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Szene machen Trans*-Kinder-Net, kurz Trakine e. V., ist der einzige bundesweite Verein in Deutschland, der sich um Familien mit trans* Kindern kümmert. 2014 ging er aus einer Selbsthilfegruppe hervor. Mittlerweile beschränken sich die Aufgaben des Vereins nicht mehr nur auf die Beratung allein, sondern er wird zunehmend als Ansprechpartner für Fortbildungen und politische Prozesse wahrgenommen. Karoline Haufe (Foto) ist verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit und hat SIEGESSÄULE erklärt, wie die Arbeit des Vereins aussieht

Trakine e. V. www.trans-kindernetz.de

> Frau Haufe, wie sieht die Beratung bei Trakine aus? Nach einem kollegialen Ansatz bieten wir Elternberatung per Mail und telefonisch an. Das bedeutet, dass man mit Menschen spricht, die selbst Eltern von trans* Kindern sind. Ein weiteres wichtiges Standbein ist das geschlossene OnlineForum. Hier können sich die Eltern zu vielfältigen Themen untereinander austauschen. Seit Neuestem bieten wir eine Schulberatung an, die von einem Psychiater übernommen wird, der auch Fortbildungen durchführt. Vor welchen Problemen stehen Familien mit trans* Kindern? Für trans* Kinder ist es wichtig, dass sie in der für sie richtigen Geschlechterrolle eingeschult, mit dem richtigen Namen angesprochen und in den Schulakten geführt werden. Dass sie die geschlechtersegregierten Räumlichkeiten, also Toiletten und Umkleiden, nutzen können und Zeugnisse auf ihren richtigen Namen ausgestellt bekommen. Es gibt noch immer Schulen, die all dies verweigern, weil es rein rechtlich gesehen nur Kannbestimmungen sind. Oft sind auch Eltern anderer Kinder eine Herausforde-

rung. Es gibt nicht immer mitfühlende und verständnisvolle Reaktionen. Im Zweifel muss man lernen, mit Ausschluss, Nachrede und Mobbing umzugehen. Ein anderes Problem können die sogenannten Fachleute aus Medizin und Psychologie sein. Viele kennen sich mit dem Thema nicht aus und haben den Kindern gegenüber keine offene, wertschätzende Haltung. Einige negieren sogar die Existenz von Trans* im Kindesalter. Welche rechtlichen Fragen sind zurzeit am dringendsten zu klären? Einer der wichtigsten Punkte ist die Veränderung der Leitlinien für die medizinische Begutachtung. Für trans* Kinder gibt es auch heute noch die Diagnose „Geschlechtsidentitätsstörung im Kindesalter“. Gegen diese Pathologisierung muss etwas gemacht werden. Bisher sind die Betroffenen kaum zu Wort gekommen, wenn es um die Begutachtungsrichtlinien ging. Die zuständige Kommission hat signalisiert, dass sie zur Zusammenarbeit bereit ist, und wir hoffen, dass unser Verein bei der Überarbeitung der Leitlinien mitwirken kann. < Interview: Kaey


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