speakUP Ausgabe 18

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SPE A K UP U N A B H Ä N G I G E ST U D I E R E N D E N Z E I TS C H R I F T A N D E R U N I V E R S I TÄT P OT S D A M

A U S G A B E N R . 18 , F Ü N F T E R J A H R G A N G . K O S T E N L O S .

N O C H M E H R FA S S A D E N ?

D A S ST U D I E R E N D E N PA R L A M E N T W I L L D E N W I E D E R AUFBAU DER GARNISONKIRCHE VERHINDERN

( FA S T ) A L L E S B E I M A LT E N

D A S N E U E H O C H S C H U LG E S E T Z U N T E R D E R LU P E

DER SINN IM UNSINN

M I T D E M LY R I S C H E N B L I C K D U R C H D I E W E LT


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E D I TO R I A L

SCHÖNE KULISSEN KENNEN WIR IN POTSDAM NUR ZU GUT: AM NEUEN PALAIS STUDIEREN WIR IN IHNEN, AM ALTEN MARKT LEBEN WIR NEBEN IHNEN, WÄHREND DER FAHRT MIT BUS 695 ODER X5 STAUNEN WIR ÜBER IHRE ANZIEHUNGSKRAFT AUF MENSCHEN AUS ALLER WELT. DOCH DIESE KULISSEN STEHEN NICHT EINFACH: SIE DRINGEN IMMER MEHR IN UNSER LEBEN EIN. NACH DEM WILLEN DER STADT UND DEN FREUND_INNEN DES POTSDAMS VON GESTERN SOLL IN DER INNENSTADT MIT DER GARNISONKIRCHE DAS NÄCHSTE PREUSSISCHE PRUNKSTÜCK AUS DEM BODEN SCHIESSEN, WÄHREND MANCHE STUDIS NICHT WISSEN, WO SIE WOHNEN SOLLEN. DIESES UND VIELE WEITEREN THEMEN IN UNSEREM HEFT ZEIGEN: IN POTSDAM GEHT ES MANCHMAL ZU WIE IM THEATER, NUR EBEN MIT UNGLAUBLICH KOSTSPIELIGEM BÜHNENBILD... I N H A LT CAMPUSAKTUELL

CAMPUSLEBEN

Student verklagt Uni wegen Untätigkeit, Bildungsstreik verpufft an der Uni Potsdam, Schlösserstiftung ordnet Campus am Palais neu, HFF wird Universität — Seite 4 CAMPUSPOLITIK

Das neue Hochschulgesetz — Seite 6. Streit um Förderung des Bürgerbegehrens gegen die Garnisonkirche — Seite 12. Endlich BAföG-Erhöhung — Seite 15. Der Zwang zum Mitdenken: Interview zum Lerntagebuch — Seite 19. Ritalin: Freund oder Feind? — Seite 22.

Die schönste Zeit des Lebens — Seite 26. Blick hinter die Kulissen: Besuch beim Prüfungsamt — Seite 28. C A M P U S K U LT U R

Willkommen in Deutschland? — Seite 32. C A M P U S K R E AT I V

Unser UNIversum: Das unbezahlte Praktikum — Seite 36. Der lyrische Blick — Seite 40. C A M P U S T E R M I N E — Seite 44. I M P R E S S U M — Seite 31.

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S T U D E N T V E R K L A G T U N I V E R S I TÄT W E G E N U N TÄT I G K E I T Ein Student der Universität Potsdam hat gegen den Universitäts-Präsidenten Klage wegen Untätigkeit eingereicht. Die Universität hätte es versäumt, die vermutlichen Ungereimtheiten bei der studentischen Urabstimmung letzten Jahres ordnungsgemäß zu prüfen. Wie aus dem Schreiben des Studenten, Trystan Stahl, hervorgeht, soll nun das Verwaltungsgericht klären, ob mögliche Verfahrensfehler bei der Vorbereitung und Durchführung der Urabstimmung „Studentisches Leben stärken – Studierendenschaft erhalten“ zu ihrer Ungültigkeit führen könnten. Das Gericht bestätigte das Vorliegen der Klage. Derzeit müsse der Beklagte, Präsident Oliver Günther, zu den Anschuldigungen Stellung nehmen. Stahl, der 2013 selbst stellvertretender Vorsitzender des Studentischen Wahlausschusses (StWa) war und noch Benjamin Stahl hieß, hatte die Urabstimmung kurz nach ihrer Durchführung in Form eines Wahlprüfungsverfahrens beim StWa als Privatperson angefochten. Der Ausschuss hielt das Verfahren jedoch für rechtens. Letzt-

lich informierte Stahl die Rechtsaufsicht der Universität Potsdam mit der Bitte, ihrer Aufsichtspflicht gegenüber der studentischen Selbstverwaltung nachzukommen und zu prüfen, ob die Urabstimmung korrekt durchgeführt wurde. Dazu sei auch das universitätseigene Justiziariat herangezogen worden, welches wiederum „keinen Grund zur weitergehenden Beanstandung“ sah, wie die Universitätsleitung mitteilen ließ. Dieses Ergebnis sei Stahl auch im Dezember zugegangen. Stahl ist in diesem Jahr als Vorsitzender des StWa tätig. Studierende hatten im Juni 2013 beklagt, dass sie sich an der Vorbereitung der Urabstimmung nicht ordnungsgemäß beteiligt gefühlt hätten und die Einladung zur Abstimmung ebenfalls formal fehlerhaft gewesen sei (S P E A K U P berichtete). Die Satzung der Studierendenschaft regelt genau, in welcher Form die Studierenden an dem Verfahren partizipieren dürfen und darüber informiert werden müssen. Der Studentische Wahlausschuss erklärte die Urabstimmung August 2013 in einem Schreiben an die Uni-Leitung für gültig. dn

HOCHSCHULE FÜR FILM UND FERNSEHEN W I R D Z U R F I L M - U N I V E R S I TÄT Die „Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf“ in Potsdam wird eine Universität. Mit einem Festakt wurde am 8. Juli die Umwandlung zusammen mit dem 60-jährigen Bestehen der traditionsreiche Hochschule gefeiert. Laut Landesregierung handele sich bei der Umwandlung einer Kunsthochschule in eine hochspezialisierte Universität bundesweit um einen beispiellosen Vorgang. Die Hochschule, an der Ausbildungsstudiengänge als auch wissenschaftliche

Fächer angeboten werden, genießt bundesweit einen hervorragenden Ruf. „An dieser Entwicklung lässt sich ablesen, wie Praxisorientierung und Wissenschaft sich ergänzen und gegenseitig bereichern“, meinte Wissenschaftsministerin Sabine Kunst. Die neue Universität werde in Zukunft „Forschung in allen Bereichen der Filmhochschule (technologisch, medienwissenschaftlich, künstlerisch)“ betreiben und erhalte vom Land das Promotionsrecht. dn

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S C H LÖ S S E R ST I F T U N G WILL KEINE PA R K E N D E N A U TO S A M N E U E N PA L A I S Die „Stiftung Preußische Schlösser und Gärten“ plant am Neuen Palais zahlreiche Veränderungen auf dem Campus: Im Zuge des Abschlusses der Sanierung des Kolonnadenbogens sollen in Zukunft keine Fahrzeuge mehr in der Nähe des rekonstruierten Bauwerks parken dürfen. Das betrifft den bisher als Parkfläche genutzten Streifen zwischen den Häusern 9 und 11, als auch die Schotterflächen an der Straße „Am Neuen Palais“. Wie die Universitätsleitung mitteilen ließ, würden auch die Fahnenmasten und entstandenen „Trampelpfade“ auf dem Campus zur Disposition stehen. Die landeseigene Universität Potsdam pachtet das von ihr genutzte Areal am Neuen Palais von der Stiftung, deren Bereich Denkmalpflege „einzig und allein

für die gestalterische Lösung“ verantwortlich sei. Die Universität sei „über die Baumaßnahmen informiert und organisatorisch eingebunden worden“, so die Hochschulleitung. Die Schlösserstiftung teilte der S P E A K U P mit, dass sie mit der Universitätsleitung „Gespräche über Ersatz-Parkflächen“ führe. dn

NEUER B I L D U N G S ST R E I K VERPUFFT U N B E M E R K T A N D E R U N I P OT S D A M Die Studierendenvertretung an der Universität Potsdam hat sich zum Tag des bundesweiten „Bildungsstreikes“ am 25. Juni nicht mit eigenen Aktionen in Potsdam beteiligt. An dem Tag, zu dem Studierendenvertretungen in ganz Deutschland zur Fortsetzung der Proteste von 2009 aufgerufen hatten, fanden in Potsdam keine eigene Kundgebung statt. Vertreter_innen des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) schlossen sich den Demonstrationen in Berlin an. Der AStA teilte der S P E A K U P mit, er habe im Rahmen der studentischen Vollversammlung im Mai durch verschiedene Aktionen auf den bevorstehenden Bildungsstreik aufmerksam gemacht und für die aktuellen Themen unter den Stu-

dierenden sensibilisiert. Auf diese Weise habe man sich erhofft, „auf partizipative Art“ zur Beteiligung am Bildungsstreik in Potsdam zu motivieren. Unterdessen bleibt unklar, warum sich weder AStA oder Studierendenparlament noch die Brandenburgische Studierendenvertretung (BrandStuVe), die sich stark an den Protesten im Jahr 2009 beteiligt hatten, im Juni weder zu einer Kundgebung aufgerufen hatten, noch sich mit einer Positionierung an die Öffentlichkeit gewandt hatten. Der letzte hochschulpolitische Beitrag auf der AStA-Website stammte zu Redaktionsschluss aus dem Mai. Für November sei im Rahmen des Bildungsstreikes eine Großdemonstration in Berlin geplant. dn

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WAS BRINGT DAS NEUE HOCHS C H U LG E S E T Z ? ÜBER EIN HALBES JAHRZEHNT LANG WURDE ÜBER DIE NOVELLIERUNG DES LANDESHOCHSCHULGESETZES DISKUTIERT. ENTSPRECHEND HOCH WAREN DIE ERWARTUNGEN. ANFANG APRIL VERABSCHIEDETE DER LANDTAG DAS NEUE GESETZ. DAS WISSENSCHAFTSMINISTERIUM ZEIGT SICH EUPHORISCH, DOCH AUF SEITEN DER AKTEUR_INNEN DER UNI POTSDAM IST DIE ERNÜCHTERUNG GROSS.

VON DENIS NEWIAK. Am 2. April beschloss der Brandenburgische Landtag mit den Stimmen der rot-roten Koalition das neue Brandenburgische Hochschulgesetz. Dem Beschluss gingen ausgedehnte Verhandlungen zwischen Ministerium, den parlamentarischen Fraktionen und studentischen Interessenvertretungen voraus. Nun feiern Regierung und Koalition ihr neues Gesetz als Erfolg – Studierenden- und Arbeitnehmer_innen-Vertretungen äußerten zurückhaltendes Lob für einzelne wenige Veränderungen, schwanken aber vor

allem zwischen Enttäuschung und Klagewut. S P E A K U P hat für euch recherchiert, was sich verändert hat, was geblieben ist und wo die Knackpunkte sind. WO R U M G E H T E S EIGENTLICH?

Das Brandenburgische Hochschulgesetz (BbgHG) regelt das Verhältnis zwischen dem Land Brandenburg, also dem Staat, und seinen Hochschulen: In ihm finden sich Regelungen zur Vergabe von Studienplätzen und Zugangsbeschränkungen, zur Exmatrikulation bei überschrittener Regel- bzw. Höchststudiendauer und auch über die Struktur der studentischen Selbstverwaltung. Auch die Vertretung der Studierendenschaft in den höchsten Organen der akademischen

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Selbstverwaltung (an der Uni Potsdam sen müssen. Wie erfolgreich der Prozess dem Senat), die Art der von den Studie- der Überarbeitung nun letztlich war, wird renden zu entrichtenden Gebühren und höchst unterschiedlich eingeschätzt. die einzelnen Regelungen zu den Arbeitsbedingungen von Hochschul-Lehrenden WA S H AT S I C H V E R Ä N D E RT ? werden bestimmt. Somit betrifft das Gesetz direkt jede_n an einer Brandenburger Hochschule eingeschriebene_n StuNeben der umstrittenen Fusion der dent_in und deren Studien-, Lehr- und BTU Cottbus und der FH Lausitz zur Forschungsbedingungen. neuen „Brandenburgischen Technischen So ist kaum verwunderlich, dass sich Universität Cottbus-Senftenberg“ hat sich insbesondere Studierendenvertretungen Wissenschaftsministerin Kunst (ehemals und Gewerkschaften so aktiv wie möglich Präsidentin der Universität Potsdam) mit in den Gesetzgebungsprozess einbringen der S E N K U N G D E R H Ü R D E N F Ü R wollten. Zuletzt wurde das Gesetz 2008 D E N H O C H S C H U L Z U G A N G ein überarbeitet, die jüngsten wesentlichen persönliches Denkmal gesetzt: Mit der Änderungen stammen aus dem Jahr Möglichkeit für Handwerksmeister und 2010. Angesichts der dynamischen Ver- Menschen mit Fachhochschulreife, ein änderungen an den Hochschulen, den Er- Bachelorstudium aufzunehmen (Parafahrungen aus dem Bologna-Prozess mit seinen neuartigen und S E M E ST E R G E B Ü H R E N , konfliktträchtigen Bachelor- und ZUGANGSHÜRDEN, Masterstudiengängen und den neuen sozialen und demografiE X M AT R I K U L AT I O N : schen Herausforderungen war es DAS HOCHSCHULdringend notwendig geworden, GESETZ BETRIFFT das alte Gesetz grundlegend zu A L L E ST U D I S . überarbeiten. Spätestens seit den bundesweiten Bildungsprotesten 2009 ist die Unzufriedenheit erdrückend – nicht nur in Brandenburg. graph 9, Absatz 2), sei „der Zugang zum Im Rahmen von mehreren Diskussi- Universitätsstudium in Brandenburg künfonsveranstaltungen und zahlreichen in- tig so weit gefasst wie in keinem anderen formellen Gespräche haben sich Studie- Bundesland“, was zu einer Erhöhung der rendenschaften und Politik im Austausch „Durchlässigkeit zwischen beruflicher befunden – auch wenn das Ergebnis von und hochschulischer Bildung“ führe, so den Studierendenvertretungen überwie- das Ministerium. Die Entscheidung wurgend als mangelhaft beschrieben wird, de prinzipiell in weiten Teilen begrüßt. während das Ministerium den breiten Kritische Stimmen, beispielsweise der partizipativen Gestus des Prozesses her- Brandenburgischen Landesrektorenkonfevorhebt. Tatsächlich erreichte die Betei- renz, merkten jedoch an, dass sich durch ligung am Diskussionsverfahren keine die Verringerung der Zugangshürden die wirklichen Höhenflüge, was sich Landes- bereits bestehenden Kapazitätsprobleme politik und manche Studierendenvertre- weiter verschärfen würde: Die Universität tungen gemeinsam hatten vorwerfen las- sollte nur dann noch mehr Studierende SPEAKUP NR.

