speakUP Ausgabe 14

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spe a k UP U n a b h ä n g i g e St u d i e r e n d e n z e i ts c h r i f t a n d e r U n i v e r s i tät P ot s d a m

Aus g a b e N r . 14 , F ü n f t e r J a h r g a n g . K o s t e n l o s .

V o m S e m i n a r i n s R ot l i c h t

Ü b e r d i e P r o st i t u t i o n u n t e r St u d i e r e n d e n

sp e a k U P z u m W e g s c h n a pp e n

S t u d e n t e n w e r k g e n e h m i g t Au f s t e l l e r

E r f r i s c h e n d e R at s c h l ä g e

W i e i h r d i e H i t z e a m C a m pus ü b e r l e b t


sp e a k U P p e r SMS E r h a lt e w i c h t i g e N e u i g k e i t e n ko st e n lo s p e r S M S d i r e kt a u f d e i n H a n d y, d u r c h s c h n i t t l i c h max. einmal in der Woche, j e d e r z e i t a b b e st e l l b a r . J e t z t ko st e n lo s r e g i st r i e r e n :

„ S p e a k U P “ a n 01 6 0 / 3 2 71 9 8 9 ( e i n m a l i g n o r m a l e S M S-Ko st e n ) . A b b e s t e l l e n m i t „ sp e a kup s t o p “ a n 01 6 0 / 3 2 71 9 8 9

W ERB U NG Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) ist Deine Studierendenvertretung. Wir vertreten die politischen Interessen der Studierenden in der Hochschule und darüber hinaus. Der AStA ist das gesetzliche Exekutivorgan der Studierendenschaft der Universität Potsdam und wird jährlich vom Studierendenparlament gewählt, das wiederum von dir gewählt wird. Mit Deinen Studierendenschaftsbeiträgen organisieren wir politische und kulturelle Bildungsangebote und fördern Deine eigenen Projekte aus einem eigens dafür eingerichteten Fonds. Der AStA sichert Dein Semsterticket, betreibt darüber hinaus das studentische Kulturzentrum [ ] Kuze in der Potsdamer Innenstadt und organisiert das Hochschulsommerfest. Auch bieten wir eine Fülle an Beratungsangeboten für (fast) alle Lebenslagen an - z.B. Prüfungsrechtsberatung, BAföG- und Sozialberatung, Jobberatung, Opferberatung, Semesterticketservicestelle, Mietrechtsberatung und einiges mehr. Aktuelle Beratunsgzeiten findest Du stets unter www.asta.uni-potsdam.de/service. Wir treffen uns jeden Dienstag um 18.00 Uhr zur öffentlichen AStA-Sitzung in unserem Büro auf dem Campus Neues Palais, um Anträge zu beschließen und über Hochschulpolitik und -kultur zu reden. Du erreichst uns unter: Allgemeiner Studierendenausschuss (AStA) der Universität Potsdam Am Neuen Palais 10, Haus 6 14469 Potsdam Telefon: 0331.977-1225 Telefax: 0331.977-1795 E-Mail: info@asta.uni-potsdam.de Konferenz „Wissenschaftliche Zukunft sichern!“ anlässlich der Novellierung des Brandenburgischen Hochschulgesetzes - 26.6.2013 - 9:45-17:00 Uhr - Uni Potsdam, Senatssaal in Haus 9, Neues Palais - Und demnächst: Konferenzen zu „Demokratie stärken“ und „Soziale Hürden abbauen“

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E D I TO R I A L

Von Sommerl o c h k e i n e S pu r Manche Zeitschriften wissen im Sommer nicht, worüber sie schreiben sollen. Uns fehlt eher Pl atz, um alles drucken zu können, was wir gern schreiben würden: Brandenburgs Studierendenvertretungen diskutieren über die Novelle des Hochschulgesetzes, an unserer Uni wurde wieder gewählt, eine Urabstimmung soll angefochten werden. Unser neues Heft hält für dich noch viele Themen bereit, mit ihnen kannst du die vorlesungsfreie Zeit überbrücken, ohne in ein Loch zu fallen. Viel SpaSS dabei wünscht dir deine speakuP-Redaktion! INHALT c a m pus A K T U ELL

Verfassungsgericht lehnt Eilantrag zu Lausitzfusion ab — Seite 4. c a m pus P OLITI K

Ergebnisse der Stupa-Wahl — Seite 6. Urabstimmung könnte anfechtbar sein — Seite 9. Kritik von allen Seiten am Entwurf zum Hochschulgesetz — Seite 14. „Studijob“ Prostitution — Seite 17. c a m pus LEBEN

Das „Erasmus Student Network“ im Interview — Seite 20. Lauter offene Fragen bei „Tausend Fra-

gen, eine Stadt“ — Seite 25. Unsere neuen speakUP-Coverstars — Seite 28. Warum die speakUP seit Kurzem auch außerhalb von Bibo und Studiwohnheimen zu finden ist — Seite 30. Warum gendern? — Seite 32. Der Uni-Sommer-Ratgeber — Seite 36. c a m pus K REATIV

Unser UNIversum: Die Studentenverbindung — Seite 42. c a m pus TERMINE — Seite 45 IM P RE S S U M — Seite 41

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c a m p u s AK T U E L L

V e r f a ssu n g s g e r i c h t l e h n t E i l a n t r a g gegen Lausitz-Fusion ab Das Verfassungsgericht des Landes Brandenburg hat den Eilantrag gegen die Fusion der BTU Cottbus mit der Hochschule Lausitz zur neuen Bran­ denburgischen Tech­ni­schen Universität Cottbus-Senftenberg am 19. Juni abge­ lehnt. Die BTU wollte mit dem Eilantrag den Zusammenschluss ihrer Universität zum 1. Juli verhindern. Das Verfassungs­ gericht aber sah keine „schweren Nach­ teile“ zu Lasten der BTU Cottbus, die sich aus der Fusion ergeben würden. Diese hätten vorliegen müssen, um dem Erlass einer einstweiligen Verfügung zustimmen zu können. Der Präsident der BTU, Wal­ ther Zimmerli, zeigte sich enttäuscht, sei aber von der Entscheidung nicht über­ rascht. Die Landesregierung sieht sich in ihrer kritisierten Entscheidung bekräftigt. Doch das juristische Nachspiel der von der Landesregierung beschlossenen Fu­ sion ist damit noch nicht zu Ende: Zwei BTU-Fakultäten, mehrere Studierende

der BTU und acht Hochschulprofessor_ innen haben gegen die Fusionspläne Ver­ fassungsklage eingereicht. Auch die Uni­ versität selbst hat Verfassungsbeschwerde erhoben, über diese werde in den kom­ menden Monaten entschieden. Auch wenn das Gericht nicht die Möglichkeit einer einstweiligen Verfügung sah, bestä­ tigte es, dass die Klage der BTU grund­ sätzlich begründet sei. Seit dem 10. April läuft auch ein Volks­ begehren gegen die Hochschulfusion (speakUP berichtete). Bis zum 9. Oktober müssen 80.000 gültige Unterschriften ge­ sammelt werden, damit der Landtag sich mit dem Fusionsbeschluss erneut befassen muss. Sollte der Landtag das Gesuch dann ablehnen, kommt es zum Volksentscheid. Um Unterzeichner_innen für das Begeh­ ren auch in den ländlichen Regionen zu gewinnen, sind Unterstützer_innen zu ei­ ner 1.100 Kilometer langen Tour durch Brandenburg aufgebrochen. dn W ERB U NG

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c a m p u s AK T U E L L

A StA will mehr ö ko lo g i s c h e und regionale Lebensmittel in den Mensen Der Allgemeine Studierendenaus­ schuss der Universität Potsdam (AStA) fordert einen höheren Anteil an ökolo­ gischen und regionalen Produkten in den Mensen des Studentenwerks Potsdam. So sollen die wichtigsten Produkte wie Kar­ toffeln, Nudeln und Reis langfristig aus­ schließlich aus ökologischer Produktion erworben werden. Auch solle nicht nur das vegane Angebot vergrößert, sondern auch nur noch Fleisch aus artgerechter Haltung eingekauft werden. Einer Un­ tersuchung des Arbeitskreises Mensa zu­ folge seien Bio-Produkte für 58 Prozent der Studierenden wichtig, vier von fünf

möchten regionale und saisonale Pro­ dukte in den Mensen bekommen. Drei Viertel aller Studierenden würden der Umfrage zufolge für ökologischere und regionalere Kost auch Aufpreise von bis zu 25 Cent akzeptieren. Über die Hälfte der Befragten legen besonderen Wert auf ein vegetarisches Angebot, jede_r Fünfte schätzt insbesondere vegane Mahlzeiten. Bereits jetzt bietet das Studentenwerk viele regionale Produkte, auch aus öko­ logischer Produktion, an. Beispielswei­ se der Kaffee werde fast vollständig aus Bio- und Fair-Trade-Herstellung bezogen, viele Beilagen tragen das Öko-Siegel. dn

sp e a kup a u f d e m S o m m e r f e s t Am 15. Juni richteten die Studieren­ denschaften der Uni, FH und HFF Pots­ dam ihr jährliches Sommerfest aus. Un­ ter dem Motto „Viva la Golmolucion!“ wurde in diesem Jahr zum Campus Golm geladen. Ein Dutzend lokaler Bands prä­ sentierte sich dem Publikum. An Ständen informierten Hochschulgruppen, studen­

tische Initiativen und Vereine über ihre Arbeit. Auch die speakUP verteilte ihr aktuelles Heft und beantwortete Fragen rund um die Studierendenzeitschrift. Lei­ der blieben die Besucher_innen-Zahlen weit hinter den Erwartungen: Im Vorfeld war das Fest im Vergleich zu den Vorjah­ ren kaum beworben worden. dn

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St u pa - W a h l : J us o s w e i t e r h i n s t ä r ks t e K r a f t Vom 18. bis zum 20. Juni 2013 hatte die Studierendenschaft der Universität Potsdam wieder die Qual der Wahl: Die Wahl des höchsten beschlussfassenden Gremiums in der studentischen Selbstverwaltung, das StudierendenParl ament (StuPa), stand wieder ins Haus. Doch bei einer Wahlbeteiligung von 11,5 Prozent überwog beim Urnengang wohl eher die Qual als die Wahl.

Von N at h a l i e Wiechers. Wer sich aufraffte und seine Stimme an einem der drei Wahllokale auf den ein­ zelnen Campi in Golm, Griebnitzsee und am Neuen Palais abgab, bestimmte über die Sitzverteilung der insgesamt 27 Plätze und damit auch über jene Gruppen, die etwa die Beiträge der Studierendenschaft verwalten und die Interessen der Studie­ renden der Universität vertreten sollen. So stimmten die Studierenden ab: Die J u s o - H o c h s c h u l g r upp e hält ihre sechs Sitze, genau wie im Vorjahr und ist mit 1330 Stim­

men wieder stärkste Liste. Juliane Meyer, Sprecherin der Juso-Hochschulgruppe und gleichzeitig Kandidatin mit dem höchsten Einzelergebnis (206 Stimmen), freut sich über das Ergebnis der Liste und sieht die wiederholt gewonnenen sechs Sitze als Bestätigung für eine sozial ausge­ richtete Hochschulpolitik. Der RDC S (Ring Christlich-Demo­ kratischer Studenten), in vorheriger Le­ gislaturperiode in der Rolle der Opposi­ tion, verliert einen Sitz und ist dennoch mit „Grüner Campus“ zusammen zweit­ stärkste Kraft mit jeweils vier Sitzen im StuPa der Universität Potsdam. Grace Klass, Vorsitzende des RCDS, sei trotz eines verlorenen Parlamentssit­ zes zufrieden mit dem Wahlergebnis: „Als neue zweitstärkste Fraktion freuen wir uns sehr über den absoluten Stimmenzu­

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wachs im Vergleich zum Vorjahr.“ Auch Anneke Cooke von der Liste „ G r ü n e r Ca m pus “ deutet diese vier Sitze als Zeichen dafür, dass es vielen Studieren­ den wichtig sei, eine Liste zu haben, die sich für eine nachhaltige Uni und sozialökologische Projekte stark mache. Die L i n k e . S D S und s h i n e U P gewannen im Vergleich jeweils einen Sitz dazu, so dass die Linke.SDS nun mit drei Sitzen im Parlament vertreten ist und shineUP mit zwei Mitgliedern ihrer Liste. Deutlich verloren hat allerdings BEAT ! B i l d u n g j e t z t ! , die zwei ihrer Sitze einbüßen mussten und nun nur noch mit zwei Sitzen im Parlament vertreten sind. Susi Eckler von „BEAT! Bildung jetzt!“ freue sich im Namen der Gruppe, dass dennoch wieder eine brei­ te linke Mehrheit ins Studierendenpar­ lament einziehe und linke Positionen an der Uni mehrheitsfähig seien und bleiben. „BEAT!“ trage daran einen wesentlichen Anteil, so Eckler. Das „hohe Engage­ ment“ von „BEAT!“ in der studentischen Hochschulpolitik, sowohl innerhalb der Universität und ihren Gremien, als auch auf Stadt- und Landesebene sei hervor­ zuheben, so dass Sprecherin Eckler den Verlust der Sitze in der weniger stark beachteten eigenen Öffentlichkeitsarbeit

sehe. „Als parteiunabhängige Liste ver­ fügen wir über keine eigenen finanziel­ len Ressourcen – Bananen und Melonen gibt‘s aber auch ohne uns genug.“, so das „BEAT!“-Mitglied vermutlich in Anspie­ lung auf das Wahlplakat der Hochschul­ gruppe Linke.SDS. Auch die U n i P i r at e n büßen Sitze im Parlament ein. In der vorherigen Le­ gislaturperiode noch mit drei Sitzen im StuPa vertreten, schrumpft die Präsenz der Potsdamer Piraten auf einen Sitz. Besonders hervorzuheben bei den Er­ gebnissen 2013 sind die beiden erstmalig angetreten Gruppen „J up l a n g “ und die SpoWi-Vereinigung „J u m p U P “: Sie konnten im StuPa zwei bzw. sogar drei Sitze ergattern. Der Listensprecher der „Juplang“, Paul Platzeck, zeigte sich angesichts des „eige­ nen überzeugenden Wahlprogramms“ nicht über den großen Zuspruch der Studierendenschaft im Verhältnis zur ei­ genen Listengröße überrascht. Es sei nur ein Beweis dafür, dass „pragmatische, er­ gebnisorientierte Politik“ mehr Zukunft habe als „Parteidogmatismus“. So zierte etwa der Spruch „Ideologiebefreite Poli­ tik, die allein nach dem Wohl der Studen­ ten entscheidet“ das Wahlprogramm der drei Mann starken Gruppen.

