Limmi Inside 2/2015

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LimmiInside DIE HAUSZEITUNG DES SPITALS LIMMATTAL / JULI 2.15

Weniger Schmerzen, schnellere Erholung

Limmi als Ausbildungsort

Interview mit Pfarrer Joseph Bonnemain

Limmi-Urologie setzt auf robotergestützte Eingriffsmethoden → Seite 4

Krönender Abschluss von Physiotherapeutin Christina Appert → Seite 7

30 Jahre katholische Spitalseelsorge → Seite 8

Nach kurzer Zeit ohne «Stützräder» unterwegs Baumeisterarbeiten können bald beginnen Neubauprojekt LimmiViva → Seite 2

Einführungskonzept Pflege → Seite 5

Koordination Altersversorgung Drei Teilprojekte abgeschlossen → Seite 6

Technischer Dienst Im Alt- und im Neubau gefordert → Seite 9

Innovation erleichtert Unterhaltsreinigung

Zeitgemäss und modisch

Eine rundum saubere Sache → Seite 10

Umstellung der Berufswäsche → Seite 10

EDITORIAL

Umfassende Vernetzung für eine optimale Versorgung vertieften Kooperation mit unseren Zuweisern ist die Beteiligung des Limmi an der medVadis AG, wie das 2014 lancierte Praxisnetzwerk Limmattal mittlerweile heisst.

Liebe Leserinnen und Leser Die vereinbarte Zusammenarbeit mit der RehaClinic Zürich AG im Neubau ist für das Spital Limmattal ein konsequenter weiterer Schritt zu einer umfassenden Vernetzung. Sie steht im Dienst einer optimalen Versorgung der Patientinnen und Patienten vor, während und nach einem Aufenthalt im Akut­ spital. Schon heute sind wir eng mit anderen Leistungserbringern verbunden. Das gilt in der Versorgungskette sowohl vertikal, das heisst entlang dem Behandlungspfad, als auch horizontal, das heisst durch Partnerschaften mit Spitälern wie dem UniversitätsSpital Zürich oder dem Triemli. Jüngstes Beispiel in der

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Die RehaClinic Zürich AG wird im Spitalneubau ab 2018 auf einem halben Stockwerk 36 bis 40 eigene Betten betreiben. Damit sind wir künftig mit einem etablierten Nachsorger unter dem gleichen Dach vereint. Der Entscheid zu diesem Schulterschluss entspricht als zukunftsträchtige Weichenstellung unserer Strategie und ist Teil einer zeitgemässen, marktorientierten Positionierung und von gesundheitspolitischen Bestrebungen zur nachhaltig qualitativ guten und effizienten Versorgung. Die direkte Nachbarschaft von stationärem Aufenthalt und Rehabilitation ist eine echte Win-win-Situation für sämtliche Beteiligten. Nutzniesser sind alle: die Patienten, deren Angehörigen, die Zuweiser, wir als Akut­ spital und die RehaClinic Zürich AG. Etliche betriebliche Vorteile verstärken jene, die wir aus der bereits Jahrzehnte währenden Symbiose mit dem Pflegezentrum kennen. Zu nennen sind insbesondere «klassische» Synergien durch eine

gemeinsame Infrastruktur. Share Economy ist auch für das Gesundheitswesen interessant, weil wir so Dienste vom Labor über die Radiologie bis zur Küche und Wäscherei zusammen nutzen können. Patienten haben selbstverständlich weiterhin uneingeschränkt freie Wahl beim Entscheid, wohin beziehungsweise zu welcher Institution sie für eine allfällige Rehabilitation gehen. Dabei ist die Möglichkeit, im Anschluss an den stationären Aufenthalt im Akutspital ohne zu dislozieren im selben Gebäude bleiben zu können, für Patienten sowie deren Angehörigen gewiss eine attraktive Option. Sie trägt organisatorisch zudem zur Entlastung von Zuweisern bei, die oft schon im Vorfeld des Spitaleintritts beratend wertvolle Unterstützung mit Blick auf die Nachsorge leisten. Die interne Verlegung in ein Zimmer der RehaClinic Zürich AG gestaltet sich während der Rekonvaleszenz mit Sicherheit angenehm und kräfteschonend. Ein weiter Patienten­ transport in andere Kantone entfällt ebenso wie die Eingewöhnungs­ phase am neuen Ort. Angehörigen, die wie unsere Patienten mehrheitlich aus dem Limmattal stammen, kommt die gute Erreichbarkeit bei

ihren Besuchen so auch während der Rehabilitationsphase entgegen. Zu erwähnen ist abschliessend ein weiterer zentraler Pluspunkt: Bisherige Schnittstellen zwischen Akutspital und Rehabilitationszentrum verschmelzen zu einem nahtlosen, für Patienten kaum mehr wahrnehmbaren Kontaktübergang in der Betreuung. Die Zusammenarbeit des Fachpersonals in Pflege, Medizin und Therapien am gleichen Ort erhöht automatisch die Effizienz und verbessert die Kommunikation. Die räumliche und personelle Verschmelzung erreicht ihre höchste Stufe im anvisierten gemeinsamen Betrieb einer Therapieorganisation. Das bedeutet auch Jobenrichment. Denn es eröffnet Therapeutinnen und Therapeuten die Perspektive einer durchgängigen Betreuung aus einer Hand, das heisst, sie begleiten Patienten auf dem ganzen Weg. Während der stationären Phase, während der folgenden Rehabilitation und anschliessend nach der Rückkehr in die eigenen vier Wände – eventuell ambulant – lassen sich so gemeinsam in einer Betreuungskontinuität Fortschritte erzielen. Thomas Brack, Spitaldirektor

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NEUBAUPROJEKT LIMMIVIVA

Baumeisterarbeiten können bald beginnen Mit dem nahenden Ende der Aushubarbeiten bot sich Interessierten am 27. Juni eine willkommene Gelegenheit zur Baustellenbesichtigung. Seit Mitte Juli werden Grundleitungen verlegt, noch bevor die Bodenplatte entsteht. Bis Ende Juli sind auch alle Erdsonden gesetzt, die dem neuen Limmi künftig als saisonaler Wärme- und Kältetauscher dienen.

im Boden eingemauert. Sie birgt unter anderem einen Gamma­ nagel, ein Stethoskop, einen Augen­ spiegel, Reflexhammer und Stimm­ gabel, eine Patientenglocke, ein Telefon, einen Würfel mit dem Layout des neuen Spitalbaus sowie eine Tageszeitung. Auch die Seel­ sorger des Spitals beteiligten sich mit der Beigabe eines Bronze­ engels und der Segnung des Neu­ bauprojekts. Praktikantin Leonie Happle erinnert sich an den denk­ würdigen Augenblick: «Als an­ gehende Facility-Managerin fiel mir das Privileg zu, für das Depar­ tement Logistik und Hotellerie ein schnurloses Telefon in die Zeitkap­ sel zu legen. Das technische Gerät versinnbildlicht den permanenten Fortschritt in der Kommunikation und den steten Wandel, den wir durchlaufen. Dafür steht auch der Spitalneubau.» Besucher zeigten sich am Tag der öffentlichen Besichtigung von den Dimensionen der Baugrube beeindruckt.

Lagebesprechung vor Ort: Baggerführer Herbert Elsener und Bauleiter Fabian Schneider tauschen sich aus.

Mit seinem abwechslungsreichen Programm lockte der Tag der offenen Baustelle am 27. Juni zahl­reiche Besucher an. An ver­ schiedenen Stationen erfuhr man Wissenswertes rund um die aktu­ elle Bautätigkeit: zur Sicherheit auf der Baustelle, zu Aushub, Ab­ bruch und Baugrubensicherung und zum Setzen der Erdsonden. Der Anlass stiess nicht nur bei den erwachsenen Besuchern, sondern auch beim jüngeren Publikum auf ausgesprochen gute Resonanz. So meinte eine Anwesende: «Das Ganze war wirklich gut organi­ siert. Kinder durften selber im echten Bagger Steine baggern. Das war noch viel besser, als nur vor einem Bagger fotografiert zu werden.»

Im Verlauf des Juni konnten sämt­ liche Provisorien vollendet wer­ den. Noch im Gang sind die letzten Abbrucharbeiten und das Setzen der 96 Erdsonden. Diese reichen bis zu 173 Meter in den Felsboden. Ende Mai nahm eine zweite, spezi­ elle Bohrmaschine die Arbeit auf, sodass nun täglich zwei Sonden in die Tiefe getrieben werden können. Spitaltypische Gegenstände in Grundstein eingemauert Anlässlich der Grundsteinlegung am 6. Mai übergaben in Ausbildung stehende Nachwuchskräfte aus den verschiedenen Departementen des Limmi symbolträchtige Ge­ genstände der Obhut der speziellen Zeitkapsel. Diese Kartusche wurde danach feierlich verschlossen und

AUF DER BAUSTELLE GELTEN HOHE SICHERHEITSSTANDARDS Umfassender Emissionsschutz Beim Betrieb einer Grossbaustelle direkt neben dem Akutspital sind diverse zusätzliche Aspekte zu beachten. Fabian Schneider, Bauleiter von Losinger Marazzi AG: «Lärm, Staub und Erschütterungen haben wir ganz besonders im Auge und messen die entsprechenden Emissionen permanent.» Werde einer der definierten Grenzwerte überschritten, erhalte der Bauleiter innert kürzester Frist eine SMS auf sein Handy, um der Ursache auf den Grund zu gehen beziehungsweise diese zu beseitigen. Seit Beginn der Abbruch- und Aushubarbeiten lag man indessen immer unter den entsprechenden Schwellenwerten. Schneekanone bindet Staub Die Massnahmen, um Emissionen möglichst gering zu halten, sind vielfältig. Unter anderem versieht sogar eine Schneekanone ihren Dienst. Doch sie sorgt nicht wie in einem Skigebiet für weisse Pracht, sondern bindet beim feinen Versprühen von Wasser Staub. Diese Methode ist in der Baubranche schon länger bekannt. Imposant mutete der Abbruch des gegen 40 Meter hohen Kamins Ende Mai an. Baggerführer Herbert Elsener der Baufirma Eberhard geht sowohl mit dem 100-Tonnen-Bagger wie mit dem speziellen Seilbagger sehr vorsichtig zu Werk: «Eine nicht zu unterschätzende Gefahr ist zum Beispiel möglicher Stein­ schlag beim Abbruch. Uns in der Führerkabine könnte es zuerst treffen.» Beim Rückbau des Kamins schützte ein neben dem Seilbagger positionierter Pneukran zudem mit einem riesigen, hängenden Leinwandpanel die Umgebung. Das Führen der «Knabberzange» erforderte hier besonders viel Fingerspitzengefühl. Fabian Schneider: «Durch die Höhe des Kamins kam keine andere Rückbaumethode in Betracht. Die Zange hängt lediglich am Seil. Der Baggerführer braucht sein ganzes Talent, um sie in die richtige Position zu bringen. Da die Technik und das Wetter mitspielten, war auch diese diffizile Arbeit im vorgesehenen Zeitfenster von drei Tagen erledigt.»

