SHEconomy Ausgabe 4/2020 (Auszug)

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Ausgabe 4 | 2020

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NEUEN

SEITEN

DER

WIRTSCHAFT

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DIE

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SHE Wirtschaftsmedien Beteiligungs GmbH, Mariahilfer Straße 88a / II / 2a, 1070 Wien

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Österreichische Post AG

SABINE HERLITSCHKA

Die Infineon-Chefin: „Keine Zeit für Ego-Spiele“

UMFRAGE

Foto: Harald Eisenberger

Das motiviert Frauen im Job

OBEN

ankommen!

Lisz Hirn, die „Superhelden“-Philosophin über Superheldinnen: „Karriere und die eigenen Freiheiten verhandeln!“

Sinn, Glück, Fehlerkultur: Was nötig ist, um Leistung voranzubringen


BEZAHLTE ANZEIGE

MIT EMPOWERMENT DIE WELT VERÄNDERT Die individuelle Stärke entdecken und mit Mut, Entschlossenheit und Beharrlichkeit persönliche Träume verwirklichen. Diese Eigenschaften führen uns zum Erfolg. Seit mittlerweile fünf Jahren tritt die internationale Initiative „She’s Mercedes“ von Mercedes-Benz in einen intensiven Dialog mit Frauen.

Erfolg lässt sich nicht auf einen einzigen Aspekt reduzieren. Er ist vielmehr individuell und besteht darin, persönliche Ziele zu verwirklichen. Der Wille, den eigenen Weg zu finden und zu gestalten, ist dabei die treibende Kraft.

Damit validierte sie das Konzept des Automobils und legte den Grundstein für eine ganze Industrie. Ohne Bertha Benz und ihre mutige Initiative wäre die Erfolgsgeschichte von Mercedes-Benz womöglich nie geschrieben worden.

Mit She’s Mercedes möchte Mercedes-Benz Frauen vernetzen und sich gegenseitig inspirieren lassen. Und zugleich von ihnen lernen sowie mehr über ihr Verständnis von Mobilität erfahren.

In nunmehr fünf Jahren hat She’s Mercedes als Plattform von Frauen für Frauen eine weltweite Community geschaffen. Sie bietet Frauen bei exklusiven Erlebnissen und Veranstaltungen – ob etwa eine Rallyeteilnahme als Damenteam oder der persönliche Austausch mit Hollywood Größen – die Möglichkeit, ihr eigenes Netzwerk zu erweitern und die Marke Mercedes-Benz direkt und ungezwungen kennen zu lernen. Ob persönlich oder digital: Im eigenen Magazin und auf der Website mercedes.me/she geben inspirierende

Eine Denkweise, die bereits die visionäre Automobil-Pionierin Bertha Benz verkörperte. Sie inspirierte ihren Mann Carl – als Lebens- und Geschäftspartnerin auf Augenhöhe. Sie war die erste Person, die eine Langstreckenfahrt mit einem motorgetriebenen Fahrzeug von Mannheim nach Pforzheim unternahm.

Frauen aus verschiedenen Bereichen seit einem halben Jahrzehnt persönliche Einblicke in die Höhen und Tiefen ihrer Karrieren, vermitteln Ratschläge für die Karriereplanung und sprechen über Themen, die unsere Welt antreiben.

Zum Jubiläum hat Mercedes-Benz neue Möglichkeiten für die „She’s Mercedes“-Community geschaffen, um sich auch in digitalen Zeiten bestmöglich inspirieren zu lassen.

Interessiert? Einfach den QR-Code scannen.


Editorial

Liebe Leserin, Lieber Leser,

I

n der Wirtschaftswelt vor Corona war Erfolg ein klar umrissener Terminus. Er ließ sich in Zahlen oder erreichten Zielen bemessen und war leicht zu bemängeln oder zu feiern. Doch im Jahr 2020 haben sich die Werte gedreht – so ist auch „Erfolg“ zu einem etwas anderen Begriff geworden.

Dieser neuen, sinnbetonten Ausprägung von wirtschaftlichem Erfolg schenken wir in der aktuellen Ausgabe – zugleich auch die zweite Ausgabe von SHEconomy, die im süddeutschen Raum erscheint – unser Augenmerk. Anja Hendel, Chefin der VW-Digitalagentur diconium, beschreibt, warum sich in der Automobilindustrie die Gesellschaft abbildet (S. 6). Die einstige Bankerin Hannah Lessing erzählt, wie sie vor 25 Jahren die Leitung des Österreichischen Nationalfonds übernahm und was sie unter „Wiedergutmachung“ versteht (S. 16). Unternehmerinnen verraten ihr berufliches Erfolgsrezept (S. 52) – und andere,

wie man „aus Schaden klug“ wird (S. 70). Unser Erfolg bei SHEconomy ist, dass wir als erste omnipräsente Medienplattform für Frauen, auf allen Kanälen die neuen Seiten der Wirtschaft aufschlagen! Die Coverstory widmen wir diesmal aber nicht einer Frau aus der Wirtschaft, sondern der Philosophin Lisz Hirn. In ihrem jüngsten Bestseller setzt sie sich mit den „Superhelden“ unserer Zeit auseinander (S. 44). Zum Thema Erfolg sagt sie: „Karriere mit Sinn ist auch ein Glück: Da ist vieles, was man richtig gemacht hat, plus ein guter Zufall und gesellschaftliche Bedingungen, die alles aufgehen lassen.“ Mit diesen Zeilen verabschieden wir uns von Ihnen – werte Leserin, werter Leser – ins neue Jahr. Sie beinhalten das Wichtigste, was wir, das Team von SHEconomy, Ihnen für 2021 wünschen: Möge alles, was Sie in den letzten Monaten richtig gemacht haben, zu Ihrer Zufriedenheit aufgehen! Und vor allem: Bleiben Sie gesund! Ihre Michaela Ernst

Fotos: Sebastian Freiler, Peter M. Mayr, Simone Naumann Fotografie

Erfolgreiches Unternehmertum 2020 bedeutet zum Beispiel, dass man es schafft, seine Belegschaft zu halten. Ein erfolgreicher Kleinbetrieb ist jener, dem es – trotz des Lockdowns gelingt – seine Kunden mit innovativen Dienstleistungen zu überraschen. Erfolgreiche MitarbeiterInnen passen sich flexibel den laufend wechselnden Arbeitsformen an. Erfolgreichen SystemerhalterInnen brennen trotz dauerhaft extremer Belastungen die Nerven nicht durch. Und erfolgreiche NetzwerkerInnen schauen, wie sie sich nun auf digitalem Weg austauschen, bestärken oder voneinander lernen können. Erfolg hat auf einmal so viele öffentliche Facetten wie noch nie. Unter anderem liegt dies daran, dass es in diesen extremen Krisenzeiten wieder stärker auf Leistung, Innovation oder

persönliches Engagement ankommt – und weniger auf gut einstudierte Rollen. Authentizität zählt mehr denn je. „Suche den Weg, der zu dir passt und entscheide dich auch wirklich dafür (...), habe den Mut, Herausforderungen anzunehmen“, sagt Sabine Herlitschka, CEO von Infineon Austria und eine der mächtigsten Frauen im deutschsprachigen Technologiebereich, im Interview mit SHEconomy (S. 58).

Das SHEconomy-Team (v.l.n.r.): Yvonne Molek, Herausgeberin D., Carina Felzmann, Co-Founderin und Herausgeberin Ö., Michaela Ernst, Co-Founderin und Chefredakteurin, Hermann Sporrer, Co-Founder und Verlagsleiter.

