinauslaufe, wie viele Namen und wie viel an Identität man der anderen Sprachgruppe nehmen wolle, anstatt eine Bereicherung zu versuchen. Der Faschismus sei für die Streichung der deutschen Namen zu Recht kritisiert worden, dasselbe Urteil werde die Geschichte über dieses Gesetz fällen. Auch die italienischen Namen seien Teil der Geschichte. Hans Heiss (Grüne) bezeichnete den Antrag als ausgewogen, Vezzali versuche nicht, verschiedene Gruppen in ein schiefes Licht zu stellen, sondern wolle eine bessere Information der Bevölkerung erreichen. Heiss warnte allerdings davor, der Landesregierung dazu freie Hand zu geben, in ihren Informationskampagnen werbe sie meist für ein besseres Verständnis für sie selber. LH Luis Durnwalder erklärte sich bereit, den beschließenden Teil des Antrags anzunehmen. Niemand könne etwas dagegen haben, die Bürger umfassend zu informieren. Alerdings müsse man dann auch akzeptieren, dass die Landesregierung Informationsschriften herausgebe und nicht wieder die Papierflut kritisieren. Der Antrag wurde, ohne Prämissen, mit 19 Ja, 4 Nein bei 8 Enthaltungen genehmigt. Mit einem weiteren Antrag wollte der PdL­Berlusconi die Landesregierung verpflichten, alle Mittel einzusetzen, um das friedliche Zusammenleben auch bei der Ortsnamengebung zu garantieren, wobei die Rechtsgleichheit aller Sprachgruppen zu respektieren sei. Das Verfassungsgericht habe bereits in einem Urteil zu den Namen in Friaul festgestellt, dass Ortsnamen auch in Minderheitensprachen zulässig seien, dass aber die italienischen Namen erhalten bleiben müssten, erklärte Maurizio Vezzali. Das Minderheitenrecht schließe nicht die Abschaffung von Namen in der Staatssprache ein. Dem widersprach Sven Knoll (Süd­Tiroler Freiheit). In Aosta, aber auch in Moena seien die italienischen Namen durch die historisch gewachsenen ersetzt worden. Was Vezzali wolle, sei das, was China mit seinen Minderheiten gemacht habe. Das sei Nationalismus in Reinform. Lana, Plaus und Gais seien Beweis, dass auch ein einziger Name zulässig sei. Diese Äußerungen seien ein weiterer Angriff auf ein Prinzip der Autonomie, die Zweisprachigkeit, erklärte Alessandro Urzì (FLI). Diese Positionen seien eine Beleidigung der italienischen Sprachgruppe, ein völliger Mangel an Respekt. Das Statut sehe die Zweisprachigkeit bei den Ortsnamen vor, wer das in Frage stelle, dürfe sich nicht als Autonomist bezeichnen. Art. 101 des Statuts sage klar, dass die Ämter gegenüber den deutschsprachigen Bürgern auch die deutschen Namen verwenden müssen, "auch" und nicht "nur". Hier werde das Zusammenleben als Einbahnstraße gesehen, erklärte Andreas Pöder (BürgerUnion) in Richtung Urzì und Vezzali. Eine echtes Zusammenleben würde hingegen die Anerkennung und Wiedergutmachung des faschistischen Unrechts voraussetzen. Urzì versuche, das faschistische Unrecht mit anderen Worten zu umschreiben und zu verteidigen, kritisierte LH Luis Durnwalder und sprach sich gegen den Antrag aus. Der Antrag wurde mit 4 Ja, 27 Nein bei 2 Enthaltungen abgelehnt. http://www.landtag­bz.org/de/datenbanken­sammlungen/landtag.asp?archiv_action=4&archiv_article_id=403633

1/3


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
bsa_2016-10-20_wissenschaftliche_wahrheit_plenarsitzung by Süd-Tiroler Freiheit - Issuu