U B d m z A h z z s 1 B f A s s « g B H o s v L r u w z h u o m v r a C f S D d G u b e t 2 v Ü t h d u v n

MEDIZINISCHE CODIERUNG

Gefragt ist höchste Sorgfalt Damit das Limmi seine Fälle korrekt abrechnen und entsprechend fair vergütet bekommen kann, leisten die medizinischen Codierer einen wichtigen Beitrag. 20 Fälle kann ein Profi täglich im Durchschnitt bewältigen. Unerlässlich dabei ist eine fundierte Kenntnis sämtlicher an einem Akutspital behandelten Krankheitsbilder, der Codierrichtlinien sowie des Krankenversicherungsgesetzes KVG.

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Simone Hruschka hat als Leiterin des Codierteams am Limmi einen interessanten Werdegang. Sie ist von Haus aus Physiotherapeutin und kam über einen Master of Advanced Studies an der FH St. Gal­ len bzw. das Prozess- und Projekt­ management zur Codierung. Doch was gab für sie den Ausschlag zu diesem beruflichen Wechsel?

Zweifellos ist die Tätigkeit in der Codierung erheblich weniger personen- und körperorientiert als in der Physiotherapie. Simone Hruschka: «Ich stellte über die Jahre fest, dass die Physiotherapie immer mehr Restrik­tionen unter­ worfen wurde und damit eine rasche und effektive Therapie er­ schwert.» Als Leiterin des Codier­

teams am Limmi konzentriert sie sich nicht nur auf Führungsaufgaben, sondern packt selbst be­ herzt an. «Wir sind gegenwärtig für die Codierung intern zu dritt. Ein weiteres Teammitglied ist für die Beantwortung von Dokumenten­ anfragen der Krankenkassen zu­ ständig. Bis zur Besetzung einer noch vakanten weiteren Stelle >

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> haben wir aktuell die Codierung aller Fälle der Medizin an eine externe Firma ausgelagert.» Umfassendes Wissen gefragt Bis ein Codierer sein Metier aus dem Effeff beherrscht, sind mindestens anderthalb Jahre Vollzeiteinsatz «on the job» nötig. Auch die «Meisterprüfung», das heisst die eidgenössische Prüfung zum medizinischen Codierer bzw. zur Codiererin, verlangt zur Zulassung zwei Jahre im Rahmen eines 100-Prozent-Pensums erworbene Berufspraxis. Im Limmi-Team verfügen zwei Mitglieder über diesen Abschluss. Mit Blick auf das Codierspektrum machen indessen grundsätzlich alle alles. Simone Hruschka: «Eine Subspezialisierung ergibt in ganz grossen Spitälern wie zum Beispiel im USZ Sinn, weil dort bei Herz- und Lungenerkrankungen oder Geburten öfters ein ausgesprochen hoher Komplexitätsgrad vorliegt.» Ein Teammitglied im Limmi sollte täglich 20 Fälle korrekt codieren können. Dazu ist umfassendes Wissen gefragt, sowohl medizinisch, medikamentös, zu Krankheitsbildern als auch Behandlungsabläufen, Operationen und zum KVG. Es gilt einerseits die oft vielschichtige Patientendokumentation zu durchdringen bzw. zu verstehen und andererseits einen regelkonformen Erlös für das Spital als Unternehmen zu sichern. Gutes Codieren erfordert daher nicht nur fundierte Fachkenntnisse, sondern Sorgfalt und nochmals Sorgfalt. Deshalb beansprucht das Studium der Patientendokumentation im Gesamtprozess der Codierung gut und gern die Hälfte der Zeit. 30 bis 40 Prozent entfallen auf die eigent­liche Codierung der korrekten Codes. Und die übrigen 10 bis 20 Prozent? «Diese verwenden wir vor allem für die Validierung und Überprüfung administrativer Kriterien. Dazu gehören viele Einzelheiten wie Beatmungsstunden auf der Intensivstation sowie zu Einund Austritten. Geht ein Patient von uns zum Beispiel nicht direkt nach Hause, sondern wird in ein

Gründungsmitglied von Swissparc und zuvor Leitender Arzt am USZ, veranschaulicht: «Bei der Behandlung offener Brüche gilt es, stets zwei Aspekte im Auge zu haben: den Knochen an sich und das versehrte umliegende Gewebe. Die definitive Versorgung des Bruchs inklusive Weichteildeckung muss innert weniger Tage erfolgen. Wir wissen, dass der Knochen bei der Regeneration von einer möglichst gut durchbluteten, ihrerseits rasch heilenden Gewebeumgebung profitiert. Das durchblutete Gewebe legt sich zudem auch als wirk­ samer Infektionsschutz über Fremd­körper wie die operativ zur Bruch­f ixierung eingebrachten Metall­elemente beziehungsweise Titanleisten und Schrauben.» Die Codier-Expertinnen am Limmi (von links): Simone Hruschka, Anna-Lena Fitz, Elvira Heitele und Marlise Heer.

anderes Spital verlegt, müssen wir dies als erlösschmälernde Komponente in der Codierung berücksichtigen.» Erleidet ein Patient einen Herzinfarkt und wird für die Herzkatheteruntersuchung in ein anderes Spital verlegt, so erhält das Limmi nur etwa einen Drittel der Fallpauschale. Ebenso ist es wichtig, die Krankenpflege-Leistungsverordnung zu kennen. Nicht alle Operationen werden von den Kassen bezahlt und dürfen daher auch in der Codierung nicht in die Verrechnung mit einfliessen. Bei all diesen Vorgaben darf der daraus resultierende Erlös nicht aus den Augen verloren werden, denn für die erbrachte Dienstleistung soll auch eine faire Vergütung erfolgen. Immer weiter dazulernen SwissDRG ist bewusst als «lernendes System» konzipiert worden. Daher heisst es auch für die Codiererinnen im Limmi immer neu dazulernen. Jeweils im vierten Quartal gibt das dafür zuständige Bundesamt für Statistik BFS bekannt, welche Änderungen im Regel- und Operationskatalog per Anfang nächsten Jahres in Kraft treten. Per Januar 2015 waren das

rund 400 Modifikationen im Operationskatalog und ein Dutzend relevanter Anpassungen im Regelkatalog. So ist beispielsweise mit konkreten Kriterien hinterlegt, unter welchen Voraussetzungen eine Blutvergiftung bzw. Sepsis als Hauptdiagnose klassifizierbar ist. Um die Neuerungen im Codieralltag jeweils ab Stichtag der Umstellung zu beherrschen, besucht das Limmi-Team daher auch die eigens vom BFS angebotenen Schulungen. Besteht aus Sicht des BFS dringender Anpassungsbedarf, erlässt die Behörde mit sehr kurzer Vorankündigungszeit nicht selten unterjährige Modifikationen. Simone Hruschka: «Es ist daher gut, wenn wir mit dem ganzen Codiervolumen möglichst à jour sind respektive nicht erst Wochen nach einem abgeschlossenen Fall codieren. Der Qualitätsdruck auf uns ist hoch und wächst weiter, denn Krankenkassen und die Gesundheitsdirektionen sowie das Departement von Bundesrat Alain Berset schauen allen Spitälern bei der Codierung sehr genau über die Schulter.»

Die erfahrenen Fachärzte PD Dr. med. Merlin Guggenheim (links), Dr. med. Natasha Forster und Dr. med. Angelo Biraima verstärken als Belegärzte der Praxis Swissparc das ChirurgieTeam. Die Buchstaben p a r c im Praxisnamen stehen für die Begriffe plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie.

VORTEILHAFTE PARTNERSCHAFT

Eingespieltes Belegarzttrio für plastisch-rekonstruktive Chirurgie Im Frühling und Frühsommer kommt es unfallbedingt, zum Beispiel mit Motorrad oder E-Bike, vermehrt zu offenen Brüchen. Seit Februar arbeitet die Chirurgie des Spitals Limmattal in derartigen Fällen für die plastische Rekonstruktion mit dem Facharzttrio der neu gegründeten Zürcher Praxis Swissparc zusammen. Auch bei bariatrischen Patienten – Stichwort Magen­ bypass – tragen die drei Belegärzte dazu bei, dass das Limmi seinen Leistungsauftrag umfassend erfüllen kann.

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Offene Brüche können an sich an allen Extremitäten, das heisst Armen und Beinen erfolgen. Ein Stück weit prädestiniert ist indessen der Unterschenkel, das heisst das Schienbein. Dort liegt der Knochen nur wenige Millimeter unter der Haut. Ist das Gewebe rund um den Bruch stark beschädigt, beschaffen sich plastische Chirurgen geeigneten Ersatz unter Umständen von einer weiter weg liegenden Körperstelle. PD Dr. med. Merlin Guggenheim: «Da Entnahme und Wiedereinsetzung inklusive Anschliessen an ein Blutgefäss schnell

gen Monaten so gut frequentiert, dass in absehbarer Zeit eine Ausdehnung auf den Nachmittag in Betracht zu ziehen ist. Die Sprechstunde besuchen vor allem auch bariatrische Patientinnen und Patienten, die beispielsweise bei Adipositas nach Erhalt eines Magenbypasses am Limmi noch eine Rekonstruktion der Körperkontur vornehmen lassen möchten. In den zwölf Monaten nach dem bariatrischen Eingriff kann das Körpergewicht (durchaus erwünscht) um bis zu 50 Kilogramm zurückgehen. Um den dadurch entstandenen Hautüberschuss im Bauch-, Gesäss- oder Beinbereich zu reduzieren, kommt ebenfalls die plastische Chirurgie zum Zug. Es gibt hierbei nebst der funktionalen eine psychische Ebene zu beachten. Einerseits bergen Hautfalten funktional etwa beim Liegen beziehungsweise Schlafen durch das Einklemmrisiko eine Verletzungsgefahr. Andererseits will und soll man sich als Patientin oder Patient im «neuen» Körper auch wohl fühlen. PD Dr. med. Merlin Guggenheim: «Wir tragen basierend auf dem Austausch mit den Patienten in der Sprechstunde beidem Rechnung. Je nach individuellem Patientenbedürfnis sind ein, zwei oder drei gestaffelte Eingriffe vorzusehen, um Bauch, Gesäss, Oberarme und Beine im