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aufnehmen müssen, wenn die beispiellose U N T E R F I N A N Z I E R U N G D E R BRANDENBURGISCHEN HOCHS C H U L E N endlich beendet würde. In

keinem Bundesland wird pro Kopf weniger in die Hochschulen gesteckt wie in Brandenburg. Rechnet man Inflation, steigende Bewirtschaftungskosten und zunehmende Aufgaben gegen die veranschlagte leichte Steigerung der Mittel, würde der Etat real weiter schrumpfen. Als einen besonderen Erfolg feiern das Ministerium und die Regierungskoalition aus SPD und Die Linke die E I N F Ü H RUNG EINER VERPFLICHTENDEN ST U D I E N FAC H B E R AT U N G ,

rum vor allem Studierende jenseits der Uni Potsdam, beispielsweise in Frankfurt/ Oder, wo die Beratungen nun erst nach vier statt bereits nach dem ersten Semester stattfinden müssen. Auch die weitere B E G R E N Z U N G D E S Z U G A N G S Z U M M A ST E R ST U D I U M wird kontrovers kommen-

tiert: Das Ministerium hält die nun gesetzlich vorgesehenen Motivationsschreiben, Aufnahmeprüfungen und Anerkennungsverfahren für einen großen Erfolg (Paragraph 9, Absatz 5). Mit den Verfahren solle mehr Gerechtigkeit im zweistufigen Studiensystem geschaffen werden. Tatsächlich seien damit laut BrandStuVe die Hürden zum Masterzugang nochmals gestiegen: Statt der künstlichen staatlichen Verknappung der Masterplätze sei es erforderlich, die ausufernden bürokra-

die nach Überschreitung der Regelstudienzeit von den Studierenden in Anspruch genommen werden muss (Paragraph 20, Absatz 3). Wird diese ausgeschlagen oder die dort vereinbarte Leistung nicht erbracht, droht die ExmatD I E U N I P OT S D A M rikulation (Paragraph 14, Absatz KÖNNTE NUR DANN 5). Mit dieser neuen verpflichtenden Beratung könnten laut MinisM E H R ST U D I S A U Fterium „Möglichkeiten aufgezeigt NEHMEN, WENN SIE werden, wie der Studienverlauf AUCH RICHTIG AUSverbessert und somit eine Exmatrikulation verhindert werden FINANZIERT WÄRE. kann“. Für die Brandenburgische Studierendenvertretung (BrandStuVe) führt die Neuregelung eher zur tischen Verfahren einzustampfen, so die weiteren Verschlechterung der Situation Vertreter_innen der BrandStuVe. für Uni-Potsdam-Studis: Prüfungsfristen Weitere Änderungen gibt es bei der würden von den Universitäten mit der Z U S A M M E N S E T Z U N G D E R B E neuen Regelung bereits nach vier Semes- S C H LU S S FA S S E N D E N G R E M I E N tern gesetzt werden müssen, statt wie bis- an den Hochschulen: Die Studierenden her nach der doppelten Regelstudienzeit. hatten während des Diskussionsverfah„Studierende, die Angehörige pflegen, ar- rens eine grundsätzliche Viertelparität beiten oder eine Familie haben, zwangsex- – also eine Gleichberechtigung von Promatrikulieren zu können, steht einer rot- fessor_innen, akademischen Mitarbeiter_ roten Landesregierung extrem schlecht zu innen, Studierenden und „technischen“ Gesicht“, kommentiert BrandStuVe-Spre- Mitarbeiter_innen in den meisten Fragen cher Johannes Petrick die neue Regelung. – verlangt. Während die Fraktion der LinVon der Neuregelung profitierten wiede- ken ebenso wie die oppositionellen GrüSPEAKUP NR.

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nen die Viertelparität begrüßt hatte und ihr Scheitern bedauerte, verwies die SPD auf die vermeintlichen verfassungsrechtlichen Schranken. Tatsächlich hatte aber das Bundesverfassungsgericht 1973 nicht grundsätzlich gefordert, dass die konstituierende Mehrheit der Professor_innen in allen Bereichen gelten müsste, sondern nur in bestimmten Fragen, die eine Professor_innenmehrheit erfordern, z.B. bei der Ernennung neuer Professor_innen. Nun haben die Studierenden im Senat der Universität Potsdam zwar einen Stimmenanteil von 30 Prozent, der aber zulasten des „technischen“ Personals gestiegen ist (Paragraph 61, Absatz 1). Die „Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft“ (GEW) fordert wie die Studierendenvertretungen eine gleichmäßige Vertretung aller Interessengruppen, die nur in den verfassungsrechtlich notwendigen Fällen durch zusätzliche Erweiterungsvertreter_ innen der Professor_innen ergänzt würde. In anderen Ländern, beispielsweise in Nordrhein-Westfalen, wird ein solches Verfahren bereits in Erwägung gezogen. Die Einführung eines Anhörungsrechts der Brandenburgischen Studierendenvertretung (Paragraph 16, Absatz 6) wurde begrüßt, geht den Akteur_innen jedoch nicht weit genug. Auch die Stellung der Lehrenden sollte sich im Rahmen der Novellierung verändern. Seit Jahren kämpfen Initiativen wie die „Intelligenzija Potsdam“ oder die GEW gegen die zunehmende P R E K A RISIERUNG DES LEHRPERSON A LS an den Hochschulen: Obwohl mit

dauerhaft anfallenden Aufgaben betraut, werden für viele Lehrenden keine unbefristeten Stellen vergeben, dazu meist nur halbtags beschäftigt und zu relativ geringen Stundensätzen bezahlt. Besonders in Verruf geraten sind die sogenannten „Lehraufträge“, die ursprünglich dazu

dienen sollten, spezielle Lehraufgaben, die über die „grundständige Lehre“ hinausgehen, durch freie Expert_innen aus Wirtschaft und Gesellschaft zu bedienen. Tatsächlich stellen Lehrbeauftragte inzwischen einen wesentlichen Teil der regelmäßigen Lehre, allerdings bei schlechtester Bezahlung, immer wieder sogar ganz ohne Vergütung: Sie werden pauschal nur für die Unterrichtszeit, nicht aber für Vor- und Nachbereitung, Korrekturen und Bewertungen vergütet – unterm Strich nicht selten weit unter dem Mindestlohn-Niveau von 8,50 Euro. Die Zahl der Lehraufträge soll nun mit dem neuen Gesetz eingedämmt werden, sie dürfen nun nur noch zwei bzw. vier Semester lang an die gleiche Person vergeben werden (Paragraph 58, Absatz 3). Nach der neuen Gesetzeslage könnten also Lehrbeauftragte nach einem oder zwei Jahren einfach durch andere ähnlich qualifizierte Lehrende „ausgetauscht“ werden. Auch wenn die Reduktion der Lehraufträge in ihrer bisherigen Form prinzipiell begrüßt werde, kritisiert die GEW, dass sich an der Lage der Lehrbeauftragten an sich nichts ändere und die Universität angesichts der miserablen finanziellen Ausstattung gar nicht in der Lage ist, die Lehre ohne die schlecht bezahlten Lehrbeauftragten zu erfüllen. Das Problem sieht auch Oliver Günther, Universitätspräsident und Vorsitzender der BLRK: „Änderungen bei der Vergabe der Lehraufträge lassen sich nur umsetzen, wenn diese angemessen ausfinanziert sind.“ Zudem bieten Lehraufträge vielen angehenden Akademiker_innen bisher die Möglichkeit, erste Erfahrungen in der Lehre zu sammeln. Würden sie nun nach zwei bzw. vier Semestern nicht mehr herangezogen werden, entfiele ihre letzte Möglichkeit, irgendwie Fuß an den Hochschulen zu fassen. Für Verwirrung sorgte die Einrichtung

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einer sogenannten E T H I K KO M M I S S I O N an den Hochschulen, die sich „mit Fragestellungen zum möglichen Einsatz von Forschungsergebnissen für nicht friedliche Zwecke sowie zu Forschungsvorhaben am Menschen sowie an Tieren“ beschäftigt (Paragraph 64, Absatz 3). Forderungen nach einer kritischeren Betrachtung der Verwicklungen von Hochschulen mit Wirtschaft und Militär und deren zum Teil gegensätzlichen Ansprüchen waren in der Vergangenheit auch wegen immer intransparenter geratener Drittmittelzuwendungen laut geworden. Studierendenvertretungen forderten eine Zivilklausel, die per Gesetz alle Hochschulen zur friedlichen Forschung verpflichten sollte (S P E A K U P berichtete). Wiederum aus verfassungsrechtlichen Bedenken wurde seitens der Regierung dem studentischen Anliegen nicht entsprochen und stattdessen dieser Kompromiss gefunden. Was die nun einzurichtenden Ethikkommissionen genau machen soll, außer „Empfehlungen abzugeben“, verraten weder Gesetz noch seine Macher_innen. Zumindest wird durch die Neuregelung eine Debatte in den strittigen Fragen verlangt, die auch zu mehr Transparenz in Fragen der Drittmittelvergabe führen könnte. WA S I ST GLEICH GEBLIEBEN?

Wohl am emotionalsten wurde die Debatte über eine mögliche Abschaffung der I M M AT R I K U L AT I O N S - U N D R Ü C K M E L D E G E B Ü H R E N geführt. Bisher überweisen alle Studierenden verpflichtend einen semesterweisen Beitrag von 51 Euro, der die Verwaltungskosten im Zusammenhang mit allen Fragen der Im- und Exmatrikulation, Rückmeldung, Beurlaubung und die Kosten für

bestimmte universitäre Beratungsangebote decken soll (Paragraph 14, Absatz 2). Studierendenvertretungen kritisieren die Gebühr, die in einer anderen Ausprägung beispielsweise in Berlin für verfassungswidrig erklärt wurde, als eine versteckte Studiengebühr. So war die Erwartung an die erste Brandenburgische rot-rote Landesregierung, die Gebühren ein für alle Mal abzuschaffen, entsprechend hoch: Die Parteien beider Regierungsfraktionen sprechen sich bundesweit gegen Studiengebühren aus. Die SPD wiederum fürchtete nun durch einen Wegfall der Gebühr eine stärkere Belastung des ohnehin angeschlagenen Landeshaushaltes, der den jährlichen Einnahmeausfall in Höhe von fünf Millionen Euro hätte kompensieren müssen. Noch kurz vor Verabschiedung schien es eine gemeinsame Position der Koalitionsfraktionen gegeben zu haben: Die Fraktion „Die Linke“ bezog sich auf Aussagen des Finanzministeriums, dass die wegfallenden Mittel kompensiert würden (S P E A K U P berichtete). Auf wen sich „Die Linke“ bezog, war weder bei der Fraktion noch im betroffenen Ministerium zu erfahren. Letztlich verweigerte die SPD kurz vor der Abstimmung ihre Zustimmung, die Gebühren im Rahmen der Novellierung abzuschaffen. Kritik dafür gab es von der Fraktion der „Grünen“, während die ebenfalls oppositionelle CDU-Fraktion die seit 2008 unveränderte Form der Gebühren für rechtens hält. Die Studierendenvertreter_innen hingegen fahren hinter den Kulissen bereits schwere Geschütze auf: Die BrandStuVe hält das Festhalten an einer potentiell verfassungswidrigen Regelung mit den daraus erwachsenden Rückforderungsansprüchen gegen das Land, wie sie in Berlin in Millionenhöhe entstanden sind, für verantwortungslos und hät sich den Klageweg offen. Einer Musterklage

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gegen die Gebühr, wie sie bis ins Jahr 2008 erhoben wurde, hatte Ende letzten Jahres das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg Recht gegeben und den Fall zur Klärung an das Bundesverfassungsgericht überwiesen, wo er derzeit auf seine endgültige Entscheidung wartet. Auch jenseits der Debatte um die Gebühren beklagen Studierendenvertretungen, Teile der Opposition und selbst die Jugendverbände der Regierungsfraktionen die Mutlosigkeit der Regierung in Hinblick auf die schwerwiegenden Probleme

Potsdamer Studierendenvertretung prüfe derzeit, wie sie mit Klagen eine Veränderung der Situation bewirken könnte. WA S B E D E U T E T DA S FÜR UNS?

