SONO - Musik für erwachsene Hörer

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www.sonomagazin.de

Musik für erwachsene Hörer

April/ Mai 201 1

80.000 Exemplare

Erwin Schrott Der Göttergatte von Anna Netrebko zelebriert den Tango

Paul Simon kämpft für die „Kunstform Album“

Udo Jürgens

Emmylou Harris

Wie der Entertainer den „Wahnsinn“ unserer Zeit kommentiert

Die ungekrönte Königin der aufgeklärten Country Music im Interview

Außerdem: „Laptop & Leder­-

hose – der neue Regionalpop“, BAP, Mike & The Mechanics u. a. Und immer: CD-Besprechungen und Tourneedaten aus Pop, Rock, Klassik und Jazz!


Seit 31. März in allen guten CD- und Ticket-Shops sowie in Opern-und Konzerthäusern, auf Festivals, in ausgesuchten Cafés und Bistros.

Mit CD auch im Abo für Euro 24,- p.a. erhältlich auf www.rondomagazin.de


inhalt

trailer

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News aus der Welt der Musik leserpost

Anregungen, Wissenswertes, Fragen, Schmähkritik

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Mit seinem neuem Album „So Beautiful Or So What“, dem ersten seit fünf Jahren, hat Paul Simon Großes vor. Die SONO-Titelstory

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Der Schweizer Songwriter Stephan Sulke blickt aus einer ganz eigenen Perspektive auf die Welt 8 backstage-lek türe

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Ulrike Haage

Er spielt inzwischen in einer ganz eigenen Liga des Entertainments, dennoch ist Udo Jürgens nahbar geblieben. Eine Begegnung 10 BAP Wolfgang Niedecken über Fotos: Gaudenz Danuser, Angelo Margheriti, Matthew Stansfield; Titel: Jason Bell, Gerald von Foris, Mark Seliger

35 Jahre mit seiner kölschen Band

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neue gesichter

Emma 6, Katharine Mehrling, Dejan Lazic´

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Laptop & Lederhose Wie junge

bayerische Popmusiker die Heimatmusik neu definieren

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Mike & The Mechanics Genesis-

Gitarrist Michael Rutherford hat seine Zweitband neu aufgestellt

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die sono -liste

Was Sie schon immer sehen wollten: 12 un­konven­tionelle Filme über Musik

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Wie Chicago ihren Sound nach über 40 Jahren frisch und sich selbst den Spass auf der Bühne erhalten

Grenzauflöser: Der junge Luxem­ burger Pianist Francesco Tristano bringt Bach, John Cage und Techno zusammen 25

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12 BAP

die sono -FAk ten

Triviales und triftiges zum Mahler-Jahr

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Erwin Schrott Anna Netrebkos Göttergatte zelebriert den Tango

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CD - Rezensionen Ro ck , Pop & Co. Alison Krauss, Beady Eye, Joe Bonamassa, Richard Dorf­meister, Duran Duran, Herbert Grönemeyer, Human League, The Steve Miller Band, Teddy Thompson u. a.

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CD - Rezensionen Ja z z & world Bohuslän Big Band, Gerald Clayton, Matthias Eick, Pee Weee Ellis, Nguyên Lê, Joe Lovano, Paul Motian u. a.

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schat zkiste Neue Boxsets von Derek & The Dominos, Primal Scream, Bill Ramsey, den Rolling Stones, Simon & Garfunkel u. a.

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Mediamix Neue Bücher, Spiele und DVDs

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Laptop & Lederhose

Tourneen Pop Gregg Allman u. v. a., Rückblick: Roger Hodgson.

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Tourneen Kl a ssik Daniel Hope, Sol Gabetta u. v. a.

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Tourneen Ja z z Lisa Bassenge, James Farm u. v. a.

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Promi- Hörer-Steckbrief Schauspiel-Star August Zirner

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E x k l u s i v f ü r Abo n n e n t e n : 16 Seiten SONO plus

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Mike & The Mechanics

CD - Rezensionen Kl a ssik Mojca Erdmann, Vilde Frang, Daniel Hope, L‘Orfeo Barockorchester, Anna Netrebko, Elizabeth Watts, Yundi u. a.

Impressum

Sie will keine Ikone sein – die Köni­gin der modernen Country Music, Emmylou Harris, im Interview

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Francesco Tristano


Trailer

Jule Neigel nennt sich jetzt Julia und will es wieder wissen. Die Baseballs sind erfolgreiche Exporteure. Von Songs, nicht von Hot Dogs

Die ersten Ballettmusiken der Pet Shop Boys (l.) wurden im März in London uraufgeführt, „Smile“ von den Beach Boys erscheint endlich

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enn sich am 29. April Prinz William und Kate Middleton das Ja-Wort geben, werden Millionen Fernsehzuschauer mit einer Musik konfrontiert, die sie so sonst kaum zu hören bekommen: Die Band of the Welsh Guard wird vor und nach der Zeremonie spielen und die Kutsche der frisch Vermählten begleiten, wenn die durch London fährt. Wer Gefallen an den britischen Traditionsklängen findet, muss dank der Segnungen modernen Musikmarketings nicht darben: Schon eine Woche vor dem Ereignis gibt es den Soundtrack zur Hochzeitsfeier auf CD, neben den Welsh Guards sind auf der CD „The Royal Tribute“ auch der Treorchy Male Choir und der Chor der Westminster Abbey zu hören. Feierlich, wenn auch auf andere Art, ist auch die alljährliche Zeremonie im New Yorker Waldorf Astoria Hotel, bei der verdiente Künstler in die Rock’n’Roll Hall Of Fame aufge-

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nommen werden. Diese Ehre traf in diesem Jahr auch Tom Waits . Der 61jährige Sänger, Songwriter und Schauspieler erzählte in seiner Dankesrede eine hübsche Geschichte: „Ich war 15, als ich mich in ein Clubkonzert des Bluessängers Lightning Hopkins mogelte. Ich hatte mir einen weiten Mantel angezogen, mein Haar grau gefärbt, einen falschen Schnurrbart angeklebt und sagte mit verstellter Stimme an der Kasse: ‚Bitte ein Ticket.’ Kurz darauf sah ich, wie Lightning im Hinterzimmer durch eine Tür ging, auf der ‚Kein Einlass. Nur für Künstler’ stand. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich so schnell wie möglich ins Showbusiness wollte.“ Schon lange in der Hall Of Fame sind die Beach Boys – obwohl eines ihrer wichtigsten Werke erst in diesem Jahr ans Licht der Öffentlichkeit kommt: Zwischen Sommer 1966 und Anfang 1967 nahmen die Kalifornier eine Reihe von Songs und Fragmenten für ihr geplantes Album „Smile“

auf, das als Nachfolger zu ihrem 1966er-Meisterwerk „Pet Sounds“ erscheinen sollte. Diese Sessions wurden letztendlich aber komplett in einem Archiv eingelagert, und „Smile“ wurde nie veröffentlicht. Unter Mitwirkung der Original-Beach-Boys Al Jardine, Mike Love und Brian Wilson hat Capitol/EMI nun die Sammlung „Smile Sessions“ zusammengestellt, die irgendwann 2011 weltweit auf den Markt kommt. International so erfolgreich wie schon lange keine deutsche Band mehr schlägt sich übrigens

Die zahl

1 Million Dollar Schadenersatz sollen die Betreiber der Website Bluebeat.com zahlen, die illegal Beatles-Songs angeboten hatte. Sie verteidigten sich, es seien nur „psychoakustische Simulationen“ der Lieder gewesen.

eine Combo, die hierzulande noch gar nicht so groß wahrgenommen wird: Am Vorabend der „Echo“Übertragung ging die Ehrung für den derzeit erfolgreichsten deutschen Act im Ausland an die „Voc’n’Roll“-Band The Baseballs , die 2010 einen Nummer-vierCharts-Entry in Großbritannien erreichte und bislang fast eine Million CDs verkauft hat. Zudem absolvierten die Berliner ausverkaufte Tourneen in Finnland, Schweden, Norwegen, Holland, Österreich und der Schweiz. An alte Erfolge anknüpfen möchte dagegen die Sängerin Jule Neigel, die sich seit 2004 ihrer Geburtsurkunde entsprechend julia neigel nennt: 12 Jahre nach ihrem letzten Album „Alles!“, in denen die heute 45jährige offenbar ihr privates wie berufliches Leben radikal neu ordnete, meldet sie sich mit einem neuen Album wieder. „Neigelneu“ soll am 15. April erscheinen. Um neues künstlerisches Terrain ging es den Pet Shop Boys : Neil Tennant und Paul Lowe haben sich erstmals als Ballettkomponisten versucht – das Resultat ist jetzt erhältlich auf der CD „The Most Incredible Thing“.

Fotos: Mathias Bothor, Kevin Mazur, Alasdair McLellan

Die Band Of The Welsh Guard darf sich global präsentieren. Neil Young (l.) hielt die Laudatio auf Tom Waits, den Neuen in der Rock’n’Roll Hall Of Fame


leserPost Ich habe mir erst kürzlich die aktuelle Ausgabe heruntergeladen. Der Beitrag mit Max Raabe hat mir sehr gut gefallen. Leider kann ich keinen Link finden, um ältere Ausgaben herunterzuladen. Hat Ihr Webdesigner den Link vergessen? Franz Patry, Bach AW: Unser geschätzter Webdesigner ist unschuldig. Leider können wir ältere Ausgaben aus bildrechtlichen Gründen nicht ständig zum Download anbieten.

Nette Nostalgie Betrifft: „ZDF-Disco“ in SONO 1/2011

Nette Erinnerungen und nostalgische Gefühle kamen auf, als ich den pointiert geschriebenen Artikel zu Ilja Richters Fernsehshow „Disco“ in ihrer Zeitschrift las. Allerdings: Was sich jüngere Leute wohl denken, wenn sie Ausschnitte aus „Disco“ im Internet

sehen, darüber möchte ich lieber nicht zu genau nachgrübeln. Bernd Schmidt-Gruhl, Kehl

Ihre meinung ist uns wichtig!

Musik auf diesen CDs zu lesen sind. Es müssten ja jeweils nur wenige Worte sein. Erika Teichert, Darmstadt

Wo ist die Klassikliste? Betrifft: SONOplus Den farbigen Sonderteil für Abonnenten schätze ich an SONO besonders, auch die Auflistung neu erschienener CDs darin. Allerdings finde ich es schade, dass dort nicht auch kurze Beschreibungen bzw. Einordnungen der

Warum nur beim Pop? Betrifft: CD des Monats in SONO Bei den CD-Besprechungen hebt die Redaktion unter „Pop, Rock & Co.“ immer eine CD als „CD des Monats“ heraus (obwohl die jeweiligen Ausgaben der Zeitschrift ja eigentlich nicht nur für einen Monat „gelten“), unter „Klassik“ und „Jazz, & World“ jedoch nicht. Das ist nicht ganz logisch. Marc Bhaloda, per E-Mail AW: Das ist wahr – wir werden das diskutieren!

Musik mit deutschen Texten Betrifft: SONO allgemein Ich finde es erfreulich, dass Musik mit deutschen Texten in Ihrem Magazin ihren Raum bekommt – in vielen Medien wird sie ja ziem-

21.05.2011 22.05.2011 24.05.2011 25.05.2011 27.05.2011 28.05.2011 29.05.2011 31.05.2011 01.06.2011 03.06.2011 05.06.2011

Bad Segeberg Bad Segeberg Hannover Dortmund Ferropolis Berlin Magdeburg Mannheim Oberhausen Köln Bremen

Haben Sie Fragen, Kritik, Anregungen oder Ergänzungen zu den Artikeln in SONO? Dann schreiben Sie uns – die Redaktion freut sich auf Ihr Feedback unter post@ sonomagazin.de oder per Post an Inmedia, Redaktion SONO, LucileGrahn-Str. 37, 81675 München

lich vernachlässigt, aus welchen Gründen auch immer. Dabei geht es ja nicht um Nationalismus, sondern darum, dass das Lebens­ gefühl der Menschen hierzulande doch mit der hiesigen Sprache sicherlich am besten ausgedrückt werden kann. Ich fände es auch gut, wenn Ihre Kritiker in den Kritiken noch mehr auf die Texte der Stücke eingehen und diese mit bewerten könnten. Gerald Vates, per E-Mail

16.06.2011 17.06.2011 18.06.2011 20.06.2011 21.06.2011 22.06.2011 24.06.2011 25.06.2011

Wiesbaden Halle (Westf.) Ludwigslust Stuttgart München Nürnberg Erfurt Dresden

Foto: Ben Pakalski

Keine älteren Ausgaben Betrifft: Raabe, SONO online

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Im Music Room seines weißen Holzhauses in Connecticut tüftelte Perfektionist Simon die neuen Songs aus

Foto: Kevin Mazur

„Ich bin zum Verfahren meiner ganz frühen Jahre zurückgekehrt: mich mit einer Gitarre in ein ruhiges Zimmer zu setzen und ganz klassisch und konzentriert einen Song zu schreiben“

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Paul Simon

Buntes Plädoyer für eine Kunstform 40 Jahre nach dem Start seiner Solo-Laufbahn gelingt dem kleingewachsenen Riesen unter den Songwritern mit „So Beautiful Or So What“ ein Album, das alle künstlerischen Errungenschaften seiner Karriere vereint. Er will damit etwas klären. Von Raoul Gulbenkian

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ie Besucher in der ländlichen Idylle von New Canaan, Connecticut, in die der jahrzehntelang eingefleischte New Yorker Simon seiner Familie zuliebe vor einigen Jahren gezogen ist, waren verblüfft. Genauso ihre Kollegen, die sich mit dem Musiker etwas später in einem Hotel in Washington trafen. Weniger darüber, dass der 69jährige, dessen Haar längst grau und schütter geworden ist, sich rank und fit präsentierte – das kennt man von seiner Generation inzwischen. Was die Journalisten überraschte, war der rückhaltlose Stolz, mit dem ihnen der sonst für seine notorischen Selbstzweifel berüchtigte Veteran sein zwölftes Soloalbum, das erste neue Werk seit einem halben Jahrzehnt, vorspielte. „So Beautiful Or So What“ ist eine abwechslungsreiche Songsammlung, in der Simon in Stücken wie „Questions For The Angels“, „The Afterlife“ und „Love Is Eternal Sacred Light“ über die Mächte des Schicksals, Sterblichkeit, und die heilende Kraft der Liebe sinniert – wie stets voller sprachlicher Eleganz und gedanklicher Tiefe, mit Elementen aus Gospel, Weltmusik, Rockabilly und Folk. Jene Handvoll wichtiger US-Kritiker, die sie als erste zu hören bekamen, waren sich hinterher einig, dass es sein bestes Album seit 20 Jahren ist. Nicht überraschend, dass Simons Songwriterkollege Elvis Costello, der launige Liner-Notes zum Album beisteuerte, ähnlicher Meinung ist: „Dieses außergewöhnliche, wohldurchdachte, oftmals fröhliche Album verdient es, als eine von Pauls feinsten musikalischen Leistungen anerkannt zu werden.“ Simon selbst würde (zumindest öffentlich) wohl nie eine so eindeutige Wertung eines sei-

ner eigenen Werke vornehmen, aber er konstatiert immerhin: „Ohne dass ich es eigentlich darauf angelegt hatte, hört sich das Album für mich wie eine Art Rekapitulation von so ziemlich allem an, was ich im Lauf meiner Karriere künstlerisch ausprobiert habe. Und das war ja nicht nur ein ziemlich langer, sondern gerade musikalisch auch ein ziemlich bunter Trip!“

Auf Soundsuche in Kenia Textlich habe sich eine Art geheimes Thema in das Album geschlichen, gesteht der Sohn jüdischer Eltern: „Nachdem ich die ersten fünf oder sechs Songs geschrieben hatte, fiel mir auf, dass in fast allen das Wort Gott vorkam. Dabei ging es in diesen Songs gar nicht um Religion – aber das Wort ‚Gott‘ taucht darin auf. Und es ist eigenartig: Für jemanden, der sich nicht als religiösen Menschen empfindet, findet sich Gott ganz schön oft in meinen Songs. Aber vielleicht liegt das daran, dass ich es vermeide, bei der Arbeit an meinen Platten zu viele Entscheidungen ganz rational zu treffen. Stattdessen lasse ich mich auf mein mysteriöses Unbewusstes ein.“ Ganz bewusst aber hat der Künstler seine musikalische Arbeitsweise der letzten Jahrzehnte für „So Beautiful Or So What“ über Bord geworfen: „Diesmal habe ich bei den Songs zu allererst über die Eheleute und Kollegen: Simon mit Gattin Edie Brickell, die die Rufe der Gnus einfing

Harmonien nachgedacht – und nicht über den Rhythmus, wie ich das in den 25 Jahren seit ‚Graceland‘ immer getan habe. Ich wollte es mal wieder anders machen als die Stücke in Jamsessions nach und nach aus Grooves und Beats zu entwickeln. Das hat dazu geführt, dass ich zum Verfahren meiner ganz frühen Jahre zurückgekehrt bin – nämlich mich mit einer Gitarre in ein ruhiges Zimmer zu setzen und ganz klassisch und konzentriert einen Song zu schreiben.“ Man mag das kaum glauben, angehörts der ansteckenden Grooves, die acht der zehn Songs tragen. Sicher zum Teil auch ein Verdienst von der Bassist Bagiti Kumalo, Gitarrist Vincent Nguini und Akkordeonspieler Tony Cedras, jenen südafrikanischen Musikern, die Paul einst bei den Sessions für „Graceland“ kennenlernte und die noch heute in seiner Band sind. Zum frischen Gesamteindruck tragen auch die unverbrauchten, oft in unkonventioneller Bastelarbeit entstandenen Sounds bei, die der detailversessene Simon in die Tacks einstreute. So hatte Pauls Ehefrau, die Songwriterin Edie Brickell, auf einem Familienurlaub in Kenia mit einem kleinen Digitalrekorder die Schreie von Gnus aufgezeichnet. „Ich fand, dass das ein interessanter Sound war und spielte zu Hause mit der Gitarre über und gegen dieses Geräusch an – daraus entstand die Gitarrenfigur für einen der Songs – und die Rufe der Gnus sind auch noch drin.“ Es gibt eine zentrale Fragestellung, die Simon mit der Arbeit an diesem Longplayer klären wollte und auf die auch der etwas eigenwillige Albumtitel anspielt: „Mit 13 habe ich mich entschieden, Songwriter zu werden. 56 Jahre später kann man da schon mal für sich überprüfen, ob dieser Lebenszweck noch Sinn macht. Lohnt es sich noch, da so viel Energie, Zeit und Herzblut zu investieren? Ist denn das Album als Kunstform überhaupt noch relevant?“ Wer „So Beautiful Or So What“ aufmerksam von Anfang bis Ende gehört hat, dürfte zu einem ähnlichen Schluss kommen wie sein Schöpfer: „Ich möchte mit dieser Arbeit die Kunstform ‚Album‘ einer Generation nahebringen, die längst auf eine ganz andere Art des Musikhörens konditioniert ist. Es ist eine gute Kunstform, wir sollten sie keinesfalls ausrangieren!“ Neu erschienen: „So Beautiful Or So What“ (Hear Music/Concord/Universal)

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Stephan Sulke, in der Schweiz aufgewachsener Sohn Berliner Eltern, hat wieder Freude am Showgeschäft – auf seine leise Art

Charmanter Querulant

Die 90er ließ er ausfallen, pirschte sich zuletzt zurück ins Musikgeschäft. Mit „Enten hätt’ ich züchten sollen“ zieht der Schweizer nun Zwischenbilanz. Von Felix Marondel

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er Mann ist noch etwas müde . Am Vorabend hat er eines der ersten Konzerte seiner Tournee gegeben. Die Schüchternheit, die bei Stephan Sulke mitunter hinter flapsigen Sprüchen durchblitzt, hat ihm dabei nicht im Weg gestanden: „Ich bin durchaus schüchtern, ja, aber auf der Bühne fällt das von mir ab. Da genieße ich die grenzenlose Freiheit, die mir das Soloauftreten gibt – das ist etwas vom Schönsten, was es überhaupt gibt.“ Dass die Konzerte gut besucht sind, freut ihn zusätzlich: Sulke hatte sich lange von der Bühne zurückgezogen und erst in den letzten Jahren wieder zögerlich ins Musikgeschäft zurückgepirscht. „Es gibt Zeiten, in denen die gesellschaftliche Aufnahmefähigkeit für bestimmte künstlerische und geistige Botschaften einfach nicht so da ist – und andere, in denen man eher Gehör findet. Es ging in den 90er ja nicht nur mir so – auch andere aus meiner Generation von Musikern hatten keinen Bock mehr. Nach einiger Zeit bekam ich selber wieder Lust und gleichzeitig auch das Gefühl, dass das Publikum wieder offener ist, dass man sich in Deutschland wieder für die eigene Sprache in der Unterhaltungsmusik interessiert.“ Mit der Aufnahmebzw. Sendefähigkeit und der Sprache ist das aber auch bei Sulke selbst so eine Sa-

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che. Der seit 30 Jahren Verheiratete schreibt auch deshalb häufig Songs wie „Ich liebe dich wie blöde“, „Bist wunderbar“ und „Ich hab dich bloß geliebt“, weil ihm solche Mitteilungen im realen Leben „nicht mit der entsprechenden Wärme und Tiefe“ über die Lippen kommen. „So ein Drei-Minuten-Song ist eine fantastische Plattform, diese Gefühle auszudrücken, weil da ja noch die Musik als zusätzliche Dimension zu Hilfe kommt.“ Dieses Hilfsmittel nutzt der Kosmopolit auf seinem neuen, skurril betitelten Album „Enten hätt’ ich züchten sollen“ souverän. Große Arrangements leistet er sich da nicht nur in „Das muss doch gehen“, einem Duett mit Italiens Chansonstar Milva. Eigenwillig zusammengesetzt aus neuen und neu arrangierten älteren Sulke-Originalen ist das Album wie eine Zwischenbilanz seines Lebens angelegt. Einer der neuen Songs heißt denn auch schlicht „Mein Leben“. Dabei sind die wie stets verschmitzten, mitunter auch leicht querulantischen Texte in ausgefuchst feine Klänge gepackt. „Ich bin ein leidenschaftlicher Europäer“, sagt Sulke, der als junger Musiker eine Zeit lang in den USA tätig war, „und was die europäische Musik seit Bach von allen anderen abhebt, ist ihr ungeheurer Reichtum an Harmonien.“ Entsprechend

begeistert ist der Songwriter, wenn man sich durch manche seiner Stücke an Burt Bacharach erinnert fühlt: „Ein gottbegnadeter Sauhund“, jubelt Sulke dann. „Der pflegt in seiner Musik ein Raffinement bis zum Gehtnichtmehr – und trotzdem ist sie kommerziell, dass es kracht.“ Dass ihn selbst kommerzielle Erfolge nur gelegentlich ereilten, liegt auch an seiner Neigung, immer wieder Auszeiten von der Musik zu nehmen. Sulke hat halt vielfältige Interessen: „Das Leben fährt nicht nur auf einer Eisenbahnlinie.“ In nächster Zeit aber soll die Fahrt bei ihm nur Richtung Musik gehen. Neu erschienen: „Enten hätt’ ich züchten sollen“ (Glor Music/Warner) Die Tournee: Stephan Sulke ist bis 3. Dezem­b er 2011 auf Deutschlandtournee. Genaue Termine unter www.sonomagazin.de

biografisches Stephan Sulke im Zeitraffer In Shanghai geboren, am Genfer See auf­ge­ wachsen. Erste musikalische Gehversuche als Chansonnier in Paris, Ende der 60er Jahre eini­ ge Singles in Nashville. 1976 erste Langspiel­ platte in Deutschland. 1981 größter Hit mit „Uschi mach kein Quatsch“. In den 80er Jahren Gründung einer Firma für Studiotechnik, Autor zweier Bücher („Kekse“, „Liebe gibt’s im Kino“). 1989 Rückzug aus dem Musikgeschäft. Seit 2000 wieder Konzerte und Albenveröffentli­ chungen. 2002 Ausstellung „Bilder und Skulp­ turen von Stephan Sulke“ in Frankfurt.

Foto: Tristan Ladwein

Stephan Sulke


verlosung

backstage-le ktü re

Ulrike Haage

entstammen einer engagierten Streitschrift des 93jährigen Franzosen Stéphane Hessel, der in den Vereinten Nationen sitzt und die UNO-Charta der Menschenrechte mit begründet hat. Sein kleines Pamphlet ist klar, kurz und anregend und spricht aus der Seele eines von den heutigen Ungerechtig­ keiten wahrlich berührten Menschen. Meine neues­ te Lektüre für kurze Reisen zu Konzerten oder als Pause vom Proben.“ Bei dem Buch handelt es sich um Stéphane Hessels „Empört Euch“ (aus dem Französischen von Michael Kogon, Ullstein Buch­ verlage 2011). Ulrike Haage meint: „Gut auch für anregende Diskussionen mit Musikern, Freunden und Familie.“ Die Wahlberline­ rin wurde bekannt als Mitglied der Rainbirds und gibt derzeit mit der Musik aus ihrem drit­ ten Soloalbum „In: Finitum“ Konzerte – Termine unter www.sonomagazin.de

Die Berliner Musikerin Ulrike Haage schrieb uns über das Buch, das sie derzeit am meisten beschäftigt: „‚Wer ist heute nicht empört über die anmaßende egoistische Macht des Geldes, über die Boniban­ ker, die Gewinnmaximierer, die sich keinen Deut um Hörstoff: Ulrike Haage, „In:Finitum“, (Blue Pearls ein gesellschaftliches Gemeinwohl scheren. Noch Music/Indigo) erschien am nie war der Tanz um das Goldene Kalb, ‚Geld, Kon­ 14. Januar kurrenz‘, so entfesselt wie heute.‘ – Diese Sätze Projekt1:Layout 1 29.03.2011 15:49 Uhr Seite 1

„Ich mag keinen Jazz, aber ...!“ Nach dem großen Erfolg der Compilation „Ich mag keine Klassik, aber das gefällt mir“ bringt Sony Classical am 15. April erneut eine von Frankreichs Meistercartoonist Sempé amüsant illustrierte Doppel-CD heraus – diesmal als klingende „Einstiegsdroge“ für Jazz-Skeptiker. Wir verlosen fünf Exemplare dieser tollen Jazz-Doppel-CD! Einfach eine Postkarte mit dem Stichwort „Jazz mit Sempé“ abschicken an: Inmedia, Redaktion SONO, Lucile-Grahn-Str. 37, 81675 München. Einsendeschluss ist der 10. Mai 2011.


