
8 minute read
Grenzenlos Kultur Vol
In Planung Morpheus Studio (UA)
Eine musikalische Expedition in das Reich des Schlafs (2022) Premiere 05. November 2022 U17
Im Schlaf separieren wir uns von der Alltagswelt, wir hören auf, darin herumzuirren, wir kommen zu uns und vergessen dabei, wer wir sind. Alleine und zugleich in der großen Gemeinschaft der Schlafenden lassen wir uns Nacht für Nacht in ein Universum gleiten, das uns vertraut ist und gleichzeitig völlig unbekannt.
Morpheus und seine Leute wohnen und schlafen in einer Höhle, umstanden von Mohnpflanzen am Ufer von Lethe, dem Fluss des Vergessens: Morpheus Studio. Dorthin kommt Iris, die Götterbotin, um einen Traum in Auftrag zu geben. Denn es ist Morpheus’ Spezialität, sein Federkleid abzulegen und sich in eine Traumgestalt zu verwandeln. Doch die Höhle ist auch ein Schlaflabor, und Iris will alles wissen über diesen zugleich gewöhnlichsten wie geheimnisvollen menschlichen Zustand.
Überaus reich ist die Fantasie, sind die Mythen, die Musik, die dem Schlaf und seinen Bildern nachspüren. In Morpheus Studio wird Monteverdi, Motörhead und Reimann gesungen, Hirnströme verwandeln sich in Klangbotschaften aus dem Weltraum, die Morpheus-Crew besteigt die Mohnkapsel und lässt sich in die tiefsten Regionen des Schlafes absinken. Was wird sie dort finden? Ein Lied von den Beatles? Eine Komposition von Paul-Johannes Kirschner in einer noch unbekannten Harmonie? Oder beides in einem?
Musikalische Leitung: Paul-Johannes Kirschner Inszenierung: Niklaus Helbling Ausstattung: Veronika Bleffert Video: Elke Auer Dramaturgie: Elena Garcia Fernandez
45 Oper
von Richard Ayres (2013, No. 45) Premiere 17. Dezember 2022 Kleines Haus
ab 10 Jahren
Ein Junge, ganz in Grün gekleidet, fliegt über die Insel Nimmerland – und ist weltberühmt: Peter Pan.
Mühelos bewegt er sich zwischen realer Welt und Fantasiereich. Eines Nachts nimmt er das Mädchen Wendy und ihre beiden Brüder John und Michael mit an jenen Ort, an dem all das passiert, woran man glaubt. Dort erleben sie allerlei Aufregendes und Fantastisches und bringen schließlich Piratenkapitän Hook gemeinsam zur Strecke.
Bereits seit dem Jahr 1904 fliegt die von James M. Barrie erfundene Kunstfigur Peter Pan durch Nimmerland und seine Abenteuer wurden bereits gut zwanzigmal verfilmt.
Komponist Richard Ayres widmet dem nie erwachsen werdenden Helden eine klangintensive Oper für junge und ältere Menschen und setzt sich mit seiner furiosen Partitur und den exaltierten Gesangspartien bewusst von den verniedlichenden Musicalversionen der letzten Jahrzehnte ab. Die Figuren aus der realen Ebene werden kunstvollpsychologisch mit denen der Traumwelt gekoppelt und so rückt die Machart in die Nähe der Erzählweise eines E.T.A. Hoffmann.
Mit viel Fantasie geht Regisseurin Nina Kühner die Herausforderung an, diese Geschichte über das Kindsein in Szene zu setzen.
Musikalische Leitung: Hermann Bäumer Inszenierung: Nina Kühner Bühne: Hanna Zimmermann Kostüme: Claudia Casera Dramaturgie: Sonja Westerbeck
47 Oper
von Wolfgang Rihm (1992) Premiere 29. Januar 2023 Großes Haus
„Eine Landschaft, die das Gewitter kommen spürt“ – durch diese Anmerkung in der Partitur definiert der Komponist Wolfgang Rihm zu Beginn seines Musiktheaterwerks Die Eroberung von Mexico eine unheilverheißende Grundstimmung. Und so ist es zuerst die Musik, die von der nahenden Bedrohung kündet, bis sie dann in Gestalt des spanischen Konquistadoren Cortéz in das Land des Aztekenherrschers Montezuma eindringt – mit dem Ziel, Mexiko für die Spanier zu erobern. Mit Montezuma und Cortéz treffen nicht nur zwei grundverschiedene Individuen aufeinander, sondern auch zwei Völker, zwei Kulturen, zwei Weltanschauungen, zwei Stellvertreter der Macht – zwei Prinzipien.
