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Special Blackys Im Interview: Christian Jauk

SPECIAL Martin Raith

INTERVIEW

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Martin Raith

Freier Journalist & Publizist Special Olympics Österreich

Christian Jauk, MBA

Präsident SK Sturm Graz seit 2012

Den „Special Blackys“ gehört die Zukunft

Was bedeutet Inklusion für Sie?

Inklusion bedeutet für mich Wertschätzung und Respekt und es bedeutet für mich, dass wir alle Menschen auch das Recht darauf haben. Ich habe beim allerersten Heimspiel als Präsident zwei Rollstuhlfahrer in den VIP-Bereich eingeladen, die dann neben mir gesessen sind.

Seit wann sind Sie Sturm-Präsident? Wie groß ist diese Herausforderung als Präsident und was ist das Schöne an Ihrer Funktion?

Ich bin Sturm-Präsident seit Jänner 2012 und bin aber schon im Jänner 2007 erstmals als Sturm-Funktionär gewählt worden und war somit bei der ganzen Rettungsaktion an der Front mit dabei und daher ist es in Summe schon ca. ein Jahrzehnt. Die Herausforderungen als Präsident sind sehr vielfältig. Auf der einen Seite ist Sturm, wenn man das Büro hernimmt, ein Kleinbetrieb, vom Umsatz her sind wir ein steirischer Mittelbetrieb und von der öffentlichen Aufmerksamkeit sind wir ein österreichisches Großunternehmen. Da sieht man schon die unterschiedlichen Herausforderungen. Das Wesentliche bei Sturm Graz ist: Wir leben von der Leidenschaft und der hohen Identifikation unserer Fans. Diese Emotionen sind auf der einen Seite eine große Herausforderung, aber auf der anderen Seite ist es auch schön und eine große Ehre, wenn man hier an der Spitze stehen darf. Es ist natürlich auch in diesem Umfeld, mit den ganzen Emotionen auch einiges verbunden, was man dann nicht so leicht managen kann, aber für mich persönlich ist es eine wunderbare Lebenserfahrung, die mir in allen Bereichen sehr viel bringt.

Welche Bedeutung hat der SK Sturm für die Steiermark und die Sportwelt?

Ich glaube eine sehr große Bedeutung. Der SK Sturm Graz ist nicht nur ein Fußballverein, sondern auch ein steirisches Lebensgefühl. Gerade wenn man bei Sturm-Spielen anwesend ist, kann man das nachvollziehen, was ich sage. Das ist Freundschaft unter Menschen, die man vielleicht noch gar nicht so gut kennt, das ist Solidarität, das ist ein Verbundenheitsgefühl, das die Steiermark

 Bildautor?

gehört die Zukunft

insgesamt und die Steirerinnen und Steirer auszeichnet. Es gibt auch diesen berühmten Sturm-Geist. Das bedeutet, auch in schweren Zeiten zu seinem Verein zu stehen, die Treue zu den Farben schwarz-weiß und es ist auch das Gefühl zu seiner Stadt zu stehen, aus dem Land, aus dem ich komme und das in guten wie auch in schlechten Zeiten.

Wie war es für Sie Timothy Shriver, den Chairman von Special Olympics International, kennengelernt zu haben?

Ich habe ihn bei einem Abendessen in einer sehr kleinen Runde kennengelernt. Kathryn List war ebenfalls dabei, die auch bei Special Olympics sehr unterstützend mitwirkt. Wie Timothy Shriver von der Idee gesprochen hat, was sie motiviert und warum sie das tun, war sehr imponierend. Im Wesentlichen ist es, weil jeder die Welt verbessern möchte in seinem Leben und Menschen Freude bereiten will. Ich glaube, das passt auch für einen Sturm-Präsidenten nicht so schlecht. Ich komme aus sehr einfachen Verhältnissen und man möchte auch ein bisschen etwas

zurückgeben und da war Timothy Shriver eine sehr beeindruckende Persönlichkeit.

Wie waren die

Special Olympics Weltwinterspiele 2017 in der Steiermark für Sie?