„Es ist schwer, in solchen Momenten auf die Bühne zu gehen, aber wir brauchen Unterhaltung. Musik ist gut gegen Angst“

Der berührbare Dauerbrenner

Mit großem Bahnhof wurde in München die neue CD des Altmeisters vorgestellt. Der zeigte sich nicht nur von der Kata­ strophe in Japan bewegt. Von Christian Stolberg

E

s erinnert ein bisschen an jene goldenen Zeiten vor gut zwei Jahrzehnten, als die Plattenindustrie von modernen Plagen wie dem Filesharing noch nichts ahnte und angesichts ständig steigender Absatzzahlen dank der damals neuen CD-Technologie in Spendierlaune war: Im rotsamtenen Plüsch eines Münchner Varietétheaters hat die Firma Sony Music zur Präsentation des … Studioalbums von Udo Jürgens geladen – und nicht nur der Rahmen, auch das Medienecho zeugten vom Ausnahmestatus des EntertainmentGroßmeisters: Das Auditorium ist gut gefüllt mit Abgesandten von Presse und Funk, Fotografen und TV-Kameraleute drängeln sich um die besten Positionen am Bühnenrand. Zum Aufwärmen bekommt der Star von Sony-Music-Chef Edgar Berger erst einmal eine Platintrophäe für 200.000 verkaufte Exemplare seines 2009er „Best-of“-Albums verliehen, dann hat er die Büh-

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ne für sich allein. Jürgens zeigt sich dankbar für das große Interesse an seinem neuen Album, aber auch sichtlich berührt von einem ganz anderen Thema: Seit einigen Tagen beherrschen die Nachrichten aus Japan alle Gespräche, „und das macht mir genauso Angst wie Ihnen vermutlich auch. Es ist schwer, in solchen Momenten auf die Bühne zu gehen, aber wir brauchen Unterhaltung. In solchen Momenten erholen wir uns. Musik ist gut gegen Angst.“ Dem Weitgereisten geht die japanische Tragödie auch deswegen nahe, „weil ich mehrmals dort auf Tournee war, in 80 TV-Sendungen dort aufgetreten bin. Ich kenne also das Land und die Menschen“, und er betont: „Wenn ich geahnt hätte, was da passiert, hätte ich mein Album wohl anders betitelt, schlicht um nicht in den Verdacht der Trittbrettfahrerei zu kommen.“

Sprachkritik und Medienschelte In der Tat wirkt gerade der Titelsong „Der ganz normale Wahnsinn“ mit Zeilen wie „Komm, genießen wir das Leben, denn so kann’s nicht weitergeh’n“ und sogar Querverweisen auf die Bundesliga („auf Schalke wird gezankt“) wie eine Reaktion auf das Tagesgeschehen der Märzwochen 2011, doch die Fans des Routiniers haben das Stück schon im Rahmen seiner letztjährigen Sommerkonzerte kennengelernt. In den folgenden drei Stunden wird Udo Jürgens zunächst einige Stücke des Albums, die mit promotionüblicher Lautstärke vom Band kommen, lässig an einem eigens auf die Bühne gekarrten Schimmelflügel sitzend kommentieren, die eine oder andere Passage mit ein paar perlenden Akkorden begleiten und zwischendrin ein nachdrückliches Bekenntnis zur handgemachten Musik („alle Stücke der Platte sind live im Studio eingespielt“) und zur Sprachverständlichkeit abgeben: „Auch wenn das altmodisch ist – ich lege bei den Aufnahmen meiner Lieder Wert darauf, dass man wirklich jedes Wort versteht.“ Kein Wunder, adressiert der Wahl-Züricher doch in den 13 Songs allerhand aktuelle Themen. Ob Sprachkritik („Alles ist easy“), Medienschelte, soziale Netzwerke, („Du bist durchschaut“), er behandelt aber ebenso wieder Zwischenmenschliches in poetisch leisen Tönen, ob er die Frau

Fotos: Stefan M. Prager

Ud o Jürgens


Ein bißchen live zum Playback: Der Flügel war nicht nur Staffage. Während er die Songs kommentierte, spielte Jürgens auch live zum Band

besingt, „die ich nie traf“, oder seinen Enkeln eine „Gute Reise durch das Leben“ wünscht. Schnell ist auch klar, warum Jürgens das Werk nicht mit einer Soloperformance am Flügel präsentieren kann: Mit seinen aufwendigen Orchester- und Bigband-Arrangements hat der Longplayer einen ausgesprochen großformatigen Zuschnitt. Nach einer Runde TV-Interviews setzt sich der immer noch frisch wirkende Veteran noch zu zwei sogenannten „Roundtable-Gesprächen“ mit der schreibenden Zunft zusammen. Dabei drückt sich der so alterslos Wirkende nicht vor heiklen Bekenntnissen: „Der Verfall macht auch vor mir nicht halt. Es macht ja keinen Sinn, sich jünger zu machen, als man ist“, andererseits distanziert er sich von der resignierten Müdigkeit vieler aus seiner Generation: „Mein Freund Peter Ustinov hat mich, nur so halb im Scherz, immer gewarnt: ‚Halt Dich von den Alten fern!‘ – da saß er längst selbst im Rollstuhl.“ Jürgens aber ist mit seinen 76 Jahren, das macht dieser Nachmittag deutlich, nicht gewillt, sich das Leben resigniert auf Distanz zu halten. Im Gegenteil:

„Je älter ich werde, desto dünnhäutiger werde ich, desto stärker berührt mich, was um mich herum passiert. Und davon will ich dann auch singen – denn auf der Bühne bin ich übrigens angstfrei!“ Fast ein Jahr ist es noch hin, bis Jürgens mit den Songs des neuen Albums auf Tournee geht: Am 1. Februar 2012 hat die Konzertreise in der Berliner „O² World“ Premiere, der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen. Dass ihm die Stücke bis dahin nicht mehr auf den Nägeln brennen, befürchtet Jürgens nicht. „Es ist immer wieder spannend, was mit den Songs in dem Moment passiert, wo man sie erstmals vor Publikum spielt. Es kann sein, dass manche Songs ganz anders ankommen, als ich mir das vorgestellt habe, während ein Mauerblümchen im Laufe der Tournee zu einem echten Gassenhauer werden kann.“ Neu erschienen: „Der ganz normale Wahnsinn“ (Ariola/Sony Music) Die Tournee: Udo Jürgens ist mit Orchester von 1. Februar bis 15. März 2012 auf Deutschlandtournee. Genaue Termine unter www.sonomagazin.de


Das nachdenkliche „Niemohls“ entstand nach dem Rücktritt von Horst Köhler, den Sie durch seine Arbeit für Afrika kennen lernten. Was gefiel Ihnen am Ex-Bundespräsidenten?

Horst Köhler war ein unglaublich engagierter, offener und streitbarer Bundespräsident. Das Wort, das ihn am besten charakterisiert, ist Anstand. So habe ich ihn bei den Reisen, die wir zusammen gemacht haben, erlebt. Mir ist der Umgang mit Köhler gegen Ende seiner Amtszeit sehr nahe gegangen. Mich dazu zu kriegen, politikverdrossen zu werden, ist echt ein Kunststück. Aber ich war kurz davor. Kein Fall für Jugendwahn: Niedecken (Mitte) mit BAP

In Ihrer Autobiografie erzählen Sie von Begegnungen mit Dylan, Springsteen und den Ramones. Gibt es eine Verbindung zwischen den Punks aus New York und BAP?

Ein Freund brachte damals deren erstes Album aus New York mit. Diese Musik war irre, klang so wie unsere ersten Beatbands Ende der 60er. Viele Jahre später, meine Söhne waren inzwischen selbst Ramones-Fans, gingen wir zusammen zum Konzert. Ich bat den Tourmanager um ein Autogramm. Das kriegte Joey mit, und so kam es, dass die Ramones für ein Foto mit meinen Jungs posierten.

BAP

„Meine Helden altern in …“ Die Kölschrocker feiern in diesem Jahr ihr 35jähriges Bestehen – und Chef Wolfgang Niedecken wurde am 30. März 60. Zeit für ein neues Album und die Autobiografie des Sängers. Interview: Olaf Neumann

Rock’n’Roll und Älterwerden – wie geht das zusammen?

Natürlich merke ich, dass die Einschläge immer näher kommen: furchtbare Krankheiten im Bekanntenkreis, Todesfälle in der eigenen Generation. Ich lasse mich nicht vom Jugendwahn der Branche in die Knie zwingen. Wer mich nicht mit grauen Haaren haben will, soll sich einen anderen suchen. (lacht) Meine Helden altern alle in Würde. Neu erschienen: „Halv su wild“ (EMI), Wolfgang Niedecken „Für ’ne Moment: Autobiographie“ (Hoffmann und Campe)

Man kann bestimmt etwas lernen, wenn man sich mal in anderen Terrains umguckt. Aber eine Band wie BAP sollte auf dem aufbauen, was sie in all den Jahren gelernt hat. Beim Album „Aff un zo“ hatten wir über Wim Wenders Kontakt zu Daniel Lanois. Der war gerade mit U2 beschäftigt, gab uns aber den Tipp, auf unserem Album nicht zu viele Richtungen einzuschlagen. Ich fand es klasse, dass der Meister sich unsere Sachen einmal

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anhört. Aber heute brauchen wir einen wie Daniel Lanois gar nicht mehr. „Et Levve ess en Autobahn“ ist ein Song über das Unterwegssein. Wer sich on the road begibt, den umweht der Hauch der Rebellion. Ist Ihr Leben ein Gegenentwurf zur bürger­ lichen Sesshaftigkeit?

In diesem Song ist auch vom Königsweg die Rede. Diesen zu erreichen in einem Leben zwischen Familie und Rockmusik, ist schon ein ziemlicher Spagat. Das überlegt man sich nicht vorher. Für so was gibt es beim Arbeitsamt keine Formulare.

i n n e na n s i c h t e n Niedecken über BAP und sich selbst Viele Bap-Fans werden staunen, wenn sie Wolfgang Niedeckens Autobiografie „Für ’ne Moment“ (Hoffman & Campe) lesen – denn auf den ersten über 100 Seiten ist es eher der Maler als der Rockmusiker Niedecken, der sich da offenbart. Und was sie über das Innenleben der Band erfahren, dürfte manche Illusion platzen lassen. Und genau deshalb sind die 528 Seiten spannend: weil der Mann sich um Erwartungen nicht schert. (FMA)

Fotos: Gaudenz Danuser, Jim Rakete, Ben Wolf

Produzent des 17. BAP-Studioalbums ist wieder Wolfgang Stach, ein Spezialist für harte Rockproduktionen. Bei vielen erfolgreichen deutschen Bands ist es in Mode, sich einen Starproduzenten aus Übersee einfliegen zu lassen. Wäre das für BAP auch denkbar?


neue gesichter

Emma 6

Sie haben einen echten Helden als Freund [Pop] Sie kommen aus einer Kleinstadt namens Heinsberg, und nimmt man den Titel, den sie ihrem ersten Album gegeben haben, als Maßstab, haben sie ziemlich große Träume: „Soundtrack für dieses Jahr“ heißt der Erstling – klingt ganz schön vollmundig. Doch die Brüder Peter und Henrik Trevisan und ihr bester Freund Dominik Republik, die seit 2006 zusammen Musik machen und sich Emma 6 nennen, müssen etwas auf der Pfanne haben. Sonst hätten sie nicht solch profilierte und geschmackssichere Förderer: Mark Tavassol, seines Zeichens Bassist bei Wir sind Helden, und der Songwriter Robin Grubert (u. a. verantwortlich für Keri Hilsons

„I Like“) machen sich für das Trio aus NRW stark. Tavassol holte Emma 6 letztes Jahr sogar als Vorband für die Tournee von WSH, eine Feuertaufe, die die drei Twens glänzend bestanden. Und in der Tat, hört man ihre Songs, versteht man die Begeisterung der Herren Tavassol und Grubert durchaus: Das ist zeitgemäßer Pop mit feinen Melodien und Texten, die in wenigen Worten viel Lebensgefühl auf den Punkt bringen. Der auf den Errungenschaften der viel beschriebenen Generation von 2005 (Wir sind Helden, Virginia Jetzt u. a.) aufbaut und dabei ein eigenes Aroma entwickelt. Ihre erste Single „Paradiso“ schwirrt schon fleißig durch den Äther. Könnte gut sein, dass die drei Freunde mit ihren Liedern tatsächlich bei einer ganzen Menge Leute ein Plätzchen im Soundtrack für das Jahr 2011 finden. F. Ma.

Dejan Lazic´

Interpret mit Schöpfergeist [Klassik] Mit seiner Bearbeitung des Violinkonzerts von Brahms für Klavier und Orchester machte Dejan Lazic´ im vergangenen Jahr international auf sich aufmerksam. Nun sorgt der 34jährige Kroate, der als 12jähriger nach Salzburg zog, um dort zu studieren, erneut für Furore: Auf einer Australientournee hat er mit dem Australian Chamber Orchestra unter Richard Tognatti Beethovens „Klavierkonzert Nr. 4 in G-Dur“ live eingespielt – und dabei eine große Stärke genutzt: Lazic´ ist auch Komponist und kann deshalb mit besonders stimmigen Kadenzen glänzen. R. Gu. Dejan Lazic „Beethoven Piano Concerto No. 4“ (Channel Classics/Harmonia Mundi)

Emma 6 „Soundtrack für dieses Jahr“ (Island/Universal)

Katharine Mehrling

Mit Rolf Kühn durch die Nacht [Jazz/Chanson] Da haben sich zwei ganz spezielle Nachtexistenzen gefunden: Katharine Mehrling , Berliner Schauspielstar mit halbverdrängtem musikalischem Vorleben, und Rolf Kühn, deutscher Jazzklarinettist von (hierzulande nie richtig registriertem) Weltrang. Zusammen haben sie mit „Am Rande der Nacht“ ein Album eingespielt, das lässigen Swing, chansoneske Textintelligenz und emotionale Melodien auf das Eleganteste verbindet. „Rolfs Arrangements und sein Spiel sind ein Riesengeschenk für mich“, gesteht Mehrling, der die Musik im Wortsinne in die Wiege gelegt wurde: Ihre Mutter Margarete Mehrling war schon Chansonsängerin, ihre Eltern betrieben eine Musikkneipe. „Mein Zimmer lag direkt darüber – ich schlief als Kind allabendlich mit der Musik von unten ein.“ Raoul Gulbenkian Katharine Mehrling „Am Rande der Nacht“ (Monopol Rec.)

Im Theater ist Katharine Mehrling genauso zuhause wie in Musikkneipen

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neue heimatkl änge

Mit Laptop und Lederhose

Im Süden der Republik blüht eine neue Lust an der regionalen Identität wieder auf, die nach dem Kino längst auch die Musik erreicht hat. Und für einen ausgesprochen vielfältigen Umgang mit dem heimischen Erbe sorgt. Von Felix Marondel

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I

m Spätsommer 2006 trauten viele Kinobetreiber ihren Augen nicht: Da lief eine sperrig betitelte LowBudget-Filmkomödie eines bis dato weitgehend unbekannten Nachwuchsregisseurs in ihren Filmtheatern an, in der SaureGurken-Zeit für Kinos, wenn die Verleihfirmen wegen des heißen Wetters ihre potenziellen Blockbuster noch zurückhalten. Das kleine Filmchen, dem viele nur eine Laufzeit von gerade mal ein, zwei Wochen zugetraut hatten, erweis sich als ungeahnter Renner – am Ende hatte „Wer früher stirbt, ist länger tot“ des damals 33jährigen Marcus H. Rosenmüller 1,8 Millionen Be-

„Warum auch soll bayerische Musik immer nur Bierzelte füllen und nicht die Clubs?“ Stefan Dettl

Foto: Sandra Stein

sucher in die Lichtspielhäuser gelockt- Quer durch die Republik und damit auch in Gegenden, wo viele Zuschauer eigentlich noch hochdeutsche Untertitel gebraucht hätten, um alle Dialoge des Films zu verstehen. Denn Rosenmüllers moderne Lausbubengeschichte ist nicht nur in

La Brass Banda (l.) sind die erfolgreichste und auch eine der vielseitigsten Bands, die mit neuen Heimatklängen jonglieren. Ihr Trompeter Stefan Dettl kümmert sich auch als Herausgeber der neuen Zeitschrift „MUH“ um bayerisches Lebensgefühl

Oberbayern angesiedelt, sie wird auch auf Bayerisch gespielt. Ähnlich ging es ziemlich genau ein Jahr später der Sängerin und Songwriterin Claudia Koreck, nachdem der Radiosender „Bayern 3“ ihre erste Single „Fliagn“ (auf Hochdeutsch: „Fliegen“) vorgestellt bekam und sich entschied, das Stück in die „heavy Rotation“ zu nehmen. Der Sender bekam umgehend ein begeistertes Feedback seiner Hörer. Am 17. August 2007 kam Korecks erstes Album in die Läden, das ebenfalls den Titel „Fliagn“ trägt. Es wurde in Bayern damals das meistverkaufte Album. Deutschlandweit war es immerhin noch so erfolgreich, dass für Platz 15 in den Charts reichte. Im Süden waren sämtliche Konzerte der blonden Traunsteinerin monatelang ausverkauft, doch auch jenseits des WeißwurstÄquators fanden Korecks Auftritte ihr Publikum: „Die Musik spricht eben ihre eigene Sprache. In München verstehen auch nicht alle Konzertbesucher meine Texte. Es gibt schließlich unzählige bayrische Dialekte“, erklärt die 24jährige sich den grenzüberschreitenden Anklang . Inzwischen ist klar: Die Starterfolge von Rosenmüller und Koreck waren keine Eintagsfliegen, sowohl der Regisseur als auch die Musikerin haben sich seitdem in ihrer jeweiligen Profession gut etablieren können (Claudia Korecks drittes Album

„Menschsein“ erscheint am 6. Mai – mehr dazu im nächsten SONO). Vor allem aber: Sie sind keine Einzelfälle. Besonders in süddeutschen Plattenläden, Konzertbühnen und Clubs sind Acts, die in ihrer Musik oder ihren Texten einen Bezug zu ihrer regionalen Herkunft erkennen lassen, gefragt wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

La Brass Banda brachten ihre Musik bis nach Simbabwe Am spektakulärsten ist dabei in mancherlei Hinsicht der Erfolg von La Brass Banda: Die Musik der fünf zum Teil klassisch Konservatoriums-geschulten Musiker vom Chiemsee wird von Kritikern wahlweise als „Bayerischer Gypsy Brass“, „Balkan Funk Brass“ oder auch „Alpen Jazz Techno“ klassifiziert. Die 2007 gegründete Band selbst macht

Die Nette vom Land: Publikumsliebling Claudia Koreck meldet sich aus der Babypause zurück

sich keine dieser Beschreibungen zu eigen. Sie lässt verlauten: „Unser Sound ist das logische Ergebnis des Zusammentreffens fünf junger Musiker, mit allesamt bayrischer Herkunft, und doch komplett unterschiedlicher Prägung. So klingt eben eine Band, deren Mitglieder ihre Wurzeln nicht verleugnen, und dennoch immer Augen und Ohren offen halten für Neues. Warum soll bayerische Musik auch immer nur Bierzelte füllen und nicht die Clubs?“ Ihre Alben und „Habediehre“ (2008) und „Übersee“ (benannt nach dem Heimatort einiger Mitglieder, 2009) platzierten sich beide in den deutschen »

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Albumcharts, Tourneen führten sie inzwischen bis nach Nowosibirsk und Simbabwe. Marcus H. Rosenmüller hat die Reisen der Band inzwischen in einem sehenswerten Dokumentarfilm („HabediEhre Übersee“) festgehalten – ebenso wie eines ihrer ausverkauften Konzerte im Münchner „Circus Krone“. La Brass Banda sind inzwischen so gefragt, dass sie sich Ende des vergangenen Jahres bewusst eine Pause verordneten, um unter dem Druck des Erfolges nicht den Spaß an der Sache zu verlieren. Der nimmermüde Trompeter von La Brass Banda, Stefan Dettl, nutzte die freien Stellen im Ter-

H ö rt i p p s Jüngere und ältere Lichtblicke baye­rischer Popmusik La Brass Banda „Übersee“ (Trikont/Indigo) Claudia Koreck „Fliagn“ (Ariola/Sony Music) Haindling „Stilles Potpourri – das Beste“ (Polydor/Universal) Martin Rastinger „Live im Fraun­hofer“ (R’N’D/RTD) Zweckinger „Münchner Grant“ (R’n’D/RTD)

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Die Protagonisten in „Wer früher stirbt, ist länger tot“ (o.) erfüllen Seppl-Klischees genau so wenig wie ihr Schöpfer Marcus Hausham Rosenmüller

minkalender, um sein erstes Soloalbum „Rockstar“ einzuspielen, das im Januar erschien und prompt ebenfalls in die Charts kam (siehe auch SONO 1/2011). Ab Juni sind La Brass Banda wieder zusammen unterwegs und zum Jahresausklang plant das Quintett gar ein ganz großes Ding: Für den 4. Dezember haben die Burschen vom Chiemsee die Münchner Olympiahalle reserviert!

Heimatklischees sind nicht gefragt Claudia Koreck und La Brass Banda sind aber eben keine Ausnahmen, sondern nur besonders erfolgreiche und stilistisch ausgesprochen unterschiedliche Beispiele für ein größeres Phänomen: Ganz offenkundig entdecken Fans nicht nur in Bayern den Reiz des Regionalen wieder, plumpe und vor allem klischeehafte Heimattümelei ist dabei keineswegs gefragt. So wie schon

„Wer früher stirbt, ist länger tot“ Heimatfilmklischees bestenfalls ironisch aufgriff, aber ansonsten eine ganz heutige Ausdrucksform fand, so packt Claudia Koreck ihre bayerischen Texte in

Zweckinger (l.o.) erholen sich vom Rocken, Martin Rastinger reimt hintersinnig, Haindling weiß Bescheid, Schee Daneem spielen auf

Foto: M. Nordiek

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einen eher angloamerikanischen Popsound (das Arrangement des Hitsongs „Fliagn“ hätte auch zu Seal gepasst). Und La Brass Banda finden die Zutaten für ihre Musik ohnehin auf der ganzen Welt. Genauso lassen sich auch all die anderen Künstler, die entweder mit Mundart oder Elementen bayerischer Volksmusik experimentieren, sich nicht auf irgendwelche Regeln festlegen – ob sie sich nun Zweckinger, Easy Roider, Zipfelhaum Bande oder Schee Daneem nennen. Ob sie nun HipHop mit bayerischen Rhymes versehen, moderne Elektronikklänge am Laptop mit Blasmusik kombinieren, den Blues vom Mississippi an die Isar holen oder hintersinnige Poesie pflegen wie der Münchner Liedermacher Martin Rastinger. Natürlich hat das alles seine Vorläufer: Schon in den 70er Jahren blühte in Bayern und Baden-Württemberg eine zeitlang der sogenannte „Mundartrock“, dessen besonders zähe Vertreter (wie etwa die politisch engagierten Sparifankal) auch heute noch irgendwie mitmischen. Große kommerzielle Erfolge waren den damaligen Mundartrockern aber


„ H a rt & z a rt “ Die Compilations der „MundArtAgeh“ Die mit Anspielungen auf berühmte Rockplattencover originell gestalteten Compilations der „MundArtAgeh“ sind prall gefüllte, klingende Kompendien neuer „Volksmusik“. Die Musik auf “ Hart & Zart“ wechselt von Bayern-Trance zu flottem Ska, von Lagerfeuergitarrenromantik zu heftigem Glamrock, von erdigem Chicagoblues zu deftigem Postpunk, das Niveau ist dabei so unterschiedlich wie die Stilistiken – und dabei sind alle Texte auf Bayerisch. Nicht alles ist Gold, was hier glänzt, doch bieten die Sampler eine informative Reise durch ein musikalisches Bayern fernab von Musikantenstadl und Volksdümmelei. Wer sich also einen Überblick über den Stand der Dinge zeitgenössischen Musikschaffens in Bayern gönnen möchte, ist hier gut aufgehoben!

dauerhaft erfolgreiche) Niederbayer Hans-Jürgen Buchner alias Haindling dar. Heute aber ist der Umgang mit heimatlichen Sprach- wie Musikklängen im Süden der Republik für die jüngere Musikergeneration so vielfältig und selbstverständlich geworden, wie er es nie zuvor war. Ganz systematisch wird die Pflege des Phänomens von der

Neu: Claudia Koreck „Menschsein“ (RCA/Sony Music) erscheint am 6. Mai Konzerte: La Brass Banda sind ab 15.6. bis 4.12.2011 unterwegs, Claudia Koreck tritt von 14.5 bis 5.11.2011 auf – genaue Termine unter www.sonomagazin.de

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CD 88697 81248 2

„In München verstehen auch nicht alle Konzertbesucher meine Texte“ Claudia Koreck

„MundArt- Ageh e.V. “ betrieben. Dieser seit August 2003 existierende Verein mit Sitz in Regensburg hat es sich zur Aufgabe gemacht, „Musikgruppen und Solokünstler, die sich vor wiegend der bayrischen Mundart bedienen, zusammen zu bringen und gemeinsame Strategien zur Förderung und Verbreitung von Mundart in der zeitgenössischen Popularkultur zu entwickeln“ – offenkundig mit Erfolg. Vor allem die Compilationreihe „Hart & Zart“, die die Regensburger herausbringen, gilt in der Szene als vorbildlich (siehe Kasten). Live ist die „neue Bayerische Welle“ längst ein Selbstläufer, einzelne Clubs wie etwa der „Hinterhalt“ in Geretsried bestreiten inzwischen gar einen Großteil ihres Programms mit diesen andersgearteten Heimatklängen.

Überall im Handel erhältlich

Foto: Gerald von Foris

nicht beschieden – die fuhren seinerzeit auch in Bayern eher ihre österreichischen Kollegen Ambros, Fendrich oder Danzer ein. Eine Art Bindeglied zwischen der alten und der neuen Generation stellt dabei der liebenswerte (und auf seinen verschlungenen Wegen erstaunlich

www.udojuergens.de

www.ariola.de

www.sonymusic.de


Mike & The Mechanic s

„Songs schreiben ist wie eine Droge für mich“ Genesis-Gitarrist Michael Rutherfords erfolgreiche „Zweitband“ schien nach dem Tod des Sängers Paul Young im Jahr 2000 nach und nach wegzudämmern. Jetzt lebt sie neu besetzt wieder auf. Interview: Christian Stolberg

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eues Leben mit einer neuen Mannschaftsaufstellung für Mike & The Mechanics – und wieder mit zwei Sängern – war das eigentlich von Anfang an eine der Konstruktionsideen für diese Band, dass sie stets zwei Vokalisten haben sollte?

Nein, das ergab sich seinerzeit eigentlich eher durch Zufall – Paul Carrack hatte ich zunächst in die Band geholt, weil er ja auch ein exzellenter Keyboarder ist. Und als dann die ersten Songs für die Band geschrieben waren, stellte sich heraus, dass er mit seinem speziellen Gesangsstil für manche meiner Melodien einfach ideal war. So kam es, dass die Konstellation mit den beiden singenden Pauls zu einem Markenzeichen von Mike & The Mechanics wurde. Jetzt ist also mit Andrew Roachford wieder ein prominenter Sänger mit einem souligen Timbre mit im Team. Haben Sie ihn bewusst für den Carrack-Part „gecastet“?

