Werkbrief April 2011

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Hilfe des inneren Betens diese lange Krise überwunden zu haben. Mit der Zerreißprobe meint sie Konzentrationsschwierigkeiten und Gefangensein in weltlichen Dingen.

»Mit dem inneren Beten hatte ich große Plage, weil mein Geist nicht als Herr, sondern als Sklave wirkte«. (vida 7,17) Dem inneren Beten schreibt sie die Gnade zu, diese leidvollen 18 Jahre überstanden zu haben und dass Gott sie in den rettenden Hafen hineingeholt hat. Aus dieser Erfahrung heraus beschwört sie ihre Schwestern geradezu, das innere Beten zu beginnen und es ja nicht wieder aufzugeben, komme, was da kommen mag. (s.o.) In der später verfassten Schrift Weg der Vollkommenheit kommt sie daher nochmals auf dieses Herzensanliegen zurück und präzisiert ihr Verständnis des inneren Betens. Es geht ihr um das wortlose, meditative Verweilen in der Gegenwart Gottes, um die liebende innere Aufmerksamkeit, die den ganzen Alltag durchdringt. Das Gebet, das sie das mündliche nennt, zum Beispiel das Stundengebet oder das Vater unser will sie damit nicht auf eine niedrigere Gebetsstufe stellen. Das mündliche Gebet wird für sie zum inneren Beten, wenn wir »bedenken und verstehen, was wir da sagen, mit wem wir sprechen und wer wir sind« (Weg der Vollkommenheit 41,3). Sie schärft ihren Schwestern ein, dass es … »unsere Pflicht ist, mit Achtsamkeit zu beten«.

Und es gibt nach ihrer Erfahrung dafür »keine bessere Hilfe außer dem Bemühen, mein Denken auf den gerichtet zu halten, an den ich die Worte richte.« (Weg 40,5) Beim Bewässern des inneren Gartens haben nach Teresa die Anfänger am meisten Mühe, »weil sie sich abplagen müssen, um ihre Sinne zu sammeln« (vida 11,9) Gleichzeitig hat sie für diese Geplagten auch gleich einen Trost parat: »Wer in sich diese Entschlossenheit verspürt, nein, der braucht nichts zu befürchten. Ihr geistlichen Men-

schen, es besteht kein Grund, niedergeschlagen zu sein! Wer einmal auf einer so hohen Stufe steht, wie es der Wunsch ist, allein bei Gott zu verweilen und von weltlichen Tändeleien zu lassen, für den ist das meiste geschafft.« ( vida 11,12) An die Arbeit also!

Die Zitate sind entnommen aus: Teresa von Avila: Das Buch meines Lebens (vida), Herder 2001 und Weg der Vollkommenheit, Herder 2003 15


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