Digitaltag 2018

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­ rafik auf Seite 51). Bei beiden gleich ist: Was G einmal auf die Blockchain gespeichert wird, bleibt dort. Die Einträge zu löschen oder zu manipulieren, ist fast unmöglich, da jede Änderung entdeckt würde. Denn jeder Block besitzt einen eigenen, verschlüsselten Fingerabdruck: den sogenannten Hashwert, ein Begriff aus der Kryptografie. Der nachfolgende Block muss eine Kopie dieses Fingerabdrucks besitzen, zusätzlich zu seinem eigenen Fingerabdruck. Nur damit kann er sich dem vorangegangenen Block anhängen. Der dritte Block wiederum hat eine FingerabdruckKopie des zweiten Blocks und seinen eigenen – und so weiter. So baut jeder Block auf dem ­vorangegangenen auf. Wer einen Eintrag in einem Block nachträglich manipuliert, verändert automatisch den Fingerabdruck dieses Blocks. Der nachfolgende Block kann diesen neuen Finger­ abdruck nicht mehr lesen, da er nur eine Kopie des ursprünglichen Abdrucks hat. Die Manipulation sprengt also die Kette – alle nachfolgenden Blocks sind somit ungültig. Da jeder Nutzer im Netzwerk eine Kopie der ursprünglichen Blockchain besitzt, merken sie sofort, dass etwas nicht mehr stimmt. Eine Blockchain ist somit vergleichbar mit einem virtuellen, transparenten, nicht zu manipulierenden und dezentral gespeicherten Logbuch, über das keine einzelne ­Instanz wacht – sondern ein Netzwerk. Die Technologie verspricht bei Trans­­ ak­tionen das Ende aller Mittelsmänner, die für ein Vertrauensverhältnis sorgen. So könnten in Zukunft Verträge automatisch abgeschlossen und aufgelöst ­werden, ohne dass es einen Anwalt braucht. Oder Geld getauscht

werden, ohne eine Zentralbank – wie bei Bitcoin. Bitcoin basiert auf der gegenwärtig ältesten noch existierenden Blockchain. Sie wurde im Jahr 2008 durch

Satoshi Nakamoto ins Leben gerufen – ein Pseudonym einer bis heute unbekannten Person. Die zugrunde liegende Technologie erforschten und beschrieben Wissenschaftler bereits Anfang der 90er-Jahre. Bei Bitcoin werden getätigte Transak­tionen im Netzwerk alle zehn Minuten zu einem Block gebündelt und an die Blockchain angehängt. Die gesamte Bitcoin-Blockchain ist auf Millionen von Rechnern gespeichert – und wird laufend aktualisiert. Mitte des Jahres hatte sie bereits eine Grösse von rund 180 Gigabyte erreicht. Neu geschaffene Blocks werden alle zehn Minuten von sogenannten «Minern» («Schürfern») überprüft und bestätigt. Wer einen Block als Erster für gültig erklärt, bekommt als Belohnung eine bestimmte Menge an neuen Bitcoins. Somit schöpfen die Miner dezentral neues, digitales Geld. Aktuell erhalten Miner pro bestätigtem Block 12,5 Bitcoins – was beim aktuellen Bitcoin-Kurs etwa 75 000 Schweizer Franken entspricht. Täglich werden so 1800 neue Bit-

coins geschaffen. Was einfach klingt, ist jedoch unfassbar schwierig. Denn um einen neuen Block für gültig zu erklären, müssen komplizierte mathematische Rechenaufgaben gelöst werden. Je grösser die Rechenleistung eines Miners, desto eher die Chance, diese Aufgabe zu ­lösen. Wer also mehr Computerpower hat, ­gewinnt eher Bitcoins. Somit funktioniert das Mining wie eine Lotterie: Wer viele Lose kauft, hat höhere Chancen auf einen Sieg. Aus diesem Grund wird das Mining heute nur noch industriell in gewaltigen Rechenfabriken betrieben – mit einem unfassbar hohen Energieverbrauch. Denn weil immer mehr Menschen mit immer leistungsstärkeren Prozessoren Bitcoins schürfen wollen, werden die zu lösenden Rechenaufgaben immer schwieriger. Nur so wird die Schaffung neuer

Blocks konstant gehalten und können Manipulationen verhindert werden. Zudem ist die gesamte

Anzahl Bitcoins auf 21 Millionen beschränkt. Aktuell sind bereits über 80 Prozent aller Bitcoins geschürft. Immer mehr Miner

kämpfen somit mit immer schwererem Geschütz um immer weniger Ressourcen. Man kann sich das vorstellen wie Goldsucher in einer Mine, bei der die grössten Nuggets längst weg sind: Nur wer mit Dynamit und riesigen Baggern arbeitet, hat noch Chance auf Erfolg. Dieser Wettkampf um Rechenleistung hat gravierende Folgen für die Umwelt. Aktuell verbrauchen die Mining-Rechner im BitcoinNetzwerk laut des «Bitcoin Energy Index» jährlich rund 73 Terrawattstunden Strom. Das entspricht dem Stromverbrauch von ganz Österreich – und etwa 0,33 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs. Eine einzelne Transaktion im Bitcoin-Netzwerk benötigt so viel Strom wie etwa 30 US-Haushalte an einem Tag. Damit ist Bitcoin eine gewaltige Dreckschleuder. Denn ein Grossteil aller Mining-Fabriken befindet sich in China, wo sie mit billigem Kohlestrom betrieben werden. Ein enormer Ressourcenverbrauch. Man kann Bitcoin wegen all seiner Makel als Blockchain 1.0 betrachten: unhandlich, oldschool, langsam. Aber dennoch eine bahnbrechende Grundidee, die laufend weiterentwickelt wird. So arbeiten Softwareentwickler weltweit an vielen neuen Lösungen, um die Blockchain-Technologie umweltfreundlicher, effizienter und schneller zu machen. Und in völlig neuen Bereichen der Wirtschaft anzuwenden. Blockchain werde die Welt so 

AR Video: So funktionieren Bitcoin und die Blockchain-Technologie.

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