01/2013

Page 11

Schwiegersohn in Frage kommen können soll.« Trauernde Damen nehmen einen Redner, der als (idealer) Schwiegersohn in Frage kommt, als Trauerredner ernst. Potentielle Schwiegertöchter dagegen – mögen sie noch so intelligent, hübsch und sozial kompetent sein – können (fast) alles nur falsch machen. Und vor allem eines machen sie falsch – mit Selma: »Redet wunderschön, aber leider im falschen Outfit.« Selma schließt ihre Kolumne mit den Sätzen ab: »Wir Frauen sind vielleicht nicht die Besseren. Aber gut sind wir allemal.« Wer Ohren hat, der höre! Nur: Leider läßt sich dieses Credo genausowenig verordnen oder vorschreiben wie eine Kultur der Tischsitten. Was kann ich als Mann tun, um eine Kultur zu fördern, in der es Frauen möglich ist, zu einer größeren Selbstwertschätzung zu gelangen? Ich bin (ziemlich) ratlos.

minierung von Frauen, sprechen vom »weiblichen Gesicht der Unterdrückten« und verpflichten sich zu einer »wirklichen Feinfühligkeit« im Kampf gegen das Erbe dieser Diskriminierung. Ein erstes, wichtiges (jesuitisches) Mittel in diesem Kampf sei allen männlichen Lesern ans Herz gelegt: »Wir laden alle Jesuiten [Männer] ein, mit Sorgfalt und Mut auf die Erfahrung von Frauen zu hören. Viele Frauen haben den Eindruck, von Männern einfach nicht angehört zu werden. Es gibt keinen Ersatz für solches Hinhören.« Bleibt nur noch der Appell am Ende des Manifestes: Trauerrednerinnen aller Länder, vereinigt euch!

Aber solche Ratlosigkeit ist kein Grund, sich aus der Verantwortung zu stehlen: »Wir (Männer) beanspruchen nicht, für die Frauen selbst zu sprechen. Aber wir sprechen auf dem Grund dessen, was wir von Frauen über uns selbst und unsere Beziehung zu ihnen gelernt haben.« Diese Sätze lese ich in einem Dekret, das nicht gynophile, metrosexuelle Androhybriden, sondern die Jesuiten – ein katholischer Männerorden! – bei ihrer 34. Generalkongregation (1995) verabschiedet haben. Chapeau! Die Jesuiten bekennen in diesem Dokument ihre Mitschuld an der systematischen DiskriHannes Benedetto Pircher 1971 in Meran geboren, lebt als Schauspieler, Sachbuchautor und freier Grabredner in Wien. Von 1994 bis 2001 war er Mitglied des Jesuitenordens. Als Schauspieler spielte er u. a. am Tiroler Landestheater und an der Wiener Volksoper. Info: www.hannesbenedetto.at

9


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.