Semper Magazin No.5

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Semper ! Magazin

2010 / 11

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Oper, Ballett, Staatskapelle, Junge Szene



Semper!

Editorial

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Editorial » C o p p él ia«: Ein e ein zigartige B a lan chin e- Pr emier e, n ac h 3 4 J ahr en zu r ü ck in Eu ropa!

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich, als ich das Semperoper Ballett übernahm, davon überzeugt war, niemals »Coppélia« in unser Repertoire aufnehmen zu wollen. Umso erstaunlicher ist es daher, dass wir Ihnen nun genau dieses Werk als erste Ballettpremiere dieser Spielzeit vorstellen. Mir war vor allem die traditionelle englische Version vertraut, die ich selbst viele Male während meiner Laufbahn mit verschiedenen Companys getanzt habe und als sehr steif und langweilig empfand. Wie die Sache nun doch zustande kam, ist eigentlich sehr komisch: Als ich mich 2009 während meines Sommerurlaubs in Rom aufhielt, traf ich zufälligerweise die Bühnen- und Kostümbildnerin Roberta Guidi di Bagno. Wie sie mir erzählte, war sie gerade dabei, George Balanchines »Coppélia« für die Premiere des Pacific Northwest Ballet in Seattle neu zu designen. Ich war sehr erstaunt, das zu hören, da ich nichts von einer dreiaktigen »Coppélia« von Balanchine wusste. Roberta hatte eine DVD der Produktion und lud mich ein, sie bei ihr anzuschauen. Also gingen wir in ihre Wohnung, und nachdem ich das Stück gesehen hatte, war ich sofort in das Werk verliebt. Denn Balanchines Version ist sehr leicht und charmant und in seinem markanten Choreografiestil voller großartigem Tanz. Was diese Aufführung zusätzlich anziehend macht, ist der Fakt, dass Balanchine das gesamte Corps de Ballet des dritten Aktes von 24 Kindern tanzen lässt. Roberta zeigte mir noch ihre neuen Entwürfe, die wirklich wunderbar sind, ganz besonders ihr Bühnenbild, das überwiegend aus Porzellan geschaffen ist, inklusive Swanhildas Haus – einer Teekanne aus Porzellan! Sofort kam mir der Gedanke, wie perfekt diese »Coppélia« zu uns als Premiere passen würde. Die Produktion ist in Europa eher unbekannt. Nach einigen Vorstellungen in Genf im Jahre 1977 würde dies eine deutsche Erstaufführung sein, und wir wären erst die zweite europäische Company, die das Stück präsentieren würde. Ich bat Roberta, für uns eine neue Version mit typischem Lokalkolorit zu entwerfen, die auf Porzellan im deutschen anstelle des von ihr für das Pacific Northwest Ballet verwendeten portugiesischen Stils als Vorlage zurückgreift. Mit Unterstützung der Palucca Hochschule für Tanz Dresden konnten wir die 24 Kinder mit Studenten besetzen. Als Resultat ist nun eine sehr spannende und einzigartige Premiere entstanden: »Coppélia« – ein Ballett, das auf der wohlbekannten deutschen Erzählung »Der Sandmann« von E. T. A. Hoffmann beruht, das von der berühmten sächsischen Porzellankunst inspiriert ist, in Zusammenarbeit mit der Palucca Hochschule für Tanz Dresden entstand und nun in der Version Balanchines zum ersten Mal in Deutschland zu erleben sein wird! Ich bin mir sicher, unser Publikum wird diese charmante Komödie in drei Akten schnell ins Herz schließen und künftig zu seinen Lieblingsballetten zählen!

Aaron Watkin, Ballettdirektor



Semper!

Inhalt

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Inhalt Seite 6

Seite 24

O p e rn wa h n s i n n

»Figaro Oper n café Spezial «

Eine musiktheatralische Kolumne »Salome«

Christiane Hossfeld und Tilmann Rönnebeck im Gespräch

Seite 7

Seite 26

Pa pa ra z z o

Ein e Spu r en su che

Eine fotografische Kolumne von Matthias Creutziger, Fotograf an der Semperoper

Franz Liszt in Dresden

Seite 29

Fe u erwe r k an star s Seite 8

A kt ue lles

Das ZDF-Silvesterkonzert

Neuigkeiten und Wissenswertes Seite 30

kon zertan te sehn su cht Seite 10

B a lle tt i n n ovat i o n e n Junge Choreografen / On the move

7. Symphoniekonzert

Seite 32

Staatskapel l e Seite 12

Konzerte im Februar

P remi e re » C o p p é li a « Lass’ die Puppen tanzen

Seite 34

Semper ! Men sc hen Seite 16

Zwe i L i e d e ra be n d e Anne Schwanewilms und Tichina Vaughn

Zehn Fragen an Sopranistin Carolina Ullrich

Seite 36

Impressum, Service, Spielplan Seite 18

Tickets, Informationen und vieles mehr

E i n e Ze i t re i se i n e i n e a n d e re W e lt Seite 38

»Der gestiefelte Kater« in Semper 2

Rätsel »Tristan und Isolde«

Seite 22

He f t m i tt e

Seite 42

Re ihe 7, Platz 23 »Tristan und Isolde« Rezension eines Gastes »Rusalka«, Dezember 2010


Semper !

Eine musiktheatralische Kolumne

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Jürgen R. Weber, Regisseur und Drehbuchautor

Opernwahnsinn »Salome«

»Salome, schönste Blume des Morgenlands...«, ich mochte schon immer diese wunderbare Melodie, die Robert Stolz über die Begegnung von Orient und Okzident eingefallen war. Aber noch mehr mochte ich die »Salome« von Richard Strauss. Anders als bei vielen anderen Opern war bei dieser Oper der Text mindestens gleichrangig. Die Welt der maßlosen Begierde, die Oscar Wilde geschaffen hatte, faszinierte mich damals ohnegleichen. Ich erinnere mich noch, wie mein Freund Werner und ich auf eine »Salome«-Vorstellung ganz besonders gespannt waren. Anja Silja war in Hamburg und sang die judäische Prinzessin. Unsere Freude auf die Vorstellung wuchs noch mehr, als wir im vierten Rang der Hamburgischen Staatsoper eine neue Programmheftverkäuferin entdeckten. Ihre Eltern stammten aus Armenien, sie hieß Tatewik, hatte eine auffallend tiefe Stimme und einen messerscharfen schwarzen Pony, unter dem sie uns halb spöttisch, halb aufreizend ansah. Wir betrachteten es als gutes Omen, dass sie aus Armenien stammte, schließlich war die echte Salome, entgegen Oscar Wildes dramatischem Finale, (»...man töööööte dieses Weib!«), nachdem sie zuerst mit ihrem Onkel und dann mit ihrem Cousin verheiratet war, in Wirklichkeit Königin von Klein-Armenien geworden und erst im Rentenalter gestorben. Ich weiß nicht mehr wie, aber wir schafften es tatsächlich, uns mit Tatewik für den Abend zu verabreden. So beflügelt, verstiegen wir uns zu der Wette, wer unsere Blume des Morgenlandes »rumkriegen« würde. Dann begaben wir uns auf die üblichen Stehplätze. Anja Silja war der Hammer. Sie spielte eine völlig andere Salome als die Sängerinnen, die wir bisher in der etwas drögen Everding-Inszenierung gesehen hatten. Sie verweigerte sich auch dem grauenhaften Tüllkostüm, in dem Everding seine Salome beim Tanz der sieben Schleier sehen wollte, und trug das einfache, typisch flächige Kostüm aus der Stuttgarter Wieland-Wagner-Inszenierung, in dem sie

wie eine diabolische Mixtur aus Urmutter und Lolita aussah. Vielleicht nur noch vergleichbar mit Tura Satana aus Russ Meyers Meisterwerk »Faster, Pussycat! Kill! Kill!«. Selbst der Jochanaan-Kopf, den wir bisher immer als ein eher albernes Requisit wahrgenommen hatten, wirkte in ihren Händen anders, unheimlicher, blutiger. Inspiriert und in bester Laune machten wir uns also mit unserer armenischen Programmheftverkäuferin auf den Weg ins Hamburger Nachtleben. Werner sprach ihre armenische Herkunft an (tragische Familiengeschichten interessierten ihn schon immer), worauf sie uns einen kurzen Abriss über das Grauen gab, das ihrer Familie in der Türkei widerfahren ist. Ich versuchte vom Thema Genozid weg- und

einen doppelten Scotch. War er zu weit gegangen, und wollte Tatewik seinen Kopf auf einem Silberteller? Er sah aus, als hätte er ein Gespenst gesehen. Aber er hatte nicht etwas gesehen, sondern etwas gefühlt. Etwas was seiner Meinung nicht da hätte sein sollen. Ich verstand nicht was er meinte, bis Tatewik kam und mich aufklärte: Sie war ein Mann. Oder eine Frau in einem Männerkörper. Oder so. Werner und ich hatten also wie Herodes gelernt, dass, wenn man zu sehr jungen Frauen hinterher giert, es anders kommen kann, als man denkt. Alles in allem wurde es noch ein lustiger Abend, ohne dass jemand den Kopf verloren hätte.

War er zu weit gegangen, und wollte Tatewik seinen Kopf auf einem Silberteller? zum Thema Wir-betrinken-uns-bis-derArzt-kommt hinzukommen und gab eine Runde Cocktails aus. Danach tanzte ich mit Tatewik zu einer Discoversion eines alten Petula-Clark-Klassikers. Die Melodie kam mir merkwürdig vertraut vor. Es war die englische Version von Stolz’ orientalischem Foxtrott, nur dass es sich beim Objekt der Begierde hier nicht um eine Dame, sondern um einen Herrn handelte: Aus Salome war Romeo geworden. Schließlich landeten wir im »Clochard«, einer klassischen Hamburger Absturzkneipe. Dort gab es mit den Getränken auf jedem Tisch ein Stück Holz, Nägel und einen Hammer. Es war ein Spiel. Wer seinen Nagel zuerst drin hatte, war der Gewinner. Nachdem ich mir meinen rechten kleinen Finger blutig geschlagen und mir etwas Eis zum Kühlen von der Bar geholt hatte, sah ich beim Zurückkommen Werner und Tatewik in brünstiger Umarmung. Ich hatte die Wette verloren und zog mich diskret an die Bar zurück. Nach einigen Minuten gesellte sich Werner mit bleichem Gesicht zu mir und bestellte

Jürgen R. Weber studierte von 1983 bis 1987 in Hamburg Musiktheater-Regie. Er arbeitet auch als TV-Regisseur, Drehbuchautor, Bühnenbildner und Komponist. Am Theater Erfurt inszeniert er demnächst Albert Dietrichs Oper »Robin Hood«. In Chemnitz folgt die deutsche Erstaufführung von Jonathan Doves »The Swanhunter« und im November folgt in Würzburg seine Version von »Die lustige Witwe«. 2012 wird die Uraufführung seines Musicals »Oktoberfest!« in Chemnitz stattfinden. Weitere Vorstellungen

»Salome« 9., 11. und 17. Februar 2011 Tickets ab 15,50 Euro


Eine fotografische Kolumne

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Matthias Creutziger, Fotograf Zeichnen eines Bühnenbildes zu »Coppélia«


Semper !

