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Silvester 2009


Johann Sebastian Bach (1685-1750) h-moll-Messe BWV 232 Donnerstag, 31. Dezember 2009, 19.00 Uhr Veronika Winter – Sopran Franz Vitzthum - Altus Achim Kleinlein – Tenor Tobias Scharfenberger – Bass

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Orchester St. Martin Vocalensemble Kassel Kantor Eckhard Manz – Leitung


Ablauf Kyrie 1. Kyrie 2. Christe 3. Kyrie Gloria 1. Gloria 2. Et in terra pax 3. Laudamus te 4. Gratias 5. Domine Deus 6. Qui tollis 7. Qui sedes 8. Quoniam 9. Cum Sancto Spiritu Symbolum Nicenum 1. Credo 2. Patrem 3. Et in unum 4. Et incarnatus est 5. Crucifixus 6. Et resurrexit 7. Et in spiritum 8. Confiteor 9. Et exspecto Sanctus 1. Sanctus Osanna, Benedictus, Agnus Dei et Dona nobis pacem 1. Osanna 2. Benedictus 3. Osanna 4. Agnus Dei 5. Dona nobis pacem 3


Kyrie

Kyrie

1. Kyrie Kyrie eleison.

Herr, erbarme dich.

2. Christe Christe eleison.

Christus, erbarme dich.

3. Kyrie Kyrie eleison.

Herr, erbarme dich.

Gloria

Gloria

1.Gloria Gloria in excelsis Deo.

Ehre sei Gott in der HĂśhe.

2. Et in terra pax Et in terra pax hominibus bonae voluntatis. 3. Laudamus te Laudamus te. Benedicimus te. Adoramus te. Glorificamus te. 4. Gratias Gratias agimus tibi propter magnam gloriam tuam.

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Und auf Erden Friede den Menschen, die guten Willens sind.

Wir loben Dich. Wir preisen Dich. Wir beten Dich an. Wir verherrlichen Dich.

Wir sagen Dir Dank ob Deiner groĂ&#x;en Herrlichkeit.


5. Domine Deus Domine Deus, rex coelestis, Deus Pater omnipotens. Domine Fili unigenite, Jesu Christe altissime. Agnus Dei, filius Patris,

6. Qui tollis qui tollis peccata mundi, miserere nobis, suscipe deprecationem nostram.

7. Qui sedes Qui sedes ad dexteram patris, miserere nobis. 8. Quoniam Quoniam tu solus sanctus, tu solus Dominus, tu solus altissimus, Jesu Christe. 9. Cum Sancto Spiritu Cum Sancto Spiritu in gloria Dei Patris. Amen.

Herr und Gott, König des Himmels, Gott, allmächtiger Vater. Herr Jesus Christus, eingeborener Sohn Allerhöchster. Lamm Gottes, Sohn des Vaters,

Du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme Dich unser, nimm unser Flehen gnädig auf.

Der du sitzest zur Rechten des Vaters, erbarme dich unser.

Denn Du allein bist der Heilige, Du allein der Herr, Du allein der Höchste, Jesus Christus,

mit dem Heiligen Geist in der Herrlichkeit des Vaters. Amen.

Symbolum Nicenum

Symbolum Nicenum

1. Credo Credo in unum Deum,

Ich glaube an den einen Gott,

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2. Patrem Patrem omnipotentem, factorem coeli et terrae, visibilium omnium et invisibilium.

den allmächtigen Vater, Schöpfer des Himmels und der Erden, aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge.

3. Et in unum Et in unum Dominum Jesum Christum, Filium Dei unigenitum. Et ex Patre natum ante omnia saecula. Deum de Deo, lumen de lumine, Deum verum de Deo vero. Per quem omnia facta sunt. Qui propter nos homines et propter nostram salutem descendit de coelis.

Und Ich glaube an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn. Er ist aus dem Vater geboren vor aller Zeit. Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gott. Durch Ihn ist alles geschaffen. für uns Menschen und um unseres Heiles willen ist Er vom Himmel herabgestiegen.

4. Et incarnatus est Et incarnatus est de Spiritu Sancto ex Maria Virgine et homo factus est.

Er hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist aus Maria, der Jungfrau, und ist Mensch geworden.