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Inhalt 3

Editorial

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Impressum

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Weitblick Die digitale Transformation des Volkswagen-Konzerns liegt in weiblicher Hand. Anja Hendel im Interview

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Watchout SHEconomy und das Austrian Institute of Technology

MEENN TTHHEEM EN E TT HH E SS E N DS TT RR EE NN D S

(AIT) luden zur Online-Konferenz „SHEtech – Women in Future Jobs“ 12

Facts & Figures Berufe mit Zukunft & Dem Glück auf der Spur

16

Im Portrait Hannah Lessing bewahrt als Generalsekretärin des Österreichischen Nationalfonds unendlich viele Geschichten

20

15

Interview Roboterpsychologin Martina Mara über die Chance,

Aktuell

dass Roboter Glück empfinden können 26

Finanzreport – Zertifikate Wie Anleger von unterschiedlichen Marktentwicklungen profitieren können

28

Gold Das Fieberthermometer der Wirtschaft

31

Portemonnaie Ein Blick auf jene Fonds, die auf werthaltige

EN THEM S E SE INE R D TOH S N D S TRE

Lösungen abzielen, kann sich lohnen 32

Betongold Die erste komplett digitalisierte Selfstorage-Lösung Europas

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Gedankenspur Kommentare von außen

44

Coverstory Die österreichische Philosophin Lisz Hirn über die

43

Notwendigkeit von Sinnkrisen als Teil des Erfolgs 52

ERFOLG Aktuell

Glück kann man lernen Berufliche Glücksrezepte von Unternehmerinnen

58

Interview Sabine Herlitschka, CEO Infineon Technologies Austria, EN THEM E M E N TY M S I T NI D I ETSH E M M U O DS C N R DE T R E

über gelebte Diversität und den Mut, Herausforderungen anzunehmen 62

Glück in Job Was Arbeit können muss, um uns zu erfüllen

66

Umorientierung Das zukunftsweisende Bildungsangebot an österreichischen Fachhochschulen

70

Aus Schaden wird man klug Wie man berufliche Tiefschläge in Chancen verwandelt

76

Round Table der HR-ExpertInnen

Aktuell

83 Netzwerke

Was sich Arbeitnehmerinnen heute vom Job erwarten 83

Neues aus der Welt der Netzwerke

94

Marina Hoermanseder Die vielbeschäftigte Designerin über Stars, die ihre Mode tragen und veganes Leder aus Ananasblättern n

104

Speisezimmer Wie man Seele und Ernährung in Einklang bringt

106

Meet the boss NTT-CEO Nora Lawender Besuchen Sie uns auch online auf: www.sheconomy.at

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M EN NE S, T HHE Ö R S C Ö REPNE F ÜTRH KE S S E E L E & S G ETI SRTE N D

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Salon Aktuell


Entgeltliche Einschaltung Foto: BMF/Adobe Stock

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Weitblick

Von Sarah Wetzlmayr

SHEconomy: Muss man sich mit Autos auskennen, um in der Automobilbranche zu arbeiten? Anja Hendel: Das würde ich verneinen. Bevor ich begonnen habe, bei Porsche zu arbeiten, hatte ich zehn Jahre lang kein eigenes Auto. Und habe mich ehrlich gesagt auch nicht besonders für Autos und die Automobilbranche interessiert. Dafür hatte ich sehr viel Ahnung von Softwareentwicklung, IT-Strategien und Portfolio-Management und konnte damit andere Sichtweisen ins Unternehmen bringen. Wenn ich nun darüber nachdenke, bin ich davon überzeugt, dass es ein entscheidender Vorteil war, nicht zu viel Branchenwissen in den Job mitzubringen. Es gibt in der Automobilindustrie genügend Menschen, die sich unglaublich gut mit der Branche auskennen, da braucht es zusätzlich kompetente Leute aus anderen Bereichen, die Fragen stellen und Dinge aus einer neuen Perspektive betrachten. Hatten Sie vor Ihrer Zeit bei Porsche ein bestimmtes Bild von der Branche? Ich bin und war von vielen Dingen sehr positiv überrascht. In der Softwareentwicklung arbeitet man in der Regel mit Menschen zu- sammen, die sich in vielen Bereichen sehr ähnlich sind. Wenn man Autos baut, wird innerhalb eines Unternehmens die gesamte Ge- sellschaft abgebildet. Und alle arbeiten gemeinsam an einer Sache, die greifbar ist. Das ist ein toller Prozess, den ich sehr genossen habe. Außerdem kann man Lebensqualität verändern, wenn man Mobilität verändert. Nicht nur in Deutschland oder Österreich, sondern auf der ganzen Welt.

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Befinden wir uns im Bereich der Mobilität momentan an einem Wendepunkt ? Auf jeden Fall, auch wenn man nicht von einem spezifischen Punkt, sondern eher von einem Prozess sprechen sollte. Car-Sharing und autonomes Fahren sind beispielsweise zwei sehr große Themen. Mit diesen Veränderungen gehen aber nicht nur technologische Herausforderungen, sondern auch viele wirtschaftliche Fragestellungen einher. Für mich ist bei all diesen Überlegungen das Thema Sicherheit zentral. Jedes Jahr sterben immer noch mehr als eine Million Menschen aufgrund von Autounfällen. Technologien zu entwickeln, die diese Risiken minimieren, halte ich für unglaublich wichtig Sie sind beruflich in einer Welt unterwegs, in der Entwicklungen unglaublich schnell voranschreiten. Welche Ausgleichsstrategien verfolgen Sie? Wenn man innovative Ideen entwickeln möchte und eher konzeptionell und strategisch arbeitet, ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, die Hektik ein bisschen rauszunehmen und sich Blöcke zu reservieren, in denen man nachdenken und Dinge reifen lassen kann. Es gibt immer wichtige und dringende Themen, wobei die wichtigen Themen gerne in den Hintergrund rutschen, weil man sich den ganzen Tag mit den dringenden beschäftigt. Irgendwann werden aber alle wichtigen zu dringenden Themen und man wird Teil eines Hamsterrades. Mein Ziel ist, mich frühzeitig mit wichtigen Dingen zu beschäftigen, um die operative Hektik einzudämmen. Ansonsten mache ich sehr viel Sport und lese viel. Und zwar analog, also gedruckte Bücher (lacht). Ist das vielleicht auch eine der negativen Seiten der Digitalisierung, dass diese dringenden Dinge, von denen Sie gerade gesprochen haben, viel leichter und schneller an einen herangetragen werden können? Das Risiko ist natürlich da. Man tendiert dazu, alles schnell rauszuschicken und kurzfristig immer wieder zu ändern. Da unterscheidet sich die Softwareentwicklung entscheidend von der Hardwareentwicklung. In der Softwareentwicklung, aus der ich ja komme, kann alles sehr viel kurzfristiger geändert und adaptiert werden. Die Hardwareentwicklung hingegen hat sehr viel längere Entwicklungszyklen. Insgesamt halte ich es für wichtig, sich davon nicht zu sehr beherrschen zu lassen. Ich kenne Menschen, die beantworten ihre E-Mails nur zweimal am Tag. Niemand muss immer erreichbar sein.

Foto: Porsche/Markus Schwer

Nach mehr als sechs Jahren beim Luxusautomobilhersteller Porsche, zwei davon als Director of Innovation Management, wechselte Anja Hendel als Managing Director zum Digitalberater diconium. Dort arbeitet sie an der digitalen Transformation des Volkswagen-Konzerns mit.

Haben Sie das Gefühl, dass Erfahrung zu den natürlichen Feinden der Innovation gehört? Oder ist es eher so, dass Erfahrungswissen Innovation sogar vorantreiben kann? Ich halte es für extrem wichtig, verschiedene Sichtweisen zusammenzubringen. Außerdem kann ich mir nichts ausdenken, was de facto nicht möglich ist. Innovation besteht immer aus einem neuen Blickwinkel auf eine Sache und basiert auf unseren Notwendigkeiten. Sie ist also kein Selbstzweck, sondern immer etwas, das wir auch benötigen.


