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STRATEGIEENTWICKLUNG

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FÜR SIE DA

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STRATEGIEENTWICKLUNG

Die Ideen unserer Clubs

Es war mehr als nur ein Temperaturmessen. Wir wollten von den Rollstuhlclubs wissen, wo der Schuh drückt. Daher stellten wir den Clubvorständen die neue Strategie vor und diskutierten in vier Workshops über deren Umsetzung.

Von Urs Styger und Evelyn Schmid

Die Entwicklung einer Strategie ist ein anspruchsvoller Prozess, die Umsetzung noch viel mehr. Anlässlich des Strategieworkshops der Geschäftsleitung und des Zentralvorstands im vergangenen Juni sagte Laurent Prince, der neue Direktor der SPV: «Wir werden gemeinsam mit den Rollstuhlclubs prüfen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Was fehlt? Wovon brauchen wir mehr? Haben wir gemeinsame Haltungen?»

Der Auftrag war also klar: Die Rollstuhlclubs sollten in den Strategieprozess miteinbezogen werden. Mitte Oktober 2020 wurden deshalb Workshops in der Deutsch und Westschweiz durchgeführt. Fast alle Sektionen nahmen teil. Es ging darum, die Hauptstossrichtungen der Strategie 2021 bis 2024 darzulegen und die Inputs der Rollstuhlclubs abzuholen, um danach gemeinsam deren Umsetzung in Angriff zu nehmen.

Wohin des Weges?

Es überrascht nicht, dass folgender Satz im Zentrum der SPVStrategie steht: «Wir fördern die ganzheitliche Inklusion und die Steigerung der Lebensqualität von Querschnittgelähmten in der Schweiz.» Dies ist ja mehr oder weniger auch der Wortlaut der Vision der SPV. Dieser Grundsatz schliesst die Zusammenarbeit mit der Schweizer ParaplegikerGruppe, aber auch mit allen spezialisierten Kliniken und Institutionen in der Schweiz ein. Wir wollen die Dienstleistungen zugunsten unserer Mitglieder in den Regionen weiter ausbauen. Geschäftsprozesse müssen digitalisiert werden, um Abläufe zu verbessern oder zu vereinfachen. Und querschnittgelähmte NichtMitglieder sollen motiviert werden, sich einer unserer 27 Sektionen anzuschliessen. Vorgestellt wurde die Strategie durch Präsidentin Olga Manfredi beziehungsweise Vizepräsidentin Annick Meystre und Direktor Laurent Prince.

Ursprünge bei der Statutenrevision

Anlässlich der Überarbeitung unserer Statuten im Jahr 2018 befragten wir die Vorstände der Rollstuhlclubs, welche Themen ihnen unter den Nägeln brennen. Die Inputs von damals, die genannten Herausforderungen und Schwierigkeiten, nahmen

Ideen für die Zukunft

wir als Anhaltspunkt zur Definition der vier Themenschwerpunkte für die Workshops: Einbezug der Rollstuhlclubs, Kommunikation, Mitgliedergewinnung, Verbandsdienstleistungen.

Die Workshops wurden in kleinen Gruppen durchgeführt, so dass ein angeregter Dialog unter den Teilnehmenden möglich war. Dabei mussten wir aber achtgeben, dass das Ganze nicht zu einem Wunschkonzert verkam. Bei der Umsetzung der neuen Strategie in den kommenden vier Jahren werden wir die geäusserten Ideen auf ihren Mehrwert für viele, die Umsetzbarkeit und Finanzierbarkeit prüfen müssen. Das wird keine leichte Aufgabe sein, denn bei

der Umsetzung der Strategie müssen auch Prämissen wie die Vorgaben der Schweizer ParaplegikerStiftung und des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV) berücksichtigt werden.

Nachfolgend eine Zusammenfassung der wichtigsten Anliegen aus den Workshops:

Einbezug der Rollstuhlclubs

(Leitung Olga Manfredi, Präsidentin SPV) Die Vertreter der Rollstuhlclubs wollen mehr in die Weiterentwicklung der SPV einbezogen werden, dies mittels Arbeitsgruppen bzw. Gremien. Sie wünschen sich zentral erbrachte Angebote, die den Bedürfnissen der Rollstuhlclubs entsprechen. Dazu gehören zum Beispiel Weiterbildungsevents zu Themen wie Vereinsführung, Soziale Medien oder Projektmanagement. Die SPV soll die ClubVerantwortlichen in ihren Funktionen fachlich unterstützen und begleiten, dies auch bei der Besetzung von Vorständen. Um einen guten Austausch zu gewährleisten, sollen wichtige Mitarbeitende der SPV bei den Rollstuhlclubs öfters präsent sein. Auch zukünftig engere Kooperationen zwischen den Clubs wurden erwähnt und man sprach sogar von eventuellen Zusammenschlüssen.

