
3 minute read
Lassen Sie sich bewegen
Mit Professionalität, eigener Erfahrung und praktischen Tipps stehen wir Ihnen zur Seite. Gemeinsam sind wir stark!
Von Daniela Vozza, Bereichsleiterin LB

Die Lebensberatung leistet Unterstützung vor Ort. Mit den Erfahrungen aus dem eigenen Leben steht das Team der Peerberatung für Alltagsfragen gerne zur Verfügung. Die Peerberaterinnen und -berater, alle selber auf einen Rollstuhl angewiesen, fungieren als Bindeglied zu den Rollstuhlclubs in den Regionen und berichten den Betroffenen, wie sie dank der Clubs für sich selbst ein neues Netzwerk aufbauen konnten. Die Möglichkeit, sowohl Sport- als auch Freizeitaktivitäten gemeinsam zu gestalten, eröffnet Perspektiven und Ideen für die neue Lebensgestaltung. Auch ist die SPV-Mitgliedschaft wichtig, um auf politischer Ebene ein Sprachrohr für gemeinsame Anliegen zu haben.
Mit uns mobil
Die Lebensberatung bewegt. Das Team der Peers gab zahlreiche Tipps zu angepasster Mobilität weiter. Zum Thema Auto wurden 55 Beratungen durchgeführt. Die Fragen unserer Mitglieder betrafen oft die Anschaffung eines Autos sowie die dazu gehörenden Vergünstigungen wie der Flottenrabatt, die Zollrückerstattung oder IV-Vergütungen. Wir erklärten den Ablauf beim Strassenverkehrsamt oder für die finanzielle Unterstützung. Bei komplexeren Abklärungen halfen wir bei der konkreten Fahrzeugsuche.
Unser Team weiss aus eigener Erfahrung, welches Modell idealerweise zu den individuellen Bedürfnissen passt. Frischverletzte profitieren von diesem Wissen und erhalten Antworten auf Fragen wie: Was empfiehlt mir jemand mit einer ähnlichen Einschränkung bezüglich Rollstuhlverlad? In welches Fahrzeug passt auch noch mein Sport- oder Zuggerät und der Kindersitz?
Eine neue Herausforderung 2022 bei der Anschaffung eines Neuwagens war, dass sich die Wartezeit aufgrund von Lieferengpässen bei den Herstellern enorm verlängert hat. Auch der Occasionsmarkt für pas- sende Autos ist aus diesem Grund geschrumpft und stellte viele vor Mobilitätsprobleme.
Veränderung begleiten
Bewegende Momente entstanden auch in Beratungsgesprächen, beispielsweise, wenn es darum ging sich einzugestehen: «In diesem Umfang kann ich nicht weiterarbeiten. Ich brauche Unterstützung, um etwas zu verändern.» Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter standen zur Verfügung, um die Ausgangslage aufzunehmen und gemeinsam die nötigen Schritte zu planen und zu koordinieren. So lässt sich Lebensqualität verbessern.
Wenn Vertreter der Sozialversicherungen zum Abklärungstermin für die Hilflosenentschädigung oder Assistenzbeiträge vorbeikamen, waren wir gerne am Termin dabei. Unsere Mitglieder schätzten es sehr, nicht allein mit den Fragen der Versicherungen konfrontiert zu sein.
Viele Anfragen, die wir beantworten konnten, betrafen die Leistungen aus Sozialversicherungen: Wir erklärten die neuen Ansätze zu den Berechnungen der Ergänzungsleistungen, beispielsweise in Bezug auf die Höhe der Mietkosten.
In einigen Situationen ging es um ungedeckte Pflegeund Betreuungskosten. Dies löst oft existentielle Ängste aus. Bei solchen Anfragen überprüften wir, ob alle Sozialversicherungsleistungen und Zusatzleistungen im Wohnkanton geltend gemacht wurden, was in gewissen Fällen viel Erleichterung verschaffte.