Bei einem offenen Bruch ist nebst dem im Haus vorhandenen chirurgischen Know-how zur Versorgung des Knochens besondere Expertise zur plastischen Rekonstruktion der Weichteile gefragt. Durch die seit Februar bestehende Kooperation mit der Facharztpraxis Swissparc können interne und externe Spezialisten bei Bedarf am Limmi gemeinsam Seite an Seite operieren. PD Dr. med. Merlin Guggenheim,

und qualitativ absolut einwandfrei vonstattengehen müssen, arbeiten wir hier immer als Tandem.» PD Dr. med. Urs Zingg verweist als Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Limmi auf die Vorteile der Kooperation: «Die drei Fach- beziehungsweise Belegärzte decken als Gemeinschaftspraxis für uns auf 52-Wochen-Basis ein zusätzliches Kompetenzfeld ab, dank dessen wir Patienten in Erfüllung unseres Leistungsauftrags lückenlos hier im Haus behandeln können.» Auf Anhieb gut frequentierte Spezialsprechstunde Die jeweils am Donnerstagvor­ mittag stattfindende plastische Sprechstunde ist schon nach weni-

gewünschten Mass zu straffen. Auch hier zahlt es sich aus, dass die drei Fachärzte aus der gleichen Praxis kommen beziehungsweise methodisch gleich vorgehen. PD Dr. med. Merlin Guggenheim: «Bei einer Bauchstraffung können wir etwa zu zweit, das heisst von links und rechts operieren, sodass wir uns exakt in der Mitte treffen. Das verkürzt die Operationsdauer und führt mit­unter dazu, dass insgesamt unter Umständen schon zwei statt drei Eingriffe zur Gesamtverbesserung der Körperkontur genügen.»

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LIMMI-UROLOGIE SETZT AUF ROBOTERGESTÜTZTE EINGRIFFSMETHODEN

Weniger Schmerzen, schnellere Erholung Dank des im April eingeführten Da-Vinci®-Systems profitieren Urologiepatienten bei Grosseingriffen von einer schonenden und zugleich äusserst präzisen Operationsmethode. Die komplexen Eingriffe führt am Spital Limmattal das Operateurteam Dr. med. Hartmut Knönagel und Dr. med. Remo André Largo gemeinsam durch. Dabei ergänzen sich die grosse Erfahrung des Chefarztes und die spezifische technische Expertise des stv. Leitenden Arztes ideal.

Dr. med. Remo André Largo: «Die Zoomfunktion ist exzellent.»

Das Da-Vinci®-Robotersystem ist sowohl für Patienten als auch für den operierenden Urologen von grossem Nutzen. Dr. med. Remo Largo: «Es sind verschiedene Fak-

toren, die in ihrer Summe entscheidende Vorteile mit sich bringen: Durch die 3D-Sicht und die exzellente Zoomfunktion mit einer bis zu zehnfachen Vergrösserung lassen sich kleinste Details scharf abbilden. Deshalb können wir selbst bei sehr engen Platzverhältnissen und ansonsten schwierig zugänglichen Orten komplexe Operationsschritte hochpräzise und damit schonend durchführen.» Zudem verfügen die Instrumente des robotergestützten Systems über eine höhere Beweglichkeit als die menschliche Hand, was gegenüber den herkömmlichen minimalinvasiven Techniken (Laparoskopie) eine deutliche Verbesserung mit sich bringt. Nebst der bequemen ergonomischen Position

AUSWEITUNG WIRD GEPRÜFT Neben der Urologie wird das Da-Vinci®-System immer häufiger auch in der Gynäkologie und in der Chirurgie eingesetzt. Eine mögliche Ausweitung des Einsatzspektrums wird im Spital Limmattal in nächster Zeit geprüft.

(sitzend) während der Operation wird ein Zittern der Finger durch das Da-Vinci®-System erkannt und nicht auf die Instrumente übertragen. Es «untersetzt» dieses, wie es fachsprachlich heisst, beziehungsweise überträgt es nicht auf die Operationsinstrumente. Die roboter­gestützte Eingriffsmethode re­duziert den Blutverlust, führt zu kleineren Narben und verringert postoperative Schmerzen. Das alles trägt zur schnelleren Erholung des Patienten gegenüber den herkömmlichen Verfahren bei. Breites Spektrum Roboterassistiert lässt sich ein breites Spektrum urologischer Grosseingriffe abdecken. Dazu zählen unter anderem die radikale Prostataentfernung bei Krebs, Harnblasenentfernung oder Lymphknotenentfernung im kleinen Becken ebenso wie Nierenbeckenplastik. Dr. med. Remo Largo ergänzt: «Eine weitere Errungenschaft ist, dass wir mit dem Da-

Vinci®-System bei Tumoren in der Niere je nach Grösse des Geschwürs sowohl organerhaltend als auch minimalinvasiv operieren können.» Selbstverständlich erfordert die Beherrschung robotergestützter Eingriffsmethoden gründliche Kenntnisse der Anatomie, eine exakte Planung der Operation und deren präzise Umsetzung. Das nötige Rüstzeug erhielt Dr. med. Remo Largo unter anderem am UniversitätsSpital Zürich. Das USZ verfügt über einen Operationssimulator und über eine Teachingkonsole. Bei Letzterer ist das Lernsetting vergleichbar mit dem Fahrunterricht im speziell ausgerüsteten Auto eines Fahrlehrers mit doppelt angelegtem Lenkrad, Gas- und Bremspedal. Obwohl der Roboterchirurg im Zentrum steht, ist ein ausgeprägter Teamgeist gefragt. Die perfekte Abstimmung zwischen Operateur, dem Assistenten und den Instrumentierspezialisten spielt eine essenzielle Rolle für die erfolgreiche Durchführung dieses hochspezialisierten Verfahrens. Dr. med. Remo

Largo: «Aus diesem Grund haben wir ein eigenes Da-Vinci®-Team zusammen­gestellt. Dieses besteht aus einer Oberärztin der Anästhesie, einer Anästhesiepflegerin, einem Lagerungspfleger und Instrumentierspezialisten, die dafür eigens geschult wurden.» Erheblich kürzere Hospitalisationsdauer Bei roboterassistierten Eingriffen ist der Blutverlust sehr gering. Die Patienten sind zudem in der Regel deutlich weniger lange rekonvaleszent. Selbst bei diesen Grosseingriffen erlangen viele schon am Operationstag, das heisst kurz nach dem Eingriff, wieder eine weitgehend normale Mobilität. Sie haben erheblich weniger Schmerzen und fühlen sich entsprechend schneller wieder fit. Im Normalfall steht einer Entlassung nach Hause und der Rückkehr in den Alltag drei bis vier Tage nach einer radikalen Prostataoperation nichts im Wege.

© 2015 Intuitive Surgical, Inc.

Beim Operieren mit dem Da-Vinci®-Robotersystem ist Teamwork gefragt.

INTERVIEW MIT DR. MED. ROBERTO BUONOMANO

Infektionen im Spital: Erleben Sie dies als Spezialist ein Stück weit als Kampf gegen Windmühlen? Ja und nein. Auf der einen Seite ist unser heutiger Erkenntnisstand hoch und das Wissen rund um Handhygiene ja durchaus greifbar beziehungsweise wird von uns an Schulungen regelmässig aktiv vermittelt. Die Überzeugung für wirksame Massnahmen beziehungs-

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weise das permanent hohe Bewusstsein für die Gesamt­thematik Spitalhygiene kann allerdings im Arbeitsalltag auch erodieren. Gerade wenn es um Handhygiene geht, sollten wir die fünf übergeordneten Regeln der WHO konsequent anwenden: Wir desinfizieren die Hände vor Patientenkontakt, vor einer aseptischen Tätigkeit, nach Kontakt mit potenziell infektiösem Material, nach einem Patienten-

kontakt und nach dem Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung. Dadurch lassen sich

beispielsweise postoperative Wundinfektionen wirkungsvoll vermeiden. Derzeit führen Sie am Limmi eine gezielte Messung im Bereich Handhygiene durch, was künftig jährlich stattfinden soll. Erstmals setzen Sie dabei auf eine App, die der Verein Swissnoso entwickelt hat. Was steckt dahinter?

HÄUFIGSTE INFEKTIONSURSACHEN IN SPITÄLERN Lungenentzündung Blutvergiftung bei Venenkatheter Blasenentzündung mit Blutvergiftung bei Venenkatheter Durchfall mit Clostridien Postoperative Wundinfektionen

W H P S E g m

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«Bei Teilaspekten ist weniger mehr» Spitalhygiene ist ein entscheidender Faktor zur Prävention von Infektionen im stationären Bereich. Limmi Inside ging mit Infektiologe Dr. med. Roberto Buonomano der Frage auf den Grund, warum sich die Isolationszahlen am Limmi künftig spürbar senken lassen. Mit Blick auf die globale Problematik von Antibiotikaresistenzen meint der Leitende Arzt: «Es ist fünf vor zwölf Uhr. Zugleich zeigen sich Silberstreifen am Horizont.»

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Wenn wir ‒ wie letztmals 2013 ‒ die Handhygiene im Haus messen, gehen meine zwei Kolleginnen im Spitalhygieneteam, Tarja Kläntschi und Christine Klein, unangemeldet auf eine Station. Hier beobachten sie Mitglieder der unterschiedlichen Funktionsgruppen bei der Arbeit: Ärzte, diplomierte Pflegende, FaGe, Pflegeassistentinnen oder auch Physiotherapeutinnen beim Einsatz am Patientenbett. Wir protokollieren, ob die Handhygiene in jeder beobachteten Situation in erforderlicher Weise beziehungsweise Häufigkeit vorgenommen wird. Dies erfassen wir bei der diesjährigen Messung von Juni bis August nicht mehr wie früher auf Formularen von Hand, sondern dank der neuen App >

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EINFÜHRUNGSKONZEPT PFLEGE

SWISSNOSO … … ist eine Gruppe von Ärztinnen und Ärzten in Kaderpositionen in Universitäts­ spitälern, kantonalen Spitalverbänden und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG). Formal ist Swissnoso ein Verein. Die Gruppe entstand 1994 auf Anregung des BAG, um Empfehlungen gegen nosokomiale Infektionen und Antibiotikaresistenz im Schweizer Gesundheits­ wesen auszuarbeiten, internationale Richtlinien an nationale Bedürfnisse anzupassen und über aktuelle Entwicklungen im Gebiet der Infektprävention zu informieren.