Aktuelles

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Die anderen Künstler dvd ü be r den Wieder au fbau der semperoper

»Winterspezial« e i ne besond e re o f f e rt e f ü r d i e d res d n e r

Neben den ganzjährigen exklusiven Angebote wie »Dresden Tage« oder »Dresden Spezial« hält die Semperoper nun zusätzlich eine besondere Offerte im Februar / März für alle Dresdner bereit: Karten in den Kategorien 1 bis 4 sind für zirka 50 Prozent des Normalpreises ab sofort beim Besucherdienst in der Schinkelwache erhältlich. Das Angebot gilt für folgende Vorstellungen: Sonderkonzert zum 200. Geburtstag von Franz Liszt am 21. Februar, »Die Fledermaus« am 7. Februar, »Penthesilea« am 4. Februar, »Salome« am 9. und 11. Februar, »Coppélia« am 16. und 23. Februar und »Arabella« am 24. Februar und 8. März 2011. Besucherdienst der Semperoper Dresden

Schinkelwache, Theaterplatz 2 Öffnungszeiten: Montag–Freitag, 10–18 Uhr T 0351 4911 705 semperoper.de

Sie malten Tag für Tag Ornamente über Kopf, rissen fertige Säulen wieder ein, weil deren Farbe und Struktur nicht gleichmäßig war, und trugen feierlich den Schmuckvorhang aus seiner Malwerkstatt im Großen Garten durch die Stadt bis zum Theaterplatz: Die Mühen und Fertigkeiten der Handwerker und Künstler, die zu Beginn der 1980er-Jahre die Semperoper wiederaufbauten, sind auf dem 16mm-Material einer einstigen Betriebsfilmgruppe dokumentiert. Drei Mitglieder der daraus hervorgegangenen Filmfreunde Pirna begleiteten damals begeistert die Aufbauarbeiten. Nun haben die Filmemacherinnen Ines Janosch und Danuta Derbich dieses Dokumentarmaterial für einen neuen Film verwendet, haben den Architekten Wolfgang Hänsch, dazu Handwerker, Künstler und andere Zeitzeugen des Wiederaufbaus und auch die Dokumentarfilmer von damals interviewt und daraus eine beeindruckende, bisweilen sehr rührende Rückschau geschaffen. »Ein winziges Stück Semperoper ist dir anvertraut« heißt der 50-Minüter und zitiert damit einen Gedanken der Künstlerin Aini Teufel, die die Kappendecken und den Plafond des Zuschauerraums bemalte. Der Film, der kürzlich in der Dresdner Schauburg Premiere feierte, ist als DVD im Buchhandel und im Semperoper-Shop erhältlich. Ines Janosch und Danuta Derbich:

»Ein winziges Stück Semperoper ist dir anvertraut« ISBN 978-3-00-033 124-4 ca. 19,95 Euro


Anne Baier, Illustration

Musikalischer Vermittler » D res d e n - P re i s « f ür Da n i e l B a re n boi m

Im vergangenen Jahr riefen die »Friends of Dresden Deutschland« den mit 25.000 Euro dotierten Internationalen Friedenspreis ins Leben. Das Schicksal Dresdens als Mahnung verstehend, würdigt der gemeinnützige Verein damit außergewöhnliche Leistungen herausragender Persönlichkeiten, die bei Konflikten zwischen Staaten und Ethnien präventiv wirken und Eskalationen verhindern helfen. Mit diesem ersten »Dresden-Preis« wurde 2010 in der Semperoper Dresden Michail Gorbatschow ausgezeichnet. In diesem Jahr ehrt der Verein »Friends of Dresden Deutschland« den Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim für den Aufbau des West-Eastern Divan Orchestra. »Daniel Barenboim hat gezeigt, dass Musik mehr ist als idealisiertes Medium: ein konkreter Weg zur Überwindung scheinbar genuiner Feindseligkeit«, sagte Intendantin Dr. Ulrike Hessler zu der Entscheidung. Die Laudatio hält der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Daniel Barenboim kündigte bereits an, bei der Preisverleihung am 13. Februar um 15 Uhr auch am Flügel aufzutreten. Gestiftet wird der Preis von der Klaus Tschira Stiftung, Heidelberg. Verleihung des 2. Internationalen Friedenspreises »Dresden-Preis«

an Daniel Barenboim 13. Februar 2011, 15 Uhr Tickets von 5 bis 15 Euro

Yumiko in Hollywood Er ste Sol istin en twar f Kostüme fü r »Black Swan «

Kultregisseur Darren Aronofsky präsentierte beim Internationalen Filmfestival in Venedig 2010 seinen neuesten Film »Black Swan« – ein packender Schwanensee-Psychothriller, der die Schattenseiten des Ballettalltags beleuchtet. In den Hauptrollen brillieren Oscar-Preisträgerin Natalie Portman und Mila Kunis als ehrgeizige Ballerinas. Auf der Leinwand tut sich dabei ein wahrer Kostüm-Himmel auf. Yumiko Takeshima – Erste Solistin des Semperoper Ballett und professionelle Kostümbildnerin und Designerin für Ballettbekleidung – entwickelte in enger Zusammenarbeit mit Amy Westcott, Kostümbildnerin des Films, die Probenkostüme der Schauspielerinnen. Ziel war es, mithilfe der Kostüme eine besondere Atmosphäre zu kreieren, den Charakteren eine Persönlichkeit zu verleihen und dabei den Ballettalltag so realistisch wie möglich abzubilden. Takeshimas Label für Tanzbekleidung »Yumiko©« entwarf für Portman und Kunis einige Trainingsoutfits, die eigens für diese Produktion angefertigt wurden. Yumiko Takeshima schuf bereits Kostüme für unzählige Choreografen, darunter für David Dawson und seine »Giselle« an der Semperoper, und besitzt außerdem zwei Boutiquen in Manhattan, New York und Tokio. Sie vertreibt von hier aus exklusive handgemachte Mode für Tanz und Fitness in die ganze Welt. »Black Swan« startet am 20. Januar 2011 bundesweit in den Kinos. www.blackswan-derfilm.de www.yumiko-world.com


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Ballett

Silent Spring b a l l e tt o n t he mov e

»On the move« hat sich das Semperoper Ballett für die Spielzeit 2010/11 als Motto gegeben. Noch mehr als in den letzten Jahren möchte sich die Company unter Aaron Watkin der Stadt öffnen und außerhalb des Semperbaues an verschiedenen Orten in Dresden auftreten. Nach der umjubelten Premiere von Jiří Bubeníčeks Choreografie »Die innere Stimme« in der Skulpturensammlung letzten Oktober folgt nun als zweite Produktion »Silent Spring« in der Gläsernen Manufaktur, kreiert von Tim Couchman. Geboren in Gloucester, erhielt er seine Ausbildung an der Royal Ballet School London sowie an der Vaganova Ballett Akademie St. Petersburg. Tim Couchman tanzte in der Boris Eifman Company St. Petersburg, beim Zürcher sowie Frankfurter Ballett und war Mitglied von Jan Lauwers’ »Needcompany« in Brüssel. Seit 2006 ist er als Ballettmeister für das Ballett der Semperoper tätig. Ausgangspunkt für Tim Couchmans Kreation ist ein Meisterwerk der Tanzgeschichte, »Le sacre du printemps« von Vaslav Nijinsky zur Musik Igor Strawinskys. Die vielleicht berühmteste Produktion der Ballets Russes’, bei der Premiere 1913 in Paris ein veritabler Theaterskandal, greift einen heidnischen altrussischen Mythos auf: Eine auserwählte Jungfrau wird dem Frühlingsgott zur Versöhnung geopfert, indem sie sich zu Tode tanzen muss. Die Idee eines »ewigen Kreislaufes«, auf dem der Fortgang der Welt basiert, übt auf Tim Couchman eine große Faszination aus: Der Mensch lebt, stirbt, zerfällt – doch aus dem Boden, in dem er liegt, wachsen erneut Blumen. So gibt es Verbindungen durch alle Epochen hindurch, in jedem Menschen finden sich Spuren aller vor ihm auf der Erde Gewesenen. Inspirationen für seine Choreografie erhält Couchman zudem durch Untersuchungen des ungarischstämmigen Architekten György Doczi und des britischen Physikers Stephen Wolfram. Doczi stellte fest, dass es erstaunliche Parallelen zwischen den Schöpfungen der Natur und Werken menschlicher Kreativität gibt: Ihnen liegen bestimmte, immer wiederkehrende Muster und Proportionen zugrunde. Wolfram wiederum vertritt die These, dass selbst die komplexesten Systeme aufgrund ganz simpler Regeln entstehen. Beide Konzepte gehen von einer universellen Harmonie aus, von der wir Menschen ein Teil sind. Vor allem aber soll »Silent Spring« ein Weckruf für den Frühling sein, der zur Premiere am 4. März, in diesen Tagen kaum vorstellbar, hoffentlich endlich eingetroffen sein wird! »Silent Spring« Veranstaltungsort und Projekt Partner: Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen Choreografie Tim Couchman Inszenierung Udo Weiß Tänzer aus dem Ensemble des Semperoper Ballett Premiere

4. März 2011, 21 Uhr Weitere Vorstellung 5. März 2011, 21 Uhr Tickets 10 Euro

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Sophie Becker, Autorin

for I have seen honeysuckle twine the moss green rib cage of a fawn Spring (William Heyen)


Stefan Ulrich, Autor

Junge Choreografen au f dem Spr u n g

Mit dem neuen Format »Junge Choreografen« wird Tänzern des Ballettensembles die Möglichkeit eröffnet, sich abseits ihres Alltags als Bühnenkünstler auch als Choreografen zu betätigen. Für ihre Tänzerkollegen kreieren sie Stücke, die dann im öffentlichen Rahmen in »Semper 2« zu erleben sein werden. Dabei geht es darum, sich selbst auszutesten, aus sich heraus Bewegungen und Ausdrucksformen zu kreieren und diese vor allem den Tänzern zu vermitteln, die die Choreografie ausführen. Inhaltlich wie musikalisch sind die einzelnen Beiträge sehr weit gefächert, so reicht die musikalische Palette von Barockmusik über Klassik bis hin zu Pop-, Filmmusik, und auch Kompositionen eines zeitgenössischen, in Dresden lebenden Komponisten, Reentko Dirks, werden erklingen. Die Choreografien zu diesen musikalischen Werken beschäftigen sich zum großen Teil mit Grundfragen unseres Zusammenlebens, mit Selbstbespiegelung und der Wahrnehmung der Umwelt. Hiriko Asami, Caroline Beach, Claudio Cangialosi, Raquél Martínez & Duosi Zhu, Anna Merkulova und Michael Tucker begeben sich mit ihren Tänzern thematisch auf die Reise menschlichen Handelns, Denkens und Fühlens, jeder aus seinem eigenen Blickwinkel heraus, jeder in seiner ganz eigenen Bewegungssprache. So ist an einem Abend in raschem Wechsel der kurzen Choreografien zu entdecken und mitzuerleben, welch grenzenlose Vielfalt an Themen zur künstlerischen Auseinandersetzung führen und in Tanz umgesetzt werden können. Premiere

19. Februar 2011, 18 Uhr Weitere Vorstellungen

20. Februar, 18 Uhr und 22. Februar, 19 Uhr Semper 2 (Probebühne) Choreografie

Hiriko Asami, Caroline Beach, Claudio Cangialosi, Raquél Martínez & Duosi Zhu, Anna Merkulova und Michael Tucker Tänzer aus dem Ensemble des Semperoper Ballett Tickets ab 10,50 Euro


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Titelgeschichte

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Lass’ die Puppen tanzen b a la nchin e- » CoppÉl ia« n ac h 3 4 j a hr en zu r ü ck in eu ropa


Stefan Ulrich, Autor

Was hier so geheimnisvoll angedeutet wird, ein »Frauenzimmer«, welches offenbar etwas Anziehendes und Irritierendes zugleich hat, stammt aus der Feder von E. T. A. Hoffmann. In seiner Erzählung »Der Sandmann« (erschienen um 1817) spielt der Autor ganz bewusst mit der Täuschung: Der Protagonist und Ich-Erzähler fühlt sich von der Dame in der eingangs beschriebenen Szene magisch angezogen. Was er nicht ahnt: Er hat sich in eine Puppe verliebt, in einen Automaten-Menschen – eine Thematik, woraus das Ballett »Coppélia« erwuchs. Pu ppen - Liebe

»Neulich steige ich die Treppe herauf und nehme wahr, dass die sonst einer Glastüre dicht vorgezogene Gardine zur Seite einen kleinen Spalt lässt. Selbst weiß ich nicht, wie ich dazu kam, neugierig durchzublicken. Ein hohes, sehr schlank im reinsten Ebenmaß gewachsenes, herrlich gekleidetes Frauenzimmer saß im Zimmer vor einem kleinen Tisch, auf den sie beide Arme, die Hände zusammengefaltet, gelegt hatte. Sie saß der Türe gegenüber, so, dass ich ihr engelschönes Gesicht ganz erblickte. Sie schien mich nicht zu bemerken, und überhaupt hatten ihre Augen etwas Starres, beinahe möcht’ ich sagen, keine Sehkraft, es war mir so, als schliefe sie mit offenen Augen. Mir wurde ganz unheimlich …«