Im Rahmen des realhistorischen Ereignisses definiert Rihm die Koordinaten für eine Beschäftigung mit dem Stoff, die sich gerade nicht vornehmlich an den geschichtlichen Fakten abarbeitet, sondern den Fokus klar auf das Aufeinanderprallen gegensätzlicher Prinzipien legt. Basierend auf vier Textquellen, darunter Antonin Artauds Die Eroberung von Mexico, schuf der Komponist ein Werk, das die Kollision der gegensätzlichen Sphären durch eine Musik offenbart, die zwischen geballter Klangexplosion, schneidenden Rhythmen und ätherisch schwebenden Passagen changiert.
Musikalische Leitung: Hermann Bäumer Inszenierung: Elisabeth Stöppler Ausstattung: Valentin Köhler Dramaturgie: Christin Hagemann
49 Oper
von Giacomo Puccini (1884) / Ruggero Leoncavallo (1892) Premiere 08. April 2023 Großes Haus
Pagliacci erzählt die Geschichte einer Schauspieltruppe: Der in die Jahre gekommene Schauspieler Canio erfährt, dass seine jüngere Frau Nedda eine Affäre mit einem anderen Mann hat. Trotzdem muss er allabendlich auf der Bühne als „Bajazzo“ gute Miene zum bösen Spiel machen. Canio droht daran zu zerbrechen.
Die Fähigkeit des Komponisten Ruggero Leoncavallo, die spielerische Theater-auf-dem-Theater-Ebene, die doppelbödige Emotionslage und die düstere Stimmung in Einklang zu bringen, macht diese Oper zu einem mitreißenden Krimi.
In Giacomo Puccinis erster Oper Le Villi ist bereits das Talent des Komponisten als Melodiker und Harmoniker – sein typisch „melancholischer Tonfall“ – deutlich zu hören.
Anna und Roberto feiern Verlobung. Bald darauf muss Roberto einer Erbschaft wegen nach Mainz reisen, wo er einer verführerischen Fremden verfällt. Anna fühlt sich von ihm verraten und stirbt aus Gram. Ihre Seele vereinigt sich mit den Willis, den Seelen toter Frauen, die ein ähnliches Schicksal erlitten haben. Roberto kehrt schließlich voller Reue zurück, doch er wird von den Willis in einen rasenden Tanz verwickelt …
Musikalische Leitung: Daniel Montané Inszenierung: Verena Stoiber Bühne: Susanne Gschwender Kostüme: Sophia Schneider Video: Jonas Dahl Dramaturgie: Sonja Westerbeck
51 Oper
von Richard Strauss (1905) Premiere 02. Juni 2023 Großes Haus
„Salome, tanz für mich! Wenn du für mich tanzest, kannst du von mir begehren was du willst. Ich werde es dir geben.“
Lüsternheit treibt Herodes dazu, seiner Stieftochter Salome dieses verhängnisvolle Versprechen zu geben. Die exzentrische Prinzessin allerdings interessiert sich für den geheimnisvollen Propheten Jochanaan, der im Palast gefangen gehalten wird. Er aber weist Salomes Annäherungen zurück. Radikales Begehren trifft auf radikale Askese. Salomes Besessenheit treibt sie schließlich dazu, das Versprechen ihres Stiefvaters geschickt auszunutzen. Sie fordert furchtbares: den Kopf Jochanaans.
Mit der Adaption von Oscar Wildes skandalös-schockierendem Décadence-Drama Salome setzt sich Richard Strauss mit einer mythischen Frauenfigur auseinander, die durch ihre entgrenzte Sinnlichkeit und Dämonie fasziniert. In seinem Musikdrama bewegt sich Strauss auf der Schwelle zur musikalischen Moderne und zeichnet in einer überbordend sinnlichen, inbrünstigen, schwül flirrenden, zarten, leidenschaftlichen und gewaltigen Musiksprache schillernde Psychogramme der Figuren. Psychogramme zügelloser Wollust, hitzig aufgeladener Gefühlswogen, aber auch seelischer Abgründe und erschreckender Gefühlskälte.
Musikalische Leitung: Hermann Bäumer Inszenierung: Alexander Nerlich Bühne: Wolfgang Menardi Dramaturgie: Christin Hagemann
53 Oper
von Isabel Mundry und Händl Klaus (2023) Mainz-Premiere 11. Juni 2023 Kleines Haus
Ein Mann wird ermordet, seine Frau vergewaltigt. Ein Gericht versucht, mit Hilfe von Zeugen das Verbrechen aufzuklären. Doch die Aussagen widersprechen sich. Jeder gibt dem Geschehen eine andere Wendung.
Wie trügerisch sind Wahrnehmung und Erinnerung? Lässt sich die Wahrheit rekonstruieren oder bleibt sie im Dickicht der Aussagen verborgen?
Von den lakonischen, aber fast nie zu einem gültigen Ende geführten Erzählungen des japanischen Autors Ryūnosuke Akutagawa geht eine ebenso große Faszination wie Irritation aus. Seine Erzählung Im Dickicht bildet die Grundlage für ein neues Musiktheaterwerk der Komponistin Isabel Mundry, das sich dem Thema der Zeugenschaft und Erinnerung widmet.