Nein, auch das hat sich, wie so vieles in meinem Leben, schlicht glücklich gefügt. Ich kenne Andrew zwar schon lange, aber es war mein Koproduzent …, der mir vorschlug, doch mal mit ihm zusammen Songs zu schreiben. Und das lief dann so gut, dass wir beschlossen, dass er bei Mike & The Mechanics einsteigen soll. Aber es gefällt mir in der Tat, dass wir durch ihn wieder dieses R&B-Element in unserem Sound haben. Der Dritte im Bunde, der Schauspieler Tim Howar, hat wesentlich weniger Erfahrung im Musikgeschäft als Andrew und Sie!

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Michael Rutherford (r.) hat mit Tim Howar (l.) und Andrew Roachford neue starke Stimmen für seine Songs

Schon – aber dafür ist er ein sehr erfahrener Bühnenmensch – und ich verspreche Ihnen, dass er eine ganz neue Energie in unsere Liveshows bringen wird! Wollten Sie Mike & the Mechanics nach dem Tod von Paul Young im Jahr 2000 eigentlich begraben, oder war für Sie immer klar, dass es mit der Gruppe weitergeht?

Bei der Probenarbeit: Die neuen Sänger bilden ein ähnliches Gespann wie einst die beiden Pauls Carrack und Young

Nein, klar war mir damals eigentlich gar nichts. Außer dass diese spezielle Kombination aus meinen Kompositionen und den Stimmen der beiden Pauls nicht so leicht zu ersetzen sein würde. Das sah auch Paul Carrack so und orientierte sich neu. Aber Songs zu schreiben ist wie eine Droge für mich – und deshalb bin ich sehr glücklich, jetzt wieder ein fantastisches Sängergespann für meine Songs gefunden zu haben, und einen guten Songwritingpartner obendrein! Wie muss man sich das Arbeiten in diesen Songwritingpartnerschaften eigentlich vorstellen – sitzen Sie wirklich in einem Raum zusammen, oder schicken Sie einfach Files hin und her?


Also in der Hinsicht bin ich noch ganz analog! (lacht). Ich muss das schon mit dem jeweiligen Partner zusammen vor Ort machen. Ich habe in meinem Haus einen speziellen Writing Room – da findet das meistens statt. Wobei ich in der Regel vorarbeite, schon ein paar Harmonien, einen Groove oder auch ein paar Textzeilen aushecke – die benutzen wir dann als Startpunkt. Haben Sie eigentlich immer einen Masterplan in der Tasche, wenn es an die Arbeit an einem neuen Album geht?

Mal mehr, mal weniger – diesmal so gut wie gar nicht. Denn wir mussten ja in der neuen Personalkonstellation erst einmal rausfinden, wie wir jetzt zusammen klingen, unsere gemeinsame Chemie entwickeln.

ALISON KRAUSS & UNION STATION DAS NEUE ALBUM

paper airplane

Gibt es Stücke auf dem neuen Album, die Sie als Eckpunkte für das Werk bezeichnen würden?

Ja, die ersten drei Songs! Das waren auch die ersten, die fertig waren. Also der Titelsong „The Road“, „Reach Out (Touch The Sun)“ und „Try To Save Me“ – die haben gleich so eine sommerliche Atmosphäre für das ganze Album gesetzt. Richtige „Feel-Good-Songs“. Mike & The Mechanics werden wieder auf Tournee gehen und dabei in diesem Sommer auch nach Deutschland kommen. Was können Sie über die Liveshow schon verraten?

Na ja, es ist natürlich eine kleinere Produktion, als es die Leute von Genesis her gewohnt sind. Aber ich finde das sehr angenehm, es macht einen auf der Bühne viel flexibler, weil man nicht auf irgendwelchen Licht- oder Technikkram Rücksicht nehmen muss, sondern musikalisch alles machen kann, wozu man Lust hat. Apropos Genesis: wie sieht es da denn jetzt nach Phil Collins’ Teilrückzug aufs Altenteil aus?

d i e n eu e n Roachford und Howar Der 46jährige Andrew Roachford (l.), in London geborener Sohn westindischer Eltern, hatte mit seiner Band Roachford seit 1988 internationale Hits wie „Cuddly Toy“ und „The Way I Feel“. Sein Markenzeichen: die Kombination von Soul und Rock. Der Kanadier Tim Howar (41) kam vor zehn Jahren nach Großbritannien, wo er die Band Vantramp gründete. Er ist aber vor allem als Schauspieler am Broadway undin den Theatern des Londoner West bekannt geworden.

Ach, ich glaube, Phil sieht das im Moment ein bisschen arg dramatisch mit seinen zugegebenermaßen sehr unangenehmen Gesundheitsproblemen. Ich hab ihm gesagt, dass er Geduld haben muss, weil in unserem Alter jegliche Wehwehchen eben dreimal länger zum Ausheilen brauchen als früher – ich weiß das aus eigener Erfahrung. Aber ich bin überzeugt, dass ihn sein Privatsdasein nicht ausfüllen wird. Ich habe ihn zuletzt vor Weihnachten gesehen, als wir bei ihm in der Nähe in Montreux zusammen ein Wohltätigkeitskonzert miteinander gegeben haben – und wie ein Rentner hat er da nun wirklich nicht auf mich gewirkt! Neu erschienen: Mike & The Mechanics „The Road“ (Sony Music) erscheint am 8. April Die Tournee: Mike & The Mechanics sind von 1. bis 9. Juni 2011 auf Deutschlandtournee – genaue Termine unter www.sonomagazin.de

00116 6106652

Obwohl noch jung, ist Krauss bereits 26-fache Grammygewinnerin! Mit ihrem neuesten Album „Paper Airplane“ könnte sie diese Zahl erhöhen. Aufgenommen wurden hier 11 oftmals wehmütige Songs von asketischer Schönheit – darunter zwei fantastische Coverversionen von Jackson Brownes “My Opening Farewell” und Richard Thompsons “Dimming Of The Day”. Es wird amerikanische Rootsmusik mit Country, Rock und Pop verschmolzen. (Ab 22.4. im Handel)

www.alison-krauss.de 19


Die Sono -liste

Was Sie schon immer über Musik sehen wollten, aber nicht zu hoffen wagten … Hier sind 12 unkonventionelle Filme über Musik, ihre Macher, ihre Hörer.

Illustration: Fornfest

Von Hermann Barth

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1. „Step Across The Border“

4. „32 Short Films About Glenn Gould“

Dieser Titel ist Programm: er gilt für den „New Generation“Musiker Fred Frith und für die Filmemacher Nicolas Humbert und Werner Penzel, die ihn auf seinen ausgedehnten Konzerttourneen durch die Welt begleiten, immer und überall auf der Suche nach neuen Klängen, noch reicherem Ausdruck, lustvollem Spiel und Entgrenzung. „A celluloid improvisation“ nennen sie selbst diese meisterhaft groovende Bild/Ton-Komposition. (Winter & Winter, 2003)

Eine Hommage an Glenn Gould – inspiriert von J. S. Bachs „Goldberg Variationen“. 32 kurze Filme, mal mit dem kanadischen Schauspieler Colm Feore, mal Interviews, mal Animationen erzählen von Leben und Werk des genialen Pianisten. François Girards glücklich gelungener Versuch, eine komplexe Persönlichkeit zu fassen: seine Hypochondrie, seine Selbststilisierung, seinen Perfektionismus am Klavier. Schließlich die Voyager, die Bachs Musik, gespielt von Gould, in ferne Galaxien trägt. (Sony Pictures, 2001)

2. „Chronik der Anna Magdalena Bach“ Johann Sebastian Bach, ein ganzes Leben, in nüchternen Worten geschildert von seiner Frau, erschlossen aus Briefen, erkennbar im Werk. Das Haus, die Familie, die Arbeit, eine große Liebe, Gott und den Menschen zum Wohlgefallen. Protestantisch. Barock. 10 Jahre lang haben die Filmemacher Jean-Marie Straub und Danièle Huillet recherchiert. Ein Leben bestreiten mit Musik: der radikalste Film zum Thema. 1968. Am Pult: Nikolaus Harnoncourt (New Wave Films, 2009)

3. „Heimatklänge“ Zu sich finden, bei sich sein – welches Instrument wäre dafür besser geeignet als die eigene Stimme? Der Baseler Stimmkünstler Christian Zehnder, der Appenzeller Jodler Noldi Alder und die amerikanisch-schweizerische Performance-Musikantin Erika Stucky machen es hier beispielhaft und aufregend vor. Hier tümelt nichts! Jodeln, Singen, Juchzen – Lust, Freude, Zorn, Bergler-Blues, intensive Welterfahrung. Stefan Schwietert heißt der Regisseur des Films. (Indigo, 2007)

5. „flüstern + SCHREIEN – ein Rockreport“ Mainstream-Rock und Underground, Punk und Neue Deutsche Welle, das Lebensgefühl Jugendlicher in der DDR, mit brav-gesittetem Zuhören und Pogo-Tanzen am Ostseestrand. Mit „Silly“, mit „Sandow“, „Feeling B“, „Chicoree“ und „Die Zöllner“ – staatlich geduldet. Gedreht auf 35-Millimeter-Film, im Sommer 1987, vom DEFA-Studio für Dokumentarfilme. Am Rande Gespräche über Eltern, Punks und Skins, über Frust, Hoffnung und Ideale. (Icestorm Entertainment, 2002)

6. „Note By Note – The Making Of Steinway L1037” Die Handwerker bei Steinway sind wahre Meister des klassischen Instrumentenbaus. Unglaubliche zwölf Monate dauert es, bis ein neuer Nobelflügel die Fabrik im New Yorker Stadtteil Queens verlässt. Jedes der berühmten Instrumente ist unverwechselbar, mit einem ganz eigenen Klang ausgestattet. Weltklassemusiker wie Hélène Grimaud, Pierre-Laurent Aimard, Lang Lang, Hank Jones

und Kenny Barron probieren es aus. (Indigo, 2007)

7. „Blue Note – A Story Of Modern Jazz“ Alfred Lion und Francis Wolff emigrierten in den 1930er Jahren aus Berlin nach New York und gründeten das Label „Blue Note Records“ . Albert Ammons, Sidney Bechet, Herbie Hancock, Bud Powell, Sonny Rollins, John Coltrane, Miles Davis, Thelonius Monk, Art Blakey … die Liste der (später) großen Namen ist endlos. Design, Sound, Auswahl – die Platten von Lion und Wolff wurden legendär! Julian Benedikt hat ihnen 1997 diesen swingenden Film gewidmet. (Naxos, 1997)

8. „Metallica – Some Kind Of Monster“ Nicht ahnend, was da auf sie zukam, wollten Joe Berlinger und Bruce Sinofsky die Heavy-Metal-Band bei der Entstehung ihres Albums „St. Anger“ filmisch begleiten. Dann wurden es 700 Tage und 1.200 Stunden Material. Vermeintlich harte Jungs, die sich einer Therapie unterziehen müssen, um überhaupt weiter Musik machen zu können. Wasser statt Bier, Family statt Groupies, Disziplin statt Exzess. Ein Kraftakt – und ein ungewöhnliches Bandporträt. (Paramount Home Entertainment 2005)

Aufstieg, Erfolg, das Auftrittsverbot für die „Nicht-Arier“ 1934, getrennte Wege. Eine Komposition für zwölf Stimmen. Epochal. (ARD Video 2004)

10. „Il Bacio di Tosca“ In einem Mailänder Altersheim leben alte Primadonnen, Chorsänger, Orchestermusiker. Daniel Schmid gönnt ihnen kleine Auftritte, lässt sie erzählen, singen, musizieren, mit brüchigen Stimmen, großer Geste, ungebrochener Leidenschaft. Der Korridor im Heim wird Bühne, Welttheater. Eine zärtliche Liebeserklärung an alte Künstler und die Oper. (EMI Music, 2004)

11. „Alan Lomax – The Song Hunter“ Alan Lomax, unermüdlicher Musik- und Folkloreforscher, reiste durch die Welt und zeichnete alles auf, was zu verschwinden drohte. Auf seinen „recording trips“ sammelte er Lieder in den alten Sklavenstaaten, in Lateinamerika, in Europa, entdeckte Woody Guthrie, Pete Seeger, Muddy Waters und Mississippi Fred McDowell, beeinflusste Rock und Weltmusik. Rogier Kappers folgte 2001 seinen Reiserouten und besuchte den 86jährigen zu Haus. (Salzgeber, 2004)

12. „196 bpm“ 9. „Comedian Harmonists – Sechs Lebensläufe“ Das berühmte A-Capella-Ensemble, bestehend aus Bassist Robert Biberti, Bariton Roman Cykowski, den Tenören Ari Leschnikoff und Erich Collin, Pianist Erwin Bootz und Gründer Harry Frommermann. 1976 ließ Eberhard Fechner die noch lebenden Mitglieder der Gruppe, Witwen und Ehefrauen erzählen. Über

Das Wochenende der Love Parade, 2002, in Berlin. „Intro“: Ein Raver tanzt vor einem Club (dem „Linientreu“ am Zoo). „Gabba“, das meint Hardcore-Techno mit 196 beats per minute und die Leute, die drauf stehen. „Hell at Work“: Montag, frühmorgens. Der Münchner Star-DJ Hell, eine Stunde lang bei der Arbeit im WMF Club. Drei Einstellungen. Ein pures Dokument. Von Romuald Karmakar. (absolut Medien, 2002)

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Emmylou Harris

„Der Begriff ‚Ikone‘ kommt mir seltsam vor“ Sie ist die Königin des liberalen Teils der Countryszene, erreicht Millionen Hörer auch über die Grenzen des Genres hinaus. Ein Gespräch über Musik, das Leben und Gram Parsons. Interview Steffen Rüth

Handelt das sehr positiv klingende „Home Sweet Home“ von ihrem eigenen Zuhause?

Nein, das Stück beschäftigt sich mit der Situation der Obdachlosen bei uns in Nashville. Mit einigen Freunden etabliere ich gerade ein Tierheim, in dem überwiegend Obdachlose arbeiten sollen. Die Idee ist, sowohl Mensch als auch Tier ein Dach über dem Kopf zu geben. Diese Arbeit ist ein großer Teil meines anderen Lebens, meines Lebens jenseits der Musik. In meinem Haus habe ich außerdem eine Hundepension, die liegt mir sehr am Herzen. Ich pflege alte und ausgesetzte Hunde, die sonst eingeschläfert worden wären. Wohnen Sie auf einer Farm? Nein, das Anwesen ist nicht riesig und liegt mitten in der Stadt. Ich lebe zusammen mit meiner Mutter und meinem Bruder. Eine

E

mmylou Harris sitzt auf einem Sofa im Berliner Nobelhotel „Regent“, trinkt Tee und macht nicht den Eindruck, als könnte sie an diesem Tag irgendetwas aus der Ruhe bringen. Nach einer Karriere, die vier Jahrzehnte umspannt und mehr als 25 Studioalben, zwölf Grammys und rund 15 Millionen verkaufte Tonträger eingebracht hat, ist das vermutlich auch so. Ihr neues Werk heißt „Hard Bargain“ und bietet gediegene Kost zwischen Rock, Country und Sin­ger/Songwritertum.

Emmylou, aus welcher Motivation heraus ist „Hard Bargain“ entstanden?

Aus einer ziemlich profanen. Ich stehe ja bei einer Plattenfirma unter Vertrag, und die hat es gern, wenn man alle zwei, drei Jahre ein neues Album abliefert. Ich wusste, ich will dieses Mal wieder verstärkt eigene Songs dabei haben, ich schrieb ja zuvor schon eine Weile nichts Eigenes mehr. Am Ende habe ich dann einige Coversongs aufgenommen, darunter das Titelstück, das im Original von dem wundervollen Ron Sexsmith stammt, aber der Großteil ist von mir.

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Emmylou Harris blickt gelassen und dankbar auf ihr bisheriges Leben zurück Foto: Jason Bell

Schreiben Sie gerne selbst? „Gerne“ wäre übertrieben, mir fällt das Komponieren nicht leicht. Am Ende jedoch, wenn ein Lied fertig ist, freue ich mich immer sehr und klopfe mir auf die Schultern. Ich muss mir fürs Schreiben auch Zeit nehmen, während einer Tournee zum Beispiel kann ich das überhaupt nicht. Ich habe mich also daheim in Nashville eingenistet und mir etwas einfallen lassen. Kreativität geht bei mir immer einher mit einer großen Selbstdisziplinierung. Und ich kann es nicht überstürzen.


In Nashville leben jede Menge berühmte Musiker. Wie stark nehmen die Leute dort von Ihnen Notiz?

Ach, null. Da achtet wirklich niemand auf mich. Ich lebe ein sehr normales Leben, gehe in den Supermarkt, ins Kino und überall hin. Ab und zu kommt mal jemand und sagt: „Bist du nicht … Debbie Harry?“, aber im Großen und Ganzen ist Nashville entspannt, der Ort fühlt sich an wie eine Kleinstadt. Der erste Song auf „Hard Bargain“ heißt „The Road“. Er handelt von Erinnerungen an Ihren einstigen Mentor und Partner Gram Parsons, oder?

Angst davor haben, ob du deine Fans verstößt. Ich bin keine reine Countrysängerin, ich wollte mich nie beschränken und finde es einfach nicht richtig, immer und immer wieder dasselbe zu machen. In den 80ern, fielen meine Plattenverkäufe merklich ab. Aber ich geriet nicht in Panik. Du verstehst es nicht, aber du akzeptierst es irgendwie. Und ich wollte keine Songs aufnehmen, nur damit das Radio sie spielt. Stattdessen haben Sie sich 1995 mit dem Produzenten Daniel Lanois zusammgetan und mit mit ihm das wegweisende Alternative-RockAlbum „Wrecking Ball“ aufgenommen

Ja. Speziell mit „Wrecking Ball“ habe ich manch einen alten Fan verloren, aber dafür sehr viele neue Freunde gewonnen. „Wrecking Ball“ war eine künstlerische Frischzellenkur für mich, von deren Wirkung ich bis heute profitiere.

„Barack Obama ist ein extrem intelligenter Mann, der viele Hindernisse überwunden hat, und noch dazu ist er mit dieser einmaligen, femininen, starken, klugen Frau verheiratet“ Das ist richtig. Es war nicht so, dass ich mir vorgenommen hatte, ein weiteres Mal über Gram zu schreiben, aber die Geschichte hat sich einfach so entwickelt. Das Lied stellt die Frage, wie mein Leben verlaufen wäre, hätte ich bestimmte Menschen nicht getroffen. Und selbst wenn es ein hoher Preis ist, jemanden wie Gram so früh verloren zu haben, will ich ihn nicht missen, so ist das Leben, manche Leute verändern alles von Grund auf. Und ich glaube kaum, dass ich jetzt hier säße, wenn ich ihn nicht kennengelernt hätte. Ich denke bis heute sehr gern an unsere gemeinsame Zeit zurück. Gram war wie ein Komet, der mich gestreift hat. Sie bewegen sich in unterschiedlichen musikalischen Welten, Country, Folk, Alternative Rock. Wo fühlen Sie sich am wohlsten?

Für mich ist die Musik im Grunde eine einzige große, extrem reichhaltige und erfüllende Welt. Wenn dich die Muse trifft und dir ein Geschenk überreicht, dann darfst du keine

Sie haben seinerzeit für Barack Obama geschwärmt. Hat Ihre Begeisterung über den Präsidenten zwischenzeitlich abgenommen?

Für mich repräsentiert er nach wie vor die Kombination aus allem, was gut ist an Amerika und an dem Amerikanischen Traum. Nicht nur, dass er schwarz ist. Er ist ein extrem intelligenter Mann, der viele Hindernisse überwunden hat, und noch dazu ist er mit dieser einmaligen, femininen, starken, klugen Frau verheiratet. Das ist wundervoll, ich genieße dieses Paar. Was repräsentiert Emmylou Harris?

STEPHANSULKE

meiner Töchter lebt auch in Nashville, sie hat gerade geheiratet. Viele meiner besten Freunde sind mehr oder weniger Nachbarn.

Stephan Sulke & Milva l zu Gast bei Carmen Nebe r im ZDF am 02. April 2011, 20:15 Uh

Nie zuvor Gehörtes, „Uschi“ in neuem Gewand, ältere & jüngere Lieblings-Songs, Ironisches, Nachdenkliches inkl. dem Erfolgs-Duett mit Milva „Das muss doch gehen“. Stephan Sulke live! Alle Konzert-Termine unter: www.stephansulke.com www.glor-entertainment.de

Das neue Album

Einen Menschen, der sehr viel Glück hatte. Ich hatte Eltern, die sich und mich liebten, wir waren weder arm noch reich, die ganze Familie war wundervoll. Ich wuchs behütet auf. Ich hatte die Möglichkeit, alles zu tun, was ich tun wollte. Ich bin nach New York gezogen, um Schauspielerin zu werden, heiratete, bekam meine älteste Tochter, die Ehe scheiterte, ich kehrte zu den Eltern zurück, und es gab absolut keine Vorwürfe. Wenig später traf ich Gram. Ich hatte es immer leicht. Sie wurden 2008 in die „Country Music Hall of Fame“ aufgenommen. Sind Sie eine Ikone?

Der Begriff kommt mir seltsam vor. Als ob er mit mir nichts zu tun hätte. Ich bin Musikerin. Aber die Hall Of Fame ist schon cool. Neu: „Hard Bargain“ (Nonesuch/Warner) erscheint am 22. April

„Enten hätt’ ich züchten sollen...“ Erhältlich ab 01. April 2011 als CD und digitaler Download Bestell-Nr.: 4260158910293

23 info@sono-music.de


Stolz auf ihre Langlebigkeit: Lee Loughnane (unten zweiter v. r.) und Kollegen

Chic ago

Institution auf Reisen Sie sind seit über 40 Jahren im Geschäft und eine der erfolgreichsten US-Bands aller Zeiten. Dabei vermeidet das Oktett jeglichen Starkult und setzt stattdessen ganz auf gediegene Qualitätsarbeit. Von Felix Marondel

serer vielen Tourneen mal ein Bandmitglied wegen Krankheit ausfiel, konnten wir ihn immer ersetzen, ohne dass ein großer Teil des Publikums das überhaupt bemerkt hätte.“ Der gleiche Pragmatismus hat das Ensemble auch als soziales Gebilde über 40 Jahre intakt gehalten: „Wir respektieren uns nach wie vor sehr als Musiker und kommen auf Tournee gut aus. Aber wenn wir nicht arbeiten, verbringen wir kaum Zeit miteinander. Dann kommen die Familien zu ihrem Recht, und man geht sich auch nicht so schnell auf den Zeiger. Pfadfinderromantik wie bei den frühen Beatles gab’s bei uns nie.“ Für die Romantik sind bei Chicago eher die Songs zuständig: Den bläsergetriebenen Jazzrock, mit dem sie bekannt wurde, ergänzte die Band ab 1976 mit eingängigen Balladen. Die erweiterten ihr Publikum und hielten den Namen Chicago jahrzehntelang in den Charts. Ob „If You Leave Me Now“, „Hard To Say I’m Sorry“ oder „You’re The Inspiration“ – die teils von Starautoren wie David Foster und Dianne Warren beigesteuerten Hits gingen um die Welt.

Hits als zweischneidiges Schwert

D

afür, dass er nach Einschätzung amerikanischer Kritiker „der unterschätztesten Band aller Zeiten“ angehört, wirkt Lee Loughnane ziemlich zufrieden. Der 64jährige Trompeter ist mit dem Status seiner Gruppe sehr einverstanden: „Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir noch immer überall in der Welt in ausverkauften Konzerthallen spielen. Dort treffen wir inzwischen schon auf die dritte Generation von Fans. Unsere Anhänger der ersten Stunde haben irgendwann ihre Kids in unsere Shows geschleppt, als sie alt genug waren, und die machen das inzwischen wiederum mit ihren Kindern.“ Loughane ist neben Keyboarder Robert Lamm, Posaunist Jimmy Pankow und Saxofonist Walter Parazaider eines von vier Gründungsmitgliedern, die noch im Line-Up der 1967 gestarteten Combo stehen. Dass zwar Millionen Menschen auf der Welt seine Band Chicago und ihre Hits kennen, aber nur Wenige auf Anhieb mit seinem Namen etwas anzufangen wüssten, ficht Loughnane nicht an, die relative Anonymität ist für ihn und seine

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Kollegen geradezu Geschäftsprinzip: „Dass wir nie uns als einzelne Personen ins Rampenlicht gestellt, nie irgendeinen Celebrity-Kult betrieben haben, ist einer der Hauptgründe für die Langlebigkeit von Chicago. Bei uns sollte eben die Musik im Vordergrund stehen. Es ist aber auch praktisch: Wenn auf einer un-

„Unsere Fans haben irgendwann ihre Kids in unsere Shows geschleppt, und die machen das inzwischen wiederum mit ihren Kindern“

Allerdings waren diese Singles für Chicago auch ein zweischneidiges Schwert: Einerseits machten sie die Gruppe zur, nach Albumund Singles-Platzierungen in den US-Charts gerechnet, zweiterfolgreichsten amerikanischen Band aller Zeiten nach den Beach Boys. Andererseits löste ihr synthilastiger, geglätteter Sound heftige interne Kursdebatten aus. „Wir mussten uns eine Zeit lang schon ernsthaft fragen, ob wir noch das machten, wofür wir musikalisch angetreten waren“, gibt Loughnane zu. Die Routiniers haben inzwischen eine clevere Lösung gefunden: Im Konzert werden die Keyboardparts teils wieder von den Bläsern übernommen, was auch dem wieder Richtung echter Sounds pendelnden Zeitgeschmack entgegenkommt und die Hits näher an das stilistische Ideal von Chicago heranrückt. 80 bis 100 Shows pro Jahr spielt die Band, zunehmend außerhalb der USA, und ihre Historie ermöglicht ihnen ein Programm, in dem Welthit auf Welthit folgt. Die Tournee: Chicago ist von 17. Juni bis 2. Juli auf Deutschlandtournee. Genaue Termine unter www.sonomagazin.de oder www.karstenjahnke.de


Francesco Tristano

Klassik ist Pop! Der junge Luxemburger ist ein Prototyp für einen veränderten Umgang mit klassischer Musik. Von Ralf Dombrowski

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Neu: „BachCage“ (DG/Universal)

Fühlt sich im Technoclub genauso zu Hause wie in der Carnegie Hall: Francesco Tristano

Foto: Matthew Stansfield

ut spielen reicht schon lange nicht mehr. Wo sich in der Generation der Väter Solokünstler vor allem durch ihre Leistung auswiesen, sehen sich junge Musiker heute einer internationalen Konkurrenz gegenüber, die allein durch das Gesetz der großen Zahl entmutigen kann. In China etwa bemühen sich Schätzungen zufolge derzeit rund 20 Millionen Klavierschüler darum, ein Lang Lang zu werden. Konservatorien in aller Welt entlassen hunderte brillant ausgebildete Instrumentalisten in das Lehr-, Studio- und Konzertleben, die sich neben den alten Recken um die Gunst des Publikums bemühen. Auf der anderen Seite lechzt der Markt nach modernen Mythen. Mehr denn je geht es daher um die Geschichte, die ein Künstler mitbringt. Der blinde Tenor, der Punk-Geiger, die russische Cinderella, das sind die Plots, die Medien gerne multiplizieren und die von den Menschen im Konzertsaal bei jedem Ton mitgedacht werden. Oder eben der junge Bach-Pianist, der in Technoclubs Erfolg hat. „Für mich zählen die Unterscheidungen nicht“, meint Francesco Tristano, „denn alle Musik hängt in ihrem Inneren zusammen. Ohne Johann Sebastian Bach hätte es keinen John Cage gegeben. Und ohne John Cage hätten sich Elektronische Musik und Techno völlig anders entwickelt“. So ist es nur folgerichtig, dass Tristano mit dem Album „BachCage“ eine Partita, Duette und ein Menuett des barocken Meisters mit zwei Frühwerken und einer späten Etüde des

amerikanischen Avantgarde-Pioniers kombiniert und das Ganze mit eigenen Zwischenspielen verfugt. Es gehört zum Konzept, die Musik dezent mit Studiotechnik zu konterkarieren, damit ein Klangeindruck entsteht, der sich vom Standard der akustischen Musik unterscheidet: „Ich habe versucht, den Sound des Klaviers zu verändern, nicht übertrieben, aber doch so, dass er zeitgemäß klingt und meinen Vorstellungen entspricht.“ Das sind Revolutionen im Kleinen, die noch vor wenigen Jahren die Missbilligung der Puristen provoziert hätten. Inzwischen aber gehören sie zum Alltag der stilistischen Grenzüberschreitung. Genau genommen ist Francesco Tristano kein Bilderstürmer, sondern ein junger Künstler, der seine Lebenswirklichkeit in die Musik einfließen lässt. Wer heute im Gemenge medialer Eindrücke aufwächst, nimmt vieles gleichzeitig wahr. Die Realität heißt nicht Mozart, Bach und Beethoven allein, sondern darüber hinaus Pop und Rock, Clubbing und Techno, Youtube und Facebook. Tristano fängt früh an, mit diesen Übergängen zu experimentieren. Sein Konzertdebüt gibt er als 13jähriger mit eigenen Kompositionen. In New York studiert er an der Juilliard School bei der Grande Dame des Bach-Pianos, Rosalyn Tureck, zieht weiter an die Hochschulen Brüssel, Riga, Paris und Luxemburg. Er gewinnt Wettbewerbe, gründet das Kammerensemble The New Bach Players, veröffentlicht aber auch das Album „Not For Piano“ (2007), das ihn mit dem Detroit-Techno-Guru Carl Craig zusammenbringt. Der Song „The Melody“ wird so etwas wie eine Clubhymne, gehobenes Chill Out mit Crossover-Flair. Tristano spielt Bach und Berio in den Sälen, dreht an Reglern im Nightlife, und beides ist erfolgreich genug, um ihn nun im größeren Rahmen anzuschieben. Wie sehr die Musikwelt darauf anspringt, wird sich zeigen. Er nimmt es gelassen, er ist noch keine 30, hat schon eine eigene Geschichte und genug Elan, zur Not ganz etwas anderes zu machen. Grunge mit Berio vielleicht oder Bauhausbach oder Shreddered Steinway, wer weiß. Alles ist offen.

