K A P S e LWA H n S I n n Text: Sandy Alami | Foto: Nick Harris / flickr.com
Haben wir noch alle Kapseln im Schrank?! Der Kapselmarkt boomt. Es gibt nicht nur Heißgetränke wie Kaffee oder Tee. Findige Unternehmer treiben das Kapselspiel noch weiter und bieten auch Babymilch, Suppe und Kaltgetränke in Kapseln an. Ja, es stimmt: Ein Kaffee mit dem Kapselautomat ist schnell zubereitet, es ist bequem und die stylische Maschine macht auch was her. Aber wie weit wird die Kapselmanie in den westlichen Nationen noch getrieben werden, die aktuell schon eine Umweltsünde sondergleichen darstellt?
Woher kommt der Kapselwahnsinn? es war einmal ein Kaffeemarkt, der nur noch wenig Gewinn abwarf. die Preise waren so niedrig, dass das Königreich nestlé Verluste befürchtete. da kam die Marketingabteilung mit einer Idee daher, dem Kaffeetrinker eine neue Art des Kaffeegenusses zu präsentieren. das Kaffeetrinken musste neu erfunden werden. Man nehme kleine Portionen gemahlenen Kaffee und packe diesen portionsweise in bunte Plastikdöschen und verschließe sie mit einem Aluminiumdeckel. dazu liefere man noch eine stilvolle Maschine und der neue Kaffeegenuss war geboren. um dem Verbraucher zusätzlich ein einkaufserlebnis zu bieten, können die kleinen bunten Kapseln in High-end-Stores, in so genannten boutiquen, erworben werden. damit war das Königreich gerettet und alle lebten glücklich bis an ihr Kapselende und verschlossen die Augen vor dem riesigen Kapsel-Müllberg. die Idee der Kaffeekapseln gab es schon vor ungefähr 20 bis 30 Jahren, aber im Zeitalter der Ökos hatte solch eine umweltunfreundliche Art des Kaffeetrinkens keine chance. Seit einigen Jahren jedoch scheint die Zeit reif gewesen zu sein und nestlé brachte nespresso auf den Markt und eröffnete dazu auch die dazugehörigen boutiquen. Mit dem Kult um die farbigen nespresso-Kaffeekapseln begann der Verbraucher überteuerte Heißgetränke aus Kapseln zu unterstützen. dem Kaffee folgte der tee. Im Gegensatz zu losem Kaffee, bezahlt
der Verbraucher bei Kapselkaffee ca. 60 euro pro Kilogramm. dem Kaffeetrinker wurde durch die speziellen nespresso-boutiquen eine exklusivität suggeriert, die er mit überteuertem Kaffeepulver in bonbonfarbenen Kapseln bezahlte. der anfallende Müllberg von 3 Milliarden Kapseln, was ungefähr 5000 tonnen entspricht, fällt allein jedes Jahr in deutschland an. die Kapseln bestehen aus Plastik und einem Aluminiumdeckel. die Herstellung verschwendet bereits genug ressourcen und dazu kommt noch, dass die Kapseln nicht wirklich recycelt und für neue Kapseln verwendet werden können. ein kleiner Anteil landet in der recycling-Anlage von nespresso im schweizerischen Moudon. nach einer aufwendigen trennung der bestandteile wird der Alu- und Plastik-Abfall weiterverkauft und für anspruchslosere Zwecke verwendet, der Kaffeesatz wird kompostiert.
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