SONOplus - Musik für erwachsene Hörer

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plus 16 Extra-Seiten für SONO-Abonnenten

Von der Freiluftgeige zum Sax-Appeal – Eine kurze Geschichte des

saxofons Außerdem: Die Royal-Albert-Hall im SONO-Portfolio Special Service: Die CD-Neuheitenliste für Pop, Rock,Klassik, Jazz & Co.


Ekstase: R&B-Star Big Jay McNeely inszeniert auf der Clubbühne in Detroit seinen „Dirty Boogie“

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re trospek tive: sa xofon

Der Sax-Rep or t Das Saxofon ist ein Spätzünder der Musikgeschichte. Als es erfunden wurde, hatten die meisten Instrumente schon ihren Platz im kulturellen Geschehen. Umso faszinierender ist die fulminante Karriere, mit der das Saxofon sich seit den Roaring Twenties seinen Platz im Musikleben erstritten hat. Gerade erschien mit „Portrait Saxofon: Kultur, Praxis, Repertoire, Interpreten“ bei Bärenreiter eine umfassende Darstellung des schillernden Instruments. Für SONO fasst der Autor Ralf Dombrowski Kernpunkte der Monografie zusammen, ergänzt um Tipps zu Platten, Personen und Perspektiven.

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as Saxofon ist ein Spätzünder der Musikgeschichte. Als es erfunden wurde, hatten die meisten Instrumente schon ihren Platz im Kulturgeschehen. Umso faszinierender, wie es sich seit den Roaring Twenties seinen Platz im Musikleben erstritt. Aus dem Außenseiter wurde ein Publikumsliebling und Trendsetter, von Nachtschwärmern ebenso geliebt wie von Konzertsaalgängern, von Werbeprofis ebenso umgarnt wie von Musikstudenten.

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Beide Instrumente basierten auf der Erkenntnis, dass vor allem die Form des Rohrs, das die schwingende Luftsäule umgibt, Farbe, Qualität und Volumen des Tons bestimmt. Daher kam er auch auf die Idee, für die im Zeitalter des aufblühenden Nationalismus boomenden Militärkapellen ein Instrument zu kreieren, dass kaum noch von Feuchtigkeits- und Klimaschwankungen abhängig ist, zugleich aber die Spielqualitäten der Klarinette aufweist und darüber hinaus über einen kräftigeren Ton als eben jene verfügt. So entstand 1841 das erste Saxofon, eine damals vollkommen unübliche Verbindung aus Metallkorpus, Klappenmechanik und Klarinettenmundstück. Adolphe Sax hielt es für ein bahnbrechendes Instrument, das seiner Meinung

Auch wenn Hector Berlioz hier skeptisch blickt: Das Saxofon begeisterte ihn sofort

Visionär, Erfinder, Pleitier und Stehaufmännchen: Adolphe Sax circa 1860

nach Streichercharakteristika annehmen konnte und zugleich weit mehr Volumen und Dynamik als Geigen und Celli besaß. Bevor er seine Erfindung 1846 zum Patent anmeldete, wollte er sie allerdings von einem von ihm bewunderten Komponisten begutachten lassen. Sax wanderte 1842 zu Fuß von Brüssel nach Paris, um sein Saxofon Hector Berlioz vorzustellen, dem damals radikalsten Klangfarbenarbeiter der französischen Romantik. Dieser war prompt begeistert von der neuartigen musikalischen Hybride und machte sich ans Werk. Er verwandelte sein Chorstück Chant Sacré in eine Hymn Sacré für Bläsersextett, die 1844 mit Sax selbst am Basssaxofon aufgeführt wurde. Solchermaßen unterstützt rüstete der Erfinder zum nächsten Schritt. Zunächst perfektionierte er die erste Modellpalette und schuf Saxofone in den verschiedenen Lagen Sopran, Tenor, Bass und Kontrabass. Vor allem aber versuchte er, das Instrument den einschlägigen Kreisen schmackhaft zu machen. Sax beantragte im März 1845 eine Reform der französischen Militärkapellen. Er schlug vor, die üblichen 14 Klarinetten durch sechs Sax-Klarinetten zu ersetzen, die restlichen Oboen, Fagotte und Hörner durch

Fotos: Getty, Life

Wie viele Instrumente Adolphe Sax im Laufe seines Lebens erfunden hat, lässt sich nur schwer rekonstruieren. Je nach Zählung ist die Grenze der Hundert schnell überschritten und beinhaltet unter anderem die Trompetenpauke und das Mirliton, die Ventilposaune und Ventiltrompete, Saxhorn, Saxotromba, Saxtuba, Subkontrabasshorn, Saxhornbordun und vieles mehr. Eines jedenfalls steht fest: Adolphe Sax war unzufrieden mit dem Klang seiner Zeit. Und der war aus vielen Gründen rasanten Veränderungen unterworfen. So erschloss zum einen die Ideenwelt der Romantik auch der Musik ungeahnte Möglichkeiten. Harmonik, Melodik, Rhythmik orientierten sich nicht mehr streng an der Form als grundlegendem Gestaltungsgrundsatz, sondern wurden zunehmend mit außermusikalischen Inhalten verknüpft. Auf der anderen Seite wuchs mit der Bevölkerung das Bedürfnis nach Unterhaltung. Man fand sie nicht nur in der Oper und in Salons, sondern auch bei zahllosen Freiluftkonzerten, die wichtige Möglichkeiten des zumeist kostenlosen Zeitvertreibs darstellten. Für die aber war das bisher vorhandene Instrumentarium nicht geschaffen. Besonders die Streicher und Holzbläser verloren im Freien deutlich an Klangvolumen und Brillanz und waren zudem sehr anfällig für Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen. Für einen musikalischen Menschen konnte das zum akustischen Trauerspiel werden, und so war dieses Manko eine der Motivationen für den jungen Adolphe Sax, über ein Instrument nachzudenken, das diese Schwächen kompensieren konnte. Im Jahr 1835 präsentierte der Erfinder seine erste 24-Klappen-Klarinette, wenige Monate später bereits eine modifizierte Bassklarinette.


weitere Substitute aus der Saxhorn- und Saxofonfamilie. Es kam zur öffentlichen Orchester-Battle, bei der am 22. April 1845 am Pariser Marsfeld vor stattlichem Publikum eine herkömmliche Blaskapelle gegen ein Sax-Ensemble antrat. Der Newcomer überzeugte die Menge und die Verantwortlichen, die Militärs verordneten ihren Kapellen noch im selben Jahr eine Reorganisation. Die Auftragsbücher von Sax waren schlagartig voll, er hatte viele neue Freunde unter den Musikliebhabern und Feinde unter den Instrumentenbauern gewonnen.

Amerika als Katalysator Was anfing wie eine Erfolgsgeschichte, war jedoch vielen Schwankungen unterworfen. Mal waren es politische, mal traditionalistische Gründe, die dafür sorgten, dass Adolphe Sax mehrmals Konkurs anmelden musste. Das Saxofon blieb für die klassische euro­ päische Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts jedenfalls eine Randerscheinung. Es hatte keinen angestammten Platz im Klanggefüge von Orchester und Solistik, keine umfassende Geschichte oder semantische Referenz, mit der man gestalterisch hätte spielen können. Es saß zwischen den Stühlen, war nicht außergewöhnlich genug, um im klassischen Klangzusammenhang nachhaltig zu inspirieren, oder etabliert genug, um einfach dazu zu gehören. In Amerika jedoch war das anders. Dort gab es noch mythisches und klangästhetisches Neuland zu erobern. Zum einen waren die Vereinigten Staaten als Einwanderungsland per se mit einem Kulturengemisch konfrontiert, das Innovationen provozierte. Darüber hinaus gab es dort zwar zahlreiche, überwiegend importierte regionale und nationale Musikformen, aber bis zum Aufkommen des Jazz keine originäre, übergreifende Klangtradition, die es in ihrer Normativität

und Identifikationskraft mit dem europäischen klassischen Kanon hätte aufnehmen können. Das aber bedeutete, dass in Amerika zumindest potenziell Raum für Instrumente war, die nach ihrem Platz suchten. Ein Grundstein der Entwicklung wurde im Jahr 1888 gelegt. Damals baute die Firma Conn das erste amerikanische Saxofon in Serie. Einer der Mitarbeiter der Firma, die außerdem Fagotte und andere Blasinstrumente produzierte, war ein gewisser Ferdinand August Buescher, der bis 1895 in der Fabrik im Städtchen Elkhart arbeitete, sich daraufhin mit einer eigenen Werkstatt selbständig machte. Mit dem Auslaufen der Sax’schen Patente um 1900 nahm die Produktion von Instrumenten weiter zu, Händler wie H. N. White King sorgten außerdem durch umge-