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8 Nu r 11, 5 P r o z e n t Wa h l b e t e i l i g u n g

„ L i n k e “ Koa l i t i o n v e r l i e rt Z w e i - D r i t t e l Mehrheit

Auf Nachfrage, wie es denn zu dieser immer noch sehr niedrigen Wahlbeteili­ gung von 11,5 Prozent (immerhin eine Steigung von beinahe vier Prozent zum Vorjahr, aber immer noch weit unter dem Spitzenergebnis von 2011 mit 20 Prozent) gekommen sei, antwortete die Sprecherin der Juso-Hoschulgruppe Juliane Meyer: „Wir waren während der drei Wahltage auf allen Campi aktiv und haben sehr gute Gespräche mit interessierten Stu­ dierenden geführt. Trotz dessen gibt die geringe Wahlbeteiligung von rund 11,5 Prozent allen politischen Gruppen den Auftrag, zukünftig noch mehr Kraft in die Aufklärung über universitäre Teilhabe­ möglichkeiten zu investieren.“ Nach Grace Klass (RCDS) liege die geringe Wahlbeteiligung an der Tatsache, dass die Kenntnisse in der Studierenden­ schaft über die studentische Selbstver­ waltung noch immer sehr gering seien. Dass die Wahlbeteiligung dennoch im Vergleich zum Vorjahr um drei bis vier Prozentpunkten angestiegen ist, sei auch dem allgemeinen Wahlheft zu verdanken, in welchem alle Hochschulgruppen erst­ mals die Möglichkeit hatten, sich und ihr Programm auf zwei Seiten vorzustellen. 2011 beteiligten sich aufgrund der zeit­ gleich stattfindenden Urabstimmung über das Semestericket besonders viele Studie­ rende: Jede_r Fünfte ging zur Wahlurne. Dass die Wahlbeteiligung in diesem Jahr trotz der Urabstimmung über den Inves­ titionsplan des AStAs wieder nur knapp über 10 Prozent lag, könnte auch mit den Mängeln bei der Bekanntmachung der Urabstimmung im Zusammenhang stehen (siehe auch S. 9) – oder einfach geringeres Interesse an der Thematik widerspiegeln.

In der vergangenen Legislaturperio­ de bildete die Juso-Hoschulgruppe als stärkste Kraft zusammen mit den soge­ nannten „linken Listen“ „BEAT! Bildung jetzt!“, Grüner Campus, Linke.SDS und shineUP eine gemeinsame Koalition. Auf die Frage, zu welchen Koalitionsbündnis­ sen es nun 2013 kommen könnte, ant­ wortet Juso-Vorsitzende Meyer: „Wir sind zufrieden mit der derzeitigen Koalition und möchten diese gerne weiterführen. Das bedeutet nicht, dass wir uns generell vor Gesprächen mit anderen Hochschul­ gruppen verschließen. Es ist allerdings ausgeschlossen, dass wir mit Gruppen ko­ alieren, die Studiengebühren fordern, die Gelder der studentischen Selbstverwal­ tung zur Grundfinanzierung der Hoch­ schule einsetzen wollen und sich gegen eine Zivilklausel positionieren.“ Damit spielt sie auf das Programm des CDU-na­ hen RCDS an, der sich jahrelang gemein­ sam mit der Liberalen Hochschulgruppe (LHG) die Oppositionsbank teilte. Mit den Sitzen der Jusos, der Linke. SDS, Grüner Campus, „BEAT! Bildung jetzt!“ und shineUP vereinen die „linken Listen“ 17 Sitze im Parlament und somit die klare Mehrheit. Die Zwei-DrittelMehrheit, mit Hilfe derer kürzlich auch eine Satzungsänderung und so die Erhö­ hungen der AStA-Aufwandsentschädigun­ gen beschlossen werden konnte (speakUP berichtete), verliert die bisherige Koaliti­ on jedoch. so bleibt offen, inwieweit sich neue Koalitionen bilden könnten und vor allem, wie die neuzugetretenen Gruppen „Juplang“ und JumpUP sich in das politi­ sche Geschehen der studentischen Selbst­ verwaltung einfügen mögen.

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U r a b st i m m u n g auf Abwegen? Parallel zu den Hochschulwahlen wurde vom 18. und 20. Juni an der Uni Potsdam auch eine studentische Urabstimmung abgehalten. Doch im Vorfeld wurden Zweifel l aut, ob bei der Bekanntmachung und Beteiligung der Studierendenschaft alles mit rechten Dingen zugegangen war (speakUP berichtete online). Manche möchten nun die Urabstimmung anfechten und so rechtliche Kl arheit schaffen.

Von Denis Newiak. Wenn die Studierenden zur Urab­ stimmung aufgerufen sind, geht es um wichtige Themen: In der Vergangenheit stimmten die Studierenden über das Stu­ dentische Kulturzentrum (KuZe) oder das Semesterticket direkt ab und konnten so mit ihrer Stimme unmittelbar Einfluss auf weitreichende Entscheidungen nehmen. Vom 18. bis 20. Juni sollten die Studie­ renden nun darüber entscheiden, ob Sie einem langfristigen „Investitionsplan“ des AStAs zustimmen oder nicht. So wol­

le der AStA in den nächsten vier Jahren insgesamt 240.000 Euro mehr ausgeben, um auf diese Weise die angewachsenen Rücklagen der Studierendenschaft abzu­ tragen. Die Rücklagen waren zuvor gebil­ det worden, um finanzielle Risiken, die durch den eigenen Betrieb des Studenti­ schen Kulturzentrums („KuZe“) entste­ hen könnten, abfedern zu können. 2008 hatte der Landesrechnungshof noch ge­ fordert, die Studierendenschaft solle eine solche Rücklage aufbauen. Doch nun rügt der Landesrechnungshof und mit ihm die Universitätsleitung das große Vermögen der Studierendenschaft: Würde das Geld nicht bald abgebaut werden, müssten die Beiträge der Studierenden (derzeit 10 Euro pro Semester) zwangsweise re­

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duziert werden. Um diesen starken Ein­ griff in die Autonomie der Studentischen Selbstverwaltung zu verhindern, wäre eine unmittelbare und transparent zu­ stande gekommene Legitimation der In­ vestitionspläne ideal. Doch so transparent, wie es die Sat­ zung der Studierendenschaft fordert, ver­ lief die Urabstimmung anscheinend nicht: Im Vorfeld teilten Studierende der Uni­ versität Potsdam der „speakUP“ mit, sie hätten erhebliche Zweifel an der Rechts­ mäßigkeit der Urabstimmung und listeten formale Mängel bei der Durchführung

der StWa „innerhalb einer Woche eine Be­ kanntmachung zum Sachverhalt“ veröf­ fentlichen, damit die Studierendenschaft die Möglichkeit hat, „ergänzende oder alternative Fragen“ zum Thema stellen zu können (Abs. 2 und 3). Der StWa for­ muliert dann nach weiteren sieben Tagen „in Rücksprache mit den AntragstellerIn­ nen“ eine neue Fassung des Antrags oder lässt – wenn keine Einigung möglich ist – „alle Anträge unabhängig voneinander“ abstimmen (Abs. 3 und 4). Spätestens drei Wochen nach der Bekanntmachung wird die Studierendenschaft zur Abstimmung gerufen. Gerade weil die Entscheidun­ T r a n sp a r e n z u n d gen aus einer Urabstimmung Pa r t i z i pat i o n – ähnlich wie bei einer Volks­ st e h e n b e i abstimmung – so weitreichende U r a b st i m m u n g e n Folgen für einen großen Teil der Abstimmungsberechtigten haben a n vo r d e r st e r können, sieht die Satzung strenge St e l l e . O b da s Regelungen zu Bekanntmachung auch im Juni und Beteiligung der Studieren­ denschaft vor, Transparenz und s o wa r , b l e i bt Partizipation stehen an vorders­ z w e i f e l h a f t. ter Stelle dieses klar geregelten Verfahrens. Doch ob diese Rege­ lungen bei der zurückliegenden auf. So seien die Anforderungen durch Urabstimmung korrekt angewandt wur­ die Satzung nicht gänzlich erfüllt worden: den, bleibt weiter zweifelhaft. Fristen seien verpasst und die Studieren­ Noch einen Tag vor Beginn der Ur­ den nicht angemessen informiert und be­ abstimmung konnte nicht sicher geklärt teiligt worden (siehe Bericht vom 17. Juni werden, ob bzw. wann die Durchfüh­ unter speakup.to). rung der Urabstimmung überhaupt vom Für die ordnungsgemäße Durchfüh­ AStA beim Studentischen Wahlausschuss rung von Wahlen und Urabstimmun­ beantragt wurde. Aus dem genauen Da­ gen ist der Studentische Wahlausschuss tum der Antragsstellung ergeben sich (StWa) zuständig. Bei ihm können laut die Fristen für Veröffentlichung und Be­ Satzung der Studierendenschaft nicht teiligung – Protokolle und genaue Aus­ nur der AStA, sondern auch das Studie­ sagen dazu aber lagen noch nicht vor. rendenparlament, die Fachschaften oder Erst nachträglich, am zweiten Tag der auch drei Prozent der Mitglieder der Stu­ Urabstimmung, teilte der AStA in einer dierendenschaft eine Urabstimmung ver­ Stellungnahme mit, er hätte den Eingang langen (§25, Abs. 1). Im Anschluss muss des Antrags von Benjamin Stahl, stellver­ speakUP Nr.

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tretendem Vorsitzenden des StWa, am im Internet, durch Aushang und in sonst 22. Mai bestätigt bekommen, einen Tag geeigneter Weise universitätsöffentlich nach dem eigenen Beschluss. Somit hätte bekannt“ gegeben werden müssen. Das die Veröffentlichung der Sache durch den kann wohl auch für die Verfahrenswei­ StWa spätestens am 29. Mai stattfinden se bei Urabstimmungen gelten. Warum müssen. Doch dem AStA zufolge sei eine wurde also nicht, wie beispielsweise im erste „Veröffentlichung“ erst am 31. Mai Jahr 2011 bei der universitätsweiten Ab­ erfolgt – und diese auch nur als externer stimmung über das Semesterticket, nicht Link, der über die interne Mailingliste die von allen Studierenden automatisch des Studierendenparlaments verschickt bezogene Student-list genutzt? Über sie wurde. Die Mailingliste dient vor allem erfolgte auch die Bekanntmachung der der Kommunikation von Angelegenhei­ Studierendenparlamentswahlen. War­ ten des Studierendenparlaments. Insge­ um wurden offensichtliche und gängige samt erreicht die Liste 69 Personen – fast Möglichkeiten nicht genutzt, um mög­ ausschließlich AStA- sowie aktuelle und lichst alle Studierenden gleichermaßen ehemalige Stupa-Mitglieder, teilte das und rechtzeitig zu informieren? Es ver­ Präsidium des Studierendenparlaments wundert somit auch nicht, dass das Stu­ mit. Die Wenigsten seien Studis ohne dierendenparlament laut AStA die einzige Mandat oder Funktion. Sollte eine E- Einrichtung bleibt, die sich an der Diskus­ Mail über diese Liste als Veröffentlichung sion des Antrags wirkungsvoll beteiligt gelten, wäre auch eine Volksabstimmung hat – schließlich waren die Mitglieder der öffentlich bekannt gemacht wor­ den, wenn die Mitglieder von D i e U r a b st i m m u n g Landtag und Landesregierung s e i a u f d e r ST u pa dazu über die Hauspost einen Brief bekommen hätten. M a i l i n g l i st e Ab 5. Juni soll laut AStA dann bekannt gemacht ein „Wahlheft“ mit Informatio­ worden. nen zur Urabstimmung und zu 69 Personen haben den zur Stupa-Wahl kandidie­ renden Listen in einer Auflage s i e a b o n n i e r t: von 7.000 Exemplaren verteilt Fa s t a l l e s i n d worden sein. Interessanterweise St u pa - u n d A StA stimmte das Studierendenpar­ M i tg l i e d e r . lament aber erst am Abend des 4. Juni über die Finanzierung des Wahlheftes ab – Bestellung, Druck und Verteilung hätten über Nacht Stupa-Mailingliste die einzigen, die von stattfinden müssen, um den angegebenen dem Antrag etwas mitbekommen konn­ Termin halten zu können. ten. Was vom AStA also als Beweis für die So bleibt es höchst fraglich, warum korrekten Beteiligungsmöglichkeiten der für die Bekanntmachung nicht die von gesamten Studierendenschaft angeführt der Rahmenwahlordnung vorgesehenen wird, unterstreicht vielmehr die Mängel, und üblichen Mittel verwendet wurden. die bei der Bekanntmachung und Beteili­ So heißt es dort unter § 11, dass „Wahlen gung aufgetreten zu sein scheinen. speakUP Nr.