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U

Zurück in die Zukunft A

lma Mahler: 1902 hei­

ratete Mahler die be­ rühmte Wiener Femme fatale Alma Schindler. Zwei Kinder hatte man zusammen. Als sich die Mannstolle 1910 aber in den Architekten Walter Gropius verguckte, ging Mahler bei Sigmund Freud in die Ehebera­ tungsstunde.

Erst 50 Jahre nach seinem Tod 1911 wurde Mahler wie­der­ ent­deckt. Nun boomen die Sinfonien und Lieder dieses Türöffners der Moderne. 2011 steht im Zeichen von Mahlers 100. Todestag. Von Guido Fischer.

B

ayreuth: Auf dem Grünen Wagner-Hü­ gel hat Mahler nie diri­ giert. Dafür fühlte er sich als regelmäßiger Gast beim Amsterdamer Con­ certgebouw-Orchester so wohl, dass er Amsterdam einmal sein „Bayreuth“ nannte.

Strukturbewusste Hörer zieht es zu Pierre Boulez, Michael Gielen und Clau­ dio Abbado.

J

ens Malte Fischer: Sei­ ne 2004 erschienene Biographie „Der fremde Vertraute“ bietet auf knapp 1.000 Seiten das ultimative Mah­ ler-Panorama.

K E C

harakter: Am Pult war Mahler ein rech­ ter Stinkstiefel und Per­ fektionsfanatiker, der Schlamperei hasste. Als Privatmann muss er aber ein äußerst liebenswür­ diger Zeitgenosse gewe­ sen sein.

D

irigenten: Wer Bril­

lanz und elementare Wucht bei Mahler erle­ ben will, der greift zur legendären Gesamtauf­ nahme von Georg Solti.

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rbe: Mahlers Monta­ getechnik und Klang­ raum-Experimente ha­ ben führende Neutöner wie Luciano Berio und György Ligeti beeinflusst. Zudem bekennen sich auch die Filmkompo­ nisten Ennio Morricone (Foto) und John Williams zu Mahlers emotionalen Klangwelten.

H

arriere: Am 7. Juli 1860 im böhmischen Kalischt geboren, wurde Mahler nach Stationen u. a. in Budapest 1897 zum Direktor der Wiener Hofoper ernannt. 1908 ging er als Chefdirigent zu den New Yorker Phil­ harmonikern.

atur: Berge und Al­ men waren für Mah­ ler ein einziger Inspirati­ onsquell. Als der Dirigent Bruno Walter ihn am At­ tersee besuchte und ein Gebirge bestaunte, sagte Mahler: „Sie brauchen gar nicht mehr hinzusehen – das habe ich schon alles wegkomponiert.“

P

L

eonard Bernstein: Der US-amerikanische Di­ rigent löste ab 1961 mit seinen pathosgeladenen Aufnahmen die eigentli­ che Mahler-Renaissance aus.

ianist: Von Gustav

Mahler gibt es tat­ sächlich originale Ton­ dokumente. Am 9. No­ vember 1905 spielte er Klavierfassungen von synfonischen Sätzen und Liedern für ein mechani­ sches Reproduktionskla­ vier ein.

R

hein-Ruhr-Schiene: Drei Sinfoni­

en wurden fernab der großen Musikmetro­ polen uraufgeführt: die Dritte in Krefeld (1902), die Fünfte in Köln (1904) sowie die Sechste in Es­ sen (1906).

S

chaffen: Neben neun Sinfonien hat Mah­ ler Liederzyklen wie die „Kindertotenlieder“ und „Des Knaben Wunder­ horn“ komponiert. Wobei er mit seiner raffinierten Collagetechnik die Gren­ zen zwischen Volks- und Kunstmusik gesprengt hat.

T

eimat: Wie Mahler

bekannte, fühlte er sich gleich in dreifacher Hinsicht heimatlos: „Als Böhme unter den Österreichern, als Österreicher unter den Deutschen und als Jude in der ganzen Welt.“

N

ausend: Am 12. Sep­ tember 1910 hob Mah­ ler die von Adorno als „sinfonische Schwarte“ bezeichnete Achte Sinfo­ nie aus der Taufe. Ihren Spitznamen „Sinfonie der Tausend“ verdankt sich der Besetzung von 1030(!) Musikern.

ri Caine: Der Jazzpia­ nist spickte 1996 auf dem Album „Urlicht/ Pri­m al Light“ Mahlers Klangsprache mit Klez­ mer, Gospel und Clubsounds.

V

enedig: 1971 verfilmte Luchino Visconti die Thomas-Mann-Novelle „Der Tod in Vene­d ig“. Mann hatte der Haupt­ person Gustav von Asch­ enbach Züge Mahlers verliehen. Das von Viscon­ ti eingesetzte „Ada­gietto“ aus der Fünften Sinfonie ist ein Ohrwurm.

W

iener Philharmoniker: 1898 dirigierte

Mahler erstmals die Do­ nau-Musikanten. Bizarr: noch vor kurzem griff man auf Programmhefttexte zurück, die ein Ex­ mitarbeiter des „Völki­ schen Beobachters“ über den Juden Mahler ge­ schrieben hat.

Z

ehnte: Mahler ver­

starb am 18. Mai 1911 über seiner auf fünf Sät­ ze geplanten Zehnten Sin­fonie. Seitdem wurde der Torso von Musikwis­ senschaftlern wie Deryck Cooke komplettiert. 2010 legte der Elektroniker Matthew Herbert (Foto) einen Remix vor.

Foto: Dino Wand

Gustav Mahler von a–z


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Erwin Schrot t

Aus der Hüfte

K

ann blendendes Aussehen ein Nachteil sein? Erwin Schrott versteht die Frage nicht mal. „Ich bin ein normaler Typ und sehe durchschnittlich aus“, sagt der 38jährige aus Uruguay, ohne rot zu werden. „Wenn die Rolle es verlangt, setze ich mir eine Pappnase auf oder schnalle mir einen Bierbauch um!“ Stimmt tatsächlich. Erwin Schrott ist nicht nur einer der bestaussehenden, sondern auch uneitelsten Sänger im derzeitigen Zirkus der Diven und Divos. Im Salzburger „Don Giovanni“ wälzte er sich als – formidabel singender! – Junkie Leporello im Dreck. In Mozarts „Figaro“ wechselte er von der Titelrolle zum Grafen Almaviva zurück – obwohl dieser gemeinhin weniger Applaus bekommt. Auch als Partner von Anna Netrebko lässt er sich ungern in den Vordergrund schieben. „Wir sind ein Paar, sobald die Tür zu ist“, erklärt er. Kein singendes Zwiegespann also, wie es einst Angela Gheorghiu und Roberto Alagna versuchten. Er habe von Anna gelernt, Privates von Öffentlichem zu trennen, sagt er. Prompt klingelt das Handy, und die Netrebko persönlich ist dran. „That’s my boy“, lobt Schrott die neuesten Fortschritte des zweijährigen Sohnes Tiago Arua. Und strahlt.

Mozart in Montevideo 1972 wurde Schrott als Sohn deutscher Einwanderer, deren Sprache er nicht mehr spricht, in einem Erdteil geboren, der als Sängerfundgrube heute eine beherrschende Rolle vor allem auf dem Tenormarkt spielt. Mit acht Jahren begann er in einem Knabenchor in Montevideo, der ihm die angeblich schönsten Erlebnisse bescherte. „Die Ferien waren das Schlimmste, weil ich dann auf den Chor verzichten musste“. Er fasste mit Mozarts Requiem sängerisch Tritt und merkte bald, dass er in Uruguay mit dem Singen nicht weiter kommen würde. Die Ent-

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„Wenn die Rolle es verlangt, setze ich mir eine Pappnase auf oder schnalle mir einen Bierbauch um!“

Idealbesetzung: Erwin Schrotts Heimat hat eine große Tangotradition

Foto: Jason Bell

Nach Anna Netrebko startet jetzt auch ihr Ehemann Erwin Schrott richtig durch. Robert Fraunholzer traf den Latino-Bassbariton in Wien.


scheidung, nach Italien zu gehen, war ein „unglaublicher Schritt“. Alle 90 Tage musste er raus, um sein Visum zu erneuern, fühlte sich wie „ein Tier, das man auf die Straße geworfen hat“. Und beklagt noch heute, „kein Ego“ entwickelt zu haben. Das lernte er erst auf der Bühne – durch „Lucky guys“ wie Don Giovanni, Méphistophélès und Bohèmiens wie Colline (den er mehr als 300 Mal gesunwo h n u n g s l o s gen hat). Riccardo Muti engagierte ihn an die Scala. Traumpaar im Kurzzeit-Exil Seither muss Erwin Schrott Kürzlich wurden Schrott, Netrebko und ihr als ernstester Neuzugang Sohn Tiago aus ihrer Altbauwohnung in an der Testosteron-Front Wien evakuiert, weil das seit José Cura gelten. Er ist Haus einzustürzen drohdie Idealverkörperung des te. „Das war vielleicht ein „Barihunk“; so der ameri- Schreck! Aber wir haben kanische Fachterminus für davon erfahren, als wir den gutaussehenden Bari- nicht in Wien, sondern ton. Schon auf seiner ersten gerade in Mailand Recital-CD waren bei Ver- waren. Wir durften di, Meyerbeer und Gounod wochenlang die Vorbilder wie Cesare Siepi Wohnung überhaupt und Ezio Pinza spürbar: nicht betreten.“ am sinnlich-sonoren Volleinsatz dunkler, warmer Farben. Zuweilen irritierte damals noch ein betont lässiger Gebrauch von Rhythmik und Tempo. Eine gewisse Siesta-Stimmung, die indes genussfreudig erotische Züge trug.

ICH GLAUB’ ICH HÖR’ IM WALD! Sie sind zurück: Die legendären Alben des Schwarzwälder Kult-Jazzlabels MPS!

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Tango lebt von innerer Glut Auch zu seinem neuen Album hat man ihn, so behauptet Schrott, eigentlich überreden müssen. Das Tango-Repertoire entspricht indes nicht nur seinen Tugenden eines guten Tänzers, sondern der Herkunft aus Uruguay. „Man denkt bei Tango immer an Argentinien, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Carlos Gardel, der größte Tango-Sänger der Geschichte, stammte aus Uruguay wie ich. Tango ist eine bei uns höchst lebendige Tradition.“ Tatsächlich lernt man bei Schrotts schönem Album, dass Tango keine Sache sportlicher Verrenkungen ist, sondern von Ausstrahlung, Erotik und innerer Glut lebt. Schrott singt den Tango unangestrengt, räkelig entspannt gleichsam aus der Hüfte.Dieses relaxte Album, idiomatisch wundervoll begleitet von dem argentinischen Pianisten Pablo Ziegler, ist Spiegel einer Feierabendnatur, wie man sie unter Tenor-Kraftmeiern vergeblich sucht. Die lässigste Versuchung, seit es Bassbaritone gibt.

Volker Kriegel Missing Link

(06025 2714857) Lift (06025 2714859)

Octember Variations (06025 2746126)

Topical Harvest (06025 2714862)

Peter Herbolzheimer Scenes

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The Catfish

(06025 2747729)

George Duke

Neu erschienen: „Rojotango“ (Sony Classical)

Jazz Workshop 1966 (06025 2759297)

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The Dave Pike Set

Noisy Silence-Gentle Noise (06025 2714863) Infra Red (06025 2714864)

Salomáo

(06025 2746227)

Four Reasons

(06025 2746224)

Kenny ClarkeFrancy Boland Big Band Latin Kaleidoscope/ Cuban Fever

(06025 2759201) Faces (06025 2759304)

Friedrich Gulda As You Like It

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Music for 4 Soloists and Band No. 1

Albert Mangelsdorff The Wide Point (06025 1760227)

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Zo-Ko-Ma

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Maynard Ferguson

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Trumpet Rhapsody (06025 2759209)

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Never Let It End Birds Of Underground (06025 1717594)


POP, Rock & co die pop-cd des monats

Alison Krauss & Union Station „Paper Airplane“ Rounder/Universal VÖ. 22.4.

Ayo „Billie Eve“ Polydor/Universal [Soul-Pop-Rock] Welche außergewöhnlichen SongwriterTalente die 1980 geborene Musikerin besitzt, zeigte sich schon auf ihren ersten beiden Alben, „Joyful“ (2006) und „Gravity At Last“ (2008). Nach einer kurzen kreativen Auszeit meldet sich Joy Olasunmibo Ogunmakin alias Ayo mit dem dritten, nach ihrer ersten Tochter benannten Album mehr als eindrucksvoll zurück. Auf einen Produzenten hat die Musikerin diesmal ganz bewusst verzichtet. Nicht zu ihrem Nachteil, wie sich zeigt. Mit „Billie Eve“, größtenteils in den Sear Sound Studios in New York eingespielt, ist ihr das bisher persönlichste Werk ihrer Karriere gelungen. Gekonnt bewegt sich Ayo, unterstützt von Bassistin Gail Ann Dorsey (David Bowie), Gitarrist Craig Ross (Lenny Kravitz) und Schlagzeuger Flemming Lauritsen, in Songs wie „How Many People“ und dem mit Spoken-Word-Poet Soul Williams aufgenommenen „Believe“ in einem stilistischen Koordinatensystem zwischen Soul, Rock und Pop. Robert Wallner Wissenswert: Mit ihrem zweiten Album „Gravity At Last“ gelang Ayo in Frankreich vor drei Jahren erstmals der Sprung an die Spitze der Charts.

Black Sabbath „Dehumanizer“ (Deluxe Edition) EMI

[Rock] Die mittleren Jahre von Black Sabbath waren eine Odyssee durch künstlerische und kom-

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W

as Alison Krauss, die 39jährige Sängerin und Violinistin aus Illinois, in den letzten Jahren auch anfasst, wird künstlerisch zu Gold: So wurde ihr gemeinsames Album mit Robert Plant, „Raisin Sand“, 2007 auch in Europa ein Bestseller – und schraubte ihre ohnehin schon rekordverdächtige Grammy-Sammlung auf 26 (!) Trophäen. Immerhin sieben Jahre hat sich Krauss Zeit gelassen, bis sie wieder ein Album mit ihrer angestammten Band Union Station aufnahm – deren Mitglieder Jerry Douglas und Dan Tyminski haben sich mittlerweile auch außerhalb der Gruppe einen Namen gemacht. Die elf Songs auf „Paper Airplane“ decken das für Krauss typische Terrain von Folk, Country und Bluesgrass ab. Dabei liegt der Fokus diesmal auf der Kraft sehnsuchtsvoller Melodien und exzellenten Gesangs, ob im zarten Titelsong, den zum Sterben schönen Folkballaden „Lie Awake“ und „Lay My Burden Down“ oder in Richard Thompsons bittersüßem „Dimming Of The Day“. Lebhaftere Kontrapunkte setzen die stärker zum Bluegrass orientierten Stücke „Dustbowl Children“ und „Outside Looking In“. Bluesige Zwischentöne finden subtil ihren Weg in „Miles To Go“. Jackson Brownes „My Opening Farewell“ aus den 70er Jahren beschließt den Longplayer wieder auf einer balladesken Note. Die gesammelte Gitarren-, Mandolinen- , Dobro- und Banjo-Virtuosität des Quintetts stellt sich durchwegs ganz in den Dienst der Songs. Nicht immer hat Krauss die Leadstimme, gelegentlich dürfen auch die männlichen Kollegen mit ihren kehligeren Organen ran – das macht das Album aber nur abwechslungsreicher. Die Arrangements sind luftig leicht und transparent, vermeiden jegliche Verwässerung durch synthetische Sounds, dem Kitsch vieler kommerzieller Nashvilleproduktionen begegnet man hier nicht. Alle elf Tracks bieten dafür auch klanglich Höchstniveau (Toningenieur Mike Shipley ist sonst u. a. für Joni Mitchell im Einsatz). Americana der Luxusklasse - sicher eine hochwirksame „Einstiegsdroge“ für Neugierige! Christian Stolberg Wissenswert: Alison Krauss ist die Schwester des bekannten Bluegrass- und Jazzbassisten Viktor Krauss (Bill Frisell, Elvis Costello, Lyle Lovett, Carly Simon). Imposant: Alison Krauss bekam bereits 26 Grammys verliehen. Nur Quincy Jones (27) und Dirigent Sir Georg Solti (31) haben noch mehr. Anspieltipps: „Lie Awake“, „My Love Follows Where You Go“

merzielle Untiefen, wie sie viele Generations- und Genregenossen durchmachten, aber niemand so heftig wie das rotierende Besetzungskarussell um Dauermitglied Tony Iommi. Ihre Alben spiegelten das wieder, meist tragisch, manchmal unfreiwillig komisch. Das 16. darf mit der Rückkehr der Ersatzleute Ronnie James Dio und Vinny Appice sowie Originalbassist Geezer Butler schon fast als Reunion gelten; musikalisch hat es mit dem, was die klassischen Black Sabbath ausmacht, dennoch kaum etwas gemeinsam: Iommis

schwere Riffs verstrahlen kaum Bedrohlichkeit, verrutschen immer wieder in fade Schrappschrapp-Modernismen und harmlose Selbstparodien, immerhin als Solist liefert er Brauchbares. Sänger Dio wiederum war nun mal kein Ozzy – sein Hang zum Hymnischen lässt allen Anflügen düsterer Faszination zuverlässig die Luft raus. So wirken Black Sabbath hier wie eine Rainbow-Tribute-Kapelle, die kurzfristig auf Sabbath umgeschult hat. Eingeschworene Fans schätzen das Album, weil es zumindest heavy ist

– dem Rest der Welt hat es wenig zu bieten, auch nicht als „Deluxe Edition“ mit Alternativ-Versionen und ein paar Livetracks. Michael Sailer Trivia: Cozy Powell, der eigentlich auf dem Album trommeln sollte, musste nach ein paar Demos ausstei­ gen, weil ihm sein sterbendes Pferd aufs Bein fiel – manchmal weiß die Realität eben die besten Metaphern.

Susan James „Highways, Ghosts, Hearts & Home“ Taxim/H’art

[Singer/Songwriter] In den 90er Jahren sorgte die in Kalifornien geborene Musikerin mit Alben wie „Life Between Two Worlds“ (1992) und „Fantastic Voyage“ (1998) bereits für viel Aufsehen, bevor sie aus privaten Gründen nach London übersiedelte und sich ganz ihrer Familie widmete. Ein erneuter Umzug ins legendär unkonventionelle Topanga Canyon nördlich von Los Angeles führte schließlich dazu, dass Susan James wieder musikalisch aktiv wurde. Auf „Highways, Ghosts, Hearts & Home“, eingespielt mit tatkräftiger Unterstützung von u. a. Paul Lacques und Shawn Nourse (beide von der Band I See Hawks), begeistert sie mit herzerweichenden Songs im Spannungsfeld zwischen Country, Folk, Pop und Rock. Vor allem die Art und Weise, wie sie in Stücken wie „Thank You Tomorrow“ und „Cold Moon On The Highway“ ihre wunderbaren Geschichten erzählt, macht aus diesem Album etwas ganz Besonderes. Robert Wallner Hintergrund: Susan James ist mit dem Toningenieur und Produzenten Fulton Dingley (Stereolab, High Llamas, Placebo, Django Bates) verheiratet.


Duran Duran „All You Need Is Now“ Skin Divers/Sony

[Pop] Bewundern muss man an Simon le Bon und seinen alternden New-Romantic-Kumpels zumindest, mit welcher Impertinenz sie einfach nicht aufgeben wollen und ein Vierteljahrhundert nach dem großen Erfolg immer noch weitermachen, alle drei bis vier Jahre ein neues Album raushauen, statt sich die längst verdiente Lebenswerkwürdigung auf Nostalgiegalas abzuholen und sich gemütlich zurückzulehnen in der Erinnerung an große Zeiten. All you need is now? Wir vielleicht nicht, aber Duran Duran offenbar schon. Erstaunlich ist auch, wie sie dabei abwechselnd immer wieder kolossal danebenlangen und dann wieder Erfreuliches abliefern, als wüssten sie einfach nicht, was gut an ihnen ist und was sie gar nicht können, oder als wäre ihnen das komplett wurst. Für den Anschluss an „Now“ sorgt diesmal Produzent Mark Ronson (Amy Winehouse, Robbie Williams, Adele, Kaiser Chiefs, Lily Allen usw. usf.), und nach dem enttäuschenden (und schlecht verkauften) „Red Carpet Massacre“ von 2007 wäre also mal wieder ein Erfolg dran, zumindest bei Fans und Kritikern, denn kommerziell ist nach dem Flop und dem Abschied vom SonyKonzern eher wenig drin. Schade, denn „All You Need Is Now“ ist das beste Duran-Album mindestens seit „Pop Trash“ (2000), vielleicht sogar seit dem zweiten, „Rio“ von 1982, denn seitdem klang die Band nie mehr so sehr nach sich selbst. Die zickigen White-FunkGrooves sind frei von Ranwanzereien an aktuelle DancefloorChics, die abgehobenen, aber zündenden New-Wave-Melodien erinnern an Glanzstücke wie „Save A Prayer“ und „Is There So-

mething I Should Know?“, selbst le Bons offenbar altersloses Organ klingt so gequält-sexy und elegant verschwitzt wie einst. Ein überraschend erfreuliches Spät-Frühwerk. Michael Sailer Trivia: „A View To A Kill“ (1985) ist bis heute der einzige James-BondTitelsong, der Platz eins der USCharts erreichte – und war für 20 Jahre die letzte gemeinsame Aufnahme der erfolgreichsten Besetzung von Duran Duran.

in „The Whale That Swallowed Jonah“ spürt man, dass Produzent Kevin Shirley auch schon mit den Black Crowes gearbeitet hat. Starke Vorstellung! Felix Marondel Gäste: Ex-Deep-Purple-Sänger Glenn Hughes (mit dem Bonamassa auch in der Rockband Black Country Communion zusammenspielt), Vince Gill, John Hiatt

Richard Dorfmeister „Private Collection“ Joe Bonamassa „Dust Bowl“ Provogue/RTD

[Blues/Rock] In einem Zeitalter, in dem bluesrockende Gitarreros eigentlich nicht mehr zum bevorzugten Heldenpersonal jüngerer Rockfans zählen,hat der 33jährige Amerikaner Joe Bonamassa einen fulminanten generationenübergreifenden Aufstieg hingelegt. Im vergangenen Jahr gastierte Bonamassa (unter anderem auch in Doppelkonzerten mit Jeff Beck) fleißig in Europa und präsentierte sich dabei als ebenso virtuoser wie mitunter auch etwas selbstverliebt vor sich hin lärmender Epigone von Größen wie Stevie Ray Vaughan und Gary Moore. In deren Fahrwasser bewegt sich Bonamassa auch auf seinem zehnten Studioalbum „Dust Bowl“ – doch hier zeigt er deutlich mehr Sinn für Maß und Form. Die zwölf Tracks sind mit reichlich Energie aufgeladen, zudem überzeugt das Songwriting fast durchgehend. Im Opener „Slow Train“ überrascht der Mann aus Utica im Staat New York mit modernistischen Soundspielereien, in seinen Duetten mit John Hiatt und Vince Gill streift er erstmals auch ein paar Handbreit durch Country-Gefilde, „Black Lung Heartache“ erinnert an die Folk­ exkursionen von Led Zeppelin,

