Stadtgeflüster November 2019

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Howard carpendale Das Leben in einer Symphonie

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- 1 - 14 im november 2019 DEINS! | Ausgabe 11 | Season Das Interviewmagazin vom


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Fast Forwort

Inhaltsverzeichnis DAS LEBEN IN EINER SYMPHONIE ........ Seite 04 Howard Carpendale

DAS ECHO DER JAHRZEHNTE ............... Seite 12 Hans Hütt

DAS KITSCHIGE BEWUSSTSEIN .............. Seite 22 Alexander Grau Liebste Leserin, lieber Leser, hello again, in Thüringen haben erstmals seit der Nazi-Diktatur die Parteien am Rand die Mehrheit geholt – die Afd und Die Linke. Wobei die Afd hierbei knapp ein Viertel der Stimmen einheimste und Die Linke etwa ein Drittel. Wenn ich mir die Stärke der Afd im Osten anschaue, frage ich mich, ob es wohl möglich wäre, eines der Ostbundesländer aufzugeben. Wir könnten beispielsweise Thüringen aus der BRD ausschließen und die Rechten machen dort ihren eigenen Staat auf: Alternatives Deutschland. Spätestens die Kinder dieser Idioten werden dann darum betteln, dass wir sie wieder aufnehmen – als innerdeutsche Flüchtlinge ja kein Problem für irgendwen. Aber nun zu den schönen Dingen: Wie wäre es mal wieder mit der Lektüre einiger Interviews? Die beruhigt die Seele, lässt einen schweifen und ab und zu schmunzeln. Fang doch gleich auf der nächsten Seite an, da geht es schon los mit IHM, Howard The Carpendale.

DER ALTERSMILDE WILDE ...................... Seite 30 Jürgen von der Lippe

MIT ZENTRIERUNG ZU MEHR BALANCE .......................................... Seite 40 Bärbel Hölscher

A-HA-EFFEKT ............................................... Seite 48 Larissa Bendel

KINDER DIESER STADT ............................ Seite 56 Alev und Hakan Cetinyilmaz

Ich wünsche einen besinnlichen November. Thorsten

TIPPS & TERMINE ....................................... Seite 62 WOHNEN IN MÜNSTER ............................. Seite 65


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Howard carpendale und Tom Feuerstacke arrangieren ein Interview Wenn du alles gemacht hast, was du machen wolltest und damit erfolgreich warst, wird es immer schwieriger, neue Herausforderungen zu finden. Insbesondere, wenn du vermeintlich alle Höhen und Tiefen gemeistert hast. Was bleibt also noch, als ein Leben musikalisch auf ein Album zu bringen? Aber es wäre zu einfach, das Vorhandene zu remastern. Also heißt es, einen neuen Weg zu gehen und etwas Großes zu schaffen. Wenn man dann noch den völlig überraschend anderen findet, der einem einen zweiten musikalischen Blick auf das Geschaffene gibt, entsteht etwas wahrlich Großartiges.

Das Leben in einer Symphonie Howard. Es ist so weit. Du hast die „Symphonie deines Lebens“ mit unzähligen Hits über Jahrzehnte geschrieben. Jetzt hast du das Album dazu produziert. Was war der Antrieb für dieses Projekt? Nach meiner letzten Tour haben wir die Köpfe zusammengesteckt. Ich hatte das Gefühl, dass meine Arbeit einen neuen Weg braucht. Meine Lieder in einem neuen Gewand präsentieren, das war der Ansatz. Warum nicht mal eine Platte mit einem Orchester ... … ja, warum eigentlich nicht. Ich habe diese Richtung bei einigen Musikprojekten gehört und war von den meisten Ergebnissen begeistert. Somit war die Idee geboren. Als Ensemble hatte ich mir das Gewandhausorchester Leipzig ausgeschaut. Das Orchester aus Leipzig wurde es nicht. Vielmehr wurde es eine riesige Nummer aus Großbritannien. Niemand Geringeres als das Royal Philharmonic Orchestra begleitet dich auf deinem neuen Album? Meine Plattenfirma hatte parallel zu

meinen Überlegungen eine Anfrage nach London geschickt. Und es kam überraschenderweise eine Zusage aus der Hauptstadt Englands zurück. Ich fühlte mich erst einmal veräppelt. Es war eine unglaubliche Überraschung, dass das Orchester mich begleiten würde. War es von vorneherein klar, dass du das Album in London einspielen wirst, egal, welches Symphonieorchester dich dabei begleitet? Nein, das war es nicht. Das kam noch dazu und machte das ganze Projekt noch unglaublicher. Was war für dich das Unglaubliche daran? Als ich damals meine Heimat Südafrika verlassen habe, um der Musik wegen nach Europa zu gehen, bin ich als Erstes in London gelandet. Einer Band angeschlossen, führte mich mein Weg zwei Jahre später nach Deutschland. So hat es etwas Schicksalhaftes, dass mich der Kreislauf meines Lebens wieder nach London bringt, um meine größten Hits im neuen Gewand aufnehmen zu können.


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Wenn dir jemand 1964 nach deiner Ankunft in London gesagt hätte, dass du nach 50 Jahren zurückkehren und in den berühmten „Abby Road Studios“ ein Album aufnehmen würdest, was hättest du dem entgegnet? Ich hätte gelacht. Für einen Künstler, der seine Musik in Deutschland präsentiert, wäre es doch etwas vermessen, zu glauben, dass sich jemand in England dafür interessiert. Sogar bereit ist, ein Album einzuspielen. So kommt es anders, als man denkt. Allerdings bist du auf Tour mit einer 20 Mann starken Band. Was sprach dagegen, die direkt mit einem Orchester zu spielen? Bevor wir das Album einspielten, haben wir bereits 2018 in Berlin fünf erfolgreiche Shows gegeben. Erst danach war die Idee geboren, das Ganze mit einem Symphonieorchester einzuspielen. Klar war allerdings, dass die Show weitergehen und „Symphonie meines Lebens“ in weiteren Städten zu sehen sein wird. Das Ganze nicht mit einem Orchester, aber mit einer großartigen 20-Mann-Band. Und sämtliche Songs des neuen Albums werden zu hören sein.

» ICH GLAUBE, DASS UNSERE WERTE SICH VERSCHOBEN HABEN. « Der neue Tonträger umfasst zwölf Lieder aus deinen 700 Kompositionen. Von Alltime-Hits bis hin zu persönlichen Wunschkandidaten ist alles dabei. Wie viele Wochen hast du gebraucht, um deine Auswahl zu treffen? Das ging. Acht Stücke waren automatisch gesetzt. Wenn du so lange dabei bist, gibt es Hits wie „Ti Amo“, „Hello Again“ und „Nachts, wenn alles schläft“, die müssen einfach eingespielt werden. Was mich am meisten erfreut hat, war die Tatsache, dass es durchaus Stücke geschafft haben, die vielleicht nicht ganz so präsent waren.


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Fürs Album 90 Stunden am Mikro: die Legende Howard Carpendale Wie kam es dazu? Ich hatte dem Arrangeur des Orchesters freie Hand gegeben und wollte wissen, was er hört in den Titeln. Er hörte in „Wem“ ein bisschen James Bond. „Es geht um mehr“ wurde eine Sprechplatte. „Hello Again“ wurde zur Eröffnung der Platte arrangiert. Am Ende war es ein Glücksfall, dass er noch nie mit meiner Musik in Berührung gekommen war – und somit frei und unbefangen seine Arrangements für die Stücke einbringen konnte. Hast du die Ideen eins zu eins übernommen, oder kamen Vorstellungen von dir dazu? Das eine ist das Musikalische. Das ist andere das Gesungene. Du musst natürlich einen Weg finden, die Lieder zu präsentieren. Es braucht seine Zeit, bis man den passenden Drive für ein Stück gefunden hat. Um die richtige gesangliche Stimmung für die Songs zu finden, stand ich 90 Stunden vor dem Mikrofon, was die Abrechnung mit dem Studio belegt …

… aber es hat sich gelohnt. Trotzdem würde es mich interessieren, warum das Ganze am Ende so lange gedauert hat? Du musst dir vorstellen, dass die ursprünglichen Stücke ja nicht für ein großes Ensemble geschrieben wurden, sondern für mich und maximal eine normalgroße Band. Jetzt hat sich jemand damit beschäftigt, der für ein Symphonieorchester arrangiert. Da verändern sich Stücke unweigerlich, haben ein anderes musikalisches Outfit. Da braucht es seine Zeit, bis man den Gesang passend eingespielt hat. Es ist halt so nah und trotzdem weit entfernt vom Original. Hinzu kam, dass ich nicht der Chef im Ring war (Lacht). Die Tour geht Anfang 2020 weiter mit der 20-Mann-Band. Ist es ausgeschlossen, dass du irgendwann doch mit einem Symphonieorchester auf der Bühne stehst und das Album präsentierst? Das ist sogar ziemlich fest eingeplant für


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Hello again, Mr. Carpendale! nächstes Jahr. Ich glaube nicht, dass es die Londoner sind, die mich begleiten werden. Aber ein großes Orchester aus Deutschland wird es schon werden. Dabei würden wir diese CD abbilden. Und das Ganze in der Mischung einer Show, wo meine Band dazukommt. Howard, das klingt spannend. Also muss ich unweigerlich die Frage stellen, was danach kommt? (Lacht) Ich hoffe, noch viele Jahre. Die wünsche ich dir. Etwas anderes: Ich habe gelesen, wenn man dich finden will, soll man dich fragen, woran du glaubst. Das wären Freundschaft, Fairness, Loyalität und soziales Engagement. Das klingt nach klarer Haltung. Wie beschreibst du diese durchweg positiven Ansichten? Eines vorweg. Ich glaube, dass unsere Werte sich etwas verschoben haben. Am Ende

sogar zu kurz kommen. Das betrifft nicht nur Deutschland, sondern die ganze Welt. Vieles ist dem technologischen Fortschritt geschuldet, der auf der anderen Seite Ängste schürt und Armut hervorruft. Die Globalisierung zeigt, wie schwer es ist, Menschen zusammenzubringen, die ganz unterschiedliche Erfahrungen in ihrem Leben gemacht haben. Es fehlt am fairen Umgang miteinander und an Politikern, die loyal handeln. Da hast du doch bestimmt ein Beispiel? Früher sagte man, wenn Amerika niest, bekommt die Welt einen drüber. Im Moment haben die Staaten eine Grippe mit 40 Grad Fieber und wir leiden alle deutlich darunter. Aber was können wir dagegen tun? Du findest aufgrund deiner Prominenz doch sicher ein breiteres Gehör? Die Globalisierung muss entschleunigt werden. Die Menschheit hat bereits sehr viel Zeit


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gebraucht, um sich zu entwickeln, und ihre Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben. Es bleibt noch genug Zeit. Es tut also keine Not, in Windeseile alles schneller, weiter und höher zu entwickeln und den Menschen dabei zu vergessen. Das ist schön gesprochen. Aber wie stoppen wir das Ganze, um behutsamer zu werden? Das ist eine Frage, die ich so einfach auch nicht beantworten kann. Aber eines sollte klar sein. Wenn „Volkswagen“ es für wichtiger hält, das Volk zu betrügen, als ihm zu nützen. Wenn Boeing es erstrebenswerter findet, Profit zu erwirtschaften, als Menschenleben zu retten, dann befinden wir uns auf einem gefährlichen Weg. Nun ist die Globalisierung nicht das einzige Problem, was das Miteinander so schwierig erscheinen lässt. Die Masse an Informationen, die wir nur schwer verarbeiten können, sorgt für deutliche Ängste und verleitet zu Fehlentscheidungen. Da sind vor allem die Medien in der Pflicht, ordentlich zu berichten und nicht für Verwirrung zu sorgen. Vor einiger Zeit hat in den USA der Demokrat O`Rourke plädiert, dass er halbautomatische Waffen aus dem Verkehr ziehen wolle. Daraus wurde die Schlagzeile, dass „O`Rourke euch die Waffen nehmen möchte“. Das kleine Detail „halbautomatisch“, welches bewusst unterschlagen wurde, sorgte

für einen Aufschrei. Das ist nicht okay. Es führt zu Verunsicherung durch vorsätzliche Fehlinformation. In der Zeit von „Fake News“ und ständigen Beleidigungen durch Spitzenpolitiker ist eine wahrheitsgemäße Berichterstattung umso wichtiger.

» ICH WÄRE VERMUTLICH GOLFPROFI GEWORDEN, HÄTTE SICH DIE CHANCE GEBOTEN. « Ich bin voll bei dir, dass wir uns in einer viel zu schnelllebigen Zeit befinden und mehr Vorsicht und Fingerspitzengefühl walten lassen müssen … … Tom, es ist wichtig, dass wir Menschen immer im Dialog bleiben, diskutieren, erklären und aufklären. Es ist völlig egal, wie müßig und anstrengend das ist. Nur so schaffen wir Sicherheit und Bereitschaft, gemeinsame Wege zu gehen. Wenn der Dialog verstummt, werden die Probleme der Gesellschaft größer und Lösungen geraten in weite Ferne. Einen anderen Lösungsansatz sehe ich nicht.

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Zeigt klare Kante für mehr Menschlichkeit: Howard Carpendale

So gerne ich weiter mit dir über unsere Gesellschaft sprechen würde, will ich zurück zur Person Howard: 1964 bist du nach London geflogen und hattest für dich erwogen, Sportler oder Musiker zu werden. Welchen Sport hättest du verfolgt? Ich wäre vermutlich Golfprofi geworden, wenn es die Möglichkeit gegeben hätte …

… du hast dich aber für die Musik entschieden. 1970 kam dieser Weg ins Stocken, ehe es vier Jahre später weiterging mit der Karriere. War dir die ganzen Jahre über klar, dass es die Musik bleiben würde, mit der du dich ernähren willst? Wenn ich was anfange, ziehe ich es durch. Sicherlich hat mich seinerzeit mein Mut zum


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Risiko vorangetrieben. Aber auch mein Vertrauen in Freunde, die mich unterstützten, war wichtig. Es war völlig klar, ich bleibe Musiker – mit meinen Eigenkompositionen habe ich letztendlich den richtigen Weg eingeschlagen.

» VIELLEICHT KOMMT NOCH WAS IN SACHEN SCHAUSPIEL. «

Du sagtest vorhin, dass es weitergehen wird – und hoffentlich noch viele Jahre. Verrate mir doch bitte, womit? Nach wie vor liebe ich die Schauspielerei und hätte mir gewünscht, herauszufinden, wie weit ich den Weg hätte gehen können. Mit meinem Sohn Wayne hatte ich zusammen gespielt und die Kritiken waren positiv. Vielleicht kommt da noch was. So oder so können wir davon ausgehen, dass die Symphonie deines Lebens „Gott sei Dank“ noch nicht zu Ende geschrieben ist. Davon kannst du sicher ausgehen. Danke für das Gespräch und toi, toi, toi für alles, was da kommen mag. Danke dir, Tom!