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Dass der Studentische Wahl­ W a r u m wu r d e d i e ausschuss erst am 5. Juni mit der Bekanntmachung Veröffentlichung des Wahlheftes d e r U r a b st i m m u n g begonnen haben will, erklärt der n i c h t u n i v e r s i tät s AStA damit, dass der Wahlaus­ schuss erst am 30. Mai „die Ver­ w e i t, s o n d e r n n u r vollständigung des Antrages“ er­ a n d i e M a i l i n g l i st e halten hätte und daher erst „mit d e s St u d i e r e n d e ndiesem Datum von einer Auslö­ pa r l a m e n t s sung der Frist ausgegangen“ sei. Wieso der AStA aber seinen An­ verschickt? trag anscheinend unvollständig eingereicht hatte, weshalb ihm der StWa dennoch am 22. Mai lich so gut sie können. Fehler passieren, den Eingang des Antrags bestätigt hat­ das ist kein Problem. Entscheidend sind te und warum der StWa dennoch nicht aber das Demokratie-, Rechts- und Amts­ rechtzeitig seine Pflicht zur Veröffentli­ verständnis und wie mit der Studischaft chung des vorliegenden Antrags wahr­ als Legitimationsquelle umgegangen nahm und so Zeit verstreichen ließ, die wird. Völlig inakzeptabel sind Haltung von den Studierenden zur Beteiligung am und Trickserei, die aus der Stellungnahme Verfahren hätte genutzt werden können, des AStAs sprechen. Wahlformalia schüt­ bleibt unbeantwortet. zen die Rechte aller Studis. Sie sind eben „Es gelingt dem AStA in seiner Dar­ nicht egal. Soetwas untergräbt Vertrauen. stellung nicht, die von der speakUP auf­ Aus dem Tal der Transparenz- und Mit­ geworfenen Fragen und Unstimmigkeiten machkultur sollten wir ohnehin schnell schlüssig zu erklären und Zweifel aus­ wieder raus“, meint Enrico Schicketanz, zuräumen. Vielmehr wird zunehmend einstiger AStA-Sozialpolitikreferent, der deutlich, dass die Veröffentlichung zur sich eine Anfechtung vorbehält. Urabstimmung zu spät erfolgte (was der Sollte der Studentische Wahlausschuss AStA auch zugibt) und die ‚Bekanntma­ die Prüfung der Abstimmung ablehnen, chung’ gerade unter Berücksichtigung müssten Beanstandungen an die Rechts­ der vergleichbaren Wahlbekanntmachung aufsicht der Universitätsleitung gerichtet nicht als Bekanntmachung im Sinne der werden. Diese wollte sich bis Redaktions­ Satzung zu bewerten ist“, analysiert Jona­ schluss zu den Vorgängen nicht äußern. than Metz, ehemaliger AStA-Referent für Verkehr, die Darstellung des AStAs. Durch M e h r I n fo s die faktisch für Fachschaftsräte und Stu­ dierende zum Großteil nicht wahrnehm­ Der Artikel vom 17. Juni findet sich unter bare Veröffentlichung seien die mögliche Einbringung von Alternativvorschlägen speakup.to/urabstimmung-droht-unguelverhindert und somit auch das Ergebnis tigkeit. Die erwähnte Stellungnahme dazu der Abstimmung verzerrt worden. Nicht veröffentlichte der AStA dazu auf seiner nur er möchte nun die Urabstimmung Homepage unter asta.uni-potsdam.de. beim Studentischen Wahlausschuss an­ Dort finden sich auch ein Teil der Proto­ fechten. „Alle engagieren sich ehrenamt­ kolle und die Satzungen. speakUP Nr.

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kRITI K VON ALLEN sEITEN a m n e u e n Hochschulgesetz Die Erneuerung des brandenburgischen Hochschulgesetzes spaltet die Gemüter. Nachdem schon die Studierendenproteste 2009 eine Reform des „BbgHG“ forderten, liegt nun ein neuer Gesetzesentwurf vor. Doch den neuen Gesetzestext halten Hochschulgruppen, Gewerkschaften und Studierendenvertreter_innen für ungeeignet: Sie sehen ihre Forderungen nicht verwirklicht.

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von Sarah E m m i n g h a us . Kritik an dem bestehenden Branden­ burgischen Hochschulgesetz (BbgHG) wurde bereits bei den Studentenprotes­ ten 2009 geäußert. Die Verschulung des Bachelor- und Mastersystems, die zu geringe Anzahl an Masterplätzen und versteckte Studiengebühren waren nur einige von vielen angesprochenen Prob­ lemen. Damals wurde bereits auf die bal­ dige Novellierung des BbgHG hingewie­ sen. Seit Mai dieses Jahres, also fast vier Jahre später, liegt der Entwurf nun vor. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA), das Studierendendenparlament (Stupa), die Brandenburgische Studieren­ denvertretung (BrandStuVe), die Gewerk­ schaft für Erziehung und Wissenschaft Brandenburg (GEW Studis), der Senat der Universität Potsdam sowie zahlreiche Hochschulgruppen haben öffentlich mas­ sive Kritik geäußert. Im Wesentlichen gibt es kaum Unter­ schiede zwischen den Kritikpunkten der Gruppierungen. Die GEW Studis und das StuPa der Universität Potsdam bei­ spielsweise haben eine Reihe von Ände­ rungsvorschlägen veröffentlicht, um auf die Mängel im neuen Gesetzestext auf­ merksam zu machen. Auch eine Arbeits­ gruppe des Senats diskutierte Änderungs­ vorschläge. Laut dem AStA seien einige Änderungen „als positiv zu bewerten“, der Großteil der Forderungen der Studie­ rendenschaften blieb aber offenbar unge­ hört. Als positiv bewertet der AStA die leichte Öffnung der Zulassungsregelun­ gen und die Beteiligung der BrandStuVe am Gesetzgebungsverfahren. Auch klärt

sich endlich die Debatte um die Men­ sennutzung in Berlin und Brandenburg – die Novellierung sieht eine gemeinsa­ me Regelung der Nutzung von Berliner Mensen durch Brandenburger Studie­ rende und andersrum vor, denn derzeit müssen Studierende des jeweils anderen Bundeslandes den vollen Gastpreis in den Einrichtungen des Studentenwerks zah­ len (speakUP berichtete). Allerdings be­ mängelt der AStA, wie schon 2009, dass das Lehrangebot noch immer nicht völ­ lig kostenfrei sei, auch wenn im BbgHG davon die Rede ist: Durch Immatriku­ lations- und Rückmeldegebühren sowie durch Prüfungsgebühren und Gebühren für Eignungsfeststellungsprüfungen wür­ den versteckte Studiengebühren erhoben. Dieser Änderungswunsch unterstützt der Senat jedoch nicht. Fast alle genannten Gruppierungen vermissen noch immer den Rechtsan­ spruch auf einen Masterplatz für alle Bachelorabsolvent_innen. In vielen Fach­ bereichen und Branchen gilt der Bache­ lor längst nicht als berufsqualifizierender Abschluss – umso dringender sei der freie Zugang zum Masterstudium. Auch soll­ ten die Hochschulen entsprechend ihre Kapazitäten konsequent ausnutzen. Die­ sen letzten Punkt unterstützt der Senat zwar, votierte jedoch gegen einen freien Masterzugang. Ein weiterer Kritikpunkt, der sich an vielen Stellen findet, ist der Mangel einer Zivilklausel. Diese soll im Gesetz veran­ kert werden, um die Nutzung der For­ schung und der Arbeit der Studierenden für militärische Zwecke auszuschließen. Als Grund geben die GEW Studis an, die deutsche Rüstungsindustrie exportiere absichtlich in Länder, in denen Menschen unterdrückt und an der freien Ausübung ihrer Menschenrechte gehindert würden. Da dies mit den Ansichten der meisten

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Studierenden nicht vereinbar sei, solle „Was für eine Form von Bildung soll eine solche Kooperation durch ebendiese es in Deutschland geben?“, fragt Sebasti­ Zivilklausel endgültig verhindert werden. an Geschonke, studentischer Senator der Auch hier finden sich Zweifel von Seiten Uni Potsdam (Juso-HSG), die Kernfra­ des Senats: die Wissenschaftsfreiheit sprä­ ge. Er empfindet es als schwerwiegend, che gegen eine zufriedenstellende Rege­ dass in dem Entwurf zum BbgHG das lung, auch wenn der Senat sich gegen rüs­ Mitbestimmungsrecht der Studierenden, tungspolitische Zielsetzungen ausspricht. beispielsweise im Senat, noch nicht aus­ Wie bereits 2009 wird noch immer reichend erweitert wurde. Es stelle sich massiv die Umsetzung der Bologna-Re­ die Frage, ob diejenigen, die schon seit form kritisiert: Die versprochene „Mobilität“ sei nicht ausreichend G r u n d s ät z l i c h vorhanden. Die Anerkennung werden mehr Mitvon Prüfungsleistungen, die an sp r a c h e r e c h t e u n d einer anderen Universität oder Hochschule erbracht werden, R e c h t ss i c h e r h e i t sei noch immer nicht gegeben f ü r d i e St u d i eund führe zur Verlängerung des rendenschaften Studiums, was zu einem weiteren g e f o r d e r t. Problem führt: Zwangsexmat­ rikulation. Dabei werden Studis In anderen mit Kindern, einer zeitrauben­ Bu n d e s l ä n d e r n den Arbeit neben dem Studium funktioniere es oder kranken Angehörigen außer s c h o n b e ss e r . Acht gelassen – der Abschluss in den vorgegebenen Fristen ist oft nicht möglich. Grundsätzlich fordern die meisten Kri­ Jahrzehnten die Bildung in Deutschland tiker_innen mehr Mitspracherecht und wesentlich mitbestimmen, sich als für die­ Rechtssicherheit für die Studierenden­ se Aufgabe geeignet erwiesen hätten. schaften. Sie verweisen auf andere Bun­ Die BrandStuVe führt drei Konferen­ desländer, die dies erfolgreich in ihren zen durch, um den derzeitigen Entwurf Hochschulgesetzen verankert hätten, zum mit seinen Mängel sowie die Möglichkei­ Beispiel Berlin oder Baden-Württemberg. ten der Einflussnahme auf die Novellie­ Nicht nur für die Studierenden werden rung des Hochschulgesetzes öffentlich zu jedoch bessere Bedingungen gefordert, diskutieren – mit der Hoffnung, dass das auch die prekäre Beschäftigung an den Ministerium für Wissenschaft, Forschung Hochschulen soll abgeschafft werden. Da und Kultur zumindest einige Forderun­ schlecht bezahlte Lehraufträge und be­ gen der Studierenden doch noch berück­ fristete Arbeitsverträge jungen Akademi­ sichtigt. Die erste Konferenz fand am 26. ker_innen keine langfristigen Zukunfts­ Juni unter dem Titel „Wissenschaftliche chancen bieten würden, mache sich das Zukunft sichern!“ statt. Land Brandenburg „ohne Not unattraktiv Aktuelles zu den Konferenzen findet für junge Akademiker_innen“, so StuPa sich unter speakup.to/konferenzen-hochund die GEW Studis. schulgesetz-2013. speakUP Nr.

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Nebenjob P r o st i t u t i o n Es gibt viele Nebenjobs, denen Studierende nachgehen können: Ob ganz kl assisch als Kellner_in, kleine Aushilfe in Geschäften oder als Nachhilfelehrer_in. L aut einer Studie entscheiden sich knapp vier Prozent der Studierenden (in Berlin) für einen Job in der Erotikbranche. Welche Beweggründe und welche Menschen stehen hinter dieser Entscheidung? Über ein Tabu, das keines mehr ist.

Von Souher N a ss a b i e h . Nadine studiert Geisteswissenschaf­ ten im vierten Fachsemester. Heute trägt sie einen etwas weiteren Pulli mit einer engen Jeans. Das rote Haar umgarnt ihr blasses Gesicht. Die tiefblauen Augen scheinen gut zur restlichen Gestalt zu passen. Nadine wohnt in einer kleinen Zweizimmerwohnung im Herzen Berlins. Sie finanziert sich diese wie auch alles an­ dere aus eigener Kasse. Am Tag studiert Nadine, nach der Uni unterscheidet sie sich aber von vielen ihrer Kommilitonen. Nadine arbeitet als Prostituierte. Was hier Fiktion ist, trifft auf 3,7 Pro­

zent der Studierenden in Berlin zu. Mit der Einführung des „Prostitutions­ gesetz“ im Jahr 2002 unter der damali­ gen rot-grünen Regierung avancierte sich Deutschland zu einem der liberalsten Län­ der weltweit in der Regelung der Prosti­ tution. Das Herauslösen der Prostitution aus der sogenannten „Sittenwidrigkeit“ und die Legalisierung der Tätigkeit führ­ te zu einem Boom des Sextourismus in Deutschland. Die Aufnahme Rumäniens und Bulgariens in die europäische Staa­ tengemeinschaft und der damit einherge­ hende Zustrom junger Frauen führte zu einem Preisverfall. Flatrate-Bordelle eta­ blierten sich, Sex in Berlin gibt es bereits für wenige Euros und für 100 Euro so oft und so lange man(n) will oder kann. Gute zehn Jahre nach der Legalisie­ rung der Prostitution werden zuneh­ mend Stimmen lauter, die der hiesigen Entwicklung skeptisch entgegensehen.