G-Stone/Soulfood, VÖ. 15.4. [Diverses] Musikgeschmack ist

an sich etwas sehr Individuelles. Schließlich kann man sich damit von anderen absetzen, Profil und womöglich auch ein Quäntchen Hipness beweisen, weil man über geschmacksicheres Insiderwissen verfügt. Umso verblüffender ist es, wenn jemand zu einem Repertoire gefunden hat, das auffallend viele der besonderen Songperlen auf einem Sampler versammelt, die man selbst immer als Schätze gehütet hat. Richard Dorfmeister ist so ein Fall. Schon in den 90ern gab er im Gespann mit Peter Kruder den Loungesound der initiierten Coolness vor. Und nun schafft er es wieder, mit seiner „Private Collection“ im Rahmen der G-Stone Masters Series 2 genau das Wesentliche heraus zu picken. Vladimir Cosmas „Promenade Sentimentale“ zum Beispiel, Jobims lässige Fender-Rhodes-Version von „Brazil“ und Santanas „Aqua Marine“ vom an sich längst vergessenen „Marathon“-Album. Bis auf wenige Ausnahmen versammelt diese „Private Collection“ wunderbare Fundstücke jenseits des Mainstreams. Der Mann hat Geschmack, noch immer. Ralf Dombrowski Ähnlich wie: Gilles Peterson, Talkin’ Loud

Herbert Grönemeyer „Schiffsverkehr“ Grönland/EMI [Deutschrock] Deutlich härter und musikalisch komplexer als auf seinen beiden vorherigen Veröffentlichungen lässt es Herbert Grönemeyer auf seinem nunmehr 13. Studioalbum angehen. Der Titelsong „Schiffsverkehr“, der auch die CD eröffnet, gibt mit treibenden E-Gitarren und wuchtigen Beats einen klanglichen Rahmen vor, der unter anderem von dem experimentellen „Kreuz meinen Weg“, dem als „Hidden Track“ enthaltenen „November“ und dem ausgeklügelt arrangierten „Auf dem Feld“ fortgeführt wird. Der letztgenannte Track, der im Refrain Rockelemente mit Tangoanklängen verbindet, stellt auch in textlicher Hinsicht einen der interessantesten auf „Schiffsverkehr“ dar. Grönemeyer hat sich dabei von Erlebnisberichten deutscher Soldaten aus dem Afghanistan-Krieg inspirieren lassen. Emotionaler Höhepunkt des Albums ist allerdings die opulent arrangierte Piano- und Streicherballade „Deine Zeit“, in der der Musiker lyrisch anspruchsvoll und durchaus ergreifend die Alzheimerkrankheit seiner Mutter thematisiert. Platz für leichtere Stimmungen gibt es auf „Schiffsverkehr“ aber ebenfalls zu Genüge, etwa im lässigen, funkbeeinflussten „Lass es uns nicht regnen“, das textlich positive Erinnerungen an eine gescheiterte Beziehung verarbeitet, und dem minimalistisch-schönen, von Gitarre und Orgel geprägten Liebeslied „Zu Dir“. Seinen Sinn für Humor beweist Grönemeyer einmal mehr mit dem – überwiegend von Bassist Norbert Hamm getexteten – Abschluss des regulären Albums, „So wie ich“. Mit Country-Flair liefert er hier

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POP, Rock & co augenzwinkernd eine Ode an einen für ihn besonders wichtigen Menschen: sich selbst. Jörg Laumann Wissenswert: Die „Special Edition“ des Albums enthält eine Bonus-CD mit sechs englischsprachigen Stücken, darunter die Neukompositionen „Keep Hurting Me“ und „Same Old Boys“. Download-Tipps: „Schiffsverkehr“, „Zu Dir“, „Auf dem Feld“, „Deine Zeit“

und partystartend gestaltete, aber auch (inklusive Autotune-Grausamkeiten auf „Never Let Me Go“) spiegelglatt polierte Oberfläche recken darf. Die Single „Night People“, messerscharf gemischt und sehr reduziert, ragt heraus, der Rest bleibt leider eher im Ansatz hängen als im Ohr. Michael Sailer Trivia: Im Dezember 1978 sah David Bowie The Human League live und sagte danach, er habe „die Zukunft der Popmusik gesehen“. Ein halbes Jahr zuvor hatte die Band noch „The Future“ geheißen.

Details und Ideen insgesamt doch kurzweilig und sehr erfreulich, wenn auch mit schwer abzuschätzender Haltbarkeit. Michael Sailer Trivia: Beady Eye wurden im Februar 2011 für einen NME-Award als „Best New Band“ nominiert. Die Auszeichnung ging dann allerdings an die Band Hurts. Oasis waren seit 1995 für 34 NME-Awards nominiert, von denen sie 15 gewannen.

Human League „Credo“

Cassandra Steen „Mir so nah”

Wall Of Sound/PIAS/RTD

Urban/Universal, VÖ. 29.4. [Soulpop] Mit „Darum leben wir“, ihrem zweiten Soloalbum, und der gemeinsam mit Adel Tawil (Ich+Ich) eingespielten Single „Stadt“ hat sich die ehemalige Sängerin von Glashaus vor zwei Jahren endgültig als Deutschlands Soulstimme Nr. eins etabliert. Die 31jährige Künstlerin aus Stuttgart setzt ihren Weg auf „Darum leben wir“ konsequent fort und überzeugt erneut mit 15 einfühlsamen Songs zwischen Soul und Pop. Bei der Produktion arbeitete Cassandra Steen diesmal nicht nur wieder mit alten Weggefährten wie Moses Pelham zusammen, mit dem insgesamt fünf Stücke entstanden, sondern auch dem Produzententeam The Krauts aus Berlin, Ruben Rodriguez aus dem Dunstkreis von Xavier Naidoo und Adel Tawil. Mit dem Sänger von Ich+Ich entstanden in engem künstlerischen Austausch vier Stücke, darunter auch die erste Single „Gebt alles“, mit der Cassandra Steen das Album fulminant eröffnet. Robert Wallner

[Synthipop] Die Behauptung, dass die 80er wiederkehren, kehrt öfter wieder als die 80er selbst – offenbar gibt es eine große Sehnsucht nach der Zeit, als die Popmusik sich zum letzten Mal nach vorne und nicht (nur) seit- und rückwärts entwickelte. Auch das wohlige Schaudern über manch verwegenes Accessoire (Umhängekeyboard! KakaduVokuhila!) befeuert die Nostalgie, und neben Hair-Metal, NdW und anderen Schröcklichkeiten gab es zwischen Postpunk und New Romantic erstaunlich viel gute Musik, die sich als erstaunlich haltbar erwies – so haltbar, dass die versuchsweise wiederkehrenden 80er oft älter klingen als die alten Originale. Etwas so Frisches und zugleich unverwüstlich Perfektes wie „Don’t You Want Me“ sucht man vergeblich auf dem neunten Human-League-Album (dem ersten seit zehn Jahren, fast 30 Jahre nach jenem einzigen echten Welthit der Band), das eher an Epigonen von den Pet Shop Boys (besonders in „Egomaniac“) bis Daft Punk erinnert als an die wirklich spannende und richtungweisende Frühzeit der Band, die nur stellenweise freche Zeigefinger durch die vom Produzentenduo I Monster kompetent

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Beady Eye „Different Gear, Still Speeding“ Beady Eye/Indigo [Britpop] Anfangs ist man erst mal baff, mit welcher Vehemenz das vermeintliche Oasis-Wrack auf seinem ersten Versuch ohne Noel Gallagher loslegt. Als wäre der Band ein Mühlstein vom Hals gefallen – oder als wollte sie unbedingt mit Tempo und Lautstärke etwas beweisen, was mit den Qualitäten des Songmaterials nicht zu belegen ist: „Four Letter Word“ entpuppt sich nach wenigen Sekunden als ziemlich stumpfes Gerocke, mit dem Liam, das lässt der affektierte Gesang vermuten, sich auch nicht recht wohlfühlt. Aber vielleicht ist das Problem nur eines der Auswahl oder der Fülle: Das beatleske „Millionaire“ ist weitaus stärker, und es bleibt nicht der einzige Höhepunkt unter 13 regulären und zwei Bonustracks, die über eine Stunde füllen. Zehn hätten gereicht, einige hätte man auch kürzen können, dann wäre dies ein richtig großartiges Album. So ist es immerhin ein überraschend gutes: für Oasis-Verhältnisse außergewöhnlich vielseitig, fein arrangiert und mit vielen hübschen

Hintergrund: Ihre ersten hörbaren Spuren im Musikbusiness hinterließ Cassandra Steen bereits im Alter von 17 Jahren 1997 auf dem Album „Quadratur des Kreises“ von Freundeskreis.

k.d. lang „Sing It Loud“ Nonesuch/Warner, VÖ. 12.4. [Singer/Songwriter] Im letzten Jahr feierte die Musikerin mit dem Album „Recollection“ standesgemäß das 25. Jubiläum ihrer Karriere. Dass sie sich musikalisch nach wie vor absolut auf der Höhe der Zeit bewegt, stellt sie mit „Sing It Loud“ erneut eindrucksvoll unter Beweis. k.d. lang spielte die zehn Songs in den Middletree Studios in Nashville von Co-Produzent Joe Pisapia, der auch als musikalischer Direktor fungierte, ein. Zur Seite standen ihr dabei zudem Bassist Lex Price (Mindy Smith, Peter Bradley Adams) und Schlagzeuger Fred Eltringham (The Wallflowers). Die Arbeit mit einer festen Band, übrigens zum ersten Mal seit fast 20 Jahren, hat ihr hörbar Spaß gemacht. Entsprechend überzeugend klingen Songs wie „Sorrow Nevermore“ und die wundervolle Zeitlupenballade „A Sleep With No Dreaming“, in denen k.d. lang auf ihre unverwechselbare Art zwischen Pop, Chanson, Folk und Country pendelt. Robert Wallner Anspieltipp: Die ebenso eindrucksvolle wie berührende Coverversion des Talking-Heads-Klassikers „Heaven“

Tommy Emmanuel „Little By Little“ Favoured Nations/ Rough Trade

[Folk/Blues/Country] Es gibt nicht viele Weltstars down under. Der Gitarrist Tommy Emmanuel aber ist einer – auch wenn ihn die Massen nicht kennen. Fachleuten aber gilt der Australier als einer


der besten seiner Zunft, vor allem wenn er sich der Kunst des Fingerpickings auf der Akustikgitarre widmet. Die 24 Tracks auf diesem Doppelalbum machen klar: Emmanuel verfügt über eine unfassbare Fingerfertigkeit, kann sein Instrument klangschön „singen“ lassen und lädt so ziemlich jedes Stück mit seelenvollem Feeling auf. Ob in selbstkomponierten Instrumentals oder in Standards wie dem Hollies-Klassiker „He Ain’t Heavy, He’s My Brother“, Henry Mancinis „Moon River“ und Carole Kings „Tapestry“, ob solo oder im Ensemble mit Assen wie dem Grammy-dekorierten Bassisten Victor Wooten, ob in den Stücken noch gesungen wird oder nicht – Emmanuels Folk-Blues-Country-Jazz-Mixtur ist nicht nur von überragender Technik, sondern auch von der tiefen Spiritualität des gläubigen Christen geprägt. Felix Marondel Info: Gitarristen wie Eric Clapton und Chet Atkins preisen den 55jährigen als Ausnahmekönner. Ähnlich: David Qualley, Pierre Bensusan, Leo Kottke

The Steve Miller Band „Let Your Hair Down“ Roadrunner/WarNer Music [Bluesrock] Eigentlich wäre es an der Zeit, dass der 67jährige Gitarrist und Sänger seine Gruppe wieder zurücktauft zur „Steve Miller Blues Band“. Denn unter dieser Bezeichnung – und mit diesem Stil – fing Miller in den 60ern an. Als er später mit Songs wie „The Joker“ und „Abracadabra“ Pop-Hits hatte, war der Blues längst verschwunden – zumindest aus dem Bandnamen. Dass er dieser Musik im Herzen immer treu geblieben ist, hört man auf dem neuen Album, das wie bereits „Bingo!“ aus dem Jahr

2010 einem erdigen, aber dennoch raffiniert gespielten Blues-RockSound huldigt. Denn Miller beherrscht das Kunststück, einer im Grunde einfachen Form wie dem zwölftaktigem Blues immer wieder neue Facetten abzugewinnen. Selbst totgedudelte Muckerkneipenstandards wie „Sweet Home Chicago“ lässt Miller neu erblühen. Highlight der CD ist jedoch der Song „No More Doggin“ mit ein paar unwiderstehlichen Gitarrenakkorden Miller-Magie. Heiko Große Weiterhören: Musik von Johnny Winter, Robert Cray oder Joe Bonamassa

Teddy Thompson „Bella” Verve/Universal

[Singer/Songwriter] Songwriter überall. Wenn etwas boomt in der Musikszene dieser Tage, dann sind es die Selbstbetrachtungen der neuen Lied-Schmiede und Vers-Artistinnen, die es mit ihren zumeist freundlichen Statements sogar bis in die Hitparaden schaffen, siehe Milow, Lenka und Co. Und so versucht nun auch Teddy Thompson sein Glück. Vor gut zwei Jahren gelang dem Briten in seiner Heimat mit „A Piece Of What You Need“ bereits ein Achtungserfolg, und nun könnte er mit dem in New York produzierten Nachfolger „Bella“ richtig losgehen. Könnte, wenn das Album ein wenig mehr kreative Substanz hätte. Denn die elf Lieder zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass man meint, sie schon einmal gehört zu haben. Das ist zwar merkantil gedacht durchaus von Vorteil, führt aber dazu, dass Thompsons persönliches Profil angesichts der vehementen Konkurrenz indifferent wirkt. Neben Kollegen wie Devendra Banhart, Rufus Wainwright und selbst

Newcomern wie Nathaniel Rateliff erscheint Teddy Thompson harmlos, charmelos, konventionell. Vielleicht ist aber gerade das seine Chance Ralf Dombrowski Wissenswertes: „Bella“ wurde von Altmeister David Kahne (Paul McCartney) produziert. Info: Teddy Thompson ist der Sohn des Musiker-Ex-Ehepaars Richard und Linda Thompson.

Tamikrest „Toumastin“ Glitterhouse/Indigo, VÖ. 22.4. [Afrorock] Wer hätte noch vor einem Jahrzehnt gedacht, dass die Sahara den internationalen Musikmarkt dereinst nicht nur mit ethnischer Folklore auf einfachen selbstgebauten Zupf- und Schlaginstrumenten, sondern auch mit elektrifizierter Rockmusik beliefern würde? In den letzten drei Jahren hat die 1982 in einem libyschen Militärcamp gegründete Tuareg-Band Tinariwen mit Festivalauftritten und CD-Veröffentlichungen in Europa für Furore gesorgt. Und nun stellt sich immer mehr heraus, dass Tinariwen keine Einzelerscheinung sind. Vor allem aus Mali, das mit dem „Festival au Desert“ inzwischen sogar einen von den Talentscouts der westlichen Musikindustrie besuchten Event zu bieten hat, drängt immer mehr nach. So auch Tamikrest, eine aus zwei Frauen und sechs Männern bestehende Rockband, deren Mitglieder wesentlich jünger als die von Tinariwen sind. Ihre Musik basiert auf dem in Weltmusikkreisen bereits bestens eingeführten sogenannten Mali-Blues mit seinen klangvoll-eingängigen Melodien und hypnotischen Rhythmen. Tamikrest reichern diesen Stil auf ihrem zweiten Album behutsam mit elektrischen Rockklängen an, ohne dabei seine

Essenz, sein naturnahes Flair zu zerstören. Wer schon Erfahrungen mit dem Mali-Blues etwa von Künstlern wie Amadou & Mariam und vor allem dem Mali-BluesÜbervater Ali Farka Touré hat, wird sich leicht in diese Songs einhören. Raoul Gulbenkian Info: Tamikrest kommen aus Kidal, einer Wüstenstadt im Nordwesten von Mali. Klingen ähnlich: Tinariwen, Amadou & Mariam, Ali Farka Touré

Michael Franti And Spearhead „The Sound Of Sunshine“ Capitol/EMI [Reggae-Pop-Folk] Seinem politischen Sendungsbewusstsein, das ihn noch Mitte der 90er Jahre auszeichnete, hat Michael Franti inzwischen weitgehend abgeschworen. Gemeinsam mit seiner Band Spearhead setzt der Sänger und Songwriter schon länger auf eine entspannte Mixtur aus Reggae, Pop, Folk und Dub, gepaart mit Wohlfühltexten. Mit „The Sound Of Sunshine“ präsentiert er nun sein eingängigstes Werk, angefüllt mit wunderschön relaxt groovenden Balladen wie „Only Thing Missing Was You“, eingängigen Uptempo-Hymnen wie „Love Don’t Wait“ und schmissigen Dancehallnummern wie „Shake It“, eingespielt mit Hilfe von Lady Saw. Michael Franti liefert mit seinem siebten Spearhead-Album schon mal das perfekte Album für den kommenden Sommer ab, das nicht nur Fans von Jack Johnson nachhaltig begeistern dürfte. Robert Wallner Hintergrund: Mit „All Rebel Rockers“, seinem letzten, von Sly & Robbie produzierten Album, gelang Michael Franti in den USA mit einer Top-40-Platzierung der größte kom-

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Kl a ssik

Mojca Erdmann „Mostly Mozart“ DG/Universal Zu ihren Fans gehören längst Pult-Stars wie Simon Rattle. Kein Wunder. Denn die gebürtige Hamburgerin Mojca Erdmann besitzt einfach die ideale Sopranstimme gerade für Mozart. Warum sie bei den Salzburger Festspielen für ihre Auftritte in dessen Oper „Zaide“ umjubelt wurde, zeigt sie jetzt auf ihrer etwas anderen MozartHommage. Denn neben berühmten Arien aus „Figaros Hochzeit“, „Die Zauberflöte“ und eben „Zaide“ hat sie Schmankerl von MozartZeitgenossen ausgewählt, wie vom vermeintlichen Mozart-Mörder Salieri und vom Mozart-Fan und Bach-Sohn Johann Christian. Aber selbst diese Arien-Raritäten küsst Erdmann mit schimmernd zartem Glanz wach – um danach auf elektrisierenden Furor hochzuschalten. Für den entsprechenden Drive sorgt dann das Cetra Barockorchester Basel unter Andrea Marcon. Reinhard Lemelle

reife Künstlerin geworden, was nicht nur ihr im letzten Jahr veröffentlichtes CD-Debüt mit Violinkonzerten von Sibelius und Prokofjew bestätigte, sondern auch ihre erste Kammermusikaufnahme. Zusammen mit Pianist Michail Lifits packt Frang beherzt, mit Feuer und Flamme in der Sonate ihres Landsmannes Edvard Grieg zu. Mitreißender Schwung und nobles Melos sind die Antriebsfeder bei Richard Strauss. Und bei der Solosonate des Ungarn Béla Bartók sorgt zudem die sagenhafte Aufnahmetechnik dafür, dass Frangs Kraft und Impulsivität einen magnetisch anzieht und nicht so schnell loslässt. Guido Fischer Background: Vilde Frangs wertvolles Instrument ist eine Leihgabe der Anne-Sophie-Mutter-Stiftung. Downloadtipp: „Fuga“ aus der Bartók-Sonate

Damien Guillon „Dowland: Lute Songs“ Zig-Zag Territoires/Note 1

Weiterhören: Patricia Petitbon, Sandrine Piau, Anna Netrebko Downloadtipp: „Ach, ich fühl’s, es ist verschwunden“ aus Mozarts „Zauberflöte“

Vilde Frang „Violinsonaten: Bartók, Grieg, Strauss“ EMI Classics Die norwegerische Geigerin Vilde Frang war ein Wunderkind, wie es im Buch steht. Bereits mit zehn Jahren gab sie ihr erstes Konzert und zwölfjährig ihr Debüt beim Oslo Philharmonic Orchestra. Seitdem ist aus dem Talent eine

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Der Shakespeare-Zeitgenosse John Dowland hatte mit seiner Klangsprache die Schattenseiten des Lebens und der Liebe derart intensiv eingefangen, dass seine Songs aus sich heraus sprechen. 2006 fiel Popbarde Sting daher gehörig auf die Nase, als er bei seinem Dowland-Projekt edelkitschig zu säuseln anfing. Wie ganz anders geht jetzt der französische Countertenor Damien Guillon die zutiefst berührenden Liedperlen Dowlands an. Statt überemotionaler Anteilnahme erlebt man ein makellos reines Stimmorgan, das die Seelenwunden schnörkellos und dennoch verlockend samten, berauschend lieblich und ausgeglichen sanft besingt. Dowlands Kunst ist da bei Guillon in den allerbesten Händen. Das gilt gleichermaßen für den Lautenisten

Eric Bellocq, der selbst mit den ausgewählten Solostücken mitten ins Herz trifft. Guido Fischer Weiterhören: „Crystal Tears” von Countertenor Andreas Scholl Downloadtipp: „Flow My Tears“

Trio Mediaeval „A Worcester Ladymass” ECM New Series/Universal Zum Glück sind die Zeiten längst passé, als geistliche Vokalmusik reine Männersache war. Und getrost darf man behaupten, dass selbst die mittelalterlichen Kunstpäpste auf die Knie gehen würden, wenn sie nun das Damentrio Mediaeval erleben könnten. Nicht nur hat es einen versunkenen Notenschatz aus dem 13. Jahrhundert gehoben. Die von englischen Mönchen gesungene Messe zu Ehren der Heiligen Jungfrau Maria verwandeln die drei Norwegerinnen mit flüssigem Stimmgold in ein zeitlos erhabenes und betörend schönes Bekenntniswerk. Und weil es eben auch im 21. Jahrhundert die Seele derart in Schwingung versetzt, hat der englische Jazzmusiker und Minimalist Gavin Bryars zwei Chorsätze beigesteuert, die den Atem von einst aufnehmen. Von wegen: dunkles Mittelalter. Halleluja! Guido Fischer Weiterhören: Gregorianische Gesänge, Bach-Motetten

Daniel Hope „The Romantic Violinist” DG/Universal Joseph Joachim war im 19. Jahrhundert neben Teufelsgeiger Niccolò Paganini der berühm-

teste Violinist. Joachims Spiel muss so farbenreich und tiefgründig gewesen sein, dass große Komponisten wie Schumann, Brahms und Dvorˇák ihm Werke in die Finger schrieben. Mit einem musikalischen Porträt verbeugt sich nun der mit Schallplattenpreisen überhäufte Daniel Hope vor seinem Kollegen, mit einem Kammermusik- und Orchesterprogramm, das von einer ViolinRomanze Clara Schumanns bis zur Dvorˇák-„Humoresque“ und dem berühmten Violinkonzert von Max Bruch reicht. Und selbst Joachim wäre vermutlich von Hopes feurigem und dann wieder herrlich ,singenden‘ Violinton begeistert gewesen. Dass Hope aber auch die tiefe Schwester der Geige, die Bratsche, einfühlsam beherrscht, zeigt er in einem „Wiegenlied“ von Brahms. Reinhard Lemelle Besonderheit: Daniel Hope hat sich für die Aufnahme das Bratschenspiel selbst beigebracht. Zum Weiterhören: das Violinkonzert von Robert Schumann mit Thomas Zehetmair

L’Orfeo Barock­ orchester Georg Philipp Telemann „Orpheus“ Deutsche Harmonia Mundi/ Sony

1607 wurde das Tor zur Oper aufgestoßen, als Claudio Monteverdi mit seinem „L’Orfeo“ dem mythischen Sänger Orpheus huldigte. Mit dem Orpheus-Stoff beschäftigten sich fortan unzählige Komponisten. So auch der BachFreund und Vielschreiber Georg Philipp Telemann. 1726 wurde seine Oper „Orpheus oder Die wunderbare Beständigkeit der Liebe“ in Hamburg uraufgeführt. Ein bislang unterschätztes Meisterwerk ist der Dreiakter nicht ge-


rade, da Telemann höchstens eine Handvoll Arien eingefallen sind, die Ewigkeitswert besitzen. Aus dem von Dirigentin Michi Gaigg und dem L’Orfeo Barockorchester begleiteten Sängerensemble ragt jedoch mit Dorothee Mields eine Sopranistin heraus, die man schon fast als die deutsche Anna Netrebko der Alten Musik bezeichnet möchte. Guido Fischer Weiterhören: die Orpheus-Vertonungen von Claudio Monteverdi und Christoph Willibald Gluck Downloadtipp: die Arie „Angenehmer Aufenthalt“

Anna Netrebko „A Tribute to Pergolesi“ DG/Universal Gerade 26 Jahre alt war der Italiener Giovanni Battista Pergolesi, als er 1736 starb. Doch mit zwei Werken hat er Musikgeschichte geschrieben. Mit dem komischen Opern-Intermezzo „La Serva Padrona“ legte er den Grundstein für die Rossinis & Co., während sein „Stabat Mater“ der zarteste Abschiedsgesang ist, den jemals ein Komponist der trauernden Gottesmutter in die Kehle geschrieben hat. Nun hat sich ein wahres Dreamteam formiert, um neben Kantaten auch das „Stabat Mater“ heilig zu sprechen. Mit Antonio Pappano am Pult eines römischen Orchesters bieten Sopranistin Anna Netrebko und die Mezzo-sopranistin Marianne Pizzolato nicht nur dramatische Empfindsamkeit de luxe. Wie sich allein Netrebko mit ihrem flüssigen Stimmgold dem Schmerz und Leid hingibt, besitzt GänsehautGarantie. Guido Fischer Anna Netrebko über die Aufnah­ me: „Ich habe das Gefühl, eine neue Seite aufgeschlagen zu haben.“ Weiterhören: „Stabat Mater“-Vertonungen von Vivaldi und Schubert

David Orlowsky & Vogler Quartett „Werke von Golijov und Mozart“ Sony Classical

Größer könnten die Unterschiede zwischen den Musiksprachen gar nicht sein, an die sich der Klarinettist und Klezmer-Spezialist David Orlowsky zusammen mit dem Vogler Quartett da herangewagt hat. 1789 komponierte Mozart sein vergnügliches, dann wieder wundersam melodiöses Klarinettenquintett. Von 1994 stammt hingegen das Klarinettenquintett „Dreams and Prayers of Isaac the Blind“ des argentinischen Juden Osvaldo Golijov. Darin kombiniert er die Stimmungstemperaturen der jüdischen Klezmer-Folklore mit minimalistischen Einflüssen von Philip Glass. Doch die fünf Musiker kosten nicht nur Mozarts musikalische Sonnenseiten und Golijovs melancholische Schattenseiten mit eindringlichem Atem aus. Sie schaffen es tatsächlich, diese Klangwelten in einen gemeinsamen Schwebezustand zu versetzen. Reinhard Lemelle David Orlowsky über Golijovs Werk: „Das Stück ist wie für mich geschrieben, jede Note kommt direkt aus meinem Bauch.“ Weiterhören: Kronos Quartet, Benny Goodman spielt Mozart

Elizabeth Watts „Bach: Kantaten und Arien“ Harmonia Mundi Ein rundherum strahlendes Sopran-Girlie ist die Engländerin Elizabeth Watts wirklich nicht. Vielmehr liebt es dieser neuer

Stern am Barock-Firmament, gerade die etwas dunkleren Seiten des Lebens bis in die letzte Notenpore hinein auszukosten. Wie bei den Kantaten und Arien von Johann Sebastian Bach. So hält man geradezu ergriffen die Luft an, wenn Watts in der Kantate „Mein Herz schwimmet im Blut“ seufzt und klagt, mit ihrer magisch abgetönten Stimme und ihrer würdevollen Gestaltungskunst. Neben dem erschütternd schönen Seelenzittern lässt Watts zwischendurch aber doch mal richtig Dampf ab. Mit den Barockspezialisten vom English Concert sowie ihren makellos hohen C’s preist sie dann mitreißend Gott und überhaupt wieder das Leben. Auch Bach wäre wohl begeistert gewesen. Guido Fischer Downloadtipp: „Letzte Stunde, brich herein“ Weiterhören: das „Bach-Projekt“ mit Christine Schäfer, Hilary Hahn und Matthias Goerne

Yundi „Live in Beijing – Chopin“ EMI Classics 2000 holte sich Yundi Li beim Warschau Chopin-Wettbewerb den ersten Preis. Heute ist er neben Landsmann Lang Lang der klavierspielende Exportschlager Chinas. 2010 kehrte Yundi in die Heimat zurück, um in Peking den 200. Geburtstag von Chopin zu feiern. Und natürlich standen von der fingerbrechenden „Revolutionsetüde“ bis zur zweiten Klaviersonate mit dem berühmten „Trauermarsch“ viele Greatest Hits auf dem Programm. Doch wie der auf CD und einer Bonus-DVD veröffentlichte Livemitschnitt dokumentiert, ist Yundi kein publikumswirksamer Faxenmacher wie Kollege Lang Lang. Bei aller Brillanz besitzt Yundis Chopin-

Welt sehnsüchtige Tiefe und innigen Charme. Und was er für ein Klavierpoet er ist, bewies er auch in der Zugabe – in einer funkelnden Klavierversion eines chinesischen Volkslieds. Reinhard Lemelle O-Ton des Künstlers: „Ich bewundere an Chopin seinen eleganten Stil.“ Downloadtipp: „Grande Polonaise brillante”

David Theodor Schmidt „Bach: Original Works And Transcriptions By Liszt“ profil/Edition Hänssler Der junge Erlanger Pianist David Theodor Schmidt wartet mit einem interessanten CD-Konzept auf: Zwei Originalwerken Bachs (der „Partita Nr. 1 in C-Moll“ und der „Partita Nr. 2 in B-Dur“) stellt Schmidt drei Klaviertranskriptionen von Bachschen Orgelwerken aus der Feder des Bach-Bewunderers Franz Liszt gegenüber. Liszt hat diese für die Orgel komponierten Preludien und Fugen einst mit so geringen Abweichungen wie möglich in den Klaviersatz übertragen – so bekommt man mit diesem Album insgesamt eine so praktisch noch nie gehörte, doch sehr „authentische“ Stunde Bachscher Klaviermusik. Dabei merkt man Schmidts sehr ausgewogenen, formbewußten Interpretation die tiefe Auseinandersetzung mit Bach (mit dessen Werk er sich auch schon auf anderen Einspielungen beschäftigte) in jedem Takt positiv an. Eine reife und subtile Einspielung. Raoul Gulbenkian Besonderheit: David Theodor Schmidt überzeugt hier nicht nur als Interpret, sondern auch als kundiger und sprachgewandter Autor des Infotexts im Booklet.