Das Paar Franz und Swanhilda lebt in einer kleinen Stadt. In ihrer Nähe wohnt der geheimnisvolle Dr. Coppélius, in dessen wunderschöne, stets am Fenster erscheinende Tochter Coppélia sich Franz verliebt. Swanhilda, die dies mitbekommen hat, fühlt sich in ihrer Eifersucht zusätzlich durch ein spezielles Spiel, das die Liebe des Paares eigentlich anzeigen sollte, bestätigt. Um herauszufinden, wer Coppélia ist, dringt Swanhilda in das Haus des Dr. Coppélius. Dieser erscheint gerade, als sie entdeckt, dass es sich bei ihrer »Konkurrentin« um eine Puppe handelt. Swanhilda versteckt sich und wird heimliche Zeugin folgender Szene: Franz, der ebenfalls bei Dr. Coppélius auftaucht und diesem offenbart, dass er seine »Tochter« Coppélia liebe, wird heimtückisch von ihm in einen Schlaf versetzt, damit, so denkt der »Dr. Mechanikus«, mittels einer Zauberformel seine Lebenskräfte auf die Puppe übergehen. Nun ist es Swanhildas Aufgabe, sich als zum Leben erweckte Puppe auszugeben und zu tanzen. Als Franz endlich erwacht, gibt sich ihm Swanhilda zu erkennen. Gemeinsam fliehen sie. Die Stadt feiert ein großes Fest, auf dem, nachdem endlich Franz in Swanhilda seine wahre Liebe erkannt hat, dem neuen Brautpaar der Segen erteilt wird. Ihr gemeinsamer Weg ins Glück ist nun frei. Wen n Po r zel lan zu m Leben erwach t Roberta Guidi di Bagno, weltweit agierende Bühnen- und Kostümbildnerin, kommt nach Produktionen wie »Der Widerspenstigen Zähmung« (1998), »Giselle« (2000), »Don Quichotte« (2004) und »Chopiniana« (2005) erneut nach Dresden, um »Coppélia« für das Semperoper Ballett auszustatten. Hierbei hat sie sich für die Bühne zum Teil von der Porzellanmanufaktur Meissen inspirieren lassen, um von da ausgehend zwei der drei Akte als eine Porzellanstadt zu kreieren, die mit verschiedenen Meissen-Dekors versehen wurde. Diese, in freier Ausformung auf die Wände appliziert, verleihen der »Coppélia« ein höchst fantastisches und lokales Kolorit, eine Welt, die so irreal wie zum Teil auch vertraut anmutet. Die Figuren des darin stattfindenden Spiels tragen Kostüme, die mit der Feinheit des Porzellans korrespondieren: Durch ihre Schnitte und schimmernden Stoffe bekommen sie etwas Edles, was wiederum Assoziationen an Porzellan weckt. Verstärkt wird dieser Eindruck dadurch, dass verschiedene Kostüme mit Applikationen versehen sind, die wiederum an die Meissener WandDekors des Bühnenbildes erinnern. Gegenüber den Kostümen der Stadtbevölkerung scheinen die Puppen aus Dr. Coppélius’ Werkstatt direkt aus einer Porzellanwelt zu stammen. Hierzu dienten Roberta Guidi di Bagno original Meissener Figuren als Vorlage, um in Anlehnung daran ihre Kostüme für verschiedene Puppen zu kreieren. Eine der großen Herausforderungen bildet


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Titelgeschichte

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Caroline Beach und Colombe Hays bei der Anprobe ihrer Kostüme für den »Walzer der goldenen Stunden« mit der Bühnen- und Kostümbildnerin Roberta Guidi di Bagno.

dabei, wie könnte es anders sein, die Titelheldin Coppélia selbst, die, unbeseelt wie sie ist, dennoch die verführbare Kraft besitzen soll, dass sich ein Mensch, Franz, in sie verliebt. Aber dies ist nur eine von vielen Aufgaben, die seit Wochen gestellt werden, seit die Fertigung der Kostüme in den Werkstätten begonnen hat. Bei 126 Kostümen allein für die einfache Besetzung kein leichtes, aber wie immer doch lösbares Unterfangen … C o p p é l i a , e i n L i t e rat ur- B a lle tt ? Für »Giselle« (Uraufführung 1841, Paris), das romantische Ballett der Ballette mit seiner Musik von Adolphe Adam, ließ sich der Librettist Théophile Gautier von Heinrich Heines tragischem Essay über die Wilis, »Elementargeister«, inspirieren, behielt seine schaurige Atmosphäre bei und übertrug sie auf das Ballett. Adams Komposition folgt vor allem im zweiten Akt diesem Konzept der düsteren Grundstimmung. Bei ihrer »Coppélia« wählten die Librettisten Charles Nuitter und Arthur Saint-Léon, der zugleich der Choreograf war, einen anderen Weg. Auch für ihr Ballett stand ein literarisches Werk, E. T. A. Hoffmanns »Der Sandmann«, Pate, war Quelle der Inspiration, doch das Werk wurde für ihre speziellen BallettInteressen einer atmosphärischen Wandlung unterzogen. Die unheimlichen Elemente wurden merklich dezimiert und mit heiter-französischem Duktus unterlegt – beibehalten wurde die Grundthematik, dass sich ein Mensch in eine Puppe verliebt, jedoch nicht ahnend, dass er damit einem Trug aufsitzt. Diese Täuschung wurde dabei fürs Ballett komödienhaft angelegt, mit viel Spielwitz ausgeführt und schließlich aufgelöst, so dass die substanziell gleiche Grundidee auf viel humorvollerer Ebene als in »Der Sandmann« vermittelt wird. George Balanchine äußerte sich folgendermaßen: »So, wie ›Giselle‹ die große Tragödie des Balletts ist, so ist ›Coppélia‹ die große Ballettkomödie.«

Geor ge Balan chin e u n d Mar iu s Petipa Mit seiner Choreografie der »Coppélia«, die in Dresden gezeigt werden wird, bewegt sich George Balanchine in einer Traditionslinie, die relativ dicht an die Zeit der Uraufführung heranreicht, ohne jedoch Vorgängerchoreografien rein kopieren zu wollen: Nach einer langen Entstehungszeit ab Sommer 1867 wurde das Ballett im Jahre 1870 in der Pariser Oper mit großem Erfolg uraufgeführt. Die Aufführungsserie von »Coppélia«, das heute zu den meistgespielten Balletten zählt, wurde mit Beginn des Deutsch-Französischen Krieges unterbrochen und erst 1871 wieder aufgenommen. Marius Petipa hatte dieses Ballett in der Choreografie von Arthur Saint-León in Paris kennen gelernt und schuf, als er dessen Nachfolger als Ballettmeister in Sankt Petersburg wurde, dort im Jahre 1884 eine eigene Version nach der Originalchoreografie von Arthur Saint-Léon. Als George Balanchine im Jahre 1974 gemeinsam mit Alexandra Danilova seine Choreografie der »Coppélia« für das New York City Ballet schuf, nahm er hierzu Petipas klassische Version als Vorlage. Diese hatte ihn offenbar sehr geprägt, denn Jahrzehnte zuvor hatte er sie selbst noch in Sankt Peterburg getanzt. Balanchine äußerte sich über sein Vorbild Marius Petipa folgendermaßen: »Meine frühe Bewunderung für ihn war vorgegeben, denn er war beinahe der einzige Choreograf von Balletten, die ich getanzt sah oder in denen ich mittanzte. Im Laufe der Zeit wurde ich immer stärker von seinen bedeutenden Beiträgen beeindruckt und bin für sie dankbar. Das betrifft einmal die historische Gestalt innerhalb der Entwicklung unserer Kunst und ebenso auch seine individuelle Methode und Erfindungsgabe. Was mich an den Energien dieses großen Meisters besonders interessiert, ist seine Verbindung von Eleganz und Professionalismus. Ich betrachte Petipas Methode als die absolute Norm choreografischer Produktion, sehe aber in jedem Versuch, seine


Mónica Tardáguila bei der Anprobe.

›wirkliche‹ Choreografie zum unveränderlichen Heiligtum zu erklären, nur die Eitelkeit eines Ballettmeisters, der mit einer bestimmten Neuinszenierung betraut ist.« So ist Balanchines Umgang mit dem Vorbild Petipa als höchst respektvoll zu benennen, und gleichzeitig beinhaltet er Veränderung und Weiterentwicklung – gelebte Weiterführung von Tradition.

Swanhilda

Leslie Heylmann Franz

Jiří Bubeníček Dr. Coppélius

Hannes-Detlef Vogel Semperoper Ballett Studierende der Palucca Hochschule für Tanz Dresden

Léo Delibes Coppélia Ballett in drei Akten

Sächsische Staatskapelle Dresden Premiere

Samstag, 5. Februar 2011, 18 Uhr Choreografie

George Balanchine und Alexandra Danilova nach Marius Petipa Musik

Weitere Vorstellungen

8., 10., 16. & 26. Februar 2011, 19 Uhr 12. & 23. Februar 2011, 19.30 Uhr, 3. März 2011, 19 Uhr

Léo Delibes Bühnenbild und Kostüme

Roberta Guidi di Bagno

3. Februar 2011, 10.30 Uhr Werkeinführung zur öffentlichen Hauptprobe im oberen Rundfoyer (Teilnehmerzahl begrenzt)

Licht

Marco Filibeck Einstudierung (Company)

Judith Fugate Einstudierung (Kinder)

Garielle Whittle

Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung zur Förderung der Semperoper. In Zusammenarbeit mit der Palucca Hochschule für Tanz Dresden. Die Aufführung von »Coppélia«, ein Balanchine®-Ballett, wird Ihnen präsentiert in Übereinstimmung mit dem The George Balanchine Trust® und wird produziert in Übereinstimmung mit Balanchine Style® und Balanchine Technik®-Service Standards, wie sie durch den Trust definiert und geliefert werden.

Musikalische Leitung

Paul Connelly

Tickets ab 20 Euro


Semper!

Liederabend

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Liederstrauß und Brückenschlag zwischen den Welten Ve rtr a u t e r G a st un d f ri sc h i m En semb l e: A nne S c h wa n ewi lms un d T i c h i n a Vau ghn i m L i e d e ra be n d

Kaum, dass die ersten Schneeglöckchen zaghaft unter der Schneedecke hervorlugen, weht ein warmer Frühlingshauch durch die Semperoper: Anne Schwanewilms bindet einen romantischen Liederstrauß mit den »Fleurs«, den Blumen, Debussys, garniert mit »Weißem Jasmin« und einem »Rosenband« von Richard Strauss sowie melodiösen Frühlingsdüften von Hugo Wolf. Verband die Sopranistin in ihrem Dresdner Liederabend des vergangenen Jahres die Zeitgenossen Gustav Mahler und Richard Strauss, knüpft sie nun ein Band zwischen Deutschland, Österreich und Frankreich um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Von Hugo Wolfs fantastisch-verspielten wie wehmütigen Mörike-Liedern spannt die bekennende Straussianerin den Bogen zu dessen rokokohaft verzierten bis spätromantischen Stücken und findet so zu Debussys Rückschau auf eine romantische Vergangenheit in den »Proses lyriques«, in denen die an Wagner erinnernden Klänge durch symbolistisch geprägte Texte gebrochen werden und die verträumte Innerlichkeit und Sehnsucht nach der Natur auf den Überdruss des »modernen« Stadtmenschen treffen. Eine Brücke, bunt wie ein schillernder Regenbogen, schlägt auch Tichina Vaughn zwischen den Jahrhunderten, den Kontinenten und Stilrichtungen in ihrem ersten Liederabend an der Semperoper – eine Vielfalt, die auf deutschen Konzertpodien nur selten zu hören ist. »From Händel to Harlem« nennt sie ihre musikalische Zeitreise, die sie vom frühen Liedgesang der »alten Welt« über Lieder Dvořáks bis zur »Harlem Renaissance« führt, jener Bewegung der 1920er-Jahre, mit der die

afroamerikanische Kultur erstmals als eigenständige, vielseitige Kunst in die Öffentlichkeit trat. »Es ist ein Programm darüber, wie unsere Welt miteinander verbunden ist«, fasst die temperamentvolle Sängerin zusammen. Die Konzeption begann bei Dvořák, in dessen Lieder sie sich sofort verliebt habe. Außerdem spukte schon lange der Plan eines Gospel-Liederabends durch die Köpfe Vaughns und ihres Pianisten Nicola Luisotti. Eine Verbindung war bald gefunden: »Als Dvořák Rektor am National Conservatory of Music in New York war, unterrichtete er auch Harry Burleigh, der in den USA für seine Spirituals berühmt ist, die er von normalen Volksliedern in klassische Kompositionen umwandelte. So wie es Dvořák mit tschechischen Volksliedern gemacht hat. Dvořák war begeistert von Burleighs Musik und ließ sie u.a. in seine in New York komponierte 9. Symphonie ›Aus der Neuen Welt‹ einfließen.« Und nicht zuletzt ist das Programm aus Vaughns eigener Biografie motiviert. Die in den USA geborene Mezzosopranistin, die seit mehr als zehn Jahren in Deutschland und der Schweiz als Sängerin lebt, verbindet in ihrer Person die afroamerikanische und die europäische Kultur, bezeichnet sich lachend selbst als »Ameropean« und eine »Verbinderin, um

die Welt ein bisschen enger zusammenzuführen und neue Perspektiven aufzuzeigen. Ich bin ein Glückspilz, dass ich die Möglichkeit hatte, nach Europa zu kommen und hier gut aufgenommen zu werden. Aber da mir Deutschland und andere Länder in Europa etwas gegeben haben, denke ich, ist es meine Pflicht, etwas von meiner Herkunft mitzuteilen«. Und auch ihre Freude. Wie sehr ihr Herz und Stolz an ihrer Kultur hängen, strahlt aus ihren leuchtenden Augen, wenn sie von den großen schwarzen Künstlern wie der Sängerin Margaret Bonds erzählt, deren Liedzyklen von den Träumen der Afro-Amerikaner handeln, von der Sehnsucht nach Gleichberechtigung, wie etwa die Vertonung von Langston Hughes’ berühmtem Gedicht »I, too«. »Es ist eines meiner Lieblingsgedichte«, schwärmt Vaughn und ist glücklich über die Möglichkeit, mit diesem und ähnlichen Texten in ihrem


Anne Gerber, Autorin

Tichina Vaughn

Anne Schwanewilms

Liederabend gegen gängige, negative Klischees über die Schwarzen aufzutreten. »Wie in jeder Kultur gibt es auch bei uns nicht nur Hilfsbedürftige, sondern ebenso die Schicht der Intellektuellen, Erfolgreichen, Künstler, Mediziner und all diese. Dass unsere Kultur ein hohes Niveau hat, ist leider gar nicht so präsent im öffentlichen Bewusstsein.« Ein außergewöhnlich persönliches Programm also, dessen Leidenschaft das Publikum nicht nur hören, sondern auch sehen wird. Lachend und gestikulierend kündigt Tichina Vaughn an: »Manche denken, Liederabende sollen einfach sehr korrekt sein, und das Theater liegt schon in der Musik. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich nur steif da stehe. Ich will mein Bestes tun, dass es so elegant wie möglich aussieht, aber auch so wahr und real, wie ich bin.«

Liederabend

»Debussy, Strauss, Wolf« Anne Schwanewilms, Sopran Manuel Lange, Klavier Dienstag, 15. Februar 2011, 20 Uhr Liederabend

»From Händel to Harlem« Tichina Vaughn, Mezzsopran Nicola Luisotti, Klavier Montag, 7. März 2011, 20 Uhr Tickets ab 29,50 Euro


Semper!