Du weist ja den Begriff „Legende“ gänzlich von dir. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in 20 Jahren deine Musik nicht mehr läuft. Am Ende ist sie doch generationenübergreifend? Die Menschen von heute haben ihre eigene Musik und wir werden sehen, welche Evergreens diese hervorbringt – und ob darunter dann noch Platz für mich sein wird. Im Augenblick hört man kaum Balladen. Die Leute wollen Partymusik. Von daher kann ich mir im Moment nicht ausmalen, was heute 20-Jährige später mit 50 hören werden. Ich schlage vor, darüber sprechen wir in 50 Jahren? (Lacht) Aber gerne doch.

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INFO

Howard Capendale Der 1946 in Durban geborene Südafrikaner ist Komponist und Schlagersänger. Mit seinen Hits konnte er seit den 70er Jahren über 50 Millionen Tonträger verkaufen. Er ist und bleibt ein Dauererbrenner auf dem deutschen Musikmarkt. Gut, dass sein Golfspiel in den 60er Jahren nur beinahe perfekt war.

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HANS HÜTT ERINNERT SICH MIT DOMINIK IRTENKAUF IM BERLINER CAFÉ Die Jahrzehnte ziehen an uns vorbei. Einige Erlebnisse bleiben haften, an die wir gemeinsam oder einsam zurückdenken. Von Zeit zu Zeit lohnt sich ein ausführlicher Rückblick, was sich über die Zeit gehalten und was sich geändert hat. Hans Hütt beschäftigt sich in vier Büchern des Dudenverlages mit den 50er, 60er, 70er und 80er Jahren. Er entwirft einen „Echoraum“, wie er es nennt – in dem er die verschiedenen Stimmen aus der Vergangenheit heraushört und in kleinen Essays in seinen Büchern präsentiert. Es geht um Dinge des Alltags, der Kultur, Mode, Sport, Essen, Politik. Und vor allem um Wörter, die alle ihre eigenen Geschichten erzählen.

DAS ECHO DER JAHRZEHNTE Sie bringen sich selbst in die Bücher ein. Ist das eine Form von Nostalgie? Es ist eine Zeitreise in das eigene Leben. Manche Wörter lösen in mir ein Echo aus, das mich an meine Geschichten und Erlebnisse erinnert. Das war für mich fast wie eine texthistorische Kur, nochmals an die eigenen Kindheits-, Jugend- und jungen Erwachsenentage zu erinnern. Das Echo der Wörter, die ich damals möglicherweise selbst gebraucht habe, neu zu vernehmen und auch mit einer gewissen Irritation. Welche Wörter sind das? Wenn ich zum Beispiel an die Sprache der „alternativen Szenen“ denke, die damals sehr psychologisierend wirkten. Da gruselt es mich teilweise heute noch, weil ich heute doch einen größeren Wert auf Distanz lege. Das Stichwort Distanz erinnert mich daran, ob man bei der Beschäftigung mit den Jahrzehnten besser einen Abstand hält? Die Zeitreise geht nicht mit ausgeschaltetem Verstand, sondern im Gegenteil nur mit geschärftem Geist. Ich möchte von drei Seiten an

das Thema herangehen: Die lexikalische Basis ist unstrittig – die Spuren, die manche Wörter hinterlassen haben, finde ich etwa über Einträge im digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, das zum Beispiel das gesamte Archiv der Zeit seit 1947 enthält. Das finde ich in den alten Jahrgängen der Zeitschrift Merkur und natürlich in meinen eigenen Lexika. Sei es in einem etymologischen Lexikon eines großartigen DDR-Philologen (Wolfgang Pfeiger), das von vielen gelobt wird. Auf über 1.000 Seiten geht er den einzelnen sprachhistorischen Entwicklungen der Wörter nach. Gibt es darüber hinaus einen persönlichen Bezug? Jenseits dieser objektiven Daten gehe ich über meine eigene Erinnerung rein, manchmal über alte Literaturzeitschriften wie „Akzente“ oder „Sinn und Form“. Oder auch über Filmkritiken. Bei einigen Kulturthemen ist mir das wie eine Gedächtnisstütze. Es ist ein Echoraum für mich, in den ich meine eigene Erfahrung projiziere. Da prüfe ich, ob das Bestand hat im Vergleich zu dem, wie das Wort damals gebraucht wurde.


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Die Bücher lassen sich sehr gut lesen. Das Konzept eines Echoraums taucht da nur vermittelt auf. Da wäre der Verlag auch nicht darauf eingegangen, weil die Bücher als Geschenkbücher positioniert sind. Hätte ich die Bücher überfrachtet, so hätte meine Lektorin mit mir ein ernstes Wort geredet. Manchmal lassen Sie im Unklaren, was Ihre eigene Position ist. Das mag sein. Ich würde eher sagen, dass ich mit der eigenen Position spiele, das heißt, dass ich mich auf die Probe stelle. Manchmal gehe ich auf Distanz zu mir selber und erinnere mich an das Echo einer anderen Person. Ohne dieses Spiel würde mir das keinen Spaß machen. Bei einigen komplizierten Termini habe ich Dossiers erstellt.

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» Ich würde mich nicht als Nostalgiker bezeichnen. « Waren die umfangreich? Durchaus. Da konnten manchmal 300–400 Seiten Recherchematerial zusammenkommen für einen Text von 1000 Zeichen. Das ist viel Arbeit. Aber ohne diesen Aufwand wäre das nicht zu haben. Diese Recherchen fließen auch in Ihre sonstige journalistische Arbeit? Das ist ja nicht verlorene Liebesmüh! Nein, ganz im Gegenteil. Ich profitiere davon in jeder Hinsicht. Man könnte das wie eine Schutzimpfung gegen den unbedachten Gebrauch der eigenen Sprache betrachten. Ich bin resensibilisiert. Je öfter ich manche Wörter zum ersten Mal oder nach langer Zeit wieder höre, desto misstrauischer werde ich, was ihren Weg in die Gegenwart gebahnt haben mag.


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Eines DER Symbole der 50er schlechthin: der Bikini

Welche Wörter aus den von Ihnen untersuchten Jahrzehnten würden Sie mit Skepsis betrachten? Viele Wörter haben mit der Alltagskultur und dem Psychologisieren zu tun, wie zum Beispiel „sich einbringen“. Oder auch die Selbstverwirklichung, das Authentische oder das Spontane. Das waren Wörter, die in der Zeit ihres damals sehr häufigen Gebrauches selber wie eine Maske wirkten, hinter der sich oftmals ganz andere Motive verbargen als das tatsächlich Spontane. Das Spontane hat mich am meisten irritiert. War das in den 60ern und 70ern? Ja, in den 60ern und den frühen 70ern. Die traten sicher in vielen theoretischen Texten auf? Vor allem sozialpädagogische Texte waren voll von solchen Begriffen.

Das Wort „verhabermascht“, das Sie im Buch aufführen – ist das aus Ihrer eigenen Studienzeit? In der Tat. Das hat mir ein schwäbischer Kommilitone zugerufen. Wir haben natürlich alle gelacht, aber das war schon ein Augenblick, in dem ich mich selber als damals junge Sprechmaschine wieder erkannt hatte. Ich hatte die Kritik auch akzeptiert. Mit 20 Jahren ist man nicht Jürgen Habermas. Natürlich nicht. Neben einer Mentalitäts- oder Wortgeschichte liefern Sie eine Geschichte der Dinge. Technische Geräte wie der Walkman in den 80ern werden genannt. Ja, klar. Ich würde so weit gehen, in manchen dieser technischen Artefakte Körpererweiterungen zu sehen. Es ist nicht so weit gekommen, dass sie uns bereits in den Leib wachsen, aber für manche Zeitgenossen,


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Dieser Kamerad durfte in den 70ern auf keiner deutschen Party fehlen …

deren Bilder ich da vor Augen hatte, war es undenkbar, sie je ohne Kopfhörer zu sehen. Das sind natürlich bereits kleine, vorweggenommene Echos auf die künftigen Cyborgs mit Chips, die sie sich implantieren, die die Grenze zwischen Mensch und Maschine durchlässiger machen. Diese Geräte sind stark an ihre Zeit gebunden. Außer, sie tauchen heute wieder im Retro-Kontext auf.

Ja, sicher. Es sei denn, es sind Menschen, die dem ganzen Handyquatsch mit einer gewissen Vintage-Haltung skeptisch gegenüber stehen. Da fällt mir ein, dass der Sony Professional Walkman über eine Aufnahmemöglichkeit verfügte. Wenn man mit dem heute durch die Gegend läuft, kann man immer noch analoge Tonquellen dokumentieren. Das ist natürlich, wenn man die heutigen Geräte sieht, nostalgisch. Das ist das richtige Wort.


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Ich kann mir aber vorstellen, dass das einigen besonders gefällt. Manche sind eben eher nostalgisch. Ich würde mich nicht als Nostalgiker bezeichnen, weil ich in der Erinnerung weniger den Schmerz wichtig finde, sondern verschiedene ambivalente Echos meines eigenen Gefühlslebens und der Erfahrungen, die sich mit solch einem Wort verbinden. Nostalgie finde ich da eher hart am Rande zur Sentimentalität. Die würde ich vermeiden wollen. Oder auch Kitsch? Ja, das ist durchaus das richtige Wort. Sie schrieben, dass Sie die 50er als Kind mitbekommen haben. Sie sind da also anders vorgegangen? Ja und nein. Also, ich bin 1953 geboren. Ich hatte das Vergnügen, dass mein Vater protestantischer Pfarrer am katholischen Niederrhein war und er aus einer sehr philologischen Tradition der Theologie kommt. Schon früh, da war ich noch nicht in der Schule, spielten wir zuhause ein Spiel namens „Teekesselchen“. Worum geht es da? Wir mussten Wörter, die den gleichen Klang, aber einen doppelten Sinn hatten, erraten. Das führt natürlich bei Kindern, nicht zuletzt bei Heranwachsenden, zu einem erweiterten Spielraum. Der Sinn und der Nebensinn, der in Wörtern steckt, das hat mich von Anfang an fasziniert. In diesem Spiel kamen auch 50er-Jahre-Wörter vor? Ja, sicher. Ich kann das nicht … Entschuldigung, dass ich jetzt reingrätsche. Kann man die Wörter tatsächlich auf ein Jahrzehnt einschränken? Ich will dies an einigen Beispielen illustrieren. „Fritzwalterwetter“ ist ein Wort, das aus den 50er Jahren kommt. Das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft fand 1954 in Bern statt und mitten im Sommer ging ein richtiger Regensturm über das Stadion hinweg. Fritz Walter war an Malaria erkrankt und bei Sonne und gutem

Wetter litt er wie ein Schwein, aber bei Regen und Sturm spielte er brillant. Die Kälte versetzte ihn damals erst in die Lage, zu stürmen. Das ist interessant, ja. Welche anderen Wörter gibt es noch? Ein anderes Wort, das ich jetzt entsprechend ambivalent erinnere, ist der Übergangsmantel. Das ist ein Kleidungsstück, das an der Grenze zwischen den Jahreszeiten Frühling und Sommer, Herbst und Winter Gebrauch findet, wenn man auf alle Situationen vorbereitet sein will. Viele der Übergangsmäntel aus dieser Zeit würden heute etwas overdressed wirken.

» Viele Wörter haben mit der Alltagskultur und dem Psychologisieren zu tun. « Sie sind also komplett verschwunden? Das würde ich nicht sagen. Man sieht auch heute mit dreiteiligen Anzügen bekleidete Männer mit einem Mantel bei 20 bis 25 Grad sommerlicher Wärme durch die Welt schreiten. (Lacht) Das sind teilweise schon Kuriositäten aus früheren Jahren. Wenn ich mich jetzt an meine Großonkel erinnere: Die hatten alle ziemlich große Bäuche im Gegensatz zu den Angehörigen meiner direkten Familie. Diese Großonkel trugen immer Hosen, deren Bund knapp unter dem Hals endete. Ganz voluminöse Dinger, zeltartig. In einem der Hosenbeine hätte ich damals komplett Platz gefunden. (Lacht) Das ist die Mode der 50er Jahre, die mit diesen mächti-


gen Anzügen auch in Billy Wilders Film „Eins, Zwei, Drei“ zu sehen ist. Urkomisch.

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Sind denn auch Wörter an Jahrzehnte gebunden und nicht nur Kleidung? Wenn ich an einen Fußballgott wie Günter Netzer denke, der damals bei Mönchengladbach spielte, als ich ihn das erste Mal wahrnahm … Über den hat ein fußballliebender Denker geschrieben: „Seine Pässe atmeten den Geist der Utopie.“ Da kommt der damalige Fußball mit Ernst Bloch zusammen. Das ist schon eine kuriose Weise, über Sport zu denken, wenn die Reporter selbst eher als Schreihälse an den Mikrofonen gesessen hatten. In den Reportagen kam so etwas nicht vor.

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Hat sich denn in den ganzen Jahrzehnten auch etwas an der Wortwahl geändert? Klar. Wenn man das jetzt am Beispiel des politischen Kabaretts betrachtet: In den 50er Jahren hatte man etwa in Düsseldorf das Kommödchen, in München die Lach- und Schießgesellschaft. In den 70er und 80er Jahren kommt der frühe Harald Schmidt – und jetzt in der Gegenwart der späte Harald Schmidt sowie der junge Jan Böhmermann. Das sind alles Etappen im Spiel mit der Sprache, das sich in meinem Eindruck immer weiter radikalisiert. Inwiefern? Es bringt eine gewisse Grausamkeit mit ins Spiel. Die Irritation über irgendwelche Wörter wurde im politischen Kabarett der 50er und 60er Jahre eher wie das Abschmecken einer Suppe oder Soße präsentiert – man kaute das Wort durch, indem man der Fremdheit, die es auslöste, nachging. Dieses laute Nachdenken erzeugte beim Publikum einen Lachreiz, weil

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Wer in den 80ern keinen hatte, hat nie gelebt: der originale Sony Walkman die Fremdheit den Schauspieler, den Kabarettisten und die Zuhörerschaft genauso betraf. Ein bisschen wie Heinz Erhard. Also, Heinz Erhard war ein Komiker. Von ihm habe ich im Buch zu den 50ern ein Zitat zum Eintrag „bezirzen“ verwendet. Sehr, sehr lustig. Das war so ein süßer dicker Klamaukkomiker, weitgehend vergessen heute, glaube ich. Ab und zu zeigen die dritten Programme etwas von ihm. Ja, das kann sein.