5. Crucifixus Crucifixus etiam pro nobis, sub Pontio Pilato passus et sepultus est.

Gekreuzigt wurde Er sogar für uns; unter Pontius Pilatus hat Er den Tod erlitten und ist begraben worden.


6. Et resurrexit Et resurrexit tertia die, secundum Scripturas. Et ascendit in coelum; sedet ad dexteram Patris, et iterum venturus est cum gloria judicare vivos et mortuos: cujus regni non erit finis.

Er ist auferstanden am dritten Tag gemäß der Schrift. Er ist aufgefahren in den Himmel und sitzet zur Rechten des Vaters, Er wird wiederkommen in Herrlichkeit, Gericht zu halten über Lebende und Tote, und seines Reiches wird kein Ende sein.

7. Et in Spiritum Et in Spiritum Sanctum Dominum et vivificantem: Qui ex Patre Filioque procedit. Qui cum Patre et Filio simul adoratur, qui locutus est per Prophetas.

Und an den Heiligen Geist, den Herrn und Lebensspender, der vom Vater und dem Sohne ausgeht. Er wird mit dem Vater und Sohne zugleich angebetet, Er hat gesprochen durch die Propheten.

8. Confiteor Confiteor unam baptisma in remissionem peccatorum, Et unam sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam. 9. Et exspecto et exspecto resurrectionem mortuorum et vitam venturi saeculi. Amen.

Ich bekenne die eine Taufe zur Vergebung der Sünden, und die eine heilige, christliche und apostolische Kirche

und ich warte auf die Auferstehung der Toten und das Leben der zukünftigen Welt. Amen.

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Sanctus

Sanctus

Sanctus, sanctus, sanctus, Dominus Deus Sabaoth. Pleni sunt coeli et terra gloria eius.

Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott der Heerscharen. Himmel und Erde sind erfüllt von Deiner Herrlichkeit.

Osanna, Benedictus, Agnus Dei et Dona nobis pacem 1. Osanna Osanna in excelsis.

Hosanna in der Höhe.

2. Benedictus Benedictus qui venit in nomine Domini.

Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.

3. Osanna Osanna in excelsis.

Hosanna in der Höhe.

Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt erbarme Dich unser. Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt erbarme Dich unser,

4. Agnus Dei Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, miserere nobis. Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, miserere nobis, 5. Dona nobis pacem Dona nobis pacem.

gib uns Frieden.

Johann Sebastian Bachs h-moll-Messe – ein Vermächtnis Im Jahr 1818 – 68 Jahre nach Bachs Tod – erschien in der im deutschen Sprachraum führenden Musikzeitschrift, der Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung, eine überschwänglich formulierte Anzeige: „Ankündigung des größten musikalischen Kunstwerks aller Zeiten und Völker. Der über alle Vergleichung große Johann Sebastian Bach hat nun in unserem Zeitalter eine Anerkennung gefunden, die 8