Junge Szene

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Zeitreise in eine andere Welt Vier junge Sängerinnen aus dem Kinderchor über die Premiere »De r gestiefelte Kater« und ihr Engagement an der Sem peroper

Helene, Clarissa, Elisabeth und Lena sind zwischen zwölf und sechzehn Jahre alt und spielen demnächst eine Hauptrolle auf der Opernbühne. Zusammen mit anderen jungen Sängern aus dem Kinderchor der Semperoper sind sie die Erzählerfiguren in der Dresdner Fassung von César A. Cuis Oper »Der gestiefelte Kater«: Frech und fröhlich begleiten und kommentieren sie die Geschichte, wie eine gewiefte Hauskatze einen zu kurz gekommenen Müllersohn zum Marquis und reich und glücklich macht.

Kanntet Ihr das Märchen noch vom Vorlesen, als Ihr klein wart?

E C H

Nicht mehr so gut, jeder hat noch ein bisschen was gewusst. Das haben wir alles zusammengetragen. Wir haben das Textbuch durchgesprochen und mit dem Märchen verglichen, denn dazwischen gibt es ja Unterschiede. Was gefällt Euch am »Gestiefelten Kater«?

L C

H

E C

E C

Der Kater selbst, ohne ihn wäre das Märchen witzlos. Dass eine Figur, die nicht echt ist, auf der Bühne gespielt wird, finde ich interessant. Und dass sich eine Situation, die eigentlich ausweglos ist, zum Guten wendet, dass Dinge geschehen, mit denen man nicht rechnet. Mir gefällt außerdem an unserem »Gestiefelten Kater«, dass wir mal richtig mitspielen können und auf der Bühne etwas zu tun haben. Ja, das ist anders als sonst: Wir haben sogar Dialoge und bekommen richtig viel von der Regie mit. Sonst werden wir eher wie Puzzleteile eingesetzt. Diesmal sind wir die ganze Zeit dabei und entwickeln mit der Regisseurin das Stück. Außerdem haben wir mehrere Rollen zu spielen. Deshalb haben wir auch richtig viele Proben und dazu noch die Kostümanproben. Und nebenbei gehen wir ja auch noch in die Schule.


Christine Diller, Gespräch Anne Baier, Illustration

Gibt es Situationen, in denen Ihr Euch so einen Kater als Helfer und Freund wünschen würdet?

Habt Ihr zuvor schon irgendwo gesungen? C

H C

Naja, schon hilfreich, so jemand... Manchmal hat man eine Stimme im Ohr, die einem hilft wie der Kater. Seine Taten bleiben ja auch eher im Hintergrund: Alle halten den Marquis für den großen Helden.

E C

In der Kirche. Und auch in der Schule. Ich war früher auf der Waldorfschule, da ist Singen sowieso wichtiger. Aber das war natürlich nicht so intensiv wie hier. Wie oft probt Ihr?

Habt Ihr schon einmal so einen Helfer in einer schwierigen Situation gehabt? C

H

Wenn ich etwas versemmelt habe, übernehmen es normalerweise meine Eltern, das zu regeln...

Normalerweise ein- bis zweimal pro Woche. Das hängt auch davon ab, wieviele Vorstellungen wir haben. Im Moment proben wir natürlich viel mehr. Und fällt für Euch dann ab und zu die Schule aus?

Der Kater tischt allerdings eine Lüge nach der anderen auf. Wie findet Ihr das?

H C

L H

Ohne die Lügen würde das Märchen gar nicht funktionieren. Er tut ja nichts Schlechtes damit. Schließlich ist es ein Märchen: Die Guten gewinnen, und der Kater ist auf der guten Seite.

Was gefällt Euch am Kinderchor? H C

Wie haltet Ihr es mit dem Lügen? Lügt Ihr manchmal? C E

Nur, wenn es sein muss. Meistens lügt man ja nicht direkt, man versucht sich eher herauszureden. Oder die Wahrheit zu umgehen, indem man sie nicht direkt sagt.

E

Wie lange singt Ihr schon im Kinderchor der Semperoper? L H C E L

Fünfeinhalb Jahre. Ich auch. Ich siebeneinhalb. Und ich eineinhalb Jahre.

Ja, aber das ist die große Ausnahme. Dafür müssen wir am Anfang jedes Schuljahres von der Schule einen Zettel unterschreiben lassen.

E

Man kann Bühnenerfahrung sammeln und dabei viel erleben. In der Schule spielen wir zwar auch Theater, aber hier haben wir natürlich mit Profis zu tun. Außerdem mag ich die Bühne und die Kostüme. Zum Beispiel gibt es in »La bohème« ein altertümliches Bühnenbild. Man ist nur fünf Minuten auf der Bühne und macht schon eine Zeitreise. Das finde ich toll. Ich mag, dass hier Theater und Gesang zusammentreffen. Einen philharmonischen Chor fände ich nicht so spannend. Hier haben wir eben auch das Theaterspielen mit allem Drum und Dran, von der Probe bis zur Aufführung. Und man findet hier viele Freunde. (Der kleine Bruder von Elisabeth, der nicht beim »Gestiefelten Kater« mitwirkt, wirft ein: Stimmt, ich habe auch schon ganz viele!) Es macht einfach Spaß. Seid Ihr aufgeregt, wenn Ihr auf die Bühne geht?

Wie seid Ihr eigentlich in den Chor gekommen? C H

L C

Bei mir war es ein Zeitungsartikel. Ich bin dann einfach hingegangen, und wir haben zusammen etwas einstudiert. Ich bin durch meine Eltern dazugekommen, die hier arbeiten. Eine Nachbarin von uns war Opernsängerin, und ihr Sohn hat früher im Kinderchor der Oper gesungen und mir davon erzählt.

L

C

Wir sind ja mehrere, im Chor fühlt man sich sicherer. Allerdings stehen wir zum Beispiel bei der »Carmen« zu zweit oder dritt zwischen den Soldaten, das ist schon aufregender. Solange wir noch hinten sitzen und auf unseren Auftritt warten, bin ich aufgeregt. Man hat Angst, seinen Einsatz zu verschlafen. Aber sobald wir dann mittendrin sind, ist es einfacher. Aufgeregt bin ich auch auf dem Weg zur Bühne im


Semper!

E

C

H

Junge Szene

Glasgang, da kriegt man schon rote Wangen ... Aber nach vielen Vorstellungen legt sich das ein bisschen. Ich finde es schlimmer, wenn ich vor wenigen Leuten etwas vortragen muss oder vor meiner Familie. Auf der großen Bühne ist man freier, und man sieht das Publikum ja nicht richtig. Weil das Licht so hell ist, und der Orchestergraben ist ja auch dazwischen. Ich fühle mich dadurch wie in einer anderen Welt. Aber ohne die Anspannung wäre es auch langweilig. Was war das Aufregendste, was Euch auf der Bühne passiert ist?

E

C

H

E

C

E

Das Peinlichste war, als ich in »Hänsel und Gretel« in den Souffleurskasten gefallen bin. Jemand hatte mich geschubst. Hänsel und Gretel haben mir dann wieder herausgeholfen. Und der Souffleuse war zum Glück auch nichts passiert! Bei mir ist mal der Weihnachtsbaumverkäufer in »La bohème« auf der Bühne umgekippt. Wie die anderen ihn dann hinausgetragen und das Ganze überspielt haben, das war schon großartig. Und in »Tosca« haben die Kerzen mal das Bühnenbild angekokelt, und die Sprinkleranlage ist angegangen. Der Feuervorhang war unten, und später ging der Feuerlöscher nicht mehr aus. Da musste die Vorstellung dann doch unterbrochen werden. Und einmal ist bei »Hänsel und Gretel« die Hexe nicht aus der Unterbühne hochgefahren, und wir waren schon ganz nervös. Sie kam dann aber doch noch von der Seite herein. Allerdings müssen wir selbst aufpassen, dass wir unseren Einruf nicht überhören, wenn es laut ist auf dem Gang. Und dann wird »Der gestiefelte Kater« noch einmal etwas ganz anderes als unser Einsatz auf der großen Bühne – in Semper 2 es gibt keinen Graben, man ist dicht am Publikum dran, und es kommt auch wirklich auf unsere Mimik an, weil alles so nah ist. Ab und zu werden Schulklassen die Vorstellung besuchen, und wir müssen mit den Besuchern auch interagieren … Das wird schon ziemlich spannend.

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César A. Cui »Der gestiefelte Kater« Märchenoper in zwei Akten in deutscher Sprache Dresdner Fassung von Mira Ebert und Manfred Weiß Premiere

6. Februar 2011, 17 Uhr Weitere Vorstellungen

8., 10., 12., 24., 26., 27. Februar und 5., 6., 7., 8., 12., 13., 14., 19., 20. März 2011 Semper 2 (Probebühne) Tickets ab 3,50 Euro Musikalische Leitung Hans

Sotin Ebert Bühnenbild Valentine Koppenhöfer Kostüme Christine Nicod Leitung Kinderchor Andreas Heinze Dramaturgie Manfred Weiß Inszenierung Mira

Kater

Julian Mehne

Jean (jüngster Bruder) Manuel

Günther Bowes Ältester Bruder, Menschenfresser Michael Kranebitter Prinzessin Valda Wilson Mittlerer Bruder, König Jeremy

Mit dem Kinderchor der Semperoper Es spielen Musiker der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung zur Förderung der Semperoper Die Semperoper Junge Szene wird unterstützt durch

Eine Initiative der Rudolf Wöhrl AG.


Semper!

Sparte Person

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Autor

Kunst beginnt im Herzen jedes Einzelnen. J.N. Nestroy

Semperoper Partner

Projekt Partner

Junges Ensemble Partner

Die Gläserne Manufaktur

Radeberger

von Volkswagen in Dresden

Exportbierbrauerei GmbH

Platin Partner

Semperoper Junge Szene Partner

Die Gläserne Manufaktur

Wöhrl for Kids

Eine Initiative der Rudolf Wöhrl AG

von Volkswagen in Dresden Die Dresdentage werden unterstützt durch Silber Partner

Zentrum Mikroelektronik Dresden AG

Dresdner Essenz Die Kostmetikmarke von Li-iL

ENSO Energie Sachsen Ost AG

Fashion Partner

Techem Energy Services GmbH

Silbermann Stil hat Tradition

Bronze Partner

Prüssing & Köll Herrenausstatter Novaled AG Schaulust Optik

Werden Sie Partner! Informieren Sie sich unter Sponsoring Andrea Scheithe-Erhardt T__0351-49 11 645 F__0351-49 11 646 sponsoring@semperoper.de


Autor

ÂťTristan und IsoldeÂŤ ist am 30. Januar und 6. Februar 2011 in der Semperoper Dresden zu erleben.


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Matthias Creutziger, Fotograf


Semper!