Im politischen Kabarett ist immer die Frage, wie man noch eines draufsetzen kann und das Publikum hervorlockt. Jan Böhmermanns Gedicht zu Präsident Erdogan ist solch ein Spiel. Das stünde, ganz unabhängig davon, auf wen es gemünzt war, aufgrund seiner sexuellen Anspielungen immer noch unter Pornografieverdacht. Indem er mit dem Vortrag des Gedichtes zugleich sein Bewusstsein davon, dass es verwerflich sei und dass es verboten gehört, zum Ausdruck gebracht hat, hat er mit den Bedeutungen gespielt. Er hat provoziert und sich zugleich


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Eines von vier Jahrzehnten, die Hütt mit je einem Werk beleuchtet auf die Finger gehauen, und das muss man erstmal nachmachen. So weit sind die Kabarettisten der 50er und 60er Jahre nicht gegangen. Zum Abschluss noch ein kleines Spiel: Können Sie zu jedem Jahrzehnt ein paar Worte verlieren? Gerne doch. Also, ich verwende Ausschnitte aus meinen Büchern, weil ich dort bereits schön an den Begriffen gearbeitet habe. Okay, starten wir mit den 50ern. Da fällt mir ein: Bikini: Die Amerika-

ner erproben über dem Bikini-Atoll ihre Atombomben, eine Waffe, vor der es keine Zuflucht gibt. Wenn es kein Versteck mehr gibt, braucht eine Frau auch nichts zu verstecken. Der Name für das Kleidungsstück ist vollendet zynisch. Sein Erfinder Louis Réard bewirbt es mit dem Satz: der Bikini, die erste An-Atom-Bombe. Der Hitze durch Blöße zu entkommen, wie einige Modekritiker anmerken, ist blühender Unfug. Bikinis trotzen der Hitze nicht, ihre Trägerinnen ergeben sich ihr bedingungslos. Freiheit für den Nabel!


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Und die 60er? Fitness – Sport ist nicht mehr Mord. Noch quält der Sportlehrer dünne 14-jährige Knaben mit dem Medizinball. Anderes wird wichtiger: der hoch getaktete Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung. Der Infarkt ist kein Klassenschicksal mehr, das Büroherz kann aufatmen. Die Hippies sehen nicht aus wie Zwölfkämpfer, halten aber lange Nächte auf der Tanzfläche durch. Ihnen hängt nicht so viel Muskelmasse am Skelett. JFK, der ohne Korsett keine drei Schritte laufen kann, lobt körperliche Kraft. Sepp Herberger überwacht auch Schlaf und Essen der Nationalspieler. Sein Nachfolger Helmut Schön setzt auf leichte, große Spieler. Was fällt Ihnen zu den 70ern ein? Mettigel – der Mettigel verdankt seine Erfindung zweckfreier Freude am Dekorieren und gibt – ungefragt – ein frühes Bekenntnis zur Lust am Fleisch ab. Zweifelsfrei besteht er aus Schweinefleisch, das durch den Wolf gedreht wurde. Ehe die Gastgeberin oder der Gastgeber sich an die Arbeit macht, aus dem Mett mit Semmelmehl, Pfeffer, Salz und weiteren geheimen Zutaten einen für die vielen Gäste wuchtig geratenen Igelleib zu formen. Dem werden mit in den Leib gesteckten Salzstangen, Zwiebelringen, Oliven oder Radieschen kleine Akzente hinzugefügt, bis das so geformte Igelschwein auch fleischvernarrten Gästen den Appetit verderben könnte, von dem Kadaver zu naschen, weil sie nicht wissen, wie lange er da schon ungekühlt vor sich hin simmert.

Und schließlich noch die 80er! Geil – ein altes reiches Wort, nun degeneriert zu einem Ausruf. Der inflationäre Gebrauch entleert das Wort, bis es fast nichts mehr mitteilt. Geil seien das Grundgesetz, die gaffende Menge, er, meine Brüste, der Märchenprinz, sie, Spießbürger, Architektur, es, Hans Neuenfels’ Schönlinge, Mädchen, Punkrock, das Feeling zu den Leuten, der eklige Diener, Franzosen, Action, einer, das Verlangen, das Liebesgeständnis einer Spätpubertierenden [und vieles mehr]. Klingt es anfangs, als sei ihm ein Ausrufezeichen eingepflanzt, endet es immer mehr mit einem Fragezeichen: geil, wa? Vielen Dank. Gerne. ◊◊◊

INFO

HANS HÜTT Jahrgang 1953, am Niederrhein geboren, seit 1977 mit Unterbrechungen in Berlin. Hat in Tübingen und Berlin Politikwissenschaft, Musikwissenschaft, Psychologie und Vergleichende Literaturwissenschaft studiert. Ist freier Autor und arbeitet für die FAZ, den Freitag, das Kursbuch und die taz. Im Dudenverlag erscheinen die genannten Bücher und bieten einen zugleich unterhaltsamen und lehrreichen Zugang zu unserer Vergangenheit. anlasslos.de



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ARNDT ZINKANT FRAGT ALEXANDER GRAU NACH DER POLITISCHEN MACHT DES KITSCHES Wenn wir das Wort Kitsch hören, denken wir meist an Gemälde mit röhrenden Hirschen oder an Hollywood-Schmalz. Aber das ist nur die ästhetische Oberfläche. Alexander Grau hat tiefer geschürft – und starke Sehnsüchte nach Kitsch in den Seelen ausgemacht; insbesondere in den deutschen. Der promovierte Philosoph und Kolumnist der Zeitschrift „Cicero“ kratzt gern und oft an allem, was dem politischen Mainstream heilig ist. Mittlerweile, so ist Grau überzeugt, ist die Macht des Kitsches in der Medien-Demokratie so groß, dass die Freiheit in Gefahr gerät. Seine Gedanken hat er in seinem Buch „Politischer Kitsch“ zusammengefasst, das soeben erschienen ist. Kurz vor der Buchmesse fand er noch Zeit für ein Gespräch.

DAS KITSCHIGE BEWUSSTSEIN Was genau verstehen Sie unter Kitsch? Ist er die süßliche Verleugnung der Realität? Das ist eine der üblichen Definitionen. Meist denken wir tatsächlich an ästhetischen Kitsch wie die Kuckucksuhr, den Nippes im Souvenirladen, das Emotionale, das „Zuviel“. Allerdings würde ich sagen: Ein Einzelgegenstand an sich ist nicht kitschig – er wird es erst durch ein „Kitsch-System“, das eine heile Welt verspricht. Wird die Realität heute stärker verleugnet als früher? Realitätsflucht gab es schon immer. Aber wir sehen heute eine spezifische Form irrationaler Massen-Emotionalisierung. Moderne Gesellschaften haben da erkennbar ganz andere Möglichkeiten. Wir erleben in diesen Tagen immer wieder, wie leicht dieser Prozess funktioniert und die Rationalität ausgeschaltet wird – übrigens häufig im Namen der Vernunft. Sie schreiben: „Permanent Gesicht zeigen mit Lichterketten wirkt Kitsch-verstärkend, besonders wenn Emotions-Profis aus der Entertainment-Branche sich daran betei-

ligen.“ Da denkt man aktuell an Herbert Grönemeyer. War das auch Kitsch? Das habe ich mir auch überlegt, als ich mir seinen Auftritt im Netz angeschaut habe. Nein, das war nicht kitschig, dafür war es zu aggressiv. Allerdings ist Grönemeyer tatsächlich einer der größten Produzenten politischen Kitsches in diesem Land: „Kriege werden aufgegessen“. Kitschig ist daran nicht bloß die Floskel, sondern auch das Denken: das Sentimentale und Gefühlige, das Vereinfachende, das Einteilen der Welt in Gut und Böse. Einfalt als Pose. „Das kitschige Bewusstsein ist eine Gefahr für die offene Gesellschaft“, steht in Ihrem Buch. Aber treten nicht gerade die Kitschigen für diese ein? Richtig. Sie kennen ja vermutlich diesen Anton-Hofreiter-Clip: „Wir sind nicht die Bösen, wir sind die Guten!“ (Lacht), aber gerade diese Schwarzweiß-Malerei ist das Problem. Wir denken natürlich alle, dass wir recht haben. Jeder denkt, er sei der Gute. Etwas mehr Bewusstsein für das häufig Vorrationale und Zufällige des eigenen Standpunktes könnte aber mitunter nicht schaden. Niemand ist der


Gute. Wer das von sich behauptet, ist nicht an einer offenen Gesellschaft interessiert, sondern allenfalls an deren Simulation.

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Die Frage ist, was man dann damit macht … Wie gesagt: Es ist wichtig, die Relativität des eigenen Standpunktes einzugestehen. Sie kennen Schlagworte wie „Zivilgesellschaft“ oder Ähnliches. Abgesehen davon, dass das Nonsens ist: Es wird rechthaberisch ausgegrenzt: hier die Guten, die Zivilgesellschaft, dort die anderen. Das sind gefühlige, pathetische Gesten, gut gemeint, doch latent peinlich und vor allem autoritär.

» Jeder denkt, er sei der Gute. « Sie beschreiben auch eine Art politisches Wörterbuch; mit bekannten Fügungen wie z. B. „Kein Mensch ist illegal“ oder aktueller: „Seenotrettung ist kein Verbrechen“. Haben Sie keine Angst, bei Kritik daran als rechter Bösewicht dazustehen? Die Gefahr besteht heutzutage immer (Lacht). Will man an dieser Form von Kommunikation etwas ändern, muss man in diese Wunde stechen. Bei Grönemeyer, „Fridays for Future“ oder anderen sehe ich ein ungesundes Emotionalisierungslevel. Bei einigen Rechten ebenfalls. Darauf muss man aufmerksam machen, schon um der politischen Kultur willen. Nun sind politische Demonstrationen ja nicht per se kitschig, sondern sollten Ausdruck eines kritischen Bürgerwillens sein. Klar.

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Wo aber verläuft da die Grenze? Jedes politische Anliegen ist in einer Demokratie erstmal legitim, sofern es nichts Illegales fordert. Aber wir haben es mit Bewegungen zu tun, die sich nicht nur im Recht glauben, sondern mit einem viel stärkeren Geltungsanspruch


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Der Gartenzwerg – Inbegriff des deutschen Kitsches auftreten. Nämlich: „Wir haben schlechthin recht. Andere Meinungen sind nicht legitim.“ Für das kitschige Bewusstsein ist bereits der Wunsch nach Diskussion eine Art Angriff. Wenn z. B. Greta Thunberg verlangt, dass wir alle in Panik geraten, dann hat das einen ausgesprochen despotischen Beigeschmack. Da haben wir schon wieder ein aktuelles Beispiel: das Rezo-Video. Der berühmteste Satz daraus lautet: „Es gibt nur eine legitime Einstellung!“ Das fasst es wunderbar zusammen. Wer die eine gültige Meinung nicht vertritt, hat sich quasi verabschiedet. Das kennen wir aus der Ideengeschichte, etwa bei Tocqueville: „Die Tyrannei der Mehrheit“ oder vielleicht: Die Tyrannei der Lautesten. Sie unterscheiden auch zwischen dem kalkulierten Kitsch und dem ehrlichen. Genau. Wenn ein Politiker rührselig von

den „armen Menschen in seinem Wahlkreis“ erzählt, ist das bewusst kalkuliert. Das ist planvolle Rhetorik und gehört zum Geschäft. Schlimm wird es, wenn der sich von den dort abgerufenen Emotionen wirklich tragen lässt. Inwiefern? Das kalkulierte Gefühl ist das Geschäft jedes Werbefachmanns. Der will eben, dass wir nicht nachdenken, welches Waschmittel wirklich das beste ist. Das halte ich als überzeugter Marktwirtschaftler übrigens für legitim. Politik ist am Ende auch nur ein Produkt, das mit Emotionalisierungsstrategien verkauft wird. Als kompetenter Bürger sollte ich das souverän entlarven können. Aber wenn beide Seiten es nicht mehr als rhetorisches Mittel sehen, sondern als Weltsicht fest daran glauben, gerät Kitsch zur Ideologie. Sie schreiben überdies: „Wo das Versprechen von Sinn aufkommt, ist Kitsch nicht weit“.


Porträt des Martin Luther (Lutherhaus Wittenberg)


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Da muss man an „Fridays for future“ denken. Diese Kinder haben zwar Angst, aber sie ist auch sinnstiftend. Genau. Sie gehen noch weiter und definieren die Religion als Urform des Kitsches. Sind Sie Religionsverächter? Nein, ich bin atheistischer Kulturprotestant, wenn Sie so wollen (Lacht). Man weiß, dass der Appell an das Innerliche ein zentraler Aspekt der Religion ist. Ich sage nicht, dass Religion an und für sich kitschig ist, aber sie hat ein rührseliges Momentum. Sinnversprechen haftet immer etwas Kitschiges an. So richtig salonfähig wird das ganze Vokabular von Ergriffenheit und Empfindsamkeit aber erst mit der Reformation, mit der Konzentration auf individuelle Frömmigkeit, insbesondere im Pietismus. Wie kommt man von dort zur Moderne? Unter den Bedingungen der Moderne säkularisiert sich die Empfindsamkeitskultur dann. Bei der Ökologiebewegung wird dieses religiöse Moment unter neuheidnischen Vorzeichen emotional revitalisiert. Man könnte alternativ ja sagen: „Okay, wenn sich die Natur im Zuge des Klimawandels verändert – na und? Damit kann man technisch, ökonomisch und sozial umgehen“. Aber es wäre ein Sakrileg, so etwas auch nur zu denken. Ich war neulich im Lutherhaus in Eisenach. Luther war ja der „Schöpfer“ der Innerlichkeit: Der Mensch hat die Religion in sich und braucht keine Vermittler mehr – und dadurch ist die Kitschgefahr erst recht gegeben. Habe ich Sie richtig verstanden? Genau, das ist der Kerngedanke. Dass Religion nicht institutionalisiert ist, sondern im Innern des Individuums stattfindet – da hat Luther auf einen zentralen Punkt aufmerksam gemacht. Durch die Entwicklung in der Neuzeit hat dieser Gedanke eine Veränderung durchgemacht, auch zum Positiven: Individualität, Freiheit, Emanzipation des Individuums – all das wollen wir ja nicht aufgeben. Doch heute fordern eigenartigerweise gerade die ver-

meintlichen Individualisten massive Verbote: „Wir müssen jetzt alle…!“ Könnte man sagen, Kitsch ist falsch verstandene Religiosität – und richtige hilft gegen Kitsch? Da müsste man definieren, was richtige und was falsche Religiosität sei. Das wäre unsinnig. Aber im Zuge der Säkularisierung sind die Sehnsüchte nach Sinn heimatlos geworden. Die suchen sich dann Ersatz-Ideologien. Das waren im 20. Jahrhundert die bekannten politischen Großideologien mit fürchterlichen Folgen. Nun sucht man sich wieder neue Götter, wobei sich insbesondere die Natur aus historischen Gründen anbietet. Das ist gerade in Deutschland traditionell höchst anschlussfähig.

» Das kalkulierte Gefühl ist das Geschäft jedes Werbefachmanns « Sie sagen: Gerade der Deutsche ist verliebt in die Apokalypse, in düsteren Endzeit-Kitsch. Es gibt ein deutsches Verliebtsein in den Untergang. Von Wagners Götterdämmerung bis zum Finale 1945 in den Trümmern der Reichskanzlei. Da kippt der Kitsch ins Grausame. Das findet man in dieser Prägnanz in anderen Kulturen weniger, sehr wohl aber in der deutschen Romantik. Das Sich-Hineinsteigern ins Düstere ist zumindest seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert eine deutsche Tradition. Sie führen auch den Begriff des „absoluten Kitsches“ ein: Wenn die Realität nicht mehr verzuckert wird, sondern schlicht geleugnet. Wie etwa bei der Gender-Theorie, die Mann und Frau für biologisch nicht existent


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erklärt. Wie kommt man da noch heraus? Der Marxist würde sagen: Solche Ideologien sind immer auch Ausdruck der soziologisch-ökonomischen Bedingungen. Das sind offenkundig Ideen, die nur in sehr individualisierten Wohlstandsgesellschaften gedeihen. Dahinter stehen Sozialisationsprozesse, die durch eine Talkshow oder gar ein Buch nicht aus der Welt zu bringen sind. Solche Ideologien verschwinden erst unter dem Eindruck handfester Krisenszenarien.