> direkt durch die Eingabe auf dem Handy. Entsprechend automatisiert und schnell lässt sich die Messung dann auch auswerten. Worin liegt abgesehen von der Handhygiene eine wirksame Prävention zur Vermeidung von Spitalinfektionen? Etwas verkürzt lässt sich sagen: Bei gewissen Teilaspekten ist weniger mehr. Wir wissen heute zum Bei-

Isolation verzichten. Denn diese ist für die Patienten unangenehm ‒ man ist auch sozial sehr abgeschottet – und für das Spital zugleich ausserordentlich aufwändig. Wir gehen davon aus, dass sich die Isolationen daher signifikant reduzieren lassen. 2014 registrierten wir am Limmi zum Beispiel 31 Fälle, was 273 Isolationstagen entsprach (Vorjahr 45 Fälle beziehungsweise 534 Isolationstage).

Dr. med. Roberto Buonomano: «Es kommen zu häufig Breitbandantibiotika zum Einsatz und die Therapie dauert zu lange.»

spiel, dass die Hälfte aller Blasenkatheter – ein spezifischer Risikofaktor für Infektionen – verzichtbar ist. Ebenso plädiere ich für stärkere Zurückhaltung bei der Verschreibung von Antibiotika. Ein Beispiel: Antibiotika haben automatisch Einfluss auf die Darmflora. Ungewollt können sie zu Durchfall mit Clostridien ‒ einer speziellen Bakterienart ‒ führen. Man treibt somit den Teufel mit Beelzebub aus. Die Indikation, ob es Antibiotika braucht, wird tendenziell zu oft bejaht. Zudem kommen zu häufig Breitbandantibiotika zum Einsatz und die Therapie dauert zu lange. Der Leitgedanke, dass unter Umständen weniger mehr ist, hat unter Ihrer Anleitung am Limmi nun auch zu einem punktuell gelockerten Regime für Isolationen bei ESBL beziehungsweise multi­resistenten Darmbakterien geführt. Was gab den Ausschlag dazu? Zunächst kurz zur Erläuterung: ESBL bezeichnet eine Gruppe von Enzymen, die Antibiotika buchstäblich ausser Gefecht setzen. Es gibt verschiedene Bakterien, die ESBL produzieren. Darunter fällt auch das E-Coli-Bakterium. Dieses ist sogar für rund 80 Prozent der spezifischen Antibiotikaresistenzen verantwortlich. Empirisch ist mittlerweile nachgewiesen, dass die Übertragungsgefahr bei E-ColiBakterien glücklicherweise sehr gering ist. Daher können wir in diesen Fällen grundsätzlich auf eine

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Antibiotikaresistenz ist eine der grossen globalen Herausforderungen unserer Zeit. Ist es fünf vor zwölf, um wirksam Gegensteuer zu geben? Ja, als Infektiologe ist es für mich fünf vor zwölf, doch ich sehe auch Silberstreifen am Horizont. Ein wirksames neuartiges Mittel, um der Antibiotikaresistenz Herr zu werden, existiert nicht. Ebenso wenig zeichnet sich in der Forschung ab, dass diesbezüglich in näherer Zukunft ein Durchbruch gelingen könnte. Man muss sich zudem vergegenwärtigen, dass für die Pharmaindustrie kein allzu grosser Anreiz besteht, neue Antibiotika zu entwickeln, die primär für die Reserveliste vorgesehen sind. Das heisst, sie kämen dann zum Einsatz, wenn alle anderen versagen. Damit lässt sich kein Umsatz generieren. Antibiotika in der Humanmedizin sowie in der Lebensmittelproduktion zurückhaltender einzusetzen, ist die einzige Möglichkeit. Den Silberstreifen am Horizont sehe ich indessen durchaus, weil die Problematik wirklich erkannt ist. Die Staatengemeinschaft beginnt sich zu koordinieren. Länder, in denen Antibiotika bisher im Supermarkt um die Ecke erhältlich waren, gehen sukzessive zur Verschreibungspflicht über, wie wir sie in der Schweiz kennen. Das ist angesichts der über alle Kontinente reichenden Mobilität – sie beschleunigt die Verbreitung resistenter Keime – ein wichtiger Schritt.

Nach kurzer Zeit ohne «Stützräder» unterwegs Ein Schlüsselelement im Einführungskonzept des Pflegedienstes des Limmi ist das Patensystem für neu ins Team eintretende Pflegende. Limmi Inside hatte Gelegenheit, sich bei Heidemarie Naffin als «Gotte» und Madeleine Boelter als «Patenkind» vom hohen Praxisnutzen der Patenschaften zu überzeugen. Madeleine Boelter kommt aus Mecklenburg-Vorpommern. Dort schloss sie an einem Spital in der Nähe von Schwerin 2008 die Pflegefachausbildung ab und blieb dort bis zu ihrem Wechsel in die Schweiz Anfang März. Bereits nach einem Schnuppertag im vergangenen November hatte sie das Limmi unter drei Spitälern im Kanton Zürich als Kronfavorit identifiziert: «Ich fühlte mich hier sofort wohl. Alle waren beziehungsweise sind ausgesprochen hilfsbereit und freundlich.» Dass sich ihr erster Eindruck auch während der Probezeit bestätigte, liegt nicht zuletzt an Heidemarie Naffin, welche der neuen Teamkollegin im 9. Stock als «Gotte» zur Seite stand. Schnell selbstständig arbeiten Für Heidemarie Naffin ist es mit sieben Jahren am Limmi und demnächst vierzig Jahren Berufserfahrung seit ihrem eigenen Abschluss eine Selbstverständlichkeit, neuen Teamkolleginnen mit ihrem Knowhow zur Seite zu stehen. «Während der ersten Zeit habe ich Madeleine in der Frühschicht permanent begleitet. Da wir am Limmi mit hausspezifischen Standards pflegen, ist es wichtig, deren Spektrum als neues Teammitglied rasch zu erfassen und sie korrekt umzusetzen.» Wie erlebte Madeleine Boelter diese schwebende Präsenz ihrer «PERSONALZIMMER IST GENAU DAS RICHTIGE» Madeleine Boelter lässt sich mit der Suche einer eigenen Wohnung gerne noch etwas Zeit. Denn in der Anfangsphase hat sie festgestellt: «Mein Limmi-Personalzimmer ist derzeit genau das Richtige. Man lernt rasch viele Leute kennen. Näher beim Arbeitsplatz kann man nicht sein und obendrein ist es günstig.»

«Gotte»? Kein Anflug von «big brother is watching you» beziehungsweise dem Gefühl, bevormundet zu werden? «Ganz im Gegenteil. Dank der Gegenwart einer Patin wie Heidemarie fühlt man sich von Anfang an sicher. Man kann jederzeit nachfragen und erhält direkt am Patientenbett Hinweise, wie das und jenes zu machen ist. Dazu gehört unter anderem der VAC-Verband. Ich erhielt eine individuelle Anleitung, welche Materialien dazu benötigt werden. Sämtliche Standards sind überdies im Limminet hinterlegt beziehungsweise nachlesbar. Doch es ist einfach natürlicher, diese direkt ‹on the job› zu verinnerlichen.» Auch das Vertrautwerden mit der Bezugspflege, die in Deutschland nicht verbreitet ist, sei ihr auf der Basis der persönlichen Betreuung durch Heidemarie Naffin leicht gefallen. Richtiger Moment für den Switch Wie lange die Phase der engen Begleitung durch eine Gotte beziehungsweise einen Götti exakt in Anspruch nimmt, lässt sich nicht vorhersagen. Heidemarie Naffin meint: «Es gehört zur Aufgabe als Patin, den richtigen Moment für den Switch zu erkennen.» Nach zwei Wochen intensiver Initialbetreuung hatte Madeleine Boelter ihre eigenen Patienten und war, wie sie selbst sagt, «ohne Stützräder unterwegs. Doch ich wusste, dass Heidemarie weiterhin für mich da ist und ich jederzeit nachfragen könnte.» Das Patensystem ermöglicht es somit, dass neue Teamkollegen nach einer relativ kurzen und engmaschigen Einführungsbegleitung auf eigenen Beinen stehen und sehr selbstständig unterwegs sind. Beim Spätdienst hatte Madeleine Boelter das er-

forderliche Niveau hierzu bereits nach drei gemeinsamen Einsätzen mit Heidemarie Naffin erreicht. Stimmiges Gesamtpaket Am Ende der Probezeit blicken die beiden auf eine spannende Zeit zurück, während deren sie bereits stark zusammengewachsen sind. Madeleine Boelter resümiert: «Wenn man neu anfängt beziehungsweise in meinem Fall von ausserhalb der Schweiz an ein Spital

Madeleine Boelter (vorne) und Heidemarie Naffin blicken auf eine gute Einführungsphase zurück.

kommt, darf man die Komplexität der spitaleigenen Pflegestandards nicht unterschätzen. Ich bin rückblickend extrem schnell mit der Materie vertraut geworden und konnte rasch selbstständig arbeiten. Das ist ein schönes Gefühl und genau das, was man sich als neue Mitarbeiterin innerlich wünscht.» Der Mix mit der kompakten Wissensvermittlung am Einführungstag, dem Einsatz der Einführungsverantwortlichen sowie dem Patensystem und der Ergänzung mit gut verteilten Online-Lernsnacks spricht für sich. Das Gesamtpaket zur Einführung neuer Teammitglieder ist stimmig und ausgewogen.

BERUFSBILDNERIN JESSICA SCHOLZ

«Personen in Ausbildung beobachten sehr genau» Angehende FaGe, HF- und FH-Studierende auf dem Weg zum Pflegefachdiplom finden auf dem 8. Stock in Jessica Scholz eine Berufsbildnerin mit grosser Kompetenz. Auch dank ihrem ausgeprägten Einfühlungsvermögen sowie ihrer langjährigen Berufs­ erfahrung weiss sie, wie man stufengerecht und individuell fordert und fördert. «Der Einsatz als Berufsbildnerin macht wirklich viel Spass. Gerade die FaGe begleitet man während einer sehr intensiven Phase des Erwachsenwerdens. Aus Jugendlichen werden gereifte Personen am Anfang ihrer Laufbahn.» Jessica

Scholz ist seit 2012 Berufsbildnerin im Limmi und sieht – sozusagen als Gegenpol zum Abwechslungsreichtum ihrer Tätigkeit – zugleich die unweigerlich mit ihr einhergehende grosse Verantwortung. «Als Berufsbildnerin ist mir klar,

wie intensiv meine Vorbildfunktion ist. Als diplomierte Pflegende erachten wir es zu Recht als Teil unserer Aufgabe, den Auszubildenden zuzuschauen und sie dementsprechend anzuleiten. Weniger präsent ist indessen oft die Tat- >

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> sache, dass Personen in Ausbildung uns Diplomierte praktisch permanent beobachten und über unser Vorgehen reflektieren.» Das Vertrauensverhältnis, das Jessica Scholz zu den FaGe-Lernenden unterhält, zahlt sich nicht zuletzt in einer wertvollen, offenen Gesprächs­kultur aus. Im direkten Austausch lässt sich differenziert veranschaulichen, warum und in welchem Mass bei einer im Lehr-

buch als Standard beschriebenen Methode in der Praxis ein situativer, angemessener Interpretationsspielraum besteht. Wohlwollende Strenge Als Berufsbildnerin mit 17 Jahren Erfahrung seit ihrem eigenen Pflegefachdiplom hat sich Jessica Scholz in positivem Sinn eine durchaus jugendliche Neugier bewahrt. Auf dieser Basis gelingt ihr der Balance-

akt zwischen Kollegialität und Autorität gut. Denn nebst dem Austausch auf Augenhöhe ist von ihr auch wohlwollende Strenge, das heisst die konsequente Orientierung an einem hohen professionellen Massstab gefragt. Ihm zu genügen haben FaGe beispielsweise bei dem auf der Station stattfindenden Qualifikationsverfahren im Rahmen der individuellen praktischen Arbeit, IPA. Das Qualifikationsverfahren dauert zwischen vier und sechs Stunden, während deren eine FaGe gemäss Vorgaben und unter den Augen von Jessica Scholz ihr Können in den Kompetenzbereichen Pflege und Betreuung, Medizinaltechnik, Alltagsgestaltung sowie Administration und Logistik unter Beweis zu stellen hat.