es möglich macht, zur Herausgabe desjenigen Werks zu schreiten, das schon an Inhalt und Umfang, überhaupt aber an Größe des Styls, Reichthum der Erfindung, seine bisher gedruckten noch ebenso weit übertrifft, als diese, abgesehen von Zeitgeschmack und Zufälligkeit der Kunstformen, diejenigen aller anderen Componisten übertreffen. Es sind dies eine Fünfstimmige Missa mit vollem Orchester, wovon ich das Autographum aus dem Nachlasse seines Sohnes, C.P.E. Bach..., vormals angekauft habe.“ Der Autor dieses Subskriptionsaufrufs war der Zürcher Verleger und Musikschriftsteller Hans Georg Nägeli (1773-1836), der als Pädagoge im Geiste Pestalozzis zu den Begründern des bürgerlich organisierten, volkstümlichen Chorgesangs zählte. Nicht nur, dass Nägeli mit seiner Anzeige für den geplanten Erstdruck eines Werkes warb, dessen Bedeutung allenfalls in Fachkreisen geahnt wurde, auch wenn es bereits 1786 unter der Leitung von Carl Philipp Emanuel Bach eine auf das Symbolum Nicenum beschränkte Teilaufführung des Werkes gegeben hatte. Nägelis Aufruf aus dem Jahr 1818 pries Bachs h-moll-Messe überdies mit Superlativen zu einem Zeitpunkt, da Beethoven im Zenit seines Schaffens stand und sich in Konzertleben und Musikpublizistik die Kanonisierung der Trias Haydn-Mozart-Beethoven als klassischer Höhepunkt der Musikgeschichte etablierte. Deshalb war das Wort vom „größten musikalischen Kunstwerk aller Zeiten und Völker“ durchaus gewagt. Es lohnt, einen abschweifenden Blick auf Nägeli zu werfen. Einen Eingang in die Fachliteratur fand nämlich nicht nur sein Engagement für Bach, sondern auch seine harsche Kritik an Mozart. Nägeli tadelte Mozart mit Einwänden, die dem damals wie heute weit verbreiteten klassizistischen Mozartbild gänzlich widersprechen. Anders als Bach schrieb er Mozart keine „Größe des Styls“ zu, er glaubte in dessen Musik vielmehr einen „Stylunfug“, ja eine „widerwärtige Styllosigkeit“ zu erkennen: „Gefühlsheld und Phantasieheld in gleichem Maaße, voll Drang und Kraft, erscheint er [Mozart] in vielen seiner Compositionen augenblicklich – um mich bildlich auszudrücken – als Schäfer und Krieger, als Schmeichler und Stürmer; weiche Melodien wechseln häufig mit scharfem, schneidendem Tonspiel, Anmuth der Bewegung mit Ungestüm. Groß war sein Genie, aber eben so groß sein Geniefehler, durch Contraste zu wirken.“ Mehr als hundertfünfzig Jahre später sollte Nikolaus Harnoncourt Nägelis Verdikt als ein „klassisches Beispiel einer Ablehnung, die auf Verständnis beruht“, bezeichnen, die Formulierungen aufgreifen und ins Positive wenden, um die eigenen Mozart-Interpretationen zu stützen. Gleichwohl bleibt festzuhalten, dass Nägelis Kritik an Mozart eine Kehrseite seines Bach-Enthusiasmus bildete. Doch zurück zur h-moll-Messe. Nägelis für 1818 angekündigte Druckausgabe ließ fünfzehn Jahre auf sich warten. 1833 erschien im Doppelverlag Nägeli/Simrock die erste Lieferung der Messe mit den Sätzen Kyrie und Gloria. Die zweite Lieferung mit den übrigen Sätzen kam 1845 heraus – 95 Jahre nach Bachs und neun Jahre nach Nägelis Tod – und trug die Bezeichnung Die hohe Messe / in H-Moll, unter der sich das Werk weitgehend durchsetzte. Die erste vollständige Aufführung fand 1856 in Frankfurt am Main durch den dortigen Cäcilienverein statt, und obwohl das Werk im 19. Jahrhundert vergleichsweise selten zu hören war, bestimmte ein Nachhall von Nägelis Superlativen die Einschätzung in der damaligen Bach-Biographik, etwa bei Philipp Spitta: „Von Bachs Compositionen könnte alles verloren gehen, die H moll-Messe allein würde bis in unabsehbare Zeit von diesem Künstler zeugen, wie mit der Kraft einer göttlichen Offenbarung.“ Im 20. Jahrhundert rückte dann die Bachforschung das einheitliche Bild des zeitlosen Kunstwerks in 9