Figaro Opercafé

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Die hohe Kleine trifft den großen Tiefen So p r a ni st i n C hri st i a n e Hossf el d i m g es p räc h m i t b a ssi st t i lm a n n rö n n ebeck

Die Sopranistin Christiane Hossfeld und der Bassist Tilmann Rönnebeck sind am 6. Februar zu Gast im FIGARO Operncafé. Dramaturgin Nora Schmid traf die beiden vorab zum Gespräch.

auf der Schaukel sang war klar: Das wird mal die große dramatische Sängerin … Spaß beiseite, wenn man von den Eltern den ganzen Tag mit Gesang geradezu beschossen wird und mit ihnen zu Proben geht, prägt das natürlich. Aber was es dann mal genau werden würde, hat sich erst später gezeigt. Mit 14 wollte ich dramatisches Fach singen. Dann stellte sich heraus, dass weder der Körper noch die Stimme dies zu leisten in der Lage sind. Und nun bin ich glücklich mit dem, was ich mache. Ihre erste Liebe wiederum galt eher der Popmusik? TR

Vaterfiguren, Halbgötter und Bösewichte – das ist das Rollenprofil eines seriösen Basses. TR

Beim Tenor wird der Bauch weggebunden, und die Bässe werden immer älter gemacht. Manchmal bin ich beim Blick in den Spiegel schon über mich selbst erschrocken, zum Beispiel als Pimen in Cottbus, da sah ich aus wie 107. Der große Moment kommt dann sehr wahrscheinlich, wenn das Äußere und die Stimme zusammenpassen. Aber als jüngerer Bass gehört einfach dazu, dass man immer älter sein muss, als man ist.

CH

Im Gegensatz zu uns – da ist man plötzlich älter als man sein sollte (lacht) …

Christiane Hossfeld, Sie kennen die Semperoper wie Ihre Westentasche. Was ist Ihr Lieblingsort? CH

Natürlich die Bühne! Und meine Garderobe, wo ich geschminkt werde, mich zurückziehen und eine Vorstellung repetieren kann. Auch die Proberäume für Ensembleproben mag ich, weil man da nochmals gemeinsam mit dem Dirigenten an den musikalischen Grundlagen feilen kann. Hinzu kommt die Probebühne 2, die zwar akustisch etwas problematisch ist, doch da habe ich all meine großen Partien vorbereitet. Wenn ich also Probebühne 2 oder Zimmer 6 betrete, denke ich immer, jawohl, hier bin ich zuhause, hier fühle ich mich wohl! Tilmann Rönnebeck, Sie sind seit dieser Spielzeit neu im Ensemble der Semperoper. Haben Sie sich schon eingelebt?

TR

Ich komme ja aus Magdeburg, und es gibt für mich sozusagen den Schicksalsfluss Elbe, sodass ich mich hier auf Anhieb sehr heimisch fühle. Die erste Phase war natürlich aufregend. Verschiedene Produktionen und Höhepunkte gingen ineinander über. Und zuhause sind die Umzugskisten noch nicht alle ausgepackt, und der einjährige Sohn schreit in der Nacht. Das war alles ein bisschen stressig, aber zugleich eine große Freude und ein guter Start. Sie studierten bei Ihrer Mutter, der Kammersängerin Irmgard Boas. War für Sie die Sängerinnenlaufbahn vorgezeichnet?

CH

Spätestens als ich zwei Jahre alt war und die Turandot

Ja, gemeinsam mit einem Freund hatten wir ein Bandprojekt, wollten eigene Kreationen veröffentlichen und dazu selbst die Arrangements schreiben. Aber im Laufe der Zeit stellte ich fest, dass sich meine Stimme fürs klassische Repertoire eignet, und da hat sich dann eine ganz neue Welt für mich eröffnet.

Es gibt Szenenfotos, die Sie beim Spitzentanz zeigen. Was war das Verrückteste, was bisher von Ihnen auf der Bühne verlangt wurde? CH

Das mit den Spitzenschuhen war in »Cenerentola«. Ich war die einzige Dame überhaupt – das Ballett tanzte damals kein klassisches Repertoire –, die in dieser Zeit auf Spitze auf der Bühne stand. Doch das Verrückteste war die Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«. Ich steckte in einem sich drehenden Rad, und der Einsatz war teilweise kopfüber unter der Bühne. Und daher war da unten ein Monitor, der ebenfalls umgedreht wurde, damit ich den Dirigenten nicht auf dem Kopf stehend sehen musste. Aber


Nora Schmid, Gespräch

durch die Proben gewöhnt man sich daran. Als ich dann als Olympia gastieren sollte, dachte ich: Ohne mein Rad kann ich das nicht! Verrückt war auch die Fiakermilli auf dem Pferd. Als ich den Regisseur bat, es selbst vorzumachen, sagte er: »Ich bin ja nicht schwindelfrei …«

CH

Als lyrischer Koloratursopran kennen Sie keine Höhenangst? CH

Also Königin der Nacht habe ich zum Beispiel nie gesungen. Da hat mich der Respekt davor bewahrt. Doch Höhenangst sollte man eigentlich nicht haben. Wenn hohe Töne keinen Spaß machen oder stressbelastet sind, sollte man diese Partien lieber nicht singen. Das Publikum muss stets das Gefühl haben: Was die da oben macht, das kann sie, das macht ihr Spaß. Zitterpartien in jeder Hinsicht, ob körperlich oder stimmlich, sind immer auch fürs Publikum unangenehm.

Leichte Stimmen, also die Soprane, sind meistens schnellgängiger und brauchen weniger Anlaufzeit als tiefere, schwerere und dramatischere Stimmen. Letztlich kann man ein Einsingprogramm mit dem Aufwärmen eines Tänzers an der Stange vergleichen: Es muss sein, ansonsten tut man sich weh. Sie sind auch Gesangsprofessorin aus Leidenschaft. Was ist für Sie das Wichtigste, das Sie jungen Sängerinnen und Sängern mit auf den Weg geben?

CH

Die jungen Leute müssen ihren Stimmapparat, ihren Körper und somit ihr Instrument kennen lernen. Ich bin dafür zuständig, das richtig einzustellen, zu stimmen. Abgesehen von der Technik geht es natürlich auch um Fragen des Stilempfindens. Am Ende liegt mir sehr daran, dass die Leute, die bei mir im Studium waren, in Lohn und Brot kommen und in einem Theater oder Ensemble so breit als möglich einsetzbar sind. Ist im Sängerdasein die Ausbildung jemals wirklich abgeschlossen?

Demnächst stehen Sie gemeinsam in Monteverdis »L’incoronazione di Poppea« auf der Bühne, als Amor und Seneca. TR

Seneca ist ja wirklich eine Bassrolle par excellence. Lange Phrasen, abstrus tiefe Regionen, wo man sich fragt, wie war denn die Stimmung damals, wenn Leute so tief gesungen haben? Diese Musik lässt große interpretatorische Freiheiten – eine schöne Herausforderung und ein spannendes Abenteuer, ich freue mich darauf! Stichwort Einsingen: Wie unterscheidet sich dies für einen hohen Sopran und einen tiefen Bass?

TR

Ich merke immer, dass die Proben um zehn einfach zu früh sind, aber das scheint allen Sängern so zu gehen. Morgens brauche ich ein bis zwei Stunden, bis ich voll einsatzfähig bin. Das ist die Aufwärmzeit, die ich einkalkulieren muss, das heißt um sieben aufstehen …

TR

Nein, auf jeden Fall nicht. Ich bin immer auf der Suche nach dem perfekten Ton. Und wenn so ein Ton richtig projiziert funktioniert, ist das ist ein unglaubliches Glücksgefühl. An einem Opernhaus wie der Semperoper muss man ständig Höchstleistungen bringen. Diese nervliche Anspannung ist auch ein Ansporn, immer dran zu bleiben.

CH

Ich singe jetzt mehr als 25 Jahre und natürlich, zumal als Frau, verändert sich im Laufe der Zeit der Körper, die Stimme, der ganze Mensch. Das ist ein Prozess, den man als Sängerin spürt und dem man sich anpassen muss. Ich bin sehr dankbar, dass meine Mutter noch immer in die Vorstellungen kommt und mir kritisches Feedback gibt. Und ja, den perfekten Ton sucht man immer. Damit wird man auch nie fertig sein, denn wenn du den gestern gesungen hast, ist der morgen womöglich wieder weg. Den muss man sich jeden Tag erkämpfen, leider …

FIGARO Operncafé Spezial

Sonntag, 6. Februar 2011, 11 Uhr im Rundfoyer der Semperoper Moderation Bettina Volksdorf (MDR Figaro) Tickets 5 Euro

Sendetermin 12. Februar 2011, 22 Uhr In Kooperation mit


Semper!

Staatskapelle

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Franz Liszt in Dresden – eine Spurensuche

Franz Liszt (1811–1886). Zeichnung von Carl Vogel von Vogelstein, Dresden 1840


Tobias Niederschlag, Autor

Um es gleich vorwegzunehmen: Die Beziehungen zwischen Franz Liszt und Dresden sind überschaubar. Der große Klaviervirtuose, der bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts den europäischen Kontinent begeisterte, gastierte in der sächsischen Residenzstadt nicht häufiger als in anderen Städten. Auch die Beziehungen zur Dresdner Hofkapelle waren nicht herzlicher als die zu anderen großen Orchestern der Zeit, wenngleich Liszt dem Orchester 1857 die Uraufführung seiner »DanteSymphonie« anvertraute. Eng und vielfältig waren allerdings die Beziehungen zu Richard Wagner, den Liszt während dessen Hofkapellmeisterzeit in Dresden kennenlernte und zu dem die Verbindung, trotz einiger Höhen und Tiefen, ein Leben lang anhielt. Überhaupt scheinen sich in Dresden, mit der Pflege der Werke Wagners und Webers, den Liszt ebenfalls sehr schätzte, die Grundlagen für seinen Weimarer Kreis herausgebildet zu haben (der sich später nach Bayreuth verlagerte). Nur von sekundärer Bedeutung ist es sicherlich, dass Liszt als Zwölfjähriger in Paris von dem einstigen Dresdner Hofkapellmeister Ferdinando Paër unterrichtet wurde.

L i s z t i n D res d e n Im März 1840, auf dem Höhepunkt seiner Virtuosenlaufbahn, konzertierte Liszt zum ersten Mal in Dresden. Nach zwei Privatkonzerten u.a. mit dem Geiger Karol Lipiński – damals frisch engagierter Konzertmeister der Dresdner Hofkapelle und als Solist ein bedeutender Rivale Niccolò Paganinis – musizierte Liszt am 16. März 1840 erstmals öffentlich im Saal des (inzwischen wiedererbauten) Hôtel de Saxe am Dresdner Neumarkt. Dieses Konzert führte ihn mit der Starsopranistin des Dresdner Hoftheaters, Wilhelmine Schröder-Devrient, zusammen, die wenige Jahre später als Wagners erste Senta und Venus für Furore sorgte. Mit Liszt musizierte sie Lieder von Franz Schubert; Liszt gab darüber hinaus noch einige seiner spektakulären Opern-Paraphrasen zum Besten – und das Publikum, vor allem das weibliche, lag ihm zu Füßen. Bedeutend war dieser erste Aufenthalt aber nicht zuletzt auch durch die Begegnung mit Robert Schumann, der über Liszts Dresdner Konzerte in der »Neuen Zeitschrift für Musik« berichtete. Schumann begleitete Liszt außerdem auf einem Kurztrip nach Leipzig (mit der erst

Zum 200. Geburtstag von Franz Liszt dirigiert Christian Thielemann ein Sonderkonzert mit dessen symphonischem Hauptwerk, der »Faust-Symphonie«. Anlass genug, sich erneut mit der Biografie des vielleicht größten Musikstars des 19. Jahrhunderts zu beschäftigen, der auch in Dresden seine Spuren hinterlassen hat.

ein Jahr zuvor eingeweihten »LeipzigDresdner-Eisenbahn«, der ersten deutschen Fernreisebahn). Zwar standen beide in den folgenden Jahren in regelmäßigem Austausch, Schumann aber konnte letztlich mit der Ästhetik Liszts nur wenig anfangen und machte daraus auch keinen Hehl. Liszt wiederum nahm einige seiner Klavierwerke ins Repertoire, dirigierte auch die in Dresden entstandenen Bühnenwerke »Manfred« und »Genoveva« und widmete Schumann 1853 seine epochale h-Moll-Sonate. Nicht unerwähnt bleiben soll die Audienz, die Liszt am 25. März 1840 im Dresdner Residenzschloss gewährt wurde, wo er mit dem sächsischen König Friedrich August II., einem begeisterten Musikliebhaber, zusammentraf. Es folgten weitere Konzerte mit Lipiński und Schröder-Devrient im Hôtel de Saxe sowie eine Benefiz-Matinee am 29. März, bei der aber nur wenig Geld gesammelt wurde: Möglicherweise war Liszt in diesen zwei Dresdner Wochen mit zahlreichen Konzerten ein wenig überpräsent. Im Dezember 1841 gastierte er mit drei umjubelten Konzerten erneut in Dresden. Wichtiger ist aber wohl sein nächster Aufenthalt an der Elbe im Jahr 1844: Am 21. und am 27. Februar konzertierte Liszt erstmals im Dresdner Hoftheater, das wenige Jahre zuvor von Gottfried Semper erbaut worden war (der ersten Semperoper) und an der seit 1843 Richard Wagner als Hofkapellmeister neue Impulse setzte. Gemeinsam mit der »Königlichen musikalischen Kapelle« musizierte Liszt, zu dieser Zeit bereits Hofkapellmeister in Weimar, das »Concertstück« von Carl Maria von Weber sowie das Es-Dur-Klavierkonzert (Nr. 5) von Ludwig van Beethoven. Außerdem trat er solistisch auf.