Den Rollenwechsel schaffen Auch die Betreuung der FH-Studierenden erlebt Jessica Scholz als durch und durch bereichernd. Hier liegt der Fokus ihrer Unterstützung unter anderem auf einer mentalen und fachlichen Ebene: «Heute sind viele auf dem Weg zum Pflegefachdiplom von Haus aus bereits FaGe. Hier gilt es, mit dem Rollenwechsel in eine höhere Verantwortungsstufe klarzukommen; im übertragenen Sinn den Schritt vom Copiloten zum Piloten zu schaffen. Schliesslich sind diplomierte Pflegende für den ganzen Pflegeprozess von der Anamnese über die Diagnose bis zu Zielen und Massnahmen zuständig.» Ein weiterer Mosaikstein im Aufgabengebiet der Berufsbildnerin ist die Tätigkeit als Prüfungsexpertin

am Careum bei den Fachgesprächen anlässlich der Abschlussprüfungen. Diese werden von einer Fachdozentin der Fachhochschule als Examinatorin geführt, während sich Jessica Scholz in erster Linie auf das Protokollieren konzentriert. «Das ist zugleich sehr anstrengend und spannend. Man muss äusserst genau zuhören und entwickelt seine eigene Art von Stenografie, um die inhaltlichen Eckpunkte des Gesprächs lückenlos zu dokumentieren. Ein Highlight wird ein Fachgespräch dann, wenn es sich zum angeregten Dialog zwischen Berufsprofis entwickelt. Dann ist die halbe Stunde im Flug vorbei und die Rollenzuteilung ‹Kandidat› beziehungsweise ‹Examinator› tritt in den Hintergrund.»

STETS EIN OFFENES OHR FÜR FRAGEN

Jessica Scholz (rechts) im Gespräch mit Jenifer Brunner, welche im zweiten Ausbildungsjahr zur FaGe steht.

Jenifer Brunner ist angehende FaGe im zweiten Ausbildungsjahr und schätzt es sehr, in Jessica Scholz als Berufsbildnerin eine Ansprechperson zu haben. «Sie hat immer ein offenes Ohr für meine Fragen. Ihre Erklärungen helfen mir weiter, wenn ich etwas noch nicht richtig verstanden habe ‒ sei es im Zusammenhang mit einem bestimmten Krankheitsbild oder einer speziellen Operation. Sie begleitet uns durch den Pflegealltag und hat dabei ein Auge darauf, dass bis ins Detail exakt gearbeitet wird. Das ist gut so, denn damit vermittelt sie uns einen ausgeprägten Sinn für Qualität.»

KOORDINATION DER ALTERSVERSORGUNG IM LIMMATTAL

Die ersten drei Teilprojekte sind abgeschlossen Die Betagtenbetreuung der Zukunft verlangt angesichts des demografischen Wandels im Limmattal schlüssige Antworten auf eine Vielzahl von Fragen. Mit dem Abschluss der ersten drei von sechs Teil­ projekten per Mitte Jahr ist ein wichtiges Etappenziel für die weitere Ausgestaltung der Koordination der Altersversorgung im Einzugsgebiet des Spitalverbands Limmattal erreicht. Das trägt auch zur Klärung der künftigen Rolle des Pflegezentrums bei. Alle Teilprojekte wurden mit Beteiligung von internen sowie externen Partnern aus den Gemeinden und umliegenden Institutionen bearbeitet. Teilprojekt spezialisierte Pflege Dieses Teilprojekt widmete sich einer weiteren Differenzierung des Begriffs «komplexe Bewohner» in vier Gruppen, auf die an dieser Stelle punktuell eingegangen wird. Die Bedürfnisse der Projektteilnehmer aus der Region wurden dabei ebenfalls integriert. Das Pflegezentrum Spital Limmattal erbringt beispielsweise schon heute oft Leistungen im Bereich der «Drehscheibenpflege». Sei es, damit jemand wieder ins angestammte Umfeld zurückkehren kann, oder an der Schnittstelle zu anderen Institutionen wie dem Akutspital sowie den umliegenden Heimen. Diese Tendenz widerspie-

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gelt sich auch in der sinkenden Aufenthaltsdauer. Eine spezifische Bewohnergruppe bilden Personen mit Demenzsymptomen und/oder psychiatrischen Krankheitsver­ läufen. Ebenfalls werden invasive Behandlungen wie zum Beispiel VAC-Wundtherapien und Infusionsbehandlungen angeboten. In einem nächsten Schritt soll die Finanzierung anhand von Lösungsmodellen angegangen werden, um den erhöhten Aufwand abzugelten. Teilprojekt Koordinationsstelle Hier stehen drei Modelle zur Diskussion, wie die Gemeinden die Vernetzung unter den verschiedenen Koordinationsstellen künftig stärken beziehungsweise durch eine dosierte Zentralisierung Synergiepotenzial ausschöpfen können. Die Gemeinden konnten sich dazu in einer schriftlichen Vernehmlassung äussern. An einem vorgängig

durchgeführten Infoanlass wurde grosses Interesse an diesem sowie an den anderen Teilprojekten signalisiert. Teilprojekt Gerontologische Beratungsdienstleistungen Hier lässt sich zwischen geriatrisch-ärztlicher Beratung durch das Pflegezentrum Spital Limmattal zum Beispiel gegenüber den Hausärzten einerseits und pflegerischen Dienst­leistungen gegenüber anderen Institutionen andererseits unterscheiden. Bei den pflegerischen Dienstleistungen kristallisierte sich bei den Heimen in der Region unter anderem der

Wunsch nach ausgewählten Fallbesprechungen und Demenzberatungen heraus. Das Alterszentrum Weihermatt in Urdorf und das Pflegezentrum setzen ein entsprechendes Angebot nun erstmals gemeinsam um. Ärztliche Beratungsdienstleistungen an Externe werden ebenfalls angeboten und umgesetzt. Mit Schwung in die zweite Etappe Am 2. Juli fand für die Mitglieder der Teilprojektgruppen sowie der Begleitgruppe ein Orientierungsanlass statt. Die Teilnehmer der ersten Etappe wurden über die

Gesamtprojektleitung und -koordination

Resultate und Umsetzungsschritte informiert. Zugleich fand der Kick-off für die zweite Etappe statt. Susanne Vanini, Co-Gesamtprojektleiterin: «Wir starten mit viel Schwung in diese zweite Etappe, das Interesse am Gesamtprojekt ist nach wie vor gross. Die Zusammenarbeit mit allen Stakeholdern verläuft sehr zukunfts- und lösungsorientiert. Die Zusammensetzung der interprofessionellen Teilprojektteams unter massgeblicher Mitwirkung des Pflegezentrums Spital Limmattal hat sich mit den rund 25 Mitgliedern grundsätzlich bewährt. Es kommt daher für die zweite Etappe lediglich zu kleinen personellen Rochaden.» Bis Ende Jahr liegen somit auch die Ergebnisse zu den drei Teil­projekten Akut-/Übergangspflege, Wissensaustausch und Entlastungsangebote vor.

Etappe 1 Spezialisierte Pflege

Koordinations­ stelle

Gerontologische Beratungs­ dienstleistungen

Wissensaustausch Aus- und Weiterbildung

Entlastungs­ angebote

Etappe 2 Akut- und Übertragungs­ pflege

Die Arbeiten an den drei Teilprojekten der zweiten Etappe haben mittlerweile begonnen.

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BODENPFLEGEKONZEPT IM PFLEGEZENTRUM

16 Quadratmeter mausern sich zur Wohlfühloase Sturzgefährdung und gleichzeitiger Bewegungsdrang stellen in der Betreuung von betagten Demenzerkrankten mitunter eine echte Herausforderung dar. Für die 22 Bewohnenden im ersten Stock setzt das Pflegezentrum auf eine interessante Angebotsentwicklung. Seit der Renovation steht dort ein eigener Raum mit einer flächenfüllenden XXL-Matratze zur Bodenpflege zur Verfügung. Limmi Inside wollte wissen, was genau hinter dem innovativen Ansatz steckt. Mit dem im Haus selbst entwickelten Bodenpflegekonzept geht das Pflegezentrum Spital Limmattal in der Langzeitpflege neue Wege. Bei hochbetagten Personen mit einer Demenzerkrankung steht man ab und zu vor einem Dilemma: Jemand ist motorisch unruhig und unter Umständen ausserordentlich aktiv und zugleich sturzgefährdet. Andrea Hemm, Stationsleiterin 1. Stock: «Die Kombination der herkömmlichen, bewegungseinschränkenden Massnahmen mit der Abgabe sedierender Medikamente bietet aus unserer Sicht Verbesserungspotenzial. Daher packten wir die Gelegenheit der Sanierung unserer Etage beim Schopf und richteten auf 16 Quadratmetern das zweijährige Provisorium definitiv als Bodenpflegezimmer ein. Die Erfahrungen, die wir und die Bewohnenden damit sammelten, waren bereits in der Testphase rundum positiv.» Vorteile einer grossen, multifunktionalen Fläche In welchen Formen lässt sich der Bodenpflegeraum konkret nutzen?