Mitgliedergewinnung

(Leitung Daniela Vozza, Bereichsleiterin Lebensberatung) Angeregt wurde eine Steigerung des Bekanntheitsgrades der SPV bei allen Querschnittgelähmten, auch solchen, die nicht Mitglied in einem Club sind. Die Abläufe bei der Gewinnung von neuen Mitgliedern sollen verbessert werden. Die Teilnehmenden des Workshops schlagen beispielsweise vor, dass allenfalls Vertreter der Clubs die Frischverletzten während der Reha als Peers begleiten könnten. So wäre es ihnen möglich, sehr früh auf die Vorteile des Vereinslebens aufmerksam zu machen. Die Clubvertreter äusserten den Wunsch, möglichst viele Hintergrundinformationen zu einem potenziellen Mitglied zu erhalten. Dies würde in ihren Augen die Kontaktnahme und die Integration in den Club erleichtern. Wichtig sei auch die erneute Kontaktnahme mit NeuBetroffenen ein Jahr nach der ErstReha. Die Dienstleistungen der SPV sollen zudem noch stärker auf die unterschiedlichen Altersgruppen angepasst werden.

Verbandsdienstleistungen

(Leitung Ramona Wiss, Leiterin Verbandsdienstleistungen) Die Vertreter der Rollstuhlclubs wünschen mehr Kontakt zwischen den RCVorständen und den SPVMitarbeitenden. Sie möchten mehr Details zu den Aufgaben der Ansprechpartner in Nottwil, so dass die zuständigen Personen ohne Umwege kontaktiert werden können. Sie benötigen einen einfachen Austausch von Informationen, zum Beispiel dank der besseren Nutzung der passwortgeschützten Plattform im Internet. Generell war die Technik ein grosses Thema, sei es bei der Leistungserfassung oder der zukünftigen Nutzung der gemeinsamen Adressdatenbank. Eine grosse Herausforderung ist nach wie vor die aufwändige BSVAbrechnung, bei der mehr Support und bessere Hilfsmittel gefordert werden. Aktualität hatte auch der Einfluss der Pandemie auf das Vereinsleben. Hier hätte man sich klarere Vorgaben gewünscht, was machbar ist und welche Alternativen zum Beispiel für eine GV oder zu Vereinsanlässen seitens der SPV empfohlen werden.

Kommunikation

(Leitung Evelyn Schmid, Leiterin Kommunikation und Marketing) Clubvertreter und Evelyn Schmid sind sich einig: Die Website spv.ch soll der Zeit angepasst und anwenderfreundlicher werden. Die umfassenden Inhalte müssen einfacher auffindbar sein. Für die Gestaltung der eigenen Webseiten wünschen sich die Clubs mehr Unterstützung. Viele Clubs würden es begrüssen, wenn die SPV Technologie, Seitenstruktur, Layout und Standards bereitstellen würde. Damit könnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: ein einheitlicheres Auftreten und die Entlastung der Webadministratoren. Weiter möchten sich die Teilnehmenden mehr einbringen beim Paracontact und über Angebote schreiben, die sie nicht nur für die Mitglieder des eigenen Clubs anbieten. Ein weiteres Anliegen ist, dass in der Zeitschrift Paraplegie der SPS sowie in den Schwei

Strategie gemeinsam umsetzen

zer Medien nicht nur gut integrierte und überdurchschnittlich aktive Querschnittgelähmte, wie etwa Spitzensportler, porträtiert werden, sondern auch stark betroffene Menschen. Einigkeit unter den Clubvertretern herrscht auch darin, dass es eine grosse Entlastung wäre, wenn die SPV sich der steigenden Anzahl an Anfragen von Schulen und Studierenden annehmen könnte. Insbesondere sei eine zentrale Koordinationsstelle und ein Pool an Personen, die sich für Interviews zur Verfügung stellen, dringend nötig.

Ausblick

Diese Veranstaltungen wurden von den Teilnehmenden sehr geschätzt, und wir bekamen durchwegs gute Feedbacks. Ein solcher Austausch, so der gemeinsame Tenor, sollte regelmässig stattfinden. Dies werden wir in unsere Planung aufnehmen. Wie geht es weiter? Die Inputs müssen selbstverständlich zuerst geprüft und analysiert werden. Der Zentralvorstand wird die Erkenntnisse aus den Workshops zusammen mit der Strategie im November diskutieren und eine Priorisierung vornehmen. Im Januar 2021 wird die Strategie dem Zentralvorstand zur Genehmigung vorgelegt. Anlässlich des Treffens der Präsidentinnen und Präsidenten vom 31. Januar 2021 in Nottwil wird sie zusammen mit den konsolidierten Resultaten der Workshops nochmals detailliert vorgestellt.

Die Veranstaltung gilt als Sinnbild für die künftige enge Zusammenarbeit der SPV und der Rollstuhlclubs, ganz nach dem Motto: Zusammen sind und bleiben wir stark.

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