Die Blasinstrumentenmanufaktur von Conn in Indiana fertigte nicht nur Posaunen (oben) Militärkapellen wie dieser englischen Truppe aus dem Jahr 1857 (links) wollte Adolphe Sax mit seiner Erfindung weiterhelfen

arbeitete Importe aus Frankreich für Nachschub. Ein beachtlicher musikalischer Boom wollte bedient werden, denn um die Jahrhundertwende gab es Schätzungen zufolge rund 10.000 Blaskapellen in Amerika. Die professionellsten tourten erfolgreich durch die Alte Welt und riefen das bislang wenig beachtete Saxofon in Erinnerung, das nun in einem neuen, exotisch wirkenden Kontext farbiger erschien als zuvor. Vor allem aber gab es auch neue Stile wie den knospenden Jazz, die noch wenig vorbelasteten, aber wirkungsvollen Instrumenten ein Entwicklungsforum boten. New Orleans beispielsweise war eine musikalische Stadt. Um 1910 existierten dort etwa 30 Orchester in der Stadt – bei gerade einmal 200.000 Einwohnern eine beachtliche Zahl. Und man traf

sich gerne in Storyville, dem Vergnügungsviertel von New Orleans, das im Vergleich zu puritanischeren Regionen vom Freigeist der Stadt profitierte, und genoss dort Vaudevilleund Minstrel-Shows ebenso wie das Nachtleben der Bordelle mit den dazu gehörigen Unterhaltungsorchestern. Das Hauptinstrument der kreolischen Gesellschaftsgruppen war allerdings die Klarinette, die in den ersten Jazzbands neben dem Kornett und der Posaune eine entscheidende Rolle spielte. Saxofone gab es zwar, und sie wurden auch eingesetzt. Sie schafften es aber nicht, deutliche Spuren in der Musik des Storyville der 1910er-Jahre zu hinterlassen. »

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Früher Meister: Sidney Bechet (hier 1952 im Pariser Exil) setzte am Sopransaxofon bereits in den 20ern bis heute gültige Maßstäbe Das leichtlebige Hafenviertel Storyville (u.) war eine ideale Brutstätte für den frühen Jazz

struments, gegen den Mangel an Repertoire, indem er zahlreiche Werke etwa von Mozart, Albéniz und Tschaikowsky transkribierte, arrangierte und als Solist Komponisten wie Alexander Glasunov und Jean Françaix inspirierte, neue Werke für das Instrument zu schreiben. Marcel Mules profiliertester klassischer Konkurrent wiederum stammte aus Wuppertal-Elberfeld. Gerade einmal sechs Jahre jünger als der Kollege aus Paris, hatte Sigurd Rascher mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Denn auch er stand vor der Situation, kaum

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Mit dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg aber wurde New Orleans 1917 zum wichtigen Kriegshafen. Storyville wurde geschlossen, zahlreiche Musiker wanderten nach Chicago, Memphis oder Kansas City weiter und exportierten ihre musikalischen Erfahrungen, was der Unterhaltungsmusik und dem frühen Jazz wichtige Impulse gab. Und das Saxofon trat langsam aus dem Hintergrund der Ensembles heraus. Für den noch jungen Jazz wurde Sidney Bechet von grundlegender Bedeutung. Ursprünglich Klarinettist und einer der Stars der New-Orleans-Ära, wandte er sich zunehmend dem Sopransaxofon zu. Das hatte mehrere Gründe. Zum einen war das Sopransaxofon leichter zu spielen als die Klarinette. Mit weniger Kraft, weniger Luft ließ sich größere Dynamik und Expressivität erreichen, die er

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Fleißig am Sax wie am Stift: Marcel Mule erweiterte das Saxofonrepertoire enorm

Fotos: Getty, Grant, Life

Maßgeschneidert: Sigurd Rascher (o. am Bass-Saxofon) bekam von Paul Hindemith (rechts) 1933 ein Konzertstück quasi auf den Leib geschrieben

für seinen markanten Ton mit dem charakteristischen „talking vibrato“ benötigte. Sein Pendant in der klassischen Musik Europas, wenn auch eine Generation jünger, wurde der Franzose Marcel Mule. Als Sohn eines Saxofonisten einer französischen Militärkapelle geboren, sammelte er erste Erfahrungen mit dem Instrument in ArmeeEnsembles, lernte aber auch den frühen Jazz in Pariser Clubs der 20er kennen. Enorm begabt, wurde er Solosaxofonist in der Kapelle der Republikanischen Garde und begann darüber hinaus, sich auch in das klassische Segment einzuarbeiten. Mule lernte, für das Saxofon zu arrangieren, gründete 1927 ein eigenen Saxofonquartett und wirkte in der Opéra Comique mit seinem Instrument etwa bei Aufführungen von Jules Massenets Werther mit. Vor allem aber arbeitete er gegen eines der wesentlichen Defizite seines In-


Werke für Saxofon zur Verfügung zu haben, die er aufführen konnte. Daher wandte sich der junge Mann an zeitgenössische Komponisten und versuchte, ihnen das Instrument schmackhaft zu machen. Rascher hatte damit Erfolg. Paul Hindemith schrieb für ihn 1933 sein Konzertstück, das Rascher allerdings erst 1960 gemeinsam mit seiner Tochter Carina aufführte. Den Breslauer Komponisten Edmund von Borck hingegen inspirierte er bereits 1932 zu einem Konzert für Altsaxofon und Orchester, op. 6, das als erstes Werk dieser Gattung überhaupt zählt. Als die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht übernahmen, sah Rascher sich bald mit profunder Ablehnung seines Instruments konfrontiert, das als „undeutsch“ diffamiert wurde. Er wanderte über Skandinavien nach Amerika aus und avancierte gemeinsam mit Marcel Mule zu einer prägenden Persönlichkeit der internationalen Musikszene. Sein Debüt in der Carnegie Hall spielte er 1939 als Solist der New Yorker Philharmoniker, im Laufe der Jahre wirkte er bei rund 250 verschiedenen Ensembles und Orchestern mit. Der „Cotton Club“ in NY (o.) bekam 1984 von Francis Ford Coppola ein filmisches Denkmal Duke Ellingtons Band (links) wurde zu einer Talentschmiede für Saxofonisten Großer AltsaxStylist: Benny Carter (r.) mit Dizzy Gillespie (ganz rechts)

Aufbruch und Experimente Die Goldenen 20er waren eine Ära der Aufbruchsstimmung. Das spürten nicht zuletzt die Hersteller von Saxofonen, die über das Jahrzehnt hinweg mit wundersamen Zuwachsraten beschenkt wurden. Der damalige Marktführer Conn brachte es Mitte der 20er in guten Monaten auf bis zu 4.500 Instrumente, die seine Fabriken verließen, und den Konkurrenten bei Buescher, King und Martin ging es ähnlich gut. Die prosperierende Unterhaltungsindustrie und die hitzige Experimentierfreude dieser Jahre hatten zu einem Boom geführt, der schrittweise auch

die Klangvorstellungen der Orchester, Combos und Kapellen veränderte. Während in der New-Orleans-Ära das Saxofon noch eine untergeordnete Rolle gespielt hatte, begann es nun langsam, aber stetig an Bedeutung zu gewinnen. Es war ein Wechselspiel der Impulse. Einerseits suchten innovative Bandleader nach abwechslungsreichen Klangfarben, die das Nachtleben bereichern und ihr eigenes Profil stärken sollten. Auf der anderen Seite eröffneten junge Talente den Orchesterchefs überraschende Möglichkeiten des Ausdrucks und beflügelten zu Erweiterungen der musikali-

schen Konzepte. In Chicago machte beispielsweise Frank Trumbauer von sich reden, der mit dem Trompeter Bix Beiderbecke und dem damals sehr beliebten C-Melody-Saxofon experimentierte. New York hatte Institutionen wie den „Cotton Club«, in dem Duke Ellington sein Orchester leitete, das sich zu einer Talentschmiede für Saxofonisten entwickelte. Der Altist Otto Hardwicke, Harry Carney am Bariton, von 1928 an aber vor allem Johnny Hodges prägten den Sound des Ensembles, das wiederum auf viele weitere Orchester ausstrahlte. So ging es in der Swing-Ära zügig voran. Benny Carter avancierte unter anderem bei Fletcher Henderson zum ersten LeadAltisten der Jazzgeschichte und einem »

