
2 minute read
«Die SPV ist für uns Gold wert»
Suzanne Heller erlitt unzählige Rückschläge und wollte doch keine fremde Hilfe. Bis der Punkt der Überforderung erreicht war und sie sich bei der Lebensberatung meldete.
Von Peter Birrer, Redaktor
Was hat die Frau nicht alles mitgemacht. Eine Knochenkrankheit verursachte in der Jugend unzählige Frakturen, mit 48 führte ein vermeintlich harmloser Sturz in einem Hotelgang zu einer Querschnittlähmung und sie fiel in eine Depression. Zweimal wurde bei ihr ein Tumor diagnostiziert. Drei Schlaganfälle erlitt sie. Hinzu kommt der schier endlose Kampf um finanzielle Unterstützung, der so viel Energie raubt.
Suzanne Heller ist überfordert und denkt: Lohnt sich dieser Aufwand überhaupt? Und eines lässt ihr Stolz lange nicht zu: Hilfe anzunehmen von jemandem, der für sie mit Beharrlichkeit einfordert, was ihr zusteht. Sie sagt: «Ich war noch nie eine, die ‹Bittibätti› macht. Ich hatte immer das Gefühl: Das schaffe ich allein.» Und überhaupt: Resignation, das kennt sie nicht.
An Grenzen gestossen
Aber sie gelangt an einen Punkt, an dem sie realisiert, dass sie umdenken muss. Suzanne Heller, Mitglied des Rollstuhlclubs beider Basel, erhält den Tipp, sich bei der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung (SPV) zu melden. Kurz darauf weiss sie: Es war eine der besten Ideen in ihrem Leben.
An ihrer Seite hat die 64-Jährige mit Peter Christ einen verlässlichen Assistenten, mit dem sie zwar nicht in einer Partnerschaft lebt, aber doch zusammen in einer Wohnung und der für sie mehr ist als nur ein Kollege. Es sei «eine WG plus» sagt sie und muss grinsen, als ihr diese Bezeichnung einfällt. Den eidgenössisch diplomierten Hauswart lernte sie 2017 kennen, als der passionierte Seitenwagenfahrer mit Freunden dafür sorgte, dass Patientinnen und Patienten des REHAB Basel einen unbeschwerten Ausflug machen konnten.
Aus der ersten Begegnung entstanden eine tiefe Freundschaft sowie die Idee, den Ruhestand gemeinsam unter einem Dach zu verbringen. Der 67-Jährige hilft, so gut er kann. Allerdings stösst auch er an Grenzen, als sich die Diskussionen mit den zuständigen Ämtern um Zahlungen von Ergänzungsleistungen, Hilflosenentschädigungen und Krankenkassenverbilligungen drehen.
Lob für die Mitarbeitenden Als sich die Lebensberatung der SPV einschaltet, sorgt das für Entspannung und Entlastung. Oder wie Suzanne Heller es formuliert: «Auf einmal war jemand für uns da, bei dem wir uns bestens aufgehoben fühlten.»
Sozialarbeiter Alexander Post kümmert sich um administrative Belange, gibt wertvolle Tipps und überwindet Hürden für seine beiden Klienten. «Er hat für uns gekämpft, und er tut es auch jetzt noch. Wenn wir ein Problem haben, wissen wir, an wen wir uns wenden können», sagt Suzanne Heller. Aber sie erwähnt auch andere Mitarbeitende, wie etwa Peerberaterin Angela Fallegger, die für den Autoumbau alles in die Wege leitete. Beide sind sich einig: «Für uns ist die SPV Gold wert. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Leute dort mit Leidenschaft bei der Sache sind – für sie ist das mehr als ein Job.»
Suzanne Heller empfiehlt allen, die in einer ähnlichen Lage sind, nicht stur zu glauben, alles selbst erledigen zu können. Das raubt Energie, die man für anderes, schöneres brauchen kann. Die Sprachbegabte möchte, wenn es ihr Gesundheitszustand zulässt, sich wieder der Bild- und Schriftenmalerei widmen. In der Kunst findet sie Ablenkung und Inspiration. Und bei allen heftigen Rückschlägen signalisiert die 64-Jährige eines unmissverständlich: Resignation ist weiterhin kein Thema.