Stadtstreicher August 2016

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Klingt ja herrlich arrogant und schwer nach Klischee. Oder ist da was Wahres dran?

©shutterstock.com/dwphotos

Zurück in die Zukunft Seit es den Stadtstreicher gibt, drucken wir im Planer regelmäßig Konzerttermine ab, die Mike Schorler und Sven Borges zu verantworten haben. Darunter so unglaubliche Tatsachen wie „Eminem im AJZ Chemnitz“ oder „Rammstein im Kraftwerk oder „Woodstage Open Air in Glauchau“. Wenn eine Geschichte so beginnt, dann muss sie natürlich weiter erzählt werden. Wir haben uns mit Mike Schorler zum Interview getroffen.

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or etwa 20 Jahren begann ein Artikel von Tim Hofmann in der Freien Presse über Euch mit den Sätzen: „Bereicherung ist für Sven Borges und Mike Schorler das Größte überhaupt. In dicken Daimler-Benzen düsen die beiden umtriebigen Konzertveranstalter durch die sächsische Klublandschaft, um herauszufinden, für welche musikalischen Trends die Jugend ihr Geld auf den Tresen der Eintrittskassierer zu legen bereit ist. Hernach macht sich das Duo unter der Firmenbezeichnung ,In Move’ schnurstracks in die Spur, um der avisierten Zielgruppe sorgsam bereitete Leibgerichte vor die Nase zu setzten.“

„2000 zum woodstage: The Cranberries waren zwar angereist, sind dann aber nicht aufgetreten, obwohl sie zu 100 % Vorkasse bezahlt waren.“

Ich hab damals auch zuerst geschluckt, aber eigentlich stimmt es schon. Wir sind wirklich dicke Autos gefahren. Diesen „Luxus“ mussten wir uns einfach leisten, weil wir stetig unterwegs waren. Das Auto war ein Arbeitsmittel und wir wollten einfach sicher die vielen Kilometer zurücklegen… Kaum ein Wochenende zu Hause, immer irgendwo zwischen Chemnitz, Erfurt, Leipzig, Dresden, Magdeburg und Rostock auf Konzerten unterwegs, die wir organisierten. Einer von uns war meistens selbst vor Ort, um die Künstler zu betreuen. So haben wir damals unsere Kontakte aufgebaut, manche davon halten bis heute. Und habt Ihr denn auch tatsächlich immer das richtige Gespür für die musikalischen Trends gehabt, die die Jugend an die Eintrittskassen lockten? Das klappte nicht sofort… Gleich eines unserer ersten Konzerte war ein absoluter Flop, aber schon kurz darauf gelang uns ein Erfolg, mit dem wir die Schulden begleichen konnten: eine HipHop-Jam mit Kurtis Blow im Kraftwerk Chemnitz am 30.04.1994. Vielleicht war das alles gut so, denn wir haben dadurch schnell gelernt, sauber zu kalkulieren. Und wir mussten von Anfang an kreativ sein, nachdenken, wie wir uns als Konzertveranstalter weiter etablieren können. Dabei sind Projekte wie das Dark Storm, Energie & Harmonie, das Woodstage Open Air, das With Full Force oder das Greifensteine Open Air entstanden. Damals gab es in Deutschland noch nicht diese Festivalschwemme und wir konnten durch ein Alleinstellungsmerkmal punkten, da Festivals für die Künstler und deren Agenturen sehr wichtig waren. Dort bekommen Bands einen Zugang zur breiten Masse und erschließen sich neue Fangruppen. Das heißt, wir konnten dadurch gute Kontakte und Beziehungen zu vielen Agenturen aufbauen, auch wenn Festivals natürlich zugleich ein großes Risiko für den Veranstalter bedeuten. Das habt Ihr auch schmerzlich erfahren dürfen...


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