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der wichtigsten Satzführer seiner Zeit. Er definierte die Rolle der Saxofone im BigBand-Zusammenhang neu, indem er den Satz verselbständigte und dem Instrument eine eigene, klar konturierte und aus der Solistik sich herleitende Position im Gefüge zuwies. Und der Tenorist Coleman Hawkins galt bald als eigentlicher Erfinder des Saxofonspiels. Sein sonorer Sound, sein auffallend kraftvoll schwingendes Vibrato, seine rhapsodierende

Er schrieb nicht nur mit „Body & Soul“ Saxofongeschichte: Coleman Hawkins (o.)

Grundhaltung beim Solieren, die gewaltige Dynamik auf der einen Seite und das melodische Feingefühl beim Balladenspiel auf der anderen, die harmonisch-strukturelle Übersicht und gleichzeitig die neugierige Grundhaltung seiner künstlerischen Persönlichkeit machten ihn zur Leitfigur des modernen Jazz. Die Aufnahme von „One Hour«, ebenfalls bei Fletcher Henderson, zementierte bereits 1929 seinen Ruf. Zum ersten Mal in der Geschichte dieser Musik spielte ein Saxofonist ein frei über die Harmoniefolgen fließendes Solo, ohne die Melodie zu paraphrasieren, ein Quantensprung des künstlerischen Verständnisses vom Umgang mit dem Toninventar. Und mit Lester Young, der Hawkins 1934 bei Henderson ablöste, erschien auch der erste Meister des Eleganten und Kantablen auf der Bildfläche. Damit waren die Eckpunkte bestimmt, von denen aus das Saxofon seinen fulminanten Siegeszug antreten sollte. Denn in Charlie Parker und der Tonsprache des Bebop liefen Mitte der 40er zahlreiche bereits schwelende Entwicklungen zusammen und verdichteten sich zu einer künstlerischen Aussage, die Rebellion und vorläufige Vollendung gleichermaßen ver-

Unverwüstlicher Gigant: Als Improvisator setzt Sonny Rollins bis heute Maßstäbe

körperte. Parkers verblüffende Virtuosität und seine trotz allen Kontroversen unübersehbare Vielseitigkeit setzte allen Diskussionen über die mangelnde Ausdrucksfähigkeit des Saxofons ein Ende. Nach 1945 war das Saxofon im musikalischen Diskurs präsent und forderte mit künstlerischer Macht seine bisher vernachlässigte Position auch in der knospenden Popmusik ein. Die Vorreiterrolle übernahm ein Tenorist aus Louisiana, der als einer der Väter des Rhythm & Blues in die Annalen der Saxofongeschichte einging. Wo Charlie Parker im Hinblick auf Virtuosität und Erweiterung des Tonmaterials die Richtung vorgab, da schuf Illinois Jacquet den röhrenden, „honkenden“ Sound, der den Rhythm & Blues sowie den Rock ’n’ Roll bestimmen sollte. Jemand wie Big Jay McNeely beispielsweise, der exaltierteste Honker, der sich halbstundenlang in Ekstase spielen konnte und mit reichlich Pyrotechnik auf der Bühne verrückte Shows mit seinem „Dirty Boogie“ inszenierte, war musikalisch der Erbe Jacquets auf der Clubbühne, inhaltlich aber auch Role Model für James Brown ebenso wie Jimi Hendrix, der als Teenie voller Begeisterung dessen Shows besucht hatte. Mit den Screams und Honks ging es mehr und mehr darum, eine schwarze Stimme zu formulieren, die mit ihren Übersteuerungen, Verzerrungen (und erotischen Anspielungen) so originär, so uneuropäisch und unweiß wie möglich klingen sollte. Noch vor der Gitarre wurde das Saxofon zu einem Medium, das den Schrei nach Freiheit formulieren konnte.

Jazz and more

Charlie „Bird“ Parker (links) mit Red Rodney bei einem Gig von Dizzy Gillespie (im Spiegel)

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In der zweiten Hälfte der 50er blickte die Jazzwelt wiederum vor allem auf einen Newcomer, der Parkers Leichtigkeit, Lester Youngs Eleganz und Coleman Hawkins’ satten Ton mühelos in einen eigenen Personalstil verwandelte. Sonny Rollins war der Star des Hardbop, der harmonisch komplexeren und


Von Tubax bis Soprillo – Die Saxofonfamilie Saxofone werden aus Messing gefertigt, einer Legierung aus Kupfer und Zink. Ausgangspunkt der Herstellung sind plane Messingbogen, die zu einem Rohr geformt und mit einem dünnen Lack überzogen wer­ den, dem goldene Farbe beigemischt wird. In oberen Preisklassen gibt es außerdem versilberte und vergoldete Saxofone. Darüber hinaus gibt es vernickelte Instrumente mit glänzend silbrigem Äußeren oder auch in Schwarz. Das Saxofon besteht aus drei Teilen: dem S-Bogen, an den das Mundstück angesteckt wird, dem Hauptrohr oder Korpus mit den Tonlöchern und dem Schallbecher. Es ist konisch aufgebaut, wird also in Richtung Schallbecher immer dicker. Mittels der Tonlöcher verändert man die Tonhöhe nach dem gleichen Prinzip wie bei der Block­ flöte. Sind alle Löcher geschlossen, erklingt der tiefste Ton.

Vielleicht der einflussreichste Saxofonist von allen: der privat stille John Coltrane

mehr auf Originalität setzenden Fortentwicklung des Bebop. Ihm folgte John Coltrane, der mit der Forderung nach gestalterischer, von den bisherigen Gesetzen unabhängiger Freiheit kämpfte, die Kollegen wie Ornette Coleman von 1960 an als mögliche Zukunft der Musik proklamierten. Er entwickelte neue Spielweisen, machte mit „My Favorite Things“ das aus der Mode gekommene Sopran als hohes Pendant zum Tenor wieder populär und führte in eine Phase der Spiritualität, die dem Saxofon nahezu mystischen Charakter verlieh. Coltranes Ton und seine Fähigkeit, Melodie, Harmonie, Rhythmus, Struktur zu einem einer freien Ausdrucksweise sehr nahen Personalstil zu verschmelzen, anstatt sie zu dekonstruieren, erhob seine Musik zu einem Maßstab, der nahezu alle Saxofonisten bis in die 90er Jahre beeinflusste und sogar Rockstars wie Bono, Jerry Garcia und Carlos Santana zu seinen Fans werden ließ. Während sich die Saxofonisten des Jazz durch ihre immer schwerer verständlichen Experimente vom großen Publikum entfernten, entwickelten die Kollegen des boomenden Soul- und Funk-Segments in Anlehnung an die Bläsersätze der Swingorchester eine eigene, effektvolle Klangsprache. Mit der Popularität des Rhythm & Blues und jungen »

