KOMPASS Stadtmagazin Ausgabe 6 & 7 | 22

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Foto Ron Lach // pexels.com

A T A Ñ I P S S A SP

P I Ñ ATA S : E I N E J A H R H U N D E R T E A LT E E R F O L G S G E S C H I C H T E

Eine bunte Figur aus Karton oder Pappmaché, gefüllt mit tollen Süßigkeiten – doch an die kommt man erst, wenn man den Körper mit einem Stock aufschlägt. Piñatas sind mittlerweile auch bei uns ein beliebtes OutdoorSpiel für Geburtstage, Einschulungsfeiern und andere Feierlichkeiten. Und auch wenn es so manch Erwachsener vielleicht nicht zugeben mag, haben auch die Großen richtig Spaß an der Sache.

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ie Piñata (gesprochen Pinjata) ist in Deutschland erst seit einigen Jahren richtig bekannt, doch ist die Tradition schon viele Jahrhunderte alt. Ihren Ursprung soll die Piñata in China haben, wo bunt beklebte Kuhfiguren zum Neujahrsfest erst mit Stöcken zerschlagen und dann verbrannt wurden. Die Asche wiederum diente als Glücksbringer für das kommende Jahr. Im 14. Jahrhundert kam dieser Brauch nach Südeuropa und wurde als fester Bestandteil der Fastenzeit übernommen. In der italienischen Sprache heißt »pignatta« übrigens »zerbrechlicher Topf«, denn während heute Pappmaché üblich ist, nahm man früher oft Tonkrüge. Davon leitete sich später auch der spanische Name ab, den »piña« heißt übersetzt Ananas und entspricht der Form des Tonkrugs.

Später wurde dieser bunt dekoriert, damals waren statt zuckriger Überraschungen aber eher Mandarinen, Zuckerrohr, Guaven, Tejocotes, Jicamas und Erdnüsse enthalten. Eine traditionell christliche Piñata ist eine Kugel, die mit sieben kegelförmigen Spitzen ausgestattet ist. Diese stehen für die sieben Todsünden. Ein lateinamerikanischer Brauch ist es, in der Vorweihnachtszeit, den Posadas, das Böse dadurch zu zerschlagen. Symbolisch fällt ein Segen auf die Anwesenden herab. Auch die verbundenen Augen haben bei dem Spiel Symbolkraft, denn sie stehen für den Glauben, durch den man sich leiten lassen soll. Heutzutage darf sie wegen des Spaßes, den man beim Spiel hat, auf fast keinem Kindergeburtstag mehr fehlen. Und selbst auf Hochzeiten ist das PiñataSchlagen zum beliebten Partygame geworden.

06 22 bis 07 22

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LEBENSSTIL T R E N D

P I Ñ ATA S

PIÑATA SELBER BASTELN – SO GEHT'S Piñatas gibt es deshalb mittlerweile in allen Farben und Formen online und im Handel zu kaufen. Wenn es schnell gehen und ein Partyspiel oder Geschenk hermuss, sind die befüllbaren Figuren aus dem Laden eine gute Sache. Doch Kinder haben auch großen Spaß daran, eine Piñata für die eigene Geburtstagsfeier selbst zu basteln. Das steigert zugleich die Vorfreude auf den großen Tag – insbesondere, wenn die süße Füllung noch ein Geheimnis bleibt. Traditionelle Piñata o. li.: Eine christliche Piñata hat sieben kegelförmige Spitzen, die für die sieben Todsünden stehen. Grafik freepik.com


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