ein neues Licht. Dies betraf sowohl die Datierung als auch den Nachweis von Parodien (darunter versteht man in der musikalischen Terminologie keine humoristische Überzeichnung, sondern die umformende Nachbildung einer Musik in einem anderen Werk). Wie Papier- und Schriftanalysen gezeigt haben, umfasst die autographe Partitur, in der ein Gesamttitel für das Werk fehlt, Niederschriften aus den getrennten Phasen 1733 und 1748 bis 1749. Der erste Hauptteil Missa stammt aus dem Jahr 1733; mit dieser Kyrie-Gloria-Messe hatte sich Bach 1733 beim katholischen Hof in Dresden um den Titel eines sächsischen Hofkomponisten beworben. Die übrigen Werkteile wurden 1748 und 1749 niedergeschrieben, gehen aber zum Großteil auf ältere Kompositionen Bachs zurück. Das Sanctus (Teil 3) war bereits im Weihnachtsgottesdienst 1724 aufgeführt worden. Mehrere Sätze des Symbolum Nicenum (Teil 2) sowie sämtliche Musiken des vierten Teils – Osanna bis Dona nobis pacem – sind Parodien von Kantatensätzen, die seit 1714 entstanden waren. Bachs ausgedehntes Parodieverfahren schmälert den Rang der h-moll-Messe keineswegs. Im Gegenteil, es kann sogar die Bewunderung für den Komponisten, der einen vollkommenen Überblick über sein Gesamtwerk gehabt haben muss, weiter verstärken. Eine bemerkenswerte Gegebenheit ist es außerdem, dass im Symbolum Nicenum der am spätesten und der am frühesten entstandene Satz der gesamten Messe ohne ästhetischen Bruch aufeinander folgen. Das neu komponierte, nachträglich eingeschobene Et incarnatus gilt in der Musikforschung als Replik auf den damals hochmodernen Stil Pergolesis und bildet die vermutlich letzte Vokalkomposition Bachs. Das Crucifixus hingegen beruht auf Bachs 35 Jahre zuvor geschriebener Chor-Chaconne „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ aus der gleichnamigen Kantate aus dem Jahr 1714. Bruchlos geschieht die Vermittlung der zeitlich durch Jahrzehnte getrennten Sätze auch deshalb, da beide von Wiederholungsmotiven bestimmt sind: einer rhythmisch ostinaten, gleichsam sprechenden Figur der Violinen im Et incarnatus und einem Lamentobass im Crucifixus. Auf die Frage, warum Bach eine Fülle von Parodien in die h-moll-Messe aufgenommen hat, gibt der Bachforscher Christoph Wolff in seiner kürzlich erschienenen Werkeinführung eine einleuchtende Antwort: „Lateinisch textierte Musik war weniger anfällig für den geschmacklichen und stilistischen Wandel, dem die deutsche Kantatendichtung unterworfen war und den Bach im Verlaufe seines Berufslebens selbst hat beobachten können. Unter diesem Vorzeichen erscheint es auch plausibel, wenn Bach besonders herausragende Kantatensätze durch Übernahme ins lateinische Repertoire dem literarischen Geschmackswandel entziehen und damit für die Zukunft einen konfessionell uneingeschränkten Gebrauch konservieren wollte.“ Wolff schreibt hier von einem „konfessionell uneingeschränkten Gebrauch“ und löst damit ein Problem auf ökumenische Weise (was freilich im Sinne Bachs sein kann). Die Frage, für welche Konfession das Werk bestimmt gewesen war, wurde nämlich in der Musikwissenschaft oftmals kontrovers diskutiert. Sowohl für die katholische als auch für die evangelisch-lutherische Bestimmung gibt es Argumente: Für die katholische Bestimmung lässt sich etwa geltend machen, dass das Werk im Nachlassverzeichnis von Carl Philipp Emanuel Bach als die „große catholische Messe“ angeführt worden war. Für die evangelische Bestimmung spricht unter anderem ein subtiles theologisches Argument: die zentrale Stellung des Crucifixus in der axialsymmetrischen Anordnung des Symbolum Nicenum, was mit Lu10