Sopranino und Sopransaxofon Das Sopransaxofon gibt es in zwei verschiedenen Bauformen. Bei der Version mit geradem Korpus wird das Mundstück mit dem Korken direkt auf dem Instrument befestigt. Die gebogene Form verfügt auch über einen S-Bogen, der aber wie beim Alt ohne weitere Schlingen in einem nicht ganz rechten Winkel in das Instrument führt. Das Sopranino ist das Instrument mit den höchsten Lagen der gängigen Bauformen. Üblicherweise wird das Sopranino mit geradem Hals gebaut, wobei der Schalltrichter nach unten weist. Seltener ist die gebogene Form, bei der der Schalltrichter wie beim Alt und Tenor nach oben weist. Da es auf diese Weise ein wenig wie ein Spielzeug aussieht, findet man das gebogene Sopranino nicht nur in manchen Blaskapellen, sondern auch in der Manege bei Zirkusclowns. Eine weitere Sonderform des Saxofons ist das gerade einmal rund 30 cm lange Soprillo. Es ist das höchste noch regulär gebaute Instrument der Familie. Das Altsaxofon Als Adolphe Sax das Saxofon erfand, dachte er daran, dass es Streichinstrumente in Orchestern ersetzten könnte. Seine Vorstellung vom Klang war seiden und

weich, anpassungsfähig, zugleich klar und wenn nötig auch prominent. Von allen Instrumenten der Familie kommt das Altsaxofon am ehesten diesem Ideal nahe. Es ist der mit Abstand vielseitigste Vertreter der Familie, wird von klassischen Musikern ebenso geschätzt wie von Spielanfängern, hat mit Charlie Parker seinen sagenhaften Genius erlebt und scheint in seinen Möglichkeiten noch immer nicht ausgereizt. Das Tenorsaxofon Der Klang des Tenorsaxofons ist weicher, satter, voluminöser als der des Altsaxofons, wird von manchen Musikern und Hörern auch als erotisch, manchmal gar lasziv empfunden. In jedem Fall eignet es sich hervorragend für Blues, Rock‘n‘Roll, Funk, Soul, Pop und Jazz, wird aber aufgrund seiner Präsenz, Durchsetzungskraft und Lautstärke kaum im klassischen Ambiente verwendet. Obwohl es deutlich schwerer und größer als das Altsaxofon ist, eignet es sich ebenfalls gut für Anfänger. Es

lässt sich vergleichsweise leicht sauber intonieren, ermöglicht es, den Ton zu biegen, und hat ein Ausdrucksspektrum, das von den sanften, beinahe gehauchten Balladen eines Ben Webster bis hin zu den herben, nebelhornartigen Honks eines Big Jay McNeely reicht. Das C-Melody Saxofon ist eine Sonderform zwischen Alt und Tenor. Zu einem richtigen Boom dieses Instruments kam es im Anschluss an den Ersten Weltkrieg, als die Laienmusik das Saxofon für sich entdeckte. Während Profis weiterhin die üblichen B- und Es-Instrumente bevorzugten, empfanden die Amateure die C-Varianten als einfacher, da sie sich sofort mit anderen Instrumenten kombinieren ließen, ohne dass man viel Ahnung von Musik haben musste. Im professionellen Ambiente gab es neben Frank Trumbauer nur wenige Musiker, die sich mit ihm beschäftigten. Als in den frühen 30ern die wirtschaftliche Depression dafür sorgte, dass vielen kleinen Haushalten das Geld ausging, brach die Produktion der C-MelodySaxofone ein. Das Baritonsaxofon Wegen seines wuchtigen und in tiefen Lagen schnell unscharfen Klangs wird das Baritonsaxofon selten solistisch eingesetzt, hat aber einen festen Platz in Bläsersätzen von Big Bands, in klassischen Saxofonquartetten und in der Blechblasmusik. Seine Karriere als eigenständiges Instrument begann eher spät, da es nicht nur unhandlich und schwer, sondern auch teuer war.

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Insgesamt gehen Schätzungen bis zum Jahr 2000 von mehr als 11.000 Kompositionen und Transkriptionen aus, die dem Saxofon eine zentrale oder solistische Rolle zuweisen, Tendenz steigend.

Ein Paradies mit Anspruch

So feurig wie verlässlich: die Memphis Horns (li.) liefern seit 40 Jahren funky Präzision

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Soul in den späten 50er Jahren bei gleichzeitigem Niedergang der klassischen SwingJazz-Orchester wurden mit Studiomusikern besetzte Bläsersätze für eine wachsende Öffentlichkeit stilprägend. Bereits 1957 wurde in Memphis Stax Records gegründet, zu dessen Künstlerstamm seit Mitte der 60er auch die Memphis Horns mit Andrew Love am Tenor und James Mitchell am Bariton zählten. Sie haben zunächst im Hintergrund von Albert King und Elvis Presley, seit den 70ern dann sowohl unter eigenem Namen als auch auf Alben von den Doobie Brothers über Aretha Franklin bis Rod Stewart gewirkt. Konkurrenz für Stax kam 1959 aus Detroit mit der Plattenfirma Motown, deren neue Stars wie Stevie Wonder, Marvin Gaye und die Commodores gerne auf das Saxofon als markante, soulig schwarze Klangfarbe zurückgriffen. Seit den 50er Jahren wuchs außerdem das Interesse zeitgenössisch klassischer und improvisierender Musiker aneinander. Jeder erhoffte sich etwas von der Welt des anderen, Abstraktion und zunehmende Verschlüsselung standen der Vitalisierung, dem Spontanen gegenüber. Nachdem serielle, elektronische Musik und musique concrète wenig mit dem zur Expressivität neigenden Saxofon hatten anfangen können und Versuche des Third Stream neben Klassik und Jazz eher wie Bebop im Frack geklungen hatten, änderte sich die Situation mit dem freien Spiel. Tatsächlich war auch in der Klassik die Skepsis dem einstigen Newcomer gegenüber geschwunden. Pierre Boulez und Luciano Berio setzten es längst im Orchesterkontext ein. Darüber hinaus schrieben seit den 70ern Komponisten wie Ryo Noda, Pierre-Max Dubois, Eckart Beinke und Jean-Marie Londeix

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zunehmend Stücke für Solo-Saxofon. Grenzgänger wie Anthony Braxton überschritten bewusst die Demarkationslinien zwischen Improvisation und Komposition, zumal nach dem Befreiungsschlag der Free-Jahre Neues vor allem auf dem Gebiet des Klangs und der Tonorganisation zu erwarten war. Nahm Coleman Hawkins mit „Picasso“ 1947 das erste Stück für unbegleitetes Saxofon auf, so war Braxtons „For Alto“ 1968 das erste komplette Album, das ohne ein anderes Instrument auskam. Für die junge klassische Szene wichtig wurden die Kreise um Jean-Marie Londeix an der Universität in Bordeaux und um Larry Teal und Donald Sinta an der Universität von Michigan. Londeix hat als herausragender Solist das klassische Saxofon der Avantgarde geöffnet und ist außerdem einer der führenden Historiker seines Fachs. Donald Sinta hat nach einer Verbindung der Klangideale von Rascher und Mule gesucht und diese Vorstellung an zahlreiche amerikanische Studenten weitergegeben. Außerdem gehört er zu den Initiatoren des seit 1969 in der Regel alle drei Jahre stattfindenden World Saxophone Congress, bei dem sich im Schnitt rund 1.000 Musiker, Lehrer, Komponisten und Instrumentenbauer um die Förderung und Fortentwicklung des Instruments kümmern und in dessen Rahmen zahlreiche Uraufführungen neuer Saxofonwerke stattfinden. Dabei ist inzwischen nicht mehr die Fülle des Repertoires das Problem. Jean-Marie Londeix hat für die Jahre zwischen 1844 und 1969 rund 3.000 Kompositionen für Saxofon aufgelistet.

das bu c h „Portrait Saxofon“ Faszinierend und schillernd ist die Geschichte des Saxofons, seiner Musik und seiner Interpreten. Im Bärenreiter Verlag erschien vor wenigen Wochen mit „Portait Saxofon: Kultur, Praxis, Repertoire, Interpreten“ (170 Seiten, kartoniert) eine lesenswerte und umfassende Darstellung dieses wichtigen Instruments des 20. Jahrhunderts. Für SONO fasste der Autor Ralf Dombrowski in dieser Retrospektive einige Kernpunkte der Monografie als Konzentrat und Vorgeschmack zusammen.