» Es gibt ein deutsches Verliebtsein in den Untergang. « Das ist quasi das Fazit Ihres Buches: Die „Friday-Kids“ können nur deshalb so im Weltuntergangs-Kitsch schwelgen, weil sie die Schattenseiten gar nicht kennen. Wie haben noch unsere Großeltern immer gesagt? „Euch geht’s viel zu gut!“ Mit ist klar, dass das etwas altbacken klingt. Aber man sieht es an den weltfremden Forderungen. Wenn man das wirklich umsetzten würde, sähe unsere Wohlstandsgesellschaft komplett anders aus. Sie können nicht im Entferntesten erfassen, was das wirklich bedeuten würde. Millionen von Arbeitsplätzen hängen etwa an der Autoindustrie. Ich lebe in München. Wenn BMW in eine Krise gerät, haben wir hier ein Problem – vorsichtig gesagt. Die Möglichkeit einer Massenverarmung haben die gar nicht auf dem Schirm. Das kann man ihnen nicht verdenken, man sollte aber darauf aufmerksam machen. Was ich ebenfalls wahrnehme, ist die alte Lust auf Sozialismus. Der Staat soll einfach das Gute befehlen und das Klima retten. Und dann wird’s autoritär …


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Herbert Grönemeyer – einer der größten Produzenten politischen Kitsches Es geht sogar noch weiter: Was die Sache bedenklich macht, ist, dass hier nicht nur der autoritäre Staat gefordert, sondern ein autoritäres Gesellschaftsklima geschaffen wird. Nicht die Partei oder ein Sicherheitsdienst soll die Überwachung bewerkstelligen, sondern der „engagierte Nachbar“. Das ist ja noch viel schlimmer! Wir erziehen uns alle gegenseitig. Genau, das chinesische Modell der gegenseitigen Sozialkontrolle.

20. Jahrhunderts. Aber nach dem Zweiten Weltkrieg entstand Kunst zunehmend unter den Bedingungen der Massengesellschaft – wo Provokation Selbstzweck wird, wo Avantgardismus sich leerläuft. Irgendwann hat sich das erschöpft. Ich möchte mal etwas provozierend formulieren: Schon die Idee bedeutsamer, kritischer oder gar engagierter „Kunst“ ist unter den Bedingungen einer spätmodernen Massenmedien- und Konsumgesellschaft von martialischer Kitschigkeit. ◊◊◊

Letzte Frage: Der sogenannte „engagierte Künstler“, der die Gesellschaft permanent entlarven möchte, ist für Sie besonders kitschig. Weil er in Utopien schwelgt. Nach dieser Definition wäre Brecht ein Kitsch-Autor, oder? Ich möchte nicht künstlerisches Engagement per se als kitschig abwerten. Man muss auf die gesellschaftlichen Bedingungen achten, unter denen alle Kunst entsteht. Brecht ist eine Schwellenfigur des frühen

INFO

Alexander Grau Er ist promovierter Philosoph und arbeitet als Journalist und Buchautor. Der 51-Jährige schreibt seit 2003 für die FAZ und andere Medien. In der Online-Ausgabe der Zeitschrift „Cicero“ veröffentlicht er jeden Samstag seine Kolumne „Grauzone“. Sein Buch „Politischer Kitsch“ ist just beim Claudius-Verlag erschienen. Außerdem ist Alexander Grau langjähriger Mitarbeiter für die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) und veröffentlicht seit 2007 regelmäßig medienwissenschaftliche Fachartikel in dem Magazin tv diskurs.


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Arndt Zinkant trifft Jürgen von der Lippe Es gibt auf jedem Felde Künstler, die scheinen irgendwie immer dagewesen zu sein. Jürgen von der Lippe ist von diesem Schlag. Die Moden des Fernseh-Humors mochten sich wandeln – er blieb. Und blieb sich treu. Seit der Bärtige mit der Gitarre Anfang der 70er Jahre nach Berlin ging und dort „Kreuzberger Nächte“ besang, reißt sein Erfolg nicht ab. Platten, Fernsehshows, Bücher, Filme und vieles mehr hat von der Lippe gemacht. Stets mit Erfolg. Auch in der Halle Münsterland, wo er im Oktober wieder mal auftrat, warfen sich viele seiner Fans für ihn ins Hawaii-Hemd, das sein Markenzeichen ist. Als er vor der Show mit uns sprach, erlebten wir einen nachdenklichen, philosophischen Schelm, der sein Handwerk reflektiert. Und vieles andere auch – vom Gender-Thema bis hin zu kirchlichen Querelen.

DER ALTERSMILDE WILDE

Ich habe bei Wikipedia gelesen, Ihr Vater sei Barkeeper gewesen, im leicht schummrigen Milieu… (Grinst:) Nein, in Aachens bester Striptease-Bar! Was ist daran schummrig? Außer vielleicht, dass die Schmuggler des DreiländerEcks sich dort trafen. Ich habe meinen sechszehnten Geburtstag in der Bar feiern dürfen, was eine mittlere Sensation war. Sehr schön.

werk. Der Rest ist purer Bildungshumor, aber wenn ich mit Kants „Kategorischem Imperativ“ anfange, lese ich das nie in einer Rezension. Mache ich hingegen einen kleinen dreckigen Witz … Daran habe ich mich aber gewöhnt und betrachte es mittlerweile nicht mehr als mein Problem. Ich habe schon dermaßen oft erklärt, wie Comedy funktioniert! Sogar Herrn Gysi auf meinem Youtube-Kanal.

Kann ich mir vorstellen. Mein Sechzehnter war nicht so schön. Kann ich mir wiederum vorstellen – weil Ihr Vater nicht Barkeeper war!

Hat Gregor Gysi Sie auch interviewt, ist also quasi mein Kollege? Ja. Wir waren im Berliner Kabarett-Theater „Die Distel“, das war toll, und das Video geht gerade ab wie Sau. Man fragt doch auch keinen klassischen Romancier: „ Warum hast du dort eine Sex-Szene eingebaut?“ Und auch keinen Maler: „Warum malst du einen Akt?“ Ausgerechnet wir Comedians sollen uns also dafür rechtfertigen? Das mache ich nicht mehr mit.

Ein Fan von Ihnen aus der Redaktion sagte: „Der von der Lippe ist so gut, weil er so gebildet ist.“ Ich entgegnete: Die deftigen Witze unter der Gürtellinie sind bei ihm aber häufiger. Nein, falsch. Goethe sagt: „Ein jeder hört nur das, was er versteht.“ Die sogenannten deftigen Witze sind ja nichts anderes als die wirkungsvollen. Sie machen vielleicht zehn Prozent aus und gehören zum guten Hand-

Sie waren ja schon dabei, lange bevor der Comedy-Boom aufkam. Zuerst kam Otto, dann Sie.


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Hans-Jürgen Hubert Dohrenkamp alias Jürgen von der Lippe Nein, Otto war nicht der Erste. Man muss sagen, dass die Linie deutlich älter ist. Es ging bereits mit Heinz Erhardt los – in den 50er Jahren, als es noch die bunten Nachmittage im Radio gab. Die Conferenciers, wie sie damals hießen, brachten viele Parodien. Rolf Stiefel habe ich damals sehr gerne gehört. Auch Frankenfeld kann man zur frühen Comedy zählen. Danach kamen die Insterburgs und mit ihnen die ganze Berliner Szene. Inklusive Ulrich Roski, meinem Idol. Ich muss gestehen, den kenne ich nicht… Da bleibt mir das Herz stehen! Das waren damals die Götter – und Otto brach wie ein Tsunami über diese Szene herein. Kurz darauf Mike Krüger. Wir tummelten uns in dieser Berliner Szene ebenfalls, aber nicht mit vergleichbarem Erfolg. Mit „wir“ meinen Sie die Gebrüder Blattschuss… Mit „Blattschuss“ formierte sich die komische deutsche Liedermacher-Szene – anfangs

nur, um einem unserer Stammlokale zum dreizehnten Geburtstag zu gratulieren, und das war so ein Erfolg, dass mein Produzent sagte: „Da müssen wir mehr draus machen!“ Da haben wir amerikanische Oldies auf Deutsch verulkt. Bis mit dem Lied „Kreuzberger Nächte“ der größte Erfolg einschlug. Unmittelbar danach habe ich aber die Gruppe verlassen. Sind Sie als Künstler und Mensch noch derselbe wie damals? Nein, ich bin schwerer und älter geworden. Hoffentlich auch weiser. Mit der zunehmenden Lebenserfahrung wachsen die Altersweisheit und vor allem die Altersmilde. Das glaube ich an mir selber sehr prägnant feststellen zu können. (Schmunzelt) Sie machen also mildere Witze? Wir müssen das vom Handwerk trennen. Das Handwerk speist sich zwar aus dem Leben, es ist aber nicht dasselbe. Wenn meine Witze mittlerweile vor Altersmilde glühen würden, wären sie nicht so wirkungsvoll.


Sie haben sich auch stets explizit zur Fernseh-Unterhaltung bekannt. Brecht hat gesagt: „Wenn etwas nicht der Rechtfertigung bedarf, ist es die Unterhaltung.“ Fernsehen ist eine Herausforderung. „Geld oder Liebe“ beispielsweise wurde mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Und wenn man die Gelegenheit bekommt, wird man schon aus sportlichen Gesichtspunkten sagen: „Das nehme ich an!“ Ich war immer an allen Formaten interessiert, habe alles gemacht – außer Ausdruckstanz und Synchronschwimmen. Ich habe ein Filmdrehbuch geschrieben und das selbst gespielt, ebenso ein Theaterstück. Ich bin als Buchautor überaus erfolgreich, lese auch mit großer Leidenschaft Bücher anderer Autoren als Hörbuch ein. Das ist meiner Neugier, meinem Spielbetrieb und sicherlich auch meinem Ehrgeiz geschuldet.

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Wie stark kommt in Ihren Programmen die Politik zum Tragen? Schauen Sie in meinen Youtube-Kanal, da finden Sie die Antwort. Aber was genau heißt schon „politisch“? Vor drei Jahren haben Sie z. B. mit dem Gender-Thema eine kleine Bombe platzen lassen. In einem Spiegel-Interview, dessen Überschrift lautete: „Die Gender-Scheiße macht mich fertig“. Ich weiß das noch so genau, weil ich es damals zustimmend auf meiner Facebook-Seite geteilt habe. Das bescherte mir dann einen… … Shitstorm, klar. Dazu gibt es ein schönes Zitat von Joschka Fischer: „Mir gehen die

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Klemm-Chauvis auf den Sack, die auf breiter Schleimspur der Frauenbewegung hinterherkriechen.“ „Klemm-Chauvi“ – den muss ich mir merken. Ich bin gerne bereit, das mit jedem zu diskutieren, aber es ist schlicht und ergreifend Unsinn. Jeder darf denken, was er will – auch, dass die Geschlechter nur soziale Konstrukte sind. Man kann aber nicht einfach das generische Maskulinum abstreiten, denn es ist eine sprachliche Tatsache. Da hört‘s bei mir auf! Das grammatische Geschlecht heißt ja Genus, das biologische hingegen Sexus. In der Sprache haben wir jedoch drei Genera, nämlich auch noch das Neutrum – allein deshalb kann man das doch unmöglich gleichsetzen oder verquirlen. Die grammatischen Geschlechter sind ja völlig willkürlich entstanden: Der deutsche Mond ist im Italienischen weiblich, „La Luna“.

» Ich habe schon oft erklärt, wie comedy funktioniert! « Klingt auch schöner. Wenn man politisch korrekt den Studenten, der ja bereits ein Partizip Präsens ist, durch den „Studierenden“ ersetzt, ist das einfach Unsinn. „Die toten Studierenden begannen zu verwesen“, ist doch kein Satz, den man wirklich sinnvoll finden kann.

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Haben Sie schon von der App „Werbemelder*in“ gehört? Damit kann man per Handy sexistische Werbung zur Anzeige bringen. Hat das mit dieser Plakat-Initiative in Berlin-Kreuzberg zu tun? Die Annahme der dortigen grünen Fraktion lautet: „Frauen, die grundlos lächeln, signalisieren sexuelle Verfügbarkeit“. Die These hätte sicherlich auch die Mona Lisa interessiert … Man darf das alles aber nicht überbewerten. Das beschränkt


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Hawaii-Hemd und Bildungshumor als Markenzeichen sich auf den Bereich Verwaltung und Uni. Diese Leute haben zu viel Zeit. Haben Sie mal erwogen, aufs Kabarett umzusteigen? Wo ziehen Sie denn da die scharfe Grenze? Die existiert nicht mehr, weil die Kabarettisten gelernt haben, dass es nicht schadet, komisch zu sein. Und die Comedians haben gelernt: „Wenn‘s passt, mach ich auch tagesaktuelle Scherze.“ Aber meine Programme müssen – im Gegensatz etwa zu Dieter Hildebrandts – drei Jahre halten. Warum soll ich mich da mit dem politischen Personal befassen? Man sieht ja, wie schnell es da mitunter geht. Allerdings. Und ich wünsche mir nicht, jede Woche irgendwelche Gags über Angie oder Lindner ausdenken müssen, zumal ich gegen Lindner gar nichts habe. Weil ich den eigentlich sehr vernünftig finde. Ich war natürlich früher mal Juso, habe aber dann

recht schnell mit der FDP sympathisiert – weil sie sich eben weder einer Glaubensrichtung noch einer Ideologie verpflichtet fühlt. Meine Arbeitsweise ist generell einfach bequemer: Ich reiße sehr oft etwas aus der Zeitung heraus, wo ich denke: Dort schlummert etwas, das ich im Moment noch nicht sehe. Aber wenn ich mal einen ganzen Tag Zeit habe, nehme ich mir diese Kiste, betrachte Artikel auf Artikel – und auf einmal macht es „Dong!“ Bei welchem Artikel war das das letzte Mal der Fall? Beim Thema Martin Schulz. Dazu sagte der Wahlkampfleiter: „Endlich hat die SPD einen Spitzenkandidaten, der nicht wie ein Parteibonze aussieht, sondern wie ein Edeka-Filialleiter:“ Keine zehn Minuten, da war die Nummer geschrieben! Und wir gehen damit online stramm auf 100.000 Klicks zu. Wie ist das mit Ihren Bühnenfiguren, haben


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Sie Favoriten? Zum Beispiel den Altersheim-Bewohner oder den Berliner Rocker „Kalle“? Es sind so wenige Figuren, dass sie alle meine Favoriten sind. Sie machen eben Spaß, weil man in der Rolle Dinge sagen kann, die man in Zivil nicht äußern könnte. Beim Kalle z. B. ist es so, dass der Dialekt vieles verzeihlich klingen lässt und sein Äußeres auf eine gewisse Bildungsferne hinweist. Gerade der Berliner Dialekt ist einfach wunderbar…

» Destille! Da ist man immer fürchterlich abgestürzt. « Wann waren Sie erstmals in Münster? Puh! Das muss Ende der 70er oder Anfang der 80er gewesen seien. Wie heißt noch diese Auftritts-Kneipe, wo ich angeblich immer noch einen Deckel habe? Destille – da hängt noch immer ein altes Foto von Ihnen. Ja, Destille! Da ist man immer fürchterlich abgestürzt. Ähnlich wie in Paderborn in der „Tuba“. Da ist man bei den Matineen aufgetreten und war noch besoffen vom Vorabend. (Lacht) Eine wilde Zeit!