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ja zz & world

Amarcord „Bon Voyage“ Home Base/Harmonia Mundi [Crossover] Ganz zum Schluss lassen die vier Musiker dem österreichischen Charme und Schmelz endgültig freien Lauf, wenn sie in bestem Wienerisch ihr melancholisch dahinwiegendes Schrammelliedchen „Der Herrgott und die Geig’n“ zum Besten geben. Zu Akkordeon, Violine, Cello und Kontrabass. Klar, dass auch so ein Tribut an die Beisl-Tradition jetzt nicht fehlen durfte, beim Wiener Amarcord-Quartett, das sein zehnjähriges Jubiläum mit einem bunten Programm feiert. Mal schiebt man mit einem Tango von Carlos Gardel übers Parkett, dann wieder flirtet man zupfend mit Antônio Carlos Jobims „Girl from Ipanema“ und gibt sich beschwingt in Arrangements von Klavierstücken Claude Debussys. In diesem Klangkaffeehaus fühlt man sich einfach pudelwohl und bestens unterhalten. Reinhard Lemelle Weiterhören: Uri Caine „Wagner e Venezia“, Helmut Qualtingers „Böseste Lieder“ Download-Tipp: „Desafinado“

Bohuslän Big Band „Don’t Fence Me In“ ACT/Edel Kultur

[Bigband-Jazz] Eigentlich sagt man, dass die eigene Stimme das persönlichste und charakteristischste Instrument ist, das ein Mensch hat. Nur selten gibt es Abweichungen von dieser Regel, und Nils Landgren ist eine davon. Denn vergleicht man das, was er als Posaunist auszudrücken ver-

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steht, mit dem, was er als Sänger zu sagen hat, dann schlägt das Pendel eindeutig in Richtung Posaune aus. Ein aktuelles Beispiel ist das Album „Don’t Fence Me In“, mit dem sich die schwedische Bohuslän Big Band dem Repertoire von Cole Porter widmet. Als Stargast wirkt Nils Landgren mit und schafft es, mit seiner Posaune wunderbar geschmeidige und elegante Geschichten zu erzählen, mit warmem, sonorem Ton und pfiffiger Phrasierung. Als Sänger hingegen erscheint er eher schmal und schüchtern, mit wenig Variationspotential, Dramaturgie und Volumen in der Gestaltung. Das mag auch daran liegen, dass Weichzeichner Colin Townes, der die Arrangements des Programms geschrieben und das Orchester darüber hinaus bei der Aufnahme geleitet hat, ein Faible für neoromantische Klangräume pflegt, die das Fragile des Vokalen unterstreichen. So klingt „Don’t Fence Me In“ im Ganzen sehr anschmiegsam und vermeidet nur dann das Kuscheln, wenn Landgrens Posaune den Soul auspackt. Ralf Dombrowski Wissenswertes: Nils Landgren ist auch Leiter des Jazzfestes Berlin. Downloadtipp: „What Is This Thing Called Love“

Gerald Clayton „Bond – The Paris Session“ Emarcy/Universal

[Modern Jazz] Sein Geburtsort ist das niederländische Utrecht. Seine musikalischen Wurzeln hat Pianist Gerald Clayton als Sohn des legendären Bassisten John Clayton aber natürlich in den USA und damit im Jazz. Seine Weihen als vielsprechendes Talent hat der Junior von Altmeistern wie Hank Jones und Clark Terry bekommen. Und auch mit seinem

eigenen, jungen Trio setzt Clayton mal auf Tradition – mit einem Standard wie „If I Were A Bell“. Doch schon hier läuft das gemeinsame Herz-Rhythmus-System mit einem swingenden Elan und federnden Groove auf Hochtouren, der sich krakengleich auf Claytons meisterhafte Kompositionen ausbreitet. Überhaupt ist man so inflationär unterhaltsam wie ideenreich bei der Sache, dass man sich über die Zukunft der Clayton-Gang keine Sorge zu machen braucht. Guido Fischer Weiterhören: die Trios von Oscar Peterson, Brad Mehldau, Keith Jarrett Downloadtipp: „Shout And Cry”

Mathias Eick „Skala“ ECM/Universal [Modern Jazz] Der Trompeter Mathias Eick ist wieder so eine Wunderwaffe aus dem unendlichen Jazzländle Norwegen. Sein von den Vorbildern Miles Davis und Nils Petter Molvaer geprägter Sound geht einem durch Mark und Bein. Gleichzeitig ist er ein Meister der Verwandlung – wenn er erst lyrische Melodien großräumig auskostet und plötzlich eine narkotische Jazzpop-Sogkraft entfaltet. In diesem Ausdruckskosmos bewegen sich Eicks acht Kompositionen, die er mit sieben Landsmännern und in unterschiedlichen Formationen eingespielt hat. Für das Titelstück hat sich Eick etwa von Stings „Shape Of My Heart“ inspirieren lassen. „Joni“ ist eine elegant dahin fließende Hommage an Joni Mitchell. Und mit „The Day After“ erweist Eick gleich drei Männern seine Reverenz: Keith Jarrett, Jan Garbarek und Elton John! Guido Fischer Weiterhören: Esbjörn Svensson Trio, Radiohead

Pee Wee Ellis „Tenoration“ Art of Groove/Indigo

[Funk-Jazz] Pee Wee Ellis – bei diesem Namen zuckt es einem sofort in den Beinen. Immerhin gilt er als Miterfinder des Funk und war mit den Kollegen Maceo Parker und Fred Wesley langjährige Groove-Kraft bei Godfather James Brown. 2011 feiert Tenorsaxophonist Pee Wee Ellis seinen 70. Da Ellis im Gegensatz zu seinem Ex-Chef aber die Finger von körperfremden Substanzen gelassen hat, ist sein Spiel weiterhin unverbraucht sexy und saftig. So geht Ellis auch auf der neuen DoppelCD als leibhaftige Black-PowerGarantie für schweißtreibende Beats durch, wobei ihn zwischendurch natürlich sein unnachahmliches R&B-Feeling nicht im Stich lässt. Und als ewig junger VollblutJazzer kann er selbstverständlich auch Modern-Jazz-Ikone Sonny Rollins noch ein kernig swingendes Ständchen bringen. Reinhard Lemelle Weiterhören: James Brown, Sly Stone, George Clinton, Herbie Hancock

Bill Frisell & Paul Motian „The Windmills Of Your Mind“ Winter & Winter/Edel Kultur

[Modern Jazz] Mit Paul Motian wurde gerade ein Schlagzeuger runde 80, der Jazzgeschichte mitgeschrieben hat, in den Klaviertrios von Bill Evans und Keith Jarrett etwa und mit seiner eigenen Electric Bebop Band. Zu Motians


engsten Freunden gehören seit Jahrzehnten aber Gitarrist Bill Frisell und Bassist Charlie Haden. Frisell ließ es sich natürlich nicht nehmen, mit seinen GlitzerSounds Motians Geburtstagsalbum zu veredeln, während immerhin Hadens Tochter Petra bei den Sessions vorbeikam, um mit ihrer wundersam sanften Stimme in die intime Welt des Jazz-Broadways einzutauchen. Mit all den Balladen von George Gershwin („I Loves You Porgy“) bis Johnny Mercer („I Remember You“) – an die Motian mit seinem magisch schwebenden Schlagzeugspiel glücklicherweise auch sein Herz kongenial verloren hat. Guido Fischer Weiterhören: Joni Mitchell, Rickie Lee Jones, Keith Jarrett Downloadtipp: „Let’s Face The Music And Dance“

Vijay Iyer with Pra­ sanna & Nitin Mitta „Tirtha“ ACT/Edel Kultur

[Ethnojazz] Auch für Vijay Iyer ist es ein Experiment: „Hinter dem Projekt stand nicht die Idee, etwas bewusst zusammen zu bringen. Es sind die drei Charaktere, die mit ihren Wurzeln aufeinander treffen. Man soll also nicht den Karren vor das Pferd spannen und Schlüsse ziehen, die letztlich deshalb nicht stimmen können, weil hier vor allem drei Individuen am Werk sind. Wenn da etwas Neues herausgekommen ist, dann weil wir sehr unterschiedliche Beziehungen zu Aspekten der indischen Musik haben“, meint der Pianist mit den indisch-amerikanischen Wurzeln und vielen Lorbeeren der vergangenen Jahre im Haar. Tatsächlich fällt „Tirtha“ aus dem Rahmen, denn sowohl Iyer als auch der Gitarrist Prasanna und der Perkussionist Nitin Mitta las-

sen sich von einer Mischung aus Intuition und Tradition treiben, die Jazz und Klangethnisches stimmig zusammenführt. Diese Musik hat nichts mehr vom FreakAppeal der 60er und 70er, sondern ist eine sensible, respektvolle und intellektuell durchdrungene Näherung der Kulturen. Eine Fusion mit Haltung. Ralf Dombrowski Wissenswertes: Das Vijay Iyer Trio gewann 2010 den Echo Jazz als „Ensemble des Jahres“. Downloadtipp: „Duality“

Joe Lovano/US Five „Bird Songs“ Blue Note/EMI

[Straight-ahead-Jazz] Der am meisten gefeierte Saxophonist der letzten Jahre streift mit seinem jungen Quintett um die derzeit als Sensation gehandelte Bassistin Esperanza Spalding durch das Repertoire des großen Charlie Parker. „Bird“-Tributes sind ja eine heikle Sache, weil Parker sich in seiner Art ohnehin nicht erreichen lässt und die meisten seiner Stücke schon so unendlich oft interpretiert wurden. Lovano aber lässt sich von der Kühnheit des Unterfangens spürbar nicht unter Druck setzen, sondern verströmt (wohl im sicheren Bewusstsein seines gewaltigen handwerklichen Könnens) von Anfang an eine staunenswerte Gelassenheit. Klug, dass er acht der elf Tracks auf dem Tenor spielt und sich so direkten Vergleichen ohnehin entzieht. Den nervösen Vibe, der Parkers Bop einst so elektrisierend machte, ersetzt der 58jährige Lovano durch eine abgeklärt souveräne Variante der Spielfreude. Selbstredend kann er seine Finger in Lichtgeschwindigkeit über die Klappen sausen lassen, wenn er es denn für passend erachtet – aber das passiert nie zum Selbstzweck, stets musika-

lisch begründet und meist (wie in „Barbados“, wo er kurze Läufe wie Schaumkronen seine Chorusse krönen lässt) eher en passant. Eher geht es Lovano darum, das jeweilige atmosphärische und rhythmische Potential der Parkerschen Originale herauszuarbeiten. „Moose The Mooche“ kommt in lässigem Midtempo daher, ganz auf seine Bluesanteile fokussiert, der Balladenklassiker „Lover Man“ tänzelt mit luftiger Finesse daher. Nicht nur hier erweist es sich als Glücksfall, dass das Quintett mit Otis Brown III und Francisco Mela über gleich zwei Drummer verfügt – zusammen mit Esperanza Spaldings agilen Basslinien sorgen sie für ein lebhaftes Fundament, das wunderbar mit Lovanos relaxtem Gestus kontrastiert. Raoul Gulbenkian Klingt ähnlich: Charlie Parker, Dexter Gordon, Joe Henderson, Coleman Hawkins, Sonny Rollins

Jagun „My Blue Hour“ Galileo [Vocal Jazz] Ja, man kann blond und sommersprossig sein – und dennoch überzeugend lateinamerikanische Varianten des song­ orientierten Jazz zelebrieren. Den Beweis tritt in diesem Frühjahr die in Köln aufgewachsene Wahlberlinerin Eva Jagun mit ihrem Debütalbum an, dessen federleichte, sinnlich-souljazzige Songs überwiegend auf Bossa- und Sambarhythmen daher tänzeln. Astrid Gilberto, Flora Purim, Michael Franks und Des’ree sind da als Einflüsse zu erahnen. Eva Jagun hat bis auf den Gershwin-Standard „Someone To Watch Over Me“ alle Songs (mit-)verfasst und erweist sich als versierte Komponistin und geschmackssichere Sängerin. Die international besetzte Band agiert kompetent, aber unaufdringlich.

Produzent Rainer Robben verzichtet auf vordergründige Soundgimmicks und Effekthascherei. So entsteht ein sympathisches Album, das Lust auf mehr von Eva Jagun macht, auch wenn es noch keine unverwechselbare Handschrift erkennen lässt. Raoul Gulbenkian Info: Eva Jagun sammelte erste Erfahrungen in der US-Musikszene, bevor sie sich in Hamburg zum Musikstudium einschrieb.

Nguyên Lê „Songs Of Freedom“ ACT/Edel Kultur

[Fusionjazz] Der französischvietnamiesische Gitarrist zählt schon lange zu den herausragenden Klangzauberern und Musik­ ethnologen der internationalen Jazzszene. Diesem Ruf wird er auch auf „Songs Of Freedom“ wieder mehr als gerecht. Entstanden ist die neue Platte mit Hilfe von Illya Amar (Vibraphone, Marimba), Bassist Linley Marthe, Schlagzeuger Stephane Galland und einer beeindruckenden Riege an Gastsängerinnen und -Sängern, darunter David Linx, Dhafer Youssef und Youn Sun Nah. Egal was Nguyen Le sich auf diesem Album auch vornimmt, sein beeindruckend filigranes und zugleich mitreißendes Gitarrenspiel verleiht seinen Versionen von Bob Marleys „Redemption Song“ und „Eleanor Rigby“ von den Beatles eine ganz neue, bisher unbekannte Dynamik. Und selbst Janis Joplins vielstrapazierten Gassenhauer „Mercedes Benz“ entstaubt er mit einer beeindruckenden Gründlichkeit. Robert Wallner Anspieltipp: die in jeder Hinsicht sensationelle Coverversion von Stevie Wonders Hymne „I Wish“, an der sich in der Vergangenheit schon viele Musikkollegen die Zähne ausgebissen haben

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schatzkiste

Kurzlebige Combo: Derek & The Dominos live und in Claptons Garten: Jim Gordon, Carl Radle, Bobby Whitlock, Clapton, „Jeep“ (v.l.n.r.)

Derek And The Dominos „Layla & Other Assorted Lovesongs“ (40th Anniversary Edition)“ Pol./universal In vieler Hinsicht ein besonderes Album - wegen der Beweggründe, die 1970 dazu führten, dass es überhaupt aufgenommen wurde: Der 25jährige Eric Clapton war seiner Rolle als Gitarrenheld überdrüssig und suchte nach neuen Wegen; seine Verzweiflung über die noch unerfüllte Liebe zu Patti Harrison, der Frau seines Freundes Beatle George, entlud sich in den Songs der Platte. Wegen der besonderen Besetzung: Bei den Aufnahmen in Miami stieß Duane Allman, der Gitarrist der Allman Brothers zu den neuformierten Dominos – damit wurden die Sessions zum einmaligen Stelldichein von zwei der größten Gitarristen

für eine Opel-Werbung etwas anhaben konnte. Wegen seiner ungewöhnlichen Historie: Weil das Pseudonym „Derek“ die Fans verwirrte und viele Radiostationen die Single „Layla“ infolge ihrer Überlänge erst nicht spielten, floppte das Album zunächst. Erst nach anderthalb Jahren entwickelte sich der Song im US-

Info: Die Edition gibt es in mehreren Formaten – von der einfachen CD bis zum „Super Deluxe“-Set. Details www.sonomagazin.de

der Rockgeschichte. Wegen seines berühmten Titelsongs, dessen bis heute andauernder Strahlkraft nicht einmal die Verwendung als Hintergrund

Primal Scream „Screamadelica“ (20th Anniversary Collectors Edition Box) Creation Records/Sony ab 18. März

20 Jahre nachdem „Screamadelica“ ihnen den Durchbruch bescherte, legen Primal Scream eine liebevoll gestaltete Box vor, die eine praktisch komplette Werkschau rund um den Release aus dem Jahr 1991 bietet. Mit insgesamt vier CDs, zwei LPs, einer DVD und diversen Fan-Accessoires zelebrieren die schottischen Independent Rocker das Jubiläum von „Screamadelica“, auf dem sie seinerzeit ihr musikalisches Spektrum mit Einflüssen von Acid House, Dance, Soul und Gospel massiv erweiterten. Neben dem remasterten

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Radio „plötzlich zur alternativen Nationalhymne“ (Bobby Whitlock) und die Doppel-LP wurde zum Longseller. (CST)

Original-Album, das zudem als Vinyl-Doppel-LP beiliegt, findet sich auch die komplette „Dixie Narco“-EP in der Box. Hinzu kommt eine Sammlung von 7“- und 12“-Mixes, die seinerzeit im Zuge des Albums auf den Markt gebracht wurden. Gänzlich Neues hat die „Anniversary Collector’s Edition“ ebenfalls zu bieten: Neben der neu produzierten DVD-Dokumentation „The Making of Screamadelica“, gibt es einen bislang unveröffentlichen Audio-Mitschnitt eines Konzerts in Hollywood aus dem Jahr 1992 zu hören. Zusätzlich zum fast komplett gespielten „Screamadelica“-Album bringen Primal Scream hier zwei Cover-Versionen zu Gehör, von denen John Lennons „Cold Turkey“ den stärkeren Eindruck hinterlässt als „No Fun“ von den Stooges. Jörg Laumann


Bill Ramsey „Ramsey Swings“ BEar Family

Der Sympath als Jubilar: Bill Ramsey feiert im April seinen 80. Geburtstag

Ob als Schlagersänger, Filmschauspieler oder Partner eines Stoffhasen namens Cäsar in der Kinderstunde – es gab in den 60er Jahren viele Möglichkeiten, Bill Ramsey kennenzulernen. Der Amerikaner aus Cincinnati gehörte lange zu den populärsten Stars der ‚leichten Muse‘ auf deutschem Boden. Dass dieser - einst in G.I.-Uniform zugereiste - Mann aber auch zu den vorzüglichsten Jazz-, Swing- und Bluessängern seiner Zeit zählt, geriet dadurch leider in den Hintergrund. Das opulente 4-CD-Set „Ramsey Swings!“rückt das wieder gerade:. Über fünf Stunden Musik aus 41 Karrierejahren, mit vielen Standards (von „Caldonia“ über den „Watermelon Man“ bis zu „Over The Rainbow“,‚Round Midnight“, „Trouble In Mind“, „Moon River“) und faszinierenden Cover-Versionen wie Jimi Hendrix‘„‚The Wind Cries Mary“, „Hi-De-Ho“, „Motherless Child“, „Proud Mary“ und vielen anderen. (F.MA,) Info: Die launigen Liner Notes zur CD schrieb Götz Alsmann

Rolling Stones „Singles (19712006)“ universal Nicht nur für Komplettisten interessant: Eine Box versammelt jetzt Stones-Singles aus vier Jahrzehnten auf 45 CDs. Dass die Formkurve der einst größten Rockband der Welt nach dem Album „Some Girls“ (1978) zu sinken begann, ist die eine Sache. Dass Jagger, Richards & Co. aber auch danach für überzeugende Singles gut waren, bestreiten nicht mal ihre schärfsten Kritiker. Selbst allgemein als Durchhänger eingestufte LPs wie „Dirty Work“ und „Steel Wheels“ brachten mit der Coverversion des Bob & Earl-Soulstandards “Harlem Shuffle“ und dem cleveren “One Hit To The Body“ bzw. mit den Midtempo-Rockern „Mixed Emotions“ und „Rock And A Hard Place“ noch schlagkräftige Auskopplungen hervor. Und obwohl die reichste Straßengang des Planeten sich mittlerweile in den profitabelsten Rock-Nos­ talgiezirkus verwandelt hat, kann sie bei Bedarf noch mit Vier-Minuten-Geniestreichen wie dem elegant-zwielichtigen „Anybody Seen My Baby“ von „Bridges Of Babylon“ und dem fun-

kigen „Rain Fell Down“ von „A Bigger Bang“ aufwarten. Während vor allem die späten Alben oft darunter litten, dass die Bandchemie nicht mehr für durchgängig inspirierte Albensessions reicht, können sie für die Dauer einer Single immer noch Funken schlagen. Da zahlt sich oft aus, dass das stilistische Spektrum der Band mehr umfasst, als den riffbasierten Bluesrock, auf den ihre Verächter sie meist reduzieren: große Balladen

(„Angie“, “Almost Hear You Sigh”), Funk („Hot Stuff“, “Undercover Of The Night”), Soul („Fool To Cry“), Disco („Miss You“, „Emotional Rescue“), Country (“Wild Horses”). Das alles erscheint jetzt in einer fein ausgestatteten Box auf 45 CDs in Repliken der Original-Single-Hüllen nebst einem 32-seitigen Hardcover-Booklet. Unter den insgesamt 173 Tracks (dabei allerhand Live-Versionen, Remixes und B-Seitenraritäten) sind 80, die derzeit sonst nirgends legal erhältlich sind. (RGU)

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schatzkiste Diverse „Bar Classics Latin“ sony classical. Compilations mit Bar- und Lounge-Jazz erleben in den letzten Jahren nicht ohne Grund einen ausgesprochenen Boom – schließlich bieten sie dem gestressten Großstadtmenschen ein treffliches abendliches Relaxans. Ihr künstlerischer Gehalt variiert

naturgemäß mit den Aufnahmen, die das jeweilige Label dafür zusammenbekommt. Die Doppel-CD „Bar Classics Latin“ sticht nicht nur dank erstklassiger Interpreten aus der Masse heraus, sondern auch dank ihres Konzepts: Zum Einen war es überfällig, die Latin-Strömung des Jazz für so eine Zusammenstellung unter die Lupe zu nehmen, zum anderen

wird sie hier durch Latino-Material aus der Klassik ergänzt – je eine CD ist mit Jazz- bzw. KlassikAufnahmen bestückt, vertreten sind Stars wie Dave Brubeck, Baden Powell, Astrud Gilberto und Komponisten wie Albeniz, Piazolla, Villa-Lobos und natürlich Antonio Carlos Jobim. (RGU) Enthält: 29 Tracks auf zwei CDs

Bob Marley „Live Forever“ island/universal

Mit der Veröffentlichung der Doppel-CD „Bob Marley & The Wailers - Live Forever“ setzt sein Label Island Records dem Reggae-König dreißig Jahre nach seinem Tod ein weiteres klingendes Denkmal. Eigentlich erstaunlich, dass diese Aufzeichnung eines Live-Konzertes, das vor 31 Jahren im Rahmen der Tour zum Album „Uprising“ über die Bühne ging und das letzte in Marleys Karriere war, erst jetzt erscheint. Denn der Mitschnitt, direkt von den originalen Bändern aus dem Konzertmischpult gemastert, kann technisch wie künstlerisch locker mit Marleys bekannten offiziellen Livealben „Live“ (1975) und „Babylon By Bus“ (1978) mithalten – zwar war der Sänger zu diesem Zeitpunkt sicherlich schon von jener Krebserkrankung, die ihn am 11. Mai 1981 schließlich dahinraffte, gezeichnet. Aber sängerisch schränkte sie ihn noch nicht ein – im Bewußtsein seiner ablaufenden Zeit mobilisierte er vielleicht noch mehr

Von einfach bis luxuriös: Der geneigte Marley-Fan kann zwischen verschiedenen Ausstattungsvarianten wählen

Kräfte als in früheren Jahren. Im Rahmen des hier dokumentierten Gigs am 23. September 1980 in Pittsburgh präsentierte Bob Marley beliebte Songs wie „No Woman No Cry“, „Jammin“, „Is This Love“ oder „Get Up Stand Up“, aber auch damals noch ziemlich neues (und deshalb auf den anderen Livealben nicht enthaltenes) Material wie „Zimbabwe“ vom Album „Survival“ und „Could You Be Loved“, „Coming In From The Cold“ und „Redemption Song“ von seinem letzten Studiowerk „Uprising“. (FMA) Rita Marley: “Bobs Musik brachte die Menschen zusammen, auch in jener Nacht vor 30 Jahren in Pittsburgh.“

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Ein bisher unveröffentlichtes Livealbum liegt der Jubiläumsedition bei

Diverse „Romantic Guitar“ sony classical Zusammen mit dem Klavier und der Harfe ist die Gitarre eines jener Instrumente, die dank ihrer Polyphonität schon für sich eine Art kleines Orchester darstellen. Und wie das Piano, aber mehr als die Harfe lässt die Gitarre von ganz zart bis ganz herb unterschiedlichste Klangcharakteristika zu. Vielleicht einer der Gründe, warum sie auch in der klassischen Musik als Soloinstrument bis heute so populär ist, warum viele Kompositionen eigens für Sologitarre geschrieben und andere in Gitarrenarrangements übertragen werden. Die vorliegende Doppel-CD bietet 32 exquisite Beispiele für romantische Gitarrenklänge, darunter Darbietungen berühmter Interpreten wie John Williams, Narciso Yepes und Julian Bream, viel gespielte ewige Publikumsfavoriten wie den „Kanon in D“ von Pachelbel, das „Largo“ von Vivaldi, Faurés „Pavane“ und das „Adagio“ aus Joaquins „Concerto D‘Aranjuez“, aber auch zahlreiche entdeckenswerte unbekannte Preziosen. (FMA) Passt zu: stillen Abendstunden und einem Glas Wein

Julian Bream

Simon & Garfunkel „Bridge Over Troubled Water (40th Anniversary Edition)“ sony music Es war ein großes Finale, jenes Album, mit dem Simon & Garfunkel 1970 endgültig das Terrain des Folkrock verließen und in die Gefilde des ganz großen Pop vorstießen. Das aber gleichzeitig ihr letztes gemeinsames Studiowerk wurde. Paul Simon als Komponist hatte den stilistischen Rahmen weit aufgezogen: Mit der gospel-grundierten Megaballade „Bridge Over Troubled Water“, der AndenfolkAdaption „El Condor Pasa“, dem epischen „The Boxer“ und dem unbeschwerten „Oh Cecilia“ enthielt der Longplayer vier wirkliche Welthits, die 1970 überall in der westlichen Welt die Charts dominierten. Aber auch die übrigen sieben Songs deckten ein breites Spektrum ab, etwa „Keep The

Customer Satisfied“ mit seinem schmissigen Bigband-Gebläse, das wehmütige „So Long Frank Lloyd Wright“ mit seinem sachten Bossa-Groove oder „Baby Driver“ mit seinem R&BAroma. Leicht verspätet kommt das Wunderwerk nun in einer Jubiläumsfassung sorgsam remastert auf den Markt. Ein ziemlicher Knüller sind die Zugaben der CD/DVD-Version: das unveröffentlichte Konzertalbum „Live 69“, das sagenumwobene, in Europa noch nie gezeigte TV-Special „Songs Of America“ und die neue Doku „The Harmony Game“. (CST) Info: Die Edition ist als Deluxe-CD oder CD/ DVD-Set erhältlich.