Isabel Mundry ist eine der profiliertesten deutschen Komponistinnen der Gegenwart. Nun hat sie sich erneut intensiv mit dem Phänomen Stimme befasst. In ihrer neuen Komposition erforscht sie die Differenz zwischen dem, was eine Stimme sagt, und dem, was eine Stimme – etwa durch Nuancen im Ton oder ein leises Zittern – offenbart. Mit dem Librettisten Händl Klaus hat sie einen kongenialen Partner für die Arbeit an diesem Stoff gefunden.
Musikalische Leitung: Peter Rundel, Samuel Hogarth Inszenierung: David Hermann Bühne: Bettina Meyer Kostüme: You-Jin Seo Dramaturgie: Elena Garcia Fernandez
Uraufführung am 28. April 2023, Rokoko-Theater Schwetzingen Eine Koproduktion mit den Schwetzinger SWR Festspielen
55 Oper
Miss Donnithorne’s Maggot/ Eight Songs for a Mad King
von Peter Maxwell Davies (1974/1968) Premiere 22. Juni 2023 U17
Die Hochzeitstorte ist längst verdorben, verrottet und zu Staub zerfallen. Doch Miss Donnithorne trägt ihr Brautkleid noch immer. Seit ihr Verlobter sie am Tag der Hochzeit sitzen ließ, hat sie das Haus nicht mehr verlassen. Allein mit ihrem Kummer, gibt sie sich Erinnerungen und immer bizarreren Fantasien hin.
Auch der englische König George III. ist allein. Wegen seiner fortschreitenden Geisteskrankheit musste er die Staatsgeschäfte niederlegen und lebt seither abgeschieden auf einem Schloss. Nervös und verwirrt monologisiert er über das verlorene Königreich und versucht, seinen geliebten Vögeln das Singen beizubringen.
Mit Miss Donnithorne’s Maggot und Eight Songs for a Mad King hat Peter Maxwell Davies zwei klingende Portraits des Wahnsinns geschaffen. Der britische Komponist spannt darin den Bogen von betörenden Kantilenen und Anklängen an die Salonmusik des 18. Jahrhunderts bis hin zu grellem Redeschwall und bewusst gesetzten Dissonanzen. So folgt er den beiden Figuren, die auf historische Persönlichkeiten zurückgehen, in ihre Erinnerungen an die Normalität und fühlt sich ein in ihre Träumereien, Beschwörungen und exzentrischen Ausbrüche.
Inszenierung: Katarzyna Bogucka, Stefanie Hiltl Ausstattung: Lina Maria Stein, Viktoria Schrott Dramaturgie: Elena Garcia Fernandez, Christin Hagemann
57 Oper
von Nicola Antonio Porpora (1720) Premiere 13. Juli 2023 externer Ort
Orlando, ein Ritter aus dem Gefolge Karls des Großen, begehrt die chinesische Prinzessin Angelica, die sich jedoch in den Sarazenen Medoro verliebt hat. Als Orlando erfährt, dass Angelica in festen Händen ist, verliert er den Verstand und wird vor Eifersucht rasend …
So erzählt es Ludovico Ariosto in seinem Epos Orlando furioso, das zu den wichtigsten Texten der italienischen Literatur zählt. Der junge Pietro Metastasio hat dieses Werk mit Motiven aus Matteo Maria Boiardos Orlando innamorato verwoben und daraus sein erstes Opernlibretto geschaffen. Sinnlich zarte Arien wechseln mit dramatisch expressiven Rezitativen in der Vertonung von Nicola Porpora, die nach ihrer Uraufführung 1720 in Neapel in Vergessenheit geriet.
2021 wurde die Opernrarität vom Festival della Valle d’Itria wiederentdeckt, das für selten gespielte Barockopern und Belcanto steht. Der Regisseur und Ausstatter Gianluca Falaschi verlagert die Handlung an eine üppig gedeckte Festtafel, an der die Emotionen der Protagonisten hochkochen. Für die Aufführungsserie in Mainz wird Porporas Oper dramaturgisch mit heutigen Fragen an den klassischen Themenkanon Liebe und Beziehung angereichert.
Inszenierung und Ausstattung: Gianluca Falaschi Dramaturgie: Elena Garcia Fernandez
Eine Koproduktion mit dem Festival della Valle d’Itria
59 Oper
Weiter auf dem Spielplan Fish Forward (UA) von Anselm Dalferth, Sebastian Bauer, Samuel Hogarth (2022) Kleines Haus
ab 12 Jahren
Wie weit kann man die Natur ausbeuten? Vor dem Hintergrund der Klimakrise befasst sich Fish Forward mit dem Fischfang und der Industrie, die dahintersteht.
Musikalische Leitung: Samuel Hogarth Inszenierung: Anselm Dalferth
1:28
61 Oper