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Haben Sie damals eine Beziehung zur Domstadt entwickelt? Zunächst mal kommt Götz Alsmann von hier, den ich sehr schätze. Außerdem habe ich hier meinen Kinofilm „Nich’ mit Leo“ gedreht, der in kirchlichen Kreisen hohe Wellen schlug. Eine Zeitungs-Überschrift lautete: „Von der Lippe von Kirchenhass zerfressen“. Die Kirche konnte damals durchsetzen, dass der Film erst ab Zwölf freigegeben wurde, was eine massive wirtschaftliche Benachteiligung war. Nach wie vor funktioniert die Trennung von Kirche und Staat nicht richtig.


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Die Destille – auch Jürgen von der Lippe ist hier schon abgestürzt

» Ich war bis zum Alter von 20 gläubig – dann ging es nicht mehr. «

der Beauftragte der Katholischen Kirche auf der Matte. Jede Woche. Wie hieß er noch gleich …? Pater Burbach. Obwohl mir Priester auch gesagt haben, dass meine Satire intern immer geschätzt wurde. Wenn ich bedenke, was die Kirche weltweit immer noch anrichtet durch Kondom- und Pillen-Verbote…

Entstand der Film komplett in Münster? Also, es gab hier diese ehemalige englische Garnison, da haben wir den Film-Puff in die Kapelle gebaut. Das Ganze hat damals einen Riesenspaß gemacht. Aber die Kirche versteht eben wenig Spaß. Damals beim „WWF-Club“, meiner ersten Fernseh-Tätigkeit, da stand jede Woche

Glauben Sie, dass sie sich langfristig selber abschafft? Es besteht fraglos ein Bedürfnis nach Spiritualität, wie immer die aussehen mag. Und natürlich muss eine Kirche, die auf sich hält, darauf bestehen, dass sie die einzig Wahre ist. Aber: Das Gegenbeispiel ist der Buddhismus – der eigentlich gar keine Religion ist, sondern


Bei sprachlichen Tatsachen hört bei Jürgen von der Lippe der Spaß auf genau dieses nicht tut. Und deshalb bei Künstlern und Intellektuellen hoch angesehen ist. Was lehrt uns das? Es wäre doch denkbar, dass die Kirche sagt: Den Gottesbegriff überlassen wir jedem Einzelnen. Im Christentum gibt es wenig, was nicht „gestohlen“ ist. Alles schon mal dagewesen. Das Übers-Wasser-Laufen, die Unbefleckte Empfängnis – alles gab es schon irgendwo viel früher. Ein Grundstock an Mythen, aus dem die Väter des Alten Testaments sich bedient haben. Deshalb ist auch vieles verhandelbar,

finde ich. Wenn man das „freiließe“ und sagen würde: „Wir einigen uns auf irgendeine Macht, die der Urgrund ist.“ Deswegen bin ich ja auch kein Atheist, sondern Agnostiker, der sagt. „Ich weiß es nicht“. Es gibt das wunderbare Wort von Julian Barnes: „Ich glaube nicht an Gott, aber ich vermisse ihn.“ Er meint dieses befreite Gefühl, das man als Kind nach dem Beichten empfand: Wenn ich jetzt sterbe, komm’ ich sofort in den Himmel! Wie lange hielt Ihre KindheitsFrömmigkeit an? Ich war bis zum Alter von 20 gläubig –


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dann ging es nicht mehr. Das kam auch durchs Philosophie-Studium; natürlich kam man da von einem ideologischen Bett ins andere. Man wurde strammer Sozialist, hat die Mauer ganz toll gefunden und diesen ganzen Unsinn. Wenn ich mir heute den Mist durchlese, den ich damals verzapft habe … Tucholsky wird ja das Zitat zugeschrieben: „Wer mit 20 kein Kommunist ist, hat kein Herz – wer es mit 40 noch ist, keinen Verstand“. Es wird auch Kästner und andern zugeschrieben, aber es ist was dran. Ich finde, dass die Kirche mit einem großen „Hausputz“ Chancen hätte, viele Leute zurückzugewinnen. Vor allem müsste man Frauen in kirchlichen Ämtern zulassen. Und Zölibat ist natürlich das Letzte.

» Ich habe mich mit der Absurdität des Daseins abgefunden. « Was aber gegen diese These spricht: Die evangelische Kirche hat ja schon all das, was sie ansprechen – kein Zölibat, Frauen als Pastorinnen. Aber die Gläubigen bleiben dennoch weg. Das habe ich auch vor Jahren zu Margot Käßmann im Interview gesagt. Ja – die Evangelen haben halt nix! Den ganzen Weihrauch, die Heiligen und den ganzen Rummel nicht. Alles, was für ältere Damen schön ist. Aber grundsätzlich man darf eben niemandem vorschreiben, wie er zu leben hat. Sexuelle Enthaltsamkeit – in dem Moment, wo ich das zur Pflicht mache, demaskiert sich alles als nackte Autorität. Ich nehme mir gern zur Abwechslung mal die griechischen Göttersagen aus dem Bücherschrank – das ist sehr hübsch, viel amüsanter. Und man sieht daran auch, dass nicht Gott den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat, sondern die Menschen sich ihre Götter – als eine Bande

notgeiler Halunken! (Lacht) Ich habe eine Bekannte, die ist gerade dermaßen auf dem Jesus-Trip, schreibt ständig von Semi-Wundererfahrungen. Puh! Das Christentum steckt überall in unserer Kultur drin: In der Kunst, der Musik, in Goethes „Faust“ oder im ganzen Shakespeare. Natürlich ist das der abendländischen Kultur immanent – und es steckt auch in mir. Es hat immer Spaß gemacht, Priester zu spielen, was ich deshalb oft gemacht habe. Womit man aufgewachsen ist, das will man doch nicht loswerden. Ich habe mich mit der Absurdität des Daseins abgefunden – aber wer weiß, wie ich mal abtreten werde? Bei Paulus war es ja ein epileptischer Anfall – Frontallappen-Epilepsie. Also, wer weiß? Ein greller Blitz und Zack, bin ich wieder gläubig! (Lacht) ◊◊◊

INFO

JÜRGEN VON DER LIPPE

Das Comedy-Urgestein wurde 1948 in Bad Salzuflen als Hans-Jürgen Hubert Dohrenkamp geboren. Er sagte einmal, dass er den Künstlernamen gewählt habe, weil Journalisten damit viele Wortspiele bilden könnten. Außerdem liege sein Geburtsort in Lippe. Ab 1970 studierte er Germanistik, Philosophie und Linguistik für das Lehramt, schloss das Studium jedoch nicht ab. Im Jahr 1976 gründete er zusammen mit Hans Werner Olm und anderen die „Gebrüder Blattschuss“, denen er bis 1979 angehörte. 1994 spielte er in der Komödie „Nich’ mit Leo“ (gedreht in Münster) in einer Dreifachrolle einen katholischen Pfarrer, einen Bordellchef sowie einen Fremdenlegionär. Die Zahl seiner Projekte ist kaum noch überschaubar. Wer es dennoch versuchen will, klicke auf: juergenvonderlippe.de


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BÄRBEL HÖLSCHER UNTERSUCHT MIT DOMINIK IRTENKAUF FALSCHE HALTUNGEN Man kennt Kinder, die nicht stillsitzen können oder die sich wie ein nasser Sack dem Stuhl fläzen. Die Aufmerksamkeitsspanne ist kurz und mancher Pädagoge verzweifelt ob des Chaos, das diese Kinder verbreiten. Diese Unaufmerksamkeiten hängen mit frühkindlichen Reflexen zusammen, die nicht integriert wurden. Mit einer Zentrierung können diese wesentlich verbessert werden. Die Kinesiologin Bärbel Hölscher aus Münster hat diese Zusammenhänge entdeckt und bereits drei Bücher zum Thema geschrieben. Im Gespräch kommen auch modische Haltungen zur Sprache, die alles andere als gesund sind.

MIT ZENTRIERUNG ZU MEHR BALANCE Führe uns doch am besten mal in deine Therapie ein. Ich nenne es nicht Therapie. Es sind Anwendungen, die jeder Therapie vorangestellt werden können, sodass diese in ihrer Effizienz erhöht wird. Die Zentrierung ist dafür da, ökonomischer mit seinen Ressourcen umgehen zu können. Dadurch kommt das Potenzial besser zum Vorschein. Das hat auch mit schlechten Haltungen zu tun? Genau. Eine nicht-zentrierte Körperhaltung erkennt man daran, dass man zum Beispiel schiefe Schultern oder ein Hohlkreuz hat. Der Kopf steht vor der vertikalen Mittellinie des Körpers. Nicht-zentrierte Haltungen kosten immer wieder Kraft. Es sind Kompensationsstrategien, die der Organismus fahren muss, damit er mit den Unzulänglichkeiten, die nicht-integrierte Reflexe mit sich bringen, überhaupt klarkommt. Die Energie fehlt dann für den Tag? Ja. Man weiß seit über 20 Jahren, dass das Bewegungsmuster alle mentalen und psychischen Prozesse beeinflusst. Ist es also nicht

physiologisch gesund, so können sich weder mentale noch emotionale Abläufe physiologisch entwickeln. Sondern sie werden von den nicht-physiologischen Bewegungsabläufen verformt. Diese resultieren aus nicht-integrierten frühkindlichen Reflexen. Diese wiederum sind neurologisch im Hirnstamm beheimatet. Und dieser Hirnstamm ist der Teil des Gehirns, der komplett unbewusst ist, den man absolut nicht beeinflussen kann. Da sitzt unsere Atmung, unsere Verdauung, unser Triebverhalten usw. drin. Diese Haltungen lassen sich aber wieder in Ordnung bringen? Ja. Man kann das bewusst machen, weil wir einen sogenannten bewussten motorischen Cortex haben, d. h. eine bewusste Rinde, die uns sagt: Unser Finger geht nicht in die linke, sondern in die rechte Richtung. So kann man auch sagen: Bitteschön, meine Füße stehen gerade und nicht ein Fuß ist ausgedreht oder beide Füße sind ausgedreht. Sondern die sind gerade. Das kann man dem Körper mühsam beibringen. Die Zentrierung, die ich jetzt entwickelt habe, hilft dabei.


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Was genau ist die Zentrierung? Dadurch kann man dem Körper das kinästhetische Gefühl vermitteln, und demzufolge hat er einen ganz anderen Zugang zu einem ökonomischen Bewegungsmuster. In Folge können sich seine emotionalen und mentalen Prozesse ganz anders entwickeln. Bis hin zur Entspannung – dass man viel ruhiger werden kann. Die intellektuelle Arbeit fällt zudem leichter.

Das klappt? Ja. Man macht nach der Zentrierung zwei, drei Sitzungen und dann kann man das immer wieder abrufen. Die Körperhaltung ist definitiv eine komplett andere. Das bekomme ich immer wieder von meinen Klienten zu hören, wie aufrecht sie jetzt gehen. Wie sie durch den Raum gehen und ganz anders aussehen. Es ist schon erstaunlich, was da passieren kann!

Ein Stichwort, das immer wieder auftaucht, ist Balancieren. Also: die Balance zu finden. Wenn man die Zentrierung durchläuft, erhält man sein Gleichgewicht. In meinem Buch habe ich die Puppe mit den Akupunkturpunkten zeichnen lassen, die ich entdeckt habe, die eine Zentrierung tatsächlich hervorrufen können. Dafür muss ich sie stimulieren, aber nicht durch Akupunkturnadeln, sondern indem ich den Menschen in diese Richtung hinlege. Indem ich bestimmten Rezeptoren in den Gelenken anzeige, wie eine Zentrierung aussieht. Das speichert der Körper ab und das kann er immer wieder abrufen.

Dein Part bleibt auch erstmal bestehen? Die Leute kommen zu dir und sagen: Ich habe gewisse Symptome. Du erkennst das dann? Ich erkenne das an der Haltung zum Beispiel, was für Reflexe das sind, die nicht ausreichend im ersten Lebensjahr integriert worden sind, die zudem zu diesen Deformationen des Körpers geführt haben und kann dann mit meiner Methode, der Balance-HIRO®-Technik, diese Veränderung langsam wieder rückgängig machen. Manchmal komplett, gelegentlich teilweise, sodass der Patient immer mehr in die Zentrierung kommen kann.

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Zentrierung in Perfektion Was passiert da genau? Wenn ich dem Körper kinästhetisch das Gefühl der Zentrierung vermittle, ist es so, als würden die Reflexe von alleine nachträglich anfangen, sich zu integrieren. Was ich in keiner Weise direkt beeinflusse – das passiert einfach! Und zwar deswegen, weil es im Hirnstamm geschieht. Der dirigiert oder regiert uns zu 93 Prozent, wie vor zwei Jahren etliche Wissenschaftler festgestellt hatten. Was hat es damit auf sich? Der Hirnstamm ist in etwa so groß wie dreiviertel unseres Daumens, geradezu winzig. Die emotionalen und mentalen Prozesse werden auf den Hirnstamm letztlich abgestimmt. Das veranlasste dann Gerhard Roth zu sagen, seines Zeichens Hirnforscher und Philosoph in Bremen: Es ist unglaublich für uns Menschen,

zu sehen, welch unbewusste Wesen wir sind! Da lässt der Philosoph dem Biologen eindeutig den Vortritt. Die Biologie hat das Sagen! Da füllen Philosophen tausende Seiten, um diesen „Machtverlust“ wieder auszugleichen. Noch eine Frage zur Nichtintegration: Wie kommt es dazu? Ist diese in der Evolution mit angelegt? Meiner Erfahrung nach gibt es keinen Menschen auf der Erde, der die hundertprozentige Zentrierung hat und in sämtlichen Philosophien wird die Zentrierung immer wieder gesucht, darunter etwa auch in allen chinesischen Kampfsportarten. Man weiß nicht, wie die Zentrierung ausschaut und sich anfühlt, wenn man sie nicht körperlich-kinästhetisch erfahren hat. Je stärker diese Asymmetrien bei einem Menschen sind – das ist bei jedem


Eine gesunde Haltung ist den Kindern angeboren Menschen anders – können die Reflexe besser oder schlechter integrieren. Je schlechter sie integriert worden sind, desto mehr Kompensationsstrategien muss der Körper fahren, um mit diesen Mängeln zurechtzukommen. Erzähle mal ein paar. Wie die aussehen? Ja, genau. Das ist für unsere Leser sicher interessant. Ganz einfach: Wenn man ein Blatt Papier vor sich liegen hat und zu Schreiben anfängt. zu schreiben. Manchmal sieht man, wie die Leute

das Papier nach links schieben. Das ist eine Kompensationsstrategie, weil der Körper nicht in der Lage ist, die Mittellinie zu überkreuzen. Deshalb schiebt er das Blatt immer mehr zur Seite. Manche drehen das ja komplett auf den Kopf und schreiben von rechts nach links. Diese Strategien kosten Kraft und diese lässt ja im Laufe des Lebens nach – dann brechen Kompensationsstrategien auf. Hat man dann keine Alternativstrategie zur Verfügung, wird man krank. Du beschäftigst dich mit Kleinkindern. Da du das Alter ansprichst, hat Demenz auch etwas damit zu tun?