thers Theologia Crucis korrespondiert. Die Forschung hat denn auch mehrere hypothetische Aufführungsmöglichkeiten in Kirchen beider Konfessionen erörtert. Das Spektrum der Vermutungen reicht von der Annahme einer geplanten Aufführung beim Leipziger Gottesdienst in zyklischer Aufteilung über mehrere Sonn- und Feiertage bis hin zu der überraschend anmutenden Hypothese, dass es sich um ein Auftragswerk für die „Musicalische Congregation“ in Wien gehandelt haben könnte – Bach korrespondierte 1749 mit dem mährischen Reichsgrafen Johann Adam von Questenberg, der Verbindungen mit dieser Congregation hatte, deren Mitglieder jedes Jahr am Cäcilientag im Wiener Stephansdom reich besetzte Messen aufführten. Kommen wir nochmals auf Hans Georg Nägelis Wort vom „größten musikalischen Kunstwerk aller Zeiten und Völker“ zurück. Heute ist man vorsichtig mit solchen Superlativen, weil sie immer eine Ungerechtigkeit gegenüber anderen Gipfelwerken, anderen Genies bedeuten – Nägeli setzte, wie erwähnt, denn auch Mozart herab. Nägelis Formulierungen „Größe des Styls“ und „Reichthum der Erfindung“ wird aber niemand relativieren. Mit gutem Grund könnte man freilich auch von einem „Reichtum des Stils“ sprechen. Denn zur Größe der h-moll-Messe trägt auch ihre stilistische Vielfalt bei, die Integration verschiedener Stilrichtungen und Satztechniken vom Konzertsatz des Gloria bis hin zum motettischen Satz des Gratias, von der modernen konzertanten Fuge des Et in terra pax hin zur retrospektiven Fuge des zweiten Kyrie, vom frei-expressiven Satz des Et incarnatus hin zu den Cantus-firmus-Bearbeitungen im Credo und Confiteor mitsamt ihren streng kontrapunktischen Konstruktionen, um nur einige Beispiele aus dem chorischen Bereich zu nennen. Das Werk, an dem Bach am Ende seines Lebens arbeitete, lässt sich als Summe eines Schaffens, als Quintessenz, als Vermächtnis verstehen. Christoph Wolff schreibt: „So präsentiert sich Bachs h-mollMesse, auch ohne dass es ihre primäre Zweckbestimmung gewesen wäre, als ein musikalisches Vermächtnis und trifft darin zusammen mit der 1748/49 in Druck gegebenen Kunst der Fuge. Die große Messe führt freilich mit ihrer Durchdringung von theologischer Gedankenwelt und musikalischer Materie eine zusätzliche, der Instrumentalmusik fehlende Dimension ein. Darüber hinaus bietet sie wie kein anderes Werk ein Abbild der ‚Wissenschaft‘ von der Vokalkunst in ihrer vollen Breite, ein Abbild der Einheit in der Vielfalt musikalischer Techniken, Stile, Klangfarben, Formen, Ausdrucksweisen und Wort-Ton-Beziehungen – gleichsam Bachs eigenes musikalisches Credo.“ Georg Pepl Veronika Winter wurde in Limburg an der Lahn geboren, wo sie im Domchor ihre erste musikalischsängerische Ausbildung erhielt. Nachdem sie zunächst Musikwissenschaft und Italienisch an der Universität Erlangen und Gesang bei Norma Lerer in Nürnberg studiert hatte, erhielt sie ihre umfassende sängerische Ausbildung an der Hochschule für Musik Heidelberg/Mannheim bei Eva-Maria Molnar. Weitere Studien führten sie zu Karlheinz Jarius und Barbara Schlick. Das vorrangige Interesse von Veronika Winter gilt der Interpretation Alter Musik. Auf diesem Gebiet arbeitet sie mit Ensembles wie der Rheinischen Kantorei, Musica Fiata Köln, der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Kammerchor Stuttgart, Weserrenaissance Bremen, dem Collegium Vocale Gent und Diri11