Fotos: Getty, Marcello

Intellektuell: Anthony Braxton (o.) fordert viel von den Hörern

Auf der einen Seite haben es Saxofonisten heute also besser denn je. Nie zuvor in der Geschichte der Musik war die Ausbildungssituation ähnlich kommod. Allein in Deutschland kann man im Jahr 2010 an 18 Hochschulen Jazzsaxofon studieren. Im Jahr 2003 wurde außerdem Daniel Gauthier auf den hierzulande ersten Lehrstuhl für klassisches Saxofon in Köln berufen. Die Preise für Einsteigerinstrumente sind gefallen, Repertoire in allen Stilsparten ist ausgiebig vorhanden. Die grundlegenden Legitimationskämpfe des Instruments sind ausgefochten, selbst als Männerdomäne taugt es nicht mehr, seit sich Saxofonistinnen wie Barbara Thompson, Candy Dulfer und in der nächsten Genera­ tion Angelika Niescier und Kathrin Lemke bewährt haben. Andererseits bedeuten die wachsende nationale und globale Konkurrenz, die weltweit gestiegene spieltechnische Kompetenz und die stilistische Offenheit nach nahezu allen Seiten hin bei gleichzeitig schrumpfendem Tonträgermarkt und anhaltendem Clubsterben, dass es mehr denn je für einen Musiker darauf ankommt, seinen persönlichen Sound oder seine spezielle Nische zu finden. Genau genommen steht das Saxofon damit noch immer relativ am Anfang seiner Möglichkeiten.


Sax-Hörfutter Ralf Dombrowski sichtet das CD-Angebot zum Thema – nicht nur im Jazz!

Noch Jahrzehnte nach Charlie Parkers Tod fand man in New York Graffiti mit der Aufschrift „Bird Lives“. Der Saxofonist und Bebop-Heroe hatte eine derart markante Spur in der Musikgeschichte hinterlassen, dass manche Fans nicht wahrhaben wollten, dass er bereits 1955 im Alter von 35 Jahren gestorben war. „Bird“ war zum Mythos geworden und das auch, weil seine Musik einen gestalterischen Quantensprung darstellte, wie vor ihm schon bei Coleman Hawkins und nach ihm bei Sonny Rollins, John Coltrane und Ornette Coleman. Die Geschichte des Saxofons ist bis in die 60er Jahre hinein ein Netzwerk von Personalstilen, an dessen Knotenpunkten einzelne Koryphäen vor allem aus dem Jazzumfeld die Entwicklungen bestimmten – zur Orientierung daher einige kommentierte Hörtipps, von denen aus sich Vergangenheit, Gegenwart und ein wenig auch die Zukunft des Instruments erschließen lassen.

harmonisch auf den ersten Blick ungelenkes Stück namens „Body And Soul“ – es wurde nur einmal eingespielt, es lief flüssig, und so war man im Großen und Ganzen zufrieden. Coleman Hawkins maß dem Take keine besondere Bedeutung zu und stellte erst später fest, was ihm gelungen war. Denn „Body And Soul“ war ein Meisterwerk, das für das stand, was der Tenorsaxofonist bislang repräsentierte: Inspiration und Eigensinn, melodische Finesse und Freiheit, in sich logische Gestaltung und betörenden, großen Sound. Die Aufnahme wurde zu einem Meisterstück der Übergangszeit vom vergleichsweise streng geregelten Swing zum solistisch freier und impulsiver agierenden Bebop, darüber hinaus ein Prüfstein für die balladenhafte Ausdrucksfähigkeit und ist nach dem Schellack-Original vielfach in Compilations wieder aufgelegt worden, etwa mit der Sammlung „Body & Soul“ (Victor Jazz BMG)

K lassiker

Coleman Hawkins „Body & Soul“ Aufgenommen wurde am 11. Oktober 1939, auf dem Plan standen zunächst drei Stücke. Dann aber fehlte noch ein Song, um die damals üblichen Vierergruppen von Aufnahmesessions voll zu machen. Coleman Hawkins wählte einen Schlager aus, ein

Charlie Parker „Ornithology“ Genau genommen könnte man fast jede Aufnahme von Charlie Parker aus den Jahren 1945 bis 1947 als Beispiel für die Revolution heranziehen, die der Saxofonist im New York des musikalischen Paradigmenwechsels vom Swing zum Bebop anzettelte. Ein echter Meilenstein aber war vor allem „Ornithology“ von

1946, dessen elegant verspieltes Thema sich derart intensiv im kollektiven Klanggedächtnis der Ära einbrannte, dass es quasi als Paradebeispiel für Charlie Parkers Gestaltungskunst stehen kann. Da sich Charlie Parker nicht um die Vermarktung seiner Aufnahmen kümmerte, sind die Stücke inzwischen in zahllosen Compilations erhältlich.

Sonny Rollins „Way Out West“ Es ist die wahrscheinlich witzigste, in jedem Fall die ironischste Platte, die Sonny Rollins in seiner Sturm-und-Drang-Zeit gemacht hat. „Way Out West“ (Original Jazz Classics) zeigt den Tenoristen auf dem Cover als CowboyParodisten, und auch Songs wie „I’m An Old Cowhand“ gehen durchaus als Humor durch. Musikalisch jedoch ist „Way Out West“ auf dem Punkt. Es ist das erste Album von Sonny Rollins ohne Harmonieinstrument, nur im Trio mit Ray Brown am Bass und Drummer Shelly Manne. Aufgenommen in den frühen Morgenstunden des 7. März 1957 in Los Angeles zelebriert der Bandleader bei seinem Ausflug an die Westküste Hardbop-fundierte Coolness und genehmigt sich zugleich ausführliche improvisatorische Exkurse.

Ornette Coleman „The Shape Of Jazz To Come“ Das Motto der Ära gab wenig später „Free Jazz“ (1960) aus. Auf „The Shape Of Jazz To Come“ (1959, Atlantic) aber war bereits formuliert, was an musikalischer Neuerung ins Haus stand. Es war das erste Album,

das Ornette Coleman für Atlantic aufnahm, das erste auch mit seinem klassischen Quartett mit Trompeter Don Cherry als Alter Ego und Charlie Haden und Billy Higgins an Bass und Schlagzeug. Es experimentierte bereits nachhaltig mit der Auflösung der bisher dominierenden Songform und enthielt mit dem betörenden Rubato-Stück „Lonely Woman“ eine der bekanntesten ColemanKompositionen überhaupt. Kurz: Es ist ein Eckpfeiler, auf dem die Entwicklung der folgenden Jahre aufbaut und im Unterschied zu dem manifestartigen „Free Jazz“ auch nach Jahrzehnten noch genussvoll zu hören.

John Coltrane „A Love Supreme“ Es ist das Monument des Instru­ ments. „A Love Supreme“ kon­ kurriert nicht nur seit Jahrzehnten mit Miles Davis’ „Kind Of Blue“ (1959) um das Siegerpodest des besten Jazzalbums aller Zeiten. Es markiert auch John Coltranes spirituellen Griff zu den Sternen, angelegt als hymnisches musikalisches Gebet. „A Love Supreme“ (Impulse/Universal) ist eine vierteilige Suite, aufgenommen am 9.Dezember 1964. Im Unterschied zu den einzelnen Kompositionen des Vorgängeralbums ist es ein in sich zusammenhängendes Werk, das ebenso intuitiv wie systematisch mit den Möglichkeiten von Steigerung und Rücknahme, Intensität und Entspannung arbeitet. Es ist ein Konzeptalbum, das auf jahrelanger bewusster, beiläufiger Vorbereitung mit dem klassischen Coltrane-Quartett mit McCoy Tyner am Klavier, Jimmy Garrison am Bass und Elvin Jones am Schlagzeug aufbauen konnte. Und es wurde eine Aufnahme, die genre- und gattungsübergreifend die Vorstellung der Ausdruckskraft des Saxofons neu definierte. »

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Wayne Shorter „Native Dancer“ Für seinen Einstand 1975 als Leader bei der Plattenfirma CBS hatte der über das Miles-DavisQuintett und die Fusion-Combo Weather Report bekannt gewordene Wayne Shorter Neues im Sinn. „Native Dancer“ (Columbia) sollte seine Begeisterung für die gerade im Wachstum befindliche Música Popular Brasileira ausdrücken, dabei die jazzrockigen, modernen Wurzeln integrieren und zugleich klangkulturell so wenig dominant wie möglich sein. Damit das gelingen konnte, lud er alte Weggefährten wie den Pianisten Herbie Hancock und den Perkussionisten Airto Moreira zur Session und gab vor allem dem jungen Sänger, Gitarristen und Komponisten Milton Nascimento viel Raum. Das Resultat klang jazzfundiert mondän, und es unterschied sich deutlich von den Samba- und Bossa-Klischees, aber auch von südamerikanischen Stiladaptionen nach Art der damaligen Supergruppe Return To Forever und knüpfte zugleich an deren Arbeit an.