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Das kann ich nicht sagen. Gut. Und welche erkennbaren Haltungen gibt es noch? Ein anderes Zeichen, das man häufig sieht, ist ein Buckel hinten am Rücken, und zwar auf der Höhe des Herzens. Manchmal denken Leute, dass sie einen geraden Rücken haben – doch sobald die anfangen, sich zu bücken, kommt dieser Buckel raus. Das ist der sogenannte tonische Labyrinthreflex. Was hat es damit auf sich? Der tonische Labyrinthreflex hat mit der Muskelspannung zu tun. Diese Menschen haben häufig das Gefühl, dass sie in ihrer Brust eingeengt sind und nicht richtig durchatmen können. Manchmal denken sie auch, dass sie Herzbeschwerden haben. Das haben die aber gar nicht. Was passiert da genau? Dieser Reflex lässt den Oberkörper zusam-

menschnurren wie ein Gummiband. Dann sagt man: Setze dich doch gerade hin! Zack – fällt man wieder in sich zusammen! Das ist nicht nur diesem Reflex geschuldet, sondern auch allen anderen. Aber da wird es besonders deutlich. Dieser Reflex ist mit der anstrengendste überhaupt, weil man ständig gegen Spannung arbeiten muss. Mithilfe deines Buches könnte man das auch an sich selbst erkennen? Ja. Man kann da langsam anfangen, etwas an sich zu tun. Man setzt sich gerade hin, setzt die Füße nebeneinander und schlägt sie nicht übereinander. Das habe ich an einigen verschiedenen Reflexen aufgezeigt. Mit meinem damaligen Wing-Tsun-Lehrer habe ich in einer Foto-Abfolge dargestellt, welche Haltung welchen Reflex repräsentiert und was man tun kann. Wing Tsun empfinde ich als den besten Sport, um Reflexen nachträglich zur Integration zu verhelfen. Ich habe schon einiges selbst ausprobiert: Ich habe Tai Chi

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Auch diese Damen könnten mal an ihrer Haltung arbeiten… gemacht, Qi Gong, Pilates – Wing Tsun halte ich für das Beste. Heißt das, dass du irgendwann als Kinesiologin gar nicht mehr notwendig bist? Meine oberste Zielsetzung ist: Ich mache mich selbst überflüssig. Aber ich habe viel zu tun, um das hinzukriegen. (Lacht) Um die Menschen so zu sensibilisieren, dass sie etwas für sich tun können. Du betreibst ja eine eigene kinesiologische Praxis in Münster und ich gehe davon aus, dass die Leute erstmal an diese Methode herangeführt werden müssen? Genau. Ich verknüpfe das natürlich auch mit kinesiologischen Balancen. Aber diese Zentrierung hat solch ein Alleinstellungsmerkmal, was ich unabhängig von allem machen kann. Das ist der Grund, warum ich jetzt anfange, auszubilden. Vor allem Personal, das im medizinischen oder heilpädagogischen Bereich tätig ist. Die können dadurch tatsächlich ihre Arbeit auf ein höheres Niveau heben.

Apropos höheres Niveau: Am 23. November veranstaltest du eine Fachtagung zum Thema? Genau. Da sprechen interessante Referenten: Die Ergotherapeutin Anja Huge spricht aus ihrer Erfahrung, wie Zentrierung in der Ergotherapie angewendet werden kann. Der Heilpraktiker Hans-Josef Neufeld spricht über Balance in der Traditionellen Chinesischen Medizin. Ich selbst werde auch Referate zu meinem Ansatz geben. Mein Verleger Joachim Kamphausen wird zudem anwesend sein. Zwischendurch lockert Live-Musik die Tagung auf. Bis 5. November kann man sich anmelden! Einige von den Haltungen, die du kritisch siehst, gelten in der Kultur als schick. Kannst du da noch ein bisschen was zu erzählen? Darauf gehe ich in meinem dritten Buch ein. Anhand von Puppen. Das sind einfach Puppen, die ich bei Petzhold fotografiert habe. (Lacht) Es gibt ja Puppenhaltungen, die Angst triggern. Das sind ganz normale Schaufensterpuppen, an denen man jedoch nicht-integrierte frühkindliche Reflexe erkennen kann.


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Interessant! Welche Haltung fällt da am meisten auf? Die Haltung, die am meisten Angst auslöst! Das ist die Haltung, wo die Füße nach innen gedreht werden, die Oberschenkel sind quasi wie ein Schraubstock zusammen und die Fußspitzen gehen nach innen. Die Knie ebenfalls, die Unterschenkel wieder ein bisschen nach außen. Das hat letztendlich viel mit Furcht und Angst zu tun. Oder aber, wenn die Beine überkreuz sind: Es gibt viele Menschen, die gar nicht geradestehen können. Die würden umkippen, wenn ich denen sagen würde: Stellt die Füße bitte mal parallel!

» Personaler sollten das alles wissen, um die Haltung ihrer Bewerber zu erkennen. « Können die gar nicht anders? Die müssen so stehen, weil der Moro-Reflex gar nicht integriert worden ist und sie die Haltung des Moro-Reflexes, der eigentlich nur bis zum Ende des vierten Lebensmonats da sein dürfte, bis ins Erwachsenenalter mitgenommen haben. Diese Haltung triggert leider Gottes auch Angst. Dann fängt man bei Situationen an, nicht adäquat zu reagieren, weil man Angst hat. Dann wird man überbordend oder aggressiv. Bei Vorstellungsgesprächen könnten Personaler solche Haltungen ja erkennen? Ja, Personaler sollten das alles wissen, um die Haltung dann so zu erkennen. Eine gute Bekannte von mir ist häufiger in Geschäftsbesprechungen und dann whatsappt sie mich an und sagt: Bärbel, der sitzt in der und der Haltung – kannst du mir sagen, was das ist? Und dann schreibe ich ihr: Das ist die und

die Haltung, das und das hängt mental und emotional damit zusammen. Dann kommt als Antwort: Oh ja, genau! Ist richtig. Du weißt dann Bescheid. Kommen wir nochmals auf die Schule zurück: Du erkennst an den Kindern auch, welche Lernschwierigkeiten sie haben? Ja, die brauchen sehr viel kortikales Material, um diese starken Bewegungsmuster zu vollziehen, die ausladend sind. Um die überhaupt in Schach zu halten, brauchen sie viel Kraft. Man sagt zu ihnen: Jetzt sei doch mal ruhig! Jetzt setz‘ dich doch hin! Jetzt siehst du das nicht? Jetzt steh‘ mal still! Wieso bleibst du da nicht? Das ist ein ewiges Sagen und Tun und das verlangt den Kindern ein wahnsinnig großes kortikales Material ab. Um überhaupt mit den Reflexen, die vom Hirnstamm schon hätten verarbeitet sein sollen, klarzukommen. Eine enorme Anstrengung! Häufig sind diese Menschen geräuschempfindlich. Und genau da setzt die Zentrierung an? Genau! Wie ich bereits ausführte, ist es durchaus möglich, noch etwas an den Reflexen zu arbeiten. Sich über die Reflexe bewusst zu werden, ist dazu der erste Schritt. Danke, Bärbel, für deine interessanten Einsichten! Gerne. ◊◊◊

INFO

BÄRBEL HÖLSCHER Arbeitet als professionelle Kinesiologin mit dem Schwerpunkt Gehirn seit November 2010. Entwickelte die Balance-HIRO®-Methode. Bislang drei Bücher erschienen, zwei davon beim Aurum Verlag/ Kamphausen Media. Aktuell: „Geierhals und Hohlkreuz. Zentrierung zur Lösung von Haltungsproblemen“. Am 23. November findet in Münster eine Fachtagung zur Zentrierung statt. Anmeldungen bis 5. November an info@kinesiologie-muenster.de. kinesiologie-muenster.de


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LARISSA BENDEL UND DOMINIK IRTENKAUF SIND WIE GEBANNT VON A-HA UND IHREN FANS In den 80ern ging das norwegische Trio a-ha durch die Decke. Bis heute verkaufte die Band 80 Millionen Tonträger. Larissa Bendel aus Hamburg leitete den internationalen Fanclub der Band. Bereits mit 13 engagierte sie sich im Klub und wurde dann mit 16 zusammen mit einer Freundin Fanclubleiterin. Sie begleitete die Band durch alle Höhen und Tiefen. Mittelpunkt unseres Gesprächs war vor allem die Arbeit mit dem Fanclub.

A-HA-EFFEKTE Wie fing das mit der a-ha-Faszination an? Als ich 12 war, habe ich die Musik von a-ha das erste Mal gehört. Ihr Video zu „Take On Me“ war in den 80er Jahren ein bahnbrechendes Werk. In Kombination mit der Musik war das für mich einfach großartig. Mir gefielen sowohl die Musik als auch die Band. Ich habe damals auch die Bravo gelesen. Wie die Musiker seinerzeit porträtiert und dargestellt wurden, hat mir alles sehr gut gefallen – und ich bin dann ziemlich schnell ziemlich tief eingestiegen. Wie ging es weiter? Ich hatte mir 1986 die ersten beiden Alben gekauft und war auch nach dem Hören völlig begeistert. Ich bin jemand, der rasch sehr tief in eine Materie versinkt, wenn sie mir gefällt. Ich lasse dann nicht so schnell locker. Später versuchte ich, mit Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen, und da hat sich die Verbindung zu einer Gruppe von Freunden ergeben, die mit dem Gedanken spielten, einen Fanclub für die Band zu gründen. Die waren alle ein bisschen älter als ich und wir waren mit der Berichterstattung der Presse über die Band nach der anfänglichen Begeisterung zunehmend unzufrieden. Warum das? Die Zeitschriften strotzten vor Fehlinfor-

mationen und a-ha wurden immer auf ihre Rolle als Teenie-Idole und vermeintliche Schönlinge reduziert. Die Musik wurde unserer Meinung nach zu wenig beachtet. Wir wollten schlicht ein Gegengewicht zu den Medien bilden und im Fanclub die Wahrheit schreiben. Wir wollten umfassend für die Fans berichten. Da habe ich mich sofort eingeklinkt, weil mir das sinnvoll erschien. Ich hatte ohnehin immer journalistisch tätig sein wollen und so kam der Fanclub zustande. Das ist ja im jungen Alter schon eine frühe Professionalisierung, musikjournalistische Ansprüche zu stellen. Ich glaube, das Wort professionell haben wir erst benutzt, als wir mit dem Fanclub durch waren. Für uns schien uns das damals einfach selbstverständlich. Für uns war klar: Wir bauen uns ein Netzwerk auf und wir werden auf diese Weise schon an Informationen kommen. Wir wollten ernsthaft und wahrheitsgemäß über die Band berichten. Ich war damals die Jüngste. Wie jung? Ich war 13, als es losging. Die Ältesten mussten etwa Mitte 20 gewesen sein. Wir haben einfach angefangen und versucht, Beziehungen zu knüpfen. Mit der Bravo hatten wir tatsächlich schon den Kontakt intensi-


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viert. Weil die Anderen aus der Gruppe dem Redakteur, der mit a-ha zu tun hatte, einen langen Brief geschrieben hatten, um ihm zu zeigen, was da in der Berichterstattung zur Band alles schiefläuft. Wir hatten dann in ihm auch ein wenig einen Medienunterstützer gefunden. Erst viel später stellten wir fest, dass in der Tat einiges bereits recht professionell gelaufen ist. Was man heute als „professionell“ bezeichnen würde. Für uns war es ganz normal, so ernsthaft zu arbeiten. Gab es Anlaufschwierigkeiten? Mit der Band nicht. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Band von jeher sehr bodenständig ist. Egal, wie erfolgreich a-ha in den letzten 30 Jahren gewesen sind, die drei Musiker sind über die Jahrzehnte ungekünstelt geblieben. Die Band war seinerzeit das kleinste Problem.

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Woher rührten die Schwierigkeiten denn dann? Das Hauptproblem war der ganze Apparat drum herum. Als wir den Fanclub gründeten, waren wir zu sechst und allesamt Frauen im Alter zwischen 13 und Mitte 20. Da hat uns schlicht und einfach niemand ernstgenommen. Man hat uns unterstellt, dass wir mit der Band und dem Umfeld in Kontakt treten wollten, nur um an die Jungs heranzukommen. Aus welchen Gründen auch immer. Sodass uns da viele Steine in den Weg gelegt wurden. Wie waren dann die ersten Kontakte zur Band? Da waren Sie sicher aufgeregt!?


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„Leute, die Fans gewesen sind und noch sind, sollten das als Bereicherung wahrnehmen.“ Es war für mich persönlich natürlich erstmal ein Riesending, die drei zu treffen. Als Erstes wollte ich unbedingt ein Autogramm haben und selbstverständlich ein gemeinsames Foto mit den Musikern. Das war für mich alles höchst aufregend. Das war in dem Alter nicht ganz einfach, weil wir einerseits den Anspruch hatten, professionellen Journalismus zu betreiben, andererseits eben auch selber Fans waren. Wann war es dann so weit? Ich habe die Band das erste Mal 1988 in Hamburg getroffen. 1990 in Frankfurt haben wir tatsächlich unsere erste offizielle Interviewzusage erhalten – und das fand in der Lobby des Hotels statt, zu dem Zeitpunkt nur mit Morten (Harket, der Sänger. Die Red.). Um uns herum so 50 bis 60 Fans, die dastanden

und zugehört hatten. Es war ein ziemlich absurdes Setting damals (Lacht). Aber für uns war das ganz toll, wahnsinnig aufregend – egal, wie professionell wir sein wollten. Es war ein gewaltiger Meilenstein für uns. In Ihrem Buch „a-ha Effekte“ schreiben Sie dennoch an mehreren Stellen, wie Sie Zweifel überkamen, ob das Fansein so das richtige gewesen ist. Ja. Das war die Frage, ob das eher Fluch oder Segen war. In meinem Leben habe ich inzwischen entschieden: ein Segen. Die Arbeit im Fanclub nahm wahnsinnig viel Zeit und Energie in Anspruch. Später, mit 16, habe ich mit einer Freundin, die gerade 18 geworden war, die Leitung des Fanclubs übernommen. Das heißt, wir verwalteten rund 2000 Mitglieder, brachten alle drei Monate das Magazin


heraus, telefonierten jeden Abend, sprachen täglich über die Band. Ausnahmslos. Ich hatte tagein, tagaus Korrespondenz. Wir trafen uns an jedem Wochenende, um Clubarbeit zu machen, Post zu beantworten, das Magazin zu planen und zu schreiben.