Für die Studierendenvertretungen stellt sich nun die Frage, was das jahrelange Streiten für wesentliche Veränderungen wirklich bewirkt hat: „Offensichtlich ist in diesem Land politisch nichts zu bewegen. Der Rechtsweg hat hingegen in der Vergangenheit bereits Erfolge OPPOSITION UND gebracht. Die Arbeit fängt für uns ST U D I V E RT R E T U Njetzt erst richtig an“, so Claudia GEN BEKLAGEN DIE Sprengel vom Potsdamer AStA. Zahlreiche Stellen des Gesetzes M U T LO S I G K E I T D E R lesen sich wahrlich unausgereift REGIERUNG. DIE oder zu unkonkret und könnten ZENTRALEN FRAGEN erst vor Gericht eine rechtssiBLEIBEN OFFEN. chere Deutung finden. Bis dahin werden Studierende der Universität Potsdam weiterhin ihre sean den Brandenburgischen Hochschulen: mesterweisen Beiträge entrichten und um „Die Landesregierung hat mit dem neuen ihre Masterplätze kämpfen, die Lehrenden Hochschulgesetz die Chance verpasst, den mit den Folgen der derzeitigen BeschäftiStillstand in der Brandenburger Hoch- gungsverhältnisse leben müssen. Dass aufschulpolitik zu beenden“, urteilten die grund von unermüdlichem Einsatz aber „Grünen“. „Es ist lächerlich, wie wenig auch Erfolge erzielt werden können, hat sich verändert hat. Mit einem Blick auf die Vergangenheit ebenfalls bewiesen. Wahlprogramme und auf das jetzt vorlie- Dementsprechend kann sich der Aufwand gende Gesetz ist schwarz auf weiß zu se- für Studierende lohnen, sich für ihre gehen, welcher Betrug an den Studierenden meinsamen Belange in den Gremien der – und nicht zuletzt auch an den Wähler_in- universitären und hochschulpolitischen nen – vorgenommen wurde. Die richtige Institutionen oder über unabhängige InitiKonsequenz ist nicht Selbstbeweihräu- ativen einzusetzen. Die mit dem geringscherung, sondern Rücktritt!“, beklagte ten Aufwand verbundene Möglichkeit der der Kulturreferent im AStA der Uni Pots- Einflussnahme ist die Beteiligung an der dam, Jürgen Engert. Der AStA hatte ange- L A N DTA G SWA H L A M 14 . S E P sichts des Beschlusses des dürftigen neuen T E M B E R – dann entscheiden die BranHochschulgesetzes den Rücktritt der wis- denburger_innen, ob sie der gegenwärtisenschaftspolitischen Sprecher_innen der gen Hochschulpolitik weitere fünf Jahre Regierungsfraktionen gefordert. Auch die ihr Vertrauen schenken möchten. SPEAKUP NR.

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EINDEUTIG VIEL SPIELRAUM

DER BESCHLUSS DES STUDIERENDENPARL AMENTS ZUR FINANZIELLEN FÖRDERUNG DER BÜRGERINITIATIVE „FÜR EIN POTSDAM OHNE GARNISONKIRCHE“ STÖSST NICHT NUR IM WISSENSCHAFTSMINISTERIUM AUF WIDERSTAND: NUN FORDERT AUCH DER PRÄSIDENT DER UNIVERSITÄT POTSDAM DAS STUDIERENDENPARL AMENT AUF, DIE FINANZIELLE FÖRDERUNG ZU STOPPEN. SPEAKUP NR.

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VON PHILIPP SCHWARTZ. Die Debatte dürfte auch den täglich aus Berlin kommenden Studierenden nicht entgangen sein: Flyer in den Mensen, Plakate in den Fluren der Fakultäten und Stände unter freiem Himmel, in denen Kommiliton_innen Unterschriften gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche sammeln. Auch die verfasste Studierendenschaft möchte im Namen aller Studierender der Uni Potsdam die Gegner_innen des Wiederaufbaus unterstützen – nicht nur inhaltlich, sondern auch finanziell: So teilte der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) Anfang April mit, dass „das Studierendenparlament der Universität Potsdam auf Initiative des AStA finanzielle Mittel in Höhe von 1.800 Euro der Bürgerinitiative gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche bewilligt“. Die Stadt ignoriere die „Bedürfnisse junger Menschen und Studierender“, in dem sie das studentische Leben in der Innenstadt auf Kosten einer „Kulisse mit pseudo-historischen Fassaden“ verbanne. So seien die derzeitigen Wohnheime der Breiten Straße „in Modellen der ‚neuen‘ historischen Innenstadt“ nicht vorhanden. Der AStA möchte damit den „demokratischen Einfluss auf städtebauliche Entwicklungen“ fördern und sieht sich in seiner im Hochschulgesetz verbrieften Rolle bestätigt, die Interessen der Studierenden zu vertreten. Aus Sicht des brandenburgischen Wissenschaftsministeriums hat der AStA mit dieser bereitwilligen Spendenbereitschaft seine Grenzen jedoch klar überschritten: Der Wiederaufbau der Garnisonkirche habe nichts mit Hochschulpolitik zu tun

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und die zwangsweise erhobenen Beiträge aller Studierenden würden in diesem Fall zweckentfremdet, hieß es aus dem Ministerium. Es stützt seine Argumentation auf den Paragraph 16 (bis zur Novellierung des Gesetzes Paragraph 15) des Hochschulgesetzes von Brandenburg. Dieser beschränke die Aufgaben des Ausschusses allein auf hochschulpolitische Angelegenheiten. Gleichzeitig erwartete man vom Uni-Präsidium, dass das Ganze dort genau überprüft und gegebenenfalls unterbunden wird. Ganz so sicher wie im Ministerium war man sich in der Universitätsleitung anscheinend nicht: Lange hielt sich das Präsidium mit einer klaren Positionierung bedeckt. Der Präsident als oberste Rechtsaufsicht über die Organe der Studierendenschaft wollte die Entscheidung nicht alleine fällen und holte sich Rat bei einem „neutralen, externen Rechtsgutachter“. Um wen es sich bei dem Gutachter genau handelte, teilte die Universität auf Nachfrage bis Redaktionschluss nicht mit. Bei der Stadt Potsdam bat man um Auskunft über die Bauplanung im Falle eines Wiederaufbaus der Garnisonkirche. Nach langer Zeit scheint man sich nun auch im Präsidium einig zu sein: In einer Mitteilung an die S P E A K U P hieß es, dass Ziele wie bezahlbarer Wohnraum, kein historisierender Stadtbau und die Trennung von Kirche und Staat „keinen spezifischen hochschulpolitischen Bezug“ hätten. Auch die Studierendenwohnheime in der Breiten Straße wären nicht von den Baumaßnahmen betroffen. Der Präsident hat deshalb entschieden, den Beschluss des Studierendenparlaments zu beanstanden und wird es auffordern, ihn zurückzunehmen. Das Studierendenparlament (StuPa) kann die Beanstandung annehmen und die finanzielle Förderung stoppen oder gegen die Beanstandung den Rechtsweg

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einlegen. Wenig überraschend tendieren die Studierendenvertreter_innen, sich auf Paragraph 16 des Hochschulgesetzes beruhend, zu Letzterem. Im Büro des AStA schüttelt man über die Vorgehensweise des Uni-Präsidiums nur den Kopf. Allein die Kosten für das Rechtsgutachten dürften den Streitwert um ein Vielfaches überschritten haben. Am Ende werden unnötigerweise viele öffentliche Mittel der Hochschule und der Studierendenschaft ausgegeben worden sein, um die Verwendung einer so kleinen Summe zu klären. Aus Sicht des Studierendenausschusses sei es ein bekannter und schon seit Jahrzehnten geführter Konflikt um die Auslegung jenes Paragrafen, der die Aufgaben der Studierendenschaft regeln soll. Jedoch scheint er genau das nicht zu tun und hat immer wieder für Zündstoff gesorgt. Und in der Tat bietet er viele Interpretationsmöglichkeiten: Neben der „Wahrnehmung der Interessen der Studierenden“ soll die Studierendenschaft auch die politische Bildung fördern, staatsbürgerliches Verantwortungsbewusstsein mit eingeschlossen. Eindeutig scheint hier nur, dass bei so viel

Spielraum zur Auslegung weitere Konflikte absehbar sind. Mit der Novellierung des Hochschulgesetzes haben sich auch die Aufgaben der Studierendenschaft in Bezug auf ihre politischen Aktivitäten kürzlich leicht erweitert. Auch wenn der Präsident den Konflikt „außerordentlich“ bedauere, sehe er jedoch keine Alternative: „Das Gesetz spricht hier eine eindeutige Sprache“. Der AStA wiederum erläuterte dem Präsidenten bereits in einem Schreiben vom April seine Sicht der Dinge. Dort betont man nicht nur, dass die Unterstützung einer solchen Initiative auch „als Förderung des staatsbürgerlichen Verantwortungsbewusstseins anzusehen“ sei, sondern vor allem, dass städtebauliche und studentische Belange gerade in Potsdam eng miteinander verflochten seien: Nachdem auch bereits der alternative Club „Spartacus“ aus der Innenstadt verdrängt wurde, sehen die Antragsteller_innen das „Pub a la Pub“ in Gefahr. Vor allem würden die geplanten Mittel und das beanspruchte Bauland für neue Studiwohnheime wesentlicher dringender benötigt.

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AUSBILDUNGSFÖRDERUNG WIRD ERHÖHT STUDENT_INNEN KÖNNEN AUFATMEN: DIE SCHEINBAR UNAUFHÖRLICHE DISKUSSION ÜBER EINE ERHÖHUNG DES BAFÖG-SATZES HAT NUN ENDLICH EIN LANGERSEHNTES ENDE GEFUNDEN. AM 28. MAI GAB DIE BUNDESREGIERUNG BEKANNT, DASS DIE AUSBILDUNGSFÖRDERUNG ZUM WINTERSEMESTER 2016/17 ERHÖHT WERDEN SOLL – UM WIE VIEL PROZENT, BLEIBT NOCH UNKLAR.

VON K AT H L E E N WEBER. Es klingt wie Musik in den Ohren der Student_innen: Ab dem Wintersemester 2016/17 werden die BAföG-Bezieher_innen unter ihnen mehr Geld zu Verfügung haben. Rund ein Drittel der Studierenden in Deutschland finanzieren sich ihren Lebensunterhalt mithilfe des Förderungsgeldes. Sie dürfen sich über die nun endlich beschlossene Erhöhung des Satzes freuen. Monatelang konnten sich Bund und Länder, welche bisher gemeinsam die Finanzierung des BAföG übernahmen, über die Erhöhung nicht einig werden. Da die Förderung ab dem 1. Januar 2015 nun vollständig und auf Dauer vom Bund finanziert

wird und die BAföG-Reform somit ohne die Länder realisiert werden kann, steht einer Novellierung nichts mehr im Wege. Zieht man zusätzlich die Inflationsrate von rund sieben Prozent seit der letzten Anhebung im Jahr 2010 mit in Betracht, so sollte die geplante Erneuerung oberhalb der Rate liegen, um überhaupt als BAföG-Erhöhung geltend zu werden. M E H R B A FÖ G - B E R EC H T I GT E F Ü R M E H R G E R EC H T I G K E I T

Auch der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität Potsdam begrüßt die festgelegte Erhöhung. Zusätzlich ist der AStA der Meinung, dass es durchaus mehr BAföG-Berechtigte geben solle, unter anderem solche Student_innen, die derzeit durch das Überschreiten der Regelstudienzeit, der fehlenden deutschen

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Staatsbürgerschaft oder aus anderen Gründen keine Förderung beziehen können. „Abgesehen davon, dass wir eine Erhöhung des BAföG-Satzes gut finden, weil sie die wirtschaftlich prekäre Lage vieler Studierender dämpft, denken wir, dass die BAföG-Berechtigung auch auf andere Personenkreise ausgeweitet werden müsste“, sagt Juliane Lehmann, Verantwortliche im AStA für den Bereich Sozialpolitik. Unzählige Student_innen, ob BAföGEmpfänger_in oder nicht, leiden unter ihrer schlechten finanziellen Situation, mit der sie immer wieder konfrontiert werden. Oft sind Lebensunterhaltskosten und die Finanzierung des Studiums nur durch einen Nebenjob realisierbar, der sich nicht selten negativ auf Prüfungsergebnisse oder die Anwesenheit in der Uni auswirkt. „Fragen zu den Themen GEZBefreiung sowie der Beratungsbedarf bei der studentischen BAföG- und Sozialberatung lassen darauf schließen, was für finanzielle Probleme einige Studierende der Uni Potsdam haben“, äußert sich Frau Lehmann stellvertretend für den AStA.