Affär e mit lola mo ntez Interessant ist dieser dritte Aufenthalt aber nicht zuletzt durch eine pikante Nebengeschichte: Liszt lernte bei einem kurzen Abstecher nach Dessau die Tänzerin Lola Montez kennen, die er mit nach Dresden brachte und die hier – aus Eifersucht gegenüber den vielen weiblichen Fans – in ein zu Ehren Liszts ausgerichtetes Bankett des sächsischen Königshauses hineinplatzte und auf den Tischen tanzte … Liszt soll sie daraufhin im Hotelzimmer eingeschlossen und an der Rezeption eine stattliche Summe hinterlassen haben – für die Möbel, die sie am nächsten Morgen zertrümmern würde! Nicht weniger beziehungsreich waren letztlich aber die Bekanntschaften mit Richard Wagner (mit dessen Musik Liszt in Form des »Rienzi« in Dresden erstmals in Berührung kam) und mit dem jungen, in Dresden geborenen Hans von Bülow. Beide sollten in Zukunft zu Liszts engstem Freundeskreis gehören, der eine als verehrtes Vorbild, der andere als Schüler und Fürsprecher – und beide als spätere Rivalen um seine Tochter Cosima und, daraus resultierend, als Schwiegersöhne. Das Verhältnis zu Wagner erwies sich schon wenige Jahre später, insbesondere für diesen, als existentiell: 1849, nach Wagners Mitwirkung am Dresdner Maiaufstand, verhalf Liszt dem steckbrieflich gesuchten Freund zur Flucht in die Schweiz. Im August 1850 hob er außerdem den ursprünglich für Dresden geplanten »Lohengrin« in Weimar aus der Taufe – nur das Finale des 1. Aktes war noch im September 1848 im Festkonzert zum 300-jährigen Kapelljubiläum unter Wagners Leitung in Dresden erklungen.


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Staatskapelle

Urau f f ü h r u ng d e r » Da n t e Sy m p h o nie « Auch nach Wagners Flucht blieb der Kontakt Liszts zum Dresdner Hoftheater und zur Hofkapelle bestehen. Auf Einladung des Dresdner Chordirektors Wilhelm Fischer, der eng mit Wagner zusammengearbeitet hatte, leitete Liszt am 7. November 1857 im Dresdner Hoftheater die Uraufführung seiner »Dante-Symphonie« – und stellte sich damit in Dresden erstmals auch als Dirigent vor. Das Konzert, das in der ersten Programmhälfte mit Liszts »Prometheus«-Musik begann, war allerdings kein großer Erfolg. Zu neuartig war offenbar das avancierte Werk, das zudem mit nur einer einzigen Probe einstudiert worden war. Hans von Bülow, der das Konzert miterlebte, berichtete: »Was hatte ich den Meister vergeblich gefleht, den Dante 1857 bei dem Dresdner Konzerte durch zugänglichere kleinere Stücke zu ersetzen! Andere Einflüsse hatten die Oberhand. Der Prometheus, der gefiel, wurde von dem mißfälligen Eindruck der Dante totgemacht und das Terrain in Dresden auf lange Zeit verloren …«. Immerhin widmete Liszt das Werk dem Dresdner Hofkapellmeister a.D. Richard Wagner. Die Verbundenheit mit der sächsischen Hofkapelle, die sich auch in einzelnen Musikerfreundschaften manifestierte, wurde 1873 noch einmal bekräftigt, als Liszt in Zusammenhang mit seinem 50-jährigen Bühnenjubiläum in Pest die Ehrenmitgliedschaft des Dresdner TonkünstlerVereins (der heutigen »Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden«) auf Lebenszeit verliehen wurde. Überreicht hat ihm die – leider verschollene – Urkunde sehr wahrscheinlich der Cellist und Vorsitzende des Vereins, Ferdinand Böckmann, der auch zu Liszts Weimarer Kammermusikkreis gehörte. Böckmann stellte wenige Jahre später auch den Kontakt zwischen der Hofkapelle und dem jungen Richard Strauss her …

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1854 auf Grundlage des Goetheschen Epos’ komponierte. Nach intensivem Austausch über diese Thematik mit Richard Wagner erweiterte er sein Werk 1857 noch um einen Schlusschor mit Tenorsolo, das bei den jetzigen Aufführungen Endrik Wottrich übernimmt. Aber auch Wagner, der viel von Liszt lernte (und dessen Tondichtungen er Cosima gegenüber einmal als »eine Fundgrube für Diebe« bezeichnete), zog seine Konsequenzen aus dem Austausch mit Liszt: Er überarbeitete seine 1844 in Dresden uraufgeführte »Faust-Ouvertüre«, die ursprünglich auch eine Symphonie werden sollte, 1855 noch einmal zu einer stringenteren Zweitfassung, mit der Christian Thielemann seine LisztHommage eröffnet. Die Auseinandersetzung mit Liszt ist damit für Thielemann in diesem Jahr aber noch nicht abgeschlossen: Im Oktober 2011 (am eigentlichen Liszt-Geburtstag) dirigiert er in Weimar und anschließend in Bayreuth ein Sonderkonzert zum Jubiläum, für das an der Weimarer Musikhochschule eigens ein internationales Projektorchester zusammengestellt wird.

Sonderkonzert zum 200. Geburtstag von Franz Liszt Sonntag, 20. Februar 2011, 20 Uhr Montag, 21. Februar 2011, 20 Uhr Semperoper Dresden Dirigent Christian Tenor Endrik

Thielemann Wottrich

Herren des Sächsischen Staatsopernchors Dresden Einstudierung Pablo

Assante

Richard Wagner »Eine Faust-Ouvertüre« d-Moll (Fassung 1855) Franz Liszt »Eine Faust-Symphonie« (Fassung 1857)

Thiel em a nn w ü r d i g t L i s zt Tickets ab 12 Euro

Aus Anlass des diessjährigen Jubiläums dirigiert der zukünftige Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Christian Thielemann im Februar 2011 ein Liszt-Sonderkonzert zu dessen 200. Geburtstag in der Semperoper. Dabei erklingt nicht die »Dante-Symphonie«, sondern das andere symphonische Hauptwerk des Komponisten: die »Faust-Symphonie«, die Liszt

Hinweis

Infolge einer aufwendigen Medienproduktion muss der ursprünglich angekündigte dritte Konzerttermin am 22. Februar 2011 leider entfallen. Bereits gekaufte Karten können gegen gleichwertige Karten für den 20. oder 21. Februar eingetauscht werden bzw. zurückgegeben werden.


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Staatskapelle

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Feuerwerk an Stars Da s ZDF- S i lv est e rko n ze rt e rl eb te sein e glan zvol l e pr emier e in dr esden

Christian Thielemann, Renée Fleming und Christopher Maltmann, dazu zahlreiche Solisten aus dem Ensemble der Semperoper Dresden sowie der Chor der Sächsischen Staatsoper und die Sächsische Staatskapelle waren angekündigt, um mit dem ZDF-Silvesterkonzert, welches nach 33 Jahren in Berlin erstmals live aus der Semperoper übertragen werden sollte, einen musikalischen Jahresausklang der Extraklasse zu garantieren. Die Vorfreude war allseits dementsprechend groß. Mit einem allerdings hatte niemand gerechnet: Mit dem frühen und heftigen Wintereinbruch, der zwar für eine »weiße Weihnacht« sorgte, letztlich aber auch verhinderte, dass Renée Fleming – aufgrund der Schneestürme an der amerikanischen Ostküste – rechtzeitig anreisen konnte. Für kurze Zeit stand das ganze Projekt in Frage, doch dann geschah das Glück im Unglück, die Sensation: Durch persönliche Vermittlung von Christian Thielemann gelang es, das Opern-Traumpaar Anna Netrebko und Erwin Schrott für das erste Konzert am 30. Dezember zu gewinnen – die beiden erklärten sich spontan bereit, in dieser schwierigen Situation zu helfen. Das Repertoire wurde kurzfristig erweitert, u.a. um eine Kostprobe aus Emmerich Kálmáns rassiger Csárdásfürstin. Am 31. Dezember sang dann, wie geplant, die inzwischen in Dresden eingetroffene Renée Fleming. So bescherte das Schneechaos, wie es tags darauf in der Presse hieß, dem Silvesterkonzert ein »Feuerwerk an Stars«, wie es funkelnder nicht hätte sein können. AncaMonica Pandelea, Musikchefin des ZDF, zeigte sich im Anschluss überaus glücklich: »Dass wir trotz der ARD-Konkurrenz die höchste Zuschauerzahl seit neun Jahren erreichen konnten, zeigt, dass die starke und etablierte Klassik-Marke am 31. Dezember das Silvesterkonzert im ZDF ist. Christian Thielemann hat die Staatskapelle Dresden und die Solisten zu einer außergewöhnlichen künstlerischen Leistung beflügelt. Die prachtvolle Semperoper bot dafür die ideale Kulisse, und die opulenten Fernsehbilder schufen die perfekte optische Umsetzung.« Silvester 2011 kann also kommen.


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Staatskapelle

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Konzertante Sehnsucht M o z a rt s S i n f o n i a co n certa n t e e r k l i ng t m i t z wei Ka p e llsoli sten i m 7 . Sym p ho n i e ko n ze rt

Matthias Wollong

Mozart zwischen Mahler und Messiaen. Was hat er da wohl zu suchen? Die Sinfonia concertante, die der 23-Jährige nach seiner Paris-Reise 1779 schrieb, während der nicht nur die geliebte Mutter starb, sondern auch große Hoffnungen auf Anerkennung und Liebe zerstoben, sie steht im 7. Symphoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle zwischen dem Adagio aus Gustav Mahlers unvollendet gebliebener zehnter Symphonie und der »Himmelfahrts«-Meditation »L’Ascension« von Olivier Messiaen. Ein Werk zwischen Tod und Auferstehung.

Mit dem Geiger Matthias Wollong und dem Bratscher Sebastian Herberg wurden zwei Solisten für die Sinfonia concertante gewonnen, die dem Dresdner Publikum – und sowieso dem Orchester – bestens vertraut sind. Wollong ist seit 1999 als 1. Konzertmeister der Kapelle tätig und sieht sich als Mittler zwischen seinen Kollegen und musikalischer Leitung. »Ich weiß die Erfahrung aus Hunderten von Dienstjahren hinter mir, mit diesem Potenzial geben wir den Dirigenten ein Angebot, die Grundlage für Interaktion.« Mit diesem besonderen Vertrauen, das ihm am ersten Pult zuteil wird, sieht er sich mitverantwortlich für höchste Sensibilität und Motivation. Auch für den legendären Klang der Kapelle? Selbstredend, wobei: »Die Staatskapelle enthält immer etwas sehr Typisches, auch wenn sie sich weiterentwickelt. Eine wesentliche Stärke unseres Orchesters ist ja, dass es nie gleich klingt.« Das könne man zu beschreiben versuchen, sollte es aber vor allem erleben. Dann müsse man den Kapellklang geradezu lieben, davon ist der Konzertmeister überzeugt. Aber wie ist es nun, aus dem vertrauten Ensemble heraus- und solistisch hervorzutreten? Ganz professionell: »In erster Linie bin ich Musiker und liebe immer das, was ich gerade tue. Man muss die Rolle, die man hat, annehmen und sie bestmöglich ausfüllen.« Beim Begleiten also eine mehr defensive Position, als Solist


Michael Ernst, Autor

Sebastian Herberg

hingegen mit führendem Part. Und nie dürfe ein Soloinstrumentalist vergessen, sich in vorhandene Strukturen mit einzufügen, erst dieses wechselseitige Assimilieren bringe das Gesamtkunstwerk Musik hervor. Da scheint sich Matthias Wollong mit seinem Kollegen Sebastian Herberg, der drei Jahre später als er zur Kapelle kam, einig. Der Solobratscher, seit 1995 auch Mitglied des Dresdner StreichTrio, räumt ein: »Es ist schon was Besonderes und eine große Ehre, als Solist des Orchesters präsent zu sein, wo sonst meist namhafte Stars für Interesse beim Publikum sorgen.« Gerade diese Komposition eigne sich wunderbar, als Stimmführer mal hervorzutreten, denn einerseits habe Mozart den dunklen Klang der Bratsche sehr geliebt, andererseits gehe es weniger um den Solopart als um den gemeinsamen Gesang von Violine und Viola mit dem Orchester. Biografische Hintergründe, so Herberg, seien da zweitrangig: »Für uns sind zunächst die Noten wichtig.« Darin stecke die zeitlose Botschaft. Das haben die beiden Musiker, für die stets zuerst das Orchesterspiel steht, dann die Kammermusik und erst an dritter Stelle solistische Betätigungen, auch schon bei ihrer ersten gemeinsamen Sinfonia concertante so gesehen, die sie in der damals noch unfertigen Frauenkirche aufführen konnten.