Michael Brecker „Tales From The Hudson“ Michael Brecker gehörte zu der Generation danach. Die Revolutionen waren bereits gelaufen, als der Tenorist aus Philadelphia sich in den 70ern seinen Namen in der New Yorker Studioszene machte. Formal war der Musik kaum noch etwas hinzuzufügen, dafür aber etablierte er einen eigenen, soulgetönten Sound, der neben dem Quietschton von David Sanborn prägend für die 80er und 90er Jahre wurde. Bands

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Chris Potter

wie die Brecker Brothers und Steps Ahead verfeinerten das Fusion-Idiom, und mit „Tales From The Hudson“ (1996, GRP/ Impulse) erwies Michael Brecker sich auch als pointierter Gestalter des anspruchsvollen Modern Mainstream. Als Band hatte er mit Pat Metheny (g), McCoyTyner (p), Joey Calderazzo (p), Dave Holland (b), Jack DeJohnette (dr) und Don Alias (perc) die Crème der Szene an seiner Seite.

Jan Garbarek „Folk Songs“ Die Saxofonstimme Europas war zunächst laut. Peter Brötzmann war als Berserker in die Free-Szene gefahren und hatte mit Energieausbrüchen Zeichen gesetzt. Sein norwegischer Kollege Jan Garbarek ging anfangs ebenfalls freie Wege, lenkte dann aber melodisch ein. „Folk Songs“ (1979, ECM) war ein programmatisches Trioalbum, das die Suche nach einer neuen Identität schon im Titel hatte. Neben Garbarek hörte man den brasilianischen Gitarristen Egberto Gismonti und den bei Ornette Coleman sozialisierten Bassisten Charlie Haden. Heraus kam eine Mischung, die den vokalnahen und elegischen Sound vor allem des Sopransaxofons mit der melodisch mäandrierenden, rhythmisch subtilen Gitarre und einem gelassen sonoren Bass kombinierte.

Alexander Glasunow „Konzert für Altsaxofon und Streichorchester op. 109“ (1934) Im Unterschied zum Jazz fallen in der Klassik Komposition und Interpretation selten zusammen. Aber auch hier gab es prägende Werke, die die Vorstellung der Darstellung nachhaltig bestimmt haben, wie Alexander Glasunows Saxofonkonzert. Der in St. Petersburg geborene, im Alter in Paris lebende Spätromantiker schrieb zwei Konzertstücke für Saxofon, und beide entstanden in seinen letzten Lebensjahren. Angeregt von Sigurd Rascher schrieb er das „Konzert für Altsaxofon und Streichorchester op. 109“ ganz unter dem Eindruck des jungen Virtuosen, ein schwärmerisches Opus, das sich aufgrund seiner angenehmen Klanggestalt schnell zum Standard des klassischen Repertoires entwickelte. Interpretationen gibt es viele, etwa von John Harle, begleitet von der Academy Of St. Martin In The Fields unter der Leitung von Sir Neville Marriner, der Klassiker des Genres von Glasunow über Debussy und Ibert bis Villa-Lobos auf einer CD zusammenfasst (Saxophone Concertos, 2005).

S chmankerl

strumente wie Nasenflöte, Man­zello, Whistle, Stritch ausprobiert. Ein Freak, den man in New York an der Straßenecke treffen konnte, mit drei Saxofonen gleichzeitig im Mund seinen eigenen Bläsersatz übend. „Domino“ (Verve) entstand 1962, ein Quartettalbum mit verschiedenen Besetzungen, das vom Jazz-Walzer über FunkBop bis zur Flötenballade in repräsentativer Form die Facetten seiner Stil- und Instrumentalexperimente abbildet.

Four Brothers „... Together Again!“ Die Four Brothers sind die Mutter aller Bläsersätze. Die Originalbesetzung bestand aus den vier Tenoristen Stan Getz, Zoot Sims, Jimmy Giuffre und Herbie Stewart, die Woody Herman 1947 geschlossen für sein Orchester Second Herd engagierte. Giuffre stieg bald aus, wurde von dem Bariton Serge Chaloff ersetzt, und damit war der typische „Four-Brothers-Sound“ kreiert, der die Energie des Bebop auf die Kraft des Bläsersatzes übertrug und zu einem viel kopierten Vorbild effektiven Arrangierens wurde. Anno 1957 wurde in New York – nun mit Al Cohn statt Stan Getz – die LP „... Together Again!“ (RCA Victor/BMG) aufgenommen, die mit viel Verve das Prinzip noch einmal auf den Punkt bringt, einschließlich des Erkennungsstücks des Ensembles „Four Brothers“ in schmissig mitreißender Version.

Roland Kirk „Domino“ Roland Kirk war ein typischer Musician’s Musician, von Kolle­ gen verehrt, aber vom Publikum nicht in der Weise anerkannt, wie er es verdient hätte. Seit seinem zweiten Lebensjahr blind, hatte er Trompete, dann Klarinette und Saxofon gelernt und seitdem andere ungewöhnliche In-

Heinz Sauer


Gerry Mulligan Quartet with Chet Baker „Giants Of Jazz“ Der Baritonsaxofonist Gerry Mulligan war in der Hoffnung auf Arbeit von New York nach Los Angeles getrampt und hatte beim Jammen den Milchbart Chet Baker kennen gelernt, ein Naturtalent an der Trompete, der keine Ahnung von Noten, aber viel Intuition hatte. Sie spielten ein paar Auftritte, aus Platzgründen im Quartett ohne Harmonieinstrument, und trafen damit den Sound der Zeit. Am 16.August 1952 gingen sie zum ersten Mal für das noch junge Label Pacific Jazz ins Studio, bis Mitte 1953 entstanden weitere Aufnahmen, die sich wie „Lullaby Of The Leaves“, „Line For Lyons“ und „My Funny Valentine“ zu Hits der Cool-Ära entwickelten und seitdem als Klassiker des West Coast Jazz gelten. Sie sind in zahlreichen Editionen zusammengefasst, sogar in Budget-Ausgaben wie in der Reihe Giants Of Jazz (Giants Of Jazz CD).

Grover Washington Jr „Winelight“ Puristen schüttelten den Kopf. Aber sie konnten nicht verhindern, dass Winelight eines der erfolgreichsten Jazz-Alben der achtziger Jahre wurden. Es bekam zwei Grammys verliehen, verkaufte sich mehr als eine Million Mal, nicht zuletzt wegen Bill Whiters’ Gastauftritt in „Just The Two Of Us“. Tatsächlich ist Winelight (1980, Warner Jazz) das Flaggschiff der Smooth-Sparte, das aber aufgrund einer herausragenden Band unter anderem mit Marcus Miller am Bass und Steve Gadd am Schlagzeug nicht

ins Seichte abglitt. Und natürlich war es auch Grover Washington Jr. selbst, der Sopran-Spezialist aus Buffalo, New York mit geschmeidigen und eloquenten Linien.

Sauer/Wollny/Kühn „If (Blue) Then (Blue)“ Obwohl der Saxofonist aus Merseburg Heinz Sauer schon in den Sechzigern als Saxofonist bei Albert Mangelsdorff auf sich aufmerksam machte, wurde er erst während des vergangenen Jahrzehntes richtig entdeckt. Dazu trug vor allem das Duo mit Michael Wollny bei, dem versponnenen Klavierexzentriker, der sein Enkel sein könnte. Auf „If (Blue) Then (Blue)“ (ACT) stieß nun anno 2009 noch Joachim Kühn zum Team, ebenfalls einem Klavier-Freak mit markant irisierendem, irrlichterndem Stil. Sechzehn Miniaturen wurden aufgenommen, dialogische, skizzenhaft Pretiosen von selten mehr als drei Minuten Länge. Kühn und Wollny wechseln sich am Klavier ab, Sauers Linien, Bögen und Salven schweben darüber, verstockt manchmal, rhapsodisch, aber auch lyrisch und versöhnlich. Großes musikalisches Erzählkino in kleinen, persönlichen Episoden.

