WelcomeAboard

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menschen aboard

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Der Künstler und das Meer

Lebensgroße Bronze „Die Reisende“ auf der „Europa“.

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www.welcome-aboard.de

Ein paar Jahre sollte es noch dauern, bis Hubertus von Löbbecke, ab jetzt HvL genannt, erstmals auf Kreuzfahrt ging – mit der eleganten „Vistafjord“, die der Hanseatic ToursChef für Gruppenreisen unter Vertrag und HvL engagiert hatte, doch mal zu testen, ob ein Kunstprogramm mit Malkursen bei den Gästen „ankäme“. Das Programm kam an, eine der ersten „Themenreisen“ war geboren. Das war 1980. Und der Kunstlektor selbst? Er vor allem kam an. Bei den Passagieren und dem Meer. Aber noch hat der Künstler keine Zeit für seine neue Liebe. 1971 legt er seine Examen in Betriebs- und Landwirtschaft ab, wohlwissend, dass er nie in diesen familienbezogenen Branchen arbeiten würde. Während des Studiums hat er zu malen begonnen und sich für das Künstlerleben entschieden. Der schlimme Kampf mit dem enttäuschten Vater, der den einzigen Sohn zum Erben eines Rittergutes mit weitläufigem Landbesitz erzogen hatte, liegt hinter ihm. Er wird einsilbig bei diesem Thema. Man ahnt das Drama. Der Bruch mit der Familie würde erst nach Jahrzehnten heilen.

Ein Apfel als Symbol HvL ist frei für die Kunst. Er arbeitet wie besessen, um an nationalen und internationalen Ausstellungen teilnehmen zu können. Wer auch nur einige seiner Werke kennt, kann nicht

glauben, dass der Mann nie an einer Kunstakademie studiert hat. Er ist Autodidakt durch und durch. Zeitweise lernt und arbeitet er in mehreren Ateliers. So entstehen in Wolfenbüttel Ölbilder, Radierungen und Bronzen, in Trier wird Kunst am Bau an öffentlichen Gebäuden und Kirchen betrieben, in Frankfurt Lithografie und der besonders schwierige Steindruck. In Wolfsburg ist er Bildhauer, bearbeitet Steinblöcke großen Ausmaßes, bis Hände und Arme fast kaputt sind. Er begeistert sich für den klassischen Surrealismus, in dem Symbole eine bedeutende Rolle spielen. Zu seinem Symbol wird der Apfel, aber auch sein Humor. In einem Ölbild lässt HvL ein Kind das Meer anheben und darunter einen Apfel finden. Er erfindet den Apfel mit Reißverschluss und stellt ihm noch eine zugeknöpfte Birne zur Seite. Das Duo dieser „Neuzüchtungen“ ist als Serigrafie auch im New Yorker MOMA zu sehen. Es entstehen Bronzen bis zu unglaublichen 1000 Stück im Jahr. Sein Apfel-Symbol steht als 200 Kilo schwere Bronze vor seiner Hamburger Wohnung. Bis heute beschäftigt er verschiedene Gießereien, in Pinneberg werden zum Beispiel seine lebensgroßen Skulpturen gegossen, in Pforzheim die kleinen, feinen Dinge. Seit 1972 sind „von Löbbeckes“ auf rund 200 weltweiten Ausstellungen präsent gewesen: Hamburg, Berlin, Stuttgart, München und Wolfenbüttel, London, New York, San Francisco und Tokio. „Meinen Durchbruch“, sagt der Künstler, „habe ich wesentlich der Firma Daimler Benz zu verdanken, die mir in ihren größten Autosalons 19 Ausstellungen in Folge ermöglichte.“ Auch seine erste Frau habe ihn

Fotos gary morgan, GS

Der Zufall spielt im Leben des Künstlers Hubertus von Löbbecke eine eher untergeordnete Rolle. Viel mehr haben ihn Entschlussfreude und Tatkraft früh selbstbestimmt. Dass aber das Meer sein Lieblingsmotiv wurde und lange blieb, war dann doch einem Zufall geschuldet, fand unsere Mitarbeiterin Gudrun Schlüter bei einem Gespräch mit dem Künstler heraus.


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