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Bildung, Beruf & Business pla
Bereiche, in denen bisher viele Adams zu finden waren, werden zunehmend von Evas erobert. Um diesen positiven Trend weiter zu fördern, gibt es den Girl’s Day an der TU Chemnitz.
Gianina Schondelmaier
MINT – so erfrischend wie es klingt, so erfrischend beleben derzeit Frauen den Teil der Lehre, der bisher hauptsächlich das männliche Geschlecht magisch anzog. MINT sind die Anfangsbuchstaben der Studienrichtungen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Man muss nicht einmal an einer Universität gewesen sein, um zu wissen, dass dies nicht die klassischen „Mädchenfächer“ sind. Laut „Studierenim-Netz“ sind sich die Geschlechter nur beim Top-1-Studienwunsch einig: BWL. Männliche Studierende wählten danach Maschinenbau und Informatik auf die Plätze 2 und 3 - weibliche hingegen Germanistik und Medizin. Programme wie die bundesweite Netzwerk-Initiative „Komm, mach MINT“ versuchen momentan, diesen Trend aufzuweichen und auch Mädchen für die klassischen Männerberufe zu begeistern. Frauen in MINT-Berufen werden laut Deutschem Gewerkschaftsbund weniger arbeitslos als ihre weiblichen Mitstreiterinnen in Nicht-MINT-Positionen. Darüberhinaus hat frau wesentlich bessere Einstiegs- und Aufstiegschancen. Also noch einmal ganz einfach ausgedrückt: Studium mit guter Aussicht! Wir haben drei Frauen getroffen, die zeigen, was man mit einem MINT-Studium erreichen kann. Was haben Airbus und eine selbstkreierte ZahnputzApp gemeinsam? Maria Feifarek! Die gebürtige Greizerin, die inzwischen in München lebt, hat 2013 an der TU Chemnitz ihr Diplom in
Angewandter Informatik abgelegt und damit den Grundstein für eine wunderbare Karriere gelegt. Der Wunsch dazu wuchs relativ spät – in der Oberstufe am Gymnasium. Bis dahin hatte Maria mit PCs sehr wenig zu tun. Sie selbst sagt, dass der einzige Nachteil als Mädchen im Studium der war, dass die Jungs schon alles konnten. Aber alles sei erlernbar, davor müsse man sich überhaupt nicht fürchten. Ihr Vorteil als Frau in einem technischen Job: ihre Soft Skills – Kreativität und Teamfähigkeit. Genau das hat sie zur Ausbildungsbeauftragten gemacht, die sich selbst beim Girl’s Day von Airbus engagiert und speziell Mädchen für ihren Beruf begeistern möchte, um eben mit alten Klischees aufzuräumen. Zukünftigen Bewerberinnen kann die 26-Jährige die MINT-Richtung nur empfehlen, da es genügend Stellen gibt. Auf der anderen Seite aber sehr wenig weibliche Bewerberinnen, die aber bei gleicher Ausbildung bevorzugt eingestellt werden. Sie kann sich selbst verwirklichen, ist nicht so einfach ersetzbar in dieser schnelllebigen Welt - und ganz wichtig, sie kann in ihrer Freizeit immer Frau sein. Denn was ist wohl ihre Lieblingsbeschäftigung? „Na, Shoppen!“ Von Siebenbürgen in Siebenmeilenstiefeln nach Zwickau – fast wortwörtlich so verlief der Weg von Gianina Schondelmaier. Die seit 2001 in Deutschland lebende Professorin für Messtechnik wollte schon als Mädchen einen technischen Weg einschlagen. Und wem haben Mädchen das oft zu
Der einzige Nachteil als Mädchen im Studium war, dass die Jungs schon alles konnten. ---------------------------------------Maria Feifarek
Julia Richter
Jana Schreiber Girl’s Day: 23.04.15, TU Chemnitz
Fotos: privat, Julius tannert
Evas erobern die Welt
verdanken? Dem Papa. Ihre gemeinsame Leidenschaft bestand damals schon im Löten und in Autobastelei. Das hat sich bis heute erhalten. Ihr Grundstudium absolvierte die 38-Jährige in Rumänien mit einem Seminargruppenverhältnis Männer zu Frauen von 23 zu 4. Ihren Master absolvierte sie nicht zuletzt aufgrund der besseren Ausstattung und den Möglichkeiten der TU Chemnitz an der Professur für Halbleiterphysik. Auch heute an ihrem Lehrort ist das Verhältnis immer noch sehr unausgeglichen: Unter 60 Männern finden sich gerade mal zwei Frauen. Gianinas motivierende Worte, damit der weibliche Nachwuchs nicht ausbleibt: „Glaubt an euch. Habt keine Angst vor einem technischen Fachgebiet. Wenn es euch interessiert, dann habt Selbstvertrauen und probiert euch aus! So kann auch aus jedem Mädchen eine erfolgreiche Forscherin werden.“ Kunst, Malen, Architektur, Radfahren, Volleyball, Badminton, Skifahren und Chinesisch – das sind die bunten Facetten von Julia Richter, die sich im Arbeitsalltag eher mit Dingen wie „Maschinellem Sehen“ oder auch „Computer Vision“ auseinandersetzt. Aber genau diese Gegensätze balancieren das Leben der Diplom-Ingenieurin für Elektrotechnik aus. Schon in der Studiengruppe der heute 26-Jährigen war das Verhältnis der Geschlechter unausgeglichen: 4 Mädchen unter ca. 65 Jungs. Dennoch fühlte sie sich nie im Nachteil: „Klar basteln Jungs auch gern in ihrer Freizeit an Schaltkreisen. Aber wenn man interessiert genug ist, dann ist alles ebenso leicht erlernbar. Egal welches Geschlecht.“ Und genau das ist es auch, was sie ihren potentiellen Nachfolgerinnen mitgeben kann: „Keine Scheu vor Technik, es ist ein Fach wie jedes andere.“ Keine Angst – auch nicht vor der Zukunft, denn die sieht in dieser Branche nicht schlecht aus, sondern eben mädchenrosa!