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Seit der letzten BAföG-Anpassung sind bereits vier Jahre vergangen – eine Zeitspanne, in der Mieten und Lebenshaltungskosten erheblich gestiegen sind. Vor allem in Potsdam sind Wohnungen sehr teuer und für Student_innen ist es besonders schwierig, eine bezahlbare Unterkunft zu finden. „Als Interessenvertreter und Dienstleister für Studierende fordern wir nachdrücklich bezahlbaren Wohnraum – unabhängig davon, ob Studierende in unseren Wohnheimen oder bei anderen Vermietern wohnen wollen“, äußert sich Gudrun Wewetzer, Leiterin für Öffentlichkeitsarbeit des Studentenwerkes Potsdam, zum Problem der hohen Mieten in der Stadt. Das Studentenwerk Potsdam biete derzeit Wohnheimplätze für knapp jeden zehnten Studierenden an. Die Durchschnittsmiete im vergangenen Jahr belief sich dabei auf knapp 223 Euro und lag somit leicht unter dem Bedarf für die Un-

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NUR EIN DRITTEL D E R ST U D I S B E Z I E H T BAFÖG, JEDER ZWEITE ANTRAG AUF EINEN WOHNHEIMP L AT Z W I R D A B G E L E H N T. E S B L E I B T A L S O I N P OT S D A M NOCH VIEL ZU TUN. terkunft im BAföG (224 Euro). Zusätzlich sind in den letzten Jahren 200 neue, günstige Wohnräume in Potsdam-Golm entstanden. Mit der BAföG-Erhöhung und der Schaffung von weiteren günstigen Wohnmöglichkeiten geht es also langsam in Potsdam voran. Dennoch sind weitere Veränderungen dringend notwendig: Die Anzahl der Nicht-BAföG-Bezieher_innen in Deutschland ist doppelt so groß wie die Anzahl der BAföG-Bezieher_innen. Laut Wewetzer konnten zum vorherigen Wintersemester

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in Potsdam aufgrund der fehlenden Kapazitäten nur gut die Hälfte der Anträge auf einen Wohnheimplatz genehmigt werden, wobei der verbleibende Anteil schwer zu bewerten sei, da viele Studierende andere Studien- und Wohnungsangebote annehmen, ohne ihre Bewerbung zurückzuziehen. Im Hinblick auf die finanziellen Schwierigkeiten der Student_innen gibt es also noch einiges zu tun.

WA S W I R D A U S D E N FREIWERDENDEN B A FÖ G - G E L D E R N ?

Aufgrund der alleinigen Finanzierung des BAföG durch den Bund werden den Bundesländern ab 2015 nun rund 1,17 Milliarden Euro mehr zu Verfügung stehen. Wofür sollen die frei werdenden BAföG-Gelder nun verwendet werden? Das Deutsche Studentenwerk (DSW)

PER SMS

E R H A LT E W I C H T I G E N E U I G K E I T E N KO ST E N LO S P E R S M S D I R E KT A U F D E I N H A N D Y, D U R C H S C H N I T T L I C H M A X . E I N M A L I N D E R WO C H E , J E D E R Z E I T A B B E ST E L L B A R . J E T Z T KO ST E N LO S R E G I ST R I E R E N :

„ S P E A K U P “ A N 01 6 0 / 3 2 71 9 8 9 ( E I N M A L I G N O R M A L E S M S-KO ST E N I N S D 1-N E T Z ) .

A B B E S T E L L E N M I T „ S P E A K U P S T O P “ A N 01 6 0 / 3 2 71 9 8 9 S P E A K U P N R . 18


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dierenden weiter zugutekommen, und zwar mit einem signifikanten Anteil“, kritisiert er das Vorhaben mancher Länder, die neuen finanziellen Möglichkeiten neben den Hochschulen und Universitäten auch für Kitas und Schulen auszugeben. Die konkrete Verwendung der Gelder für das Land Brandenburg stehe noch nicht fest, informiert Hans-Georg Moek, Pressesprecher des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK). Des Weiteren fügt er hinzu, dass das Vorhaben, die Gelder für Wissenschaft und Bildung zu verwenden, von der Landesregierung begrüßt werde. Das Land Brandenburg investiert bisher im Vergleich mit den anderen Bundesländern pro Kopf am wenigsten in Wissenschaft und Forschung. Es ist also abzuwarten, ob nach der lang erwarteten Entscheidung über die BAföG-Erhöhung auch die Nachricht folgt, die frei werdenden Mittel der Länder in die Studierenden zu investieren.

DAS BAFÖG WIRD NUN KOMPLET T VOM B U N D B E Z A H LT . D I E L Ä N D E R S O L LT E N DIE FREIWERDENDEN MITTEL NUTZEN, UM SIE IN WOHNHEIM-, MENSA- UND BERAT U N G S K A PA Z I TÄT E N Z U I N V E ST I E R E N , FORDERN DIE ST U D E N T E N W E R K E . fordert, dass die ehemaligen Länder-Anteile den Studierenden und Studentenwerken zugutekommen müssen. „Länder müssen mit dem Geld jetzt endlich zusätzliche Wohnheim-, Mensa- und Beratungskapazitäten schaffen“, äußert sich Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des DSW. „Die Mittel, um welche der Bund nun die Länder beim BAföG entlastet, dienten bisher der unmittelbaren Förderung der Studierenden. Daher müssen sie den Stu-

SPEAKUP BEI FUNKUP D E I N E ST U D I E R E N D E N Z E I TS C H R I F T I ST I M J U L I W I E D E R Z U G A ST B E I M C A M P U S R A D I O P OT S D A M . S C H A LT D O C H E I N F A C H L I V E R E I N B E I R A D I O F R R A P O A M 14 . J U L I U M 21 U H R ( 9 0 , 7 M H Z P OT S D A M + 8 8 , 4 B E R L I N ) O D E R L A D E D I R D E N M P 3-P O D CA ST R U N T E R :

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ZUM MITDENKEN GEZWUNGEN? STUDIEREN IST MEHR ALS WISSENSAKKUMULATION. ES WIRD ERST DANN ZUM ERFOLG, WENN WISSENSCHAFTLICHES WISSEN MIT DEN STUDIERENDEN WEITERGEDACHT, DISKUTIERT UND KRITISCH HINTERFRAGT WIRD. PROFESSOR JOACHIM LUDWIG FÜHRTE 2009 DAZU DAS ONLINELERNTAGEBUCH EIN. WAS PASSIERT DA GENAU? UND WIRD DAS STUDIUM DADURCH NICHT NOCH MEHR VERSCHULT? INTERVIEW VON VINZENZ LANGE. S P E A K U P: Professor Ludwig, warum haben Sie das Online-Lerntagebuch entwickelt? LU DW I G : Ich habe es entwickelt, damit sich Studierende auf eine reflektiertere Weise Wissen aneignen können als Schüler_innen. Im Studium geht es um wissenschaftliches Arbeiten und wissenschaftliches Denken. Dafür brauche ich eine Didaktik, die das Lernen selbst zum Gegenstand der Reflexion macht. Dies ist das Ziel des Online-Lerntagebuchs. Wer als Student Wissenschaft betreiben soll, muss vor allem Erkenntnisse generieren können und darf nicht nur fertiges Konservenwissen konsumieren. S P E A K U P: Was bedeutet das genau?

LU DW I G : Die Studierenden sollen mit dem Online-Lerntagebuch die Möglichkeit erhalten, sich über ihre Lernwege, Lernstrategien und Lernproblematiken auszutauschen und ihr Lernen zu reflektieren. So wie Wissenschaftler_innen ihren methodischen Zugang zum Forschungsgegenstand kritisch reflektieren. Auf diese Weise wird wissenschaftliches Denken geübt. Darüber hinaus hat das unmittelbar praktische Effekte: Es wird für die Dozent_innen sichtbar, wo gemeinsame Probleme der Studierenden liegen, die es zu bearbeiten gibt und es eröffnen sich Möglichkeiten wechselseitiger Unterstützung durch die Studierenden. S P E A K U P: Ist also Reflexion des Lernens der Grund, warum Sie das OnlineLerntagebuch eingeführt haben? Weil Wissen und seine lernende Aneignung zu wenig hinterfragt werden? LU DW I G : Das ist die Situation. Wissen und seine Aneignung ist aber immer kritisch zu hinterfragen. Es geht im Stu-

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dium um den Übergang vom selbstverständlichen Alltagswissen zu kritisch-wissenschaftlichem Denken. Es geht um den Übergang vom Selbstverständlichen hin zu Kritik und Hinterfragung des Selbstverständlichen. Wissenschaft betreiben heißt Kritik zu üben. Wir arbeiten an der Verbesserung von Theorien und Methoden und nicht an ihrer Heiligsprechung.

weiter zu entwickeln gilt. Der innovative Charakter von Wissenschaft leidet darunter. Viele Lehrende verstehen das Studium nicht als Bildungsmöglichkeit und Bildungsprozess für die Studierenden, sondern orientieren sich vor allem an den Prüfungsleistungen. Bewertet wird dann – angesichts hoher Studierendenzahlen in nachvollziehbarer Weise – was sich gut messen und auswerten lässt. S P E A K U P: Aber ist damit „ E S G E H T I M ST U D I U M nicht die Gefahr verbunden, UM DEN ÜBERGANG dass durch die zu erledigenden VO M S E L B ST V E R Tagebucheinträge oder die BeSTÄ N D L I C H E N antwortung der Fragen so etwas wie Hausaufgaben aufgegeben A L LT A G S W I S S E N Z U werden und das Studium gerade KRITISCH-WISSENdadurch verschult wird? Werden SCHAFTLICHEM die Studierenden nicht zum MitDENKEN.“ denken gezwungen? LU D W I G : Diese Gefahr besteht. Heute arbeiten wir alle an S P E A K U P: Haben Sie bei Studierender Universität unter Bologna-Verhältden und Dozierenden oft beobachtet, dass nissen: Das Studium ist so stark durchWissen zu selten hinterfragt wurde? organisiert, dass für die Studierenden ein LU DW I G : Das beobachte ich bei Stu- Zwang zur Ökonomisierung des Studiums dierenden sehr oft, sogar bis zum Ende geschaffen wird. Durch den wachsenden des Studiums. Wissen und die darin ein- Druck versuchen die Studierenden, mit gebundenen Theorien werden oft als einem minimalen Aufwand den maximaeine Objektivität behandelt und nicht als len Prüfungseffekt zu erzielen. Dadurch ein mögliches Erklärungsangebot, das es wird aber selbstreflexives Lernen einge-

E I N FA C H W E I T E R L E S E N D U M U S ST N I C H T B I S O K TO B E R A U F D A S N Ä C H ST E H E F T D E R SPEAKU P WA RT E N , UM WEITER AUF DEM LAUFENDEN ZU B L E I B E N : V I E L E S PA N N E N D E B E R I C H T E U N D G E S C H I C H T E N F I N D E ST D U E X K LU S I V A U F:

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schränkt, weil es immer auch A N D E R U N I V E R S I TÄT Umwege einschließt. Das OnlineVO N H E U T E B E ST E H E Lerntagebuch will Gelegenheiten STÄ N D I G E R Z W A N G für reflexives Lernen schaffen. Das ist tatsächlich eine Aufgabe ZUR ÖKONOMISIEund eine nicht zu unterschätzenR U N G . S E L B ST de Leistung. Sie soll aber den StuREFLEXIVES LERNEN dierenden bei ihrem persönlichen WERDE DADURCH Zugang zur Wissenschaft helfen. Wenn diese Reflexion als zusätzE I N G E S C H R Ä N K T. liche „Hausaufgabe“ verstanden wird, läuft etwas falsch, das zu besprechen wäre. nisse gewinne bewusster ablaufen. Wenn S P E A K U P: Was genau ist der gees 50 Prozent der Studierenden und der wünschte Effekt des Tagebuchs? Lehrenden gelingen würde, die negativen LU DW I G : Die Ökonomisierung des Folgen der Ökonomisierung des Studiums Studiums und die Verschulung sollen zu reflektieren und an ihrer Überwindung überwunden werden. Denn wissenschaft- zu arbeiten, wäre der wissenschaftliche Erliches Denken ist ein Lernprozess, der trag des Studiums deutlich höher. S P E A K U P: Gibt es denn schon Rücknicht immer gerade verläuft und manchmal in Sackgassen endet. Dann muss man meldungen von Dozierenden oder Studieneue Wege suchen. Wer wissenschaftlich renden? LU DW I G : Ja, die Rückmeldung erfolgt arbeitet, kann sich nie ganz von der Ökonomie frei machen, weil für die Forschung in Form der Nachfrage. Es wurden bislang Drittmittel und Zeit zum Forschen wich- bundesweit, aber auch in Österreich und tige Rahmenbedinungen sind. In der Wis- in der Schweiz ca. 300 Kurse durchgesenschaft wird immer auch ökonomisch führt. Allein in der zuletzt aktualisierten gedacht. Erkenntnisse lassen sich aber Version des Online-Lerntagebuchs sind aknicht ökonomisch geplant, wie z.B. bei der tuell ca. 600 Nutzer aktiv. Wir haben viele Produktion eines Fahrrads, in bestimmter Anregungen erhalten. Mit diesen HinweiZeit nach einem Muster herstellen. Ver- sen haben wir eine überarbeitete Version schulung ist für Wissenschaft schädlich, des Online-Lerntagebuchs online gestellt. weil geglaubt wird, dass Erkenntnisse sich Die aktuelle Version hat mehr Funktionen wie am Fließband produzieren lassen. Das und ist flexibler einsetzbar. Zum Beispiel Tagebuch ist der Versuch, das Studium als können die Dozierenden Einstellungen für Prozess der Erkenntnisgenerierung zu er- einzelne Sitzungen oder für aller Sitzunleben. Welche Erkenntnisse interessieren gen zusammen sehr leicht vornehmen. Die mich persönlich? Welche Schwierigkeiten Studierenden bekommen jetzt ähnlich wie stellen sich mir in den Weg? Und vor al- bei Facebook die am meisten diskutierten lem, wie sieht der Erkenntnisprozess der Beiträge ihrer Kommilitonen empfohlen anderen Studierenden aus? Wie kann ich und erhalten so erste Hinweise für einen mit den anderen zusammen meine Er- Einstieg zum Austausch mit den anderen kenntnisse erweitern? Um aus dem Öko- Studierenden. nomiekreislauf ausbrechen zu können, S P E A K U P: Vielen Dank für das Gesoll die Art und Weise, wie ich Erkennt- spräch! SPEAKUP NR.

