48
CHEMnitZER KÖpFE Kirsten bLocK Heute ist ihr Name mit fast 100 Spielfilm- und abendfüllenden TV-Produktionen verbunden
M
it der Straße der Nationen besitzt Chemnitz eine Magistrale, die durch ihre Lage und Geschichte weit mehr als eine konvex-konkave Verkehrsführung mitteilt und mit all ihren Baukörpern zwischen Rosenhof und Schillerpost gern, sagen wir, epochale Bürgergeschichten birgt - von Marx bis zu allen Museumsschätzen. Und just dort wuchs seit 1960 Kirsten Block auf, absolvierte die Schulzeit, einschließlich „Jugendclub Che Guevara“ an der Tiefstraße, nicht weit und leicht erreichbar auch alle Theaterbühnen. Großen Namen jener Jahre im engagierten Karl-Marx-Stadt begegnete sie dort, bis sie selbst dazugehören wollte, schließlich gastierte auch Peter Stein mit seinem Westberliner Schaubühne-Ensemble und der inszenierung der „Sommergäste“ in der Stadthalle. Dorothea Block, die Mutter, arbeitete allezeit verantwortlich im Gesundheitswesen „im Bezirksmaßstab“ (worunter man heute die Kompetenz einer Landesdirektion versteht), Kirsten wuchs in den Turbulenzen jener Jahre recht
So startete Kirsten Block mit besten Voraussetzungen zum Studium am Berliner Ensemble und an die Hochschule namens Ernst Busch.
gut behütet auf, startete so mit besten Voraussetzungen zum Studium am Berliner Ensemble und an die Hochschule namens Ernst Busch. Heute ist Kirsten Blocks Name mit fast 100 Spielfilm- und abendfüllenden TV-Produktionen verbunden - kein Wunder bei dieser Figur, dieser Stimme, dieser Melodie, Disziplin und Reife. Zuerst 1983 in - schon wieder ein Hiesiger aus der Geburtsstadt - Kurt Veths fünfteiliger TV-Serie „Martin Luther“ mit Ulrich Thein und dem Schwergewicht Friedo Solter. Seit Günter Meyer die Kinderherzen entzückte mit seinen ersten „Spuk“-Geschichten war Kirsten Block ebenfalls gern im Spiel. Und auch für „Barbara“, der zur Berlinale gerade einen Silbernen Bären für die beste Regie
erhielt, stand sie mit vor der Kamera. Gratulation zu dieser künstlerischen „Vollbeschäftigung“. Bei der Premiere für „Die Entfernung zwischen dir und mir und ihr (Defa - 1987/88, Regie Michael Kann) war schon ein Wiedersehen im Gespräch, das inzwischen Verleihfachleute wie Rüdiger oertel zuverlässig und filmbegeistert realisieren konnten. So bleibt mir zur Feier des Tages „20 Jahre Chemnitzer Köpfe“ mein karger Text dieser Rubrik in Vorfreude auf viele künftige Gepräche in Sachen Film und Gegenwart - und die Hoffnung auf möglichst kürzere „Entfernung zwischen dir und mir und ihr.“ Salut aus Chemnitz für jede kommende Premiere! TExT: ADDi JACoBi
Fotos: privat, Archiv Jacobi
ratsGeWürFeLtes
S
ommerhitze! Im Vorüberfahren am Schloßteich huscht ein neues Firmenschild ins Blickfeld: „Kitan-Eis“. Hat Kitan ‚überlebt‘? Da war doch was! In der familiären Überlieferung hat sich ein Werbereim aus einer Kinoreklame der Nachkriegszeit erhalten: „Für Chemnitz ist die Eis-Oase
bei KITAN auf der Langestraße“. Damals hatten die Filmtheater in ihren Bildwerferräumen separate Diaprojektoren für doppelt verglaste Rahmen, ziemlich groß, vielleicht 8 x 8 cm. Der Vorführer schob die Werbedias zu Schallplattenmusik zur Projektion vor das Licht, die „Dewag“ plante und kassierte und zwischen Wochen-
schau und Hauptfilm wurden die Werbeneuheiten dem Kinopublikum bekannt gemacht. Aus der Nachkriegszeit eben auch „Kitan auf der Langestraße“. Sollte etwa „Kitan“ die Zwischenzeit überlebt haben? Langestraße? Vergangenheit. Man stelle sich die Straße vom Sparkassen-Gebäude am Johannisplatz zum Falkeplatz
führend vor. Wo war denn dort Kitans Eisoase? Schön jedenfalls für mich, dass dieser offenbar alte Eiskonditor in Chemnitz wieder handelt und uns mit seinen Köstlichkeiten in allen Jahreszeiten am Schloßteich erfrischt. TEXT: ADDI JACOBI