genten wie Hermann Max, Frieder Bernius, Hans-Christoph Rademann, Ludger Rémy und Philipp Herreweghe zusammen. Außerdem ist sie Mitglied des Ensembles Himlische Cantorey in Hamburg. Neben der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts bereichern zunehmend Kompositionen aus Klassik und Romantik ihr Repertoire. Auch für Konzerte mit zeitgenössischer Musik wird Veronika Winter immer wieder engagiert. Veronika Winter hat bei zahlreichen Rundfunk- und CD-Produktionen mitgewirkt und ist regelmäßig Gast bei internationalen Festivals wie etwa bei den Tagen Für Alte Musik Herne, den Berliner Bach-Tagen, dem Festival de Wallonie, dem Flandern-Festival, dem Israel-Festival Jerusalem, den Festlichen Tagen Alter Musik Knechtsteden, den Academies Musicales Saintes, dem Internationalen Bachfest Leipzig, den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci, dem Holland Festival Oude Muziek in Utrecht und dem Festival d’Art Sacré de la Ville de Paris. Franz Vitzthum erhielt seine erste stimmliche und musikalische Ausbildung bei den Regensburger Domspatzen. Im Januar 2007 schloss er sein Gesangsstudium bei Kai Wessel an der Hochschule für Musik in Köln ab. Derzeit erhält er wesentliche Impulse von Stefan Haselhoff (Basel). 1997 wurde er 1. Preisträger beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert”. 1999 erhielt er das Julius F. Neumüller-Stipendium der Stadt Regensburg, 2003 den 1. Preis der Austria Barock Akademie. Neben der Arbeit mit seinem eigenen Vokalensemble Stimmwerck erhielt er Einladungen von führenden Vokalensembles wie Singer Pur, Weser Renaissance (Manfred Cordes), Gesualdo Consort Amsterdam (Harry van der Kamp), Ensemble Daedalus (Roberto Festa) oder Cantus Cölln (Konrad Junghänel). Solistisch hat er mit Dirigenten wie Christoph Poppen, Peter Neumann oder Nicholas McGegan zusammengearbeitet. Er war zu Gast bei internationalen Festivals wie den Händel-Festspielen in Göttingen, Halle und Karlsruhe, Movimentos Wolfsburg, dem Rheingau Musikfestival, Resonanzen (Wien), La Folle Journée Nantes, The Bach Festival Philadelphia (USA) und musizierte mit Orchestern wie dem Kammerorchester Basel Barock, Concerto Köln und The English Concert. Zahlreiche Rundfunk- und CD-Aufnahmen (Carus, Aeolus, Cavalli Records, Toccata) dokumentieren seine künstlerische Arbeit. In den kommenden Jahren ist eine langfristige Zusammenarbeit mit dem Label Christophorus geplant. Achim Kleinlein wurde in Kassel geboren, erhielt bereits als Sechsjähriger Klavier- und Orgelunterricht, und schloss nach dem Abitur sein Kirchenmusikstudium in Hannover erfolgreich ab. Während seines Studiums war er über mehrere Jahre als Mitarbeiter für den Knabenchor Hannover tätig und Mitglied des Orlando di Lasso Ensembles Hannover. An der Musikhochschule Lübeck begann Kleinlein ein Gesangstudium bei den Professoren G. Binge und J. Wagner, das er mit dem Konzertexamen erfolgreich abschloss. Sein Interesse am Liedgesang führte ihn zu Dietrich Fischer-Dieskau, der ihn als Meisterschüler unterrichtete; darüberhinaus nahm er an zahlreichen Meisterkursen u.a. bei Elisabeth Schwarzkopf, 12