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R I TA L I N – FREUND ODER FEIND? ES IST EIN AKTUELLES THEMA, MIT DEM MEHR STUDIERENDE KONFRONTIERT SIND, ALS MAN GLAUBEN WÜRDE: RITALIN. SCHEINBAR GREIFEN IMMER MEHR ZU DEM MEDIKAMENT, UM IHRE LEISTUNGEN ZU STEIGERN. SPIELT ES DEN HELFER IN DER STUDENTISCHEN NOT? LETZTENDLICH MUSS JEDER SELBST ENTSCHEIDEN, WIE ER MIT RITALIN UMGEHT.

VON ALICIA METTIG. Hinter Ritalin verbirgt sich das Arzneimittel Methylphenidat, welches hauptsächlich für ADHS-Kranke (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom) gedacht ist. Kindern, die an dieser Krankheit leiden, fällt es schwer, sich zu konzentrieren. Durch Ritalin soll ihnen die Aufmerksamkeit gegeben werden, welche sie brauchen, damit sie in der Schule besser lernen können. Doch nicht nur erkrankte Personen nehmen Ritalin, das Interesse an dieser Droge ist schon längst auf Studierende übergegriffen. Wer auf dem Campus kennt es nicht? Dem permanenten Druck

ausgesetzt zu sein, jeden Dozierenden in seinen Vorlesungen und Seminaren zu verstehen, die beiliegenden Übungsaufgaben zu absolvieren und sich nebenbei durch einige Lehrbücher auf die nächste Sitzung vorzubereiten? Ab und zu wird nach einem Referat gefragt, stets den Blick auf den Kalender, die Klausurenphase liegt nicht mehr weit entfernt, da rechnet man im Kopf schon wieder die Leistungspunkte aus, welche man erreichen muss, um bloß nicht die Regelstudienzeit zu überschreiten... W E LC H E W E G E G I BT E S , U M D I E S E N L E I ST U N G S D R U C K Z U Ü B E R ST E H E N ?

Einige Student_innen scheinen einen vermeintlichen Ausweg gefunden zu haben: Statt nach den üblichen, mittlerweile gesellschaftlich akzeptierten

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land gibt es jedoch noch nicht. Nichtsdestotrotz ist die Annahme groß, in der Universität Potsdam schon mit jemandem in Kontakt gekommen zu sein, der bereits mit Ritalin zu tun hatte. Aber wie wirkt Ritalin eigentlich? In einem Artikel in der Zeit im Jahr 2013 äußert sich Robin, ein Jura-Student, zu seinen Erfahrungen: „Diese unglaubliche Fokussierung. Kein Abschweifen mehr, nur noch der Text und ich.“ Er vergleicht die Wirkung mit innerlicher Ruhe, Dämpfung jeglicher Geräusche und einer Verengung seines optischen Wahrnehmungskreises. Ein anderer Student schreibt: „Nach einer Weile merke ich, dass der Fernseher auf voller Lautstärke läuft – ich hatte ihn gar nicht gehört“. Er erklärt auch, dass andere Drogen einen Rausch bewirken, Ritalin hingegen sehr nüchtern macht.

IN DEUTSCHL AND GREIFT MITTLERWEILE JEDE FÜNFTE PERSON NACH LEIST U N G S ST E I G E R N D E N MITTELN. GENAUE Z A H L E N G I BT E S BISHER KEINE. Wachmachern wie diversen Kaffeesorten, Energydrinks und Mate-Getränken zu greifen, entscheiden sich immer mehr Student_innen für den Medizinschrank. In Amerika sollen bereits jede_r vierte Student_in und jede_r fünfte Professor_in Ritalin nehmen. In Deutschland greift mittlerweile jede fünfte Person nach leistungssteigernden Mitteln, gibt eine Studie der Uni Mainz wieder. Genaue Zahlen bezüglich des Ritalinkonsums in Deutsch-

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CAMPUSPOLITIK W E LC H E B E W E G G R Ü N D E ST EC K E N DA H I N T E R ?

Wurden vor einigen Dekaden noch Drogen konsumiert, um gegen das System zu rebellieren, dient heutzutage Ritalin dazu, der Gesellschaft und ihren Erwartungen gerecht zu werden. Inzwischen ist es „in“, an einen gut bezahlten Job zu kommen, um in den Urlaub fahren zu können. Es ist vielmehr von jedem Einzelnen gewollt – nein, gemusst. Die heutige Leistungsgesellschaft begleitet uns mit dem ständigen Gedanken, zu versagen. Also wollen wir erfolgreich sein – das beginnt spätestens in der Uni, vielleicht schon früher. Und das setzt sich auf dem Arbeitsmarkt fort. Aber welchen Anteil hat die BolognaReform? Man kann vermuten, dass durch die Regelstudienzeit und das Punktesystem der Druck auf Studierende wächst.

das BAföG sei ein starker Grund, danach zu greifen, meint er. Denn nach einer gewissen Zeit wird der staatliche Zuschuss gestrichen, falls nicht ausreichend Leistungspunkte erreicht werden. Also ist Bologna schuld? Genau wissen tut das keine_r. Zu den Pillen zu greifen setzt schließlich immer auch eine Bereitschaft des Individuums voraus. WA S M A C H T R I TA L I N LETZTENDLICH MIT UNS?

Mit Ritalin geht zwar eine enorme Leistungssteigerung einher, aber noch lange nicht jede_r verwandelt sich in einen „Lernzombie“. Es bleibt sowieso fraglich, ob man dadurch ein besserer Studierender wird, geschweige denn bessere Noten schreibt: Man ist lediglich produktiver, aber nicht schlauer. Ist es das wert, seine geistige Autonomie aufzugeben? „So möchte ich nicht lernen. Die Konzentration war auch nicht FRÜHER WURDEN D R O G E N G E N O M M E N , hoch genug“, sagt Dominik Z. Er nimmt es, um Spaß zu haben. U M Z U R E B E L L I E R E N . Die Meisten nehmen es zum LerHEUTE WERDEN SIE nen, davon ist er überzeugt. „Der Typ, von dem ich es hab‘, nimmt GENOMMEN, UM DEN es oft zum Lernen. Der Vater ist GESELLSCHAFTLIProfessor und nimmt es auch“, C H E N E R W A R T U N G E N fügt er hinzu. ERECHT ZU WERDEN. So nützlich Ritalin auch sein mag, Erfahrungsberichte legen womöglich eine schwerwiegende Dominik Z., Student des Wirtschaftsin- Folge nahe: Da sich durch das Mittel ein genieurwesens an einer Berliner Univer- Tunnelblick bildet und alles, was ablenkt, sität, der selbst schon nach Ritalin griff, ausgeblendet wird, leidet das Soziallesagt: „Leistungsdruck? Der hat nen ho- ben. Denn ein Treffen mit Freund_innen hen Korrelationsgrad. So schnell muss bringt den Abschluss der Hausarbeit nicht alles durch, der Bachelor muss fertig näher, sie scheinen „unproduktiv“ zu sein werden. Gerade mit diesem Druck, seine und werden als Ablenkung wahrgenomVorgaben erreichen zu müssen und nicht men, so Robin in dem Artikel. die eigenen Ziele.“ Auch die Angst um Natürlich muss dies nicht bei allen SPEAKUP NR.

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Konsument_innen der Fall sein. Dabei ist noch nicht viel über die Langzeitfolgen bekannt. Seit Jahren wird diskutiert, ob die langfristige Einnahme von Ritalin das Risiko für Herzleiden erhöht. Es gibt Hinweise dafür, dass der RitalinWirkstoff den Blutdruck bei 80 Prozent der Patienten steigert. Bei starkem und dauerhaftem Anstieg ergibt sich sogar das Risiko für eine spätere Arteriosklerose. Zugleich birgt die Bewusstseinsveränderung natürlich auch das Risiko, unter Einfluss der Droge wichtige Umwelteinflüsse nicht mehr ausreichend wahrnehmen zu können – nicht nur im Straßenverkehr kann das fatale Folgen haben. Vielleicht ist Ritalin sogar wissenschaftliches Doping. Dann würde sich auch eine Frage der Moral stellen: Ist es fair gegenüber meinen Kommilitonen? Verschaffe ich mir damit nicht einen Vorteil und lasse ich die anderen neben mir nicht schlechter dastehen? Oder dient das Doping einem höherem Zweck, vielleicht dem Fortschritt der Wissenschaft?

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Letztendlich muss jede_r selbst entscheiden, wie er mit Ritalin umgeht. Es als ausschließlich „gut“ oder „schlecht“ abzustempeln, wäre zu banal. Viel interessanter ist die Frage, wie stark wir uns vom Bildungssystem unter Druck setzen und wie stark es uns beeinflusst. Wir dürfen den wahren Sinn der Bildung nicht vergessen. Dominik Z. meint, sein Studienalltag habe sich für ihn nicht geändert, aber der Kommilitone, von dem er das Ritalin bekomme, nehme es regelmäßig. „Ja, er würde seinen Studentenalltag nicht mehr ohne auf die Reihe kriegen.“ Er lerne viel besser, seitdem er Ritalin nimmt. Wenn er es schließlich absetzen müsste, würde sich sehr viel für ihn verändern. Ohne Ritalin würde er sein Studium vielleicht nicht mehr bewerkstelligen können. Diese Tatsache sollte uns zum Nachdenken bringen. In was für einer Gesellschaft leben wir, dass wir glauben, unseren Alltag nur noch mit Aufputschmitteln bewältigen zu können?

OHNE DICH GEHT ES NICHT! DIE SPEAKUP ERSCHEINT FÜR DICH POLITISCH UNABHÄNGIG UND AUFGRUND EHRENAMTLICHER ARBEIT DEINER K O M M I L I TO N _ I N N E N . K O ST E N LO S . D A M I T E S U N S A U C H I N Z U K U N F T G I B T, BRAUCHEN WIR DEINE HILFE, DEINE KRITIK, D E I N LO B . S C H R E I B U N S !

R E D A K T I SO @ E A K U P. T O P EN AKU P S N RP . 18


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„D I E S C H Ö N ST E ZEIT UNSERES LEBENS“ ES GIBT VIELE DINGE, DIE WIR UNS VORGESTELLT HABEN, BEVOR WIR AN DIE UNIVERSITÄT GEGANGEN SIND: NATÜRLICH DEN ANGESTREBTEN AKADEMISCHEN ABSCHLUSS, DIE NEUGIERDE, DIE UNS ANGETRIEBEN HAT, UNS FÜR UNSERE STUDIENRICHTUNG ZU ENTSCHEIDEN. ES SOLLTE DIE „SCHÖNSTE ZEIT UNSERES LEBENS“ WERDEN. WAS IST AUS UNSEREN TRÄUMEN GEWORDEN? UND WIE KRIEGEN WIR SIE ZURÜCK?

VON SANDRA VON M A LOT T K I . Nicht nur die Anreise zur Universität, bei der man oft mit einem völlig unbekannten Menschen auf „Tuchfühlung“ geht, sondern auch der ewige Leistungsdruck, dessen Bekanntschaft man recht zeitnah macht, wirken der hoffnungsvollen Stimmung, die wir als frisch Immatrikulierte hatten, schnell entgegen. Viele von uns kennen sie, die schlaflosen Nächte, in denen die Panik erwacht und wir uns Gedanken machen, wie um Himmels Willen wir eigentlich die BaföG-Leistungen oder den Studienkredit zurückzahlen sollen. Allein schon die Vorstellung, die nötigen Leistungspunkte zu

erlangen und die damit verbundenen Leistungen zeitlich zu realisieren, führen oft zu ohnmachtartigen Gefühlen. Es sind zudem auch die individuellen Probleme, mit denen wir uns konfrontiert sehen. Ob es sich nun um den Balanceakt zwischen Studium, Familie, Job und Praktikum handelt, um die Angst, jegliche soziale Kompetenz einzubüßen, weil man vor lauter Büchern keine Freund_innen mehr trifft oder die Zeit der Prüfungsvorbereitung, die – von Prokrastination gequält – nicht angenehmer wird. All dies sind Punkte, die uns oft vergessen lassen, dass es sich doch eigentlich um „die schönste Zeit unseres Lebens“ handelt. A U C H M A L E N TS PA N N E N

Trotzdem – machen wir uns an dieser Stelle noch einmal klar: Wir sind Stu-

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dent_innen und wir streben einen der höchsten Bildungsabschlüsse an! Die Probleme, die sich für uns ergeben, werden wir auch in der zehnten schlaflosen Nacht nicht lösen. Wir werden den Traumjob nicht durch das Schüren unserer Ängste erlangen. Vielleicht reicht es schon, den Druck, den man auf sich selbst ausübt, zu reduzieren. Das Studium muss nicht im 2.,3. oder 4. Semester absolviert werden. Sicher ist der Leistungsdruck hoch, aber keine_r von uns ist hier, weil er alles schon ganz genau weiß, sondern um die Kompetenzen, die wir benötigen, erst noch zu erlernen. Sicher wird es so sein, dass nicht jede Prüfung oder Übung auf Anhieb richtig gelingt ist, doch mit jedem Fehler lernen wir hinzu. Z U R Ü C K A U F A N FA N G

Wir alle kennen diese Probleme und die immer wieder aus dem Dunklen kommende Angst, aber wir müssen die Augen wieder öffnen für die Hoffnungen und Vorstellungen, mit denen wir den Campus in den ersten Wochen betreten haben. Da sind

nicht nur die Mitarbeiter_innen in Mensa und Cafeteria, die freundlich lächeln, oder die Kommiliton_innen, die immer noch lachen, obwohl man ihnen im überfüllten Zug bereits zum dritten Mal auf den Fuß getreten ist. Es sind die Lehrenden, die sich auch mal in die Tür zum Veranstaltungsraum stellen und einen begrüßen, weil sie auch mal die Gesichter ihrer Studierenden sehen möchten. Es sind diejenigen Studenten_innen, die in uns in der Bibliothek sehen, erkennen, dass man sich nicht zurecht findet und einfach ihre Hilfe anbieten. Es sind die Mitarbeiter_innen der Universität, die einem die Orientierungslosigkeit ansehen und fragen, ob sie behilflich sein können. Es sind auch die Dozenten_innen, die selbst beim dritten Nachfragen nicht die Geduld verlieren, sondern nach einer neuen Formulierung suchen, um unser Verständnis zu fördern. Und sind wir nicht im Großen und Ganzen nicht doch ganz zufrieden mit unseren Noten in PULS? Na also, geht doch! Nur eben nicht alles auf einmal, sondern nach und nach. Dies alles sind sie, die Momente die wir uns bewusst machen müssen, um sie doch zu erleben – „die schönste Zit des Lebens“.