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Politiker, Frauenorganisationen und Pro­ stituierte selbst sehen das gutgemeinte Gesetz eher Zuhältern unter die Arme greifend. Streetworkerin Andrea Weppert sagte in einem Spiegel-Interview, dass die Arbeitsbedingungen für Prostituierte sich „in den letzten Jahren verschlechtert“ hätten, es werde „für weniger Geld we­ sentlich mehr Leistung unter riskanteren Bedingungen erbracht als noch vor zehn Jahren“. Die am 10. Juni ausgestrahlte ARDDokumentation „Sex – Made in Germa­ ny“ beschäftigt sich mit den Veränderun­ gen des Geschäfts nach der Aufwertung der Prostitution. Diese Aufwertung scheint sich dabei nicht nur gesetzlich vollzogen zu haben, sondern auch in den Köpfen vieler Studierender. Wie die letzte Erhebung zu diesem Thema „NebenjobProstitution“ aus dem Jahr 2010 zeigt, können sich immer mehr Studierende vorstellen, im Rotlichtmilieu tätig zu werden. Rund vier Prozent arbeiten der Studio zufolge in der Branche. Dabei ist nicht nur Prostitution im engeren Sinn gemeint, sondern u.a. auch Begleitservice mit oder ohne sexuelle Interaktion, Strip­ tease und Webcam-Dienste. Indes bieten über die Hälfte der studentischen Sex­

arbeiter_innen Prostitution im engeren Sinn an. G e l d a ls H a up t m ot i v

Mit einem jährlichen Umsatz von 14,5 Milliarden im deutschen Erotikgewerbe liegt es nahe, dass das Geld als Hauptmo­ tivation einer solchen Nebentätigkeit gilt. Tatsächlich hat die Studie „Nebenjob: Prostitution“, bei der u.a. 3253 Studie­ rende aus Berlin befragt wurden, genau dies ergeben. Für viele rentiere es sich nicht, für einen Stundenlohn von neun Euro oder weniger zu arbeiten, wenn es innerhalb weniger Stunden der Vielfache Verdienst sein kann. So bringt eine Voll­ zeitbeschäftigung in einem Bordell zum Teil bis zu 5.000 Euro die Woche ein. In den meisten Fällen liegt der Verdienst weit darunter. Die meisten der Studierenden erhal­ ten dabei keine finanzielle Unterstützung, weder vom BAföG-Amt noch von den El­ tern. Zwar gilt laut Studie das Geld als der primäre Beweggrund, aber Studierende gaben als untergeordnete Motivationen auch die Suche nach Erfahrungen, das Ausleben sexueller Neigungen, Neugier

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sowie das Suchen nach Anerkennung an. Interessant ist, dass laut Studie männliche und weibliche Studierende ähnlich stark in dem Rotlicht-Gewerbe vertreten sind. W e lc h e P e r s ö n l i c h keiten verbergen sich da h i n t e r ?

Hinsichtlich der Charakterausprägung ergaben sich interessante Unterschiede zwischen studentischen Sexarbeiter_in­ nen und ihren Kommiliton_innen. So erweisen sich Studierende, die im Ero­ tikgewerbe arbeiten, der Studie zufolge als emotional stabiler, ruhiger und ent­ spannter, aber auch als egozentrischer und antagonistischer gegenüber anderen Menschen. Weiterhin seien knapp über die Hälfte der studentischen Sexarbeiter bi- oder homosexuell. Bei den restlichen Kommiliton_innen soll die Zahl bei etwa 14 Prozent liegen. Laut Umfrage kann sich jeder dritte Befragte eine Nebentätigkeit im Bereich der Sexarbeit vorstellen kann – überwie­ gend dann, wenn die Bezahlung stimmt. Diese monetäre Haltung könnte ihrer­ seits mit den veränderten Bedingungen im Rahmen des Bologna-Prozesses zu­ sammenhängen, der von Studierenden mehr Leistung in kürzerer Zeit bean­ sprucht und wiederum weniger Zeit für finanzielle Erfordernisse offen lässt. P r o st i t u t i o n a ls g e s e l l schaftliches Problem?

Auch wenn die Umfrage erkennen lässt, dass Tätigkeiten in der Erotikbran­ che – zumindest bei den Berliner Studie­ renden – insgesamt weniger als verrucht und den Umständen entsprechend gar als eigene Nebentätigkeit vorstellbar sind, so

kann dies von der Gesellschaft im Allge­ meinen nicht behauptet werden. Prostitution mitsamt der Erotikbran­ che wird als eine Art „Schattenwelt“ wahrgenommen – viel genutzt, aber wenig diskutiert. Dabei floriert die SexBranche regelrecht: Allein in Deutsch­ land kaufen sich 1,2 Millionen Männer täglich Sex. Online-Dienste ermöglichen Erotik gemütlich vom Sofa aus. Durch das Internet und die damit ermöglichte Anonymität sinken Hemmschwellen zu­ nehmend. Wo liegen da die Grenzen? Sollte es denn Grenzen geben? Erleben wir derzeit einen Moralschwund, bei dem Geld das einzig ausschlaggebende Kriterium und die Rechtfertigung allen Handels zu sein scheint oder zeichnet sich vielmehr eine positive freiheitliche Entwicklung ab? Die einen sprechen über das Selbst­ bestimmungsrecht des Körpers und die Freiheit in der Ausübung der Berufswahl, wie Frau Dr. Fuhrich-Grubert, die Frau­ enbeauftragte der Humboldt-Universität. Die anderen über „bezahlte Vergewal­ tigung“ und Verdinglichung des Men­ schen, wo Prostituierte als reine Objekte wahrgenommen werden würden, wie Deutschlands bekannteste Feministin Ali­ ce Schwarzer meint. Liegt da noch Freiheit vor, wenn die „19-jährige Jura-Studentin aus Hanno­ ver“ derzeit ihre Jungfräulichkeit auf gesext.de versteigert oder haben wir es hier viel mehr mit einer unfreiwilligen Freiwilligkeit zu tun? Wenn die Arbeitsbelastung unter den Studierenden weiter steigt und die Löhne in anderen Branchen weiter stagnieren, dann wird Prostitution immer mehr zum subtilen Zwang als zu einer freiwilligen und bewussten Entscheidung von Frauen und Männern, wie es sich Ge­ setzgeber_innen, Kund_innen und Gesell­ schaft gerne vorstellen.

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„Bei uns i st j e d e_r willkomen“ Die Potsdamer Gruppe des „Erasmus Student Network“ (ESN) stellt sich vor und präsentiert neben obligatorischem ErasmusPartyprogramm auch Kultur und Geschichte aus der Region für Austauschstudierende in Potsdam ‒ und jene, die selbst mal welche waren oder es in naher Zukunft werden wollen.

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Interview Von N at h a l i e Wiechers.

onen. Hier in Potsdam stehen wir unter dem Dachverband Deutschland und ge­ hören zusammen mit den Sektionen der Uni Jena, TU und Universität Dresden und der Viadrina in Frankfurt Oder. Auf nationaler Ebene trifft man sich dann drei bis vier Mal im Jahr um sich über aktuelle Themen, Fragen und Probleme auszutau­ schen, die z.B. das Fundraising betreffen, aber auch die Frage, welche Veranstal­ tung wer macht. sp e a k U P: Was habt ihr euch hier in Potsdam an der Uni und der FH zur Aufgabe gemacht und welche Leistungen und Projekte bietet ihr an? S us a n P l at z da s c h : Immer zu Beginn der Semester packen wir die so­ genannte „Welcome-Tasche“ für alle Inco­ ming-Austauschstudierenden in Potsdam

An einem leicht wolkigen Donnerstagmorgen in der Cafeteria am Campus Neues Palais herrscht für diese Zeit üblich ein minder heftiges Treiben. Reibt sich der Eine oder Andere des noch spärlich besuchten Raumes müde die Augen, sitzen Susan Platzdasch, 23 Jahre und Stefan Huber, 33 Jahre bereits voller Energie und Tatendrang am Tisch, um hier „das Erasmus Student Network“ (ESN) als Mitglied und Präsident vorzustellen. Alle sich in dieser studentischen Non-Profit-Organisation engagierenden Mitglieder, die nun schon seit über zehn Jahren auch eine Gruppe am Standort Potsdam hat, leisten hier ehren A n 4 24 U n i s i n amtliche Arbeit. Europaweit in 36 Ländern bietet 36 Ländern und 424 Universitäten bietet das Netzwerk aus etwa d a s Es n A n g e b o t e 12.000 aktiven Mitgliedern und f ü r 16 0 . 0 0 0 29.000 Buddies Angebote für St u d i e r e n d e . etwa 160.000 Studierende. sp e a k U P: Das Erasmus Student Network, kurz ESN, ist eine international agierende studentische Non-Profit Organisation und auch der Name der Organisation verspricht einen Network-Faktor. Inwiefern steckt dahinter tatsächlich ein Netzwerk? St e fa n Hu b e r : Beim ESN han­ delt es sich um eins der größten Studieren­ den-Netzwerke in Europa. Das Network ist in jedem europäischen Land vertreten und wird weiter national und regional, etwa durch Dachverbände, weiter aufge­ gliedert. International gibt es einmal im Jahr ein Treffen aller knapp 400 Sekti­

und füllen diese mit unseren Eventkalen­ dern, wir machen dies auch für Leute, die keine Erasmus-Studierenden sind. St e fa n : Durch Sponsor_innen ha­ ben wir es ermöglicht, eine kostenlose Prepaid-Handykarte beizulegen, einen Energydrink von Red Bull und Gummi­ tiere von Katjes, sowie wertvolle Infos zur Universität. Außerdem bieten wir das Projekt ‚move it‘. Bei diesem können Erasmus-Studierende kleine Alltagsge­ genstände wie Taschen und Teller, die wir von im Semester davor Abgereisten be­ kommen, kostenlos erhalten. Es gilt aller_

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campusLEBEN S us a n : Highlights sind si­ cher die von uns organisierten Städtefahrten, etwa die nach Hamburg, die sind immer voll! Und jeden Donnerstag finden im Nil-Club in Potsdam die wöchentlich wechselnden Län­ derabende statt. Hier können Studierende Landestypisches kochen, dies auf der Party zur Verfügung stellen und auch in gewissem Maß Geld von der Bar zurückerstattet bekommen. St e fa n : Auch eigene oder landestypische Musik darf mit­ gebracht werden! sp e a k U P: Bietet Ihr eigent­ lich auch Veranstaltungen für diejenigen, die aus dem Ausland heimkehren, dem Erasmus-Blues erliegen und sich wieder ein bisschen Erasmus-Feeling zu Hause wünschen? St e fa n : Da haben wir eine neue Veranstaltung namens „Café Internati­ onal“, früher auch unter dem Namen „Homecomer-Event“ bekannt. Hier kön­ nen sich Erasmus-Studis, Rückkehrer_in­ nen und solche, die es werden wollen, kennenlernen und austauschen. Gerne werden hier auch „Einheimische“ ge­ sehen, denn die Erasmus-Studierenden freuen sich immer über den Kontakt. sp e a k U P : Wie arbeitet ihr zusam­ men und was sind Aufgaben, die euch innerhalb der Gruppe in Potsdam immer wieder begegnen? St e fa n : Momentan sind wir 29 Mitglieder hier in Potsdam und zwischen 20 und 33 Jahren mit den unterschied­ lichsten Studienfächern. Von denen sind 20 aktiv in das Geschehen und die Aktivitäten des ESN eingebunden, das heißt, dass jene Veranstaltungen planen, ausrichten und auswerten, auf Veranstal­ tungen wie dem Sommerfest präsent sind

„Bei uns kann jede_r mitmachen, egal ob P ot s d a m e r _ i n o d e r E r a s m u s - S t u d i . Es g i bt v i e l R a u m f ü r eigene Ideen und K r e a t i v i t ä t, s o h a t e i n M i tg l i e d e t w a eine iPhone-App programmiert!“ dings: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst! sp e a k U P: Stichwort: Eventkalender. Sorgt ihr also mit für die Bestätigung der bösen Vorurteile, dass Erasmus-Studierende nur Party machen? S us a n : Selbstverständlich bieten wir auch Partys. Aber wir kümmern uns auch um weitere Bedürfnisse der Studie­ renden, indem wir gemeinsame IKEAShopping Touren am Anfang des Semes­ ters, den PubCrawl oder auch den Besuch eines Fußballspiels anbieten. St e fa n : Wir wollen, bzw. wünschen uns auch, dass die Incomer etwas von der Geschichte der Region und des Landes mitbekommen. So bieten wir zahlreiche Ausflüge im geschichtlichen Bereich, etwa im Bezug auf die DDR-Geschichte, Aus­ flüge zur Gedenkstätte Lindenstraße oder auch ins Stasi-Archiv. Besonders beliebt und immer wieder großes Interesse we­ ckend ist die Exkursion nach Sachsen­ hausen. Ich bin sehr begeistert, dass das immer wieder so gut angenommen wird! sp e a k U P: Und was ist neben den genannten das kulturelle oder soziale Event, das am meisten von den Studierenden international, aber auch national, angenommen wird?