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Da bleibt nicht viel Zeit für Anderes! Genau. Wenn man das im Alter zwischen 13 und 25 kontinuierlich betreibt, fallen manch andere Dinge nicht ganz hintenüber, aber man macht andere Sachen. Man verbringt dann eben nicht alle Wochenenden in der Disko und ist auch selten mit Freunden außerhalb des a-ha-Hobbys unterwegs. Wir waren viel auf Tour, Promo-Arbeit. Das heißt, ich hatte schlicht eine ganz andere Jugend, als viele andere sie erleben.

» Ich hatte schlicht eine ganz andere Jugend als viele andere. « War es Ihnen irgendwann zu viel? Nein, eigentlich nicht. Ich hatte mit der Partnerin, mit der ich das machte, eine tolle Zusammenarbeit. Es ging Hand in Hand. Wir hatten beide unsere Aufgabenbereiche. Wir wussten genau, wo die Stärken und Schwächen der anderen Person liegen. Es war ein Job, den man zwar mit viel Routine, den man zugleich jedoch mit enormer Begeisterung machte. Besser konnte das eigentlich nicht sein – insofern hat sich das etabliert. Andererseits hat es Ihnen auch viel Übung verschafft. Durch die journalistische Arbeit haben Sie sich das Schreiben quasi selbst beigebracht. Durch das Internet haben sich diese Fanzines nochmals andere Kanäle gesucht. Aber bereits in den 1970ern und 1980ern war die


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Bis heute unterhält Larissa Bendel Kontakte zur Band Fanzine-Kultur eine Riesenszene. Man lernt unglaublich viel dabei: Neben dem Schreiberischen auch in Sachen Verhandlungsgeschick, an Dingen dranbleiben, Beharrlichkeit, Kontakte knüpfen. Haben Sie auch von anderen Magazinen erfahren? Ja, klar. Der englische „Record Collector“ gehört zum Beispiel zu den Heften, die schon früh angefangen haben, diese Fanmagazine mit zu präsentieren, denen eine Plattform zu geben, wo sie ernstgenommen werden. Das war in Deutschland definitiv nicht so der Fall. Ich glaube, dass England zu der Zeit etwas fortschrittlicher war. In Deutschland sagte man sich: Na ja, die drei Medien – Popcorn, Bravo und Musikexpress – die richten das schon. Aber so war es eben nicht. Es pas-

sierten sehr viel kulturelle Gruppierungen abseits des Mainstreams. Und wie stehen Sie heute zur Band? Genauso wie immer. (Lacht) Das hat sich gehalten. Ich gehe heute genauso häufig zu Konzerten wie früher. Vielleicht manchmal sogar öfter als zuvor. Ich finde a-ha nach wie vor großartig! Ich höre sehr viel verschiedene Popmusik. Es gibt viele Bands, die ich toll finde, doch hat es nur eine geschafft, dass ich einen Fanclub gegründet habe. Ich finde, dass a-ha nach wie vor wahnsinnig kreativ sind und immer noch tolle Sachen machen. Ich genieße das sehr, dass sie nach dem scheinbaren Aus 2010 immer noch so viel zu bieten haben. Da hat sich nicht viel bei mir geändert – es ist alles wie 86.


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Sie unterhalten noch Kontakt zu einigen der Bandmitglieder? Genau. Man sieht sich in Abständen mal wieder und sagt auch Hallo. Ich halte auch zu dem Umfeld etwas Kontakt – und zu meinen Freunden aus dieser Zeit, die natürlich geblieben sind. Das Einzige, was nicht mehr da ist, ist die aktive Fanclubarbeit. In dieser Zeit habe ich ja auch zwei Bücher über a-ha geschrieben: Eines über das Fansein und eines über ihr Debütalbum – ich fühle mich als Expertin rund um die Band – und finde das schön, dass ich in diesem Bereich immer noch ab und zu etwas machen kann. Dass ich etwas schreiben oder einen Beitrag leisten kann. Ich genieße es, dass sich das inzwischen so etabliert hat, dass es zu einer Art Selbstverständlichkeit geworden ist.

» Ich war 13, als es damals losging. « Hat sich in der Wahrnehmung der Band auch etwas getan? Die Band wird ja in Norwegen sehr bekannt sein, aber auch in Deutschland. Wie nimmt das die Öffentlichkeit wahr? In der Wahrnehmung der Medien hat sich auf jeden Fall etwas getan. Die Bandmitglieder werden auch als Musiker ernstgenommen. Bei den Fans wird es immer ein breites Spektrum geben: Von Fans, die einfach begeistert sind und die die Band schon lange begleiten, die sich freuen, auch mal ein Gespräch über etwas zu führen. Dann gibt es diejenigen, die immer aus der Entfernung beobachten. Ich glaube, das Fansein muss sich mit dem Alter nicht unbedingt ändern. Der Begriff Fan hat wohl immer noch einen faden Beigeschmack? Genau. Es ist heute immer noch so, dass der Begriff Fan belächelt wird. Das kam bei uns die ganzen Jahre dazu, dass wir nicht nur

jung und Mädchen waren, sondern dass der Fan-Begriff immer einen Beigeschmack von „fanatisch“, „verrückt“ und „wenig erwachsen“ bis hin zu „ein wenig irre“ hatte. In der wissenschaftlichen Forschung hat es ebenfalls etwas gedauert, bis der Fanbegriff ein besseres Image bekommen hat. Das finde ich schade. Was bedeutet das Fansein? Das Fansein bedeutet in erster Linie, dass man sich für etwas begeistert, sich für etwas einsetzt, sich um etwas kümmert, dass man etwas unterstützt. Ich glaube, dass fast jede Tätigkeit, solange sie positiv gerichtet ist und mit Aktivität, mit Kontakteknüpfen, mit Begeisterung zu tun hat, mit Kommunikation und damit, etwas zu teilen, dass das erstmal eine ganz tolle Sache ist! Wenn man Fan ist, darf es erstmal keine Wertung beinhalten. Es ist doch toll, wenn man nicht passiv auf dem Sofa hockt und einen gar nichts interessiert, sondern dass man für das eintritt, was einem wichtig ist. Ich denke, dass man in einer Gesellschaft Leute gut gebrauchen kann, denen Dinge wichtig sind und die sich für diese Dinge auch einsetzen. Sie nannten das schon: Bei Mädchen denkt man, dass sich das Fansein auf das Emotionale beschränkt, man Gefühle für die Musiker hegt und den näheren Kontakt sucht. Das ist eine wichtige Komponente, aber eben längst nicht alles. Warum sollte man im Teenageralter nicht die Gefühle, die man hat, die man plötzlich entdeckt, warum sollte man dies nicht auf einen Popstar projizieren und einfach mal dieses Gefühlsspektrum durchleben? Weil man ja auch letztlich etwas daraus lernt. Im besten Fall entdeckt man Musik dazu, die einem gefällt. Oder man entdeckt Musik, die einem eine Phase lang zusagt und die man nachher nicht mehr mag. Aber ich glaube, dass auch das eine Bereicherung und eine Erfahrung ist, die man durchaus machen darf und die nichts Negatives ist. Manchen Außenstehenden mag das zu viel zu sein? Selbst, wenn man im Konzert kreischend seiner Begeisterung Ausdruck verleiht, ist das


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nichts, was an sich verwerflich ist. Es ist etwas, das man ausprobiert, das man an seiner eigenen Identitätsentwicklung feststellt. Dann bemerkt man auch andere Seiten an sich, dass man in der Schule schüchtern ist und wenig redet und plötzlich traut man sich was. Ich finde es immer toll, wenn man verschiedene Facetten an sich wahrnimmt. Das ist etwas ganz Normales. Was empfehlen Sie also Fans? Leute, die Fans gewesen sind und noch sind, sollten das als Bereicherung wahrnehmen. Leute, die das nicht so nachvollziehen können, für die ist das auch in Ordnung. Jeder muss das machen, was für ihn passt. Zum Abschluss: Welchen Song und welches Album von a-ha empfehlen Sie unseren Lesern? Oh, das ist eine interessante Frage. Ich würde auf jeden Fall das Debütalbum empfehlen, weil dieses Album bereits vieles vorwegnimmt, was in der späteren Karriere passiert. Ich würde mit

„Hunting High and Low“ starten. Dann würde ich auf jeden Fall mit „Scoundrel Days“ weitermachen. Auch das neuere „Cast In Steel“-Album sollte man hören, da die Band darauf wieder sehr viel von den Anfangstagen aufnimmt. Diese drei Alben richtig durchzuhören, ich glaube, das ist schon ein guter Rundumschlag! (Lacht) Vielen Dank für das Interview. Gerne. Ich freue mich. ◊◊◊

Dr. Larissa Bendel lebt in Hamburg. Sie ist promovierte Amerikanistin, lizenzierte Fitnesstrainerin und Autorin. Im Telos Verlag aus Münster sind zwei Bücher von ihr erschienen: „a-ha-Effekte“ über ihre Zeit mit a-ha und dem Fanclub sowie ein Rechercheband zum Fantum namens „Geburtstagskuchen von Prince. Geschichten und Gespräche über Stars und Fans“. Immer wieder wird sie als Expertin zum Thema a-ha eingeladen und unterhält auch nach wie vor Kontakte zu der Band. facebook.com/BendelLarissa

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Thorsten kambach spricht mit den Kindern dieser stadt Wer an Münster denkt, hat vermutlich in den meisten Fällen den Prinzipalmarkt und Kirchenglocken im Kopf. Aber Münster kann auch ganz anders klingen. Darum treffen wir heute Alev und Hakan Cetinyilmaz – zwei Geschwister, die als Musiker ihren eigenen Weg gehen und sich nicht vom Postkartenimage der Stadt einlullen lassen, gleichwohl sie sagen:

KINDER DIESER STADT


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Alev, in den Recherchen zum heutigen Gespräch habe ich herausgefunden, was dein Name bedeutet. Kennst du die Bedeutung? Alev: Ja. Mein Name bedeutet Flamme. Seit wann weißt du um diese Bedeutung? Alev: Von Anfang an. Ich glaube, die Bedeutung hat mir mein Vater einst erzählt. Es war so, dass ich damals dachte, dass ich so hässliche Lippen hätte, da meinte er, Mädchen, du hast keine Ahnung, weißt du eigentlich, was dein Name bedeutet? Du bist die Flamme. Ein Schicksalsname? Alev: Ja, würde ich sagen. Und dein Nachname, hat der auch eine so schöne Bedeutung? Alev: (Lacht) Nun, der bedeutet im Grunde „Hartmann“. Es ist eine Zusammensetzung aus zwei Namen. Hartmann, wie dieser typische deutsche Name? Hakan (Lacht): Man kann den auch poetischer übersetzen. Da bezeichnet unser Name (Yılmaz) eher einen Menschen, der immer wieder aufsteht. Also widerstandsfähig ist? Hakan: Genau. Ein jener, der vor nichts zurückweicht. Çetin auf der anderen Seite bedeutet sinngemäß der Schwierige, der Strenge (Schmunzelt). Alev: Unbeugsam, rebellisch im weitesten Sinne. Unser Name ist Gesetz (Lacht). Hakan: Der Name in dieser Zusammensetzung ist sehr selten und ist gerade nicht einfach auszusprechen, was so seine Schwierigkeiten mitbringt. Und Hakan, was bedeutet dein Name? Hakan: Herrscher. Du bist ebenfalls Musiker … Hakan: Ja, wir beide wussten schon seit unserer Kindheit, dass wir Musiker sind …

Alev: Mit acht Jahren hatte ich beim Singen im Treppenhaus einen Flash-Moment, als ich begriff, dass ich ein Stimmpotential wie die Popstars habe, die ich verehrte. Ab dem Augenblick war es mein Ziel, Popstar zu sein. Wir sind Autodidakten, haben unser Talent selbst entfaltet und weiterentwickelt. Hakan: Ich erlebte ähnliche Flash-Momente im frühen Alter und wurde von meinem Umfeld positiv bestärkt – man holt sich ja Feedback von überall, vor allem bei anderen professionellen Musikern. Ich habe bisher in diversen Bands mitgewirkt und war in der Session-Szene in ganz Deutschland unterwegs. Als Kind habe ich gespürt, dass es eine Berufung und Passion ist.

» Unser Name ist Gesetz. « Hatte deine Schwester eine Vorbildfunktion für dich? Hakan: Klar. Die war schon immer mein Vorbild. Sie hat großes Talent und ich wusste tief im Inneren, wenn Alev den Weg freimacht, sind wir im Business, und können unsere Berufung und diese Leidenschaft ganz leben. Habt ihr euren Eltern von eurem Plan erzählt? Hakan (Schmunzelt): Nein, das ging nicht. Unsere Eltern sind zwar modern, aber in vielen Dingen klassisch veranlagt –, sie haben sich „gesellschaftskonforme“ Berufe für uns gewünscht und dies immer wieder formuliert. Eine Karriere in der Kunst zu verfolgen, erschien für sie unsicher und brotlos. Alev: Ich habe meinen Eltern nie erzählt, dass es mein einziges Streben ist, als Sängerin erfolgreich zu sein und anerkannt zu werden. Dieses Ziel habe ich konsequent verfolgt und jeden Schritt mit mir selbst ausgemacht.