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„MAN KANN UNS VERTRAUEN“ WAS PASSIERT EIGENTLICH HINTER DEN KULISSEN UNSERER UNI? DIESES MAL SCHAUT DIE SPEAK UP IM PRÜFUNGSAMT VORBEI. IM GESPRÄCH: FRAU DR. BIEBER, LEITERIN DES DEZERANTS FÜR STUDIENANGELEGENHEITEN UND FRAU DR. RADCKE, REFERENTIN FÜR STUDENTISCHE RECHTSANGELEGENHEITEN.

INTERVIEW VON PHILIPP SCHWARTZ. S P E A K U P: Frau Bieber, Sie sind Leiterin des Dezernats für Studienangelegenheiten und leiten ebenfalls zusammen mit Frau Dr. Radcke das Prüfungsamt. Ich könnte mir vorstellen, dass es kein dankbarer Job ist: Beim Thema Prüfungsamt stöhnen viele Studierende, schütteln den Kopf und winken ab. Wie erklären Sie sich diesen schlechten Ruf? R A D C K E : Richtig erklären kann man das nicht. Positives Feedback wird immer seltener weitergegeben als negatives und über Probleme mehr gesprochen als über Lob. B I E B E R : Ja, das ist für uns nichts Neues. Man sollte das aber auch mal so sehen: Wir haben 20.000 Studierende. Ganz viele von ihnen, bis auf die Studis

der juristischen Fakultät, haben letztendlich Anliegen, die im Prüfungsamt von fünf Sachbearbeiter_innen bearbeitet werden. Dafür ist die Anzahl der Problemfälle, die an mich oder Frau Radcke heran getragen werden, sehr gering. S P E A K U P: Nach allem, was man hört, sind Fälle von Unflexibilität und langer Reaktionszeiten im Prüfungsamt weniger gering. B I E B E R : Obwohl zu bestimmten Zeiten einzelne Vorgänge vorrangig behandelt werden, werden Anliegen in der Regel nach Posteingang bearbeitet. Wenn dann Studierende kurzfristig etwas einreichen und einen wichtigen Termin im Kopf haben, kann deren Anliegen nicht einfach vorgezogen werden, weil dann andere benachteiligt werden. S P E A K U P: An der Uni Potsdam wird mit Leidenschaft kritisiert. Erfahren Sie denn gelegentlich auch Lob? B I E B E R : Wir haben auch schon gu-

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tes Feedback bekommen, was DAFÜR, DASS FÜNF nicht öffentlich bekannt wird. SACHBEARBEITER_ Man bedankt sich auch mal bei I N N E N 2 0 . 0 0 0 ST U D I S der Übergabe des Zeugnisses. BETREUEN, GEBE ES Die Arbeit im Prüfungsamt wird also auch wertgeschätzt. R E L AT I V W E N I G S P E A K U P: Wie ist es von IhP R O B L E M FÄ L L E . rer Seite? Was schätzen Sie an der Uni Potsdam und warum macht Ihnen die Arbeit Spaß – trotz der wo viele Fragen diskutiert werden und Fülle an Aufgaben und Verantwortung? wirken auch in der LSK mit, obwohl wir B I E B E R : Das Dezernat ist ja ein selber nicht Mitglied nicht. Ich schätze Verwaltungsbereich. Durch den direkten zudem die offene Dialogkultur. Weg von der Beratung zu VerwaltungsS P E A K U P: Die Dialogkultur zwischen vorgängen werden viele Probleme der Studierenden auf kurzem Wege geklärt. Universitätsverwaltung und StudierendenEs gibt auch kurze Wege zwischen der schaft scheint nicht immer so offen zu sein. R A D C K E : Wir haben ein großes InteVerwaltung und den Lehrverantwortlichen. Wir beteiligen uns z.B. in Gremi- resse an der Verbesserung der Kommunien wie der Runde der Studiendekane, kation. Wir versuchen sehr viele Wege der

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Kommunikation zu den Studierenden. Umgekehrt würde ich mir das manchmal auch wünschen. B I E B E R : Wir haben uns das Ziel gesetzt, dass Verwaltungsprozesse für alle Seiten transparent gestaltet werden, sodass also Entscheidungen nicht willkürlich wirken, sondern auch nachvollziehbar sind.

Studierender mit der Einschreibungsliste wegrennt. Die Belegung von Lehrveranstaltungen online innerhalb einer Belegungsfrist empfinde ich als klaren Vorteil. Auch Funktionen wie das Ausdrucken von Studienbescheinigungen und Leistungsübersichten stehen jederzeit an jedem Ort zur Verfügung.

S P E A K U P: Bei der Planung ihres StuS P E A K U P: Was wünschen Sie sich zudiums müssen Studierende auch die unzäh- künftig von den Studierenden? ligen Studienordnungen ihres Studiengangs B I E B E R : Eine langfristige Planung berücksichtigen. Nicht nur sie, sondern der Studierenden und dass sie sich selber auch Dozierende und Professor_innen ha- über Prozesse informieren und nachfragen. ben längst den Überblick verloren. Warum Wenn sie Prozesse haben, wo sie sagen: gibt es so viele Studienordnungen? „Ich weiß gar nicht, was da überhaupt pasR A D C K E : Das beruht auf mehreren siert“, dann können Sie uns das gern mitUmständen. Der Beginn der Umstellung, teilen, sodass wir Anregungen bekommen, das war die Übungsphase. Man hat dann welche Prozesse noch dargestellt werden erst gesehen, was eine Studienordnung können. Das nehmen wir gerne auf. erfüllen muss, um rechtlich verbindlich R A D C K E : Viele Sachen, die unmitzu regeln, wie das Studium abzulaufen telbar das Prüfungsamt betreffen, werden hat. Da waren die ersten Ordnungen nicht direkt an uns geleitet, sondern oftnicht aussagekräftig genug. Bei den Lehr- mals über die oder den Dozent_in oder amtsstudierenden erließ das Land zusätz- die Fakultät oder den AStA. Es verlanglich neue Regelungen, was zu erneuten samt den Prozess. Manchmal geht daAnpassungsbedarf führte. Auch die Kultusministerkonferenz„VIELE FRAGEN L ASVorgaben stellen einen sehr enSEN SICH SCHNELLER gen Rahmen auf, welcher die Fächer in ein Korsett presst. Es U N D E I N FA C H E R fehlt dadurch die Flexibilität. BEANTWORTEN, WENN

MAN MIT UNS DIREKT K O N T A K T T R I T T. “

Viele Prozesse IN werden fast ausschließlich mit EDV-Unterstützung mit PULS realisiert. Das Misstrauen war damals sehr groß. Wie fällt Ihre bisherige Bilanz mit PULS aus? B I E B E R : Es stellt uns vor neue Herausforderungen, aber es hilft nicht bloß uns in der Prüfungsverwaltung. Es ist auch für die Studierenden von wesentlicher Bedeutung. Ich möchte die Situation nicht nochmal erleben, dass ein S P E A K U P:

durch ein wenig Vertrauen kaputt. Gerade Vertrauen ist sehr wichtig. Man kann uns vertrauen. Viele Fragen lassen sich manchmal schneller und einfacher beantworten, wenn man mit uns direkt in Kontakt tritt. S P E A K U P: Vielen Dank für das Gespräch!


IMPRESSUM S P E A K U P ist die Unabhängige Studierendenzeitschrift an der Universität Potsdam. Sie erscheint als Heft quartalsweise und im Internet unregelmäßig. Kostenlos.

Herausgegeben von der Redaktion der S P E A K U P : Maria Dietel, Stefanie Janck, Fabian Lamster, Vinzenz Lange, Sandra von Malottki, Alicia Mettig, Jessica Moews, Marius Nellinger, Katja Rink, Angelina Schüler, Philipp Schwartz, Lisa Spöri, Kathleen Weber, Nathalie Wiechers, Christoph Freytag, Denis Newiak. Satz: Christoph Freytag, Denis Newiak. Layout: Denis Newiak. Verantwortlich für dieses Ausgabe ist die Chefredaktion: Denis Newiak (C.v.D.), Christoph Freytag (V.i.S.d.P.). Bilder: Seite 1: Schwabacher – fotolia. com, Seite 5: Lindner/SPSG, Seite 12: B. W. Schneider – fotolia.com, Seite 16: Kathleen Weber, Seite 23: ipag – fotolia.com, Seite 27: evgenyatamanenko – fotolia.com, Seiten 32, 34 und 35: privat, Seite 37: RTimages – fotolia.com, Seite 41: Lisa Spöri. Studieredenzeitschrift Postfach 800150, 14427 Potsdam. redaktion@speakup.to. Kontakt:

SPEAKUP,

Auflage: 4.000 Exemplare (1. Auflage) Druck: diedruckerei.de. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 3. Juli 2014 Die nächste S P E A K U P erscheint voraussichtlich am 13. Oktober 2014. Die S P E A K U P wurde freundlicherweise unterstützt von der AG Studiumplus der Universität Potsdam und dem Studentenwerk Potsdam. Vielen Dank!


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WILLKOMMEN IN DEUTSCHL AND? JEDER 10. STUDIERENDE DER UNIVERSITÄT POTSDAM KOMMT NICHT AUS DEUTSCHLAND. BEI DER ENTDECKUNG EINER FREMDEN KULTUR STÖSST MAN AUF VIELERLEI KURIOSITÄTEN. DREI INTERNATIONALE STUDIERENDE BERICHTEN VON IHREN ERLEBNISSEN MIT DEUTSCHEN EIGENHEITEN.

VON JESSICA MOEWS. Seine erste Vorlesung in Potsdam ist vorüber. Eilig strömen die Studierenden aus dem Saal. Shoqi verharrt noch einige Augenblicke auf seinem Platz und beobachtet, wie der Mathematikprofessor, ein älterer Herr, seine Aufzeichnungen von der Tafel wischt. Scham überkommt ihn. Das ist nicht richtig! Schließlich fasst er sich ein Herz, geht zum Professor, nimmt ihm den Schwamm aus der Hand und beendet für ihn das Säubern der Tafel. Vieles ist anders, wenn man in ein anderes Land geht, um dort zu studieren, Erfahrungen zu sammeln, zu leben. Als selbstverständlich wahrgenommene Formen des Respekts haben keine Bedeutung mehr, dafür gibt es andere, die noch im Unbekannten liegen. Fortwäh-

rend stößt man auf Neues und Unerwartetes – auch weil manches gar nicht zu den Erwartungen passen will, die man sich im Vorhinein ausgemalt hat. Als Shoqi im Jahr 2007 auf dem Weg von seiner Heimatstadt Taiz im Jemen nach Berlin war, war sein Kopf voller Vorstellungen über Deutschland und die großen, blondhaarigen Deutschen. Positives – von der Heimatstätte des Statussymbols Mercedes bis zur beliebten Fußballnationalmannschaft, die „Deutsche Maschine“ genannt – mengte sich mit Warnungen aus der Familie, auf sich aufzupassen und abends nicht umherzulaufen, damit ihn die Nazis nicht erwischten. Auch von Berlin hatte Shoqi eine Vorstellung, schließlich kannte er einige westliche Serien, darunter auch die in New York gedrehte Serie „Friends“. Somit blickte er voll freudiger Erwartung aus dem Flugzeugfenster, als eine Durchsage die bevorstehende Landung in Berlin-Schönefeld verkündete. Statt einer leuchtenden Stadtsilhouette erblickte er jedoch nur weite Felder.