„ Innovation ist kein Selbstzweck“ 7


Weitblick

Veränderung kann aufregend sein, kann aber auch Angst machen. Verstehen Sie Unternehmen, die sich vor der digitalen Transformation „fürchten“? Am Ende des Tages verändert sich kaum jemand wirklich gerne. Nicht zu wissen, was auf einen zukommt, kann beängstigend sein. Ein simples Beispiel: Man hat einen dringenden Termin und muss irgendwo hin, wo man zuvor noch nie war. Ein unangenehmes Gefühl. So ähnlich kann man sich das auch im Großen vorstellen. Dieser Wunsch nach Perfektion und lückenloser Planung ist schon etwas, das „typisch deutsch“ ist. Auch in der Softwareentwicklung hat man oft mit solchen Veränderungen zu tun. Ein Systemwechsel ist immer auch ein Schritt, bei dem man in der Regel nicht weiß, wie es morgen aussieht. Trotzdem muss man es einfach tun. Vielleicht ist dann ein paar Tage lang alles etwas chaotisch, aber irgendwann erkennt man die Vorteile des neuen Systems.

Der Digitaltransformer Wie dionicum und VW zueinander fanden Von insgesamt 13 auf der ganzen Welt verteilten Standorten aus begleitet die Digitalagentur diconium Unternehmen und Marken bei der digitalen Transformation. Mit über 1.000 MitarbeiterInnen zählt sie zu den zehn größten deutschen Digitalagenturen und gilt als führendes Beratungsunternehmen im Bereich vernetzte Mobilität. 2018 stieg Volkswagen mit 49 Prozent bei diconium ein, Anfang 2020 übernahm VW die Agentur komplett. Als Managing Director betreut Anja Hendel die direkte Zusammenarbeit mit dem Volkswagen-Konzern

„Ich halte es mittlerweile für essenziell, dass jede und jeder grundlegende Kenntnisse im Programmieren hat. Auch um Chancen und Grenzen von Systemen besser erkennen und verstehen zu können.“

Wie würden Sie Ihren eigenen Umgang mit Veränderungen beschreiben? Auch bei meinem Wechsel von Porsche zu diconium war Unsicherheit im Spiel. Trotzdem war ich mir sicher, dass ich es machen möchte. Ich vergleiche das gerne mit einem Reagenzglas. Bei Porsche kannte ich das System, die Leute, alle für mich relevanten Prozesse und konnte Abläufe und Entwicklungen einschätzen. Mein Reagenzglas war also zu 80 Prozent voll. Dafür hat sich meine Entwicklungskurve nur noch in den restlichen 20 Prozent abgespielt. Nach meinem Wechsel zu diconium war mein Reagenzglas dann plötzlich nur noch zu 20 Prozent voll. Die Auflösung von festgefahrenen Strukturen braucht Zeit. Was müsste sich in unserer Gesellschaft verändern, damit sich mehr Frauen eine Karriere in der Tech-Branche vorstellen können? Das fängt bei der Ausbildung an. Noch immer entscheiden sich viel zu wenige Frauen für technische Studiengänge und Ausbildungszweige. Wir haben aber auch insgesamt zu wenige Menschen, die sich für Technologien interessieren. Was auch daran liegt, dass Dinge, die man nicht kennt, weniger Interesse hervorrufen. SoftwareentwicklerInnen sind sehr viel weniger sichtbar als ZahnärztInnen und viele andere Berufsgruppen, die einem im täglichen Leben andauernd begegnen. Es wäre deshalb wichtig, verstärkt technologische Grundlagen ins Schulsystem zu bringen, zu einem früheren Zeitpunkt als es jetzt der Fall ist. Ich halte es mittlerweile für essenziell, dass jede und jeder grundlegende Kenntnisse im Programmieren hat. Auch um Chancen und Grenzen von Systemen besser erkennen und verstehen zu können. Viele Ängste und Sorgen sind auch deshalb da, weil die Bildung in diesem Bereich nicht ausreichend vorhanden ist.

und berät das Unternehmen in seinen Digitalisierungsbestrebungen. Ihre aktuelle Tätigkeit beschreibt sie im Interview folgendermaßen: „Ich konzentriere mich auf die Zusammenarbeit mit dem Volkswagen-Konzern. Das sind sozusagen auch jene 20 Prozent, die ich von Porsche zu diconium mitgebracht habe. Ich betreue die Schnittstelle zum Konzern und arbeite eng mit der Car-Software-Organisation zusammen. Aus dem VW-Konzern kommt sehr viel Hardware-Expertise, die wir mit unserem Know-how aus dem Softwarebereich anreichern. Dabei spielt auch die Entwicklung von VW.OS, dem eigenen Volkswagen-Betriebssystem, eine wichtige Rolle.“

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Es ist kein Geheimnis, dass unsere Welt immer noch hauptsächlich von Männern programmiert und gestaltet wird. Hatten Sie schon öfter den Gedanken, dass ein gewisses Produkt besser funktionieren würde, wenn es von einer Frau entwickelt worden wäre? Da gibt es leider sehr viele Beispiele. Ich erinnere mich an die Health-App von Apple, die Körpergröße, Gewicht und viele andere Dinge abbilden konnte, den weiblichen Zyklus aber nicht. Weil niemand da war, der diesen Input gegeben hat. Inzwischen wurde das aber korrigiert. Sehr viel besorgniserregender wird es, wenn es um sicherheitsrelevante Themen geht. Bei CrashtestDummies zum Beispiel.


Bernadette Ingenieurin

Ich arbeite am Ausbau von erneuerbaren Energien. Und sorge für 100% grünen Bahnstrom. Aus diesem Grund arbeiten die ÖBB schon heute am weiteren Ausbau der Wasser-, Wind- und Sonnenkraftwerke in ganz Österreich, um die nächsten Generationen morgen eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen.

HEUTE. FÜR MORGEN. FÜR UNS.

@unsereOEBB


watchout

„In der IT ist für alle Platz“ Just am Weltmännertag gaben 23 Top-Technikerinnen, IT-Expertinnen, Wissenschaftlerinnen und Gründerinnen Einblick in ihr Wissen und ihren Arbeitsalltag. Bei der Online-Veranstaltung „SHEtech – Women in Future Jobs“, die SHEconomy gemeinsam mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) veranstaltete, ging es vor allem um eines: Die Hürden für Frauen in MINT-Berufen abzubauen – die eigenen inneren, aber vor allem die äußeren. Von Sarah Wetzlmayr

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Carina Felzmann (SHEconomy) und Helmut Leopold (AIT) moderierten die Konferenz.