Wir freuen uns, wenn wir unseren Klientinnen und Klienten weiterhelfen können. Unsere Kompetenz ist gefragt. Die Anzahl der jährlich geleisteten Beratungsstunden nimmt weiter zu. 2021 waren es 6062 Stunden im Vergleich zu 7200 Stunden im Berichtsjahr.
Zusammenarbeit
Sprechstunde im Ambulatorium
Die Lebensberatung steht im Rahmen eines Pilotprojektes dem medizinischen Ambulatorium der Uniklinik Balgrist mit Sprechstunden für Soziale Arbeit zur Verfügung. Alle 14 Tage können Beratungsgespräche vereinbart werden. Das Angebot findet in den Räumlichkeiten der Sozialberatung der Klinik statt und wird sowohl vom Ambulatorium als auch von den Betroffenen sehr geschätzt. Bisher profitierten 17 Personen von unserem Beratungsangebot.
PEERBERATUNG Aktionstage in Zürich
Vom 27. August bis 10. September fanden im Kanton Zürich unter dem Titel «Zukunft Inklusion» zahlreiche Aktivitäten zum Thema Behindertenrechte statt. Die über 100 Aktionen sollten einen Beitrag zur Umsetzung der UNO-Behindertenrechtskonvention (UNO-BRK) leisten.
Mit dabei waren auch die Peerberater*innen der SPV. Gemeinsam mit Peers aus den Rehakliniken Nottwil und Balgrist stellten sie ihre stationären und ambulanten Aufgaben Fachpersonen und der breiten Öffentlichkeit vor. Sie machten sichtbar, wie wichtig die Begleitung durch Selbstbetroffene ist. Zudem gab es einen Hindernis-Parcours, auf dem Interessierte erste Erfahrungen in der Rollstuhlhandhabung sammeln konnten.
Als im Februar 2022 der Krieg in der Ukraine ausbrach, zwang dies viele Menschen zur Flucht. Besonders schwierig war dies für die Verletzlichsten unter ihnen: kranke und betagte Personen und Menschen mit einer Beeinträchtigung. Ein Teil davon fand Schutz im Safe House in Polen, von wo sie auf europäische Länder verteilt wurden. Einige kamen Dank der schnellen Hilfe der Schweizer Paraplegiker-Stiftung für die medizinische Versorgung ins SPZ und in die Uniklinik Balgrist.
Es zeigte sich, dass diese Menschen sehr belastet sind. Nebst den körperlichen Beschwerden und Defiziten, plagten sie Sorgen über die zurückgelassenen Angehörigen. Sie wurden gefordert durch mangelnde Sprachkenntnisse, Existenzängste, die An- dersartigkeit unserer Kultur und die Frage, wie es weitergehen soll. Bei diesen Fragestellungen und Nöten versuchten wir gemeinsam mit den interdisziplinären Teams des SPZ diese Menschen im Rahmen des Möglichen und der gesetzlichen Rahmenbedingungen zu unterstützen. Wir alle waren gefordert mit neuen Themen, wie Fragen zum Asylrecht, Austausch mit Behörden, Existenzsicherung sowie der Finanzierung von Hilfsmitteln und medizinischer Versorgung. Die enge Betreuung und Begleitung überstiegen das übliche Ausmass bei Weitem. Mittlerweile haben wir Erfahrungen gesammelt und Abläufe definiert, was uns den Arbeitsalltag erleichtert. Was bleibt ist die grosse Betroffenheit über das Schicksal der Menschen und die Fassungslosigkeit gegenüber dem Krieg.
362 neue Aktivmitgliedschaften wurden über die vier Rehakliniken oder die Rollstuhlclubs dieses Jahr abgeschlossen. Wir heissen alle neuen Mitglieder herzlich willkommen und hoffen auf eine rege Teilnahme an den Aktivitäten der jeweiligen Clubs. Als Treff- punkt für Sport und Freizeitaktivitäten, zum Erfahrungsaustausch unter Betroffenen oder für wichtige Tipps in der Region ist der Rollstuhlclub die ideale Plattform und eine gute Ergänzung zu den Leistungen des Dachverbandes.