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C A M P U S K U LT U R E R F Ü H LT S I C H A LS A U S L ÄNDER

Nach sieben Jahren in Deutschland überrascht Shoqi wenig. Er hat viele deutsche Gepflogenheiten übernommen, um sich anzupassen. So hetzt er zu Verabredungen, um der hiesigen Pünktlichkeit gerecht zu werden und meckert sogar mit, wenn der Zug einmal mit fünf Minuten Verspätung erscheint. Richtig angekommen ist er trotzdem immer noch nicht. Seit seinem ersten Tag in Deutschland fühlt er sich nicht als internationaler Studierender, sondern als Ausländer. Auch Tanya kennt dieses Gefühl. Sie sitzt in einer Bar und unterhält sich angeregt. Sie gehört zu dem Typ Mensch, den man auf Anhieb sympathisch findet: lebhaft, nicht auf den Mund gefallen, immer ein Lächeln im Gesicht. Ihr Gegenüber bestellt sich noch ein Bier. Deutsche trin-

ken Bier wie Saft, denkt Tanya, sie werden nie betrunken. Irgendwann kommt das Gespräch auf ihre Herkunft zu sprechen. „Ich komme aus Russland“, sagt sie und sieht wie sich ihr Gegenüber innerlich zurückzieht. „Ah, okay…“, tönt dann die Antwort, die sie schon sehr häufig gehört hat. Tanya sieht den Grund für dieses Verhalten in dem Unwissen vieler über Russland. Die wenigsten seien schon einmal in dem riesigen Land gewesen. Die Köpfe seien gefüllt mit negativen Informationen aus den Nachrichten oder den russischen Bösewichten aus den Actionfilmen. I N P OTS DA M V E R G I S ST S I E DA S W I R K L I C H E L E B E N

Trotz dieses Problems fühlt sich Tanya in Potsdam, der Stadt mit der sauberen Luft und den vielen Parks, sehr wohl.

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SHOQI

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Wenn sie in Potsdam ist, vergesse sie das wirkliche Leben. Alles sei so langsam und gemütlich. Ab und an fahre sie nach Berlin, um zu sehen, dass das Leben weitergeht – und um etwas Privatsphäre zu genießen. Potsdam sei schließlich so klein, ständig treffe man jemanden, was manchmal nervig sein könne. An den Deutschen bewundert Tanya besonders deren Diszipliniertheit. Ihr zufolge würden Deutsche erst schlafen gehen, wenn sie all ihre Aufgaben für den folgenden Tag erfüllt haben. Sie seien wie kleine Ameisen. Sie würden viel arbeiten und auch beständig an Arbeit denken. Selbst wenn sie im Urlaub sind, würden sie diesen nicht völlig genießen können. Diese Arbeitsmoral ist laut Tanya das Geheimnis des Erfolgs der Deutschen.

2010 kam Tanya zum ersten Mal zum Studieren nach Potsdam. Besonders freute sie sich auf ihre Unterkunft im Studierendenwohnheim, denn das Leben dort kannte sie ja aus amerikanischen Filmen: eine endlose Party. Die Realität war jedoch eher mit einem Klosterdasein vergleichbar. Nur von Mädchen umgeben, wohnte sie in Golm in einem alten Haus, das heute nicht mehr steht. In diesem Haus war es still, denn die Mädchen sprachen nicht miteinander. Tanya ließ sich jedoch nicht beirren und hörte nicht auf zu plappern. Mit der Zeit tauten die Mädchen auf und sie wurden gute Freundinnen. Tanya erklärt vier Jahre später, dass Deutsche meist sehr verschlossen seien, es sich aber lohne, ihr Vertrauen zu erkämpfen. Denn dann gewinne man eine tiefe Freundschaft, die lange Bestand habe. Trotzdem erschwert diese Verschlossenheit den internationalen Studierenden im unbekannten Land Fuß zu fassen und mit Deutschen in Kontakt zu kommen. Wer nicht den ersten Schritt macht, wird selten beachtet. Diese Erfahrung hat auch Giorgia gemacht. VIELE SITZEN ALLEIN UND GRÜSSEN SICH NICHT

Wieder sitzt Giorgia einzeln im Seminarraum. Sie denkt bedrückt daran, wie sie mit ihren Freunden in Turin eine

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deutsche Erasmusstudentin anEGAL, WAS MAN gesprochen hatte. Ob sie Hilfe TRÄGT ODER brauche, ob sie alles verstehe. In Potsdam hat sie das noch W O R A N M A N G L A U BT: niemand gefragt. Allgemein ist SOLANGE MAN es für sie ungewohnt, dass die N I E M A N D E N S T Ö R T, Studierenden im Kurs oft allein KÖNNE MAN LEBEN, sitzen und sich nicht grüßen. In Italien gehört es zum guten Ton WIE MAN MÖCHTE. zu erzählen, Fragen zu stellen und einzuladen. Das deutsche Verhalten wirkt auf sie wie DesTanya in Potsdam bereits ihr zweites Zuinteresse, aber diese Jeder-macht-Seins- hause gefunden. Shoqi will wiederum in Mentalität habe auch eine gute Seite. ein paar Jahren in seine Heimat zurückDenn Giorgia mag an Potsdam beson- kehren. Willkommen in Deutschland? ders, dass die Menschen viel weniger ver- Auf diese Fragen gibt es viele Antworten. urteilen würden als in ihrem Heimatland. Sie hängen von verschiedensten Faktoren Es sei egal, welche Kleidung man trage, ab und werden deshalb beständig von jewelcher Religion man angehöre, solange dem neu gegeben. man niemanden stört, könne man leben, wie man möchte. Giorgia kam unter anderem wegen der schwierigen Situation in Italien nach Deutschland. Fehlende Mittel für die Wissenschaft und schlechte Zukunftsaussichten veranlassen dort besonders gebildete Menschen reihenweise ins Ausland zu gehen. Die Ausstattung und die hohe Zahl der Doktorant_innen haben Giorgia überzeugt, dass die Situation in Deutschland eine völlig andere ist. Ihr Jahr in Potsdam ist auch ein Testlauf, ob sie für eine längere Zeit im Ausland leben könnte. Während Giorgia noch überlegt, wo sie ihre Zukunft verbringen möchte, hat

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GIORGIA

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UNSER UNIVERSUM: DAS U N B E Z A H LT E PRAKTIKUM FÜR VIELE VON UNS IST DAS PRAKTIKUM PFLICHT. ANDERE ABSOLVIEREN ES FREIWILLIG, WEIL SIE ARBEITSERFAHRUNG SAMMELN ODER IHREN LEBENSLAUF ERWEITERN WOLLEN. ABER AUS WELCHEN GRÜNDEN WIR ES AUCH MACHEN UND EGAL, WAS WIR UNS DAVON VERSPRECHEN ‐ WIR HABEN EINE FAIRE BEZAHLUNG VERDIENT. EIN PLÄDOYER FÜR EINEN MINDESTLOHN FÜR ALLE PRAKTIKANT_INNEN.

KOLUMNE VON K A TJ A R I N K . Heute hatte ich meinen letzten Arbeitstag als Praktikantin. Vier Monate habe ich zu politischen Themen recherchiert, Veranstaltungen organisiert oder dort ausgeholfen, wo Not an der Frau war. Auch die tägliche Presseschau gehörte in meinen Aufgabenbereich. Hier ist mir in letzter Zeit eine Thematik besonders ins Auge gestochen – die Debatte

um den Mindestlohn. Erst vor wenigen Tagen wurde er im Bundestag beschlossen, ab 2015 tritt er in Kraft. Und er soll nach einer Übergangszeit von zwei Jahren für alle gelten. Fast alle: Es könnte sein, dass einige Praktikant_innen darauf verzichten müssen. Der aktuelle Konsens besagt, dass freiwillige Praktika, die länger als sechs Wochen betragen, auf der Basis des Mindestlohns vergütet werden sollen. Für Praktika während der Ausbildung, die als Pflichtpraktika vorgeschrieben sind, gilt diese Regelung nicht. Ebenso wenig für Kurzzeitpraktika, die höchstens sechs Wochen dauern. Hier können Arbeitge-

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ber_innen bei der Strategie bleiWER 400 EURO FÜR ben, die viele von ihnen auch 16 0 ST U N D E N A R B E I T heute schon verfolgen: MögB E K O M M T, D A R F S I C H lichst wenig Geld für möglichst viel Arbeitskraft ausgeben. SOGAR „GLÜCKLICH“ Ich kann mich zu einer der S C H ÄT Z E N . „Glücklichen“ zählen, die für ihr Praktikum eine Aufwandsnanzspritzen der Eltern für die Deckelung entschädigung von 400 Euro monatlich erhalten hat. Betitelt wird das der Lebenshaltungskosten ausreichen solals „fair“. Aus gutem Grund, denn in len. Die Lücken dieser Argumentation den Sozialwissenschaften ist dieses Ent- würden sich zeigen, wenn man mit den gelt keineswegs selbstverständlich. Viele betroffenen Studierenden spräche. Denn Organisationen, Parteien, Unternehmen viele von uns sind auf einen Nebenjob oder Ministerien halten 300 Euro für mit ausreichender Bezahlung angewiesen, angemessen. Und andere – wie beispiels- da der Förderungssatz zu niedrig ausfällt weise das Auswärtige Amt – bezahlen oder aber da die Familie nicht willens ist, Praktikant_innen gar nicht. Das ist kein 600 Euro im Monat an ihren Sprössling zu überweisen – oder sie es sich schlicht schlechter Witz, es ist unsere Realität. Das Argument, um Praktikant_innen nicht leisten kann. Wer es schafft, neben im Studium einen angemessenen Lohn einem unbezahlten Vollzeitpraktikum vorzuenthalten ist, dass BAföG und Fi- und diverser universitärer Pflichten noch

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einen Zweitjob zu meistern, vor dem oder der ziehe ich meinen Hut. Zum anderen ist es von Arbeitgeber_ innen-Seite schlicht falsch, zu behaupten, Praktikant_innen würden ihnen keinen Mehrwert bringen. Das Klischee, dass der oder die Praktikant_in nichts leistet,

keit wäre, Praktika generell auf höchstens sechs Wochen zu begrenzen. Allerdings hätte damit niemand etwas gewonnen. Praktikant_innen nicht, weil dieser Zeitraum zu kurz ist, um wirklich etwas lernen zu können, und Arbeitgeber _innen nicht, weil sie damit den Einsatzbereich und Verantwortungsspielraum für Praktikant_innen immens einPRAKTIKANT_INNEN K O C H E N K E I N E N K A F - schränken. Es existiert allerdings auch ein F E E . V I E L E L E I ST E N Weg heraus aus diesem Dilemma: VERANTWORTUNGSEin eigenes Mindestlohnniveau für freiwillige als auch PflichtVOLLE UND UNVERpraktika. Der BAföG-Höchstsatz Z I C H T B A R E A R B E I T. liegt momentan bei 597 bezieOHNE BEZAHLUNG. hungsweise 670 Euro, wenn man die Kranken- und Pflegeversicherung einberechnet. Diesen außer Kaffee zu kochen, ist überholt. Grundbetrag erachtet man allgemein als Manchmal frage ich mich sogar, ob dieses ausreichend und fair, damit Studierende Bild mit Absicht so lange aufrechterhal- ihren Lebensunterhalt bestreiten können. ten wurde – frei nach dem Motto: Wer Auf ein Lohnniveau pro Stunde herunkeine anspruchsvollen Aufgaben im Un- tergebrochen, wären das bei einer Vollternehmen erledigt, der wird auch nicht zeitstelle gerade einmal vier Euro. Das ist bezahlt. Viele leisten in ihrem Praktikum nicht einmal die Hälfte des Mindestlohns. jedoch verantwortungsvolle und unver- Es ist jedoch bedeutend mehr als der Stunzichtbare Arbeit. Und obwohl es eigent- denlohn von etwa 1,80 Euro, den viele lich primär darum gehen sollte, den oder Praktikant_innen momentan umgerechnet die Praktikant_in an der Hand zu nehmen bei einer Aufwandsentschädigung von 300 und ihm oder ihr einen Einblick in den Euro im Monat erhalten. Und es ist eben Berufsalltag zu gewähren, so sind einige auch bedeutend mehr als nichts. doch nur Ersatz für eine VollzeitarbeitsWir wollen weiterhin Praktika machen kraft. Zum Preis von zwei Wochen Einar- können. Es ist für uns eine Möglichkeit beitungszeit und sonst nichts. Erfahrungen zu sammeln, BerufsfelUm diesem Plädoyer Rückhalt zu ver- der auszutesten – und es soll auch eine leihen, möchte ich die Kehrseite natürlich Möglichkeit sein, unsere Ausgaben zu nicht außer Acht lassen. Bei einem Min- decken. Wir wollen, dass Arbeitgeber_indestlohn von 8,50 Euro pro Stunde würde nen durch den Nulltarif niemanden mehr das Gehalt bei einer Vollzeitpraktikums- ausschließen, der sich ein Praktikum stelle etwa 1.400 Euro brutto betragen. ohne Einkommen nicht leisten kann. Bis Das ist eine horrende Summe. Kleinere der Mindestlohn in Kraft tritt, wird noch Arbeitgeber prognostizieren schon jetzt, einige Zeit vergehen. Ich hoffe, dass die dass sie viele freiwillige Praktikumsstellen Stimmen der „Generation Praktikum“ in streichen müssten. Eine weitere Möglich- der Zwischenzeit Gehör finden. SPEAKUP NR.

