B. Kapitel_6
6. Kapitel:
Sich zum Leben bekennen. Den Glauben feiern.
Als ich ein Junge war, lebte ich in einem alten Haus, und eine Legende erzählt, dass ein Schatz dort begraben sei. Natürlich war niemand in der Lage, diesen Schatz zu entdecken oder es vielleicht nur zu versuchen. Aber diese Legende warf einen Zauber über unser Haus. Mein Haus verbarg ein Geheimnis in seinem Herzen ... Aus: Antoine de Saint Exupery. Der kleine Prinz. Das sechste Kapitel des Buches „erkunden und gestalten. Religion 4“ schaut nun nach dem Blick auf Ostern, in dem es um die zentrale Hoffnung des christlichen Glaubens geht, auf das, wie der Glaube Gestalt annimmt, gelebt und gefeiert wird. Es schaut, um im Bild von Saint Exupery zu bleiben, auf die Schätze im Haus des Glaubens, der Kirche, des Kirchenjahres, ... und fragt nach dem „Geheimnis in seinem Herzen“. Es geht um den Sonntag, um Bräuche und Rituale, um das Kirchenjahr in seiner ganzen Gestalt und um die Sakramente. Ein inhaltlich dichtes Kapitel. Die Frage ist, wo gibt es Berührungspunkte mit dem konkreten Leben und Alltag der Kinder? Was aus diesen Inhalten ist elementar und lebensbedeutsam für Schülerinnen und Schüler? Dass die Kinder bzw. die Familien unserer Zeit sonntags regelmäßig in die Kirche gehen, dass das Kirchenjahr bewusst gefeiert wird, kann man wohl nicht als selbstverständlich voraussetzen. Es braucht einen realistischen Blick auf die Lebensvollzüge, Lebenserfahrungen, Bedürfnisse und Sehnsüchte der Kinder und neue Zugänge und Berührungspunkte zu den Ritualen und Festkreisen der Kirche. Feste strukturieren die Zeit: das Jahr, das Leben. Jedes Kind kann sich darauf verlassen, dass fix jedes Jahr im Winter Weihnachten ist, dass verlässlich Geburtstag gefeiert wird, dass nach der Schulwoche das Wochenende da ist und wenn der Frühling kommt, wird Ostern gefeiert. Diese Erwartbarkeit und Verlässlichkeit eines Festreigens schaffent Sicherheit und Geborgenheit. Alle Kulturen der Welt, alle Religionen und alle Zeiten strukturieren die Zeit und kennen Feste, die mit dem Jahreskreis der Natur zu tun haben. Der Rhythmus der Woche, des Tages, des Mondkreises, der Jahreszeiten spricht etwas von unserem Leben an. Wir sind selber eingebettet in das Werden und Vergehen, in Tag und Nacht, in Arbeit und Ausruhen, in Festtag und Alltag, in helle Zeiten und dunkle Zeiten, ... Überall und immer wurden Feste und Rituale hervorgebracht, die diese Erfahrungen mit der Natur, mit dem Tages– und dem Jahreskreis mit dem menschlichen Leben und ihrem Glauben in Zusammenhang brachten. Das christliche Kirchenjahr tut dies im Blick auf die bedeutsamen Ereignisse und Inhalte ihres Glaubens. Auch dass es Rituale, im Lauf eines menschlichen Lebens vom Geboren werden bis zum Sterben gibt, ist allen Menschen und Kulturen gemeinsam. Die christ-
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lichen Sakramente begleiten den Lebenslauf mit den Sakramenten als den wirksamen Zeichen der Aufmerksamkeit und Zuwendung Gottes zu uns Menschen. Schülerinnen und Schüler haben zwar kaum Erfahrung mit kirchlichen Festen, mit Sakramenten und ihrer Bedeutung, aber sie kennen die Fragestellungen des Lebens, sie kennen Dunkelheiten und Lichtzeiten, sie kennen Abschlüsse und Neuanfänge, leiden unter der Begrenztheit des Lebens, kennen die Freude und Sorglosigkeit genauso wie die Suche nach Ermutigung, Geborgenheit und Stärkung. Aus diesen Erfahrungen und Sehnsüchten ergibt sich eine Offenheit für die Geheimnisse und Geschenke, die in den kirchlichen Festen und den Sakramenten angeboten werden. Kompetenzen und Lehrplanbezüge des Kapitels ■■ Kompetenz 3: Texte der Heiligen Schrift, Gebet und Glaubensinhalte der eigenen Konfession/Religion kennen und im Blick auf das eigene Leben deuten. ➜➜ Inhalte: „Was mich im Leben trägt“. Die sieben Sakramente. ■■ Kompetenz 6: Kirchenräume erkunden sowie die wichtigsten christlichen Feste beschreiben und mitgestalten. ➜➜ Inhalte: Der Sonntag. Das Kirchenjahr im Überblick. Titelbild des Kapitels S. 87 Das Titelbild zeigt ein Foto aus der Liturgie der Osternacht. Im Dunkel der Nacht werden Kerzen angezündet und wird Licht weitergegeben. Licht als Zeichen für Christus, für das Leben, für das Vertrauen, dass das Licht stärker ist als die Finsternis und das Leben stärker als der Tod. Die Osternacht ist der Höhepunkt des christlichen Kirchenjahres. Christinnen und Christen feiern ihren Glauben an den lebensspendenden Gott, an den auferstandenen Christus, an den Sieg des Lebens über den Tod. Dafür sind alle Worte zu klein. Deshalb braucht es Symbole und Symbolhandlungen, die auf das Unaussprechliche hinweisen, die über sich hinausweisen und die über die Sinne erfahrbar sind. Die Erfahrung ein Licht zu entzünden wenn es dunkel ist, ist für jedes Kind verstehbar. Die Angst vergeht, ein Weg wird sichtbar. Ostern ist das Fest gegen die Angst, gegen die Dunkelheit und gegen den Tod. Da reichen keine dogmatischen Sätze. Da braucht es das Feiern, das Singen, das Beten, .... Wenn in der Osternacht die Kerzen entzündet werden geht es um das Bekenntnis: „Ja, ich glaube an die Auferstehung, an den Gott des Lebens“, und es geht um das Teilen dieser Freude mit allen Sinnen im gemeinsamen Feiern.
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