Kundenzeitung Stadtwerke Wismar 4/2011

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SPEZIAL

Die Niederdeutsche Bühne – das plattdeutsche Theater in Wismar.

Die Bühne ist ihr Leben … Von Detlef Schmidt Die Niederdeutsche Bühne gehört zu Wismar und ist bei Alt wie Jung beliebt. Ist auch nicht verwunderlich, denn „plattdüütsch“ ist immer noch die beliebteste Sprache der Hansestädter, auch wenn sie mancher nicht sprechen kann – verstehen tut sie fast jeder. Hervorgegangen ist die Niederdeutsche Bühne aus dem Plattdeutschen Verein Wismar, der schon 1912 die heute noch stehende Reuter-Eiche am Reuterplatz pflanzte. Der Verein führte schon immer kleine Stücke auf. Daraus wurde die Idee geboren, die Niederdeutsche Bühne zu gründen, was am 7. September 1925 auch vollzogen wurde. Somit gehört sie zu den ältesten durchgängig existierenden Vereinen Wismars. Die erste Premiere mit „De Veschriewung“ fand im November 1925 im Stadttheater an der Mecklenburger Straße statt. Damit wurde ein Grundstein gelegt, dessen Erfolg bis heute anhält. Jede Woche gab

es eine ausverkaufte Aufführung und die Niederdeutsche Bühne hat sich auf Anhieb das Theater und das Publikum erobert. Das ist bis heute so geblieben und hat seinen Ursprung wohl auch im ehrenamtlichen Engagement der „Maaten“, wie sich „de Späler“ selbst nennen. Die Zeit des Nationalsozialismus konnte der Bühne kaum etwas anhaben – sie ließ sich vom völkischen Gedanken nicht anstecken. Gleich nach dem Krieg ging es weiter und die „Maaten“ mühten sich redlich, den Menschen mit ihrer Kunst Kraft und Abwechslung zu geben. Einen schweren Schlag erlebten die Wismarer, als das Stadttheater 1948 abbrannte. Aber an aufhören war nicht zu denken. Gespielt wurde im Hotel „Zur Sonne“, im Wallgarten oder im Schützenhaus und für das neue Theater an der Parkstraße sammelten sie alleine 40.000 DM. Die Niederdeutsche Bühne hat in den vergangenen

Jahrzehnten das Theaterleben wesentlich mitbestimmt, und das ohne Gage – alles im Ehrenamt. Das ist bis heute so geblieben und stolz sind sie darauf. Ebenso wie auf die Tatsache, dass sie zu DDR-Zeiten nahezu ideologiefrei spielen konnten. Teilnahme an den Arbeiterfestspielen konnten sie mit Qualität und Publikumsbeliebtheit erreichen, mit dem Ergebnis, dass sie drei Goldmedaillen erspielten. Die damalige Leiterin der Bühne und heutige künstlerische Leiterin, Lisa Kuß, betont stolz, dass der Bühnenname nie angetastet wurde. Es wurde gespielt und inszeniert, was möglich war, und das Publikum über Wismar hinaus war begeistert von den Stücken, aber auch von den vielen Darstellungen in der Kleinkunst. „Dat Plattdüütsche sall läben“ ist ihre Devise und die kommt an. Nach der Wende ging es mit gleichem Elan weiter und jetzt machte sich die Ehrenamtlichkeit sprichwörtlich bezahlt. „Wi harr’n vörher keen Geld un nu ok nich“, meint Lisa Kuß. Die Wismarer danken es ihrer Niederdeutschen Bühne mit vollen Häusern. Mit ihrem Stück „Een poor Pund toväl“ packen sie ein aktuelles Problem humorvoll an. Mit eben diesem Stück sind sie am 14. Januar 2012 auf der Bühne des Wismarer Theaters und ehren Schauspielerin Astrid Kuß für ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum. Dass auch die Bühne ihr nächstes Jubiläum gut erreichen wird, dafür sorgt die große begeisterte Anhängerschar. Die Stadtwerke Wismar unterstützen auch weiterhin gerne die „Maaten“ und ihre unvergesslichen Auftritte auf der Bühne und vielen kleinen und großen Begebenheiten. Sie sind ein Stück Wismar „un dorvör mögen wi se“. TREFFPUNKT | stadtwerke 4.2011

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