Stadtstreicher 08/13

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musik ur kult

Zerrüttet und verloren Worum geht es in „Reflections“? Anny: Der Text ist sehr emotional und basiert auf meiner Vergangenheit. Die Familienverhältnisse waren schon immer schwierig und das habe ich mit dem Song verarbeitet.

Es soll zum Nachdenken anregen und zum Sehen – nicht oberflächlich visuell sondern mit dem Herzen.

Ehrlich und laut Deutschrock steht ein bisschen im Verruf, entweder als seichte Popmusik im Radio oder als wenig anspruchsvoller Punkrock mit dem Prädikat „Hauptsache laut“ verheizt zu werden. Mephasin aus Lößnitz tanzen dabei wohl buchstäblich aus der Reihe, denn das im Juli erschienene Album „Harte Zeiten – Neue Wege“ bringt eine bemerkenswerte Mischung aus deutschsprachigem Punkrock und vielen verschiedenen Elementen aus anderen Rockgenres zutage. „Uns haben viele Musikstile geprägt und beeinflusst. Ob Punk, Oi, 50er und 60er Rock‘n‘Roll, Metal, Reggae oder Hardrock – alles ist mit dabei“, sagt Frontmann Christian Schieck. Während vor allem die Rock‘n‘RollSounds einen ansprechenden Drive aufbauen, orientieren sich die rauen Vocals von Mephasin eher in Richtung Punk. „Ein überwiegender Teil der Texte erzählt unsere Lebensgeschichten. Instrumental erfinden

Ein überwiegender Teil der Texte erzählt unsere Lebensgeschichten.

Das ist sehr intim – und endet im Video mit einer Katastrophe... Anny: Textlich ist die Message eigentlich, dass jeder seine Probleme mit sich trägt und alles anders ist, als es scheint. Einige können damit leben und andere nicht. Der Song soll aber durch das Video nicht zum Suizid anregen, auch wenn das in dieser Geschichte die Lösung, oder besser gesagt Beendigung des Zustands ist. Es soll zum Nachdenken anregen und zum Sehen – nicht oberflächlich visuell sondern mit dem Herzen. Also doch etwas abstrakter? Max: Nein. Im Video verwenden wir echte Familienfotos von Anny, um zu unterstreichen, wie echt der Hintergrund dieses Liedes ist. Anny: Dennoch ist ein besonderes wir uns dabei nicht bewusst neu – meistens merken wir erst im Nachhinein, was wir geschafft haben“, so Christian weiter. Die Band manövriert sich damit ein Stück weit weg von den üblichen Schubladen, das Album wirkt ausgesprochen reif und authentisch. Hoch anrechnen muss man Mephasin, dass sie trotz der verschiedenen, vor allem instrumentell umgesetzten Genresprünge, zu keinem Zeitpunkt den roten Faden verlieren. Der deutlichste Indikator dafür sind die schmutzigen Riffs, die immer wieder von verspielten Soli unterbrochen werden und trotzdem den Hörer einfangen und mit dem pulsgebenden Schlagzeug weitertreiben. Das Fazit für das Album schreiben sich Mephasin in einem ihrer Songs dann gleich selbst: „Erst wollt ihr uns, jetzt könnt ihr uns [jederzeit zuhause anhören; Anm. d. Red.] – Wir sagen Dankeschön!“ A. Büttner Live: 2. August 2013, Sauberg Open Air, Ehrenfriedersdorf Infos: www.mephasin.de

Merkmal meines Schreibstils immer eine gewisse Schizophrenie oder die Beteiligung mehrerer Personen, da ich gewisse Dinge einfach gerne aus mehreren Perspektiven beleuchte. Das Video ist mit acht Minuten überdurchschnittlich lang. War das eine besondere Herausforderung? Max: Djent ist für seine langen Musikstücke bekannt und es erfordert ja auch eine gewisse Zeitspanne, um eine gute Geschichte zu erzählen und musikalische Spannungsbögen aufzubauen.

Wie wird es denn allgemein bei euch weitergehen? Anny: Diesen Sommer steht noch unsere Albumproduktion an und im Dezember dann das Record Release – eine spannende Angelegenheit für uns als Band. Für das nächste Jahr wünschen wir uns eine kleine Tour, mal schauen, ob das klappt. Max: Das erste Video ist für uns erstmal sehr wichtig – nicht allein der Bekanntheit wegen, sondern auch, um uns akustisch und optisch zu profilieren. Mit dem Video wird von uns schon ein gewisser Weg eingeschlagen, den wir in weiteren Videos dann auch ausbauen wollen. Live: 9. August 2013, Sanitätsstelle Chemnitz Infos: www.facebook.com/uranimals

Fotos: Uranimals, Mephasin, Gladsome Fotografie

Am 9. August feiern die Uranimals in der Chemnitzer Sanitätsstelle ihr Videodebüt, ein knapp acht minütiger Streifen über eine tragische Entscheidung, untermalt von impulsivem, zerreißendem Djent. Alexander Büttner sprach mit Frontfrau Anny Bauermeister und Gitarrist Max Kisbiro über den Song.


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