P erspektiven

Chris Potter „Gratitude“ „Als ich mit dem Saxofon anfing, ging es viel um Johnny Hodges, Paul Gonsalves und die ganzen Cracks der Duke Ellington Band. Damals war ich elf Jahre alt. Dann machte ich weiter mit Charlie Parker und so bin ich meinen Weg durch die Jazzgeschichte ge-

gangen“. Gelandet ist Chris Potter an der Spitze des modernen Saxofonspiels, ein Virtuose mit profunder Musikalität. „Gratitude“ (Verve) ist seine Verbeugung vor den Meistern der Geschichte von John Coltrane bis Joe Henderson.

Branford Marsalis „Metamorphosen“ „Mein Tourmanager rief mich an und meinte, er brauche wieder neues Material, denn es wären schon zwei Jahre vergangenen seit dem letzten Album. Also tourten wird zwei Wochen, mieteten ein Studio und haben aufgenommen. Zum Glück hatte die Band genügend neue Songs geschrieben, dass daraus auch etwas wurde. Und einiges ist auch von mir. ‚Jabberwocky‘ zum Beispiel bezieht sich auf ein Gedicht von Lewis Carroll, in dem die ganze Welt auf dem Kopf steht. Nichts passt zusammen. Ich mag Songs, die sich nicht an die Regeln halten, und daher passte in diesem Fall der Titel perfekt. Denn das Stück ist ein ziemliches Durcheinander“. Und das Album „Metamorphosen“ (2009, Marsalis Music) eines der konsequentesten des amerikanischen Modern Traditionalism. Spieltechnisch kann kaum ein anderes Quartett Branford Marsalis und den Seinen das Wasser reichen.

Rudresh Mahantappa & Bunky Green „Apex“ Rudresh Mahanthappa, indischstämmiger Nicht-Mehr-GanzJungstar am Alt-Saxofon trifft auf den Kollegen Bunky Green aus Chicago, holt sich Jason Moran in die Band, einen Pianisten mit Mut zu kantigen Kom-

Branford Marsalis

mentaren, den Saitenderwisch François Moutin am Bass und abwechselnd die Drummer Damion Reid und Jack DeJohnette. Das Resultat klingt virtuos modern, denn der Newcomer und seine Alter Ego verknüpfen geschickt die Motivwelten von modernem Jazz und fernöstlicher Tönung mit einem deutlichen Schwerpunkt auf dem gepflegten Modern Sound der East Coast. Heraus kommt eine Sammlung eloquenter Bandgespräche mit dem Titel „Apex“ (PI Recordings ), sperrig zuweilen, aber mit viel kreativer Substanz.

Angelika Niescier „Sublim III“ Angelika Nescier hat ihren eigenen Kopf. Die Saxofonistin aus Stettin und Echo Jazz Preisträgerin entwirft ihre Idee von modernem Jazz, indem sie möglichst detailliert mit Farben und komplexen Abläufen, Kontrasten und klangdramaturgischen Gewichtungen arbeitet. Dabei erweist sich ihr klarer, kraftvoller Sound und ihre Phrasierung von den feinen Momenten bis zu den Tonsalven kontrollierter musikalischer Ekstasen als vielfältig wandelbar. „Sublim III“ (2009, Enja) präsentiert sie im Quartett unter anderem mit Pianist Florian Weber als präzise Strukturdenkerin, deren Musik systematisch die Felder moderner Ausdrucksformen abtastet. Anspruchsvoller Stoff.

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sono -portfolio „K athedralen der kl änge“ (3)

Vornehme Nachbarschaft: das Konzerthaus liegt in South Kensington

Royal Albert Hall, London

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ie Beatles haben sie in „A DayIn The Life“ besungen, für die betuchten Jünger von Eric Clapton ist sie eine Art jährlich zu besuchender Pilgerstätte (der Gitarrist hat bis heute mehr als 150 Konzerte in ihr gegeben), doch für die meisten Briten ist sie vor allem der Schauplatz der seit 1941 stattfindenden „Summer Proms“, der sommerlichen Klassikkonzerte der BBC. Queen Victoria hat die heute rund 5500 Besucher fassende Halle mit dem elliptischen Grundriss im März 1871 eröffnet und nach ihrem Gatten Prince Albert taufen lassen (eigentlich sollte das Bauwerk „The Central Hall Of Arts And Sciences“ heißen). Die Baumeister Captain Frances Fowke und Major-General Henry Y.D. Scott liessen sich bei ihrem Entwurf sowohl von antiken Amphitheatern als auch von den Bauwerken des Deutschen Gottfried Semper inspirieren. Außen wie innen wurden an ihrem Werk bis heute nur dezente (vornehmlich den technischen Anforderungen moderner Veranstaltungen geschuldete) Modifikationen vorgenommen.

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Rund um die Halle zeigt ein mosaik-artiges Fresko den „Triumph der Künste und Wissenschaften“ (links) Gut gebucht: rund 350 Mal im Jahr füllen Konzerte, Oper, Ballett, Awardshows u.ä. den Bau mit Leben


Neuheiten Pop & rock CD-Veröffentlichungsübersichten aus Pop & Rock, Jazz, World & Co. und Klassik finden Sie wöchentlich aktua­ lisiert unter sonomagazin.de

A ... And You Will Know Us By The Trail Of Dead „Tao Of The Dead“ (29.01.) Adele „21“ (08.01.) Anne Haigis „Wanderlust“ (29.01.)

b Barclay James Harvest „Once Again (40th Anni­ versary Edition)“ (22.01.)

c Ciara „Basic Instinct“ (04.12.)

Fujiya & Miyagi „Ventriloquizzing“ (22.01.)

Cold War Kids „Mine Is Yours“ (08.01.)

Funeral Party „Golden Age Of Knowhere“ (08.01.)

Convertible „ALH84001“ (18.12.)

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Gang Of Four „Content“ (22.01.)

David Hasselhoff „A Real Good Feeling“ (08.01.)

George Michael „Faith“ (Remastered) (22.01.)

David Lynch „Good Day Today“ (22.01.)

Gregg Allman „Low Country Blues“ (22.01.)

Decemberists „The King Is Dead“ (01.01.) Diverse Interpreten „Kokowääh“ (Sound­ track) (29.01.) Dover „I Ka Kene“ (04.12.)

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Gregorian „Best Of 1990–2010“ (22.01.) Gregory Isaacs „One Man Against The World – The Best Of“ (29.01.) Gretchen Peters „Circus Girl – The Best Of“ (29.01.)

Bart Davenport „Searching For Bart Davenport“ (08.01.)

Erik & Me „Versteck“ (01.01.)

Beatsteaks „Boombox“ (22.01.)

Esben & The Witch „Violet Cries“ (22.01.)

Black Sabbath „Dehumanizer (Deluxe Edition)“ (29.01.)

Eva Cassidy „Simply Eva“ (29.01.)

Heidi Spencer „Under Streetlight Glow“ (22.01.)

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Heinz Rudolf Kunze „Die Gunst der Stunde“ (08.01.)

Bonfire „Branded“ (08.01.)

Faust „Something Dirty“ (22.01.)

Hercules & Love Affair „Blue Songs“ (22.01.)

Boy George „Ordi­ nary Alien (Digipack Edition)“ (22.01.)

Filter „The Trouble With Angels“ (01.01.)

Hot Chocolate „Box Selection (1974–1983)“ (22.01.)

Bluekilla „Never Was A Ska Band“ (26.02.)

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Hot Club De Paris „Free The Pterodactyl 3“ (29.01.) How To Dress Well „Love Remains“ (22.01.)

i Iron & Wine „Kiss Each Other Clean“ (08.01.) Isolee „Well Spent Youth“ (22.01.)

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Foto: Martin Huch

Jack Bruce „Live At The Milkyway“ (29.01.) Jamie Foxx „Best Night Of My Life“ (11.12.) Herr Kunze nutzt „Die Gunst der Stunde“

Jay-Z „All Black Everything“ (29.01.)

Unglaublich,aber wahr: David „The Hoff“ Hasselhoff is back!

Joan As A Police Woman „The Deep Field“ (08.01.) Johannes Oerding „Boxer“ (22.01.)

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Plan B „The Defa­ mation Of Strickland Banks“ (04.12.)