it rund 46 Prozent belegt Österreich bei der Anzahl weiblicher Wissenschaftlerinnen und Technikerinnen im EU-weiten Vergleich den zehnten Platz. Was auf den ersten Blick nach gutem Mittelfeld aussieht, sollte jedoch differenzierter betrachtet werden. Die Unterschiede in den einzelnen Fächergruppen trüben das an sich vielversprechende Bild nämlich sehr schnell wieder: Mit 66,6 Prozent schneiden die Biowissenschaften am besten ab, deutliches Schlusslicht ist mit nur 15,2 Prozent die Informatik. Die Online-Konferenz SHEtech, die von SHEconomy und dem Austrian Institute of Technology (AIT) auf die Beine gestellt wurde, versammelte 23 Speakerinnen aus IT und Technik an einem virtuellen Ort, um jene 46 Prozent, die bei Panels, ExpertInnenrunden und in Medienberichten nur sehr selten zu Wort kommen, sichtbar zu machen. Denn ohne Vorbilder und Role Models können sich selbst klitzekleine Hemmschwellen zu massiven Barrikaden auswachsen. Wie Bundesministerin Leonore Gewessler in ihrer Grußbotschaft zu Beginn der Veranstaltung betonte, muss aber auch die Politik aktiv werden, um die dafür notwendigen strukturellen Rahmenbedingungen zu schaffen. Auch die in Technik und IT angesiedelten Unternehmen seien gefordert, ein Unternehmensklima zu schaffen, das Frauen anspricht. „Und in dem sich auch wirklich alle MitarbeiterInnen wertgeschätzt fühlen“, erklärte Nora Lawender, CEO von NTT Ltd. Austria, in ihrer Keynote. Der Blick ins Programm hatte die Geschäftsführerin jedoch schon vor Beginn der Veranstaltung zuversichtlich gestimmt: „Ich bin froh, mit meinem Wunsch nach Gleichstellung nicht alleine zu sein.“ Aufgeräumt wurde im Zuge der Konferenz, die von Carina Felzmann (SHEconomy) und Helmut Leopold (AIT) moderiert wurde, außerdem mit den gängigen Vorurteilen, dass Technik nur etwas für LiebhaberInnen großer Zahlenmengen sei und sich die IT nur echten Mathematikfans erschließen würde. Deshalb sei es auch so wichtig, immer wieder zu betonen, wie vielfältig diese Bereiche sind, erklärte Astrid Wieland, Gründerin des Netzwerks #TheNewITGirls, während des hochkarätig besetzten Round Table-Gesprächs und beendete ihre Ausführungen mit dem Satz: „In der IT ist für alle Platz!“.

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Mit drei Impulsvorträgen zu den Themen Fake News, Cybersicherheit und Forensik in virtuellen Währungen spiegelte sich die Vielfalt der Branche auch im Konferenzprogramm wider. Vorbereitet wurden die drei Vorträge von Forscherinnen des AIT. Aber auch auf einer anderen Ebene zog sich das Thema Vielfalt wie ein roter Faden durch die Konferenz, denn immer wieder wurde betont, wie untrennbar Diversität und Innovation miteinander verbunden sind. Ihr Erfolgsversprechen kann die Diversität allerdings nur dann einlösen, wenn damit nicht nur nach außen hin Werbung gemacht wird, sondern wirklich alle im Unternehmen diesen Anspruch leben. Diesen Punkt betonte Cornelia Florig, Head of HR für Google Deutschland & Österreich, bei der Diskussionsrunde mit viel Nachdruck. Die Unternehmenskultur, insbesondere der Umgang der Menschen innerhalb eines Unternehmens miteinander, ist für Ingrid Gmachl, Abteilungsleiterin New Vehicle Stock & Order Systems, Porsche Informatik GmbH, auch einer der wichtigsten Punkte, wenn es darum geht, neue MitarbeiterInnen für ein Unternehmen zu gewinnen. Ebenso wie Barbara Hotwagner, Head of Competence Unit bei Zühlke Österreich, wies sie während der Diskussion darauf hin, dass Weiterbildungsangebote und die Möglichkeit, aktiv mitzugestalten, dabei ebenfalls zu den entscheidenden Faktoren zählen. Im letzten Programmteil der Konferenz hatten die Teilnehmerinnen die Möglichkeit, sich in sechs Breakout Sessions mit verschiedenen technischen Bereichen auseinanderzusetzen. Ein Abend ganz im Zeichen der Technik – und der Vielfalt.


SHEadvertorial by Wiener Netze GmbH

Die Zukunft steht im Fokus Bei den Wiener Netzen wird Chancengleichheit gelebt. Auch das Zukunftsgebiet Digitalisierung wird von weiblicher Hand geleitet. Eva-Christina Schwarzl, Hauptabteilungsleiterin Kundendienst, IKT und strategische Netzplanung in den Sparten Gas, Wärme und Strom, gibt Einblick in ihren spannenden Aufgabenbereich.

Vielfältiges Aufgabengebiet Insgesamt 250 MitarbeiterInnen in sechs unterschiedlichen Abteilungen führt Eva-Christina Schwarzl. Diversität hat bei ihren Teams einen großen Stellenwert. Und so vielfältig wie ihre MitarbeiterInnen ist auch ihr Aufgabengebiet. Im Kundendienst gibt es eine starke Kommunikation mit den Marktpartnern wie Elektrikern oder Installateuren. Dazu kommen der technische und auch der kaufmännische Kundendienst. Die Digitalisierung in diese Bereiche zu bringen sowie weiter voranzutreiben, um für die KundInnen ein modernes und zukunftsorien-

tiertes Service zu bieten, ist hier die große Aufgabe. Der zweite Fokus der studierten Betriebswirtin liegt auf dem IKT-Bereich, hier findet sehr viel auf dem Gebiet der Digitalisierung und Automatisierung statt. „Vieles davon betrifft meinen Verantwortungsbereich. Darunter fallen visionäre Zukunftsthemen, wie beispielsweise jenes der smarten Netze mit modernster und sicherster Übertragungstechnik“, erklärt Schwarzl. Jedes Projekt, in dem es auch nur ansatzweise um Automatisierung und Digitalisierung geht, wird erfasst und in der gesamten IT-Architektur berücksichtigt. „Das ist für mich als mitverantwortliche Führungskraft extrem spannend, da ich dadurch einen guten Einblick und die Möglichkeit zur Mitgestaltung der Entwicklung der Wiener Netze habe“, so die gebürtige Grazerin. Besondere Bedeutung hat hier selbstverständlich der Sicherheitsfaktor, sprich IT-Security und Datenschutz, um die Daten der KundInnen verantwortungsbewusst zu verwalten und zu schützen. Der dritte Bereich, in dem EvaChristina Schwarzl tätig ist, ist die strategische Netzplanung. „Wir müssen das Energienetz fit für die Zukunft machen“, streicht Schwarzl die Bedeutung dieser Aufgabe heraus. Hier geht es sehr stark um die Flexibilität, die zukünftig im Netz erwartet wird.

Eva-Christina Schwarzl Das Netz muss so ausgestattet sein, dass die Versorgungssicherheit in jeder Situation gegeben ist.

Die Wiener Netze GmbH: • sind Österreichs größter Kombinetzbetreiber • beliefern über 2 Millionen KundInnen in Wien, Teilen Niederösterreichs und des Burgenlands mit Strom, Gas, Fernwärme und Telekommunikation • beschäftigen rund 2.400 MitarbeiterInnen • investieren über 300 Mio. Euro jährlich in den Ausbau und in die Instandhaltung der Netzinfrastruktur • leiten mit Forschung und Investitionen ins Verteilernetz die Zukunft ein, denn nur mit einem starken Versorgungsnetz sind die nächsten Schritte in Richtung E-Mobilität und Energiewende möglich • sind Teil der Wiener Stadtwerke GmbH

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Weiterentwicklung und Zukunftsperspektive sind zwei Schlagworte, welche die Aufgabengebiete von Eva-Christina Schwarzl durchdringen: „Ich bin jemand, der visionär und strategisch denkt. Die Zukunft im Fokus zu haben und über den Tellerrand zu blicken, das war immer Teil meiner Tätigkeit und ist eine der schönsten Herausforderungen. Aus diesem Grund ist es auch so motivierend für mich, bei den Wiener Netzen tätig zu sein.“

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Facts & Figures

Dem Glück auf der Spur Ein bekanntes Sprichwort lautet: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Doch welche Voraussetzungen braucht es dazu? Welche Rolle spielen dabei die Faktoren Karriere und Erfolg? Und welche Länder haben ein besonders gutes Händchen dafür? Von Lara Miciak

Top 3 glücklichste Länder der Welt:

Glück im Job Die globale Studie „Happiness at work“ zeigt die wichtigsten Faktoren für das Wohlbefinden von ArbeitnehmerInnen am Arbeitsplatz auf. Ein für die meisten wohl wenig überraschendes Ergebnis ist, dass Geld nur bis zu einem gewissen Grad glücklich macht. Zwar wurde festgestellt, dass höhere Löhne ein besseres Wohlbefinden mit sich bringen. Auch die Höhe der Position spielt offenbar eine Rolle, so gaben etwa 90 Prozent der leitenden Angestellten in Mittel- und Osteuropa sowie in der MENA-Region an, mit ihrer Arbeit zufrieden zu sein. Diese Zahl sinkt bei ArbeitnehmerInnen der Land-, Fischerei- oder Forstwirtschaft merklich auf 60 Prozent.