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und wöchentlich zu unseren Sitzungen kommen. Hier besprechen wir, was bei Partys und anderen von uns organisierten Events gut lief und was nicht, sodass wir stets unsere Erfahrungen austauschen. S us a n : Häufig treffen wir uns auch außerhalb der wöchentlichen Meetings, um etwas zusammen zu unternehmen und so den Zusammenhalt zu stärken. St e fa n : Denn wir haben aus lan­ ger Erfahrung gelernt, dass die engere Bekanntschaft unter den Mitgliedern die Verbindlichkeit stärkt und so auch das Vertrauen innerhalb der Gruppe wächst und gestärkt wird. sp e a k U p: Laut eurer Homepage ist euer wichtigstes Motto „student helping students“. Was bedeutet das für euch per­ sönlich? S us a n : Ich möchte den Studieren­ den helfen, dass sie sich hier in die Uni und den Alltag integrieren können. Da­ für haben wir auch an jedem Campus ein Büro mit Öffnungszeiten, um immer als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Am Neuen Palais findet man das etwa am Akademischen Auslandsamt. Au­ ßerdem möchte ich persönlich auch die

schönen Seiten von Deutschland zeigen und gleichzeitig dieses Land gut reprä­ sentieren. St e fa n : So wollen wir grad am An­ fang die Leute unterstützten, Fragen be­ antworten und, können wir dies nicht, sie an die richtigen Ansprechpartner_innen weiterleiten. sp e a k U P: Wer kann bei euch mit­ machen? Ist das Engagement bei euch nur interessant für Erasmus-Incomer in Pots­ dam? St e fa n : Bei uns kann jede_r mitma­ chen, egal ob Potsdamer- oder ErasmusStudi. Auch „Heimkehrer_innen“ oder die, die es noch werden wollen, sind bei uns willkommen. Wir treffen uns immer mittwochs um 19 Uhr am Campus Grieb­ nitzsee, im Haus 6, Raum 15. Bei gutem Wetter verlagern wir das ganze in den Hof der Mensa. Einfach eine E-Mail an praesident@esn-potsdam.de zur Kontakt­ aufnahme oder spontan zur Sitzung dazu­ stoßen. Wir suchen immer Helfer_innen! S us a n : Jede_r, der interessante Ide­ en hat, kann Veranstaltungen planen. So habe ich dieses Jahr eine ‚Tour nach Wer­ der‘ zur Baumblüte angeboten und die

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‚Gärten der Welt‘ in Marzahn besucht. St e fa n : Bei uns kann man auch Erfahrungen in den unterschiedlichsten Arbeitsbereichen sammeln, wie etwa der Öffentlichkeitsarbeit, Sponsoring oder dem Party-Planen in der Party-AG. Auch im IT-Bereich gibt es Möglichkeiten, z.B. bei der Betreuung unserer Website und des Facebook-Profils. Es gibt viel Raum für eigene Ideen und Kreativität, so hat ein Mitglied etwa eine iPhone-App pro­ grammiert! So etwas kann man gut für den späteren Lebenslauf benutzen. sp e a k U P : Was ist das Witzigste, Erkenntnisreichste oder einfach Schönste was euch bisher bei eurer Arbeit beim ESN passiert ist? S us a n : Für mich persönlich konnte ich auf jeden Fall schon feststellen, dass die Pünktlichkeit und das Verständnis darüber von Nation zu Nation sehr vari­ ieren, das muss man bei Veranstaltungen immer einplanen! St e fa n : Es immer wieder schön, die frohen Gesichter der Studierenden am ersten Tag zu sehen, wenn sie ihre „Welcome-Tasche“ ausgehändigt bekom­ men und ganz aufgeregt scheinen. Ich bin außerdem stolz auf die Mitglieder des ESN, die so kreativ sind und für das Team arbeiten. Die Arbeit wird nie Routine,

obwohl ich mir das nach einem stressi­ gen Tag auch schon manchmal wünschen würde. sp e a k U P : Schon seit 2000 gibt es euch als studentische Organisation an der Universität Potsdam, seit 2005 erst seid ihr Mitglied des ESN. Was sind eure Ziele und Wünsche für das Netzwerk in den nächsten Jahren? St e fa n : Obwohl wir erst seit 2005 im Netzwerk des ESN sind, haben wir uns sehr stark eingebracht und so etwa die lo­ kale Plattform, auf der sich die einzelnen Glieder des Verbundes in Deutschland treffen, schon vier Mal ausgerichtet. Die­ ses starke Engagement wollen wir auch in Zukunft weiterführen. Gerne würden wir uns auch stärker mit anderen stu­ dentischen Vereinen vernetzen und die Verbindung zwischen den Buddies als eh­ renamtliche Helfer_innen und den Aus­ tauschstudierenden stärken. S us a n : Wir sind eine der wenigen Sektionen, die so viele unterschiedliche und zahlreiche und vor allem kulturelle Veranstaltungen anbieten und das sollten wir unbedingt beibehalten. Mit einer aufkeimenden Geschäftigkeit in der Cafeteria, vielleicht sogar herbeigeführt vom ansteckenden Tatendrang der beiden Mitglieder, und einem inzwischen von dem morgendlichen Dunstwolken befreiten Himmel, bedankt sich die Redakteurin für das Interview und wünscht im Namen der Redaktion noch viel Erfolg. Mehr Infos: potsdam.esngermany.org Stefan und Susan vom ESN in Potsdam

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P ot s d a m s s c h ö n st e Forschungsseiten Am Samstag, den 8. Juni 2013, fand in Potsdam die Auftaktveranstaltung „Tausend Fragen, eine Stadt“ zur am selben Tag stattfindenden „L angen Nacht der Wissenschaften“ statt. So erwartete alle Besucher_innen von 11 bis 18 Uhr ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm, das Entdeckungsfreude wecken sollte. Wie kam der Potsdamer Tag der Wissenschaften an und welche Fragen warf die Veranstaltung auf?

Von Fa b i a n L a m st e r . Während ich am 8. Juni an der Lin­ denallee in Potsdam aus dem Auto steige, nehme ich, aufgrund des Platzregens, der Potsdam am Morgen überraschte, den Geruch der Natur wahr. In der Nähe läuft Rockmusik und ein paar Meter vor mir kämpfen einige Leute mit dem Aufbau ei­

ner Hüpfburg, während im Hintergrund das Haus 11 und der historische Bogen am Neuen Palais die ersten Sonnenstrah­ len willkommen heißen. Laute Musik? Hüpfburg? An der Uni? Exakt. Die Universität putzt sich her­ aus für den Potsdamer Tag der Wissen­ schaften und die Veranstaltung „Tausend Fragen, eine Stadt“, die in Potsdam am Neuen Markt, am Neuen Palais, dem Wissenschaftspark Golm sowie am Cam­ pus Pappelallee der Fachhochschule Pots­ dam stattfindet. Dabei steht allen Gästen ein breitgefä­

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chertes Angebot an Veranstaltungen zur Verfügung, bei dem Hochschulmitarbei­ ter_innen in Lesungen, mit Präsentatio­ nen, Live-Experimenten oder spielend ihre Gäste in die weite Welt der Wissen­ schaft entführen möchten. Egal ob die Kurzfilmhighlights der Hochschule für Film und Fernsehen, ein mittelalterli­ ches Wissenslabyrinth, das Phänomen des Speedreadings oder eine Zukunftsprog­ nose zum öffentlichen Personennahver­ kehr Potsdams im Jahr 2025: Für jede_n Teilnehmer_in ist etwas dabei. Auch die speakUP lud zu einem Mitmachexperi­ ment ein (siehe S. 28). G r o S S e s V e r a n sta l t u n g s a n g e bot, ü b e r schaubare Nachfrage

Als gegen 11 Uhr alle Veranstalter_in­ nen in froher Erwartung auf die kom­ menden sieben Stunden und dem damit verbundenen Austausch mit meist fach­ fremden Menschen sind, trudeln nach und nach am Neuen Palais die ersten Gäste ein, schauen sich um, spazieren über den Campus oder lassen sich vom Studentenwerk ein kleines Mittagessen servieren. Mit zunehmender Zeit präsentieren sich die verschiedenen wissenschaftlichen

Fachrichtungen, kommen mit Gästen ins Gespräch und versuchen sie von ihrem Studienfach, dem mühselig erarbeiteten Projekt oder einem neuartigen wissen­ schaftlichen Gedanken zu begeistern, den sie zum Beispiel in Podiumsdiskussionen mit ihnen gemeinsam erörtern. Die Teil­ nehmer_innenzahl hält sich dabei am Nachmittag in überschaubarem Rahmen. So besuchen zwar durchaus noch neue Gesichter die Veranstaltung, doch insge­ samt bleibt die Realität vielerorts hinter den Erwartungen zurück. Ta u s e n d ( o ff e n e ) F r a g e n , e i n e Sta dt

Ob sich der Gesamtaufwand für alle Beteiligten letztlich lohnte, kann jede_r für sich selbst überlegen. Es dürften je­ doch, speziell durch die Besucher_innen­ zahlen, einige interaktive Präsentationen, Live-Experimente etc. nicht in dem Aus­ maß zur Entfaltung gekommen sein, wie es bei entsprechend höheren Gästezahlen möglich gewesen wäre. So konstatiert „Tausend Fragen, eine Stadt“-Projektlei­ ter Uwe Stamnitz, dass „sich nicht alle unsere Erwartungen, insbesondere mit Blick auf die Besucherzahlen, erfüllt[en]. Hier gibt es künftig mit Sicherheit noch Potentiale, die möglicherweise über ver­

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änderte Veranstaltungszeiten auszuschöp­ fen sind.“ Vielleicht hätte die Veranstaltung hö­ here Besucherzahlen erzielt, wenn der Campus Griebnitzsee als fünfter Wissen­ schaftsstandort mit eingebunden worden wäre? So fehlte er gänzlich am Veranstal­ tungsprogramm von „1000 Fragen, eine Stadt“, obwohl Griebnitzsee durch seine Anbindung an das Zugnetz und die Nähe zu Berlin bei potenziellen Gästen hätte punkten können. Grund dafür sei laut Universitätssprecherin Birgit Mangels­ dorf, dass es „in Griebnitzsee nur sehr schwierig darstellbare und vermittelbare Forschungsprojekte“ gäbe und die „Ein­ beziehung aller Standorte einfach über unsere Kräfte hinausgeht, finanziell wie organisatorisch“. P r o A u f ta kt v e r a n sta lt u n g , ko n t r a „L ange Nacht“

Gleichermaßen bleibt hinterfragbar, weswegen Potsdam eine Auftaktveran­ staltung für die „Lange Nacht der Wis­ senschaften“ ausrichtet, aber an der abendlichen Hauptveranstaltung von den drei Campi der Universität Potsdam kein einziger teilnimmt, obwohl – das zeigt das Programm bei „1000 Fragen, eine Stadt“ – die Wissenschaft dort floriert. Eine Entscheidung pro Auftaktveran­ staltung und kontra „Lange Nacht der Wissenschaften“ begründet Universitäts­ sprecherin Mangelsdorf insofern, als dass Potsdam keine „Nachtschwärmer-Stadt“ sei und an den verschiedenen Univer­ sitätsstandorten die gastronomischen Einrichtungen, also Bars, Clubs und Re­ staurants fehlen, die man vor oder nach dem nächtlichen Abstecher zur Uni noch besuchen könnte. Darüber hinaus richte­

te sich „Tausend Fragen, eine Stadt“ spe­ ziell an junge, wissenschaftsinteressierte Menschen, die zumeist die späten Ver­ anstaltungszeiten sowie der Eintritt der „Langen Nacht der Wissenschaften“ ab­ schreckten, der bei 13 Euro für das Ein­ zelticket bzw. 25 Euro pro Familienticket lag: „Unser Publikum ist ein Familienpublikum. Gerade für die Familien mit kleinen Kindern war die Veranstaltungs­ zeit ein Problem, da ihnen nur ein relati­ ve kurzes Zeitfenster für den Besuch der Einzelveranstaltungen blieb“, so Univer­ sitätssprecherin Mangelsdorf. Da zudem in den letzten Jahren bei der „Langen Nacht der Wissenschaften“ die Besucher_innenzahlen aus Berlin hinter den Erwartungen zurückblieben, habe man lieber eine kostenfreie Auftaktver­ anstaltung organisiert, „die den Bedürf­ nissen unseres Publikums besser gerecht wird und einen weitaus größeren Über­ blick über die Vielfalt von Forschung und Lehre im Land Brandenburg gewährt.“ Dass sich „Tausend Fragen, eine Stadt“ trotz aller Bemühungen, Überlegungen und Planungen nur einer geringen Besu­ cher_innennachfrage erfreute, verdeut­ licht, wie schwierig es ist, Wissenschaft und Forschung in Brandenburgs Landes­ hauptstadt an das Publikum zu bringen. So bleibt zu hoffen, dass die Veranstalter_ innen von „Tausend Fragen, eine Stadt“ insgesamt die richtigen Konsequenzen aus der diesjährigen Auftaktveranstaltung ziehen, damit Potsdams Wissenschafts­ standorte im nächsten Jahr mehr Gäste begrüßen und wissenschaftliche Projek­ te und Engagements besser zur Geltung kommen können, als das in diesem Jahr der Fall war. Denn Hüpfburgen und Live­ musik reichen eben nicht, um Studienwie Forschungsinteressierte und Familien am Wochenende an Potsdams Wissen­ schaftsstandorte zu locken.