Sonntag, 27. Februar 2011, 11 Uhr Montag, 28. Februar 2011, 20 Uhr Dienstag, 1. März 2011, 20 Uhr Semperoper Dresden 7. Symphoniekonzert Dirigent Sakari

Oramo

Violine Matthias Viola Sebastian

Wollong Herberg

Gustav Mahler Adagio aus der Symphonie Nr. 10 Fis-Dur Zum 100. Geburtstag des Komponisten

Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonia concertante Es-Dur KV 364 (320d) Olivier Messiaen »L’Ascension« (Die Himmelfahrt) Kostenlose Einführungen jeweils 45 Minuten vor Beginn im Opernkeller der Semperoper


Semper!

Staatskapelle

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Beethoven – Brahms – Wagner – Liszt D i e Ko n ze rt e d e r S äc h s i sc hen Staatskapel l e im feb r u ar 2011

SemperBrass Dresden

Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden

Mikhail Pletnev

5. Kammerabend 6. Symphoniekonzert Donnerstag, 3. Februar 2011, 20 Uhr Semperoper Dresden Mitwirkende SemperBrass Dresden Das Programm wird in Kürze auf www.staatskapelle-dresden.de bekannt gegeben.

Rudolf Buchbinder

Auf Einladung der Sächsischen Staatskapelle Dresden Beethoven-Sonatenzyklus mit Capell-Virtuos Rudolf Buchbinder Matinee IV Sonntag, 13. Februar 2011, 11 Uhr Semperoper Dresden

Sonntag, 13. Februar 2011, 20 Uhr Montag, 14. Februar 2011, 20 Uhr Semperoper Dresden Zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 Mikhail Pletnev Dirigent Annette Dasch Sopran Roman Trekel Bariton Sächsischer Staatsopernchor Dresden Einstudierung: Pablo Assante

Rudolf Buchbinder Klavier Ludwig van Beethoven Sonate Nr. 6 F-Dur op. 10 Nr. 2 Sonate Nr. 24 Fis-Dur op. 78 Sonate Nr. 16 G-Dur op. 31 Nr. 1 Sonate Nr. 29 B-Dur op. 106 »Hammerklavier«

Johannes Brahms »Ein deutsches Requiem« op. 45


Christian Thielemann

Sonderkonzert zum 200. Geburtstag von Franz Liszt

Annette Dasch

Sonntag, 20. Februar 2011, 20 Uhr Montag, 21. Februar 2011, 20 Uhr Semperoper Dresden

Auf Einladung der Sächsischen Staatskapelle Dresden

Christian Thielemann Dirigent Endrik Wottrich Tenor

Beethoven-Sonatenzyklus mit Capell-Virtuos Rudolf Buchbinder

Herren des Sächsischen Staatsopernchors Dresden Einstudierung: Pablo Assante

Matinee V Sonntag, 20. Februar 2011, 11 Uhr Semperoper Dresden Rudolf Buchbinder Klavier Ludwig van Beethoven Sonate Nr. 2 A-Dur op. 2 Nr. 2 Sonate Nr. 9 E-Dur op. 14 Nr. 1 Sonate Nr. 15 D-Dur op. 28 Sonate Nr. 27 e-Moll op. 90 Sonate Nr. 23 f-Moll op. 57 »Appassionata«

Richard Wagner »Eine Faust-Ouvertüre« Franz Liszt »Eine Faust-Symphonie«

Endrik Wottrich


Semper!

Menschen

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Carolina Ullrich, Sopranistin im Dresdner Ensemble

Zehn Fragen

Die Sopranistin Carolina Ullrich wurde in Chile geboren. Sie studierte an der Päpstlichen Katholischen Universität von Santiago de Chile und schloss ihr Studium summa cum laude ab. Im Februar 2005 kam sie nach Augsburg, wo sie bei Edith Wiens ihr Studium fortsetzte. Carolina Ullrich ist Stipendiatin der Fundación Andes, einer der wichtigsten Stiftungen Südamerikas. Erfahrungen im Opernfach erwarb sie am Teatro Municipal de Santiago de Chile. Im Sommer 2005 übernahm sie dort mit großem Erfolg die Rollen der Despina (»Così fan tutte«) und der Sœur Constance (»Dialogues des Carmélites«). Unter der Leitung von Helmuth Rilling sang sie im April 2006 Bachs »Johannespassion« in Stuttgart und Neapel. Im Rahmen der Bayerischen Theaterakademie August Everding sang sie im letzten Jahr die Rolle der Serpetta in »La finta giardiniera«. Seit der Spielzeit 2010 / 11 zählt sie zum festen Ensemble der Semperoper und ist hier u.a. als Adele in »Die Fledermaus (Januar/Februar)«, Susanna in »Le nozze di Figaro« (März), Zdenka in »Arabella« (Februar/März) und Rose Maurrant in »Street Scene« (Juni) zu erleben.


Semper!

Sparte Person

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Autor


Semper!

Impressum Herausgeber Sächsische Staatsoper Dresden Intendantin Dr. Ulrike Hessler Semper! Magazin der Semperoper Dresden Theaterplatz 2, 01067 Dresden semperoper.de T 0351 49 11 336 Redaktion Maret Hellwig, Leitung (verantw. i.S.d.P.) Nora Schmid, Christine Diller, stellver­ tretende Leitung Sophie Becker, Matthias Claudi, Corina Ebert, Anja Fietzek, Anne Gerber, Tobias Niederschlag, Stefan Ulrich, Kerstin Zeiler Bildnachweis Titel Matthias Creutziger Inhalt Matthias Creutziger außerdem S. 3 Costin Radu S. 10 Tim Couchman S. 17 oben: Amac Garbe S. 17 unten: Agentur S. 24 Marlies Kross S. 25 Erwin Döring S. 26 Archiv S. 32 links: SemperBrass S. 32 Mitte Alexander Basta S. 32 rechts: Roman Goncharov S. 33 links: Manfred Baumann S. 33 rechts: Boris Orlob Management S. 34 privat Gestaltung Fons Hickmann M23, Berlin Bjoern Wolf, Jenna Gesse Illustration Fons Hickmann M23, Berlin Anne Baier Herstellungsregie Marcus Bräunig Druck Druckerei Thieme GmbH Papier Munken Lynx Rough, 100g Multi Art Silk, 200g Anzeigenvertrieb Keck & Krellmann, Werbeagentur GmbH, Dresden Redaktionsschluss für dieses Heft: 18. Januar 2011

Service, Spielplan, Impressum

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Service

Spielplan

Die Tageskassen und das Anrechtsbüro befinden sich in der Schinkelwache.

Februar

Semperoper Dresden Besucherdienst Theaterplatz 2 01067 Dresden Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 – 18 Uhr Sonnabend, Sonntag 10 – 13 Uhr* (*Änderungen im Monatsspielplan bzw. auf semperoper.de) T 0351 49 11 705 bestellung@semperoper.de Tickets Eventim / CTS-Kartenvorverkauf Über die CTS-Vorverkaufsstellen (cts = computer ticket service) können Sie im gesamten Bundesgebiet (sowie in Österreich) Karten für die Semper­oper Dresden beziehen. Sie können aber auch Ihre Tickets direkt online buchen und bekommen diese über den Postweg zugestellt. www.eventim.de Internet Auf semperoper.de sind Karten direkt über das Internet unter Angabe der Kreditkartennummer buchbar. Print@Home Der einfachste und schnellste Weg zu Ihrer Eintrittskarte. Im Print@Home-Verfahren können die Tickets sicher und bequem zu Hause gekauft und selbst ausgedruckt werden. Gutschein Mit einem Gutschein im Wert von 20 und 50 Euro kann ein Opern-, Ballett- oder Konzertabend verschenkt werden, ohne sich auf eine Vorstellung festlegen zu müssen. Erhältlich an der Tageskasse, telefonisch oder elektronisch bestellbar oder im Print@Home-Verfahren unter semperoper.de zum selbst Ausdrucken. Spielplanversand Die Spielzeitbroschüre (5 Euro zzgl. Porto), den Monatsspielplan sowie das Magazin Semper! stellen wir Ihnen gern auf Wunsch kostenfrei zu. Bestellung: kommunikation@semperoper.de

Mi 02 19:00 Die Fledermaus Do 03 20:00 5. Kammerabend Fr 04 19:30 Penthesilea ³ Sa 05 18:00 Premiere Coppélia So 06 16:00 Tristan und Isolde 18:00 Premiere Der gestiefelte Kater Mo 07 19:00 Die Fledermaus Di 08 18:00 Der gestiefelte Kater 19:00 Coppélia (Dresdentag) Mi 09 19:00 Salome Do 10 18:00 Der gestiefelte Kater 19:00 Coppélia Fr 11 20:00 Salome Sa 12 18:00 Der gestiefelte Kater 19:30 Coppélia So 13 11:00 Klavierrecital Rudolf Buchbinder IV 15:00 Verleihung des 2. Internationalen Friedenspreises an Daniel Barenboim 20:00 6. Symphoniekonzert / Mikhail Pletnev Mo 14 20:00 6. Symphoniekonzert / Mikhail Pletnev Di 15 14:00 Die Fledermaus (SV) 20:00 Liederabend: Anne Schwanewilms Mi 16 19:00 Coppélia Do 17 20:00 Salome Fr 18 19:00 Die Fledermaus Sa 19 18:00 Premiere Junge Choreografen 19.30 Die Fledermaus So 20 11:00 Klavierrecital Rudolf Buchbinder V 18:00 Junge Choreografen 20:00 Sonderkonzert Franz Liszt / Christian Thielemann Mo 21 20:00 Sonderkonzert Franz Liszt / Christian Thielemann Di 22 19:00 Junge Choreografen Mi 23 19:30 Coppélia Do 24 09.30 Der gestiefelte Kater 19:00 Arabella ³ Fr 25 19:00 Die Fledermaus Sa 26 15:00 Der gestiefelte Kater 19:00 Coppélia So 27 11:00 7. Symphoniekonzert / Sakari Oramo 11:00 Der gestiefelte Kater 19:30 Die Fledermaus Mo 28 20:00 7. Symphoniekonzert / Sakari Oramo


März

Di 01 20:00 7. Symphoniekonzert / Sakari Oramo Mi 02 19:30 Arabella (Dresdentag) Do 03 19:00 Coppélia Fr 04 19:00 Tosca ¹ 21:00 Silent Spring – Semperoper Ballett »On the move« Sa 05 15:00 Der gestiefelte Kater 19:30 Arabella ³ 21:00 Silent Spring – Semperoper Ballett »On the move« So 06 11:00 Klavierrecital Rudolf Buchbinder VI 11:00 Der gestiefelte Kater 19:00 Tosca ¹ Mo 07 09:30 Der gestiefelte Kater 11:30 Der gestiefelte Kater 20:00 Liederabend: Tichina Vaughn Di 08 09:30 Der gestiefelte Kater 11:30 Der gestiefelte Kater 19:00 Arabella ³ Mi 09 19:00 Tosca ¹ Do 10 19:00 Die Zauberflöte Fr 11 19:00 Arabella ³ Sa 12 15:00 Der gestiefelte Kater 19:00 Tosca ¹ So 13 11:00 8. Symphoniekonzert / Nikolaj Znaider 11:00 Der gestiefelte Kater 19:00 Die Zauberflöte Mo 14 09:30 Der gestiefelte Kater 11:30 Der gestiefelte Kater 20:00 8. Symphoniekonzert / Nikolaj Znaider Di 15 20:00 8. Symphoniekonzert / Nikolaj Znaider Do 17 19:00 Die Zauberflöte Fr 18 19:00 3 Farben Weiß Sa 19 18:00 Der gestiefelte Kater 19:00 Die Zauberflöte So 20 14:00 Die Zauberflöte (Familientag) 18:00 Der gestiefelte Kater 19:00 Die Zauberflöte Di 22 19:00 Die Zauberflöte Mi 23 19:00 3 Farben Weiß Do 24 20:00 6. Kammerabend Fr 25 19:00 Die Entführung aus dem Serail Sa 26 19:00 Die Zauberflöte So 27 11:00 Einführungsmatinee L’incoronazione di Poppea 11:00 Klavierrecital Rudolf Buchbinder VII 19:00 3 Farben Weiß (Zum Welttheatertag) Mo 28 19:00 Die Zauberflöte Di 29 20:00 Liederabend: Evelyn Herlitzius Mi 30 19:00 Die Entführung aus dem Serail Do 31 21:00 Jazz in der Semperoper: Enrico Rava New York Days

Weitere Informationen unter semperoper.de Änderungen vorbehalten

1 in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln 2 in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln 3 Kostenlose Werkeinführung 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung im Opernkeller

Oper Ballett Staatskapelle Junge Szene

Der Dresdentag wird unterstützt durch

Die Semperoper Junge Szene wird unterstützt durch

Eine Initiative der Rudolf Wöhrl AG.