3. SCHWEIZ

Quelle: https://www.travelbook.de/ziele/laender/world-happiness-report-das-sind-die-gluecklichsten-laender-der-erde

Top 10 future skills 1. Komplexe Problemlösung 2. Kritisches Denken 3. Kreativität 4. Personalmanagement 5. Koordination 6. Emotionale Intelligenz 7. Beurteilung und Entscheidungsfindung 8. Serviceorientierung 9. Verhandlungsstärke

Quelle: https://www.weforum.org/agenda/2016/01/the-10-skills-you-need-to-thrive-in-the-fourth-industrial-revolution/

Um sich beruflich positiv weiterzuentwickeln, ist es wichtig zu wissen, welche Fähigkeiten bei ArbeitgeberInnen in Zukunft besonders hoch im Kurs stehen werden. Laut Business Insider-Forum kommt es in Zukunft vor allem auf komplexe Problemlösung, kritisches Denken und Kreativität an. Blickt man 5 Jahre zurück, fand man die Kreativität noch auf dem 10. Platz. Im diesjährigen Ranking kletterte sie auf Platz 3 – ein Beweis dafür, wie schnell sich diese Anforderungen ändern.

KRANKENPFLEGERIN SOFTWARE INGENIEURIN UND -ENTWICKLERIN CONTENT MANAGERIN DIGITAL MARKETING SPEZIALISTIN SOCIAL MEDIAASSISTENTIN DATA SCIENTIST MASCHINENBAUTECHNIKERIN ROBOTIKINGENIEURIN RECYCLING EXPERTIN FINANZBERATERIN Quellen: https://www.talentsearchpeople.eu/en/blog/453the-10-most-in-demand-jobs-in-europe-for-the-next-decade/, https://www.businessinsider.de/international/best-jobsfuture-growth-2019-3/?r=US&IR=T, https://karrierebibel.de/ trendberufe/#Trendberufe-Gute-Aussichten-fuer-Arbeitnehmer, http://www3.weforum.org/docs/WEF_Future _of_Jobs_2020.pdf, https://www.jobs.ch/de/job-coach/ digitalisierung-das-sind-die-berufe-der-zukunft/

Illustration: iStock

Berufe mit Zukunft

Kreativität rocks!

10. Kognitive Flexibilität

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2. DÄNEMARK

Geografisch gesehen leben die glücklichsten Menschen der Welt, laut dem World Happiness Report 2020 der Vereinten Nationen, in Finnland. Die Top 3 der glücklichsten Länder bilden neben Finnland auf Platz 1, Dänemark auf Platz 2 und die Schweiz auf Platz 3. Österreich findet sich im Ranking direkt hinter Neuseeland auf dem 9. Platz. Deutschland reiht sich nach Irland auf dem 17. Platz ein. Das Schlusslicht im Ranking bilden Simbabwe (Platz 151), der Südsudan (Platz 152) und schließlich an letzter Stelle Afghanistan (Platz 153).

Quelle: Happiness at Work, Jan-Emmanuel, De Neve George Ward, S.15 ff. 2017

Darüber hinaus gibt es aber noch weitere Faktoren, die für das Glücklichsein am Arbeitsplatz verantwortlich sind. Ein wichtiger Punkt ist die WorkLife-Balance. Die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit trägt einen wichtigen Beitrag zu unserem allgemeinen Wohlbefinden bei. ArbeitnehmerInnen, die ihren Job häufig „mit nach Hause nehmen“ und nach der Arbeit zu ausgelaugt sind, um Freizeitaktivitäten nachzugehen, sind laut der Studie im Schnitt unglücklicher. Abwechslung sowie das Aneignen neuer Fähigkeiten und die Kontrolle über den eigenen Arbeitstag – bezogen auf die Organisation sowie das Tempo des Arbeitens – werden ebenfalls als wichtig empfunden. Soziales Kapital am Arbeitsplatz, wie Unterstützung der KollegInnen und Mitspracherecht bei Entscheidungen, spiegelte sich ebenfalls als positive Auswirkung auf das Wohlbefinden wider.

1. FINNLAND


SHEadvertorial by Goldmann Sachs Asset Management

Millennials – Liebe und Schönheit Anlegerinnen, die frühzeitig von gesellschaftlichen Trends profitieren möchten, sollten sich die Konsum- und Verhaltensmuster jener Menschen genauer ansehen, die in den frühen 1980ern bis zu den späten 1990er-Jahren geboren wurden.

Die Augen gewinnen an Bedeutung Ein Produkt, das jede Verwerfung in den letzten Jahrzehnten überstanden hat, ist beispielsweise der Lippenstift, der sich auch während Rezessionen gut verkauft hat und im Zweiten Weltkrieg von der US-Regierung sogar als Artikel des täglichen Bedarfs angesehen wurde. Die Welt hat den Lippenstift in dieser neuen maskentragenden Realität vielleicht aufgegeben, dafür haben die Augen eine ganz neue Bedeutung gewonnen. Die Umsätze im Onlinehandel für Augen-Make-up sind in den drei Monaten bis 28. Juni um 204 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen – Verbraucher suchten nach neuen

Laura Destribats

Möglichkeiten, ihre Kreativität und Individualität auszudrücken. Digitales Makeover Schönheit und Technologie verflechten sich immer weiter. Folge: Die Schönheitsbranche wird nicht nur digital, sondern sogar „smart“. Marken bauen sogenannte Connected-Schönheitsprogramme auf, um die Hautpflege zu personalisieren. Hautprobleme sowie die Auswirkungen von hormonellen Veränderungen sind individuell behandelbar. Eine Marke führte beispielsweise eine mobile App ein, die mithilfe künstlicher Intelligenz Hautprobleme von Nutzern erkennt und jeden Tag eine individuelle Rezeptur entwickelt. Vielfalt von Vorteil Die Schönheitsmarken von heute können Megatrends, wie Inklusivität, ethisch-korrekten Lebensstil, gesunde Lebensweise, Verbraucher-Vernetzung und Multikulturalität, nicht

Laura Destribats ist Co-Portfoliomanagerin Global Millennials Equity Strategy, Goldman Sachs Asset Management

ignorieren. Unternehmen, die diese sich verändernden Werte nicht als Gefahr, sondern als Chance erkennen, werden am ehesten in der Lage sein, mit der Welle des Umbruchs Schritt zu halten. „Kleine Freuden“ online Schönheit gehörte schon immer zu den „kleinen Freuden“, die sich die Menschen insbesondere in schwierigen Zeiten gegönnt haben. Eine andere Branche hat sich jetzt aber als nicht ganz unerwarteter Nutznießer der globalen Coronakrise erwiesen: die Onlinedating-Branche. Der größte Anstieg bei Nutzung und Aktivität kam von Nutzerinnen unter 30, deren täglicher Swipe-Durchschnitt um 37 Prozent zugenommen hat. Beispiel Indien. Hier beträgt das Verhältnis von Männern zu Frauen auf Dating-Apps bestenfalls 70 zu 30, dabei hat eine führende indische Dating-App festgestellt: Der Prozentsatz von Männern, die Frauen liken, ist während des Corona-Lockdowns von 77 Prozent auf 81 Prozent gestiegen. Aber bei Frauen hat dieser Prozentsatz von acht Prozent auf 81 Prozent zugelegt. Das zeigt, dass die indischen Frauen jetzt wohl beim Onlinedating-Trend das Steuer in der Hand haben.