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sp e a k U P g a n z individuell Bei „Tausend Fragen, eine Stadt“ hat auch die speakUP zum Mitmachexperiment eingel aden: Wir zeigten, dass es heutzutage dank modernster Technik nur noch fünf Minuten dauert, ein ansehnliches Cover zu gestalten. Natürlich dauert es bei der richtigen speakUP ein bisschen l änger ‒ aber auch unsere spontanen Titelbl ätter l assen sich sehen, oder?

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Da n k e , St u w e ! Wir machen für dich die speakUP mit viel Liebe, Ausdauer – und natürlich ehrenamtlich. Doch unsere Arbeit macht man uns manchmal nicht leicht: Jenseits der Bibliotheken hat uns die Uni nicht erl aubt, euch unser Heft in eigenen Aufstellern zu präsentieren. Dass es die einzige studentische Uni-Zeitschrift nicht an der Uni geben soll, fand das Studentenwerk genauso blöd wie wir – und hat uns in Zeiten gröSSter Not unkompliziert geholfen. Danke, Stuwe!

Von Denis Newiak. Seit drei Jahren versorgt Dich Dei­ ne speakUP mit regelmäßigen Updates rund um Politik, Leben und Kultur in der Universitätsstadt Potsdam: Einmal im Quartal, immer zu Beginn und zum Ende des Semesters, gibt es das neue Heft mit bis zu 5.000 Exemplaren und zwischen­ durch bringen wir dich im Internet unter speakup.to und per SMS auf den neuesten Stand (siehe S. 2). Die ganze Arbeit ne­ ben Studium und Job wäre vertane Mühe, würdet ihr unsere Zeitschrift nicht lesen. Dass Du nun unser Heft in den Händen hältst und diese Zeilen lesen kannst, zeigt, dass Du uns irgendwie gefunden haben

musst, z.B. in deinem Briefkasten, in ei­ ner Bibliothek – oder vielleicht in einem Aufsteller in den Mensen und Cafeterien des Studentenwerks Potsdams. Doch bis vor Kurzem wäre das noch nicht so einfach gewesen: Immer wieder haben wir uns bei der Universitätslei­ tung darum bemüht, die Genehmigung zu erhalten, in den Fluren der Uni eige­ ne Aufsteller positionieren zu dürfen, wo ihr euch nach Bedarf das neueste Heft herausgreifen (und für die Zweitnutzung auch gern wieder zurücklegen) könnt. Was für uns als unabhängige studenti­ sche Uni-Zeitschrift selbstverständlich erschien, stellte sich aber als schwierig heraus: Das Kanzlerbüro untersagte uns im Oktober 2012 schlicht, die Aufsteller zu installieren. Die Begründung: „Wenn Ihnen, müssen wir auch anderen Ange­ hörigen der Hochschule solches ermögli­

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chen“ – Basta! Komisch nur, dass die Uni­ versitätsleitung seit Jahren kein Problem damit hat, dem kommerziellen „Hoch­ schulanzeiger“ der Frankfurter Allgemei­ nen Zeitung oder der Unicum eine reprä­ sentative Bühne zu bieten. Doch die von Potsdamer Studis zu Potsdamer Themen gemachte Zeitschrift musste draußen blei­ ben – wahrscheinlich, weil sie die Gebüh­ ren nicht bezahlen könnte, die von ande­ ren leichter eingezogen werden können. Manche_r könnte böswilliger Weise fast glauben, eine starke studentische Stimme, die nicht nur Erfolge propagiert sondern auch kritisch hinterfragt, wäre auf den Fluren der Universität unerwünscht. Das war, ehrlich gesagt, ganz schön frustrierend. Doch natürlich haben wir uns damit nicht geschlagen gegeben und nach anderen Möglichkeiten gesucht. Rechtlich gesehen verfügt die Universi­ tätsleitung nicht über alle Räumlichkeiten an der Universität: In den Cafeterien und Mensen ist das Studentenwerk Potsdam die Herrin im Haus. Als Anstalt des öf­ fentlichen Rechts ist es dem Gemeinwohl und damit in diesem Falle vor allem dem Wohl der Studierenden verpflichtet. Wie wohl auch die Universitätsleitung be­ kommt auch das Studentenwerk regel­ mäßig Anfragen für Werbung und Auf­

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steller. Verständlicherweise bleibt da das Studentenwerk knallhart: Während uns in den Fluren der Universität bereits an jeder zweiten Ecke scheinbar glückliche Grinsebacken von bunten Plakaten entge­ genspringen, ist das Studentenwerk hart geblieben. Auch Werbeaufsteller findet man in den Mensen und Cafeterien ver­ geblich, denn in den zu Spitzenzeiten oh­ nehin reichlich gefüllten Sälen wären sie nur unnötiges Risiko. Doch als wir der Leiterin des Studen­ tenwerks, Frau Karin Bänsch, von unse­ rer misslichen Lage berichteten, musste sie nicht lange überlegen und räumte uns kurzerhand eine Sondergenehmigung ein: In jeder Mensa und jeder Cafeteria dürfen wir uns nun den Studierenden un­ aufdringlich präsentieren und zum Lesen einladen. Dass wir bereits eine Woche nach Beginn unserer Testphase mit dem Verteilen kaum hinterherkamen, bestätigt uns, dass vielen von euch unsere Arbeit gefällt. So motiviert ihr uns, noch mehr nachzufragen, noch kritischer zu sein und noch spannendere und erheiternde Ge­ schichte aus der Unistadt Potsdam her­ auszuholen. Deswegen: Danke an Dich, dass du uns liest – und danke Studentenwerk, dass es Dich gibt!

Schau Dir an, wie es uns Spaß Schnapp dir Deine speakUP, z.B. in der gemacht hat, die Aufsteller Cafeteria am Neuen Palais, in der Mensa unter die Studis zu bringen. oder Café Bohne am Campus Griebnitzsee speakUP N r .im 14


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Warum gendern? Eine St e l lu n g n a h m e Das Thema Gendern ist aktueller denn je. Oft werden wir von Diskussionen gestreift und es begegnet uns täglich in unterschiedlichen Formen in Texten. Die oder der Einzelne fragt sich: Wieso gibt es verschiedene Formen? Was haben diese mit der aktuellen GenderDebatte zu tun? Und warum soll ich als Einzelne_r gendern?

Von Lu i s a wirth. Gendern ist in unserer Gesellschaft umstritten: Viele fragen sich, welcher Sinn dahinter steckt, empfinden es als störend und umständlich oder halten es gar für überflüssig. Manche verstehen nicht, warum es für so wichtig erachtet wird, die richtige Gender-Form in Texten konsequent anzuwenden. Was soll die Änderung bestimmter Formulierungen in Form von ein paar Satzzeichen bewir­ ken? Wieso soll jede_r nicht „Studentin­ nen und Studenten“ schreiben? Was ist der entscheidende Unterschied zwischen „Student/innen“ und „Student_innen“?

Und welchen Sinn ergibt es, dass nun jede wissenschaftliche Arbeit gegendert sein muss, wo diese vielleicht nie veröffent­ licht wird? Unsere Sprache ist meist nur männ­ lich (bestes Beispiel: das kleine Wört­ chen „man“… warum wird nicht ebenso „frau“ verwendet?), dadurch wird die männliche Form als normal und reprä­ sentativ wahrgenommen. Dies reflektiert ein ungerechtes Denken und ist ein klares Zeichen dafür, dass unsere Gesellschaft die patriarchialisch geprägte Sprache internalisiert hat. Dies schlägt sich z.B. im „generischen Maskulin“ (maskulines Nomen bzw. Pronomen, welches sich auf mehrere Menschen nicht bekannten Ge­ schlechts bezieht) nieder, welches jegliche Vielfalt ausschließt und so das weibliche Geschlecht und andere Geschlechter un­ sichtbar macht. Die Menschen eines Tex­

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tes werden automatisch als Män­ ner interpretiert, es entsteht ein Sprache bildet entsprechendes Bild im Kopf, das im Gedächtnis bleibt und unser n i c h t e i n fa c h Denken prägt. Es wirkt ausgren­ u n s e r e W e lt a b , zend und verfestigt bestehende sondern formt sie Denkmuster. Die Sprache spie­ e n t s c h e i d e n d m i t. gelt Denkmuster wieder, legt gesellschaftliche Bewertungen Mit dem Gebrauch offen, reproduziert und bestätigt von Sprache sie gleichzeitig. Das manifestierte bezieht jede_r alltägliche Ignorieren von Frau­ immer Position. en und anderen Geschlechtern in der Sprache erscheint vielen nor­ mal; dieser Umstand zeigt, wie sehr die Sprache durch gesellschaftliche bezeichenbar sind. Nur eine geschlechter­ gerechte Sprache macht Frauen, Männer Muster geprägt ist. und andere Geschlechter in der Sprache sichtbar und erlaubt so ein gleichwertiges G l e i c h w e rt i g e s M i t Mitdenken aller Menschen. Darum ist es denken aller Menschen wichtig, sich auf neue Formulierungen einzulassen, Alternativen zu suchen und Sprache bildet nicht einfach unsere den Umgang mit der eigenen Sprache be­ Welt ab, sondern formt sie entscheidend wusster zu gestalten – für uns als studen­ mit, argumentieren die Sprachwissen­ tische Zeitschrift ist das ein besonderes schaften. Sprache und Realität beeinflus­ Anliegen. Beginnt jede_r auf diese Weise sen sich gewissermaßen gegenseitig. Auch einseitige Assoziationsmuster aufzubre­ in der Sozialpsychologie wird erforscht, chen und neu zu gestalten, kann Sprache wie sich Sexismus in der Sprache auf die als Schlüssel für eine Änderung im ge­ soziale Wahrnehmung und das Verhalten sellschaftlichen Bewusstsein dienen bzw. auswirkt. Mit dem Gebrauch von Sprache das vorhandene Bewusstsein für die The­ bezieht jede_r immer automatisch Positi­ matik schärfen, welches althergebrachte on und prägt die weitere Kommunikation Denkmuster kritisch hinterfragt. und das Denken der Anderen. Je nachdem wie Menschen angesprochen, bezeichnet Wie gendern? oder auch sprachlich ignoriert werden, beeinflusst dies nicht nur die betroffene Person, sondern auch ihr soziales Umfeld. Es geht darum, geschlechtergerecht zu Nicht alle Menschen können oder wollen formulieren: Der Mann darf sprachlich sich in der bipolaren Geschlechterauftei­ nicht in den Vordergrund gestellt werden, lung unserer Gesellschaft wiederfinden. Frauen und andere Geschlechter müssen So leben allein in Deutschland je nach gleichberechtigt in der Sprache sichtbar Schätzung bis zu 800.000 intersexuel­ gemacht werden. Auch darf die Sprache le Menschen, die schon rein biologisch in keiner Weise sexistisch sein: Die Frau weder als „weiblich“ noch „männlich“ darf nicht als das „schwache Geschlecht“ speakUP Nr.

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dargestellt werden, der Mann nicht als das „starke Geschlecht“ und er darf nicht zur Norm werden. Tabu sind Sprachbilder, die Rollenstereotypen entsprechen sowie homophobe und heteronormative Formu­ lierungen. Ältere Formen des Genderns sind z.B. die Paarform (Studentinnen und Studenten), das Binnen-I (StudentInnen) oder das Splitting (Student/innen). Es reicht jedoch nicht, nur Frau und Mann zu nennen, da durch die aufeinanderfol­ gende Nennung von zwei Geschlechtern immer eine Ungerechtigkeit entsteht (egal in welche Richtung) und weil die Vielfalt an Geschlechtern größer ist als die Dualität von Frauen und Männern (Intersexuelle, Transgender, Transsexuel­ le, Bi-Gendered, …). Daher sind weitere Differenzierungen nötig, um an traditio­ nellen Geschlechterrollen im Denken zu rütteln und möglichst allen Menschen gerecht zu werden. Geschlechtsneutrale Formulierungen (die Studierenden, „für die Bewerbung muss ein Antrag ausge­

füllt werden“ statt „die Bewerber müssen einen Antrag ausfüllen“) sind eine Mög­ lichkeit, die Lesbarkeit von Texten zu ver­ bessern, da sie aber nicht explizit auf die Geschlechter jenseits von Frau und Mann verweisen, sollten auch andere Formulie­ rungen verwendet werden; auch wirken neutrale Formulierungen manchmal dis­ tanziert und stellen nicht die Vielfalt der Geschlechter heraus. M e h r a ls F r a u u n d M a n n

Die aktuell gebräuchlichste Form des Genderns ist die Gender Gap: Zwischen der männlichen und der weiblichen Schreibweise wird ein Unterstrich einge­ fügt (Student_innen). Existierende Ge­ schlechter, die bisher verdrängt wurden, sind sichtbar, sie haben gewissermaßen Platz in der Lücke. Ähnlich dazu ist der Gender Star: zwischen der männlichen und der weiblichen Schreibweise wird ein Stern eingefügt (Student*innen), der Stern steht, wie die Lücke bei der Gender Gap, für die Vielfalt der Geschlechter. Eine neue, kaum verbreitete Form ist das dynamische Gendern: der dynamische Unterstrich befindet sich nicht immer an der gleichen Stelle im Wort (Student_in­ nen, Stu_dentinnen, Studentin_nen, usw.) und verhindert, dass der Unterstrich wei­ terhin die maskuline Form hervorhebt. So verdeutlicht er, dass es nicht einen festen Ort gibt, an dem ein Bruch in Zweigen­ derung stattfindet. Gender Gap und Gender Star reproduzieren den Befürwortern zufolge durch ihre Position innerhalb der Nomen die geschlechtliche Binarität, tei­ len Worte genau da auf, wo das generi­ sche Maskulin aufhört und der feminine Zusatz „-in“ beginnt, so wird die Zweige­ schlechtlichkeit als stabile Größe verfes­ tigt. Um die Vielfalt der Gender(grenzen)