Anita Fischer, Pflegeexpertin Pflegezentrum: «Der Raum neben der Stube ist frei zugänglich und steht grundsätzlich für alle Bewohnenden zur Verfügung.» Auf der einen Seite kann das Pflegepersonal dort jene Bewohnerinnen und Bewohner betreuen, die stark agitiert sind beziehungsweise bei denen zugleich eine Selbst- sowie Fremdgefährdung vorliegt. Die Nutzung des Raums erfolgt dann wie bei anderen bewegungseinschränkenden Massnahmen auf ärztliche Verordnung durch Dr. med. Marion Baumann, Leitende Ärztin Geriatrie und Medizin. Andrea Hemm: «Bewohnende erhalten im Bodenpflegeraum persönliche Zuwendung, zum Beispiel durch Gespräche, eine Massage, oder sie können Musik hören. Das erweist sich als guter Weg, damit sie sukzessive in eine ruhigere Gemütsverfassung kommen und zum Beispiel einschlafen.» Der Raum beziehungsweise die Schaumstoffunterlage ist so gross, dass sich durchaus mehrere Bewohnende und Pflegende gleichzeitig dort aufhalten können. Dass die überdimensionale,

quadratische und abwaschbare Matratze ein angenehmer Ort ist, haben die Bewohnenden rasch erblickt. Anita Fischer: «Ein älterer Mann kehrte nach einem Oberschenkelhalsbruch aus dem Akutspital ins Pflegezentrum zurück. Er bevorzugte den Bodenpflegeraum zur Rehabilitation. Eine andere Person äusserte den Wunsch, ‹im ganz grossen Bett› zu übernachten, was selbstverständlich möglich ist.» Ambiente weiter ausfeilen Im Bodenpflegeraum kann man nicht runterfallen beziehungsweise umfallen tut nicht weh. Das ist ein wesentlicher Aspekt, warum sich Bewohnende dort sicherer fühlen und gerade dadurch wieder eine bessere Körperwahrnehmung erlangen. Ob Momente der Musse oder aktives Verweilen, der Raum soll sich Schritt für Schritt zur Wohlfühloase im ersten Stock mausern. Deshalb feilen Andrea Hemm und Anita Fischer weiter am Ambiente. Eine dezente Farbgebung ist ebenso wichtig wie moderne, transparente Vorhänge oder inspirierender Wandschmuck.

LIMMI ALS AUSBILDUNGSORT

Krönender Abschluss Christina Appert ist einstweilen am Ziel. Anfang Juli hat sie ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin abgeschlossen. Ihr fünftes und letztes Praktikum führte die Ostschweizerin ans Spital Limmattal. Das Physioteam behält sie aus verschiedenen Gründen in bester Erinnerung. Nach der Matura galt es für Christina Appert zunächst, die Vorstellungen über den weiteren Berufsweg zu klären. «Medizin hätte mich thematisch schon interessiert. Doch die knappe Freizeit während des Studiums und die lange Ausbildungszeit, bis man wirklich fertig ist, schreckten mich ein Stück weit ab. Ich suchte etwas im therapeutischen oder sozialpädagogischen Bereich.» Schliesslich schwankte sie noch zwischen Physio- und Ergotherapie. «Den Ausschlag gab beim Schnuppern, dass ich mich selbst weniger als Kreativtyp mit ausgeprägtem manuellem Geschick sehe. Ich blühe auf, wenn den Patienten dank meines Ein­ satzes möglichst bald sichtbare Fortschritte gelingen, zum Beispiel

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wenn jemand nach einer Operation wieder sicher ohne Hilfsmittel gehen kann.» Wissen als «kollektives Eigentum» Um auch den Fachbereich Chirurgie abzudecken, kam Christina Appert für ihr fünftes Praktikum ans Spital

Limmattal. Der tägliche Arbeitsweg beansprucht von ihrem Wohnort Sirnach im Thurgau zwar mit dem ÖV hin und zurück insgesamt vier Stunden. Doch trotz dieses zeitintensiven Pendelns erlebte Christina Appert ihre fünf Monate im Limmi als krönenden Abschluss

Nebst der Zeit am Limmi hat sich Christina Appert auch ihr voran­ge­gangenes Praktikum in Indien tief ein­ geprägt.

Haben bereits Ideen zur weiteren Ausgestaltung: Anita Fischer (links) und Andrea Hemm.

Andrea Hemm: «Wir möchten mittelfristig zudem einen grossen Flachbildschirm anschaffen, den wir im Rahmen der individualisierten Betreuung einsetzen können.» Jeder hat die Erfahrung schon selbst gemacht: Ob Landschaften,

Tieraufnahmen, Ballett oder Sport ‒ bewegte Bilder können ein Gefühl der inneren Ruhe durchaus fördern.

der insgesamt vierjährigen Ausbildung: «Qualität und Atmosphäre im Physiotherapieteam hier sind ausgesprochen gut. Besonders beeindruckt hat mich das Bewusstsein für vernetztes, kollektives Wissen. Wenn ein Teammitglied eine Frage von mir selbst nicht beantworten konnte, hiess es sofort: ‹Geh mal auf diese Kollegin zu. Sie ist auf diesem Gebiet Expertin und kann dir sicher Auskunft geben.› Diese Haltung, Know-how für alle zugänglich zu machen, das heisst Wissen wie ‹kollektives Eigentum› zu pflegen, ist ein echter Vorteil.» Mit ihrem Diplom als Physiotherapeutin in der Tasche gibt sich Christina Appert indessen noch nicht zufrieden. Sie hat vor, schon bald den Master in Health Economics und Health Care Management in Angriff zu nehmen.

metropolen Delhi und Kalkutta. Das Kiran Centre, mit dem die ZHAW als Ausbildungsinstitut für Physiotherapeuten eine Partnerschaft unterhält, ist eine Schule mit rund 350 Kindern und Jugendlichen. Die Hälfte von ihnen ist körperlich oder geistig behindert. Christina Appert: «Dieser berufliche Tapetenwechsel in ein Schwellenland hat mir über das Fachliche hinaus extrem viel gebracht. Bei der Betreuung der Kinder gehen dort Physiotherapie und Ergotherapie faktisch Hand in Hand: Laufübungen, Unterstützung bei der Körperpflege oder Hilfsmittel wie Speziallöffel, um selbstständiges Essen zu ermöglichen, bilden ein sinnvolles Gesamtpaket.» Eingeprägt haben sich bei Christina Appert auch klimatische Auswirkungen beziehungsweise Extremsituationen im Schulalltag: «Als ich im September ankam, war es noch 45 Grad. Im Januar fiel das Thermometer auf wenig über null Grad. Deshalb gab es Kälteferien im Kiran Centre. Die Gebäude auf dem Campus verfügen über keine Heizung, und vor allem behinderte Kinder, die draussen in den Dörfern auf den Schulbus warten, hätten sich leicht Erkrankungen geholt.»

Beruflicher Abstecher nach Indien An einen besonderen Ort führte Christina Appert auch das dem Einsatz im Limmi vorangegangene Praktikum. Sie packte die Gelegenheit beim Schopf und ging dafür nach Indien. Genauer gesagt ans Kiran Centre in Varanasi, einer Millionenstadt am Ganges im Norden Indiens zwischen den Mega-

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30 JAHRE KATHOLISCHE SPITALSEELSORGE: INTERVIEW MIT PFARRER JOSEPH BONNEMAIN

DIENSTJUBILÄEN MAI BIS AUGUST 2015

30 Mai

Soon-Ok Lee

Station 4. Stock PZ

25 Mai

Juni Juli

Beena Pazhepurackel-John Rosa Widmer Slavica Jovanovic Margaret Nüesch Andrea Link

Anästhesieabteilung Hausdienst Tagesreinigung Station 3. Stock PZ Station 5. Stock Anästhesieabteilung

20 Juni August

Sandra Müller-Häusermann Pascal Jost Tarja Maula

Notfallstation Pool Medizin Station 5. Stock

Mai Maria Carmen Deus Casas Garcia Operationsabteilung Juni Susanne Frganja Station 2. Stock PZ Judith Franken Ärzte Notfall Juli Ingrid Burkhard Archiv/Bibliothek Idalina Da Conceiçao Da Cruz Vieira Hausdienst Abendreinigung Katrin Grolimund Labor Rosa Maria Resende Fernandes Hausdienst Tagesreinigung Sandra Manuela Ribeiro Carvalho Hausdienst Tagesreinigung Mary Stephen Station 6. Stock Belinda Tenorio Perea Labor Praphai Thurnes Hausdienst Abendreinigung August Aldo Mergola Empfang/Telefonzentrale Ponnaiah Poopalasingam Hausdienst Equipe

«Das Limmi ist für mich ein Zuhause geworden» Über die zurückliegenden drei Jahrzehnte hat sich die Spitalseelsorge stark gewandelt. Im Gespräch mit Limmi Inside erzählt Pfarrer Joseph Bonnemain, warum er Arzt, Theologe und Rechtsgelehrter wurde. Für ihn steht fest, unsere Existenz ist kein Zufall. machte mich der damalige Generalvikar für den Kanton Zürich auf das Spital aufmerksam und meinte, das wäre doch etwas für mich mit meinem Background als Arzt und Theologe.

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Cornelia Berisha Station 13. Stock 10 Mai Mirjam Regez Notfallstation Juni Alex Kälin Station 5. Stock PZ Daniela Palladino Station 2. Stock PZ Juli Danica Tekic Küche Silvia Jacqueline Vetter-Baumann Geburtenabteilung Samedin Nimani Küche August Fernanda Alves de Oliveira Fonseca Hausdienst Tagesreinigung Renato Müller Ärzte Frauenklinik

PENSIONIERUNGEN MAI BIS AUGUST 2015 Mai Juni Juli

Susanne Bachmann Chirurgie Salete Bitdinger-Häfliger Hotellerie Monica Müller Radiologie Pierina Lopez Labor

TODESFÄLLE DAS SPITAL LIMMATTAL HAT ABSCHIED GENOMMEN: 28. März Theres Kalt

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Geschäftsführerin Coiffeursalon, Spital Limmattal