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DER SINN DES UNSINNS DIE ALLTÄGLICHE PORTION SCHLAGSAHNE AUF DER GRAUEN VISAGE DER WELT: WIE WIR UNS DEN TAG VERSÜSSEN, OHNE DASS DER NÄCHSTE HEMDKNOPF SPRINGT, UND WARUM WIR DAZU AUSGERECHNET DEN UNSINN BRAUCHEN.

VON LISA SPÖRI. Es ist schon eine harte Nummer, die ganze Sache mit dem Studieren. Da hat man gerade erst begonnen und schon entdeckt man die ersten irreparablen Sorgenfalten auf der Stirn. Man gewöhnt sich an, vor dem Aufstehen den Kopf in das Kissen zu drücken in der Hoffnung, dass man sie irgendwie noch einmal ausbügeln könnte, aber nein, leider vergebens. Pflicht und Alltag haben ihre Spuren hinterlassen. Also verflucht man das Banale im Großen und Ganzen, die Art und Weise, wie man sich als kleines Rädchen im Uhrwerk mitdreht und eigentlich gar nicht weiß, ob alldem tatsächlich ein tieferer Sinn zugrunde liegt, außer dem des Funktionierens in der Gesellschaft. Dabei wird einem genau das durch all die Zwänge und Pflichten tagtäglich suggeriert. Man muss funktionieren – und zwar äußerst effizient, weil alles, jede

Handlung und jeder Entschluss, scheinbar einen Sinn hat und man überhaupt nur dann glücklich werden kann, wenn man sich dem unterwirft. Ich meine, wer dreht denn da nicht hin und wieder mal durch? DER VERMEINTLICHE SINN I ST D E R D I KTATO R

Ich lasse mich von der S-Bahn von Berlin nach Potsdam katapultieren. Draußen rast die Wirklichkeit an mir vorbei, mit all ihren Facetten. Die Stadt jagt ihre Menschen über den pulsierenden, grauen Asphalt und üppig belaubte Bäume blicken von oben auf all das hinab, lassen ihre Äste mit den saftigen Blättern vom Wind umher wehen, was aussieht wie Haareföhnen, und schütteln ihre riesigen Köpfe über das sich stetig wiederholende Spektakel. In der S-Bahn versammeln sich zahlreiche ähnlich todesmutige Insassen, die es nicht erwarten können, um 8 Uhr morgens in die Universität, stickige Klassenzimmer oder kleine rechteckige Büros zu stürmen. Sie alle stehen oder

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sitzen auf diese merkwürdig steife Art und Weise, fast so, als seien ihre Köpfe zu schwer für ihre Schultern und als drohten sie, bei jeder falschen Bewegung von ihren Rümpfen zu fallen. Vielleicht fühlt sich deshalb jedes ruckartige Anfahren und Bremsen wie eine Provokation an. Deshalb all die angespannten Gesichter, diese Reglosigkeit? Das Banale mit dem Absurden erklären wollen… Nein, vielmehr entsteht das Absurde doch durch die Banalität. Was hält sie eigentlich davon ab, zu rollen? Wäre es wirklich so

DAS ABSURDE E N TST E H T D U R C H D I E B A N A L I TÄT. schlimm, wenn man den Kopf verlöre? Lauter Menschen ohne Kopf in der SBahn. Sicherlich würde es nichts ändern. Ein großer Mann hat einmal behauptet, das Absurde sei die hoffnungslose Kluft zwischen der Frage des Menschen und dem Schweigen der Welt. Die Welt gibt uns also keine Antworten, es gibt kei-

nen Sinn, wenn wir den Worten französischer Philosoph_innen trauen dürfen. D E R P U N KT I ST, DA S S E S EIGENTLICH KEINEN SINN G I BT

Aber an dieser Stelle muss ich auf die Schlagsahne zu sprechen kommen, denn es gibt noch etwas anderes, dessen Ursprung die Banalität ist, etwas, das man oft vergisst, obwohl es überall geschrieben steht. Etwas, das uns die Welt verschönert, den sinnlosen Alltag versüßt. Die Rede ist von einem tiefen Seufzer, den die Erde manchmal zulässt, der einem die Nackenhaare in die Senkrechte stellt oder einen liebevoll unter dem Kinn kitzelt. Er ist in so vielem versteckt, eben überall dort, wo auch die Banalität zu finden ist. Dieser Seufzer, das sind Bäume, die ihre prächtigen Köpfe schütteln und ihr Haar vom Wind föhnen lassen, das sind kopflose Menschen in der S-Bahn und Worte von längst verstorbenen Philosoph_innen, die an jeder Hauswand geschrieben stehen, als

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warteten sie darauf, sich dem Nächstbesten schonungslos um den Hals zu werfen. Dieser Seufzer, das ist der Platz, in dem die Lyrik zur Welt kommt, besagte Kluft, die das Fehlen eines Sinns nicht beklagt, sondern ihn herausfordert und eben genau das ist der Unsinn, die Lyrik. Ich meine, dass Lyrik deshalb Unsinn ist, weil sie keinen weiteren Sinn verfolgt, als den, sinnstiftend zu sein. Sie hat nicht zum Ziel, uns drei läppische Leistungspunkte für eine Leistung zu geben und unseren Arbeitsaufwand zu honorieren. Ich meine, dass es zu viel vermeintlichen Sinn auf dieser Welt gibt, für den wir uns auf Biegen und Brechen opfern – und deshalb brauchen wir den Unsinn, der – paradoxerweise genau weil er scheinbar keinen Sinn enthält – so viel Sinn gibt.

ZU VIEL VERMEINTLICHER S I N N I N D E R W E LT

Was uns nämlich tatsächlich glücklich macht, ist nicht, dass wir am Ende der Karriereleiter hinabsehen und feststellen, dass das Funktionieren und Effizient-sein kein Ende nimmt, sondern es ist die Erkenntnis, dass jenseits des Sich-Drehens im Uhrwerk der Gesellschaft etwas existiert, das das eigentliche Wesen und die Leidenschaft des Menschseins ausmacht und unser Leben tatsächlich lebenswert. Wir können uns die graue Routine des Alltags versüßen, indem wir ab und zu eben ein wenig Unsinn, ein wenig Lyrik, zulassen… weil Unsinn auch die beiläufig entdeckten Lachfalten zwischen all den Sorgenfalten sind.

D U G E H S T A U C H M I T LY R I S C H E M B L I C K D U R C H D I E W E LT ? D U S C H R E I B ST ? D U W I L LST V E R Ö F F E N T L I C H E N ? D U W I L LST G E D R U C KT W E R D E N ? S C H I C K U N S D E I N G E D I C H T, D E I N E K U R Z G E S C H I C H T E , E S S A Y, R O M A N A U S Z U G A N : R E D A K T I O N @ S P E A K U P. T O

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EIN SCHÖNER SOMMER KÜHL UND VERHALTEN HAT UNS DER SOMMER IM JUNI BEGRÜSST, WER DACHTE DA SCHON AN BADEN GEHEN. NUN GIBT DIE SCHÖNSTE JAHRESZEIT IM JULI NOCHMAL SO RICHTIG GAS , MIT WARMEN TAGEN UND VIEL SONNE. ÄHNLICH BEI DEN VERANSTALTUNGEN – ES IST VERDAMMT VIEL LOS IN POTSDAM, ES WIRD ALSO DOCH NOCH EIN RICHTIG SCHÖNER SOMMER! MONTAG, 14.07. 20.00 UHR

FREITAG, 18.07. 14.00 UHR

MontagsKultur: Tarantatec & Zappa Band, Studentisches Kulturzentrum

Gartentreffen, freiLand

DIENSTAG, 15.07. 19:30 UHR Eine Preußin ein Wort, ein Sachse ein Wörterbuch, Kabarett Obelisk

21.00 UHR Tango Tanzabend mit Duo Sentimento, Waschhaus

23.30 UHR Rubys Tuesday Club, Waschhaus

MITTWOCH, 16.07. 19.00 UHR Tischtennis für alle, Café 11-line

20.00 UHR Havel Slam Der Poetry Slam, Waschhaus

DONNERSTAG, 17.07. 21.45 UHR Fack ju Göhte, Sommer-Kino, Waschhaus

Swing Tee, fabrik

MONTAG, 21.07. 20.00 UHR

21.00 UHR Texte im Untergrund, Nil Club John Apart, Live-Konzert, Theaterschiff

MontagsKultur: Focusedx Minds & The River Card, studentisches kulturzentrum

DIENSTAG, 22.07. 19.30 UHR

SAMSTAG, 19.07. 10.00 UHR Luisenfest, Luisenplatz Potsdam

Neue MännInnen braucht das Land, Kabarett Obelisk

12.00 UHR

21.45 UHR

Mitmach-Koi-Fütterung, Biosphäre

The Broken Circle, Sommerkino, Waschhaus

21.00 UHR

23.30 UHR

3 Sommer Spezial, Open Air Beach Party, Waschhaus

Rubys Tuesday Club, Waschhaus

23.00 UHR The Crazy Hearts – Beat Boat, Theaterschiff

SONNTAG, 20.07. 11.00 UHR

MITTWOCH, 23.07. 19.00 UHR Gay Night, Naked as we came, Thalia Kino Tischtennis für alle, Café 11-line

Extralangefrühstücken mit Livemusik, Café 11-line

DONNERSTAG, 24.07. 19.30 UHR

18.00 UHR

Neue MännInnen braucht das Land, Kabarett Obelisk

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20.00 UHR

Neue MännInnen braucht das Land, Kabarett Obelisk

FREITAG,25.07. 14.00 UHR

Crazy Heart, Sommerkino, Waschhaus

Gartentreffen, freiLand

20.00 UHR Sound(g)arten, fabrik Garten

SAMSTAG,26.07. 14.00 UHR 10. Potsdamer Erlebnisnacht, Innenstadt

23.00 UHR Tanz in der Fabrik, fabrik

SONNTAG,27.07 11.00 UHR Brandenburger Naturfest, Freundschaftsinsel

13.00 UHR Flohmarkt, freiLand

15.00 UHR

DIENSTAG, 29.07 19.30 UHR

Flamenco Aficion, Flameco-TanzShow – eine Nacht voller Tanz, Lebensfreude und Rhythmus, Waschhaus

Elflein-Strassenfest, Studentisches Kulturzentrum

17.45 UHR 13. Feuerwerkersinfonie, Volkspark Potsdam

21.45 UHR

18.00 UHR Asiatisches Kulturfest Feuer & Wasser, Freundschaftsinsel

MITTWOCH, 30.07 19.00 UHR Cloudburst, L-Night, Thalia Kino Tischtennis für Alle, Café 11-line

FREITAG, 01.08. 17.45 UHR

DIENSTAG, 05.08. 19.30 UHR Kann denn Schwachsinn Sünde sein, Kabarett Obelisk

20.30 UHR Sebastian Block, Konzert, Waschhaus

13. Feuerwerkersinfonie, Volkspark Potsdam

23.00 UHR

19.30 UHR Kann denn Schwachsinn Sünde sein, Kabarett Obelisk

21.30 UHR

Rubys Tuesday Club, Waschhaus

FREITAG, 08.08. 20.00 UHR

Blue Jasmine, Sommerkino, Waschhaus

Sound(g)arten, fabrik Garten

SAMSTAG, 2.08.

SAMSTAG, 09.08.

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12.30 UHR 18. DLRG-Inselschwimmen, Freundschaftsinsel

19.00 UHR Rubys Festival No 5, Waschhaus

19.30 UHR Kann denn Schwachsinn Sünde sein, Kabarett Obelisk

23.30 UHR Tanznacht im Kahn, Theaterschiff

SONNTAG, 11.08. 11.00 UHR Exotische Tier- und Pflanzenwelt, Biosphäre

DONNERSTAG, 28.08. 20.30 UHR Live in der Bar, Konzert, Theaterschiff

SAMSTAG, 30.08. 20.00 UHR

Knocking on angels door – wenn Männergebete erhört werden, Theaterschiff

1. Sinfoniekonzert, Nikolaisaal

SAMSTAG, 06.09. 13.00 UHR

Zorn (Premiere), Hans Otto Theater

Großes Theaterfest zur Spielzeiteröffnung, Hans Otto Theater

19.30 UHR

FREITAG, 19.09. 19.30 UHR

SAMSTAG, 21.09. 18.00 UHR

Ladies Night, Hans Otto Theater

Fahrenheit 451, Hans Otto Theater

MONTAG, 08.09. 19.00 UHR

Rolf Zacher und das Filmorchester Babeslberg, Nikolaisaal

Freiheit und Anerkennung für Edward Snowden, Hans Otto Theater, Glasfoyer

SAMSTAG, 13.09. 20.00 UHR Theaterstars an Bord, Theaterschiff

SONNTAG, 14.09. 19.30 UHR

20.00 UHR

BITTE BEACHTEN! Die S P E A K U P kann keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der hier aufgeführten Terminhinweise übernehmen. Haftungsansprüche jeglicher Art können nicht geltend gemacht werden.

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Georg-Hermann-Allee 99 biosphaere-potsdam.de

Schiffbauergasse 9b theaterschiff-potsdam.de

BOTANISCHER GARTEN

KABARETT OBELISK

Maulbeerallee 2 uni-potsdam.de/botanischergarten

Charlottenstraße 31 kabarett-potsdam.de

BÜRGERHAUS AM SCHLAATZ

KULTURHAUS BABELSBERG

Schilfhof 28 buergerhaus-schlaatz.de

Karl-Liebknecht-Straße 135 kulturhausbabelsberg.de

FABRIK

MUSEUM FLUXUS+

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