Ich war ja nur ein bisschen mit dabei, aber das Beeindruckendste für mich war, als ich bei einer Siegerehrung die

Medaillen überreichen und mich mit den unterschiedlichen Nationalitäten austauschen durfte. Man hat gemerkt, wie wichtig das den Menschen ist und welche unglaubliche Bedeutung das hat und es ist unheimlich schön, mit welcher Freude und Liebe zum Sport die Menschen dabei sind. Der Ehrgeiz der Sportler ist nicht zu unterschätzen, vor allem wenn es um Medaillen geht. Da sind wir alle gleich in dieser Hinsicht und das ist das Schöne und Beeindruckende. Man hat fast ein bisschen das Gefühl, dass es für die Sportler von Special Olympics noch mehr Bedeutung hat. Die Freude der Athleten ist sehr offensichtlich. Das habe ich persönlich für mich mitgenommen.

Sturm will das Programm „Special Blackys“ ins Leben rufen. Wo steht das Programm momentan und welche Ziele verfolgen Sie damit? Was sind Ihre Pläne für die Special Blackys Mannschaft?

Seit ich Präsident bin, habe ich versucht, auf verschiedensten Ebenen die gesellschaftliche und soziale Verantwortung, die Sturm in diesem Land und in dieser Stadt trägt, auch zu unterstreichen und zwar indem wir Initiativen ins Leben gerufen haben. Eine davon ist die bereits ins Leben gerufene Damenmannschaft, die mit unglaublich viel Begeisterung in die Champions League gekommen ist. Wir sind der erste Verein in Österreich, bei dem die Damen- und die Herrenmannschaft in der Champions League gespielt haben. Wir unterstützen viele soziale und karitative Aktivitäten. Wir haben z. B. einen Rollifanclub, von denen ich einige persönlich schon sehr gut kenne und welche auch im Verein völlig integriert sind. Daher ist es nur logisch, dass man auch ein Special Needs Team ins Leben ruft. Wir haben das Thema schon vor ein paar Monaten diskutiert und ich habe auch schon einige Sponsorengespräche mit sehr großen Unternehmen geführt. Wir haben bisher relativ wenig Unterstützung gesehen, aber ich bin optimistisch und unser Ziel ist es, bis spätestens Ende dieses Jahres etwas auf die Beine zu stellen. Das könnte hier auch ein Aufruf sein: Falls es Firmen gibt, die etwas Gutes tun wollen, dann wäre dies eine erstklassige Gelegenheit, um als Sponsor auf unserem Sturm-Dress aufzutreten.

Nach Special Olympics könnten Olympische Spiele und Paralympics kommen. Wie denken Sie eigentlich über eine mögliche Bewerbung von Graz für die Olympischen Spiele 2026?

Mein Grundstatement ist: Ich bin ein unglaublich sportbegeisterter Mensch, vor allem Fußball- und Sturm-Verrückter und daher unterstütze ich alles, was dem Sport zugute kommt in diesem Lande. Natürlich ist dies eine sehr visionäre Idee, die deshalb so brillant ist, weil eigentlich versucht wird, die bestehende Infrastruktur der Steiermark und seiner Nachbarn zu nutzen. Dies wäre auf jeden Fall etwas, das den Olympischen Gedanken wieder zu seinen Wurzeln zurückkommen lassen würde. Dafür gibt es von mir auch einen Applaus. Letztlich ist so ein Großevent immer eine Frage der öffentlichen Finanzierung. Inwieweit so etwas jetzt realistisch ist oder nicht, entzieht sich meiner Kenntnis. Natürlich würde ich mich für die Steiermark freuen, aber es muss auch eine wirtschaftlich gesunde Basis dafür geben. Ich wünsche der Bewerbung auf jeden Fall viel Glück!

 Thorsten Vincetic (5)

Der Coca-Cola Inclusion Run wurde im Vorfeld des Vienna City Marathons durchgeführt. Mehr als 500 Teilnehmer durften Organisator Erich Artner und Coca-Cola-Unternehmenssprecher Philipp Bodzenta dabei begrüßen.

VIENNA CITY MARATHON 2018 COCA-COLA INCLUSION RUN

Mehr als 500 begeisterte Teilnehmer sorgten für vollen Erfolg.

Am Tag vor dem großen Vienna City Marathon, der am 22. April über die Bühne ging, setzten 512 Läuferinnen und Läufer beim zweiten Coca-Cola Inclusion Run in Wien ein kräftiges Signal für Inklusion. Der Lauf stand ganz im Zeichen von 50 Jahren Special Olympics, die größte Sportbewegung für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung. Coca-Cola ist es gelungen, die Österreichischen Lotterien mit ins Team zu holen, die für jeden Starter 10 Euro an Special Olympics Österreich spendeten.