
2 minute read
UNSERE HELFER
UNSERE HELFER
Freundschaft auf Rädern
Der gebürtige Tessiner Gianpaolo Cecchin, seit neun Jahren wohnhaft in Fräschels im Kanton Freiburg, begleitet den Tetraplegiker Rolf Landolt auf seinen HandbikeTouren.
Von Gabi Bucher
Fräschels zählt knapp 500 Einwohner. Zwei davon sind Gianpaolo Cecchin und Rolf Landolt. Ab und zu begegneten sich die beiden, bis Gianpaolo beschliesst, den Mann im Rollstuhl an einem der alljährlichen Dorff este anzusprechen. Je besser er Rolf kennenlernt, desto beeindruckter ist er. «Er muss so viel organisieren, wenn er etwas unternehmen will. Ein Ausflug im Rollstuhl ist eine riesige Herausforderung.» Gianpaolo beschliesst, Rolf mal zu begleiten. «Lass uns doch zusammen etwas unternehmen», schlägt er ihm vor. Und so fahren sie zusammen aufs Schilthorn. «Das war anstrengend, aber eine tolle und wertvolle Erfahrung», erinnert sich Gianpaolo.
Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft
Es folgt ein Besuch im Verkehrshaus Luzern, dann die gemeinsame Teilnahme am slowUp in Murten. «Rolf ist sehr gerne mit dem Handbike unterwegs», erzählt Gianpaolo. «Aber am slowUp tummeln sich viele Leute, da muss er ständig aufpassen, was rund um ihn läuft». Und im Seeland gebe es zwar schöne Strecken, «aber oft queren Bewässerungsschläuche die Strasse. Die können für Handbiker zur unüberwindbaren Barriere werden.»
Gianpaolo beschliesst, Rolf auf seinen Touren mit dem elektrischen Handbike zu begleiten. Sie drehen ihre ersten gemeinsamen Runden, und mit der Zeit wird aus den beiden ein perfektes Team. Rolf coacht Gianpaolo sportlich beim Velofahren, Gianpaolo coacht Rolf mental. Aber vor allem hilft er Rolf, unerwartete Hürden zu überwinden oder das Fahrrad zu richten, welches manchmal nicht anspringt.
Herausforderung angenommen
«Ich habe da was, würdest du mich begleiten?», fragte Rolf und sprach vom Testevent für den Giro Suisse im Jahr 2019. «Zwei Etappen à 40 km?» Gianpaolo sagt zu. Trotz technischer Schwierigkeiten mit dem Bike am zweiten Tag war die zweitägige Tour für beide eine tolle Erfahrung. Dann trifft die Ausschreibung des Giro Suisse ein. «Alle 13 Etappen», beschliessen sie irgendwo zwischen Spass und Ernst. Das Duo intensiviert das Training, die Runden werden länger, schneller, beide fühlen sich fit und bereit und melden sich an.
Teamgeist
Und dann folgt der fatale Samstag im Juli. Auf einer leicht abschüssigen Strasse will Rolf bremsen, die HandRücktrittbremse reagiert nicht und er fällt hin. Gianpaolo erinnert sich: «Rolfs erster Satz war: ‹Oh nein, der Giro Suisse ist für uns vorbei.›» Gianpaolo bleibt nur noch, die Ambulanz zu rufen, welche Rolf ins Spital bringt. Diagnose: Trümmerfraktur im Oberarm, mindestens drei Monate keine Belastung. Eine harte Prüfung für Rolf, die Teilnahme am Giro Suisse ist definitiv nicht möglich. Die Enttäuschung ist gross. Allein der Gedanke, nicht am grossen Ereignis dabei zu sein, ist mehr als demoralisierend. Doch ein Team wie die beiden lässt sich nicht unterkriegen, sie wissen, was sie wollen. «Ein Erfolg kommt nicht von alleine, er muss verdient werden», meint Gianpaolo. Und sie lassen es sich nicht nehmen, bei der Zieleinfahrt des Giro Suisse in Nottwil mitzufeiern.
Begleiter wie Gianpaolo helfen mit, Barrieren abzubauen, körperliche und mentale. Das gegenseitige Vertrauen ermöglicht es, Herausforderungen gemeinsam zu meistern.
Rolf und Gianpaolo gemeinsam unterwegs