Siegessäule März 2014

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***004_015_Berlin_Programm 18.02.14 17:50 Seite 8

berlin

Meldungen 1

Mit einem multimedialen Vortrag wird am 06.03. an den 150. Geburtstag der Homo-Aktivistin Johanna Elberskirchen (1864–1943) erinnert. Die Veranstaltung hat den Titel „Über Politik, Porno und Protest, über mutige, provokante und engagierte Frauen“. Der Vortrag findet im Frauenzentrum Schokoladenfabrik in Kreuzberg statt. Beginn 19:00.

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Die Räume des schwulen Beratungszentrums Mann-O-Meter wurden renoviert. Frische Farbe und neue Möbel wurden durch Spenden ermöglicht. Mit der Kunstausstellung „Visueller Dreier“ wurde das Mann-O-Meter im Februar wiedereröffnet. Noch bis zum 11.04. sind Arbeiten von Sascha Vievers (Bild), Hendrik Kelch und Edward Winokan zu sehen.

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Am 22.03. findet der Frühjahrsempfang des Ordens der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz statt. Los geht es um 19:00 im Dietrich's. Anmeldungen unter empfang@indulgenz.de Am 10.03. übernimmt Jennifer Petzen die Geschäftsleitung der Lesbenberatung Berlin. Sie folgt Claudia Apfelbacher. Petzen ist Wissenschaftlerin und Aktivistin. Sie war unter anderem Mitglied bei GLADT e. V. und lehrt momentan an der Kadir Has Universität in Istanbul. Transgeschlechtlichkeit bei Kindern und Jugendlichen – zu diesem Thema hat die Berliner Senatsverwaltung kürzlich eine Broschüre herausgegeben: „Für mich bin ich o. k.!“ Sie richtet sich an Betroffene, Mitschüler, Eltern, Lehrer und alle, die mehr darüber wissen wollen. Zur Situation von Transgender in Europa hat Amnesty International den Bericht „The State decides who I am – Lack of Recognition for Transgender People“ vorgelegt. Darin kritisiert Amnesty unter anderem auch die deutsche Regelung zur Namensänderung.

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Das Präventionsteam von manCheck ist nach zehn Jahren vom Prenzlauer Berg nach Kreuzberg gezogen. Die neuen Räume befinden sich in der Wilhelmstraße 115.

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Schwarzer Tag Eine Kolumne von Frauke Oppenberg • Ich war mal richtig gut in Mathematik. Und ziemlich stolz darauf. Meine Eins auf dem Zeugnis war der Gegenbeweis für das allgegenwärtige Vorurteil, Mädchen könnten kein Mathe. Wenn es allerdings heute um Steuern geht, versagt mein Talent für Zahlen regelmäßig. Dabei ist diese Textaufgabe für Frauen, die emanzipierter sind als ich, wahrscheinlich pupseinfach: Alice Schwarzer hat 30 Jahre lang Steuern hinterzogen und sich deshalb selbst angezeigt. Weil ihr Vergehen nach zehn Jahren verjährt, muss sie nun Steuern nur für die vergangenen zehn Jahre nachzahlen. Alice Schwarzer zahlt 200.000 Euro. Wie viele Steuern hat sie in den 30 Jahren hinterzogen und wie viel Geld liegt auf dem Konto in der Schweiz? Ich kann das einfach nicht ausrechnen. Das geht mich auch gar nichts an, findet Frau Schwarzer. Mit der korrekten Selbstanzeige sei der Fall schließlich bereinigt, sagt sie, und juristisch gesehen stimmt das ja auch. So ist das in einem Rechtsstaat. Wenn jemand wie Wetterfrosch Kachelmann vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen wird, behauptet man ja auch nicht weiterhin öffentlich, er sei schuldig. Und kein Gesetz der Bundesrepublik sieht vor, dass sich eine Steuerbetrügerin auch noch im Staub wälzen muss, damit der neidische Mob Genugtuung erfährt. Ihre Verfehlungen hätten wegen des Steuergeheimnisses gar nicht an die Presse gelangen dürfen, meint Alice Schwarzer. Dass es doch geschehen ist, sei eine Verletzung ihrer Privatsphäre. Die ist ihr sehr wichtig. Deshalb hat sie auch jahrelang verschwiegen, dass sie mit einer Frau zusammenlebt. Sie hat ihr Geld hinterm Berg und sich selbst im Schrank versteckt, während sie für wichtigere Dinge ins Feld gezogen ist. Für die Abschaffung des gönnerhaften Frauentags am 8. März. Gegen Pornos und Prostitution. Da darf man nicht angreifbar sein, weil man als Lesbe ja nicht ernst genommen wird. Und man sollte immer ein paar Millionen im Ausland versteckt haben, falls man plötzlich das Land verlassen muss. Dass sich die Speerspitze der Frauenbewegung für ihre drohende Flucht ausgerechnet die Schweiz ausgesucht hat, liegt auf der Hand. Das Konto habe sie in den 1980er-Jahren angelegt, hat Alice Schwarzer erklärt. Damals gab es für eine Feministin in der Schweiz noch viel zu tun, als es in manchen Kantonen nicht mal das Frauenwahlrecht gab. Ich erinnere mich, das war die Zeit der Flick-Affäre, als mächtige Männer Millionen am Fiskus vorbeigeschleust haben. Ich kann völlig verstehen, wenn auch Alice Schwarzer damals ihr Geld ins Ausland geschafft hat. Das ist doch auch eine Form von Gleichberechtigung. Auch eine Frau sollte das Recht haben, Steuern zu hinterziehen wie Uli Hoeneß, ihre Beziehungen geheim zu halten wie Horst Seehofer und sich erst nach Karriereende zu outen wie Thomas Hitzlsperger. Alice Schwarzer hat wieder einiges fürs Gender Mainstreaming getan. Allein, ich glaube ihr nicht mehr. Und dafür brauche ich nur drei Finger, um mir auszurechnen, dass es vielen, für die Alice Schwarzer mal ein Vorbild war, genauso geht.

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Texte: anmars

ILLUSTRATION: HENRIK ANDREE

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FOTOS: ARCHIV (1), SASCHA VIEVERS (2), GUIDO WOLLER (3)

Der King Kong Klub in der Brunnenstraße 173 in Mitte schließt. Elf Jahre war er eine Institution im Berliner Clubdschungel. Zuletzt fand dort die queere Partyreihe „Kleine Happen 80er“ statt. In diesem Monat und Anfang April sind noch diverse Abschiedspartys geplant. Mehr Infos unter king-kongklub.de


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