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Aktuell Portrait

A

ls der Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus 1995 gegründet wurde, standen Hannah Lessing, damals Senior Manager im Correspondent Banking der Erste Bank, alle Türen zu einer aussichtsreichen Karriere in der Banken- und Finanzbranche offen. Zunächst war es nur ein Bauchgefühl, das sie dazu veranlasste, eine nach der anderen ganz leise zu schließen, dann war es das konkrete Angebot, den neugeschaffenen Nationalfonds als Generalsekretärin zu übernehmen. Aus der Welt der Zahlen wechselte Hannah Lessing in einen Bereich, in dem das Erzählte sehr schnell zu ihrem beruflichen Alltag wurde. Denn obwohl der Nationalfonds seit seiner Gründung rund 157 Millionen Euro an sogenannten „Gestezahlungen“ und 281 Millionen Euro an Entschädigungszahlungen an die Opfer des Nationalsozialismus und ihre Angehörigen ausgezahlt hat, sind es nicht die auf Papier gedruckten Ziffern, sondern die vielen kaum erzählten und nur sehr selten niedergeschriebenen Geschichten, um die es Hannah Lessing und ihrem Team geht. „In unser kleines Büro, das wir am Anfang zur Verfügung hatten, kamen damals bis zu hundert Menschen am Tag, die einfach nur ihre Geschichten erzählen wollten, weil ihnen bisher noch nie jemand zugehört hatte“, erzählt sie. „Hätte ich bei all diesen Begegnungen ein Aufnahmegerät dabeigehabt, hätten wir jetzt 30.000 Lebensgeschichten abgespeichert. Wir wollten den Menschen aber auf gar keinen Fall vermitteln, dass es sich um eine Form von Tauschgeschäft handelt, sondern ihnen das Gefühl geben, dass wir als Republik Österreich spät aber doch sagen, dass es uns leidtut und wir helfen möchten.“ Das Wort Wiedergutmachung möchte Hannah Lessing in diesem Zusammenhang keinesfalls in den Mund nehmen, denn es kann nur geholfen und nichts wiedergutgemacht werden. Heute ist die Bewahrung all dieser Geschichten eines der wichtigsten Anliegen des Nationalfonds. „Wir haben den Menschen, mit denen wir in den vergangenen 25 Jahren gesprochen haben, versprochen, dass ihre Geschichten nicht vergessen werden. Und wir möchten jungen Menschen die Chance geben, aus diesen Erfahrungen zu lernen“, sagt

Hannah Lessing und fügt in etwas dunklerer Stimmlage hinzu: „Auch wenn wir damit immer wieder scheitern. Eine Überlebende hat einmal zu mir gesagt, dass, wenn sie in einer Schulklasse nur ein Kind mit ihrer Geschichte berührt, sie schon etwas erreicht hat.“ Kurz vor ihrem Antritt als Generalsekretärin des Nationalfonds hat Hannah Lessing ihren Vater, den bekannten Fotografen Erich Lessing, gefragt, welchen Wunsch er äußern würde, wenn sie im Namen der Republik zu ihm käme. „Zur Bestätigung meines Bauchgefühls wollte ich einfach wissen, was er von mir erwarten würde“, so Lessing. „Er hat darauf geantwortet, dass er mich fragen würde, ob ihm jemand seine Mutter aus Auschwitz zurückbringen kann. In diesem Moment hat mein Weg, dieser neue Job, plötzlich Sinn gemacht. Seine Antwort war der Grund dafür, warum ich mich für diese Aufgabe entschieden habe. Und heute kann ich eines mit Sicherheit sagen: Es ist nicht mein Beruf, sondern meine Berufung.“ Nach diesem Gespräch mit ihrem Vater hat sie immer wieder davon geträumt, dass sie während der intensiven Arbeit in den Archiven, die besonders die Anfangszeit des Nationalfonds stark geprägt hat, Dokumente zu ihrer Großmutter findet und sie ihrem Vater sagen kann, dass seine Mutter noch am Leben ist. „Das ist natürlich nicht passiert, aber ich habe Papiere gefunden, Transportpapiere und einen Brief von 1942, den meine Großmutter an meinen Vater geschickt hat.“ Bei all den oft sehr schwierigen Fragestellungen, die sie in ihrem beruflichen Alltag begleiten, hat sich Hannah Lessing eine bestimmte Frage nie gestellt: die Sinnfrage. „Ich stehe in der Früh auf und weiß, warum ich das tue, warum ich manchmal 17 Stunden am Stück durcharbeite“, fasst sie zusammen. Auch in der Bank hatte sie manchmal Arbeitstage, die zu durchgearbeiteten Nächten wurden, aber weniger aus Leidenschaft und Berufung, sondern eher, weil es einfach dazugehörte, sich bis zur letzten Energiereserve für den Job aufzureiben. „Die neue Generation sieht das

„Die Sinnfrage stelle ich mir nie“ 16


Foto: Nationalfonds/Jorge Novominsky

Hannah Lessing mit dem österreichischen Botschafter bei der Kranzniederlegung in Yad Vashem: „Einer der berührendsten Momente in meinem Leben“.

Als Generalsekretärin des Österreichischen Nationalfonds, der seit seiner Gründung 660 Millionen Euro ausgezahlt hat, hat Hannah Lessing viel mit Zahlen zu tun. In erster Linie geht es ihr und ihrem Team aber um das „Er-zählte“ und die Bewahrung von Geschichten. Und das seit 25 Jahren. Von Sarah Wetzlmayr

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Aktuell Portrait

Die Karriere von Hannah Lessing 2017

Mitglied im Präsidium des Internationalen Auschwitz Komitees Vorsitzende des Aufsichtsrates der Kunsthalle Wien GmbH Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien Stellvertretende Vorsitzende des Publikumsforums des Hauses der Geschichte Österreich

2016 2013

schon etwas anders“, merkt sie an, „sie hat an ihrer Elterngeneration gesehen, wie schnell man in ein Hamsterrad gerät, aus dem man nicht mehr herauskommt“. Zwar hält sie es noch für zu früh, um gleich von einem Paradigmenwechsel zu sprechen, trotzdem findet sie es unglaublich mutig, dass immer mehr junge Menschen Konsequenzen aus diesen Beobachtungen ziehen, auf ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben achten und sich auch im Job die Sinnfrage stellen. Auch Hannah Lessing misst Erfolg nicht an geleisteten Arbeitsstunden oder dem Gehalt auf ihrem Konto. Dafür ist sie schon zu lange Teil einer Welt, in der Zahlen zwar eine Rolle spielen, es am Ende des Tages aber um die Bewahrung und Vermittlung von Geschichten geht. „Erfolgreich zu sein, bedeutet für mich, ein erfülltes Leben zu haben. Es ist die Kombination aus sinnvoller Arbeit und ausreichend Raum für Privatleben. Diese Balance zu finden und halten zu können, ist für mich Erfolg“, fasst sie ihre Definition eines erfolgreichen Lebens zusammen. Während ihrer Zeit als Generalsekretärin landeten einige spannende Jobangebote auf Hannah Lessings Schreibtisch. Den Nationalfonds zu verlassen, kann sie sich aber nicht vorstellen. „Es gibt noch so viel zu tun“, sagt sie mit einem Lächeln, in dem sehr viel Hoffnung, aber auch ein wenig Traurigkeit steckt. Wenn sie den latenten Antisemitismus

