AUSGABE MAINZ: Der Frühling wird blond

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Sport MAGAZIN

Kletter, egal bei welchem Wetter In Wiesbaden und Mainz hat die Indoorsaison für Klettern und Bouldern begonnen. Wir haben die Locations gecheckt.

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Klettern ist nicht erst seit gestern populär und trainiert Körper und Geist gleichermaßen, denn sich an senkrechten Wänden in die Höhe zu ziehen, erfordert neben Muskelkraft auch Konzentration, Koordination und ein gutes Gedächtnis. In letzter Zeit wird vor allem das Indoor-Klettern immer beliebter: Klettern in der Halle an Kletterwänden, wobei man stets von einem Partner gesichert wird oder das ungesicherte Bouldern. Wir zeigen euch, wo das in Wiesbaden und Mainz möglich ist. Redaktion und Fotos: Elena Geiger, Michael Süss, Fabian Scheuermann, Vanessa Schmehl; Foto Blockwerk: Blockwerk

Nordwand, WI

Kletterhalle, WI

Blockwerk, MZ

Nach zweijähriger Planung hat am 17. März die Kletterhalle „Nordwand“ in der Hagenauer Straße in Wiesbaden eröffnet. Auf 1.000 Quadratmetern können Sportund Freizeitkletterer auf 240 Kletterrouten an zwölf Meter hohen Wänden ihr Können erproben. Klaus Michelis, einer der drei Hallenbesitzer, erzählt stolz von den Angeboten: „In der Halle können bis zu achtzig Personen gleichzeitig an die Kletterwand. Zusätzlich bieten wir einen Waldseilgarten mit vielen Stationen, eine Riesenschaukel und eine Bogenschießanlage. Für die Zukunft sind außerdem ein sieben Meter hoher Kletterbaum und ein künstlicher Klettersteig geplant. Es ist also für jeden was dabei.“ Die Kletteranlagen sind für Anfänger, Fortgeschrittene und Kinder ausgerichtet. „Blutige Anfänger können bei uns erste Erfahrungen im Klettern machen“, erzählt Michelis. „Aber auch erfahrene Outdoor-Kletterer verbessern hier ihre Technik.“ Einsteiger müssen einen zweistündigen Sicherungskurs mitmachen. Denn geklettert wird nicht alleine – während der eine die Wand erklimmt, sichert ihn sein Partner am Boden über ein Seil. Mit dem Bau der Kletterhalle haben sich Klaus Michelis, Jens Eisenkrämer und Dennis Oberwalder einen Lebenstraum erfüllt. Alle drei sind begeisterte Sportkletterer und haben ihr Hobby zum Beruf gemacht. Um die Begeisterung am Klettersport geht es auch in dem Dokumentarfilm „Meine innere Stimme“, der jetzt über Jens Eisenkrämer gedreht wurde und der im September in ausgewählten Kinos gezeigt wird. Den Trailer gibt es auf youtube.

Günther Habermann strahlt. Auch 14 Tage nach der Eröffnung der Wiesbadener Kletterhalle in der Holzstraße ist ihm die Erleichterung anzumerken, dass alles punktgenau fertig wurde. Aus der vernachlässigten Tennishalle in Dotzheim ist ein ordentliches Kletterparadies erwachsen, dass dem Trendsport eine Heimat gibt. In unmittelbarer Nachbarschaft lässt sich nun auch die Wiesbadener Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV) nieder, mit der man eng zusammen arbeiten wird. Kinder, Jugendliche, Anfänger und Profis sind hier gleichermaßen aufgehoben. Ein umfangreiches Kursprogramm bietet gerade Kindern und Anfängern die Chance, sich in der Wand zu testen. Gestressten Bürohockern liefert Klettern die Möglichkeit, Probleme mit verspannter Rückenmuskulatur in den Griff zu bekommen. „Gefährlich ist Klettern eigentlich nicht, man geht zu zweit in die Wand und wird gesichert. Das Verletzungsrisiko ist zum Beispiel beim Handball höher“, sagt Habermann. Zwei Halleneröffnungen binnen einer Woche in einer Stadt, das ist sehr ungewöhnlich. Einer Konkurrenzsituation steht Habermann jedoch entspannt gegenüber. „Beide Hallen haben ihre Berechtigung und das große Angebot wird weitere Nachfrage schaffen.“ Die Kletterhalle Wiesbaden ist in ihrer Dimension, was Höhe und Fläche angeht, kleiner als die nur wenige Kilometer entfernte Konkurrenz, der Nordwand. Was den Anspruch an das Klettern angeht, sieht man sich hier sogar etwas vorne, da die verschiedenen Parcours, die von T-Wall – einem deutschen Konzeptionierer und Hersteller von Kletterwänden – anspruchsvollere Elemente enthalten.

Ein bisschen ist Bouldern wie Skateboard fahren auf der Halfpipe. Mit entspannter Musik im Rücken legt man einfach los, fällt runter, probiert es nochmal. Und während man sich die Hände neu mit Kalk bereibt, beratschlagt man mit anderen Kletterern auf der Matte sitzend den nächsten Boulderweg. „Die haben uns alle für verrückt erklärt“, sagt Ilijana Wilson rückblickend auf die Eröffnung der Halle im Jahr 2007. Zusammen mit ihrem Mann hatte die Mannheimerin damals die Halle angemietet und klettertauglich ausgebaut. Eine Halle nur zum Bouldern – das gab es bis dato kaum. Mittlerweile hat sich im Blockwerk eine richtige kleine Boulder-Gemeinschaft gebildet. Bouldern ist wie Klettern nur ohne Sicherung – aber dafür mit dicken Matten. Bis zu 4,50 Meter klettert man bestimmte Farbrouten entlang, die nach Schwierigkeitsgraden sortiert sind. „Jede Woche wechseln wir eine Farbe“, erklärt Wilson das Prinzip. So bleibt es spannend. Denn den Zugang zu neuen Routen muss man sich erstmal erarbeiten. Ein Anfänger freut sich über eine gekletterte „Orange“ – Fortgeschrittene beißen sich lieber an schwarzen oder grünen Routen die Zähne aus. „Im Gegensatz zum ‚normalen‘ Klettern geht das auch alleine“, sagt Wilson, „Kann man also auch mal in der Mittagspause machen.“ Im März haben Wilson und ihr Mann nun direkt nebenan eine zweite Halle eröffnet. Wie in Halle 1 hat der gelernte Schreiner Ormonde Wilson auch die nun noch steileren Wände selbst gebaut. „Hier kriegen selbst erfahrene Kletterer erstmal einen auf die Mütze“, lacht seine Frau.

Wiesbadener Nordwand, Hagenauer Str. 49, Wiesbaden, Telefon 0611/36084330, www.wiesbadener-nordwand.de

Kletterhalle Wiesbaden, Holzstraße 11, Wiesbaden, Telefon 0611/97490060, www.kletterhalle-wiesbaden.de

Blockwerk, Gebäude 6328, Hauptstraße 17-19, MainzMombach, Telefon 06131/2500927, www.blockwerk.info


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