Bernd Weikl, Adalbert Kraus und Enrico Facini teil. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn mit Peter Kooij. Der junge Tenor avancierte schnell zu einem gefragten Interpreten der barocken Oratorienliteratur, insbesondere der Evangelistenpartien von J.S. Bach, deren Interpretation ihn in das gesamte europäische Ausland und mehrfach nach Israel führte. Kleinlein beherrscht ein breitgefächertes Repertoire, das von Monteverdi bis zur Moderne reicht, ist aber nicht nur im Oratorienfach zu Hause, sondern auch in der Oper. Er begann seine Bühnenlaufbahn am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin und den Bühnen der Hansestadt Lübeck, sang Tamino in der „Zauberflöte“, Belmonte in der „Entführung aus dem Serail“, die Titelpartie in Albert Herring oder Pierot in „Der Kaiser von Atlantis“. Der Sänger gastierte mit dem NDR-Sinfonieorchester, den Münchner Philharmonikern, dem Kgl.Concertgebouw Orchestra, den Prager Sinfonikern, dem Israel Chamber Orchestra u.v.a. Er ist regelmäßig Gast bei zahlreichen internationalen Festivals, wie dem Schleswig-Holstein Musik Festival, den Dresdner Musikfestspielen, dem Festial Mitte Europa, Wiener Klassik im Musikverein, dem Bachfest Lausanne u.v.a. Die künstlerische Vielseitigkeit des Sängers ist durch zahlreiche Rundfunk- und CD-Produktionen dokumentiert. Tobias Scharfenberger Der Bariton erhielt seine Ausbildung in Hannover und Karlsruhe bei Prof. Gerhard Faulstich und Prof. Roland Hermann. Nach Festengagements an den Opernhäusern von Bielefeld und Köln, wo er sich eine Vielzahl an Rollen des lyr. Bariton-Repertoires erarbeitete, ist er seit der Saison 2000/01 als freischaffender Opern- und Konzertsänger tätig. Gastverträge und Gastspiele führten ihn seither unter anderem an die Komische Oper Berlin, das Dortmunder Opernhaus, das Aalto-Theater Essen, das Teatro Carlo Felice, Genova und das Teatro Verdi in Padova, mehrfach zum Festival „Musik & Theater Saar“, an die Wuppertaler Bühnen, an das Musiktheater im Revier und ans Theater der Stadt Bielefeld sowie Auftritte beim Bachfest Leipzig. Der Bachwoche Ansbach oder dem Melbourne Festival. Zu seinen jüngsten Aufgaben zählen unter anderem die Titelpartie in der vom Barga-Festival und dem Düsseldorfer „altstadtherbst“ koproduzierten, vielbeachteten Vivaldi-Wiederentdeckung „Mo(n)tezuma“, die italienische Erstaufführung von Hindemiths „Neues vom Tage“ am teatro delle Muse in Ancona sowie sein Debüt bei den Schwetzinger Festspielen als Teiresias in A. Steffanis „Niobe“ unter der Leitung von Thomas Hengelbrock und die Titelpartie in Monteverdis „L’orfeo“ am Pfalztheater Kaiserslautern. Die Saison 2009/10 beinhaltet u. a. Rollen-Debuts als Don Giovanni in Mozarts gleichnamiger Oper wiederum am Pfalztheater Kaiserslautern, Stefano in der Donizetti-Oper„Viva la Mamma“ an den Vereinigten Städt. Bühnen Krefeld/Mönchengladbach und Aeneas in Purcells „Dido and Aeneas“ am Theater Gera. Tobias Scharfenberger ist Preisträger u. a. der Richard-Strauss-Gesellschaft München, des Mozartfest-Wettbewerbs Würzburg und des Bundeswettbewerbs Gesang des VdMK. Seine umfangreiche Konzerttätigkeit mit Auftritten in Australien, Israel, Russland , der Schweiz, Spanien, Italien, Tschechien und den USA führte unter anderem zur Zusammenarbeit mit so namhaften Dirigenten wie Zubin Mehta, Ivor Bolton, Reinhard Goebel, Kent Nagano, Wolfgang Sawallisch und Stefan Soltesz. 13