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„Dies ist die Zeit, in der alles möglich ist.“ Hakan: Ich habe mich stets als Musiker gefühlt, sah mich aber gezwungen, in eine andere Richtung zu arbeiten, das hat Krisen ausgelöst und mich gebremst. Das ist bei der Generation meines jüngsten Bruders schon ganz anders, der in den 90ern das Licht der Welt erblickte – und wie man jetzt sieht bei der Generation Z. Die haben früh gelernt, die modernen digitalen Kanäle effektiv und selbstbewusst für sich zu nutzen, wurden teils von einer neuen Generation von Eltern supportet (Lacht). Macht ihr auch zusammen Musik? Hakan: Wir hatten des Öfteren die Gelegenheit, gemeinsam auf Sessions zu jammen, was sehr viel Laune gemacht hat. Grundsätzlich ist unser musikalischer Reifeprozess unabhängig vom anderen verlaufen. Jeder hat seine ganz eigenen Erfahrungen im Werdegang gemacht. Alev: Ich war ja schon dabei, als Hip-Hop in Deutschland ankam quasi, und Freestyle ist mein Geschäft, mein Metier. Ich kann aus dem Stegreif eine Geschichte erzählen, das ist mein Talent. Alev, du schreibst also selber … Alev: … und komponiere dazu, ja. Ich singe nur meine eigenen Lieder. Ich bin eine professionelle Studioarbeiterin, seit über zwei Jahrzehnten. Produziere zielgerichtet Pop, Hip-Hop, RnB, Soul und Deutsch-Rap. Wenn du demnach deine Musik beschreiben

würdest, was würdest du sagen? Alev: Meine Musik ist eine Mischung aus R&B, Soul, Deutsch-Rap und Hip-Hop, – ich bin die Soul-Diva, nicht nur in Münster, sondern in ganz Deutschland. Münster ist eher ein schwieriges Pflaster. Hier supportet niemand niemanden (Lacht.) Ich arbeite im gesamten Raum Deutschlands. Hakan: Ich sehe das genauso. Singst du mehrsprachig? Alev: Ich habe früher viel auf Englisch gesungen, aber das steht nicht im Fokus. Nur wenn ich Vocal-House-Gesang mache, ist es was anderes – das ist auch eine Leidenschaft von mir, früher habe ich viel in Clubs gesungen. In meiner Musik habe ich mich klar positioniert. Singe und rappe nur noch auf Deutsch. Denn die deutsche Sprache ist hier maßgebend. Ich erreiche damit die Jugend. Das ist „real“. So kann ich meine Ideale und Werte präziser und zielgerichteter rüberbringen. Was hälst du von mehrsprachigen Songs? Alev: Ich bin mit zwei Kulturen aufgewachsen. Ich finde es bereichernd. Meine Songs sind teilweise deutsch-türkisch. Über Mehrsprachigkeit kann man experimentell viel wagen und seine Crowd für unverbrauchte Bereiche öffnen und neue Kontakte knüpfen.


Würdest du sagen, die heutige Welt, die heutige Zeit, ist eine gute zum Musikmachen? Alev: Auf jeden Fall, absolut. Weil die Jugend ist digitalisiert, und die Idole sind nicht mehr angewiesen auf klassische Labels. Es ist die Zeit, in der alles möglich ist. Der Traum könnte heutzutage für jeden wahr werden – allerdings gibt es da dann natürlich auch wirklich viel inflationären Mist. Leute, die meinen, sie könnten alles … ist natürlich auch auf eine gewisse Art die Penetranz, die es macht. Damit kommt man vielleicht weiter, aber es muss eben nicht heißen, dass es gut ist, da fehlt dann schon ein Quality-Check.

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Es gibt also alle Möglichkeiten, aber man muss eben dann auch viel, viel mehr aus dem Angebot herausragen, das ist die Kunst? Alev: Auf jeden Fall. Ich würde sagen, dass ich das schon irgendwie schaffe. Auf Insta habe ich erst seit einigen Monaten ein Profil, so können die Leute sehen „was geht bei der“. Bist du auch auf Spotify zu finden? Alev: Sicher! Meine neue Single „Brandos“ ist auf Spotify zu finden (Siehe Link!). Bist du deine eigene Plattenfirma? Alev: Ich bin ein Kind dieser Stadt, so wie mein derzeitiges Label auch heißt, unter der Leitung des ebenfalls gebürtigen Münsteraners Ludwig Meier (Künstlername: Luda; Luda von TUMULT.ms – Eventmanager/gelernter Veranstaltungskaufmann). Wie ist denn das Publikum in Deutschland, oder in Münster? Alev: (Lacht) Münster ist natürlich schon ein wenig, nun ja, ich will mal sagen, verhalten.

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Wo trittst du denn hier gerne auf? Alev: Ich bin früher gerne in der Luna-Bar aufgetreten, natürlich auch im Odeon und im Dockland, Huschball … Conny Kramer auch, da hatte ich zum Beispiel mal einen Release-Gig. Man kann mich buchen über mein Management. Wenn du also auf Tournee gehst, kümmerst du dich dann auch selber? Alev: Aber klar.

Wie schreibst du deine Songs? Alev: Manchmal entwickle ich über Freestyle einen Song und manchmal schreibe ich zuerst die Lyrics und dabei entsteht gleichzeitig eine Harmonie. Wenn ich was im Studio einsinge, muss der erste Take auf jeden Fall mitgeschnitten werden, denn darin steckt die Wahrheit und das meiste brauchbare Material. Sozusagen die Seele des Songs. Das ist effizient. Trittst du lieber auf oder


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bist du lieber im Studio? Alev: Beides erfüllt mich gleichermaßen. Egal ob Auftritt im Club, in der Garageneinfahrt oder Kirche oder Studioarbeit. Ich nutze die verschiedenen Kanäle, um meine Musik zu streuen und viele zu erreichen.

ter“-Song, der online ist bei YouTube, da habe ich mitgeschrieben und die Hook gesungen. Der Song ist bei Münster4Life auf dem Kanal veröffentlicht. Im Video bin ich zu sehen, werde aber weder im Titel noch in der Beschreibung erwähnt.

Was machst du denn aktuell? Alev: Ich arbeite an meiner neuen EP. Dafür habe ich bereits einige Kontakte mit verschiedenen Produzenten geknüpft und mir diverse Beatpakete angehört. Wir sind da noch im Prozess. Mehr verrate ich jetzt nicht. (Grinst)

Warum nicht? Alev: Das wäre jetzt mal die Frage an Mike Schmitz. Denn das sind auch meine „Klicks“.

Wie viele Stücke werden auf der EP sein? Alev: Momentan rechne ich mit sechs Tracks. Was wünscht du dir für die kommende Zeit? Alev: Bei Wünschen bin ich immer sehr vorsichtig. Hakan: (Lacht) Es könnte Unglück bringen, wenn man es zu laut sagt. (Zwinkert)

Vielleicht liest Mike das ja und kann da was zu sagen. ◊◊◊

INFO

Alev und hakan

Alev & Hakan (Lachen): Nazar degmesin! Möge man nicht vom bösen Blick erfasst werden. Wir sprechen nicht laut über unsere Pläne!

Ich heiße ALEV Merkt euch meinen Namen Ich bin die einzige Soul-Diva Ich bin Kind dieser Stadt Münster ist meine Stadt Folgt mir auf Instagram. Ihr werdet alle noch sehen

Stimmt, diese Befürchtung kenne ich auch. Alev: Eins möchte ich gerne aber noch hinzufügen. Es geht um den „Mein Müns-

instagram.com/alevlativalpha/ instagram.com/kinddieserstadt/ spoti.fi/2J52E3Z facebook.com/alev.germany/

Stadtgeflüster Münster – Das Interviewmagazin wird herausgegeben von der Stadtgeflüster GmbH & Co. KG Rothenburg 14-16, 48143 Münster Telefon 0251 48168-43, Telefax 0251 48168-40 stadtgefluester-muenster.de info@stadtgefluester-muenster.de

Lektorat: Bernhard Trecksel Verteilung: Flyerwehr UG (haftungsbeschränkt) flyerwehr.net Fotografie: Maren Kuiter, Thomas Schmitz – FXcommunication.com, Buschy www.shutterstock.com, Pressefotos Anzeigenvertrieb: Ekki Kurz, Horst Stronk Veranstaltungen und Interviewanfragen: Stefan Reimer Büro: Irene Kötter Druck: Lensing Druck Ahaus Webseite: Mark Grotegerd

Herausgeber, Chef- und Schlussredakteur: Thorsten Kambach Redaktion: Jana Nimz, Stefan Reimer, Tom Feuerstacke, Arndt Zinkant, Claudia Maschner, Jonas Wintermantel, Chiara Kucharski, Dominik Irtenkauf, Julia Körtke Editorial Design: Buschy

Hakan ist Coach … Projekt-Entwickler …, ITZ Münster … Designer … und ein großartiger Sänger …

Stadtgeflüster liegt zur kostenlosen Mitnahme an über 300 Stellen in Münster aus. Sie haben Interesse an unseren Mediamöglichkeiten? Dann rufen Sie uns an oder schreiben Sie eine Mail, wir freuen uns!


Tipps & Termine

Schallplatten & CD- Börse Halle Münsterland

10.11.

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Münsteraner Schallplatten-Börse am 10.11. Über 50 Aussteller bieten in der Stadthalle Hiltrup ein riesiges Angebot an Tonträgern. Ein Muss für alle „Vinylisten“, die noch nach Schallplatten suchen. Aber auch CD-Fans kommen voll auf ihre Kosten. Da gibt es Musikkonserven für kleines Geld, denn LPs und CDs bekommt man schon ab 50 Cent. Wie auch Platten-Raritäten, für die der Sammler auch schon mal einige hundert Euro anlegen kann. Jeder Musikfan wird hier fündig. Das ist natürlich auch im Börsenangebot: DVDs, Musik-Videos, Poster, Musikbücher, Sammlerzubehör und Fan-Souvenirs. Der Weg lohnt sich also in Münsters Süden. Daher unbedingt im Kalender vermerken: Sonntag, 10. November, 11–16 Uhr: Münsteraner Schallplatten-Börse in der Stadthalle Hiltrup, Westfalenstraße 197.


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Tipps & Termine

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Erfahren Sie mehr darüber: Infoabend in Münster für Betroffene, Angehörige und Interessierte. Der Eintritt ist frei. Am Mittwoch, den 13. November 2019, 18 – 20 Uhr Anmeldung und weitere Informationen unter +49 251 4810 -102 oder www.christoph-dornier-klinik.de

Noch mehr Infos!

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- 66 Ruth redet mit Runa und Van über (gesunden) Egoismus, Heilung und dunkle Lyrik „Über uns reden wir lieber nicht, nur über Runa und Van“, werde ich begrüßt, „Wir sind doch langweilig“. Sie lachen. Runa und Van heißen die beiden, sobald sie als Band Dragol singen, Keyboard spielen oder Märchen schreiben. Ganz richtig, Märchen. Die bringt Dragol nämlich zurück auf die Festivals – und Ende November auch auf die ganz große Bühne.

ES WAR EIN-MÄR Als ich mir eure Bilder angeguckt habe, habe ich direkt an Goth gedacht. Van: Da passen wir aber nicht so richtig rein.

V: Wir erzählen aber eigentlich nie unsere eigenen Storys. Das sind immer Märchengeschichten.

Runa: Wir haben uns eine eigene Schublade gebaut – sozusagen haben wir unser eigenes Genre erfunden: „Die Dunkel Mär“.

Woher kommen diese Geschichten? R: Das passiert irgendwie. Meistens machen wir einfach Musik, ohne dass da irgendein Text wäre, das ist dann so ein Fantasy-Blabla. (Lacht) Erst dann fragen wir uns: Was haben wir gefühlt? Was war das eigentlich? Was steckt da für eine Geschichte in dem Song?

Warum ausgerechnet Märchen und nicht Fantasy, oder so? R: Über diese großen Sachen – Liebe, Loyalität – kann man ganz anders sprechen. V: Man darf ein bisschen härter, schärfer, extremer sein. Im echten Leben würdest du sagen: Hey, du brauchst Werte und du solltest auch dazu stehen. Punkt. Im Märchen können wir sagen: „Stirb für deine Werte!“ Da bekommt man ja Angst. V: Es geht aber nicht nur darum, ‘ne gruselige Geschichte zu erzählen. In Märchen gibt’s immer ‘ne Message, die wir mitgeben können. Wir wollen Werte vermitteln wie Freiheit, Loyalität, Familie, … Düster, sich aber trotzdem wohlfühlen? Wie geht das? V: Neulich hat uns ein junger Mann geschrieben, dass er wegen unserer Songs endlich wieder durchschlafen kann. Über so ein Feedback sind wir sehr froh.

V: Wir versuchen, das Ego auf null zu setzen – und so entsteht eine Geschichte. Das mit dem Ego musst du mir jetzt erklären. Die Kunst wird vom Ego beschränkt. Sobald man stolz auf sich sein will, geht’s nach hinten los. Aber muss ein gesunder Egoismus nicht manchmal sein? Sonst passiert’s doch schnell, dass man sich selbst ein bisschen aus den Augen verliert. V: Für uns gibt‘s keinen gesunden Egoismus. Du brauchst einen klaren, starken Kern, den musst du schützen. Dann läufst du auch nicht Gefahr, dich aufzuopfern. Vielen Dank für das tolle Gespräch! R: Klar, gerne – uns hat das wirklich Spaß gemacht! ◊◊◊

R: Das ist dann nicht nur Märchenstunde für Erwachsene, sondern irgendwas Größeres – Heilung. Hilft euch die Musik, zu fühlen oder loszulassen? R: Unbewusst bestimmt. Man kann ja nur von Dingen erzählen, die man selber irgendwie gefühlt hat.

INFO

Die Band Dragol Entstanden ist Dragol aus Runas und Vans Liebe zu Märchen, Geschichten, Fantasy und Musik. Bisher sind die beiden zu zweit von Festival zu Festival getingelt – am 29. November spielt Dragol endlich das erste eigene Konzert in der Stadthalle Hiltrup in Münster. Passend dazu soll auch das erste eigene Album erscheinen. dragol.de


* Masematte: Mischpoke = Gesellschaft oder Verwandtschaft; Jovel = Gut; Schotter = Geld

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Jovel gespart:

Schotter nicht verheizen!

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Schotter nicht verheizen! Wenn Münsters Kalinen, Seeger und Koten sich zusammentun, Flagge zeigen für mehr Klimaschutz und Freunde, Bekannte und Verwandte mit ins Boot holen, dann kann die bunte KlimaMischpoke eine ganze Menge erreichen - für das eigene Umfeld und für die ganze Stadt. Darauf setzt das städtische Klimaschutz-Team der Kampagne „KlimaMischpoke“. Ziel der Kampagne ist es, den Klimaschutz fest im Alltag der Münsteranerinnen und Münsteraner zu verankern und dabei die gemeinschaftliche Beteiligung in den Mittelpunkt zu rücken. Dafür spielt die Kampagne mit Masematte-Begriffen: Mischpoke bedeutet in der alten münsterschen Geheimsprache Gesellschaft, Verwandtschaft. In diesem Sinne soll die KlimaMischpoke zusammenwachsen. Wer dazu gehört, begreift den Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe, fängt mit kleinen Veränderungen an, wirbt für diese Idee und bringt so Münster und die Klimabilanz der Stadt in

17.10.19 12:43

Bewegung. „Jeder und jede kann etwas tun, damit die klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen und der Energieverbrauch zurückgehen. Diese Botschaft möchten wir in die Stadt tragen“, sagt Caroline König von der Koordinierungsstelle für Klima und Energie im Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit. Sie verweist auf das Ziel der Stadt, bis 2050 die Treibhausgas-Emissionen (CO2) um 95 Prozent und den Energieverbrauch im Vergleich zu 1990 um die Hälfte zu reduzieren. Wenn man mit Klimaschutz auch noch Schotter sparen kann, umso besser! Kalinen und Seeger, die die Heizung runterdrehen, sparen CO2 ein und verringern ihre Nebenkosten. Und wenn es doch mal etwas kühl ist: Warm anziehen und kuscheln hilft auch. Weitere Informationen zur Kampagne „KlimaMischpoke“ und über die Klimaschutzarbeit der Stadt gibt es im Internet unter www.klima.muenster.de.


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