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abzubilden, wird daher irgendwo zufällig im Wort gegendert und nicht an einer all­ gemein definierten Position. Diese Form ist umstritten, da man sich durch die zufällige Setzung des Strichs nie an eine Form gewöhnen kann und die Lesbarkeit erheblich erschwert wird. Eine weitere, kaum verbreitete Form des Genderns ist die Ersetzung des Wor­ tes „man“. „man“ stammt vom Nomen „Mann“ ab und wird daher auch als sexistisch betrachtet. Eine Alternative ist „frau“, wobei dies wieder die Zwei­ geschlechtlichkeit untermauern würde, daher wird es in manchen Texten durch „mensch“ ersetzt. Eine Erweiterung die­ ser Maßnahme ist die Verwendung des Wortes „mensch“ auch in Formen wie „jemand“ oder „niemand“, die zu „je­ mensch“ oder „niemensch“ werden. Ein Bruch der G e wo h n h e i t

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Kompetenz für iPhone, Handy, PC und Gameplay

Unsere Leistungen

Oft wird kritisiert, dass die Genderfor­ men ungewohnt und umständlich sind, doch genau dies zeigt die Notwendigkeit des Bruchs. Alles, was neu ist, wird zu­ nächst als „unbequem“ empfunden, kann aber genau wie die jetzt vorherrschende maskulin geprägte Sprache zur Gewohn­ heit werden. Die neuen Sprachformen prägen sich ein, beeinflussen das Denken und schaffen eine Sensibilität für das Pro­ blem. Wenn konsequent gegendert wird, wird es normal, Nicht-Gendern wirkt störend; diese „Reform“ in der Sprache ist so die Behebung eines Missstandes, der sich über lange Zeit entwickelt hat. Gendern ist jedoch nicht alles: Es ist ein Ansatz, um die Sprache gerecht für Men­ schen jeglicher Geschlechter zu gestalten, um ein Umdenken zu bewirken, Bewusst­ sein zu schaffen und zu sensibilisieren.

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sommer, Sonne, Uni: Ein Kleiner R atg e b e r

Wenn die Temperaturen steigen, zieht es viele Menschen ins Freie. Auch viele Studis würden dem gerne nachgehen, müssten sie sich nicht in Seminarräume, Vorlesungssäle und Bibliotheken zwängen, in denen mit jeder Aufenthaltsminute die Hitze steigt und die Konzentration sinkt. Was also tun, wenn Lehrveranstaltungen sowie Leistungsnachweise und nicht etwa Sonne und Strand den Sommeralltag prägen? speakUP Nr.

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Von Fa b i a n L a m st e r .

E i n M u st - H av e n i c h t n u r f ü r Pa rt ys , s o n d e r n auch im Sommer: der Trinkhelm

Besonders bei hohen Temperaturen wird stets empfohlen, genügend zu trin­ ken. Das gilt selbstverständlich auch für Studis, die sich, wenn sie nicht extra ei­ nen Rucksack oder Jutebeutel mit Trink­ flasche mit sich herumtragen wollen, mithilfe eines stilsicheren Trinkhelms be­ helfen können. Der schützt einerseits den Kopf vor der Sonnenbrand- und -stichge­ fahr und versorgt euch auf Wunsch mit eurem Lieblingsgetränk, sodass Kopf und Gemüt garantiert nicht überhitzen und ihr aufgetankt im Seminarraum sitzt. Da s V e n t i l ato r e n e n s e m b l e

Ihr seid nun im Seminarraum oder Vorlesungssaal angekommen, euer Lieb­ lingsgetränk versorgt euch mit flüssiger Energie, aber dennoch sorgen Tempera­ turen weit über 30 Grad im Freien dafür, dass im Seminarraum die Luft saunareske Züge annimmt? Kein Problem. Denn egal, ob batteriebetrieben, via USB-Schnitt­ stelle angeschlossen oder per Steckdose: Wenn ihr eine Mini-Ventilatorenmauer vor, neben oder hinter euch positioniert, sorgt das nicht nur für eine berauschen­ de Akustik, sondern ebenso für eine fri­ sche Briese. Auch eure Mitstudent_innen

dürften euch für die Luftzirkulation dan­ ken. Alternativ (ganz ohne Batterien und Strom) bietet sich auch ein Fächer an, den ihr allerdings stets manuell bedienen müsst, wenn die Banknachbar_innen das nicht übernehmen möchte. Sommerbräune an der Uni? Kein Problem

Trinken gesichert und kühle Windzü­ ge umsäuseln das Haupt. Doch Sommer verbinden viele auch mit entsprechender Sommerbräune. Was also unternehmen, wenn Unisachen mich vom Sonnenbad abhalten? Entweder die Pausen zwischen den Lehrveranstaltungen dafür verwenden oder Freiblöcke dafür einplanen. Viel­ leicht verfügt der Seminarraum aber auch über verschiedene Plätze an der Sonne, an denen ihr dem gebräunten Sommerteint einen Schritt näher kommt. Gleichzeitig entlastet ihr euer Portemonnaie, da Ein­ käufe von Bräunungsmitteln und gefähr­ liche Solariumbesuche ausbleiben. Allen Sonnenbrillenträger_innen sei an dieser Stelle vor dem Dilemma gewarnt, beim Sonnenbaden das modische Gesichtsac­ cessoire abzunehmen, damit keine subop­ timale brillenförmige ungebräunte Fläche im Gesicht bleibt. Bedenkt, dass selbst bei geschlossenen Augen der exzessive Son­ nenstrahlenkonsum die Augen schädigen kann. Überlegt euch also, ob die Ästhetik oder Gesundheit bei euch eine höhere Pri­ orität genießt. Und nein, auch das sei an dieser Stelle sicherheitshalber erwähnt: Der Verzehr von Sonnenmilch führt nicht zur gewünschten Bräune. Großzügiges Einmassieren hingegen schützt vor bös­ artigen Gewebeneubildungen, ohne dass ihr auf einen sommerlichen Teint verzich­ ten müsst.

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campusLEBEN R e t t u n g a us d e r H i t z e h ö l l e B i b l i ot h e k

Wer benutzt denn heute noch Bücher?

Die Vorlesungszeit ist vorüber und ihr seid die stickigen Lehrveranstaltungslo­ cations los. Doch die Freude hält sich in Grenzen, da im Zwischensemester noch ein Hausarbeitenberg auf euch wartet. Für die meisten heißt es nun: Recher­ chieren und Bücher wälzen in der Biblio­ thek des Vertrauens. Auch dort kann die Kombination aus Sommerhitze, Geruch von alten Büchern und körpereigenen Parfums dafür sorgen, dass nicht nur eure Sinne kollabieren, sondern ihr auch viel Zeit investiert, ohne die notwendigen Er­ gebnisse aus eurer Lektüre mitzunehmen. Die Rettung liegt auf der Hand: Bücher ausleihen, Präsenzbestände kopieren und dann ab zu einem ruhigen Fleckchen, an dem ihr konzentriert arbeiten könnt.

Wem Bücher allerdings zu 1973 sind und höchstens noch als Tischunterset­ zer oder Notfall-Mauspad taugen, kann auf digitalen Pfaden seine Informatio­ nen an Land ziehen. Bekanntlich spuckt Google Lösungsmöglichkeiten zu fast allen Fragen und Problemen aus, die die Menschen beschäftigen. Doch mit wach­ sender thematischer Komplexität steigt auch die Möglichkeit, fehlerhafte Dinge in der Hausarbeit als große Nummer zu verkaufen. Zwar eine Kunst, die nicht zu unterschätzen ist, allerdings nur denjeni­ gen zu empfehlen, denen es sowieso nur um das Bestehen des Kurses und nicht um die Zahlen auf dem Papier (bzw. in PULS) oder gar so etwas wie wissenschaftlichen Anspruch geht. W ERB U NG

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campusLEBEN D e r T r a u m vo n d e r H a us arbeit am See

Egal ob analoge oder digitale Bü­ cher: Mit beiden lässt es sich unter frei­ em Himmel bei warmen Temperaturen, kühlen Getränken etc. angenehm aushal­ ten. So kann man nebenher auch prima die Natur genießen. Denn wer träumte nicht insgeheim schon einmal von einer Hausarbeit am See? Zumal ihr die direkte Abkühlung und Kreativpause mit einem Abstecher im kühlen Nass herbeiführen könnt. Dabei gilt es jedoch behutsam mit den elektronischen Haustieren umzuge­ hen, da Netbooks, Smartphones etc. auf Kriegsfuß mit Sonnenbaden (da hilft auch keine Sonnencreme), kühlen Getränken und Wasser stehen. Ganz grundsätzlich gilt dabei, dass man wohl immer einen Sonnen- oder Regenschirm einpackt. So schützt man nicht nur sich selbst, son­ dern auch das Sommerequipment vor ei­ nem unerwarteten Regenschauer, der das Schreibidyll ruinieren kann. D i e B a h n a ls O rt f ü r d i e A n f e rt i g u n g vo n L e i st u n g s n a c h w e i s e n

Kein See in der Nähe und überall nur die Sommerhitze, selbst in den eigenen vier Wänden? Dann hilft wohl nur noch eins: die Hausarbeit dort anfertigen, wo Klimaanlagen für ein unbeschwertes Ar­ beiten sorgen. Das funktioniert nicht nur prima in der Kühlwarenabteilung des örtlichen Supermarkts, sondern eben­ so in den Zügen der Deutschen Bahn. Denn speziell neuere Zugmodelle verfü­ gen (meist) über funktionierende Küh­ lungssysteme, die auch schon so manches Abteil in ein Gefrierfach verwandelten

und Fahrgäste wiederum bibbern ließen, wenn sie bei Außentemperaturen von über 30 Grad nicht zufällig eine Jacke da­ bei hatten. So könnt ihr am nächstgelegenen Bahnhof mitsamt eures Hausarbeitspakets in den Zug springen und unter angeneh­ men Temperaturen sowie Regenschutz eure Leistungsnachweise anfertigen – als Potsdamer Student_in innerhalb BerlinBrandenburgs sogar kostenfrei. S e l b sto r g a n i s at i o n u n d – m ot i vat i o n a ls S c h lü ss e l z u m E r fo lg ?

Wem das alles nicht sonderlich zusagt oder einfach nur fürchterlich erscheint, dem hilft vielleicht eine disziplinierte Tagesumstrukturierung. Heißt: Warum nicht jeden Vormittag (zum Beispiel ab 8 Uhr) etwas für die Uni erledigen, wenn die Temperaturen sich meist noch im Rahmen halten, um nachmittags bis in den Abend hinein den Sommer mit sei­ nen Vorzügen zu genießen? Das erfordert zwar eine gewisse Grundorganisiertheit sowie -motivation, erweist sich aber viel­ leicht als sinnvolle Option, wenn Univer­ pflichtungen und Freizeit in den Semes­ terferien harmonieren sollen. Stellt doch der Sommer für viele die schönste Zeit des Jahres dar, weswegen bei all den Essays, Hausarbeiten und Co. das eigene Leben mit Freund_innen und Freizeitbeschäftigungen nicht vernach­ lässigt werden sollte. Das wirkt zugleich auch als Motivation für die manchmal lästigen Univeranstaltungen und -aufga­ ben. Ansonsten helfen Trinkhüte, Ventila­ toren etc., um den Sommer, wenn schon nicht in fremden Gefilden, wenigstens an der Uni bestmöglich zu genießen.

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IM P RE S S U M sp e a k U P ist die Unabhängige Studierendenzeitschrift an der Universität Potsdam. Sie erscheint als Heft quartalsweise und im Internet unregelmäßig. Kostenlos.

Herausgegeben von der Redaktion der sp e a k U P : Sarah Emminghaus, Fabian Lamster, Souher Nassabieh, Katja Rink, Nathalie Wiechers, Luisa Wirth, Christoph Freytag, Denis Newiak. Satz: Christoph Freytag, Denis Newiak. Layout: Denis Newiak. Verantwortlich für dieses Ausgabe ist die Chefredaktion: Denis Newiak (C.v.D.), Christoph Freytag (V.i.S.d.P.). Bilder: Seite 1 & 5: Christoph Freytag, Sei­ te 7: Christian Schwier – fotolia.com, Seite 14: rotschwarzdesign – fotolia.com, Seite 18: deviantART – fotolia.com, Seite 20, 23 & 24: Privat, Seite 26: Fabian Lamster, Sei­ te 28, 29 & 31: Denis Newiak, Seite 34: WoGi – Fotolia.com, Seite 36: termin1983 – fotolia.com, Seite 42: saschi79 – fotolia. com. Kontakt: sp e a k U P , Postfach 800150, 14427 Potsdam. redaktion@speakup.to.

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Auflage: 4.000 Exemplare (1. Auflage) Druck: diedruckerei.de. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 24. Juni 2013. Die nächste sp e a k U P erscheint voraus­ sichtlich am 21. Oktober 2013. Diese Ausgabe wurde freundlicherweise unterstützt von der AG Studiumplus, der Universität Potsdam und dem Studentenwerk Potsdam. Die sp e a k U P bedankt sich ganz herzlich bei allen Unterstützer_innen!