Eckhard Manz Eckhard Manz studierte Kirchenmusik an der Robert-Schumann- Hochschule in Düsseldorf, wo er 1991 den ersten Preis beim Hochschulwettbewerb für Orgel gewann, an der Musikhochschule Köln und der Musikhochschule Würzburg historische Tasteninstrumente, außerdem Kapellmeisterei und Chorleitung in einem Aufbaustudium bei Jörg Straube und Rainer Förster in Würzburg. Von 1995 bis 1997 war er Bezirkskantor in Schlüchtern/Hessen. 1997 führte ihn eine sechsmonatige Studienreise nach Italien. Vom 1998 bis Herbst 2006 war er Kantor der Evangelischen Kirchengemeinde Essen-Altstadt- Mitte und künstlerischer Leiter des Forums Kreuzeskirche e.V. Seit September 2006 ist er Kantor an St. Martin in Kassel und Leiter des Vocalensembles Kassel. Vocalensemble Kassel Das Vocalensemble Kassel wurde 1965 von Klaus Martin Ziegler mit dem Ziel gegründet, eine vokale Gruppe zu schaffen, die sich – neben dem klassischen Repertoire - intensiv mit den Anforderungen zeitgenössischer Vokalmusik auseinandersetzt. Dies ist in hervorragender Weise umgesetzt worden. Uraufführungen mit Werken von Dieter Schnebel, Isabell Mundry, Hans Zender und zahlreichen weiteren führenden Komponisten belegen das hohe Niveau des Ensembles. Mehrfache Einladungen zu den Tagen neuer Musik nach Donaueschingen haben das Ensemble weit über Deutschland hinaus bekannt gemacht. Im Kontext einer Einladung zur Ruhrtrienale wurden die Sängerinnen und Sänger im Oktober 2009 in über vierzig deutschen Zeitungen als „Vokalartisten“ bezeichnet. Das Vocalensemble vergibt ständig Kompositionsaufträge. Für 2010 ist in Kooperation mit dem Kammerensemble neue musik Berlin die Uraufführung eines abendfüllenden Werkes von Lucia Ronchetti geplant, 2011 liegt eine Einladung der Essener Philharmonie vor. Die Leitung hatte von 1994 an Hans Darmstadt, in dessen Zeit das Vocalensemble die Bienale „neue musik in der kirche“ wesentlich geprägt hat. Im Jahr 2006 übernahm Eckhard Manz die künstlerische Verantwortung. Damit begann eine zunehmende Differenzierung in der Besetzung der Sänger, um den variierenden Klangvorstellungen der Gegenwart einen adäquaten vokalen Partner bieten zu können. Das Vocalensemble Kassel ist eine Einrichtung der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Orchester St. Martin Das Orchester St. Martin besteht zum Großteil aus Mitgliedern des Staatsorchesters Kassel, die sich zur künstlerischen Zusammenarbeit mit den Ensembles der Martinskirche und unter der Leitung von Eckhard Manz zusammenfinden. Hierbei spielen die Musiker in den unterschiedlichsten Besetzungen, von der Realisierung neuer Musik in solistischer bis sinfonischer Musik, von der Besetzung einer Bachkantate im Kantatengottesdienst bis zum Oratorium. Das Staatsorchester Kassel kann als eines der ältesten europäischen Kulturorchester auf eine mehr als 500-jährige Geschichte zurückblicken. Namen wie Louis Spohr oder Gustav Mahler sind mit seiner reichen Tradition verbunden.

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Vorschau 2010 März 2010

Predigtreihe mit neuer Musik

21. März

Wolfgang Rihm Deus passus – Passionsstücke nach Lukas Passionsoratorium für Chor, Orchester und Solisten Kantorei St. Martin, Orchester St. Martin, Solisten, Eckhard Manz

Mai

neue musik in der Kirche Eine Veranstaltungsreihe um das Werk Wolfgang Rihms Konzerte, Gottesdienste, Podien, Akademie Kassel, St. Martin, Hofgeismar, Nordhessen Vocalensemble Kassel, Instrumentalisten, Eckhard Manz

26. Juni

Felix Mendelssohn Bartholdy Elias, op. 70 Konzert zum 50. Geburtstag der Kantorei St. Martin Kantorei St. Martin, Orchester St. Martin, Solisten, Eckhard Manz

30. Oktober

Lucia Ronchetti/Heinrich Schütz „studio di personificazione“ Uraufführung eines Kompositionsauftrags der Musik an St. Martin zu den „Exequien“ von Heinrich Schütz für Vocalensemble und Instrumentalisten Vocalensemble Kassel, Solisten, Kammerensemble neue Musik Berlin, Eckhard Manz

Advent Silvester

Johann Sebastian Bach Weihnachtsoratorium „Nun komm der Heiden Heiland“, BWV 61 Kantorei und Orchester St. Martin, Solisten, Eckhard Manz Wolfgang Amadeus Mozart „große Messe in c-moll“, KV 427 Kantorei und Orchester St. Martin, Solisten, Eckhard Manz 15


Impressum Musik an St. Martin Mauerstrasse 15 34117 Kassel 0561 2 876 013 info@musik-martinskirche.de www.musik-martinskirche.de Titelbild und Rßckseite Faksimile Johann Sebastian Bach Layout & Design w² werbung walter www.werbung-walter.de


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