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2012 2011

Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst der Republik Österreich Großes Goldene Ehrenzeichen des Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs Repräsentantin für Österreich im Internationalen Komitee der Auschwitz-Stiftung und Vorstandsmitglied im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) Generalsekretärin des Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich

2010 2009

Stellvertretende Vorsitzende der Lagergemeinschaft Auschwitz Chevalier de l‘Ordre National du Mérite Frankreich Vertreterin des Nationalfonds im Steering Committee zur Neugestaltung der österreichischen Gedenkstätte im staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau Co-Leiterin der österreichischen Delegation bei der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA)

2001

Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich Generalsekretärin des Allgemeinen Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus

1995 1990

Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus Die ERSTE Österreichische Spar-Casse – Bank AG Senior Area Manager für Internationale Finanzinstitutionen

Foto: HBF/Lechner Peter

Heinz Fischer steckt Hannah Lessing das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst an (2013).

Vertreterin des Nationalfonds im Internationalen Beirat Mauthausen


Verwaltete Mittel des Nationalfonds, Entschädigungsfonds und Fonds zur Instandhaltung der jüdischen Friedhöfe in Österreich: Nationalfonds „Gestezahlungen“ (rd. 30.000 Begünstigte): rd. 157 Mio Euro Auszahlung Mietrechtsentschädigung (rd. 20.000 Begünstigte): rd. 175 Mio. Euro Auszahlung Projektförderungen (rd. 2.300 Projekte): rd. 33 Mio. Euro Neugestaltung Auschwitz: rd. 6 Mio. Euro

Allgemeiner Entschädigungsfonds (rd. 25.000 Begünstigte): rd. 281 Mio. Euro

Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich: bisher rd. 7 Mio. Euro

beobachtet, der sich so unglaublich hartnäckig in unserer Gesellschaft hält, taucht auch bei ihr hin und wieder die Frage auf, warum wir als Gesellschaft nicht aus unserer Geschichte lernen. „Ich lehne mich dann zurück und denke darüber nach, was wir als Nationalfonds erreicht haben. Dabei komme ich jedes Mal zu dem Schluss, dass uns in

„Das Leben ist ein Risiko an sich. Jeden Tag. Vor allem für Unternehmen.“ Elisabeth Bicik, Geschäftsführerin, Versicherungsmaklerin für Unternehmen www.vercon.at

Wiedergutmachung in Deutschland Nachdem Deutschland seine Täterrolle im Zweiten Weltkrieg nie anzweifelte, begann man bereits 1945, unmittelbar nach dem Niedergang des Dritten Reichs, mit Wiedergutmachungsleistungen. In der Bundesrepublik wurden diese auf die folgenden Arten geleistet: >> Rückerstattung von aufgrund der Unterdrückungsmaßnahmen verloren gegangenen Grundstücken und anderen Vermögenswerten direkt an ihre ehemaligen Eigentümer oder deren Rechtsnachfolger (bei erbenlosem Vermögen an jüdische Organisationen) >> Individuell und unmittelbar geleistete Geldzahlungen zum Ausgleich der Schäden durch Eingriffe in die Lebenschancen wie den Verlust an Freiheit, Gesundheit und beruflichem Fortkommen >> Sonderregelungen auf verschiedenen Rechtsgebieten, insbesondere in der Sozialversicherung >> Juristische Rehabilitierung vor allem in der Strafjustiz, aber auch bei Unrechtsakten wie der Ausbürgerung oder der Aberkennung akademischer Grade >> Globalabkommen über diverse Entschädigungsleistungen mit Staaten, Stiftungen oder Organisationen von Anspruchsberechtigten. In der DDR wurden unter Wiedergutmachung fast ausschließlich Reparations- leistungen an die Sowjetunion angesehen. Daher betrachtete die DDR ihre internationalen Pflichten nach dem Ende der Reparationen im Herbst 1953 als abgegolten und verweigerte Verhandlungen über Entschädigungen, sowohl mit den Staaten des Warschauer Pakts als auch insbesondere mit Israel. Nur in der DDR wohnende NS-Verfolgte erhielten Leistungen.

der Betreuung der Überlebenden sehr viel gelungen ist und wir durch eigene Projekte und Projektförderungen die Zivilgesellschaft dazu motivieren konnten, in die Vergangenheit zu schauen. Trotzdem muss jede Generation selbst aus diesen Geschichten lernen. Wir haben eine Erinnerungskultur aufgebaut, die hauptsächlich auf Erinnerungen basiert, ohne aktiv einen Gegenwartsbezug herzustellen. Diese Verbindung werden wir auf jeden Fall verstärken müssen.“

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Aktuell Interview

„Wir am Robopsychology Lab möchten herausfinden, wie man Maschinen für verschiedene Personengruppen so gestaltet, dass man gut damit umgehen kann und Menschen nicht unbedingt ersetzt werden.“ Martina Mara

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Die Roboterpsychologin Martina Mara über die Faszination der Künstlichen Intelligenz und wie groß die Chance ist, dass Roboter je Glück empfinden können. Und warum bei ihr (noch) kein Roboter auf dem Therapiesofa liegt.

„Roboter mit Gefühlen gibt es nicht“ Interview: Sandra Wobrazek

Foto: Paul Kranzler

Was macht Roboter für Sie faszinierend? Dass wir in Berufsleben und Alltag immer öfter mit ihnen interagieren und sie zu einem sozialen Akteur werden. Ich möchte einen Beitrag dazu leisten, dass sich möglichst viele Menschen in der technologischen Zukunft wohlfühlen. Deshalb wollen wir am Robopsychology Lab herausfinden, wie man Maschinen für verschiedene Personengruppen so gestaltet, dass man gut damit umgehen kann und Menschen nicht unbedingt ersetzt werden.

roboter sich uns gegenüber verständlicher machen können. Eine unserer Grundhypothesen: Ein Roboter muss sich Menschen gegenüber besser als bislang – mit dem was er tut – erklären. Das ist eine Grundvoraussetzung für Sicherheitsgefühl und Vertrauen.

Warum haben viele Menschen Scheu vor Robotern? Wenn Menschen wenig über eine Technologie wissen und sich im Umgang mit ihr nicht kompetent fühlen, ist das einer der wesentlichen Gründe für Ängste. Dies trifft beim Thema Roboter zu. Es ist wichtig, Wie kann man sich Ihre Arbeit vorstellen? dass man Roboter nicht in einem mystischen Bereich belässt und ein Bei uns liegen keine Roboter auf Therapiesofas. Das wäre auch Grundverständnis für diese Form von Künstlicher Intelligenz schafft. nicht notwendig, denn es gibt keine Roboter mit Gefühlen. Der Die rationalen Ängste beziehen sich vor allem darauf, dass Menschen Mensch mit seinen verschiedenen Bedürfnissen steht bei uns in bestimmten Sparten durch Roboter ersetzt werden könnten. Die im Mittelpunkt. Wir verbinden Theorien und Methoden aus der abstrakten Ängste hingegen haben etwas damit zu tun, dass MaschiPsychologie mit aktuellen Fragen der Robotik und Künstlichen nen eigene Ziele entwickeln und wie Terminator daherkommen, der Intelligenz und schauen uns an, wie man Roboter so gestalten ein Bewusstsein hat und den Menschen in allen Skills übertrumpft. kann, dass wir uns nicht dominiert fühlen. Zum Beispiel erforschen Der technische Status quo ist aber nicht ansatzweise so weit, dass eine wir, wie Sprachassistenzsysteme klingen sollen oder wie IndustrieMaschine mit Bewusstsein und Gefühlen realisierbar ist.