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U n s e r U NI v e r su m : D i e St u d e n t e nVerbindung

Ein Degenschnitt hinterl ässt eine Narbe im Gesicht. Damit sie ein Leben l ang bleibt, wird sie mit Dreck beschmiert. Es klingt nach einer Szene aus einem guten Thriller, ist aber leider schlechte Realität. In einigen Burschenschaften gehört dieses Zeichen der Zugehörigkeit zum Aufnahmeritual, ob man will oder nicht. Willkommen in ihrer Welt. Folge 4 der Kolumne „Unser Universum“. speakUP Nr.

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Kolumne Von K a tj a R i n k . Meine Mitbewohnerin und ich zogen vor drei Jahren nach Berlin. Am Tag des Umzugs lernte ich einen ihrer Kommilito­ nen kennen, der uns half, unsere Möbel und Kisten in den zweiten Stock eines Altbaus zu schleppen. Im Laufe des nächs­ ten Jahr verlief sich der Kontakt. Nichts­ destotrotz kamen meine Mitbewohnerin und ich, in Erinnerungen an die ersten Monate in Berlin schwelgend, wieder auf ihn zu sprechen. Er war verschwunden. Er erschien nicht mehr zu den Seminaren und auch die anderen Studierenden aus seinem Jahrgang wussten nichts mehr von ihm. Etwa ein halbes Jahr vor seinem Ver­ schwinden war er in eine Studentenver­ bindung eingetreten. Sein Fall kam mir ins Gedächtnis, als ich vor gut zwei Wochen einen Artikel auf der Website der „Süddeutschen Zeitung“ las: An mehreren US-amerikanischen Universitäten war es zu Protesten wegen Diskriminierung gegenüber Minderhei­ ten, vermehrter sexueller Belästigungen und tatsächlicher Vergewaltigungen ge­ kommen. Und diese Phänomene wurden vermehrt im Zusammenhang mit den dort ansässigen Studentenverbindungen, den „Fraternities“, beobachtet. Es stimmt: An vielen Studenten­ verbindungen kann man überhaupt nichts kritisieren und alle haben durch­ aus ihre Vorteile: Der hohe VitaminB(eziehungen)-Gehalt kann während des Studiums und auch darüber hinaus sehr nützlich sein. Das Netzwerk, welches man sich schon früh aufbauen kann, ermög­ licht einem nach dem Abschluss Zugang

zu begehrten Doktorand_innenstellen oder diversen, gut bezahlten Arbeitsplät­ zen. Darüber hinaus bietet die Studenten­ verbindung ihren Mitgliedern Integrati­ on und Rückhalt. Sie ist ein Ankerpunkt für Studierende auf der Suche nach An­ schluss. Nicht zuletzt locken viele Studen­ tenverbindungen in ihren Domizilen mit Unterkunft zu Spottpreisen – kaum ver­ wunderlich, dass sich gerade in Städten mit Mangel an bezahlbarem Wohnraum und wenig Studierendenwohnheimen die Burschenschaften besonderer Beliebtheit erfreuen. Auch manchen Eltern gefällt die Idee, ihre Kinder kostengünstig unter­ bringen zu können und sie zugleich in ei­ ner Gemeinschaft aufgehoben zu wissen. Doch nicht alle Studierenden können einfach Mitglied der Verbindungen wer­ den: Einige Studentenverbindungen nei­ gen dazu, ihre Mitglieder nach strikten und polarisierenden Aufnahmekriterien auszuwählen. Ein Artikel der „Zeit“ be­ richtete kürzlich, dass in einer Münchner Burschenschaft über einen Antrag zum Ausschluss ausländischer Studierender abgestimmt wurde. Zum Glück ohne Mehrheit. Ironischerweise wird in den Grundsätzen eben jener Burschenschaft das Wort Freiheit glatte elf Mal erwähnt und die Gleichberechtigung aller Bürger_ innen ungeachtet der Staatsangehörigkeit ist dort unter dem Begriff der „politischen Freiheit“ festgeschrieben. Aber auch ein jahrelanger Streit in der Deutschen Burschenschaft um den so bezeichneten „Ariernachweis“, der eine Auswahl und Einteilung der Mitglieder nach „deut­ scher“, „abendländisch-europäischer“ und „nicht-abendländisch-europäischer“ Abstammung vorsieht, zeigt das zuneh­ mende Ausmaß der Radikalisierung. Laut dem Dachverband wurde über diesen Punkt noch nicht abgestimmt und die Festlegung der Aufnahmekriterien liegt

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Zu d e n h a r m l o s e r e n Au f n a h m e r i t u a l e n gehört das Wettbiertrinken oder d a s Du e l l m i t S ä b e l n oder Degen. Manche m ü ss e n O m e l e t t m i t E r b r o c h e n e m e ss e n . nun bei jeder Burschenschaft selbst. Doch wie man am Münchner Beispiel sieht, scheinen sich die einzelnen Verbindungen den Antrag sehr zu Herzen genommen zu haben. Hat man dann, nach dem Wechsel der Staatsangehörigkeit und dem Rasieren des Schädels, endlich alle Vorbedingun­ gen für einen Beitritt erfüllt, so erwartet einen schon die nächste Grausamkeit: Das Aufnahmeritual. Zu den harmlose­ ren Aufgaben gehört das Wettbiertrinken oder das Duell mit Säbeln oder Degen, die sogenannte Mensur. Die Erniedri­ gung ist nicht mehr steigerbar, wenn man gezwungen wird, Omelett mit Erbroche­ nem zu essen, um seine Selbstaufgabe für

die Verbindung zu demonst­ rieren. Und was die Mehrzahl an sexuellen Belästigungen und Vergewaltigungen angeht, so sind an den US-amerika­ nischen Unis die Partys der „Fraternities“ Schauplatz hierfür. Auslöser könnte der übermäßige Alkoholkon­ sum auf eben jenen Events sein, der übrigens auch kei­ ne Grenzen des Alters und der Legalität kennt. Oder aber das häufig völlig veral­ tete und noch aus Reichszeiten übernom­ mene Frauenbild, welches in vielen Fällen den Zugang von Frauen zu den Burschen­ schaftshäusern per Satzung verbietet und sie von genannten Veranstaltungen aus­ schließt, spielt hierbei eine Rolle. Ich könnte mich jetzt auch noch darü­ ber auslassen, dass ich mich als Frau un­ gerecht behandelt fühle, da ich von den Burschenschaften ausgeschlossen werde. Aber ich sollte wohl eher dankbar dafür sein, denn ich möchte nicht so enden wie der Kommilitone meiner Mitbewohnerin. Mein Gesicht soll so lange wie möglich narbenfrei bleiben.

Wir brauchen dich! D e i n e sp e a k U P h i l f t d i r , i m P o t s d a m e r C a m p u s - Ds c h u n g e l d e n Ü b e r b l i c k z u b e h a lt e n . D o c h v o n n i c h t s k o m m t n i c h t s : W i r b r a u c h e n d e i n e Sto r i e s , d e i n e K r i t i k , d e i n L o b . D a s k o s t e t d i c h g e n a us o v i e l w i e d i e s p e a kUP — k e i n e n C e n t .

Schreib uns: r e d a k t i o n @ sp e a kup. t o speakUP Nr.

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H i t z e , St r a n d und noch mehr Die Sonne l acht, der Sommer ist da. Es sind Semesterferien, wie wunderbar! Ihr wollt mehr als nur in der Sonne braten oder in der eisdiele rumhängen? Der SpeakUPTerminkalender verrät euch, wo ihr eure kostbaren freien momente zwischen hausarbeit und referat verbringen könnt.

Air, Waschhaus

Freitag, 5.7. 21.00 Uhr

Mittwoch, 10.7. 20.00 Uhr

Keller Karaoke, – Eintritt frei Nil Club

Drum Club, Mitmach-Schlaginst­ rument-Festival, Waschhaus

SAMSTAG, 6.7. 19.30 Uhr

Kino: „Die Wand“, Open Air, Waschhaus

Jetzt schlägts 30! Am Tag als Frau Meissner kam! Kabarett Obelisk

20.00 Uhr Disco Deluxe mit DJ Rik, Club Laguna

23.00 Uhr Feierstarter – die Megaparty, Waschhaus

Montag, 8.7. 18.00 Uhr Speeddating, Pub á la Pub

23.00

21.45 Uhr

23.00 DJ Rengo Party, fabrik Club

Freitag, 19.07. 19.00 Uhr

Freitag, 12.7. 20.00 Uhr Offene Wave – die 5 Rythmen, fabrik Potsdam

20.00 Uhr Impromedia, Experten vs. Impro­ theater, KuZe, Theatersaal

Samstag, 13.7. 16.00 Uhr

Smile & Burn (Musik), KuZe

21.45 Uhr Kino: „Oh Boy“, Open Air, Waschhaus

samstag, 20.7. 20.00 Uhr Sommerlochparty, Pub á la Pub

KuZe Straßenfest, KuZe

23.00 uhr

21.45 Uhr Kino: „Spring Breakers“, Open

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Flava W / Missionars (Live), Waschhaus

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3 Die Party – Spezial, Black, Party, Electro, Minimal, Techno, Waschhaus


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Band gesucht!!!, Rubys Tuesday, Waschhaus

Donnerstag, 25.07. 19.00 Uhr

sonntag, 28.7. 18.00 Uhr

Vernissage Bernd Krenkel, Malerei, Plastik, Zeichnungen, Waschhaus

Spieleabend, Pub á la Pub

Mitwoch, 7.8. 21.00 Uhr

mittwoch, 31.7. 21.45 Uhr

FAQ Filmauskennerquiz, Open Air, von Thalia Kino veranstaltet, Waschhaus

21.45 Uhr Kino: „Cloud Atlas“, Open Air, Waschhaus

freitag, 26.7. 21.45 Uhr Kino: „!No!“, Open Air, Waschhaus

samstag, 27.7. 20.00 Uhr Rock `n`Roll-Tresen, KuZe

00.00 Uhr 7 Hours, 7 Stunden Elektroni­ sches / 1 Floor, Waschhaus

Kino: „7 Psychos“, Open Air, Waschhaus

freitag, 9.8. 20.00 Uhr

Freitag, 2.8. 21.45 Uhr

Me And My Drummer, Support Jack Beaurgarde, Lindenpark, Saal

Kino: „Star Trek – Into Dark­ ness“, Open Air, Waschhaus

23.00 Uhr Flava, Hip Hop Party mit DJ Knick Neck, Waschhaus

samstag, 2.8. 23.00 Uhr

SAMSTAG, 10.8. 17.00 Uhr

Feierstarter – die Megaparty, Best of 90er, Hip Hop, Rock, Waschhaus

Sommer, Sonne, Zumba – Zumba Open Air 2013 mit Live­ musik, Lindenpark

Dienstag, 6.8. 22.00 Uhr

D i e L o c at i o n s Biosphäre Georg-Hermann-Allee 99 biosphaere-potsdam.de

Botanischer Garten

Haus der Generationen und Kulturen

Nil StudentInnenkeller

Milanhorst 9 milanhorst-potsdam.de

Am Neuen Palais 10 planet-nil.de

Maulbeerallee 2 uni-potsdam.de/ botanischergarten

Kabarett Obelisk

Pub à la Pub

Charlottenstraße 31 kabarett-potsdam.de

Breite Straße 1 pub-a-la-pub.de

Bürgerhaus am SChlaatz

Kulturhaus Babelsberg

Studentisches Kulturzentrums

Schilfhof 28 buergerhaus-schlaatz.de

Karl-Liebknecht-Straße 135 kulturhausbabelsberg.de

Hermann-Elflein-Straße 10 kuze-potsdam.de

Fabrik

Museum Fluxus+

Waschhaus

Schiffbauergasse 10 fabrik-potsdam.de

Schiffbauergasse 4F kabarett-potsdam.de

Schiffbauergasse 1 waschhaus.de

Hans-Otto-Theater

Nikolaisaal Potsdam

Schiffbauergasse 11 hansottotheater.de

Wilhelm-Staab-Straße 10-11 nikolaisaal-potsdam.de

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E-Mail an: redaktion@speakup.to

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W ERB U NG 20.30 Uhr „Los Fabulosos“, Fiestas, 2 Internationale Weltmusikbands, Lindenpark

mittwoch, 14.8. 21.45 Uhr Kino: „The Crime“, Open Air, Waschhaus

freitag, 16.8. 19.00 Uhr Vernissage Pavel Schmid „pots­ dam as a mad stop“, Museum Fluxus+

SAMSTAG, 18.8. 14.00 Uhr Thai Yoga Massage, Workshop mit Alexandra Ahammer, fabrik

Freitag, 23.8. 14.00 Uhr Josef Haydn, die Schöpfung, Oratorium für Solostimmen, Chor und Orchester, Nikolaisaal

21.45 Uhr Kino: „Lichter der Großstadt“, Open Air, Waschhaus

SAMSTAG, 24.8. 19.30 Uhr

Dominique Horwitz singt Robert Mitchum, Eine Augen zwinkernde Hommage an den singenden Hollywood-Schauspieler, Großer Saal, Nikolaisaal

SAMSTAG, 24.8. 19.30 Uhr

Im Swingfieber - Straßenfest zur Saisoneröffnung, Straßenfest, Nikolaisaal Bitte berücksichtigen: Die speakUP kann keinerlei Gewähr für die Aktualität, Kor­ rektheit, Vollständigkeit oder Qualität der hier aufgeführten Terminhinweise übernehmen. Haftungsansprüche jeglicher Art können nicht geltend gemacht werden.

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