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mediamix

DVD: Diverse „T.A.M.I. Show“ Shout! Factory/Universal Music

Die Show bot einen aufregenden Querschnitt durch die 1964 aktuelle Popszene: Marvin Gaye (o.), Chuck Berry (o. r.), Gerry and the Pacemakers (u.)

Wenn es so etwas wie den Heiligen Gral unter den MusikTV-Events gibt, dann ist es die „T.A.M.I. Show“, ein live am 29. Oktober 1964 im Santa Monica Civic Auditorium produziertes Konzert mit einer solchen Phalanx von legendären Künstlern, dass es den Rahmen dieser Rezension sprengen würde, sie alle aufzuzählen (darunter: die Rolling Stones, James Brown, Beach Boys, Supremes, Marvin Gaye). Über Jahrzehnte war der knapp zweistündige Mitschnitt aus rechtlichen Gründen nicht mehr im Fernsehen zu sehen, geschweige denn fürs Heimkino zu erwerben. Die mit viel Liebe und Sachverstand produzierte DVD schafft endlich Abhilfe. Dabei erklärt die schier unglaubliche Qualität der Musik nur einen Teil des Mythos, der sich völlig zu Recht um die „T.A.M.I. Show“ gebildet hat. Denn dieses Konzert mit seiner überwältigenden Euphorie jenseits von Rassengrenzen und sexuellen Hemmnissen verkörpert die noch nicht kommerzialisierte Kraft einer neuen Generation. Eine Sternstunde der Sixties, die bis heute leuchtet. Heiko Große Weitersehen: In dieser Liga wird die Luft dünn: Nur Klassiker wie „Woodstock“ und „The Last Waltz“ von The Band mögen da mithalten

Buch: Gerhard & Renate Croll „Gluck. Sein Leben – seine Musik“ Bärenreiter

Gemessen an seiner Bedeutung für die europäische Musik ist der große Opernerneuerer Christoph Willibald Gluck in der heutigen Wahrnehmung und auch, was jüngere Literatur zu seiner Vita angeht, bisher ausgesprochen kurz gekommen. Was schlicht daran liegt, dass die Faktenlage über die erste Lebenshälfte des Komponisten, der im mittleren 18. Jahrhundert die steife Barockoper beinah im Alleingang hinweg fegte, ziemlich dünn ist. Daran

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kommen auch Gerhard und Renate Croll in ihrer historisch sehr seriös gehaltenen und dennoch anschaulich und unterhaltsam geschriebenen GluckBiografie nicht vorbei. Dafür gibt es aber umso mehr aus Glucks Zeit als etablierter Komponist zu erzählen – und das gelingt dem Autorenpaar so vorzüglich, dass sein Buch auch durch erhellende und erheiternde Einsichten über den höfischen und bürgerlichen Musikbetrieb jener Zeit glänzt. Und damit nicht nur für Gluckfans interessant ist. Raoul Gulbenkian Fazit: lesenswert für historisch interessierte Opernfans


Film: „Francesco und der Papst“ constantin film – ab 21. 4.

Dieser anrührende Dokumentarfilm erzählt die Geschichte des elfjährigen Chorknaben Francesco, dessen größter Traum in Erfüllung geht: Einmal für den Papst zu singen. Die Kamera begleitet seinen Chor in der aufregenden Zeit der Proben und gewährt gleichzeitig einzigartige Einblicke in das Leben von Papst Benedikt XVI. und die verborgene Welt des Vatikans. Auf den ersten Blick ist Francesco ein ganz normaler Junge. Der Elfjährige spielt gerne Fußball und ist begeisterter Pfadfinder. Doch seine große Leidenschaft ist die Musik. Er singt im Knabenchor „Pueri Cantores“, der die päpstlichen Liturgien begleitet, und hat nur einen einzigen Wunsch: einmal in der Sixtinischen Kapelle aufzutreten. Dank seiner einzigartigen Stimme wird er tatsächlich ausgewählt, das alljährliche Solo vor dem Heiligen Vater zu singen – das durften bisher nur Erwachsene …

Großer Tag: Francesco bei Benedikt XVI.

Regie: Grimme-Preisträger Ciro Cappellari

X- Act Eventmarketing GmbH & Karsten Jahnke Konzertdirektion GmbH präsentieren:

DVD: Billy Joel „Live At Shea Stadium“ Columbia/Legacy/Sony Music

Der Kreis schließt sich. Am 15. August 1965 spielten die Beatles als erste Band im gerade ein Jahr alten Shea Stadium in Long Island, New York. Am 16. und 18. Juli 2008 trat Paul McCartney dann als letzter in dem Kultrund auf, in dem zwischenzeitlich auch die Stones, The Who, Bruce Springsteen und The Police Gastspiele gegeben hatten. Der Ex-Beatle war beim Shea-Abschlusskonzert allerdings – wie die Kollegen Tony Bennett, Garth Brooks, John Mayer, Steven Tyler und Roger Daltrey – nur ein Special Guest von Billy Joel, der die Ehre hatte, die Spielstätte vor dem Abriss ein letztes Mal zu füllen. Eine naheliegende Wahl, denn der „Piano Man“ ist in der Nachbarschaft aufgewachsen, auch seine Karriere weist erstaunliche Parallelen mit dem Stadium auf: Beide fingen 1964 an, beide erlebten Höhen und Tiefen, wie man in

einer 90minütigen Dokumenta­ tion erfährt, die Teil des Zwei-CDzwei-DVD-Sets ist. Mit „Let It Be“ ging der denkwürdige Abend zu Ende – auch für Platzwart Pete Flynn, der einst die Beatles zur Bühne gefahren hatte und nun McCartney chauffierte. Das Ende einer Kreisfahrt. Heiko Große Weitersehen: Auf der DVD/CD „Good Evening New York City“ weiht Paul McCartney ein Jahr später das neue Citi Field ein, die NachfolgeLocation direkt neben dem einstigen Shea Stadium.

09.09. 10.09. 11.09. 15.09. 16.09. 21.09. 22.09. 23.09. 28.09. 29.09.

Erfurt Potsdam Leipzig Osnabrück Nürnberg Güstrow Oldenburg Lüneburg Kiel Frankfurt

www.lisa-bassenge.de Das aktuelle Album „Nur Fort“ / Minor Music überall im Handel erhältlich.

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TickeTs: 01805 - 62 62 80* und 040 - 413 22 60** www.karsten-jahnke.de und an allen bek. Vorverkaufsstellen. *(e 0,14/Min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. e 0,42/Min.) **(Mo – Fr, 9.00 – 18.30 Uhr)


tourneen POP, Rock & co Alle Tourneedaten fortlaufend aktualisiert und mit genauen Ortsangaben finden Sie unter sonomagazin.de

17 Hippies 11.5. München 40 Jahre Disco mit Ilja Richter - live 28.5. Stuttgart

A Bryan Adams 12.6. Berlin 17.6. Mönchengladbach 18.6. Oberursel 8.7. Bad Mergentheim 17.7. München Gregg Allman 10.7. Bonn 11.7. München 13.7. Nürnberg 15.7. Tuttlingen 16.7. Alsfeld Pat Appleton 8.4. Frankfurt 9.4. Bonn Lydie Auvray 7.5. Schönberg 13.6. Kitzingen 18.6. Eltville

b Bap 11.6. Wolfhagen 15.6. Oberursel 17.6. Hamburg 18.6. Bremerhaven 9.7. Freiburg 15.7. Stuttgart 16.7. Singen 30.7. Lauchheim 31.7. Kaltenberg 6.8. Trier 12.8. Schwetzingen 20.8. Spalt 21.8. ArnsbergHerdringen 24.8. Bochum 25.8. Nideggen 26.8. Bad Brückenau 27.8. Rietberg Beady Eye 30.5. Hamburg Belle And Sebastian 8.4. Köln 15.4. München Aloe Blacc 12.4. Frankfurt 13.4. Hamburg

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Black Eyed Peas 28.6. Düsseldorf

2.7. Stendal 3.7. Kemnath 7.7. München 8.7. Ehingen 9.7. Lohr am Main 24.7. Winterbach 25.7. Knetzgau 5.8. Traunreut 13.8. Spremberg 26.8. Altusried 23.9. CH-Schupfart

Blackmore’s Night 2.8. Paderborn 3.8. Aschaffenburg 9.8. Ulm 12.8. Burghausen James Blunt 8.7. Salem 10.7. Losheim am See 12.7. Dresden 13.7. Braunschweig

f

Bon Jovi 10.6. Dresden 12.6. München 13.7. Düsseldorf 16.7. Mannheim

Faces (with Mick Hucknall) 16.7. Stuttgart 17.7. Düsseldorf 19.7. Berlin

c Paul Carrack 8.4. Winterbach 9.4. Lahr 3.5. Oberhausen 4.5. Mainz 5.5. Paderborn 6.5. Bonn Cock Robin 20.5. Berlin 21.5. Leipzig 23.5. Stuttgart 25.5. Frankfurt/Main 27.5. Köln 28.5. Bochum 29.5. Hamburg Colosseum 15.6. Oldenburg 16.6. Wuppertal 17.6. Berlin 18.6. Kellinghusen 19.6. Osnabrück 22.6. Wissen 23.6. Dresden 24.6. Hannover 25.6. Lorsch 26.6. Freiburg 28.6. Stuttgart 29.6. Göttingen 30.6. Aschaffenburg 1.7. Ulm 20.8. Bad Doberan Crosby & Nash 17.10. Hamburg 19.10. Essen 20.10. Essen 27.10. Niedernhausen

d Julian Dawson 8.4. Osnabrück 9.4. Wolfenbüttel 12.4. Duisburg 13.10. Bonn Chris De Burgh 9.4. Hamburg 10.4. Bremen 12.4. Dortmund 15.9. Kempten 16.9. Augsburg

Marianne Faithfull 17.5. CH-Zürich 29.5. Berlin

Gregg Allman Im vergangenen Jahr stand es zeitweilig gar nicht gut um den Gründer, Chef, Sänger und Organisten der legendären Southernrock-Gruppe The Allman Brothers Band: Gregg Allman musste sich einer Lebertransplantation unterziehen. Von deren Nachwirkungen hat sich der in Nashville geborene Blueshaudegen mit der charakteristischen GrizzlyStimme gut erholt – was uns doppelt freut, weil er vor der Operation noch sein erstes Soloalbum seit neun Jahren eingespielt hatte: „Low Country Blues“ (Rounder/Universal). Und das ist gleichzeitig sein mit Abstand bestes. Unter der Regie von Produzent T-Bone Burnett hat Allman vor allem uralte Blues- und R&B-Standards in äußerst beherzten Fassungen neu eingespielt. Und mit diesem Material kommt Allman im Juli nach Europa. Tournee von 10.7.2011 bis 16.7.2011 www.eventim.de

21.9. Rostock 23.9. Kiel 24.9. Hannover 26.9. Alsfeld 27.9. Koblenz 29.9. Düsseldorf 30.9. Münster 3.10. Dresden 4.10. Erfurt Neil Diamond 7.6. Berlin 17.6. Mannheim 20.6. Oberhausen 22.6. Hamburg Dick Brave & The Backbeats 25.5. Berlin

e The Eagles 19.6. Wiesbaden 21.6. Köln 23.6. Berlin 26.6. München 28.6. Hamburg Erasure 27.6. Berlin 29.6. Hamburg Erste Allgemeine Verunsicherung 7.5. Egmating 18.5. Durach 22.6. Freyung 23.6. Schopfheim

Die Fantastischen Vier 28.5. Hannover 3.6. CH-Aarberg 15.6. Mönchengladbach 25.6. Burghausen 26.6. Lux Roesser 24.7. CuxhafenNordholz 6.8. Anröchte 12.8. Eschwege 14.8. Rothenburg ob der Tauber 10.9. St. Goarshausen 13.12. Münster 14.12. Düsseldorf 16.12. Leipzig 17.12. Braunschweig 18.12. Augsburg 20.12. Wien 21.12. Regensburg 22.12. Stuttgart Bryan Ferry 1.8. Dortmund Fjarill 8.4. Bad Hersfeld 9.4. Darmstadt 28.4. Dresden 8.5. Lüneburg 24.5. Hannover 25.5. München 6.8. Jesteburg 28.10. Pforzheim 25.11. Mölln Foo Fighters 23.8. Köln 24.8. Übersee

g David Garrett 18.5. Hannover 20.5. Bad Segeberg 8.6. Bremen 12.6. Stuttgart 14.6. Wiesbaden 17.6. Ludwigslust 21.6. Wien

25.6. Erfurt 26.6. Dresden 28.6. Halle Bob Geldof 7.10. Berlin 9.10. Köln 11.10. Hamburg 12.10. Hannover Marla Glen 8.4. Hannover 15.4. Köln 17.4. Darmstadt 18.4. Mannheim 19.4. München 20.4. Freiburg 2.7. A-Kaindorf Herbert Grönemeyer 31.5. Rostock 1.6. Hamburg 4.6. Hannover 5.6. Berlin 7.6. Gelsenkirchen 8.6. Düsseldorf 10.6. Kassel 11.6. Frankfurt 13.6. Köln 14.6. Stuttgart 16.6. Leipzig 18.6. A-Wien 19.6. A-Klagenfurt 21.6. München 23.6. CH-Bern 24.6. Konstanz Ceel-Lo Green 8.4. Berlin 10.4. München

h Haindling 20.5. Nürnberg 6.6. Grafing 23.6. Vilsbiburg 30.6. Neurandsberg 1.7. Aschau 2.7. Weßling 3.7. Rehling 9.7. Parkstein 10.7. Schärding 15.7. Tambach 22.7. Weißenburg 23.7. Bad Mergentheim 24.7. Knetzgau 29.7. Töging 30.7. Schloß Kaltenberg 31.7. Pfaffenhofen a.d. Ilm Emmylou Harris 5.6. München 6.6. Frankfurt 8.6. Berlin Roger Hodgson 29.7. Lauchheim The Human League 18.4. Köln 20.4. Hamburg 23.4. Berlin


24.4. Leipzig 25.4. Stuttgart

10.11. Trier 19.11. München

Hurts 5.6. Dresden 7.6. Hamburg 27.7. Dortmund 13.8. Berlin

Elton John 14.6. München 17.6. Leipzig 18.6. Berlin 19.6. Köln 21.6. Hannover 22.6. Mannheim

i

1.7. Coburg 8.7. Benediktbeuern 9.7. Immenstadt 15.7. Straubing 16.7. Ingolstadt 17.7. Landshut 21.7. Stuttgart 22.7. Singen 23.7. Mainz

Yusuf Islam 10.5. Hamburg 12.5. Oberhausen 14.5. Berlin 17.5. München 29.5. Mannheim

Jon Lord Blues Project 15.11. Regenstauf 17.11. Berlin 18.11. Hamburg 19.11. Isernhagen 20.11. Bochum

j

Judas Priest 27.6. München 9.8. Berlin

Jamiroquai 8.4. Berlin 12.4. Oberhausen

k

Jean Michel Jarre 31.10. Frankfurt 1.11. Hannover 3.11. Hamburg 4.11. Dortmund 5.11. Köln 7.11. Dresden 8.11. Berlin 9.11. Erfurt

Cyndi Lauper 18.7. Hamburg 19.7. Berlin

Ronan Keating 29.7. Dortmund

l LaBrassBanda 17.6. Rehling 18.6. Burg Abenberg 30.6. Kleinheubach

k a R s t e n

Klaus Lage & Band 8.4. Bamberg 10.4. Bonn 12.4. Hameln 13.4. Bad Driburg 14.4. Düsseldorf 15.4. Osnabrück 16.4. Worpswede 11.5. Welver 12.5. Mainz 20.6. Kiel 25.6. Berlin 5.7. Mühldorf/Inn

Lena 13.4. Berlin 14.4. Hannover 15.4. Frankfurt 19.4. Dortmund 20.4. Hamburg 21.4. Leipzig

J a h n k e

27.4. München 28.4. Stuttgart 29.4. Köln Annett Louisan 13.10. Timmendorf 15.10. Gera 16.10. Halle/Saale 17.10. Cottbus 19.10. Berlin 21.10. Bielefeld 22.10. Köln 24.10. Chemnitz 25.10. Leipzig 26.10. Kassel 27.10. Bremen 29.10. Karlsruhe 30.10. Stuttgart 31.10. Frankfurt 2.11. Düsseldorf 4.11. Hannover 5.11. Erfurt 6.11. Magdeburg 8.11. Essen 9.11. Saarbrücken 10.11. Mannheim 11.11. Nürnberg 23.11. Dresden 25.11. Bamberg 28.11. Kiel 29.11. Lübeck 30.11. Braunschweig 2.12. Rostock 3.12. Stade 4.12. Oldenburg

5.12. Hamburg 7.12. Münster

m M. Walking On The Water 14.4. Münster 15.4. Ludwigsburg 16.4. Weinheim 17.4. Köln Wolf Maahn 10.4. Affalter/ Chemnitz 7.5. Düsseldorf 30.9. Unna 21.10. Koblenz 22.10. Kirchheim/Teck 28.10. Berlin 8.11. Kassel 9.11. Kiel 12.11. Stemwede 13.11. Leverkusen Peter Maffay 21.5. Bad Segeberg 24.5. Hannover 25.5. Dortmund 28.5. Berlin 29.5. Magdeburg 31.5. Mannheim 1.6. Oberhausen 16.6. Wiesbaden

Mardi Gras.BB 14.4. Wiesbaden 15.4. CH-Winterthur 16.4. CH-Luzern 21.5. Heidenheim 6.7. Bremen 26.8. CH-Zug Münchener Freiheit 12.8. Steinbach 13.8. Melle 19.8. A-Ebbs in Tirol 20.8. Datteln 17.9. Nürnberg 23.9. Bad SoodenAllendorf Metallica, Slayer, Megadeth & Anthrax 2.7. Gelsenkirchen Mike & The Mechanics 1.6. Duisburg 2.6. Karlsruhe 4.6. Leipzig 5.6. Berlin

k o n z e R t d i R e k t i o n

RobeRt Lamm (key, voc), Jimmy Pankow (tb), Lee Loughnane (tP), waLt PaRazaideR (sax), Jason scheff (b, voc), tRis imboden (dR), keith howLand (g, voc), Lou PaRdini (key) Änderungen vorbehalten

RETURN CHICK COREA S TA N L E Y C L A R K E LENNY WHITE JEAN LUC PONTY FRANK GAMBALE

TO

FOREVER 17.06. 18.06. 19.06. 20.06. 01.07. 02.07.

17.6. Halle/Westfalen 18.6. Ludwigslust 21.6. München 22.6. Nürnberg 24.6. Erfurt 25.6. Dresden

g m b h

01.07. 02.07. 03.07. 04.07.

Berlin Hamburg Neckarsulm München

Berlin Hamburg Mainz Köln Dresden Stuttgart

45 TickeTs: 01805 - 62 62 80* und 040 - 413 22 60** www.karsten-jahnke.de und an allen bekannten Vorverkaufsstellen. *(e 0,14/Min. aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk max. e 0,42/Min.) **(Mo – Fr, 9.00 – 18.30 Uhr)


tourneen POP, Rock & co 6.6. Hamburg 8.6. Niedernhausen 9.6. München Christy Moore 1.10. Hamburg 2.10. Bochum 8.10. Niedernhausen

n Gianna Nannini 17.7. München 18.7. Berlin 20.7. Dinslaken 21.7. Tuttlingen 26.7. Winterbach 27.7. Bonn Nena 6.5. Gera 14.5. Bad Segeberg 11.6. Wiener Neustadt 9.7. Gotha

o Agnes Obel 20.4. München 21.4. Karlsruhe 22.4. Wiesbaden 26.4. Köln 27.4. Hamburg 28.4. Flensburg 29.4. Berlin Johannes Oerding 8.4. Düsseldorf 14.4. Wilhelmshafen 15.4. Kiel 16.4. Hamburg 20.4. Karlsruhe 21.4. Freiburg OMD 22.6. Erfurt 23.6. Leipzig 26.6. Dresden 1.9. Köln 2.9. Hamburg 5.9. Berlin 6.9. Schwerin

p The Parlotones 8.4. Magdeburg 9.4. Potsdam 10.4. Hannover 11.4. Aschaffenburg 12.4. Leipzig 13.4. Karlsruhe 15.4. Krefeld The Pogues 5.7. Stuttgart 6.7. München 7.7. Bonn Philipp Poisel 17.8. Braunschweig Polarkreis 18 10.4. Krefeld 11.4. Hamburg

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13.4. 14.4. 15.4. 28.5.