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Aktuell Interview

In der Virtual-Reality-Umgebung „Co-Bot Studio“ müssen Testpersonen die Kommunikationssignale virtueller Industrieroboter lesen.

„Es gibt Roboter, die künstlich intelligent sind und daher aus Daten und Erfahrungen lernen.“

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Inwiefern können Menschen durch Roboter ausgenutzt werden? Wir machen uns dadurch manipulierbarer, etwa, was die Herausgabe persönlicher Daten betrifft. In einem belgischen Feldexperiment wurde am Eingang eines Bürogebäudes ein süßer Roboter vor die Sicherheitsschleuse gestellt. Er hat Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Gebäude betreten haben, gefragt, ob er mit hineindarf und viele Menschen haben ihn mitgenommen. In Wahrheit wurde er aber von Menschen, die in einem anderen Raum gesessen sind, ferngesteuert. Wenn auf seinen Screen das Logo eines Pizzalieferdienstes kopiert wurde und er eine Pizzaschachtel transportiert hat, haben sich die Mitarbeiter noch weniger dabei gedacht, ihn hineinzulassen. Sind Roboter in der Lage zu lernen? Ja, aber Lernen ist etwas anderes als Menschsein. Es gibt Roboter, die künstlich intelligent sind und daher aus Daten und Erfahrungen lernen. Wir werden zunehmend Roboter erleben, die auch in der Interaktion mit dem Menschen weiterlernen. Sie können zum Beispiel auf eine große Datenbank zugreifen und so Schlüsse daraus ziehen, was es bedeutet, wenn der Mensch in der Zusammenarbeit mehrere Schritte zurückweicht. Werden sie jemals Emotionen wie Liebe, Wut oder Glück empfinden? Derzeit gibt es keinen technischen Hinweis darauf, dass dies möglich wäre. Was jedoch möglich ist: dass man einen Roboter so erscheinen lässt, als ob er Gefühle hätte. Etwa indem man ihm

Foto: CoBot Studio

Wie müssen Roboter gestaltet werden, damit die Hemmschwelle sinkt? In der Psychologie gibt es das „Uncanny Valley“-Phänomen, das Phänomen des unheimlichen Tals. Es bedeutet, dass ein menschliches Äußeres von Robotern auf einem niedrigen Level – also große, runde Augen oder ein abstrakter, menschenähnlicher Körper – mehr Sympathie und Akzeptanz bringt. Wenn man aber auf ein optisches Level kommt, wo die Unterscheidung zwischen Mensch und Maschine nicht mehr so eindeutig ist – weil der Roboter vielleicht eine Silikonhaut hat – sinkt die Akzeptanz stark und Roboter werden als bedrohlich und gruselig beschrieben. Deshalb werden sie auch oft so designt, dass wir sie niedlich und süß finden. Dabei werden Kindchenschema-Faktoren wie runde Formen, große Kopfpartie und eine geringe Größe eingesetzt, weil wir es sympathisch und niedlich finden. Das kann jedoch auch ausgenutzt werden.


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Aktuell Interview

„Wie können Menschen ihre Handlungsautonomie aufrechterhalten, wenn schlaue Maschinen ständig Vorschläge machen und Ergebnisse liefern?“ Mit dem selbstentwickelten Forschungsspiel „Serum 13“ untersucht das Robopsychology Lab, unter welchen Bedingungen einer Künstlichen Intelligenz als Spielpartner vertraut wird, etwa beim Auslesen von Röntgenbildern.

mittels eines Tablets ein lachendes Gesicht gibt – das wird gerade im Bereich der sozialen Robotik häufig gemacht. Wir Menschen interpretieren es dann so, dass wir der Maschine Gefühle zuschreiben. Die Frage, die man sich dabei stellen muss: Was hätte das überhaupt für einen Sinn? In welchen Lebensbereichen werden Roboter in der Pflege eine Rolle spielen? In jenen, in denen sie Menschen die Arbeit erleichtern und als Werkzeug dienen. Wir starten am Robopsychology Lab zum Beispiel gerade ein Forschungsprojekt zu Exoskeletten. Das sind robotische Westen, die Mitarbeitern in der Industrie oder auch in der Pflege schwere körperliche Arbeiten erleichtern. Pflegerinnen und Pfleger bräuchten durch solche Roboter zum Anziehen weniger Kraftaufwand, wenn sie eine Person tragen oder umlagern müssen. Rückenleiden könnte damit vorgebeugt werden. Werden Roboter zukünftig noch mehr Lebensbereiche erobern? Im industriellen Bereich, wo Roboter am häufigsten zum Einsatz kommen, wird es ausgefeiltere Systeme geben – vor allem in der Zusammenarbeit mit Menschen. Das ist auch einer unserer Forschungsbereiche, die Cobots. Das sind kollaborative Roboter, die kleiner und sicherer sind, wodurch Menschen viel näher mit ihnen zusammenarbeiten können. Im Mobilitäts- und Verkehrsbereich wird im Bereich der autonomen Fahrzeuge ebenfalls viel geforscht und entwickelt. Denn auch das Fahrzeug ist eine Künstliche Intelligenz auf vier Rädern und ein sozialer Akteur. Auch die Sprachassistenzsysteme werden sich noch weiterverbreiten.

Superkräfte durch Roboter-Westen In einem neuen Forschungsprojekt beschäftigt sich Maras Team mit der Akzeptanz von Exoskeletten.

Steckbrief: Martina Mara 2009 hat Martina Mara in Linz Hiroshi Ishiguro getroffen, den japanischen Agent Provocateur der Robotikszene, der menschengleiche Zwillingsroboter baut und seinen Doppelgänger-Roboter bei der Linzer Ars Electronica ausgestellt hat. Die Kommunikationswissenschaftlerin und Psychologin faszinierte, wie Menschen mit Faszination oder Grusel auf den Roboter reagierten. Während ihrer

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Forschungstätigkeit im Futurelab der Ars Electronica promovierte Mara dann in Psychologie zum Thema, warum es Menschen vor humanoiden Maschinen oft gruselt. 2018 wurde sie als Professorin ans Linzer Institute of Technology (LIT) der Johannes Kepler Universität (JKU) berufen, wo sie das Robopsychology Lab aufbaute und es seither leitet. Martina Mara ist Mitglied des Österreichischen Rats für Robotik und Künstliche Intelligenz und Kolumnistin der Oberösterreichischen Nachrichten. 2018 wurde sie mit dem Futurezone Award in der Kategorie „Women in Tech“ ausgezeichnet, 2019 mit dem Wiener Frauenpreis.

Fotos: Robopsychology Lab

Was werden die nächsten Quantensprünge in der Roboterforschung sein? Neben der technischen Entwicklung werden es die MenschMaschine-Schnittstellen sein. Denn langlebig werden vor allem jene Roboter sein, die gut mit Menschen kommunizieren können. Hier sind unbedingt noch Quantensprünge notwendig. Denn Roboter müssen uns zukünftig auch ermöglichen, dass wir sie analysieren können. Außerdem gibt es noch viele offene Fragen: Etwa, wie Menschen gemeinsam mit KI-Systemen Entscheidungen treffen können und wie wir menschliche Handlungsautonomie aufrechterhalten können, wenn uns schlaue Maschinen ständig Vorschläge machen und Ergebnisse liefern.


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