Sie haben abgesehen von Theologie noch weitere Studien absolviert. Warum diese Vielfalt? Ich habe zunächst Medizin an der Universität Zürich studiert und danach als Assistenzarzt am USZ gearbeitet. Schon während des Medizinstudiums begann ich mit dem Theologiestudium. Dieses schloss ich mit einer Dissertation im Kirchenrecht ab. Mich interessiert generell das Praktische; als Arzt hätte ich wohl eine chirurgische Laufbahn eingeschlagen. Und durch diese Vorliebe für Konkretes fiel meine Wahl für die Doktorarbeit auf Kirchenrecht. Ein Feld, das zum Beispiel im Vergleich zu Dogmatik sehr fassbar ist. Was hat Sie konkret dazu bewogen, Priester beziehungsweise Pfarrer zu werden? Ich wuchs in Barcelona in einem religiös geprägten Elternhaus auf. Meine Mutter war Katalanin und mein Vater stammte aus dem heutigen Kanton Jura. Als Kind las ich mit grosser Faszination speziell für Jugendliche aufbereitete Biografien von Persönlichkeiten wie Albert Schweitzer, seinerseits Mediziner und Theologe, dem englischen Humanisten Thomas Morus sowie dem belgischen Pater Damian de Veuster, bekannt als Apostel der Leprakranken. Die Fähigkeit, andern zur Seite zu stehen und zu helfen, übte grosse Anziehungskraft aus. Und wie sind Sie ans Limmi beziehungsweise zur Spital­ seelsorge gekommen? Nach meinen Abschluss 1980 begann ich als Jurist beim Bistum Chur zu wirken, dessen kanonisches Gericht ich bis heute präsidiere. Durch eine Vakanz am Limmi

Was steht bei Ihrer Tätigkeit am Limmi im Vordergrund? Mit welchen Bedürfnissen kommen die Patienten oder gegebenenfalls auch Angehörige oder Mitarbeitende auf Sie zu? Seelsorge erinnert in ihrer ganzen Dimension an ein Meer ohne Ufer. Im Vordergrund steht die Begegnung mit Menschen, das Mithören, Mittragen und Begleiten. Ich möchte betonen, dass es für mich ein ausgeprägtes Geben und Empfangen ist, da jedes Individuum einen grossen Reichtum mitbringt. Gerade die Schwächsten und Gebrechlichsten sind für die so genannten Gesunden eine unersetzliche Schule echter Mensch­lich­keit. Mit einzelnen Mitarbeitenden konnte ich im Verlaufe der Jahre glückliche und schmerzliche Situationen, harte Schicksalsschläge und erfüllende Momente teilen. Ich habe für ihre Angehörigen die Abdankung gefeiert oder die Taufe gespendet. Kürzlich stand ich in Rheinau der Trauung einer Pflegefachfrau vom Limmi vor. Was macht für Sie das Limmi zu einem besonderen Ort? Über die Jahre lernte ich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut kennen. Es ist für mich beeindruckend, wie professionell jeder und jede seinen wertvollen Beitrag in und zu diesem grösseren Ganzen leistet, ob in der Logistik, in der Küche, in den Kernbereichen Pflege und Medizin oder in der Administration. Das Limmi ist für mich ein Zuhause geworden, weil sich hier Menschen dafür einsetzen, dass andere sich wohl fühlen. Das ist in der heutigen Zeit nicht immer einfach. Der Leistungsdruck und das Tempo haben seit meinem Beginn vor dreissig Jahren auch im Gesundheitswesen spürbar zugenommen. Inwiefern haben sich Akzente der seelsorgerischen Tätigkeit im Spital im Verlauf der > Jahrzehnte verschoben?

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> Früher standen Gottesdienste, Gebete und Rituale wie zum Beispiel die Krankensalbung stärker im Mittelpunkt. Heute ist es primär der menschliche Austausch, das heisst die Begleitung, das Mit­ tragen von Sorgen, Zweifeln und natürlich auch Hoffnungen. In diesen Jahren sind die Palliativund die Demenzstation eröffnet worden. Da ergibt sich eine neue grosse Herausforderung für die Pflegenden, für die Angehörigen, aber auch für die Seelsorgenden.

Wir alle entdecken dabei, dass der Mensch bis zuletzt eine unantastbare Würde besitzt. Wie sieht die Zusammenarbeit mit den reformierten Seel­ sorgern am Limmi aus? Gibt es zudem interreligiöse Berührungspunkte mit Repräsentanten anderer Glaubensgruppen wie Juden und Muslimen? Ohne einen gut eingespielten ökumenischen Ansatz wäre die Spitalseelsorge in ihrer heutigen, prag-

Wir leben unbestreitbar in einer säkularisierten Zeit. Religion und der Glaube an eine höhere gute Macht haben angesichts der modernen Wissenschaften und ihrer Erkenntnisse keinen leichten Stand. Was bestärkt Sie persönlich im Glauben?

Auch wenn die Erde im Kosmos winzig klein erscheint; für mich ist es unvorstellbar, dass die Schöpfung ein Zufallsprodukt ist. Uns alle prägt – und das seit Menschengedenken – eine zeitlose Sehnsucht nach Geborgenheit und unverfälschter, wahrhaftiger Liebe. Wir sind hier, um ihr Schritt für Schritt im Verlauf unseres Daseins trotz aller oder gerade wegen aller Widrigkeiten näher zu kommen. Davon bin ich überzeugt.

TECHNISCHER DIENST

Anpassungen im Personalreglement

Im Alt- und im Neubau gefordert

Nachdem die Delegiertenversammlung grünes Licht gegeben hat, ist das revidierte Personalreglement per 1. Juli 2015 in Kraft getreten. Nebst mehr Ferien für alle bringt es das gleiche ordentliche Pensionierungsalter für beide Geschlechter. Werdende Väter dürfen sich über eine zweitägige Aufstockung des Vaterschaftsurlaubs freuen. Die zusätzliche Ferienwoche ist mit Sicherheit die willkommenste Anpassung für die Limmi-Mitarbeitenden im revidierten Personalreglement. Matthias Gehring, Leiter Human Resources: «Wir setzen damit ein Zeichen, dass uns auch die Erholung unserer engagierten Mitarbeitenden wichtig ist.» Das neue Reglement schafft zudem grundsätzlich dieselben fixen Kündigungsfristen für alle Angestellten. Die Kündigungsfristen von einem Monat im ersten Dienstjahr und von drei Monaten ab dem zweiten Dienstjahr gelten nun für alle Mitarbeitenden, sofern der Einzelarbeitsvertrag nichts anderes vorsieht. Mit dem ordentlichen Pensionierungsalter von 65 Jahren

für Frauen und Männer ist ein Gleichstellungsschritt getan, der zugleich die altersdemografische Situation berücksichtigt. Ein weiteres attraktives Element im Reglement ist die Ausweitung des Vaterschaftsurlaubs von drei auf neu fünf Tage. Abgesehen von kleineren inhaltlichen beziehungsweise terminologischen Präzisierungen ist im revidierten Reglement neu auch die Beibringung und Anerkennung der Fachdiplome geregelt. Die Auflagen der Behörden haben diesbezüglich in den letzten Jahren klar zugenommen, sodass diesem Aspekt Rechnung getragen werden musste.

Wofür verwenden Sie die zusätzlichen Ferientage?

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An die Donau und die Moldau Carmen Bärtsch, Personalassistentin: «Ich freue mich auf ausgewählte Städtereisen während verlängerter Weekends: Auf meiner Wunschliste stehen zum Beispiel europäische Kulturstädte wie Wien und Prag, die ich bisher noch nicht besucht habe.»

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Mitarbeitende beigesteuert. Ein Zürcher Rabbiner schenkte uns ein hebräisch-deutsches Psalmbuch, das dort aufliegt.

WER VIEL ARBEITET, DARF SICH AUCH ERHOLEN

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matischen Form am Limmi gar nicht möglich. Wir orientieren uns in erster Linie an den Bedürfnissen der Patienten beziehungsweise Menschen und fragen am Krankenbett nicht zuerst nach der Konfession. Interreligiöse Berührungspunkte gibt es sehr wohl. In unserem Raum der Stille, der uns bis zum Neubau als Ersatz für die Spitalkapelle dient, liegt ein Gebetsteppich für Muslime bereit, und eine Markierung zeigt an, wo Mekka liegt. Beides haben muslimische

Erweiterte Tour d’Horizon in Portugal Bettina Gübeli, stv. Stationsleiterin Chirurgie: «Im September heiratet eine meiner Freundinnen in der Nähe von Lissabon. Die zusätz­ lichen Ferientage ermöglichen mir eine leicht erweiterte Tour d’Horizon in Portugal.»

Der parallele Betrieb des Akutspitals rund um die Uhr sowie der direkt anliegenden Grossbaustelle bringen mit den Provisorien auch für den Technischen Dienst anspruchsvolle Aufgaben. Jüngstes Beispiel ist die Einrichtung des temporären Haupt­ eingangs beim Pflegezentrum. Über ihn betritt man das Spital nun bis zur Vollendung des Neubaus. Während sich der Technische Dienst bereits mit Details zum ausgeklügelten Innenleben im Neubau befasst, darf der Unterhalt im Altbau nicht vergessen gehen. Dieser wird bis zum letzten Betriebstag voll in Schuss gehalten. Auf der Ostseite des Akutspitals klafft eindrücklich die Baugrube für den Neubau. Auch der Laie fragt sich, was wohl alles für Leitungen hier bis vor kurzem unter Parkboden, Teich und Kapelle zur Versorgung umliegender Gebäude durchführten. Marco Schönenberger, Betriebselektriker: «Wir mussten in der Tat verschiedene Zuleitungen für Strom, Telefonie und Netzwerke für die Personalhäuser, das heisst für die Blocks 11 und 4, neu verlegen. Die Leitungen zu diesen Liegenschaften führen jetzt über das Pflegezentrum unter der Urdorferstrasse durch, da dieser Baukörper noch am längsten bestehen bleibt.» Diffizil gestaltete sich auch die Verlegung des Knotenpunktes für das bestehende Gebäudeleitsystem aus dem mittlerweile abgerissenen Block 8 ins Hauptgebäude. Bei all diesen vor allem im Schlepptau der Provisorien erforderlichen Umstellungen ist sicherzustellen, dass scheinbare Selbstverständlichkeiten wie die bestehende Aussenbeleuchtung oder Lift­alarme weiterhin einwandfrei funktionieren. Wo möglich vorhandene Systeme fördern Der Bezug des Neubaus beziehungsweise seine Inbetriebnahme mit sämtlichen komplexen Gewerken liegt zwar noch in weiter Ferne. Doch stellen sich zum Beispiel

Für Betriebselektriker Marco Schönenberger gehören Fragen rund um den künftigen Betrieb im Neubau bereits zum Alltag.

durch die Verlegung des Haupteingangs bereits Fragen, die durchaus schon konkrete Details zur künftigen technischen Infrastruktur tangieren. Marco Schönenberger veranschaulicht: «Die mit Gebäudetechnik dicht bepackte Portierloge und Telefonzentrale haben wir bewusst nicht transferiert. Der Aufwand hätte in keinem Verhältnis zur nur noch relativ kurzen Nutzungsdauer bis 2018 gestanden. Doch damit man von der Portierloge aus insbesondere nachts sieht, wer ins Gebäude möchte, wurden sieben neue, hochauflösende Kameras installiert. Beim Gerätetyp und bei der Software nahmen wir vor der definitiven Wahl noch einen

SPANNENDER WECHSEL VOM KLEIN- ZUM GROSSBETRIEB

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Marco Schönenberger ist von Haus aus Elektromonteur und bildete sich direkt nach der Lehre zum Elektrozeichner weiter. Bis zum Wechsel ans Limmi im Frühling 2014 war er während 14 Jahren in einem kleineren Installationsbetrieb mit sieben Mitarbeitern tätig. Am Akutspital schätzt er sowohl die thematische Vielfalt als auch die Projektdimensionen eines Grossbetriebs mit 1250 Mitarbeitenden. Er meint: «Es ist eine äusserst spannende Phase, in der ich hier zum Technischen Dienst des Limmi stossen konnte.»