Semper!

Rätsel

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Rätsel Tristan und Isolde

10.000.000 Z a h l d es M o n at s

Die Semperoper Dresden konnte zum Ende ihres Jubiläumsjahres, 25 Jahre nach ihrer Wiedereröffnung, ihren 10-Millionsten Kartenkäufer begrüßen. Am Sonntag, 2. Januar 2011 wurde bei der konzertanten Premiere von Peter I. Tschaikowskys »Iolanta« der Wahldresdner Udo Marcinski von Intendantin Dr. Ulrike Hessler in Empfang genommen und verfolgte die Vorstellung auf einem Platz an ihrer Seite. Überreicht wurde ihm als Geschenk eine Meistersingerkette – ein Requisit aus der Wolfgang Wagner-Inszenierung »Die Meistersinger von Nürnberg«, die im Wiedereröffnungsjahr 1985 ihre Premiere feierte. Zusätzlich erhielt Udo Marcinski einen Opernabend seiner Wahl für zwei Personen mit einem anschließenden Abendessen im Taschenberg Palais Restaurant »Intermezzo«. Der leidenschaftliche Opernbesucher Marcinski, Polygraf im Ruhestand, lebt seit 2003 in Dresden und lässt seither kaum eine Premiere an der Semperoper aus. »Überall, wo ich länger bleibe, gehe ich ins Theater«, sagt der 69-Jährige und versteht sich als einen »dankbaren und engagierten Konsumenten von Kunst, wenn es wirklich gute Kunst ist – ansonsten ärgere ich mich«. Zu seinen Favoriten an der Semperoper zählt er unter anderem »Daphne«, »Dido and Aeneas«, »Rusalka« und »Penthesilea«.

Es ist eine der größten Liebesgeschichten aller Zeiten! Der mutige und listige Ritter Tristan nimmt es auf sich, einen Drachen zu töten, um die schöne Isolde von Irland zu gewinnen. Im Auftrag seines Onkels Marke wirbt er um sie, jedoch verfallen die beiden einander in unsterblicher Liebe. Auch nach Isoldes Hochzeit endet das Verhältnis der beiden nicht, und so begehen sie Ehebruch, der immer wieder fast entdeckt wird. Mehr als einmal wird ihre Liebe auf die Probe gestellt, und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, wie lange das gut gehen kann … Tristan und Isolde verlieben sich auf der Schifffahrt durch einen Liebestrank. Von welcher Hafenstadt in Irland brechen sie auf (Name im Libretto und heutiger Stadtname), und welche erreichen sie schließlich in Cornwall? Wie viele Seemeilen legen die Liebenden dabei zurück?

Weitere Vorstellungen

30. Januar und 6. Februar 2011 Tickets ab 14,50 Euro Verlosung

Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir zwei Freikarten der Saison 2010/11 Ihrer Wahl, ausgenommen sind Premieren, Sonderveranstaltungen und Gastspiele. Einsendeschluss

28. Februar 2011

Semperoper Dresden Theaterplatz 2 01067 Dresden kommunikation@semperoper.de Lösungswort des letzten Rätsels, Heft 4:

Semper 2, Stephanie Atanasov Gewonnen hat

Matthias Hentschel aus Pirna


3+7

5 6 7

Lรถsung

(=

sm )


Der Stiftungsrat Joachim Hoof Vorstandsvorsitzender Ostsächsische Sparkasse Dresden Vorsitzender des Stiftungsrates, Dresden

Prof. Dr. Dr. Sabine Freifrau von Schorlemer Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, Dresden

Senator h. c. Rudi Häussler Gründer und Ehrenvorsitzender des Stiftungsrates, Stuttgart

Helma Orosz Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden Heinz H. Pietzsch, Berlin

Ehrenprofessor Senator E. H. Dipl. Ing. (FH) Klaus Fischer Inhaber und Vorsitzender der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe fischer, Waldachtal

Hans Günther Schappacher Geschäftsführender Gesellschafter Assistenz-Treuhand GmbH, Stuttgart

Susanne Häussler, Stuttgart

Alfred Sigl, Nürnberg

Dr. Ulrike Hessler Intendantin der Sächsischen Staatsoper Dresden

Dr. Andreas Sperl Geschäftsführer EADS Elbe Flugzeugwerke, Dresden

Professor Dipl. Ing. Jürgen Hubbert Vorsitzender des Kuratoriums, Sindelfingen Gerhard Müller Vorstandsvorsitzender Sparkassen-Versicherung Sachsen Geschäftsführer der Stiftung, Dresden

Tilman Todenhöfer Geschäftsführender Gesellschafter Robert Bosch Industrietreuhand KG, Gerlingen

Das Kuratorium Assistenz-Treuhand GmbH Ulrich Bäurle GmbH & Co. KG BBBank eG Behringer.Touristik.Beratung.Organisation GmbH Roland Berger Strategy Consultants GmbH Robert Bosch GmbH BW PARTNER Daimler AG Deutscher Sparkassen-Verlag GmbH Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen DREWAG Stadtwerke Dresden GmbH Duravit AG EADS Elbe Flugzeugwerke GmbH ENSO Energie Sachsen Ost AG fischerwerke GmbH & Co. KG GARDENA GmbH GEZE GmbH Hilton Dresden Kempinski Hotel Taschenbergpalais KPMG AG Lange Uhren GmbH Leicht Juweliere Ostsächsische Sparkasse Dresden

Piepenbrock Dienstleistung GmbH & Co. KG Heinz H. Pietzsch Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG PSD-Projects + Share Development AG Radeberger Exportbierbrauerei GmbH Rheinmetall AG Sachsen Bank Schwäbische Bank AG, Dr. Peter Linder Unternehmensgruppe Schwarz SRH Holding Sparkassen-Versicherung Sachsen Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH Senator h.c. Erwin Staudt Super Illu Verlag GmbH & Co. KG Vattenfall Europe Mining & Generation VITRA GmbH Deutschland Juwelier Wempe Adolf Würth GmbH & Co. KG YIT Germany GmbH Zentrum Mikroelektronik Dresden AG Ehrenmitglieder: Professor Christoph Albrecht Professor Gerd Uecker


Wer Kunst versteht, versteht es, sie zu fördern Dem Aufruf der 1992 gegründeten Stiftung zur Förderung der Semperoper sind mittlerweile­zahlreiche Freunde der Semperoper gefolgt. Werden auch Sie Mitglied im Kuratorium oder im Förderkreis der Stiftung zur Förderung der Semperoper. Helfen Sie mit, die Ziele der Stiftung zum Wohle der Semperoper zu realisieren und genießen Sie gleichzeitig viele persönliche Vorteile.

Als Förderer sind Sie Gast der Intendantin Zum jährlichen Preisträgerkonzert der Stiftung und dem anschließenden Empfang für die Preisträger werden Sie persönlich eingeladen.

Musiktheater intensiver erleben Sie kommen mit Künstlern und der Opernleitung unmittelbar ins Gespräch, haben die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und Proben zu besuchen.

Die Semperoper kommt zu Ihnen nach Hause Sie erhalten vor jeder Spielzeit die Jahresbroschüre mit dem neuen Spielplan. Das Magazin »semper!« der Oper und die Stiftungszeitung »aktuell« informieren über Neuigkeiten.­

Kartenreservierung leicht gemacht Das Büro der Stiftung unterstützt Sie bei der bevorzugten Reservierung von Karten für Repertoire- und Premierenvorstellungen.

Anregender Austausch unter Freunden Die Stiftung bietet Ihnen eine hervorragende Plattform zum ungezwungenen Austausch mit anderen Musikliebhabern aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur.

Informationen und Spendenvordrucke Stiftung zur Förderung der Semperoper (im Hause der Sparkassen-Versicherung Sachsen), An der Flutrinne 12, 01139 Dresden, Telefon 0351 423 55 98, Telefax 0351 423 54 55, stiftung.semperoper@sv-sachsen.de, www.stiftung-semperoper.de


Semper!

Rezension eines Gastes

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Dr. Andreas Trötschel, Sohn der ersten Dresdner Rusalka

Reihe 7, Platz 23 P remi e re » ru sal ka«, Dezember 2010

»Rusalka« in Dresden! Da werden Erinnerungen wach: 1948 kam die Oper zum ersten Mal in Dresden in der Tonhalle unter Keilberth und mit der Trötschel in der Titelrolle zur Aufführung. Damals hatte das Publikum das Schicksal der zarten, nach Liebe sich sehnenden Meerjungfrau gerührt verfolgt, es ließ sich gern in diese Märchenwelt entführen, um für ein paar Stunden Trümmer und Entbehrungen zu vergessen. Würde sich das Publikum heute auch noch so entführen lassen? Gespannt nehme ich im Zuschauerraum Platz und werde Zeuge einer ganz anderen »Rusalka«-Deutung. Noch lange bevor die Musik einsetzt, kann man sich an einem realistischen Bühnenbild mit immer wiederkehrenden Straßenszenen erfreuen. Wasser darf nicht fehlen: Es regnet, und auf der Straße spiegeln sich die Häuserfronten. Allem Anschein nach haben die Nixen ihr Wasserreich inzwischen verlassen, Rusalka ist zu einem FestlandBiest mutiert und stellt ihren makellosen Körper in raffiniertem Lederdress zur Schau, ja, sie schickt sich an, die Männerwelt aufzumischen und als Femme fatale ihren Opfern Albtraum-gesättigte Nächte zu bescheren. Frau Monogarova ist in diesem Sinne eine Idealbesetzung, denn ihr Sopran hat die Kraft, die verblüffenden Enthüllungen aus dem Reich der Tiefenpsychologie glaubhaft widerzugeben. Es ist mal wieder richtig was los auf der Bühne – ein Sexshop verwandelt sich in eine HochzeitskleidSchneiderei, in ehrbaren Bürgern keimt die schiere Mordlust auf und ruft die Polizei auf den Plan: Was für Nixen, was für ein Wassermann! Die Fantasie des Regisseurs ist überbordend, und im Nu ist die Oper aus. Kein Mitleid mit Rusalka, soll sie doch als Irrlicht weiterschmachten! Über all dem Trubel kann man leicht die Musik vergessen, die die Staatskapelle unter Tomáš Netopil in ganz romantischem Sinne aus dem Orchestergraben aufsteigen lässt. Ja, es hat sich viel verändert, die Menschen können wieder mehr Konfliktstoff vertragen und haben sowohl die Furcht als auch den Respekt vor den Kräften der

Natur verloren, die in der Inszenierung von Heinz Arnold noch wirkmächtig präsent waren. Und jede Zeit hat ihre Sänger – damals hat Elfride Trötschel mit ihrer herzbewegenden lyrischen Stimme die Menschen getröstet und verzaubert. Das ist perfekt nachzuempfinden auf der CD, die in der Edition Staatskapelle erschienen ist und sogar 2007 den Echo-Preis erhalten hat. In der Regie-Konzeption von Stefan Herheim sind andere Timbres angesagt, denn der Wassermann samt seiner Rusalka dringen in Welten vor, wo Sehnsucht, Zerbrechlichkeit und Mitleid allenfalls Teilbereiche der menschlichen Seele widerspiegeln, sie fordern vielmehr das komplette Arsenal mit seinen Hinter- und Abgründen ein. Ein Fazit, ein Satz: Ich habe zwar »meine Rusalka« nicht gefunden, doch bin ich auf andere Weise reich beschenkt worden: von dieser überbordend vielseitigen und aufregenden Regie, von den begnadeten Sänger-Darstellern und von der dennoch so romantisch musizierenden Staatskapelle.

Dr. Andreas Trötschel Weitere Vorstellungen

17. Mai 2011, 19 Uhr 28. Mai 2011, 19 Uhr Tickets ab 21 Euro




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