Bielefeld Berlin Dresden Hannover

q Queens Of The Stone Age 2.5. Köln 10.5. München

r Rea Garvey, Xavier Naidoo, Sasha & Michael Mittermeier 12.12. Dresden 13.12. Dresden Red Hot Chilli Pipers 29.4. Wissen 30.4. Bad Pyrmont 1.5. Roth 4.5. Freiberg am Neckar 5.5. Karlsruhe 6.5. Koblenz 7.5. München 8.5. Regensburg 10.5. Freiburg 11.5. Friedrichshafen 14.5. Worms 15.5. Illingen 16.5. Frankfurt 17.5. Aschaffenburg 18.5. Bochum 19.5. Münster 20.5. Nordhorn 22.5. Oldenburg 24.5. Bielefeld 25.5. Hamburg 26.5. Osnabrück 27.5. Gießen 29.5. Bonn 31.5. Berlin 2.6. Wolfhagen 3.6. Soest 4.6. Ulm 9.6. Leverkusen 11.6. Hildesheim 17.6. Rostock 18.6. Schwerin 19.6. Neubrandenburg 20.6. Kiel 24.6. Bad Waldsee Roxette 11.6. Berlin 12.6. Oberursel 15.6. Leipzig 16.6. Köln Rush 29.5. Frankfurt

s Sade 3.5. Hamburg 4.5. Oberhausen 7.5. Stuttgart 12.5. Frankfurt

13.5. Berlin 19.5. München 21.5. Köln Santana 24.6. Leipzig 25.6. Neustadt bei Coburg 26.6. Jüchen bei Neuß 28.6. Hannover Söhne Mannheims 10.11. Frankfurt 11.11. Hannover 12.11. Leipzig 14.11. Berlin 15.11. Hamburg 18.11. München 21.11. Köln 22.11. Oberhausen 24.11. Stuttgart Helge Schneider 8.4. Berlin 9.4. Berlin 10.4. Berlin 12.4. Berlin 13.4. Berlin 14.4. Berlin 15.4. Berlin 16.4. Berlin 17.4. Berlin 19.4. Berlin 20.4. Berlin 21.4. Berlin 22.4. Berlin 23.4. Berlin 24.4. Berlin 13.8. SteinbachLangenbach Scorpions 22.6. Freiburg 25.6. Papenburg 16.7. Schweinfurt 17.7. Bielefeld Seeed 18.8. A-St.Pölten 19.8. Großpoesna bei Leipzig 20.8. A-Wallis 27.8. Konstanz Simple Minds 21.7. Winterbach 23.7. Dinslaken 24.7. Kiel 26.7. Dortmund Spider Murphy Gang 9.4. Kleine Scheidegg 24.4. München 25.4. München 5.5. Buchenberg 7.5. Neckarwestheim 13.5. Hofheim 15.5. Landau i.d. Pfalz 28.5. Embrach 1.6. Farchant 2.6. Auerbach 3.6. Pinzberg 4.6. LaupheimBaustetten 9.6. Halle/Westfalen 10.6. Ergenzingen 11.6. Lienlas

In Hochform: Hodgson in München

B li c k z u rüc k :

Magische Songs Roger Hodgson Philharmonie am Gasteig, München 13. März 2011 Manchmal steckt in Klischees doch etwas Wahrheit. Als Roger Hodgson nach seinem Abschied von Supertramp 1983 erklärte, er wolle sich fortan mehr um seine Kinder kümmern, klang das wie aus dem Lexikon für Rockstar-Floskeln. Doch in der Tat folgten in den knapp 30 Jahren danach nur drei Soloalben und ein fast völliger Rückzug von der Bühne. Erst als die Sprösslinge flügge waren, wagte Hodgson Mitte des vergangenen Jahrzehnts ein Comeback, das ihn seitdem mehrmals nach München führte. Ein Auftritt in der bayerischen Hauptstadt sei für ihn etwas Besonderes, erklärte der 61jährige nun bei seinem Konzert in der Philharmonie. Was wieder nach einem Allgemeinplatz klingt, trifft erneut zu. Denn im Schwabing der frühen 70er lagen die Anfänge von

18.6. BobenheimRoxheim 23.6. Kiel 25.6. München 2.7. Calw 8.7. Martinsbuch 15.7. RosenheimAising 16.7. Stötten/Auerberg 23.7. Wiesthal 29.7. Bad Grönenbach

Supertramp, und im Olympiastadion spielte die Band das letzte Konzert mit ihm. Doch während seine alte Band danach eher schlecht als recht weitermachte, konnte Hodgson, auf dessen Konto die meisten Supertramp-Klassiker gehen, an die alten Tage anknüpfen. So ist er nun binnen weniger Jahre zum vierten Mal in der Stadt, die Show ist ausverkauft und versetzt das Publikum in eine beinahe religiöse Ekstase. Das liegt vor allem an den magischen Songs: Von „School“ über „Dreamer“, „The Logical Song“ bis zu „It’s Raining Again“ lässt er keinen Hit aus. Begleitet nur von Multiinstrumentalist Aaron MacDonald wechselt Hodgson zwischen E-Piano, Flügel und zwölfsaitiger Gitarre und befreit so die Stücke vom alten Pomp, indem er sie aufs Wesentliche, die melodisch-rhythmische Essenz, reduziert. Ein großer Song bleibt ein großer Song – egal in welchem Arrangement. Auch dieses Klischee stimmt. Heiko Große

30.7. Merkendorf/ Triesdorf Status Quo 17.6. Gelsenkirchen 18.6. Bremerhaven 19.6. Dresden 22.6. Hamburg 24.6. Fürth 25.6. München 26.6. Ulm

Cassandra Steen 20.9. Recklinghausen 21.9. Hannover 23.9. Stuttgart 24.9. Karlsruhe 25.9. Krefeld 27.9. Mannheim 28.9. Halle/Saale 29.9. Berlin 30.9. Hamburg 2.10. Bielefeld 3.10. Köln


tourneen klassik 4.10. Darmstadt 5.10. München Sting 22.6. Mönchengladbach 23.6. Leipzig 25.6. Salem 18.7. Mannheim 19.7. München

t Take That 22.7. Hamburg 25.7. Düsseldorf 29.7. München Texas 26.8. Bonn Tok Tok Tok 11.4. Illingen 12.4. Münster 13.4. Hannover 15.4. Darmstadt 16.4. Bad Salzhausen 6.5. Tübingen 8.5. Weimar 10.9. Nettetal

u Uriah Heep 14.4. Ebersbach 15.4. Worpswede 16.4. Flensburg 17.4. Osnabrück 18.4. Hamburg 20.4. Aalen 21.4. Unna 23.4. Leipzig 24.4. Erfurt 25.4. Filderstadt 26.4. Aschaffenburg 30.4. Appenweier 6.5. Oldenburg 7.5. Lichtenfels 10.5. München 11.5. Memmingen 16.5. Saarbrücken 17.5. Nürnberg 18.5. Simbach 19.5. Gießen 20.5. Oberhausen 21.5. Morbach 27.5. Gunzberg 28.5. Karlsruhe 5.8. Bad Krozingen

Foto: Marco Borggreve

w

Roger Waters 11.6. Hamburg 16.6. Berlin 20.6. München Wecker & Wader 18.6. Kaiserslautern 19.6. Gießen 20.6. Rietberg 21.6. Braunschweig 22.6. Oranienburg 30.6. Gelsenkirchen 1.7. Leipzig 2.7. Merkers 14.7. Heilbronn 15.7. Freiburg 16.7. Pfullendorf 17.7. Mannheim 22.7. KnetzgauHaßfurt 23.7. Weißenburg 24.7. Eßlingen 29.7. Monschau 30.7. Bonn Johnny Winter 4.5. Berlin 5.5. Hamburg 6.5. Isernhagen 8.5. Saarbrücken 11.5. Ravensburg 18.5. Ulm 20.5. Worpswede 21.5. Osnabrück 22.5. Wuppertal 23.5. Aschaffenburg 27.5. Regensburg 28.5. Freising Wir sind Helden 9.4. Haus im Ennstal 25.6. Köln 30.6. Wien 1.7. München 21.7. Lörrach 23.7. Klam 26.8. Hamburg

y Yes 29.11. Dresden 30.11. Stuttgart 1.12. Oberhausen 3.12. München 4.12. Bielefeld Yusuf Islam 10.5. Hamburg 12.5. Oberhausen 14.5. Berlin 17.5. München 29.5. Mannheim

z

Hannes Wader 9.5. Bensheim 10.5. Wadern 11.5. Baunatal 12.5. Hameln 13.5. Nienburg 14.5. Leer

Zucchero 21.5. München 22.5. Stuttgart 24.5. Berlin 25.5. Düsseldorf

John Waite 19.4. München 29.4. Lorsch 4.5. Augsburg

ZZ Top 26.6. Abenberg 27.6. Köln 29.6. Mainz

Alle Tourneedaten fortlaufend aktualisiert und mit genauen Ortsangaben finden Sie unter sonomagazin.de

A Alison Balsom 8.4. Mannheim 9.4. Aachen 10.4. München 11.4. Essen 13.4. Düsseldorf 14.4. Köln

b Daniel Barenboim 16.4. Berlin 17.4. Berlin 21.4. Berlin 22.4. Berlin Cecilia Bartoli 4.5. Berlin 6.5. Bremen 9.5. Hamburg 7.6. München 4.7. Bad Kissingen 6.7. Baden-Baden

22.7. Baden-Baden 24.7. Baden-Baden

k

f

Jonas Kaufmann 18.5. Berlin 4.7. München 8.7. München 22.7. Bamberg 26.7. München 29.7. München 16.8. Berlin

Julia Fischer 13.4. München 30.6. Stuttgart 1.7. Stuttgart 3.7. Wiesbaden Renée Fleming 5.5. Berlin 6.5. Berlin 7.5. Berlin Vilde Frang 9.4. Bad Salzuflen 17.4. Nürnberg 15.5. Essen 1.6. Pullach 3.6. Würzburg 10.6. Würzburg 11.6. Würzburg

l Lang Lang 10.4. Nürnberg 14.4. Düsseldorf

g Hélène Grimaud 22.5. München 23.5. München 14.6. Baden-Baden 19.6. Dortmund 15.7. Bad Kissingen

d

h

Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker 17.8. Rheingau 18.8. Schaffhausen 19.8. SchleswigHol­steinMusikfestival 20.8. SchleswigHolstein-Musikfestival 21.8. MDR- Musiksommer 30.8. Luzern 4.9. Stuttgart

Hilary Hahn 5.5. Bielefeld 9.5. München 24.6. Berlin 25.6. Berlin

Mojca Erdmann 22.4. Hamburg 1.5. Schwetzingen 13.5. Köln 14.5. Köln 20.5. Dortmund 24.5. Dortmund 25.5. Leipzig 30.6. München 3.7. Köln 18.7. Baden-Baden 21.7. Baden-Baden

Magdalena Kožená 29.7. Heidelberg 4.8. Rendsburg 6.8. Dresden

David Fray 10.4. Münster 2.5. Köln 8.5. Berlin 26.5. Hamburg 27.5. Lübeck 29.5. Hamburg

Pierre Boulez 8.5. Köln 6.6. Berlin 7.6. Berlin 9.6. Berlin 10.6. Berlin 11.6. Baden-Baden

e

Nigel Kennedy 1.11. Leipzig 2.11. Stuttgart 3.11. München 5.11. Freiburg 6.11. Hannover 8.11. Düsseldorf 9.11. Bielefeld 10.11. Hamburg 12.11. Nürnberg

13.11. Berlin 14.11. Dresden 16.11. Dortmund 17.11. Regensburg 18.11. Baden-Baden 20.11. Mannheim 21.11. Aachen 23.11. Bremen 24.11. Köln 26.11. Kassel

Thomas Hampson 5.5. Berlin 6.5. Berlin 7.5. Berlin 13.5. Baden-Baden 19.5. Berlin 21.5. Dresden 23.5. Leipzig Daniel Hope 9.4. Dresden 10.4. Erlangen 11.4. Stuttgart 12.4. Düsseldorf 13.4. Hamburg 3.5. Berlin 5.5. Hildesheim 6.5. Hamm 8.5. Stuttgart 9.5. Tübingen

j Janine Jansen 30.4. Baden-Baden

Sol Gabetta Die Fans der blonden Cellistin wissen inzwischen gar nicht mehr, was sie mehr an ihr fasziniert – dieser sinnliche, warm leuchtende Ton oder doch das kraftvolle Temperament ihrer Interpretationen? Ihre strahlende Energie scheint die in Argentinien geborene Tochter französisch-russischer Eltern jedenfalls nie zu verlieren. Dabei bestreitet sie nicht nur ein beachtliches Konzertpensum, sondern ist auch als Fernsehmoderatorin (für das sehenswerte Klassikmagazin „KlickKlack“ sonntags im Bayerischen Fernsehen, im steten Wechsel mit dem Percussionisten Martin Grubinger) präsent. Auf der Bühne deckt sie längst ein äußerst breites Repertoire ab, stets aber „versuche ich mir vorzustellen, dass ich mit meinem Instrument singe“. Konzerte von 11.4.2011 bis 21.12.2011 www.eventim.de

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tourneen jazz & world 23.6. 24.6. 26.6. 7.7. 8.7. 9.7.

Potsdam Potsdam Potsdam Ludwigsburg Ludwigsburg Ludwigsburg

q Thomas Quasthoff 18.5. Berlin 6.6. Heidelberg 22.6. Schwarzenberg 24.6. Schwarzenberg Quatuor Ebene 26.5. Dortmund 12.6. Baden-Baden

r Vadim Repin 24.6. Trier 26.6. Saarbrücken 19.8. Potsdam

Daniel Hope Er ist nicht nur einer der besten Geiger dieses Planeten, sondern auch einer der kommunikativsten: Gerade hat Daniel Hope eine klangvolle Hommage an den einflussreichsten Violinisten des 19. Jahrhunderts, Joseph Joachim, herausgebracht (siehe auch Seite 34), da kommt der 36jährige auch wieder mit einem Buch über uns. Hope wäre nicht Hope, hätte dieses Werk nicht bereits im Konzept eine humorvolle Note: „Toi, toi, toi – Pannen und Katastrophen in der Musik“ ist der bei Rowohlt verlegte Band betitelt. Bei Hopes Deutschlandkonzerten wird man diese Pannen kaum erleben, denn ein ausgebuffter Profi ist der Mann natürlich auch. Tournee von 9.4.2011 bis 8.5.2011 www.eventim.de

Dejan Lazic 14.4. Ingolstadt 16.4. München 14.5. Bonndorf

m Sabine Meyer 11.4. München 12.4. Braunschweig 7.5. Crailsheim 13.5. Schwarzenberg 16.6. Grafenegg 17.6. Grafenegg

n Anna Netrebko 21.4. Berlin 23.4. München 11.5. München

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14.5. München 17.5. München

o Alice Sara Ott 13.4. Fürth 1.5. Heidelberg 6.5. München 29.6. Regensburg 2.7. Bamberg 3.7. Heidelberg 10.7. Baden-Baden 22.7. Bayreuth 23.7. Bayreuth

p Christina Pluhar 21.5. Ludwigsburg 11.6. Leipzig 20.6. Potsdam 21.6. Potsdam

s Andreas Scholl 18.4. Worms 17.6. Leipzig 19.6. Leipzig 21.6. CH-Zürich 24.6. Weilburg 7.9. Schwarzenberg

t Francesco Tristano 11.4. München 12.4. Frankfurt 27.4. Berlin 28.4. Dresden 5.5. Hamburg 9.5. Bottrop 27.5. Hamburg

u Mitsuko Uchida 24.4. Köln 2.5. Hannover 12.5. Dortmund

v Venice Baroque Orchestra 21.5. Braunschweig 11.6. Hannover 18.6. Heidelberg 29.7. Heidelberg 4.8. Rendsburg 6.8. Dresden n

w Yuja Wang 11.5. Berlin 12.5. Berlin

Alle Tourneedaten fortlaufend aktualisiert und mit genauen Ortsangaben finden Sie unter sonomagazin.de

c

a

DE PHAZZ 28.7. Freisingen

John Abercrombie 13.4. Neustadt

Barbara Dennerlein 6.5. München 7.5. A-Aschach 20.10. Magdeburg 22.10. Gunzenhausen 17.11. Mannheim

Pete Alderton 29.5. Grebenstein 15.7. Lippstadt Andi Kissenbeck’s Club Boogaloo 11.5. Münster 12.5. Ahlen 13.5. Köln 14.5. Melle-Buer 19.6. Münster 16.9. Ludwigsburg 6.10. Leipzig 7.10. Jena 13.10. Pforzheim 14.10. Karlsruhe 15.10. Stuttgart 17.12. Burgthann 18.12. Pfaffenhofen 19.12. Abensberg 20.12. A-Wien 21.12. München

Colin Vallon Trio 29.4. Bremen

d

e Echoes Of Swing 13.4. Gießen 14.4. Bad Homburg 15.4. Feuchtwangen 16.4. Reutlingen 17.4. Dießen 26.5. Neubiberg 27.5. Neuburg an der Donau 28.5. Selm 29.5. Ratingen 4.6. Bad Iburg

12.6. BochumHattingen 13.6. BochumHattingen 15.6. Naumburg 17.6. Hamburg 10.7. Aachen 20.9. Frankfurt am Main 21.9. Karlsruhe 22.9. Schweinfurt 25.9. Schalksmühle 2.10. München 5.10. Langenargen 6.10. Neckar­tenz­ lingen 7.10. Vilshofen 8.10. Bad Reichenhall Ludovico Einaudi 8.4. Stuttgart 9.4. Karlsruhe European Jazz Ensemble 12.6. Düsseldorf

f Frederik Köster Quartett 29.4. Bremen 30.4. Euskirchen

Andi Winter Group 8.4. Wiesbaden

b Barrelhouse Jazzband 1.5. Dreieich 6.5. Landshut 8.5. Frankfurt 21.5. Essen 29.5. Eppstein 3.6. Plön 19.6. Hanau 20.6. Bad Kissingen 25.6. Saalburg 3.7. Bad Vilbel 23.7. Rockenhausen 31.7. Dreieichenhain 6.8. Karlstein 20.8. Seligenstadt 15.9. Düsseldorf 1.10. CH-Luzern 7.10. Deckenpfronn 8.10. Deckenpfronn 14.10. Fürstenfeldbruck 15.10. Frankfurt 16.10. Lauda Bernd Lhotzky und Chris Hopkins 12.5. Oberhaching 13.5. Oberhaching Till Brönner 8.4. Erfurt 10.4. Berlin 12.5. Basel

James Farm Vier der profiliertesten Musiker des gegenwärtigen US-Jazz haben sich zum neuen Projekt James Farm zusammengeschlossen: der Saxophonist Joshua Redman (42), seit den mittleren 90er Jahren einer der gefeiertsten Stars seines Instruments, der Pianist Aaron Parks (27), der in der Band von Terence Blanchard bekannt wurde, und das Rhythmusgespann Matt Penman (37, Bass) und Eric Harland (33, Drums), die zusammen unter anderem das San Francisco Jazz Collective antreiben. Im Quartett haben die Herren jetzt das Album „James Farm“ (Nonesuch/Warner) eingespielt, das am 29. April veröffentlicht wird und mit akustischem Jazz auf Höchstniveau viel für die Konzerte verspricht. Tournee von 20.5.2011 bis 22.5.2011 www.sonomagazin.de


12.5. München 18.5. Stuttgart 20.5. Karlsruhe 22.5. Mannheim 30.7. Medebach Paolo Fresu 27.5. Essen

g Jan Garbarek & Hilliard Ensemble 30.4. Gronau 2.5. Marburg 3.5. Dresden 6.5. Halle 7.5. Rheingau 20.5. Speyer 15.7. Trier 16.7. Heidenheim 16.10. Bremen 8.11. Augsburg 9.11. Würzburg 10.11. Nürnberg Marla Glen 8.4. Hannover 15.4. Köln 17.4. Darmstadt 18.4. Mannheim 19.4. München 20.4. Freiburg

1.5. München 6.5. Erfurt 7.5. Kirchheim

k Daniel Kahn & The Painted Bird 9.4. Ettlingen Manu Katché 16.4. Dogern Edgar Knecht 27.5. Schwalbach 28.5. EinbeckSülbeck 18.6. Lorch/Rhein · 25.6. Hofgeismar Hannah Koepf 13.5. Korschenbroich 18.5. Wiesbaden 19.5. Esslingen 20.5. Calw 21.5. Altenstein 18.6. Braunschweig 19.6. Idstein

p Philipp van Endert Trio 11.4. A-Wien 28.4. Hamburg 29.4. Bremen 15.5. Neuss

r Max Raabe & Palast Orchester 13.5. Halle/Saale 14.5. Bamberg 15.5. Ingolstadt 16.5. Ulm 17.5. Wetzlar 20.5. Trier 21.5. Saarbrücken 3.7. Bergen/Rügen 11.8. Augsburg 12.8. Oberammergau 20.8. Berlin 23.9. Basel 24.9. CH-Zürich 25.9. CH-Zürich 17.10. A-Salzburg 18.10. Rosenheim

Frederik Köster Quartett 29.4. Bremen 30.4. Euskirchen 12.5 München 18.5. Stuttgart 20.5. Karlsruhe 22.5. Mannheim

Enrico Rava 7.5. Kaiserslautern

m

Curtis Stigers 12.6. Hildesheim

Caroline Henderson 9.8. Rheingau 15.10. Rostock

Magnus Öström Quartet 29.4. München 3.5. Erlangen

t

Chris Hopkins & his Piano Friends 15.9. Bonn 16.9. Bochum 17.9. Bochum 18.9. Kamen 19.9. Rüdesheim

Maria Baptist Trio 15.4. Elmau 16.4. Ulm 6.5. Hamburg 10.5. Rostock 28.5. Erfurt 6.6. Illingen

i

Bobby McFerrin 9.7. Baden-Baden

Dieter Ilg 13.4. Offenburg 14.4. Trier

Sergio Mendes 19.7. Stuttgart 20.7. Bonn

j

o

Al Jarreau 17.7. Leipzig 18.7. München

Magnus Öström Quartet 29.4. München 3.5. Erlangen

h Ulrike Haage 15.4. Dortmund 29.4. Bremen 1.6. Bonn Charlie Haden 14.5. Basel

Äl Jawala 8.4. Mannheim 15.4. Freiburg 16.4. Frankfurt 28.4. Wetzlar 29.4. Bochum 30.4. Osnabrück

Orquesta Buena Vista Social Club feat. Omara Portuondo 14.7. München

Enrico Rava & Stefano Bollani 7.5. Kaiserslautern

s

Tumba-ito 29.4. Stralsund 6.5. Thierstein 13.5. Halle 19.5. Hildesheim 20.5. Hamburg 27.5. Zehdenik 28.5. Jena 3.6. Dresden 6.6. Leipzig 12.6. Krummenhagen 13.6. Zinnowitz 19.6. Dresden 16.7. Schorndorf

w Wasilewski Trio 8.4. Bremen 9.4. Hannover 10.4. München 11.4. Leipzig 13.4. Köln 14.4. Berlin 15.4. Stuttgart Bugge Wesseltoft 27.11. Neuhardenberg 30.11. Bochum 2.12. Heidelberg

so n o p rä se n t i e r t : Lisa Bassenge Sie hat eine der interessantesten Stimmen des jungen Jazz made in Germany und hat mit ihren Bands Micatone, Nylon und unter eigenem Namen schon reichlich Akzente mit eleganten, in kühlem Understatement vorgetragenen Songs gesetzt. Zu Jahresbeginn hat Lisa Bassenge nun mit „Nur Fort“ ihr erstes beinahe ausschließlich deutsch betextetes Album aufgenommen (siehe auch SONO 1/2011), auf dem sie sowohl reizvolle Eigenkompositionen als auch moderne Klassiker der deutschen Musikgeschichte singt. Die in Berlin-Zehlendorf aufgewachsene Sängerin gründete 1996 zusammen mit dem Bassisten Paul Kleber und dem Pianisten Andreas Schmidt das Lisa Bassenge Trio, das später zum Quintett wurde und inzwischen nur noch unter dem Namen Lisa Bassenge firmiert. Bislang erschienen vier Studioalben und eine Liveplatte, bislang dominierte auf allen Veröffentlichungen Englisch. Auf „Nur Fort“ wagen Bassenge und ihre musikalischen Mitstreiter nun einen anderen, aber umso überzeugende­ ren Ansatz. Eingespielt wurde es in der festen Besetzung mit Paul Kleber (Kontra-/E-Bass), Christoph Adams (Klavier/Keyboard/Akkordeon), Kai Brückner (E-/Akustikgitarren) und Rainer Winch (Schlagzeug/Percussion), mit der Bassenge jetzt auch auf Tour geht (mit einer Ausnahme: Christian Kögel an der Gitarre anstelle von Kai Brückner). Hießen die Songs von Lisa Bassenge früher „Won’t Be Home Tonight“ oder „Your Quiet Eyes“, bietet das neue Album Titel wie „Über Eis“ und „Hörst Du nicht mein Herz“, dazu Adaptionen moderner deutscher Klassiker und fast vergessener Pop-Perlen wie „In dieser Stadt“ von Hildegard Knef und „Leider nur ein Vakuum“ von Udo Lindenberg. Tournee von 8.4.2011 bis 29.9.2011, www.karsten-jahnke.de

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der Promihörer Welche Platte haben Sie sich als erste selbst gekauft?

„Eine kleine Nachtmusik“. Haben Sie ein Instrument gelernt? Vermutlich mehrere: Geige, Klavier und Flöte. Was war ihr bisher eindrucksvollstes Konzert­ erlebnis? Dave Brubeck mit seinen vier Söhnen oder Niklas Perensi, als er in Weimar die Kodaly-Cellosonate gespielt hat. Sind Sie auch mal selbst als Musiker aufge­ treten? Selbstverständlich und zwar sehr oft mit meiner Band, dem Essener Trio Spardosen-Terzet“. Was singen Sie unter der Dusche? In der Regel gar nicht, auch wenn man es mir vielleicht nicht glaubt. Mit welchen Songs bringt man Sie auf die Tanzflä­ che? Mit „Cocaine“ in der Version von Eric Clapton. Und mit welchen wie­ der herunter? Mit jeglicher Form von Techno. Mit welcher Platte tes­ ten Sie die Belastbar­ keit ihrer Boxen?

Das mache ich nie, ich denke nicht, dass das eine angenehme Art des Musikhörens ist. Was läuft bei Ihnen zum Sonntagsbrunch? Musikhören und Kauen geht bei mir nicht zusammen (die Brötchen sind zu laut). Wessen Stimme könnten Sie ewig lauschen? Chet Baker ( im Moment). Der beste Soundtrack zum Joggen: „Sport ist Mord“. Ihr Lieblingsinstrumentalist: Eric Dolphy. Bei welcher Musik bekommen Sie Ganzkörper­ ausschlag? Bei der des österreichischen Komponisten Franz Schmidt. Ihr Album für die einsame Insel: „Monk Solo“ von Thelonious Monk. Nach welchen Kriterien ordnen Sie Ihre Plat­ tensammlung? In welches Regal sie gerade hinein passen. Welchen Songtext können Sie auswen­ dig? „Blue Valentine“ von Tom Waits.

I m p r e s su m Verlag: INMEDIA Verlags- und Redaktionsbüro GmbH Lucile-Grahn-Str. 37 81675 München Telefon 089 / 457 261-0 Fax 089 / 457 261-50 Mail post@sonomagazin.de Herausgeber: Günter F. Bereiter Redaktion: Christian Stolberg (c.stolberg@inmedia.de, Tel. 0 89 / 45 72 61-41) Autoren dieser Ausgabe: Svevo Bandini, Dr. Hermann Barth, Ralf Dom­browski, Robert Fraunholzer, Guido Fischer, Heiko Große, Raoul Gulbenkian, Jörg Laumann, Reinhard Lemelle, Felix Marondel, Gunther Matejka, Oliver Neumann, Steffen Rüth, Michael Sailer, Robert Wallner

Neu erschienen: „Diagnose: Jazz live“ (Content/ Edel Kultur) Besprechung unter www.sonomagazin.de

Bildredaktion: Fritz Osskar Termine: Michael Sailer Design: Arndt Knieper Produktion: Viola Müller-Hergerdt Anzeigenmarketing: Maren Kumpe (m.kumpe@inmedia.de, Tel. 089 / 457 261-35) Abo + Vertrieb: Susanne Lanzinger (s.lanzinger@inmedia.de,

August Zirner

Tel. 0 89 / 45 72 61-45)

Einer der profiliertesten Charakter­darsteller im deutschen Film, Fernsehen und Theater setzt mit seinem Projekt „Diagnose Jazz“ nun auch musikalisch Akzente.

Verlagshaus GmbH

Druck: ADV Schoder, Augsburger Druck- und Aindlinger Str. 17-19 86167 Augsburg SONO erscheint sechsmal jährlich.

Erscheinungstermin der nächsten Ausgabe: 26. Mai 2011

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Musik für erwachsene Hörer

„Tut uns leid, alle vergriffen!“ Wenn Sie diesen Satz nie mehr hören wollen, können Sie ihn hier unten löschen – jetzt und für immer.

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Ich mag keinen Jazz,

aber das gefällt mir!

„Jazz klingt schief... keine Melodie... diese endlosen Soli... das hören doch nur Intellektuelle... total elitär... Aber, oh: Das klingt gut, was ist das?

Das ist Jazz für alle, die (noch) keinen Jazz mögen:

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Mit HERBIE HANCOCK, DAVE BRUBECK, GLENN MILLER, LYAMBIKO, ELDAR, HENRY MANCINI, LOUIS ARMSTRONG, ARETHA FRANKLIN, MILES DAVIS u.a. SUMMERTIME, OVER THE RAINBOW, WHAT A WONDERFUL WORLD, NUAGES, IN THE MOOD, AUTUMN LEAVES, SATIN DOLL, ‘ROUND MIDNIGHT

und viele weitere angenehme Klassiker


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