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Augenschein im Hotel 25 hours in Zürich West. Dort arbeitet man bereits mit diesem System. Vor allem die Übersichtlichkeit auf dem Hauptbildschirm in der Portierloge war ein wesentliches Entscheidungskriterium. Sukzessive werden nun auch die zwölf bestehenden, um die Jahrtausendwende installierten Kameras ausgewechselt. Das gesamte Equipment können wir später problemlos im Neubau anschliessen. Bei derartigen Anschaffungen achten wir somit darauf, dass wir sie möglichst langfristig nutzen können.» Wo es machbar ist, spricht vieles dafür (zum Beispiel Schulungsaufwand), vorhandene Systeme wie die über Badge gesteuerte Schliessanlage nicht komplett auszutauschen, sondern weiterzuentwickeln. Voller Komfort und Sicherheit im Altbau Die Tage des Altbaus sind gezählt. Doch was heisst das eigentlich für den Unterhalt im Hochhaus? Kann man diesen eventuell schon behutsam «herunterfahren»? Marco Schönenberger winkt entschlossen ab: «Das kommt keinesfalls in Frage. An Komfort und Sicherheit können wir keinerlei Abstriche machen. Ob Glühbirne, Wasserhahn oder Lüftung; Defekte werden behoben ‒ bis zum letzten Betriebstag im Altbau.» Klar ist indessen, dass man keine umfassenden Sanierungen, sondern gezielte Reparaturen vornimmt. Auch Umbauten sind nicht mehr vorgesehen. Ganz anders dagegen im Pflegezentrum, das in seiner jetzigen baulichen Form noch einige Jahre vor sich hat. Hier steht zum Beispiel während der Sommerferienzeit der Umbau des zweiten Stocks an.

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EINE RUNDUM SAUBERE SACHE

Innovation erleichtert die Unterhaltsreinigung Unbestritten gilt Sauberkeit als Visitenkarte eines Spitals. Und es ist – gerade im Altbau insbesondere im Zusammenhang mit der Neubau-Baustelle und entsprechendem Baustaub – ein harter Job, sie auf dem gewünschten Standard täglich aufrecht­zuerhalten. Das im Frühling eingeführte neue Reinigungssystem für die Unterhaltsreinigung macht die Arbeit ergonomischer und körperlich weniger anstrengend. Zudem ist die Ökobilanz erheblich besser. Das Bild hat sich unbewusst sicherlich bei vielen eingeprägt: Ein Teammitglied der Unterhaltsreinigung schiebt mit der einen Hand vor sich den Reinigungswagen und zieht zugleich mit der anderen Hand den Doppelfahreimer. Die Körperhaltung ist verkrümmt und zugleich gebückt. Nicht eben das, was man unter Ergonomie versteht. Damit ist jetzt Schluss. Katharina Pinggera, Projektmit­­arbeiterin Logistik: «Die alten Reinigungswagen erwiesen sich beinahe als unverwüstlich. Doch nach über dreissig Jahren Dauereinsatz war ein Ersatz fällig. Das nutzten wir als Chance, um das Konzept für die Unterhaltsreinigung grundsätzlich zu überprüfen beziehungs-

weise nach einer innovativen Lösung Ausschau zu halten.» Innovativ, praktisch, flexibel Überzeugend am neuen System ist der Gesundheitsschutz für die rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Unterhaltsreinigung. Melanie Meister, Leiterin Unterhaltsreinigung: «Bei der Evaluation beziehungsweise Auswahl des neuen Modells hatten wir mehrere ergonomische Kriterien im Auge.» Die ungünstige Körperhaltung beim früheren Schieben und Ziehen der Wagen entfällt ebenso wie das dutzendfache, kraftzehrende Betätigen der Mopp-Presse und das Auswringen der Tücher. Die im Limmi neu eingesetzte, zurzeit

neueste Technologie auf dem Markt erklärt sich wie folgt: Die Reinigungstextilien enthalten in Trockenform bereits das Reinigungsmittel. Es gelangt über den letzten Spülvorgang in der Wäscherei in die Textilien. Die Mit­arbeitenden der Unterhalts­ reinigung geben noch die richtige Menge Wasser dazu. Anschliessend sind alle Tücher und Moppbezüge für den ganzen Arbeits­ einsatz gebrauchsfertig. Die ökologischen Vorteile liegen auf der Hand: Man braucht deutlich weniger Wasser, und die Gefahr, dass Reinigungsmittel überdosiert wird, ist gebannt. Weitere Pluspunkte sind die höhenverstell­ baren Moppgeräte und die gute

Steuerbarkeit des Reinigungs­ wagens. Mit Ausblick auf den Neubau Der Reinigungswagen besteht übrigens aus mehr als 20 Komponenten, die sich flexibel und individuell anordnen lassen. Somit sind sie auch in den einzelnen Bereichen des Neubaus optimal einsetzbar. Durch die neuen abrasiveren Textilien und die neu geschulte Reinigungsmethode wird künftig nicht nur ein besserer Reinigungseffekt erzielt, sondern auch ein hygienischeres Ergebnis erreicht. Speziell für die bevorstehende Bauzeit ist dies für die Mitarbeitenden der Reinigung eine Erleichterung. Somit hat sich die Anschaffung der 39 Reinigungswagen als Investition in die Gesundheit der Mitarbeitenden und in die Sauberkeit gelohnt.

Individuelle Handlichkeit: Die mehr als 20 Komponenten lassen sich auf dem neuen Reinigungswagen flexibel anordnen.

Limmi Inside 2.15 Sommer 2015

UMSTELLUNG DER BERUFSWÄSCHE

Zeitgemäss und modisch Schon kurz nach der flächendeckenden Einführung der unpersönlichen Berufs­ wäsche ist eine gewisse Routine bei der Ausgabestelle eingekehrt. Auch während der morgendlichen Rushhour zwischen 6.20 und 8.00 Uhr sind genügend Kleidungsstücke in allen Grössen verfügbar. An den vier Erfassungsstationen lassen sich Bezüge selbst bei Hochbetrieb ohne Wartezeit mit dem Badge elektronisch registrieren. Die Verantwortlichen hatten den Stichtag der Umstellung auf das neue System detailliert geplant. Nadia Truog, Junior Projektleiterin Logistik, erinnert sich: «Mit dem 21. April 2015 haben wir bewusst einen Dienstag gewählt. Wir wollten uns zu Wochenbeginn gemeinsam nochmals vergewissern, dass wir startklar sind und die Ausgabestellen dem morgendlichen Ansturm gewachsen sind.» Schliesslich bedeutete der Schritt nicht nur ein neu entwickeltes Ausgabesystem, sondern auch eine Umstellung auf neue Berufswäsche. Und das alles noch an einem neuen Standort. Die sorgfältigen Vorbereitungen mit Infoveranstaltungen und individuellen Anproben für alle Mitarbeitenden, die Berufskleidung tragen, haben sich gelohnt. Nochmals Nadia Truog: «Die Feuertaufe haben wir gut bestanden. Zu Beginn waren wir am Initialtag zu fünft, um als Ansprechpersonen bei Bedarf helfen zu können.

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IMPRESSUM

Nadia Truog (links) und Katharina Schibli in der Ausgabestelle.

Schon bald zeigte sich, dass eine Präsenz von zwei Personen in der Anfangsphase nötig ist. Wichtig ist, dass man beim Registrieren am Ende nicht vergisst, die OK-Taste zu drücken.» Auch die Rückgabe der Berufs­wäsche ist benutzerfreundlich. Katharina Schibli, Leiterin Hotellerie: «Die Berufswäsche wird lediglich in eine Rückgabe-

klappe eingeworfen und Antennen im Schmutzwäscheraum buchen die Artikel automatisch zurück.» Poloshirts sind der Renner Die Trägerinnen und Träger von Berufskleidern erkannten rasch, dass die neue Berufswäsche modischer geworden ist und man zwischen Poloshirts und Kasak wählen

kann. Dr. med. Rita Sager, Leitende Ärztin Notfall: «Ich war im Vorfeld etwas skeptisch, sehe nun aber die grossen Vorteile des technischen Systems.» Katharina Schibli schiebt nach: «Uns freuen derartige Rückmeldungen. Denn uns war klar, dass wir mit dem Wechsel, mit dem eine Komprimierung der Garderoben einherging, nicht nur Begeisterung auslösen würden.» Das neue System entspricht jedenfalls mit Sicherheit unserer Zeit. Registrierungen mittels Touchscreen und Badge beziehungsweise elektronischen Karten sind bereits anderswo im Alltagsleben gang und gäbe; von der Ausleihe und Rückgabe der Bücher in Bibliotheken bis zum «Self-Checkout» an den Kassen von Migros und Coop. Nadia Truog, Junior Projektlei­terin Logistik: «Jetzt haben wir bis zum Bezug des Neubaus Zeit, das Berufswäschesystem weiterzuentwickeln.»

Redaktionskommission • Nadja Tamler, Kommunikationsverantwortliche (Leitung) • Helene Baumgartner, Leiterin Therapien • Dr. med. Jörg Genstorfer, Oberarzt Chirurgische Klinik • Vesna Markovic, stv. Stationsleiterin • Nanda Samimi, Leiterin Management Services • Bianca Schaffert, Pflegeexpertin MSN • Dr. med. Daniel Stefka, Oberarzt Institut für klinische Notfallmedizin Redaktion • Nadja Tamler, Kommunikations­­verantwortliche nadja.tamler@spital-limmattal.ch • Thomas Ammann ammann@ammann-pr.ch Ammann Public Relations, Zürich Gerne nehmen wir Ihr Feedback entgegen. Konzept Crafft, Zürich Druck Neidhart + Schön AG, Zürich Auflage 2000 Exemplare Nächste Ausgabe November 2015 Redaktionsschluss 16. Oktober 2015 Limmi Inside ist die Hauszeitung des Spitals Limmattal und erscheint dreimal jährlich. Nachdruck einzelner Artikel nur auf Anfrage gestattet.

29.06.2015 15:22:00


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