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18 Stadt
Grab von Friedrich Wilhelm Murnau auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf
Sag mir, wo die Gräber sind ...
Grab von Renée Sintenis auf dem Waldfriedhof Dahlem
Die Herbstzeit ist immer auch ideal für einen melancholischen Spaziergang auf Berlins Friedhöfen. Dabei kann man nicht nur ein bisschen Sonne tanken, sondern Natur ganz praktisch mit Kultur verbinden. Kaum ein Friedhof, auf dem nicht mindestens eine Berühmtheit liegt, darunter zahlreiche schwul-lesbische Ikonen, queere Künstler und Aktivisten
Grab von Rio Reiser auf dem Alten SanktMatthäus-Kirchhof
ALLE FOTOS: GUIDO WOLLER
Grab von Charlotte von Mahlsdorf auf dem Waldkirchhof Mahlsdorf
> Eine der ersten Adressen unter den 224 Friedhöfen der Hauptstadt ist zweifellos der Alte Sankt-Matthäus-Kirchhof an der Großgörschenstraße in Schöneberg, auch bekannt als Berliner Tuntenfriedhof. Zwischen den Gebrüdern Grimm, der Feministin Hedwig Dohm oder dem Bildhauer Friedrich Drake (Schöpfer der Viktoria auf der Siegessäule) fanden dort in den letzten Jahrzehnten so viele schwul-lesbische Promis ihre letzte Ruhestätte wie an keinem anderen Ort der Stadt. Am besten besucht man vor dem Rundgang erst einmal das Café Finovo, das Ichgola Androgyn seit 2006 betreibt. Der Mitte des 19. Jahrhunderts gegründete Friedhof wird von opulenten Grabtempeln und Skulpturen der Gründerzeit dominiert. Unter all der steinernen Melancholie finden sich aber auch bunte Gräber, die die traditionelle Schwere durchbrechen. Rio Reiser, der 1996 verstorbene Musiker und Sänger der alternativen Kultband Ton Steine Scherben, liegt seit 2011 hier, und sein Grab sieht zeitweise so aus, als sei es von seiner ehemaligen Managerin Claudia Roth geschmückt worden: fröhlich bunt. Ursprünglich in Nordfriesland begraben, wurde Rio nach dem Verkauf seines Hofes in Schleswig-Holstein nach Schöneberg umgebettet. Schade für Schleswig-Holstein und Glück für Schöneberg! Und Rio befindet sich in bester Gesellschaft. Napoleon Seyfarth, Aids-Aktivist, SIEGESSÄULE-Kolumnist und Autor („Schweine müssen nackt sein“) liegt ganz in der Nähe, dessen Lebensgefährte Schlomo Schlotto hat sich schon seinen Platz im Doppelgrab gesichert. Auf dem Grabstein ist das Paar bereits wieder vereint. Mit der PolitTunte Ovo Maltine und dem Künstler Jürgen Baldiga sind zwei weitere AidsAktivisten hier begraben. Reinhard von der Marwitz, Mitbegründer des Anderen