KOMPASS Stadtmagazin Ausgabe 10 | 21

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st es an diesem Septembernachmittag noch Spätsommer oder schon Frühherbst? Während die Sonne noch Milde vorgaukelt, ist die Luft schon frisch. Gelbe Blätter zieren das grüngraue Wasser des Flusses. Am Bootshaus an der Zschopau hört man nichts von der nahen Stadt. Eine Oase der Ruhe. So nach und nach wird es lebhafter, treffen die Vereinsmitglieder zum Training ein. Vereinskapitän über 45 Kanuten, davon 20 Kinder und Jugendliche, ist Mike Dost. Er ist seit 1977 im Verein, teilt sich mit vier Trainern – Albrecht Hösel, Robert Röhlig, Nils Rabending und Mike Schmidt – die sportliche Arbeit. Kanufahren im Einerkajak ist ein Sport, der in der Flussströmung betrieben wird. Auf einem Parcours durchfährt der Kanute Tore in und gegen die Fließrichtung. Und das möglichst geschickt, schnell und ohne Berührung der Torstangen – sonst gibt es im Wettkampf die Strafpunkte. »Es dauert viele Jahre, bis die Paddeltechniken in Fleisch und Blut übergehen«, erläutert Mike Dost, »in der Strömung hast du keine Zeit zum Überlegen. Da muss jede Bewegung sitzen, sonst kenterst du.« Die Zschopau darf generell mit dem Kanu befahren werden, allerdings gilt es auf Wehre, Staustufen und Wasserkraftwerke zu achten. Sind die Sommer, wie oftmals in den Vorjahren, zu trocken, ist der Kanusport auf der Zschopau ein schwieriges Geschäft. Denn normalerweise ist die Zschopau ein recht wilder Gebirgsfluss. Vor dem Vereinsheim gibt es zum Glück einen Staubereich, der immer Training ermöglicht. In seiner Jugendzeit, so erinnert sich Mike Dost, sei er öfter längere Touren, so um die 15 km, auf der Zschopau gepaddelt.

TROTZ NIEDRIGWASSER HOHE BEGEISTERUNG Seit den heißen Sommern der letzten drei Jahre sei das immer seltener möglich gewesen. Auch der magere Schneefall im vorletzten Winter ließ die rauschenden Wassermengen der Frühjahrsschmelze ausbleiben. Trotz aller Schwierigkeiten ist die Begeisterung für den Kanusport nach wie vor groß. Regelmäßig organisiert der Verein Tage der offenen Tür und gewinnt Nachwuchs. Trainer und Kinder lassen ihre Kanus zu Wasser, dichten den Sitzbereich mit einem Nässeschutz aus Gummi ab, prüfen Helm und Schwimmweste. Das Bootsmaterial kommt aus dem Nachbarland Tschechien, einer traditionell sehr starken Kanunation. Schon geht es los. Langsame Fahrt zum Aufwärmen auf einem Parcours mit den Torstangen, die in nummerierter Reihenfolge zu durchfahren sind. Der zweite Teil des Trainings findet ein paar hundert Meter oberhalb vom Bootshaus statt. Trainer Nils Rabending nimmt uns Landratten, Autor und Fotografin, in einem Dreier-Kanadier mit flussaufwärts.

Unser Kanadier gleitet bei sanfter Strömung gemächlich dahin. Die jungen Leute sind mit ihren Trainern schon längst vorausgepaddelt. Wir unterqueren das Eisenbahnviadukt der täglich verkehrenden Erzgebirgsbahn, die auch nahe dem Bootshaus am Bahnhof Zschopau-Ost hält. Dann erreichen wir eine Stromschnelle. Dicht gereiht warten die Kanuten im flachen Uferbereich.

Leidenschaft für Wasser und Sport Die Begeisterung für den Kanusport ist seit knapp 100 Jahren hier groß.

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