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Kaizers Orchestra „Violeta Violeta Vol.1“ (22.01.)

Quicksand feat. Pit Baumgartner & Sandie Wollasch „Economic Poetry“ (22.01.)

Keyshia Cole „Calling All Hearts“ (25.12.)

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l Ludacris „Doing Units“ (18.12.)

m M. Walking On The Water „Flowers Of The Departed“ (22.01.) Marianne Faithfull „Horses And High Heels“ (22.01.) Matthew Friedberger „Napoleonette“ (22.01.) Michael Jackson „Michael“ (04.12.10)

R. Kelly „Love Letter“ (11.12.) Robin Trower „At The BBC 1973-1975“ (29.01.)

s Schandmaul „Traumtänzer“ (22.01.) Scott Kelly „The Wake“ (11.12.) Skunk Anansie „Wonderlustre“ (Limited Tour Edition) (22.01.) Sonique „Sweet Vibrations“ (22.01.)

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Stefan Dettl „Rockstar“ (29.01.)

Neogene „Hunting“ (29.01.)

Sufjan Stevens „All Delighted People“ (04.12.)

p Pat Appleton „Mittendrin“ (22.01.) Patty Moon „Mimi And Me“ (22.01.) Peter Finger „Flow“ (08.01.)

t Talib Kweli „Gutter Rainbows“ (22.01.) Teitur „Let The Dog Drive Home“ (22.01.)

The Bonzo Dog Band „A Dog’s Life (The Albums 1967-1972)“ (29.01.) The Go! Team „Rolling Blackouts“ (22.01.) The Music „Singles & EPs 2001-2005“ (22.01.) The Phoenix Foundation „Buffalo“ (08.01.) The Residents „Not Available“ (Special Extended Version) (22.01.) Tony Furtado „Golden“ (22.01.) Tu Fawning „Hearts On Hold“ (01.01.) Tupac „The Way He Wanted It Vol. 5“ (18.12.)

u UK Subs „Work In Progress“ (22.01.)

w Wanda Jackson „The Party Ain’t Over“ (22.01.) White Lies „Ritual“ (22.01.) Wild Orchid Children „The Wild Orchid Children Are Alexander Super­ tramp“ (04.12.) Wir sind Helden „Tausend wirre Worte – Lieblings­ lieder 2002-2010“ (08.01.)

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Neuheiten Klassik, Ja zz & world Alfred Brendel „Seine persönliche Auswahl“ (01.01.) Arthur Rubinstein „Ludwig van Beetho­ ven: Sonatas“ (01.01.)

b Bruno Walter „Bruckner/Wagner: Symphony No. 4/ Overtures“ (01.01.)

c Charles Munch „Johannes Brahms: Symphonies No. 2 & 4“ (01.01.) Clarini Trumpet Consort „Creation“ (01.01.)

e Eugene Ormandy „Sibelius/Grieg: Fin­ landia/Valse Triste/ The Swan Of Tuonela“ (01.01.)

f Franz Welser-Möst/ Wiener Philharmoniker „Neujahrskon­ zert 2011“ (01.01.) Fritz Reiner „Gioacchino Rossini: Overtures“ (01.01.)

Leonard Bernstein „Gershwin: Rhapsody In Blue/An American In Paris“ (01.01.)

m Matthias Goerne/ Alexander Schmalcz „Franz Schubert: Nacht und Träume“ (08.01.) Mitsuko Uchida/ The Cleveland Orchestra „Wolfgang Amadeus Mozart: Piano Concerti 20 & 27“ (01.01.) Montserrat Caballé „Presenting Montser­ rat Caballé“ (01.01.)

p Plácido Domingo „Plácido Domingo In Romantic Arias“ (01.01.) Plácido Domingo „The Plácido Domingo Story“ (01.01.) Plácido Domingo/ Angela Gheorghiu „Fedora“ (01.01.)

r Robert Casadesus „Wolfgang Amadeus Mozart: Piano Con­ certos No. 21 & 24/ Piano Sonata No. 12“ (01.01.)

s Seiji Ozawa „Mussorgsky/Brit­ ten: Pictures At An Exhibition/Young Person’s Guide To The Orchestra“ (01.01.) Sviatoslav Richter „Brahms/Beethoven: Piano Concerto No. 2/ Piano Sonata No. 23“ (01.01.)

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Chick Corea/Stanley Clarke/Lenny White „Forever“ (22.01.)

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Wilhelm Furtwängler „Der Ring des Nibelungen“ (08.01.)

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y Yo-Yo Ma „Impres­ sions“ (01.01.) Jazz & World:

A Anne Ducros „Ella ... My Dear“ (08.01.)

Elsie Bianchi „Fly Me To The Moon“ (22.01.)

f Fabian M. Mueller „Monolog“ (22.01.)

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b Biber Herrmann „Love & Good Rea­ sons“ (22.01.)

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Bing Crosby „Essen­ tial Early Recordings“ (22.01.)

Harry Payuta „Zaca­ tecoluca“ (11.12.) Hüsnü Senlendirici & Trio Chios „Both Sides Of The Aegean“ (29.01.) Heinz von Hermann „Lucky Thompson And Me“ (22.01.)

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j Jascha Heifetz „Bruch/Mozart: Violin Concerto No. 1 /Violin Concerto Nos. 4 & 5“ (01.01.)

Rigmor Gustafsson „The Early Years“ (22.01.)

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Robin McKelle „Mess Around“ (22.01.)

Lars-Luis Linek „Blues in Hamborg Op Platt“ (04.12.)

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m Manuel Rocheman „The Touch Of Your Lips“ (29.01.) Martin Schulte Quartet „In Transit“ (08.01.) Max Raabe „Küssen kann man nicht allei­ ne“ (22.01.)

Intuit „Voyage No. 2“ (08.01.)

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Nils Wogram „Moods & Modes“ (22.01.)

Joe Lovano & Us Five „Bird Songs“ (29.01.)

Miles Davis’ Schatten wird immer länger

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Ketil Björnstad/ Svante Henryson „Night Song“ (08.01.)

Imelda May „May­ hem“ (29.01.)

Jessica Pilnäs „Bitter And Sweet“ (22.01.)

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Miles Davis „All Miles – The Prestige Albums“ (14 CDs) (22.01.)

Jacques Pelzer „Never Let Me Go“ (22.01.)

Joyce DiDonato „Diva – Divo“ (08.01.)

Hommage an Charlie Parker: Joe Lovano

Espexp „Flora & Fauna“ (22.01.)

Gwilym Simcock „Good Days At Schloss Elmau“ (01.01.)

Glenn Gould „Johann Sebastian Bach: Gold­ berg Variations, BWV 988 (1955 Version)“ (01.01.)

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Caroline Henderson „Keeper Of The Flame“ (08.01.)

Duke Garwood „Dreamboatsafari“ (22.01.)

George Szell „Wolfgang Amadeus Mozart: Symphonies Nos. 35, 39 & 40“ (01.01.)

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Wilhelm Furtwängler „The Great EMI Recordings“ (08.01.)

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Leonard Bernstein „Ludwig van Beetho­ ven: Symphonies No. 5 In C Minor“ (01.01.)

Boo Boo Davis „Undercover Blues“ (04.12.)

Joscho Stephan „Gypsy Meets Jazz“ (22.01.) Julia Hülsmann „Trio Imprint“ (29.01.)

No Blues „Hela Hela“ (04.12.)

p Paolo Radoni „Storie Vere“ (22.01.)

Scorch Trio „Melaza“ (04.12.) Serge Lazarevitch „London Baby“ (22.01.) Shauli Einav „Opus One“ (08.01.) Sidi Toure & Friends „Sahel Folk“ (22.01.) Soft Machine Legacy „Live Adven­ tures“ (08.01.)

t The Juke Joints „Going To Chicago“ (08.01.) Thomas Sauter „Tranceactivity Find­ ling“ (22.01.) Tupolev „Towers Of Sparks“ (29.01.)

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Philip Catherine „Oscar“ (22.01.)

Ultralyd „Intertiadrome“ (04.12.)

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Quadro Nuevo „Grand Voyage“ (11.12.)

Veneri Pohjola „Aurora“ (22.01.)

Foto: Martin Abbott, Bob Kato

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